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Ein spannendes Märchen von Hans Christian Andersen!Der junge Johannes begibt sich auf eine Reise durch die Welt. Nachdem er verhindert hat, dass zwei Männer eine Beerdigung schänden, erscheint ein mysteriöser Reisender, der sich Johannes anschließt - doch dieser Fremde ist kein ganz normaler Reisender... Für Johannes und seinen Reisekamerad beginnt nun eine fabelhafte Reise quer durch die Welt.Hans Christian Andersens Märchen haben über Generationen hinweg Groß und Klein gleichermaßen auf der ganzen Welt lieben gelernt. Sei es das hässliche Entlein, die Prinzessin auf der Erbse oder der standhafte Zinnsoldat – wir alle kennen sie und haben mit ihnen gelitten, gebangt und uns gefreut. Andersens 156 Märchen sind heute in mehr als 160 Sprachen erhältlich.
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Seitenzahl: 36
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Hans Christian Andersen
Saga
Der Reisekamerad ÜbersetztJulius Reuscher Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 1835, 2019 Hans Christian Andersen und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726379921
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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Der arme Johannes war tief betrübt, denn sein Vater war sehr krank und konnte nicht genesen. Ausser den beiden war niemand in dem kleinen Zimmer; die Lampe auf dem Tische war dem Erlöschen nahe, und es war spät abends.
„ Du warst ein guter Sohn, Johannes!“ sagte der kranke Vater, ,,der liebe Gott wird dir schon in der Welt forthelfen!“ Er sah ihn mit ernsten, milden Augen an, holte tief Atem und starb; es war gerade, als ob er schliefe. Aber Johannes weinte; nun hatte er gar niemand mehr in der weiten Welt, weder Vater noch Mutter, Schwester oder Bruder. Der arme Johannes! Er lag vor dem Bette auf seinen Knien, küsste des toten Vaters Hand und weinte viele bittere Tränen; aber zuletzt schlossen sich seine Augen, und er schlief ein mit dem Haupte auf dem harten Bettpfosten.
Da träumte ihm ein sonderbarer Traum; er sah, wie Sonne und Mond sich vor ihm neigten, und er erblickte seinen Vater frisch und gesund und hörte ihn lachen, wie er immer lachte, wenn er recht froh war. Ein schönes Mädchen mit einer goldenen Krone auf ihrem langen, glänzenden Haar reichte Johannes die Hand, und sein Vater sagte: „Siehst du, was für eine Braut du erhalten hast! Sie ist die schönste in der ganzen Welt!“ Da erwachte er, und alle Herrlichkeit war vorbei, sein Vater lag tot und kalt im Bette. Es war niemand bei ihm. Der arme Johannes!
Nach drei Tagen wurde der Tote begraben; Johannes ging dicht hinter dem Sarge und konnte nun den guten Vater nicht mehr sehen, der ihn so geliebt hatte; er hörte, wie man Erde auf den Sarg hinunterwarf und sah noch die letzte Ecke desselben; aber bei der nächsten Schaufel Erde, welche hinabgeworfen wurde, war auch sie verschwunden. Da war es gerade, als wollte sein Herz in Stücke zerspringen, so betrübt war er. Man sang noch am Grabe einen Psalm, was sehr schön klang, und die Tränen traten unserm Johannes in die Augen, er weinte, und das tat seiner Trauer wohl. Die Sonne schien herrlich auf die grünen Bäume, gerade als wollten sie sagen: „Du musst nicht so betrübt sein, Johannes! Siehst du, wie schön blau der Himmel ist! Dort oben ist nun dein Vater und bittet den lieben Gott, dass es dir allezeit wohlergehen möge!“
„Ich will auch immer gut sein!“ sagte Johannes. „Dann komme ich zu meinem Vater, und was wird das für eine Freude werden, wenn wir uns wiedersehn! Wie viel werde ich ihm dann erzählen können, und er wird mir viele Sachen zeigen, mich über die Herrlichkeit im Himmel belehren, gerade wie er mich auf Erden unterrichtete. O, was wird das für eine Freude werden!“
Johannes dachte sich das so deutlich, dass er dabei lächelte, während die Tränen ihm noch über die Wangen rollten. Die kleinen Vögel sassen oben in den Kastanienbäumen und zwitscherten: Quivit, quivit!“ Sie waren munter, obgleich sie mit beim Begräbnisse waren, aber sie wussten wohl, dass der tote Mann oben im Himmel war, Flügel hatte, weit schönere und grössere als die ihrigen und dass er glücklich sei, weil er hier auf Erden gut gewesen war, und darüber waren sie vergnügt. Johannes sah, wie sie von den grünen Bäumen weit in die Welt hinausflogen, und da bekam er Lust mitzufliegen. Aber zuerst machte er ein grosses Kreuz aus Holz, um es auf seines Vaters Grab zu setzen, und als er es am Abend dahin brachte, war das Grab mit Blumen geschmückt; das hatten fremde Leute getan, denn sie hielten alle viel von dem lieben Vater, der nun tot war.