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Enttäuscht von der Welt und seinen eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeiten, begibt sich der kleine Panda Bao auf die Suche nach Glück und innerem Frieden. Bald begegnet er anderen Tieren, die zu seinen Lehrmeistern werden und lernt, die Stürme des Lebens kommen und gehen zu lassen. Indem er das Wunder des Jetzt ergründet, wird sein Geist klar und sein Herz leicht.
Ein erzählender Ratgeber voller Witz und Weisheit, mit überraschenden Erkenntnissen und einfachen Übungen für ein achtsames, gelassenes Leben. Folgen auch wir der Spur des Pandas …
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Seitenzahl: 239
DAS BUCH
Enttäuscht von der Welt und seinen eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeiten begibt sich der kleine Panda Bao auf die Suche nach Glück und innerem Frieden. Bald begegnet er anderen Tieren, die zu seinen Lehrmeistern werden. Durch sie lernt er, die Stürme des Lebens kommen und gehen zu lassen. Indem er das Wunder des Jetzt ergründet, wird sein Geist klar und sein Herz leicht.
Mit überraschenden Erkenntnissen und einfachen Anleitungen kann Baos Reise zu Glück und Gelassenheit ganz leicht zu Ihrer eigenen werden. Folgen Sie einfach der Spur des Pandas …
Ein Buch voller Witz und Weisheit, mit spannenden Geschichten und ebenso einfachen wie wirksamen Übungen.
DIE AUTOREN
Aljoscha Long und Ronald Schweppe sind international bekannte Bestsellerautoren, die ganzheitliche Lebenskunst auf leicht verständliche Art und Weise kompetent zu vermitteln verstehen. Moderne Psychologie, zeitgemäße Philosophie und östliche Spiritualität fließen in ihren Werken harmonisch zusammen. Aljoscha Long ist Psychologe, Therapeut und Kampfkunstlehrer, Ronald Schweppe ist Orchestermusiker und Meditationslehrer. Das Autorenteam ist durch zahlreiche Veröffentlichungen und Funk und Fernsehen bekannt.
Weitere Informationen: www.long-schweppe.de
Aljoscha Long Ronald Schweppe
Der Panda und das Geheimnis der Gelassenheit
Wie Sie achtsam und entspannt durchs Leben kommen
Wilhelm Heyne Verlag München
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Copyright © 2015 by Lotos Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Die Originalausgabe erschien 2015 im Lotos Verlag unter dem Titel Bao, der weise Panda, und das Geheimnis der Gelassenheit
Redaktion: Dr. Diane Zilliges
Einbandgestaltung: Guter Punkt, München
Covermotiv: © Nadja Tilke / Guter Punkt, München
Panda-Illustrationen: Markus Weber / Guter Punkt, München
Weitere Illustrationen: © istock / thinkstock
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN: 978-3-641-29741-1V002 V001
www.heyne.de
Gleichmut bewahren in Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz, Ehre und Schande, das ist das Zeichen der spirituell Vollkommenen. Körperliche, seelische und geistige Harmonie zu bewahren, wie schwer die Aufgabe auch sein mag, führt allein zu innerem Frieden und Heiterkeit.
Bhagavadgita
Inhalt
Innere Ruhe – Sehnsucht des Herzens
Bao und der Bambushain. Die Suche beginnt …
Dem Fluss folgen
Nicht kämpfen
Das Schwere loslassen
Das Herz leicht werden lassen
Atmen und lächeln
Geduld, Geduld
Die Stürme kommen und gehen lassen
Durch Mitgefühl das Herz befreien
Einen klaren Geist bewahren
Die Freude wecken
Gut genug für mich
Sich sammeln und die Stille entdecken
Zur Quelle zurückkehren
Das Jetzt feiern
Innere Ruhe – Sehnsucht des Herzens
Goethe schrieb einmal: »Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust …« Zwei sind es mindestens. So gibt es zum Beispiel zwei entgegengesetzte Sehnsüchte in jedem von uns. Wir möchten etwas erleben, wir brauchen ein bisschen »Nervenkitzel«. Auf der anderen Seite wünschen wir uns aber auch inneren Frieden, Harmonie, Entspannung und tiefe, unaufgeregte Zufriedenheit – ein bisschen »Nervenbalsam«.
Diese beiden Sehnsüchte sind tief in uns verwurzelt – und das ist auch gut so: Denn jemand, der nie nach Anregungen sucht, wird sich nicht weiterentwickeln können. Und jemand, der nie inneren Frieden erlebt, brennt früher oder später aus. Beide Sehnsüchte sind Grundbedürfnisse: Wir brauchen in unserem Leben beides – sowohl Anregung als auch Ruhe, damit sich unser Geist harmonisch entfalten kann.
