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In einer postapokalyptischen Welt, zerrissen durch Hass und Gewalt, setzt sich ein kleines Land nördlich der Alpen für Kooperation und Harmonie ein. Als eine neue Macht ganz Deutschland zu verwüsten droht, ziehen die Wächter des Friedens in den Kampf, ihre einzigen Waffen die Meditation... und die Stille.
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Seitenzahl: 245
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Für Catalina
Prolog
Teil eins
Awaria
Das Briefing
U29
Grüne Wiesen
Quasimodo
Großfrankfurt
Hessen-Nassau
Dillenburg
Entlang der A 45
Siegen
Der General
Im Feindesland
Unteres Spektrum
Frieden 1
Abbendroth
Königsforst
Das Treffen
Köln
Hotel l’amour
Kriegsrat
Teil Zwei
Wer sich finden will
Joseph
Sras
When und das Paket
Whens Version
Vorbereitungen
Meditation
Testlauf
Abendkleidung
Verbrenne mich
Neun Minuten
Teil 3
Muss sich erst verlieren
Der Eingang
Nahkampf
Verstärkung
Down under
Betrachtungen aus Bodenperspektive
Killer wie ich
Kriechen für Anfänger
Die Lücke
Time to Shine
»Sie kommen.«
»Ja.«
»Gibt es eine Chance?«
»Ja. Eine.«
»Meditation ist ein Krieg.«
Drohend baut er sich vor When auf.
Ein fleischgewordener Panzerschrank, und When fragt sich, welche Zahlenkombination er braucht, um ihn in den Ruhemodus zu bringen.
»Vergesst alles, was ihr bisher über Meditation gehört habt. Vergesst diesen lächerlichen Begriff.«
Seine Augen bohren sich in die des jungen Schülers.
Ein Bodybuilder, nur halt eben in der Robe der Gelugpas, frisch aus einem Retreat im Himalaya.
In dem sie anscheinend Kinder gegessen und Kali gehuldigt haben, vermutet When, und kann ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Habe ich etwas Komisches gesagt, Schüler?«
When spürt seine Kraft. Unbändig zunächst. Dann gebündelt, wie ein Laser.
Dieses Spiel können wir beide spielen.
Und der Junge erwidert den Blick. Bis sich Nadeln in seine Gliedmaßen bohren, und er zu Boden schauen muss.
Er keucht. Fast vermutet er, dass Blut aus seiner Nase läuft.
»Ahhh, das Wunderkind. Ich verstehe.«
Cremp wendet sich der Tafel zu, und die Schüler wundern sich, woher er die bekommen hat.
»Vergesst alles. Meditation. Bücher über Meditation. Sutren, Religionen, Heilige, Möchtegernlehrer, die euch mal anerkennend auf die Schulter geklopft haben.«
Er dreht sich wieder den Schülern zu, plötzlich einen Zenstab in der Hand.
»Und vor allem, vergesst wer ihr seid. Euren Namen, Herkunft, Freunde, Eltern.«
Er wirft einen kurzen Blick auf When.
»Wann ihr das erste Mal beglückt wurdet, welche Examen ihr absolviert, was ihr geschafft habt, versucht habt, worin ihr versagt habt. Welche Auszeichnungen an eurer Wand hängen, was ihr für die Umwelt tut, welche Geheimnisse ihr meint hüten zu müssen.«
Sein Stimme wird zu einem dumpfen Dröhnen.
»Glaubt mir, Schüler. Dies ist alles schon dagewesen. Alles.«
Blitzschnell schießt der Stab hervor, und trifft ein Mädchen zwischen Hals und Schulterblättern.
When erinnerst sich an ihre goldenen Locken, ihre großen Augen, in die jetzt die Tränen schießen.
»Aber eins vergesst nicht. Eure Haltung.«
Seine Blicke sind fühlbar auf der Haut. Wie mechanisch strafft sich Whens Rücken. Er wagt nicht einmal, sich umzuschauen, aber bestimmt spannen sich seine Mitschüler ebenfalls an.
»Gerade Wirbelsäule. Ob ihr im Himalaya seid oder im Herzen von Afrika. Oder in einem eurer Beauty und Spa Wassertanks … gerade Wirbelsäule. Der Rest ist zweitrangig.«
Wieder schnellt der Stab vor. Als es wieder Goldlöckchen trifft, muss When fast lachen.
