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Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1, FH Campus Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Pensionsantritt bringt viele Veränderungen mit sich. Auf der einen Seite verändert sich die finanzielle Situation der betroffenen Personen, andererseits ändert sich ihr Zeitmanagement und der Freundes- und Bekanntenkreis. Die meisten Veränderungen werden positiv empfunden. Mehr Zeit für Freundinnen und Freunde oder die Familie zu haben oder häufiger zu verreisen sind Vorteile, die die Pensionierung mit sich bringen kann. Auf manche Personen wirkt sich die neue finanzielle Situation allerdings negativ aus, da sie nun weniger Geld zu Verfügung haben. Oder sie haben nun so viel Zeit, dass sie gar nicht wissen was sie tun sollen, da sie nicht ausreichend sinnstiftende Freizeitaktivitäten haben. Der Pensionsantritt kann also in eine Krise führen. Um dies zu vermeiden sollten sich die betroffenen Personen auf die Pensionierung vorbereiten. Befinden sich die Personen allerdings schon in einer Krise so ist die klinische Soziale Arbeit gefragt um hier entgegen zu steuern und die Betroffenen aus der Krise wieder herauszuholen. In dieser Arbeit wird die Frage behandelt, ob und unter welchen Umständen die Pensionierung in eine Krise führt und wie sich die psychosoziale Versorgung für kürzlich pensionierte Menschen in Wien darstellt.
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Erklärung:
Ich erkläre, dass die vorliegende Diplomarbeit/Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubter Hilfe bedient habe.
Ich versichere, dass ich diese Diplomarbeit/Masterarbeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.
Kurzfassung
Pensionsantritt: ersehnte Veränderung oder Krise?
Der Pensionsantritt bringt viele Veränderungen mit sich. Auf der einen Seite verändert sich die finanzielle Situation der betroffenen Personen, andererseits ändert sich ihr Zeitmanagement und der Freundes- und Bekanntenkreis. Die meisten Veränderungen werden positiv empfunden. Mehr Zeit für Freundinnen und Freunde oder die Familie zu haben oder häufiger zu verreisen sind Vorteile, die die Pensionierung mit sich bringen kann. Auf manche Personen wirkt sich die neue finanzielle Situation allerdings negativ aus, da sie nun weniger Geld zu Verfügung haben. Oder sie haben nun so viel Zeit, dass sie gar nicht wissen was sie tun sollen, da sie nicht ausreichend sinnstiftende Freizeitaktivitäten haben.
Der Pensionsantritt kann also in eine Krise führen. Um dies zu vermeiden sollten sich die betroffenen Personen auf die Pensionierung vorbereiten. Befinden sich die Personen allerdings schon in einer Krise so ist die klinische Soziale Arbeit gefragt um hier entgegen zu steuern und die Betroffenen aus der Krise wieder herauszuholen.
In dieser Arbeit wird die Frage behandelt, ob und unter welchen Umständen die Pensionierung in eine Krise führt und wie sich die psychosoziale Versorgung für kürzlich pensionierte Menschen in Wien darstellt.
Schlagwörter
Abstract
Retirement: long awaited change or crisis?
Retirement brings a lot of changes with it. On one hand the financial situation changes, and on the other hand there are changes in time management and the circle of friends for the person concerned. Most changes are perceived as positive, because retired persons have more time for friends and family, for travelling and for other activities. Some persons, however, are unhappy with their new situation, not only because their income is lower, but because they may be at a loss what to do with so much free time.
So retirement can also lead into a crisis. To avoid this, the persons concerned should prepare for retirement. Clinical social work helps people who are already in a crisis situation.
This master thesis deals with the question whether and under which circumstances retirement can lead into a crisis and reviews the status of psychosocial care for recently retired persons in Vienna.