An Anregung fehlt es uns heute ja offensichtlich nicht. Im Gegenteil: Tag für Tag überflutet uns die Welt mit Informationen, Bildern, Geräuschen, Farben …
Unsere Gesellschaft hat nicht gelernt, wann man besser wieder aufhört. Und so haben wir auch nicht gelernt, wann es an der Zeit ist, wieder innezuhalten und zur Ruhe zu kommen.
Es stimmt schon: Wir haben uns das Leben leichter gemacht und müssen nicht mehr unter Lebensgefahr oder im Schweiße unseres Angesichts um unsere Nahrung kämpfen. Wir haben es warm, sind satt, können alle nur denkbaren Sinnesfreuden erleben und diese zudem länger als je zuvor genießen, da unsere Lebenserwartung ständig steigt. Das alles wäre ja an sich ganz prima, wenn … tja, wenn Menschen nicht immer mehr wollten; und das wollen sie nun mal – selbst dann, wenn sie schon mehr als genug haben.
Durch unseren unstillbaren Appetit haben wir eine Welt erschaffen, die immer verrückter wird: Wir müssen nicht hungern, kämpfen aber gegen Übergewicht. Wir können uns über das Internet mit Menschen verbinden, die Tausende von Kilometern entfernt sind, fühlen uns aber oft hoffnungslos einsam und isoliert. Wir können auf Autobahnen eine frühere Tagesreise in einer Stunde bewältigen, verwenden aber mehr Zeit auf die Fahrt zur Arbeit als früher, wo man noch zu Fuß gehen musste. Wir haben viel Zeit, die nicht mit Nahrungssuche oder Arbeit ausgefüllt ist, aber das führt oft nur zu »Freizeitstress«, da wir einfach zu viel wollen oder nichts mit uns anzufangen wissen. Und als ob das nicht schon reichen würde, regen wir uns über uns selbst und den Zustand der Welt auch noch furchtbar auf, sind verunsichert oder verängstigt.
Unser Bedürfnis nach Anregung und »Nervenkitzel« haben wir uns gründlich erfüllt. So gründlich sogar, dass wir weit über das Ziel hinausgeschossen sind und kaum noch zur Ruhe kommen. Von allen Seiten stürmen aufregende Nachrichten auf uns ein; ständig werden wir aufgefordert, mehr und mehr zu konsumieren; wirkliche oder eingebildete Bedrohungen durch Fanatiker, Seuchen, Wirtschaftskrisen, Einwanderer oder Lebensmittelzusätze rauben uns den Schlaf.
Vor allem aber ist es immer wieder unsere eigene innere kritische Stimme, die unseren Frieden und unsere Gelassenheit zerstört. In den Köpfen der meisten geht es rund wie in einem außer Kontrolle geratenen Kettenkarussell: Gedanken und Gefühle rasen im Kreis herum; körperliche und geistige Spannungen verfestigen sich; Wut, Angst oder Niedergeschlagenheit machen sich breit.
Was wir auch probieren – es folgt einfach keine Entspannung mehr auf den Nervenkitzel. Manche denken sich immer verrücktere, lebensgefährliche Dinge aus, um sich den »Kick« zu verschaffen, der wenigstens für eine Weile für Ruhe im Kopf sorgt. Wer weniger risikofreudig ist, versucht, sein verloren gegangenes Gleichgewicht durch Konsum, Drogen, Arbeitswut, Fernreisen oder mediale Unterhaltung wiederherzustellen … was aber noch schlechter funktioniert als die Methoden der Extremsportler und Abenteuerfreaks.
So bedauerlich der Zustand ist, in dem wir uns befinden, ausweglos ist er nicht. Klar, wir brauchen Anregung, aber das muss ja deshalb keine Aufregung sein. Auch wenn es uns guttut, unsere Gefühle zu leben, müssen wir doch nicht zulassen, dass unsere Gefühle uns leben und wir zum Spielball unvermittelt auftauchender Emotionen und Stimmungen werden.
Die Übererregung lässt viele Menschen weder körperlich noch seelisch Ruhe finden. Selbst in äußerlich ruhigen Zeiten bleiben sie innerlich unruhig. Sie müssen sich ständig kontrollieren – und verlieren doch spätestens dann die Kontrolle, wenn das Fass wieder einmal überzulaufen droht.