Wenn er damals gewusst hätte, wie schmerzhaft sich so etwas anfühlt, und wie oft er dieses Vergnügen noch haben würde …
Er hätte nicht gelacht.
*
Unterrichtsende. Man hört fast den Raum mit Erleichterung aufatmen.
Dann betritt der Direktor das Klassenzimmer. »Das ist erst der Anfang. Zu hohe Erwartungen könnten alles zerstören.«
Der Veteran blickt ihn scharf an. »Zu geringe aber auch.« Er blickt aus dem Fenster in den Regen. »Die Zeit läuft uns davon. Je friedfertiger wir werden, umso gieriger und brutaler werden unsere Nachbarn. Ist nicht das erste Mal, dass ich das erlebe.«
Der Direktor neigt zustimmend den Kopf. »Und? Werden sie es überleben? Das Training?«
Cremp wirft einen Blick auf den Zenstab. »Körperlich, ja, wenn du das meinst.« Er legt den Stab beiseite. »Wenn du das Potential von ihnen meinst, habe ich meine Zweifel. Sie sind alle fleißig. Ausdauernd. Ruhig.« Er blickt auf den leeren Stuhl am Fenster. »Na ja. Fast alle.«
Der Direktor folgt seinem Blick. »Du redest von ihrem Bruder?«
»Ja. Er wird ein hartes Stück Arbeit. Und wir haben so wenig Zeit. Es wird schwer.«
»Aber …?« Der Direktor hat ein Aufblitzen in den Augen seines Gegenübers gesehen.
»Ich habe ihn zu einem Duell herausgefordert.«
»Du hast was? Die Schüler sind sechzehn. Und ihn haben wir von der Straße aufgelesen, er hat noch weit weniger Erfahrung als alle anderen.«
Der Veteran winkt ab. »Ihm ist nichts passiert. Er hat abgebrochen, bevor ich es beenden konnte.«
»Und?«, fragt der Direktor neugierig.
»Und die Millisekunde vorher hat er mich fast aus meinen Schuhen gehauen.«
*
Der Viktualienmarkt.
Sturmfrei heute, was selten vorkommt seit dem Ende der Zwanziger.
Lärm schleicht sich durch die Straßen, erreicht ihn aber nicht. Vielleicht wegen der Statue. Sie, in ihrer letzten, heroischen Pose, die Hand gebieterisch erhoben.
Oder weil die Erinnerung ihn fesselt.
Als er noch jung war und auf den Straßen, war dies immer der Ort gewesen, mit ihren Lieblingstouristen. Die er und seine Freunde am liebsten erleichtert haben. Damit der Weg nach Hause in Bierseligkeit und behängt mit Souvenirs nicht mehr ganz so beschwerlich werden würde.
Er blickt an sich herab. Hätten die Polizisten ihm damals zugerufen – während sie vergeblich versuchten, ihm durch die Gassen zu folgen – , er würde selbst mal Uniform tragen, hätte er bestimmt laut gelacht.
»Bruder«, holt ihn eine sanfte Stimme in die Gegenwart zurück.
Was seine Trainer an der Akademie wohl über diese geistigen Ausflüge gesagt hätten?
»Die Tanks stehen bereit.«
Er nickt und folgt seinem Bruder den Alten Peter hinauf. Der wirklich alt ist, und mit bester Aussicht.
*
Meliannenplatz.
Eine Menschenmenge wogt hin und her und wartet auf ihren Helden.
»Wie lange schon?«
When fokussiert seinen Blick, nimmt Details einzelner Personen auf.
»Siebenundvierzig Minuten seit dem Eintreffen der ersten nennenswerten Gruppen.«»Gab es Ausschreitungen?«
»Ja. Aber wenige. Du weißt, wie er vorgeht.«
Er nickt. Das Warten, der Druck auf dem Kessel, vor dem großen Auftritt.
»Wir haben eine Schwester der Hand eingesetzt, um Schlimmeres zu vermeiden. Mussten sie aber abziehen.«
Ein schelmisches Lächeln fliegt über das Gesicht seines Bruders, erinnert ihn daran, dass sie auch nur Menschen sind.
»Zu viele Gegner?«, fragt When.
Wohl kaum. Die Monate, die er mit ihnen trainiert hat, gehören zu den schmerzhaftesten seines Lebens. Aikido. Defensiver Kampfstil. Als ob, denkt er.