Keywords:clinical social work, social work and old people, aging, retirement, pension, crisis, pension shock, change crisis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2 Problemstellung
3 Das Alter
3.1 Ganzheitlicher Ansatz – Das Bio-Psycho-Soziale Modell
3.2 Sozialisation im Lebenslauf
3.3 Das biologische Alter
3.4 Das psychologische Alter
3.4.1 Kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter
3.4.2 Phasen der psychosozialen Entwicklung nach Erikson
3.5 Das soziale Alter
3.6 Lebenserwartung
4 Alterstheorien
4.1 Alterstheorien und –modelle
4.2 Defizitmodell
4.3 Aktivitätstheorie
4.4 Disengagementtheorie
4.5 Etikettierungsansatz
4.6 Kontinuitätstheorie
4.7 Kompetenzmodell
4.8 SOK-Modell
5 Übergang in die Pension
5.1 Phasenmodell nach Atchley
5.1.1 Entfernte Phase
5.1.2 Nähephase
5.1.3 Euphoriephase
5.1.4 Ernüchterungsphase
5.1.5 Reorientierungsphase
5.1.6 Stabilitätsphase
5.1.7 Endphase
6 Pensionsantritt als Krise
6.1 Krisen
6.1.1 Traumatische Krise
6.1.2 Veränderungskrise
6.1.3 Depression und Suizidalität im Alter
6.2 Faktoren für erfolgreiches Altern
6.3 Veränderungen zum Pensionsantritt
6.3.1 Soziale Unterstützung
6.3.2 Familie
6.3.3 Zeit und Aktivität
6.3.4 Finanzielle Veränderungen
7 Klinische Soziale Arbeit
7.1 Unterstützungsarbeit im Rahmen der klinischen Sozialen Arbeit
7.1.1 Case Management
7.1.2 Netzwerkarbeit
7.1.3 Krisenintervention
7.2 Auswege aus der Krise
7.2.1 SeniorInnenbildung
7.2.2 Mehr-Generationen-Wohnen
7.2.3 Ehrenamtliches Engagement
7.3 Vorbereitungsmaßnahmen auf die Pensionierung
8 Forschungsdesign
8.1 Die Forschungsmethode und Methodenkritik
8.1.1 Pretest
8.2 Der Fragebogen
8.3 Die Stichprobe
8.3.1 Geschlecht
8.3.2 Alter
8.3.3 Jahr der Pensionierung
8.3.4 Familienstand
8.3.5 Schulbildung
8.3.6 Letzte Anstellung
8.3.7 Finanzielles
8.3.8 Überblick über das allgemeine Antwortverhalten
9 Auswertung der quantitativen Befragung
9.1 Fragestellung und Hypothesen
9.2 Veränderungen und Belastungen
9.2.1 Größte Veränderungen, die mit der Pensionierung einher gingen
9.2.2 Veränderung, die als größte Belastung empfunden wurde
9.3 Soziale Kontakte
9.4 Gesundheit
9.4.1 Psychische Gesundheit
9.5 Der „Senior/Seniorin“-Begriff
9.6 Pensionsvorbereitung
9.6.1 Hatten Sie eine Pensionsvorbereitung?
9.6.2 Hätten Sie sich eine Pensionsvorbereitung gewünscht?
9.6.3 Inhalte für Pensionsvorbereitungsmaßnahmen
10 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Anhang I: Fragebogen
„In westlichen Leistungsgesellschaften ist die Stellung eines berufstätigen Menschen innerhalb des gesellschaftlichen Umfeldes weitgehend durch seinen Beruf bestimmt.“ (Rosenstiel, 1994, S. 230)
In dieser Master-Thesis wird der Frage nachgegangen, ob der Schritt in die Pension für betroffene Personen eher als positive Veränderung gesehen wird oder in eine Krise führt. Da die Menschen in Österreich circa 40 bzw. 45 Jahre im Job verbringen, kann die Arbeit als ein wichtiger Teil des Lebens gesehen werden. Der durchschnittliche Österreicher (geboren nach dem 1.1.1955) geht mit 65 Jahren in Pension, die durchschnittliche Österreicherin (geboren nach dem 1.1.1960) geht mit 60 Jahren in Pension (vgl. Wipfel, 2011, S. 15). So gesehen verbringen die Menschen in Österreich zwei Drittel ihres Lebens bis zur Pension mit Arbeit.
Zu Beginn dieser Arbeit wird näher auf die Problemstellung eingegangen und es wird kurz die aktuelle demographische Situation in Wien beschrieben.
Das nächste Kapitel liefert verschiedene Definitionen von Alter und Altern. Außerdem findet sich eine Erklärung zu Sozialisation, den kognitiven Entwicklungen im Erwachsenenalter und zur Lebenserwartung.