Kommt dir das alles bekannt vor? Das ist sehr wahrscheinlich. Und dann würde sich natürlich die Frage aufdrängen, wie um alles in der Welt du wieder aus diesem durchgedrehten Karussell herauskommen kannst.
Glücklicherweise gibt es einen »Ausstieg« – einen Weg, der es dir jederzeit ermöglicht, innerlich wieder zur Ruhe zu kommen, wenn du es wirklich willst. Es ist der Weg der Gelassenheit.
Gelassenheit ist ein Zustand des inneren Gleichgewichts. Sie ist an sich weder Anspannung noch Entspannung, sondern eine Art und Weise, die Welt wahrzunehmen und auf Ereignisse zu reagieren – aber eben so, dass die innere Balance dabei immer erhalten bleibt.
Wärst du auch gern etwas gelassener? Bestimmt, denn Gelassenheit fühlt sich einfach gut an. Ja, mehr noch: Gelassenheit ist ein überaus beglückender Zustand, in dem du dich wach und selbstbewusst und zugleich entspannt und zufrieden fühlst.
Auch wenn wohl jeder von uns gern gelassen wäre, so sind es doch nur die wenigsten. Woran liegt das? Ist Gelassenheit denn so schwer zu erreichen? Oder ist sie angeboren und nur eine Frage des Schicksals?
Vielleicht ist die Fähigkeit, Gelassenheit schnell erlernen zu können, tatsächlich zum Teil angeboren. Doch die Gelassenheit selbst ist es ganz bestimmt nicht. Und dass es schwer wäre, gelassener zu werden, stimmt auch nicht. Im Gegenteil: An sich ist es sogar viel einfacher und energiesparender, gelassen zu bleiben, als bei jedem »reizenden« Anlass gleich aus der Haut zu fahren.
Das Einzige, was es so schwierig macht, auch in heiklen Lagen gelassen zu bleiben, sind unsere Gewohnheiten. Wenn wir unser Leben lang »ungelassene« Reaktionen eingeübt haben, kommen sie uns inzwischen ganz natürlich vor.
Doch ist Stress wirklich so natürlich? Ist es natürlich, wütend zu werden, wenn uns jemand beleidigt, uns ständig über irgendwelche Dinge aufzuregen, uns tagein, tagaus Sorgen zu machen, uns minderwertig zu fühlen oder zu Tode betrübt zu sein, wenn wir etwas oder gar jemanden verlieren? Nein – das ist es durchaus nicht. Unsere Reaktionen sind weitgehend erlernt, und deshalb können wir sie auch wieder verändern, wenn wir das wollen.
Aber wie sieht die Lösung nun konkret aus? Könnten wir uns beispielsweise nicht einfach sofort dazu entscheiden, gelassen zu sein, und von Stund an wie ein Heiliger handeln? Wie du wahrscheinlich schon gemerkt hast, klappt das leider nicht: Gefühle steigen auf und überwältigen uns. Und daher tun wir immer wieder Dinge, die wir »eigentlich« gar nicht tun wollten. Wir wollen gelassen sein, doch unsere Gefühle lassen uns nicht. Wäre es dann nicht eine gute Idee, weniger fühlen zu wollen? Bloß nicht! Du wirst weder gelassen noch zufriedener werden, wenn du dich in einen Roboter verwandelst. Glücklicherweise gibt es eine viel menschlichere und effektivere Methode: Übe es doch einfach, gelassen zu sein!
Gelassenheit üben – das geht tatsächlich und ist auch gar nicht schwer, denn es ist kein anstrengendes Üben. Ganz im Gegenteil. In diesem Buch wirst du Bao, den Panda, kennenlernen. Auf seiner Reise durch die Wildnis sucht er nämlich genau nach dem, wonach du wahrscheinlich auch suchst: nach dem Geheimnis der Gelassenheit.
Was du von Bao lernen kannst
Bao ist ein Suchender. Er sucht nach innerem Frieden und Gelassenheit. Und glücklicherweise schreibt er seine Einsichten auch auf und teilt sie mit uns.
Du kannst Bao in diesem Buch auf seiner Reise zum Geheimnis der Gelassenheit begleiten. Dabei wirst du sicher einiges entdecken, was dir weiterhelfen kann. Da jeder von uns jedoch sein eigenes Geheimnis hat, musst du letztlich deinen eigenen Weg finden. Bao wird seine Einsichten mit dir teilen – und sehr wahrscheinlich wirst du dadurch neue Erkenntnisse gewinnen, das ein oder andere Aha-Erlebnis haben und Wege finden, deinen Blickwinkel zu verändern, um von »Stress« auf »Gelassenheit« umzuschalten.