»Auch ihren Fähigkeiten sind Grenzen gesetzt. Anscheinend waren es irgendwann so viele Gegner, dass diese irgendwann ineinander gelaufen sind. Oder in ihre eigenen Tritte. Es wurde doch ein wenig blutig.«
When nickt verständnisvoll, während er weiterhin die Menge dort unten beobachtet.
»Er kommt.«
Applaus brandet auf.
Er ist nicht in seinem sensitiven Modus, aber selbst ein Stein könnte die aufkommende Flutwelle spüren. Die Wut. Die Hoffnung. Sie kommt mit ihm.
Fast bescheiden betritt der Tribun die Bühne, schaut erst auf, als er am Rednerpult steht.
Ein Mann des Volkes ist er geworden. Seinen Anzug hat er gegen einen Trainingsanzug Marke »Wille zum Widerstand« eingetauscht, seine braunen Lederschuhe mussten Turnschuhen weichen. Vom Länderchef zum Rebellen innerhalb weniger Jahre.
Wandelbar ist er jedenfalls, denkt When.
Und als der Tribun seine Arme hebt und der Masse einen Blick gönnt, spürt When den Atem seines Bruders unregelmäßig werden.
*
»Bürger.«
Alles wird still.
Seine Stimme klingt melodisch, aber fest. Hell, aber mit einem Bariton im Untergrund.
Unsere Brüder des mittleren Weges sollten dich studieren. Zumindest einige Aspekte von dir, mein Freund.
»Bürger!« Dieses Mal klingt es wie ein Appell, fast flehend. »Wie gerne würde ich euch Freunde nennen, sogar Brüder oder Schwestern. Aber diese Worte, einst so schön, so bedeutsam, wurden zunichtegemacht.«
Langsam hebt er seine Hand und mahnend ruckt sein Finger wie ein Fallbeil auf zwei Brüder des Ordens, die am Rande des Platzes die Menge flankieren, und dabei seltsam unbeteiligt schauen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie hoffnungslos in der Unterzahl sind.
»Von ihnen.«
Schmährufe werden laut, Hände schießen in die Luft, und When spürt den Hass hinaufkriechen. Vielleicht sind einige Agitatoren darunter, aber bestimmt weniger als angenommen.
»Sollen wir beginnen? Bevor es schlimmer wird?« Sein Bruder neben ihm hat wieder Ruhe erlangt, funktioniert wieder.
»Noch nicht«, sagt When, ohne seinen Blick abzuwenden.
Er soll sich erst noch ein wenig austoben. Schuldige finden, die Meute aufbauschen. Verschieß erst einmal dein Pulver.
»Seht euch um, meine lieben Bürger. Schaut nach rechts und nach links«, verlangt der Tribun.
Unsicher folgt die Masse seinem Befehl.
»Welches Recht, welche Freiheit dürft ihr gerade genießen?«
Sekunden vergehen. Fragende Blicke werden ausgetauscht. When weiß genau, was kommt.
»Das Recht zu stehen, Bürger!«, brandet es aus ihm heraus. »Das Recht zu stehen!«, wiederholt er und hat die Masse wieder. »Und wisst ihr, wer dieses Recht nicht mehr hat, meine lieben Bürger?«
When atmet tief durch. Unsere Kinder.
»Unsere Kinder!«, brüllt der Redner. »Und warum? Weil diese Regierung unsere Kinder verpflichtet, verpflichtet, Stunden des Unterrichts darauf zu verschwenden, nichts zu tun. Nichts! Nur zu sitzen. In irgendeiner Pose, die vor Tausenden von Jahren mal ein krummbeiniger Inder benutzt hat, als er faul unter einem Baum saß.«
When spürt eine Bewegung neben sich. »Das ist nicht wahr! Sie tun …«
»Ruhig, Bruder«, unterbricht er ihn. Seine Stimme ist ein Flüstern.
»Verzeih. Es ist nur … Verzeih.«
When lächelt. »Ich weiß. Und die Studien belegen es. Aber der beste Beweis, dass Meditation für Kinder funktioniert, bist du selbst.« Sanft nimmt er seine Hand. Spürt, wie die Ruhe zurück kehrt.»Ja, Bruder.«
»Was sollen wir tun?«
»Noch ein bisschen die Show genießen.«
Sein Lächeln sollte nicht da sein. Tiefe Meditation braucht eine lange Vorbereitungszeit, haben seine Ausbilder immer gesagt. Nein, weiß er jetzt. Sie braucht Humor.