Im anschließenden Kapitel werden Alterstheorien und Altersmodelle beschrieben und erklärt.
Das fünfte Kapitel behandelt den Übergang von der Erwerbstätigkeit in die Pension und die verschiedenen Aspekte die dabei zu beachten sind. Außerdem wird hier näher auf Robert C. Atchley und das von ihm entwickelte Phasenmodell eingegangen.
Im nächsten Kapitel wird näher auf Krisen und den Zusammenhang zur Pensionierung eingegangen. Es werden einerseits die traumatischen Krisen und andererseits die Veränderungskrisen erläutert. Depressionen und Suizid im Alter sind auch Thema in diesem Kapitel. Zum Schluss werden Faktoren für erfolgreiches Altern und Veränderungen zum Pensionsantritt erklärt.
Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit der klinischen Sozialen Arbeit und wie sie unterstützend mit dieser Zielgruppe agieren kann. Außerdem werden unter dem Punkt „Auswege aus der Krise“ verschiedene Möglichkeiten und Projekte vorgestellt, die für kürzlich pensionierten Menschen hilfreich sein könnten. Zum Schluss wird näher auf Vorbereitungsmaßnahmen für die Pensionierung eingegangen.
Das folgende Kapitel beschreibt das Forschungsdesign. Es finden sich hier Beschreibungen der Methode, des Fragebogens und des Pretests. Außerdem wird eine ausführliche Stichprobenbeschreibung gegeben.
Im neunten Kapitel werden die aus der Auswertung gewonnenen Ergebnisse präsentiert. In diesem Kapitel werden die aufgestellten Hypothesen überprüft.
In diesem Kapitel wird die Annäherung an die Problemstellung der Forschungsarbeit beschrieben. Im Speziellen wird die Forschungsfrage sowie die Hypothese behandelt, auf die allerdings in den folgenden Kapiteln näher eingegangen wird.
In dieser Arbeit wird beleuchtet, was es für Menschen bedeutet, älter zu werden und welche Veränderungen es in verschiedenen Lebensbereichen zu bewältigen gibt. Einerseits altert der Körper, aber auch psychische, gesellschaftliche, soziale und materielle Veränderungen stellen sich ein.
Ein weiteres Interesse dieser Arbeit gilt den Veränderungen, die durch die Pensionierung eintreten. Wenn heute eine Frau regulär in Pension geht, ist sie im Durchschnitt 60 Jahre alt. Es stehen ihr sehr viele Möglichkeiten offen und aufgrund des medizinischen Fortschrittes in den vergangenen Jahrzehnten wird diese Frau auch noch lange fit sein, und z.B. sportlich aktiv sein, auf Reisen gehen oder sich vermehrt um ihre Familie kümmern können.
2010 waren rund 23 % der österreichischen Bevölkerung über 60 Jahre alt (vgl. Statistik Austria, 2011, Online). Für diese Master-Thesis wurde nur innerhalb der Wiener Bevölkerung befragt, weshalb die Wiener Bevölkerung als Vergleichsbasis herangezogen wird.
In Wien lebten 2011 1.714.142 Menschen (vgl. Statistik Austria, 2011, Online), siehe Abbildung 1. Davon sind 892.537 Personen weiblich und 821.605 Personen sind männlichen Geschlechts. Ausgehend vom derzeitig gültigen Pensionsantrittsalter, dies liegt bei Männern, geboren nach dem 1.1.1955, bei 65 Jahren und bei Frauen, geboren nach dem 1.1.1960, bei 60 Jahren (vgl. Wipfel, 2011, S. 15) sind also 224.595 Frauen 60 Jahre und älter, während 115.071 Personen männlich und 65 Jahre und darüber alt sind.
Abbildung 1: Bevölkerungspyramide von Wien (von: Statistik Austria, 2011, Online)
Mit der Pensionierung stellen sich nicht nur positive Veränderungen ein. Die pensionierte Person verliert z.B. ihre Tagesstruktur, die sie immerhin 40 Jahre lang aufrecht erhalten hat. Sie wird die Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen nicht mehr oder nur mehr sehr selten sehen. Dabei handelt es sich um Menschen, mit denen sie davor fünf Tage pro Woche über Jahre oder Jahrzehnte hinweg verbracht hat.