Auch wenn es viele Methoden, Übungen und Meditationen gibt, um dem Geheimnis der Gelassenheit mit kleinen Schritten immer näher zu kommen, eignet sich doch nicht jede für jeden. Finde daher selbst heraus, was du gerade brauchst, denn schließlich weiß das niemand so gut wie du. Du spürst es am eigenen Leib und im eigenen Herzen. Probier verschiedene Möglichkeiten aus, und öffne dich für neue Impulse. Auf diese Weise wird Baos Reise zur Gelassenheit zu deiner ganz eigenen Reise werden, an deren Ziel ein neues, entspannteres Lebensgefühl auf dich wartet.
Vom Nutzen der Gelassenheit
Es sträubt sich ein wenig die Feder, Gelassenheit mit Nutzen in Verbindung zu bringen. Denn das ähnelt der Frage: Was nützt es mir, glücklich zu sein? Ebenso wie Glück gehört Gelassenheit zu den wenigen Dingen, die ihren »Nutzen« bereits in sich tragen. Nun, das ist dann vielleicht auch schon der erste Nutzen: Du musst dir über die vielen Vorteile der Gelassenheit keinerlei Gedanken machen, die wirst du nämlich sehr schnell selbst erfahren.
Dennoch ist es motivierend, wenn du dir ein paar der wichtigsten Vorzüge der Gelassenheit einmal vor Augen führst. Sie verwandelt dein ganzes Leben: deinen Alltag, deinen Beruf und deinen Erfolg, dein Liebesleben, deine Gesundheit und nicht zuletzt deine Zufriedenheit mit dem Leben, dir selbst und der Welt.
Wer gelassen ist …
✻fühlt sich wohler,
✻hat eine bessere Ausstrahlung,
✻behält leichter die Übersicht,
✻findet schneller Lösungen,
✻kann Krisen eher bewältigen,
✻ist bei dem, was er tut, erfolgreicher,
✻ist gesünder und entspannter,
✻trifft intelligentere Entscheidungen,
✻lächelt häufiger,
✻versteht seine Mitmenschen und sich selbst besser,
✻führt wärmere, liebevollere Beziehungen,
✻hilft auch seinen Kindern, Gelassenheit zu lernen,
✻verliert nutzlose Ängste,
✻ist freundlicher zu sich und kommt mit sich selbst gut zurecht.
Diese Liste könnten wir noch eine ganze Weile weiterführen. Doch das sollte erst einmal reichen.
Gelassen leben führt zu Lebensfreude und Zufriedenheit.
Gelassen reagieren führt zu Stressreduktion, Entspannung und Glücksgefühlen.
Gelassen wahrnehmen führt zu Selbsterkenntnis und Verständnis für andere.
Gelassen entscheiden, planen und handeln führt zu Erfolg und Gelingen.
Gelassen lieben verbessert jede Beziehung.
Mut zur Gelassenheit
Gelassenheit ist eine der ganz wenigen Verhaltens-, Denk- und Gefühlsweisen, die keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen haben. Selbst an sich so gute Eigenschaften wie Vertrauen, Hilfsbereitschaft oder Entschlossenheit können mitunter problematische Folgen haben. Doch was die Gelassenheit betrifft, so gibt es hier tatsächlich weder Pferdefuß noch Schattenseite. Gelassen zu sein ist immer und ausschließlich hilfreich.
Um einem häufigen Missverständnis vorzubeugen: Gelassenheit heißt keinesfalls, dass wir unsere Gefühle unterdrücken sollten. Im Gegenteil: Nur wenn wir gelassen in uns selbst ruhen, können wir unsere Gefühle wirklich zulassen und unsere Bedürfnisse frei und unbeschwert äußern. Und natürlich darf Gelassenheit auch nicht mit Stumpfheit oder Apathie verwechselt werden. Vielmehr können wir erst dann wirklich sehen, hören und verstehen, wenn in unserem Inneren Frieden herrscht.
Und wie ist es mit dem Üben von Gelassenheit? Ist Üben nicht anstrengend oder langweilig? Keine Sorge – Gelassenheit zu üben ist sehr viel einfacher, interessanter und befriedigender als nicht zu üben und weiterhin immer wieder gestresst oder genervt zu reagieren. Methoden, die deine Gelassenheit entwickeln, führen dich in deine Mitte zurück – und das fühlt sich einfach gut an: jetzt, immer und in jedem Augenblick! Doch sehen wir einmal, wie es Bao auf seiner langen Reise ergeht, die ihn zum Geheimnis der Gelassenheit führen wird.