*
»Aber das ist nur die absolute Spitze des Eisbergs!«, fährt der gerechte Rächer fort, jetzt so richtig in Rage. »In allen Bereichen haben sie unsere Traditionen zerstört! Unsere Wege, die unserer geliebten Vorfahren. Und für was? Nicht für den Wohlstand, meine Freunde, so viel ist sicher!«
Demonstrativ zieht er die Innenseiten seiner Hosentaschen hervor und erntet Gelächter.
»Sie haben uns das Reisen genommen. Die Möglichkeit, andere Länder zu sehen, andere Kulturen. Und sie nennen das Respekt! Sie haben uns unsere Autos genommen, unseren Stolz als Wirtschaftsnation – im Namen vom Umweltschutz!«
Seine Stimme wird lauter und lauter und stürmt unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen.
»Und kontrolliert werden wir!«
Plötzlich hat When das Gefühl, der Tribun blickt direkt in seine Richtung.
»Von Freaks, die dieses groteske System hervorgebracht hat.«
Das Geschrei der Menge schmerzt in den Ohren.
»Es ist Zeit, Bruder. Bereite die Tanks vor«, gibt When den Befehl.
Freaks. Er lächelt. Gleitet hinab. Du hast nicht mal den Ansatz einer Ahnung, mein Freund.
*
»Zweiter Schritt: Ruhe.«
Später im Jahr.
Noch gibt es keine Verletzten, zumindest nicht körperlich. Aber einige haben das Handtuch geworfen, dienen jetzt in anderen Bereichen, möglichst weit weg von dem Panzerschrank; irgendwo, wo es weich ist und schön duftet. Und, na ja, eben ruhig ist.
»Was ist das eigentlich? Ruhe?«, brüllt Cremp, während er den Lautstärkeregler der Anlage noch mal nach oben schiebt.
Alles, nur nicht das hier, denkt When und schaut in die verkrampften Gesichter seiner Schwestern und Brüder. Goldlöckchen ist da, immer noch. Sein Freund auch; und ein Japaner, der selbst jetzt so ruhig ist, dass man den Drang verspürt, ihn aufzuwecken.
Schade, dass Sras versetzt wurde, denkt er. Aber irgendwann ist ihr doch der Fuß ausgerutscht. Und die Hand. Als Cremp mal wieder den Stab einsetzen wollte.
Das Ganze begann mit einer nicht unästhetischen Keilerei und endete in einer der illegalen Bars, Arm in Arm, bevor die Keilerei weiterging( nur nicht gegeneinander).
»Ruhe«, dringt es durch eine Mischung aus Gitarrenriff und dem Jetstart auf einem Flugzeugträger, »ist nur in euch. Nur in euch könnt ihr sie finden. Ihr denkt, sie ist abhängig von der Umwelt? Dann irrt ihr euch. Und werdet zum Spielball.«
When schwitzt. Und regt sich darüber auf, dass er schwitzt. Und darüber, dass er sich aufregt. Er wusste mal, was Ruhe ist. In einem anderem Leben, fern von den Geräuschen, den furchtbaren Geräuschen, die wie Säbel durch seinen Kopf schneiden.
Dabei hat er so gute Fortschritte gemacht. Auf dem Rollfeld hat er Ruhe gefunden. Auf dem Marienplatz mit all den Touristen, den Eindrücken. Selbst als sie regelrecht gefoltert worden sind, mit alten Aufzeichnungen des Fernsehgartens, der Tagesschau und Bundestagssitzungen als der Reichstag noch stand, regelrechte Anschläge auf Geschmack, Anstand und Wahrheit, hatte er die Ruhe gefunden. Aber jetzt?
Wo bist du? Wenn du in mir bist, warum fühle ich dich nicht? Wo habe ich dich verloren?
»Es gibt Menschen, die unruhig werden, wenn eine Tür fest zugeschlagen wird. Wenn sie langsam zur Weißglut gebracht werden, weil ein Kind immer weiter nachfragt.«
Weißglut, denkt When. Treffendes Beispiel.