Eine andere große Veränderung, die die Pensionierung mit sich bringen kann, ist finanzieller Natur. Viele Personen bekommen in der Pension weniger Geld als ihr letztes Einkommen ausmachte. Auf diese Umstellung müssen sich die betroffenen Personen einstellen. Eine Verminderung der finanziellen Möglichkeiten wirkt sich auch häufig auf den Lebensstandard aus.
Einerseits haben viele kürzlich pensionierte Personen auf einmal weniger Geld zur Verfügung, gleichzeitig haben sie aber mehr Zeit. Mit dieser Zeit können sie sehr viel machen, wenn dafür die finanziellen Mittel ausreichen. Ein anderer Faktor, der mit der nunmehr vorhandenen Zeit zusammenspielt, ist der Faktor der sozialen Kontakte. Pensionistinnen und Pensionisten haben jetzt mehr Zeit, um sich mit Freundinnen bzw. Freunden und Verwandten, Familie und Bekannten zu treffen. Jedoch hat sich das Ausmaß der vorhandenen Zeit bei den anderen Personen oft nicht verändert. Die Kinder müssen weiterhin 40 Stunden arbeiten, die Enkelkinder sind im Kindergarten oder in der Schule usw. Nur in den Ferien ist „mehr Zeit zu haben“ vielleicht ein Vorteil für Großeltern, da sie in dieser Zeit vermehrt gebraucht werden.
Ein Großteil der sozialen Kontakte der kürzlich pensionierten Personen war in den letzten 40 Jahren durch die Berufstätigkeit geprägt. Die ehemaligen Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen sind weiterhin beschäftigt, die pensionierten Personen jedoch nicht mehr. Ebenso verhält es sich meist mit dem Freundeskreis. Manche der Freundinnen und Freunde sind bereits in Pension aber andere eben noch nicht.
Die vorliegende Master-Thesis beschäftigt sich mit der Frage, ob für pensionierte Menschen die Pensionierung eine ersehnte positive Veränderung darstellt, oder ob sie in eine Krise geworfen wurden. Diese Fragestellung wird einerseits in der Literatur recherchiert und andererseits mittels Fragebögen erhoben. Des Weiteren werden Handlungsmöglichkeiten der klinischen Sozialen Arbeit aufgezeigt und verschiedene Projekte aus den Bereichen Bildung, Wohnen und ehrenamtliches Engagement beschrieben, die älteren Menschen helfen können einer eventuellen Krise vorzubeugen . Außerdem wird kurz auf die Möglichkeit der Pensionsvorbereitung eingegangen.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Definitionen von Alter. Zu Beginn wird kurz auf das Bio-Psycho-Soziale Modell von Gesundheit und Krankheit eingegangen, um zu erläutern, warum für diese Arbeit die vorliegenden Definitionen gewählt wurden. Des Weiteren wird der Begriff der Sozialisation im Lebenslauf erklärt und verschiedene Definitionen von „Alter“ beschrieben. Es werden hier einerseits biologische als auch psychologische Phänomene des Alterns und des Alters beschrieben, es wird aber auch eine Erläuterung des Begriffs des sozialen Alterns bzw. Alters gegeben. Am Schluss wird noch eine kurze Erklärung zum Begriff „Lebenserwartung“ gegeben. Dies soll deutlich machen, wieviel Zeit in der Pension noch verbracht werden kann.
Die klinische Sozialarbeit geht vom Bio-Psycho-Sozialen Modell für Gesundheit und Krankheit aus. Dieser ganzheitliche Ansatz beschreibt Gesundheit nicht nur als „die Abwesenheit von Krankheit“ (Sonneck, 2002, S. 16) sondern sieht Gesundheit als ein Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozio-kulturellen Faktoren, die für das Wohlbefinden des Menschen eine wesentliche Rolle spielen (vgl. Sonneck, 2002, S. 16).
Da in dieser Arbeit von der klinischen Sozialarbeit ausgegangen wird, wird in diesem Kapitel das Alter ebenfalls von der biologischen, der psychologischen und der sozialen Seiten betrachtet.
Abbildung 2: Das Bio-Psycho-Soziale Gesundheitsmodell modifiziert nach Sonneck (von: Sonneck, 2002, S. 18)