Bao und der Bambushain. Die Suche beginnt …
Im abgelegenen Bambushain im friedlichen Tal des großen Mangobaumes, tief in den Bergen, nahe des Flusses, der die tiefen schattenreichen Schluchten in die Felsen schnitt, lebte Bao, der Panda, inmitten seiner Familie und seiner Verwandten. Reisende, die durch das Tal kamen, glaubten oft, das Paradies gefunden zu haben. Nun, vielleicht war es das ja auch: Es gab genug zu essen, große Gefahren lauerten nicht, und zudem kamen alle einigermaßen gut miteinander aus. Und das ist ja schon mehr, als man für gewöhnlich erwarten kann.
Doch leider – ganz so friedlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mochte, war es im Bambushain dann doch wieder nicht. Denn natürlich haben Pandas Gefühle wie alle anderen Wesen auch. Sie ärgern sich dann und wann, werden wütend, manchmal ganz traurig und missgestimmt, und sie sind meist ziemlich ängstlich. Zwar liegt es nicht in ihrer Natur, große Gesten und lautes Geschrei zu machen – dafür genügt es ihnen, kurz mit dem Ohr zu zucken, den Mund zu verziehen oder den Blick abzuwenden, um den anderen ihren Missmut zu zeigen.
Auch wenn Pandas sich äußerlich vielleicht gleichen mögen wie ein Ei dem anderen – innerlich unterscheiden sie sich doch sehr. Das galt natürlich auch für die Mitglieder des Klans, in dem Bao lebte. Und besonders eigen war Bao selbst.
Niemand wusste, warum gerade Bao so war, wie er war – so »anders« … Er war schließlich genauso aufgewachsen wie seine Geschwister und Cousins. Er hatte dasselbe gegessen und dieselben Spiele gespielt. Aber schon früh hatte sich gezeigt, dass Bao sehr unbeherrscht war. Er wurde furchtbar wütend, wenn er bei einem Spiel verlor, und brüllte herum. Er weinte oft, wenn man ihn wegen seiner Unbeherrschtheit tadelte. Er weinte auch, wenn er einen toten Käfer fand, weinte, wenn die Sonne nicht schien und er nicht spielen konnte. Und auch in seiner Ängstlichkeit übertraf er alle anderen um Bärennasenlänge. So fürchtete er sich davor, dass der Mond vom Himmel fallen könnte, dass die Sonne morgens nicht aufgehen würde, dass der Fluss das Tal überschwemmen könnte … Genau genommen war Bao weniger ein Bär als vielmehr ein richtiger Angsthase.
Wie nicht anders zu erwarten, war Bao kein Lieblingskind, -enkel oder -neffe. Meist schimpften die Erwachsenen mit ihm. Natürlich auf Pandaart, indem sie mit den Ohren zuckten. Und dann weinte Bao, wurde wütend oder hatte Angst, dass ihn keiner mochte.
Als Bao größer wurde, veränderte sich nicht viel: Er weinte zwar nicht mehr ganz so unbeherrscht, zitterte nicht gleich, wenn die Sonne unterging, und schrie nicht mehr so laut herum, wenn er sich ärgerte. Und doch nannten ihn die anderen nur »Bao Bibberbrüll« – allerdings nur, wenn er es nicht hörte.
Neben Bao gab es noch einen weiteren Panda, der anders als die anderen und sehr besonders war – und das war Baos Großvater Lao-Lao. Lao-Lao wohnte etwas abseits in einer kleinen Höhle. Er war genau das Gegenteil von Bao: Er war immer ruhig, immer heiter, hatte immer einen guten Rat für jeden, der ein Problem hatte. Während Bao der wohl unbeliebteste Panda war, war Lao-Lao der, den alle mochten. Auch Bao liebte seinen Großvater. Ja, Großvater war genau genommen sogar der Einzige, den er so richtig gern hatte und bei dem er sich von Kopf bis Tatze wohlfühlte. Da Lao-Lao von allen gemocht wurde, war das ja an sich nicht überraschend. Überraschend war jedoch, dass auch Großvater seinen Bao besonders ins Herz geschlossen hatte – von all den vielen Enkeln, die er hatte, war ihm Bao mit Abstand der liebste.