»Andere bleiben ruhig, selbst im Angesicht von Lärm, Beleidigungen, Unwahrheiten und Bedrohungen.« Cremp hält kurz inne, blickt die Wände entlang, wo einige Statuen ihrer Heiligen stehen.Oder sitzen. »Selbst wenn ihr Inneres aufgewühlt ist, blieben sie ruhig. Selbst wenn es Nichts mehr anderes zu geben scheint, bleiben sie ruhig.«
Nichts mehr anderes zu geben schien. Gibt es noch etwas anderes außer diese Furcht, tiefe Furcht, aus den Jahrtausenden stammend, vor dem Lärm?, fragt sich When. Vor dem Zucken der Blitze, den Erdbeben, alles noch unverstanden früher. Und heute? Dem ständigen monotonen Jaulen der Maschinen, dem Hintergrundrauschen all der Meinungen, der Gespräche …
»Ich weiß, es ist schwer. Und es kann schwerer und schwerer werden. Wenn ich vor dem Umsturz einen Lehrer gefunden hätte, der einer Horde Kinder ruhig Fragen beantworten konnte, hätte ich ihm eine Medaille ausgehändigt. Wenn ich einen Politiker gefunden hätte, der ruhig geblieben wäre, selbst im Rauschen seiner eigenen Egozentrik, hätte ich ihn zum König der Welt gemacht.«
Cremp läuft zwischen ihnen umher und mustert sie.
»Ich weiß, es ist schwer«, wiederholt er, »aber ihr, unsere Elite, ihr müsst dort durch. Euer Ego wird immer einen Grund finden, um unruhig zu sein. Ob es der nervige Nachbar ist oder jemand, der das Messer vor euch zückt. Oder diese Musik.« Er dreht den Regler nach unten.
When entkrampft sich, Goldlöckchen ist härter geworden, und scheint eine gewisses Ruhe gefunden zu haben. Andere atmen ebenso auf wie When, nur der Japaner scheint endgültig eingeschlafen zu sein.
»Aber genauso, wie es immer einen Grund geben wird, sich von der Unruhe kontrollieren zu lassen, so wird es auch jederzeit einen Ort in euch geben, in dem ihr eure Ruhe und Kraft finden werdet. Findet diesen Ort! Dann verliert ihn. Dann findet ihn wieder, macht euch mit ihm vertraut. Liebt ihn, bis aus dem Tropfen ein Meer geworden ist.«
Ein Meer der Stille.
Plötzlich fühlt When den sanften Wind auf seiner Haut, das Meeresrauschen. Er denkt an früher, als sie das einzige Mal gemeinsam am Ozean waren. Die Stille.
»Ihr müsst die Stille finden. Ruhig bleiben wie ein Eisblock – auch wenn die Welt um euch herum unter Getöse zusammenbricht. Denn auf Unruhe folgt Abneigung, auf Abneigung Furcht, und aus Furcht wächst Zorn.« Cremp schaltet die Geräusche ganz ab.
When atmet durch.
»Und unser Ziel, der Frieden, wird unerreichbar.« Cremps Blick gleitet über seine Schüler. Unerkennbar, was er fühlt. Ob Zuversicht. Oder Enttäuschung. »In einer Woche steht der Test an. Wer nicht besteht, ist natürlich immer noch willkommen.« Jetzt lächelt er wieder aufmunternd, fast als würde er seine Rolle bereuen.
*
Der Tank.
Die älteren Modelle sahen eher aus wie etwas aus einem SF Film, ein fehlgeschlagener Versuch, etwas Besonderes zu bauen, mit all den Stangen und den Sauerstofftanks. Das Gute war, dass Passanten nur gedacht haben, hier würde eine Baustelle errichtet.
Die schwarze Röhre, die nun knapp außerhalb der Sichtweite des Mobs liegt, ist stromlinienförmig, irgendwas zwischen Torpedo und Skigepäckträger. Sauerstoffflaschen gibt es nicht mehr, auch kein Kontrollpult. Das eine, weil er auf sich alleine gestellt sein will. Das andere, weil er nicht mehr so viel atmet wie früher.
»Alles ist vorbereitet. Keine immanenten Bedrohungen.«
Sein Bruder öffnet den Tank, dann überreicht er ihm eine kleine Kapsel.
Whens Körper verneigt sich. Er selbst ist schon abgetaucht, hört seine Stimme nur noch aus der Ferne. »Wie weit bis zur Menge?«
»Zwanzig Meter.«
When nickt.
Einen Berg auf fünftausend Meter zu besteigen macht Spaß, denkt er. Eine Kiste Steine mit hoch zu tragen, ist eine Herausforderung.
*
»Das schlimmste aber ist ihr Symbol.«
Alles wird ein Nebel, während er in das Wasser gleitet und die Kapsel in den Mund nimmt.
»Unsere geliebte Melianne!«
Untertaucht.
»Pervertiert, beschmutzt mit Symbolen des Heidentums!«
Und untergeht.
*
»Dritter Schritt: Der Moment.«
Alle haben sie verloren; innerhalb eines Schrittes. Nein, nicht verloren. Der Japaner hat sich wirklich als Wunderkind herausgestellt, ist zurück nach Japan gegangen und leitet dort nun ein Ausbildungszentrum. Oder ist Staatsoberhaupt. Oder die Inkarnation von Kwannon Ji – Whens Japanisch ist ein bisschen eingerostet.
Sras hat sich den Schwestern der Hand angeschlossen, was nur natürlich zu sein schien. Dort hat sie bereits am ersten Tag zwei Meister so vermöbelt, dass zufällig an diesem Tag auch zwei Stellen für Kampfmeister vakant wurden. Eine davon hat sie angenommen.
Seinem Kumpel war das mit der Stille dann doch zu langweilig und er ist zu den Beobachtern gewechselt, einer Art von Journalisten, nur ohne die Gier, Menschenverachtung und Dummheit, die bei neunundneunzig Prozent der Presse des letzten Jahrzehnts geherrscht haben. So zumindest der Plan.
Und jetzt nur noch sie beide übrig.
Goldlöckchen – oder besser Tara – ist seit den ersten Stunden so eiskalt ruhig geworden, dass sie nicht einmal in Meditationshaltung gehen muss, um ein ganzes Gebäude in Stille zu tauchen. Eine finstere Entwicklung, sollte man meinen. Aber dann erhascht man einen Blick in ihre eisgrauen Augen, und ein sanftes Lächeln von ihr streichelt die eigene Seele. Sie wird es schaffen. Egal, wie viele Schritte und Prüfungen es noch gibt.
Aber When? Sein Bonus, der Bruder zu sein und ein besonderes Talent zu haben, spielt längst keine Rolle mehr. In den höchsten Sphären zählt kein Talent mehr, sondern Training. Durchhaltevermögen. Ein Ziel, das es wert ist.
Hat er all das? Ja, entscheidet er sich.
Die Haltung hat er so lange geübt, bis es ihm unnatürlich vorkam, nicht aufrecht zu sitzen, zu gehen oder zu stehen. Die Ruhe hat er gefunden und verloren und wieder gefunden, nach unzähligen Stunden an belebten, lärmenden Orten, während er sich Leute gesucht hat, die kein gutes Haar an ihm ließen. Und bei Heavy Metal und Schlagerliedern der letzten Jahrzehnte.
Jetzt regt sich nichts mehr in ihm. Ein stiller See in der Nacht. Kein Wind, nicht einmal der Mond spiegelt sich im Wasser.
Du hast mich dorthin geführt. Jetzt ist das Einzige, was die Stille stört, der Gedanke tief unten, dass ich nicht mehr auftauchen werde.
»Es gibt nur einen einzigen Zeitpunkt, in dem ihr meditieren könnt. Und das ist immer das Jetzt.« Der Veteran – ruhiger, irgendwie verständnisvoller geworden in den letzten Wochen – schüttelt nachdenklich den Kopf. »Ja, ich weiß. Der vielzitierte Moment. Das geheimnisvolle Jetzt. Fehlt in keinem Esoterikbuch und keiner Heilsverkündung. In keiner Religion. Aber dieses Mal, und nicht das erste Mal, versteckt sich die Wahrheit direkt hinter einer banalen Fassade.«
Ruhig blickt er in den Regen hinaus auf die Mauern des Fürstenrieder Schlosses.
Hat es eigentlich mal nicht geregnet, seit ich das Training begonnen habe?, fragt sich When. Oder erwache ich immer nur pünktlich zum nächsten Regenguss? Sucht mein Bewusstsein immer nur nach dem Wetter, das ihm am besten steht?