Ganz gleich, wie oft Bao wütend, ängstlich oder traurig wurde – das Lächeln und das Mitgefühl seines Großvaters waren grenzenlos. Er schien Bao wirklich zu verstehen, und Bao wurde ruhiger, wann immer er mit seinem Großvater zusammen war. Er schaute zu ihm auf und bewunderte ihn; Lao-Lao war sein großes Vorbild. Und Großvater versuchte, ihm dann und wann einen guten Rat zu geben, wie er ruhiger und gelassener werden könne. »Gelassenheit, mein lieber Bao, ist das Allerallerwichtigste. Bist du gelassen, kommt alles Gute wie von selbst.« Bao hörte zu und nickte, denn er spürte, wie wichtig die Worte seines Großvaters waren – doch kurz darauf hatte er sie schon wieder vergessen und war so unbeherrscht wie eh und je.
Der große Sturm
Bao wuchs und wuchs und war nun schon beinahe erwachsen. Das ließ ihn ein wenig beherrschter werden, aber im Grund machte er seinem Spitznamen »Bao Bibberbrüll« noch immer alle Ehre: Er regte sich schnell auf, war nervöser und ängstlicher als die anderen und verfiel immer wieder düsteren Gedanken, die ihn todtraurig machten. Und so hätte es wohl Jahr um Jahr weitergehen können: Bao wäre älter und möglicherweise sogar ein klein wenig ruhiger geworden, aber viel hätte sich im Tal des großen Mangobaumes nicht verändert.
Wenn nicht …
Eines Abends, Bao hatte wieder einmal mit seinen Eltern um irgendeine Belanglosigkeit gestritten, hatte er sich erst aufgeregt und sich dann schuldig gefühlt, weil er sich aufgeregt hatte. Mittlerweile hatte er gelernt, dass es besser war, wenn er seine Gefühlsausbrüche nicht vor allen anderen auslebte, und so zog er sich in sein Geheimversteck zurück. Seit Jahren diente ihm der umgestürzte, hohle Baum hinter dem großen Felsen nahe der Schlucht als Rückzugsort, an dem er nachdenken, seinen Groll abkühlen lassen oder auch still in sich hineinweinen konnte, ohne dass ihn jemand dabei beobachten konnte. Er verschloss das Eingangsloch mit einem großen Blatt und rollte sich zusammen, voller Selbstmitleid und Wut auf sich und die anderen. Angst hatte er gerade keine. Und das war seltsam, denn ausnahmsweise hätte er diesmal durchaus guten Grund dafür gehabt.
Schon am Nachmittag hatten sich dunkle, bedrohliche Wolken vor die Sonne geschoben. Eine seltsam drückende Schwüle lag auf dem Bambushain. Als es dunkel wurde, begann ein starker Wind zu wehen. Er wurde stärker, wurde zum Sturm, wurde zum Orkan. Und dann begann es zu regnen, wie es seit Pandagedenken nicht mehr geregnet hatte.
Bao in seinem Versteck merkte davon zunächst nichts. Er war eingeschlafen und träumte von wilden Geistern, die ihn heulend jagten. Schließlich erwachte er und stellte mit Entsetzen fest, dass das Heulen weiterging. Er griff sich Moos und Blätter und verschloss den Eingang zu seinem Versteck noch fester. Allmählich ließ das Heulen nach und wurde durch ein Brausen wie von einem Wasserfall abgelöst. Und dann begann sich sein ganzes Versteck zu bewegen und zu beben. Alles drehte sich. Unten wurde oben, immer im Kreis ging es, Bao wurde hin und her geschleudert, bis ihm Hören und Sehen verging und ihm schließlich alle Sinne schwanden.
Die Verwirrung
Als Bao erwachte, glaubte er zunächst, geträumt zu haben – doch ihm taten alle Knochen weh und sein Versteck war voller Wasser. Er saß im Nassen und fröstelte. Er drückte die Blätter, mit denen er seine Baumhöhle verschlossen hatte, zur Seite, kroch heraus und blinzelte in die Sonne, die schon hoch am blauen, wolkenlosen Himmel stand.
Bao sah sich um und wurde mit jedem Augenblick verwirrter. Alles sah so anders aus. Wo war der Bambushain? Wo war der Felsen, hinter dem sein hohler Baum immer gelegen hatte? Und wo waren die anderen – seine Eltern, die Geschwister und all seine Verwandten?