»Und wie der Moment verscherzt wird. Es gibt immer ein nächstes Mal: ›Morgen bin ich besser vorbereitet‹. Oder: ›Für heute habe ich genug erreicht‹. Kommt euch das bekannt vor?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fährt er fort: »Und wie der Moment banalisiert wurde. Ein Leben in Achtsamkeit, wie fruchtbar. Wie gehaltvoll. Aber glaubt mir eines.« Sein Blick wandert über When, dann über Tara. »Der Moment ist alles. Er ist unser Tor zur ultimativen Weisheit. Unsere Rettung. Wir müssen ihm nur alles geben.«
Der Moment.
Die Rettung.
Ja. Mit diesem Ziel könnte ich leben.
*
»Taucht in den Moment ein. Und verharrt dort, bis ihr euren letzten Atemzug macht. Oder nicht mehr seid.«
»Und wenn wir auf die Toilette müssen?«, hätte Whens Freund gefragt. Und der Veteran hätte humorlos einen Katheter in die Luft gehalten und dazu noch ein oder zwei verstörende Gerätschaften.
»Es gibt keine Störgeräusche, keine Gedanken, die nicht in dem Moment sind. Sie sind das Einzige, was sich real anfühlt. Nicht die Visualisierungen, nicht die Gottheiten oder Mantras. Es gibt nur die Realität. Beobachtet sie. Lauft nicht weg. Ändert sie nicht. Bleibt gelassen.« Jetzt setzt Cremp sich und schweigt. »Fragen?«, kommt es tiefe summend aus seiner Kehle.
»Was ist, wenn der Moment nicht schön ist?«
Der Veteran holt tief Luft.
Tara ist bereits in den Tiefen verschwunden, das spürt When an der Raumtemperatur.
»Dann, mein Junge«, antwortet der Veteran lächelnd, »ist der Moment nicht schön.«
*
Tribüne.
Kommt von Tribun wahrscheinlich, denkt er, und blickt auf einen gefallenen.
Alles fließt. Heraklit. Aber wohin und warum … Ich weiß es nicht.
When lässt sich neben dem Redner in einen Schneidersitz fallen. Er trocknet seine Haare mit einem taschentuchgroßen Handtuch und blickt über den verlassenen Platz. Leere Bierbecher liegen noch herum. Auch ihre Stöcke und Steine haben sie liegen lassen.
»Sie sind einfach gegangen. Einfach so.« Der Tribun schaut ungläubig. Selbst seine Tontechniker sind verschwunden, nur ein Bodyguard hat ausgeharrt. Der hält krampfhaft ein Pfefferspray fest.
Interessant. Du willst kämpfen, weißt aber nicht, wogegen.
»Bruder.« When betätigt den Funk. »Bring unserem großen, glatzköpfigen Freund ein Glas Wasser. Nimm ihm sein Spray ab, dann fahr ihn nach Hause.« Er schaut noch mal in die Richtung des Riesenbabys. »Und beobachte ihn. Er hat Potential.«
»Ja, Bruder.«
*
»Ihr wart das«, stellt der Trainingsanzug fest.
»Ja.« antwortet der halbnackte When.
»Wie sie damals? Hat sie uns so gerettet?«
When lächelt schwach. »Ja. Und nein. Das Ziel ist das Gleiche. Aber sie hat echte Macht benutzt. Ich bin nur ein Kind dagegen.« Er steht auf und streckt dem Tribun eine Hand entgegen.
»Wo sind die Leute hin? Wie …?«
»Konkrete Antworten. Davon habe ich mich schon lange verabschiedet. Vielleicht haben sie erkannt, dass Hass der falsche Weg ist. Vielleicht haben sie sich daran erinnert, dass zu Hause jemand auf sie wartet. Dass ein Mensch da ist, um den sie sich kümmern müssen. Großeltern, die gepflegt werden müssen. Partner, die respektiert werden wollen.« Er lächelt, seine Hand immer noch offen. »Kinder, um die wir uns kümmern werden. Auch wenn wir sie zwingen, sitzen zu bleiben.«
»Auch wenn es nur dreißig Minuten pro Woche sind«, fügt er hinzu.
Der Mann erinnert sich an die Worte. Vielleicht, weil es seine eigenen sind. »Keine Tricks?«
»Nein.«
Dann ergreift der Redner die Hand, zieht sich hoch und sieht When tief in die Augen. Ein Tiger, der in die Enge getrieben wurde.
»Es ist noch nicht vorbei.«
Seine Hand schließt sich fester. Bis für einen Moment Balance herrscht. Druck und Gegendruck. Härte, Weichheit.