Er glaubte, dass er wohl träumen musste. Ein schrecklicher Albtraum. Oder doch nicht? Er rieb sich die Augen, öffnete sie wieder und sah sich um. Warum bloß wachte er nicht auf? Eine Welle der Angst überflutete ihn. Was war nur geschehen? Hatten Geister ihn entführt? War er gestorben und nun in einer Zwischenwelt gelandet?
Bao zitterte am ganzen Leib. Unruhig rannte er hin und her, konnte keinen klaren Gedanken fassen, wimmerte vor Angst, verkroch sich unter einen Busch und rollte sich zusammen. Doch schon kurz darauf sprang er wieder auf, rief um Hilfe und raufte sich die Haare. Schließlich erfasste ihn die blanke Wut. Er tobte, riss Blätter von den Büschen, rüttelte an kleinen Bäumen, prügelte mit Stöcken, die er abgebrochen hatte, gegen Felsen und schrie seine Verzweiflung heraus.
Ein Schwarm Krähen flog auf und lachte. Er warf mit Steinen nach ihnen, und sie flogen krächzend davon.
Bao sank erschöpft zu Boden. Alles Schreien, Weinen und Toben hatte nichts gebracht. Das hier war kein Traum – das hatte Bao längst begriffen. Er starrte stumpf vor sich hin. Dicke Tränen liefen aus seinen Augen, und schließlich umfing ihn gnädig der Schlaf.
Der Traum
Bao träumte von seinem Großvater. Riesengroß saß er auf einem hohen Felsen und sah Bao mitleidig an. Bao rief ihm zu, dass er ihm doch helfen solle. Lao-Lao winkte ihn zu sich auf den Felsen hinauf. Doch wie sollte er da nur hochkommen?
Bao wurde ärgerlich, wurde wütend, schimpfte auf seinen Großvater und weinte gleich darauf, weil er einfach nicht weiterkam. Sein Großvater aber saß nur da und lächelte ihn an – sein Blick war voller Mitgefühl und strahlte tief und warm in Baos Herz.
Allmählich wurde Bao ruhiger. Und da sah er, dass Kerben in dem Felsen waren, die fast wie eine Leiter nach oben führten. Es war ganz einfach, zu Großvater hinaufzusteigen. Eilig kletterte Bao hinauf. Doch als er oben angelangt war, sah er seinen Großvater auf einem noch sehr viel höheren Felsen sitzen.
Er schlug die Hände vor die Augen und wusste nicht mehr, ob er traurig oder wütend war. Schon raubte ihm die Verzweiflung die Luft, da hörte er die Stimme seines Großvaters wie aus weiter Ferne rufen. Er nahm die Hände von den Augen und sah, wie Lao-Lao immer größer und strahlender wurde. Großvater sprach und seine Stimme schien von überall herzukommen – kaum mehr als ein Raunen, doch auch ganz nah bei ihm.
»Such nach dem Geheimnis der Gelassenheit, Bao – dann findest du auch alles andere …«
»Was bedeutet das, Großvater?«, rief Bao. Doch Lao-Laos Form löste sich mehr und mehr auf; er wurde durchsichtig und verwandelte sich schließlich in eine Nebelwolke.
»Such nach dem Geheimnis der Gelassenheit – dann findest du auch alles andere …«, sprach Großvater noch einmal. Und dann war er ganz verschwunden.
Bao wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte, dass Großvater ihm etwas Wichtiges gesagt hatte. »Such nach dem Geheimnis der Gelassenheit – dann findest du auch alles andere …« Aber was bedeutete das nur? Was war das für ein Geheimnis? Und wo sollte er die Suche denn überhaupt beginnen?
Bao stand auf, und seine Augen waren voller Tränen. Er stolperte und fiel … und fiel … und wachte schließlich auf.
Die Einsicht
Bao erwachte, doch der Traum war noch so klar und nah, als könnte er ihn greifen. Er trocknete seine Tränen und begriff, dass es so nicht weiterging. Wut, Hoffnungslosigkeit und Angst tobten in ihm, doch Großvaters Stimme hallte aus seinem Traum nach: »Such das Geheimnis der Gelassenheit – dann findest du auch alles andere …«
Bao dachte lange über diesen Satz nach. Das Geheimnis der Gelassenheit? Ja, das klang gut. Aber was für ein Geheimnis konnte das wohl sein? Wo sollte er suchen? Was würde er finden? »Alles andere …« – waren damit vielleicht sogar seine Familie und seine Heimat gemeint? So lange er auch nachsann – er fand keine Antwort.
Beinahe wollte er wieder verzweifeln, doch dann begriff er, dass er wohl am besten erst einmal genau das tat, was Großvater gesagt hatte. Er musste sich auf die Suche begeben.
Also beschloss Bao, sich auf den Weg zu machen. Was konnte er schließlich auch sonst tun? Er macht sich natürlich Sorgen, was alles auf seiner Suche passieren könnte. Er fürchtete, dass er sich verlaufen könnte, ärgerte sich, dass die anderen nicht nach ihm suchten, weinte über seine Einsamkeit.
Doch die mahnende Stimme seines Großvaters klang in ihm nach: »Such das Geheimnis der Gelassenheit …«
»Ja, ich muss mich endlich auf den Weg machen!« Und so begann Bao seine Suche.
Der Entschluss
Bao marschierte los. Zweifel und Ängste machten ihm die Beine zunächst schwer – denn er wusste ja nicht einmal, welche Richtung er einschlagen sollte. Doch mit jedem Schritt fielen schlechte Gedanken und Gefühle ein wenig von ihm ab. Mit jedem Schritt wurde er ein wenig zuversichtlicher, fühlte sich ein wenig leichter. Und er erkannte: »Wenn ich weiß, dass ich auf ein Ziel zugehe, kehrt Ruhe ein.«
Hatte Großvater nicht irgendwann einmal genau das zu ihm gesagt?
Auf Baos Gesicht erschien ein kleines Lächeln. »Ja, ich bin den ersten Schritt zum Geheimnis der Gelassenheit gegangen, weil ich überhaupt schon einmal losgegangen bin!«, dachte er sich.
Bao rupfte ein paar große Blätter von einem Baum, die besonders lecker aussahen. Er wollte sie sich schon in den Mund stopfen, doch dann hielt er inne. Er hielt ein Blatt vor sich und sein Blick fiel auf seine Maserung, die fast wie eine feine Schrift aussah. Und plötzlich hatte er eine Eingebung: Er würde alle Einsichten, die ihn zur Gelassenheit führten, festhalten, indem er sie aufschrieb. Wenn er schon auf der Suche nach dem Geheimnis der Gelassenheit war, dann wollte er auch ein Meister der Gelassenheit werden!
Mit einem Mal fühlte sich Bao ganz übermütig und voller Tatendrang. Er suchte ein paar dunkle Beeren, presste sie zu Brei und brach ein Ästchen ab. Er tunkte die Astspitze in die rote Paste und schrieb auf das erste Blatt:
Baos Bambusblattbibliothek
Wie weit dein Ziel auch ist, du musst den ersten Schritt tun.
Gelassenheit zu suchen bringt dich der Gelassenheit bereits näher.
Vier heilsame Wahrheiten
✻Jede Aufregung, jeder Ärger, jede Wut bringt Unfrieden in die Welt.
✻Unfrieden entsteht, wenn das Gemüt in Unruhe gerät, weil die Welt anders ist, als wir sie uns wünschen.
✻Zu innerem und äußerem Frieden gelangt man nur durch Gelassenheit.
✻Es gibt viele Wege zur Gelassenheit – und alle beginnen im Jetzt!
Dem Fluss folgen
Am ersten Tag seiner Reise war Bao noch voller Freude darüber, dass er nun auf dem Weg zum großen Geheimnis der Gelassenheit war. Tatsächlich hatte er in seinem ganzen Leben noch nie so eine innere Ruhe erfahren. Doch als der Tag sich dem Ende zuneigte, breiteten sich Trauer und Verwirrung erneut wie dunkle Wolken in seinem Geist aus. Er setzte sich ans Ufer eines Flusses, den er überqueren wollte, und spürte, wie Unruhe in ihm aufstieg. »Nein«, ermahnte er sich innerlich. »Ich werde mich jetzt nicht wieder aufregen. Denn jede Aufregung bringt nur Unfrieden.«
Und indem er dies sprach, hörte er den Fluss wispern, beinahe, als würde er zu Bao sprechen – aber Bao verstand das Raunen des Flusses noch nicht. Tief in seinem Herzen spürte er, dass der Fluss eine wichtige Botschaft für ihn hatte. Er lauschte lange angestrengt, doch es half nichts. Frustriert schlug er mit der Tatze auf das Wasser. Der Fluss blieb unbeeindruckt.
Dafür erschien auf einmal ein struppiger Kopf über der Wasseroberfläche. Yuke, der Otter, lächelte Bao an. »Das Wasser kannst du nicht schlagen, Bärchen!«, lachte Yuke.