»Das ist es nie.«
Er nickt, dreht sich um und geht ein paar Schritte. Über die Plakate hinweg. Dann hält er inne, spricht leise in sich hinein, trotzdem ist es unmöglich für When, es nicht zu hören. »Sie magst du manipuliert haben mit deinem Hokuspokus. Weil sie einfach sind. Unbewusst.« Er lächelt. »Bei mir hat es nicht mal gekitzelt … Nein, warte, ich lüge. Und das habt ihr nicht verdient. Ihr seid ja immer so ehrlich.«
Er schaut ihn spöttisch an.
»Für eine Sekunde war ich ruhig. Friedlich. Ganz pink. Wie deine ganze tuntige Organisation.« Sein Gesicht verzieht sich vor Ekel. »Mitgefühl. Vertrauen.«
Endlich hat er wieder zu seiner einstigen Stärke zurückgefunden. Ist der Tribun der unendlichen politischen Kämpfe. Und stürmt davon.
»Eine Sekunde, Flipper. Mehr nicht«, schallt es noch.
When ist allein. Lächelt über den Spitznamen, den ihm die Presse wegen den Tanks gegeben hat. Dann verbeugt er sich.
Leider muss ich dich enttäuschen, Freund. Du warst zu weit entfernt, zu energiegeladen. Dich habe ich nicht einmal für ein Zehntel einer Sekunde miteinbezogen. Das Mitgefühl, das du gespürt hast, ist ganz allein deine Schuld.
»Freund, du siehst aus, als bräuchtest du ein Transportmittel.« When steigt ab, überprüft kurz den Speicher des Akkus.
Ein kleiner alter Mann schaut missmutig zu ihm hinauf. »Was meinst du damit? Sehe ich so alt aus in deinen Augen?«
When hebt entschuldigend die Hände. »Ganz im Gegenteil.« Er gibt ihm den Lenker in die tattrigen Hände. »Gehe in Frieden.«
»Wenn du meinst«, schnappt der Alte und wendet sich einem Passanten zu. »Hey du, der Bruder hier hat ein E-Bike zu viel. Interesse?«
When lächelt, wendet sich um und blickt hinauf. An ihr. In tiefer Versenkung. Und selbst da strahlen ihre Augen eine unendliche Güte aus.
Er verneigt sich tief, dann geht er bedächtig die Stufen zu ihrer Zentrale hoch und betritt den Empfangsraum. Einige Anwesende drehen sich um, werfen ihm anerkennende Blicke zu. Er nickt freundlich zurück.
»Aktivierung?«, vibriert der Kleine Bruder an seinem Handgelenk.
»Nein. Ich mag den menschlichen Kontakt.«
»Gemeinheit. Du weißt, wie gerne ich mich mit dem Zentralcomputer vernetze.«
Interessant, denkt er. Je kälter wir werden, desto emotionaler werden die Roboter. Hoffentlich gibt es irgendwann eine heldenhafte Maschine, die die Roboter vor den Menschen schützt.
»Willkommen, Bruder.«
When verneigt sich vor seiner Schwester. Was für eine Kraft an diesem Ort wirkt. Und welche Kraft sie besitzt.
»Ich hoffe, es gab keine Schwierigkeiten mit unserem Torwächter?« Sie lächelt ihn an. Irgendwo von oben, denn sie überragt When bestimmt um zwei Köpfe.
»Nein. Ich kenne ihn schon lange. Leider vergisst er das immer.« Oder er tut zumindest so.
»Ja. Aber er ist so lieb. Und wird uns alle überleben.«
»Bestimmt.«
Ihr KB vibriert. Sie nickt unmerklich. »Du wirst bereits erwartet. Erster Stock. Ich führe dich dorthin.« Sie blickt an ihm herab. »Falls du dich vorher frisch machen willst, Bäder sind vorhanden. Und bestimmt auch eine Uniform in deiner Größe.«
Er ist er verwirrt. Dann fällt ihm ein, dass seine Haut kein Wasser mehr seit dem Tank gesehen hat. Na ja, und das Wasser im Tank ist salzig und etwas … speziell.
»Nein, vielen Dank. Wir lassen ihn besser nicht warten.«
Sie strahlt in an. »Weise Entscheidung, Bruder.«
Er lächelt ein wenig verlegen. »Manchmal gibt es kein Zurück. Dann kann man nur hoffen, dass am Ende der Torheit wieder die Weisheit gewinnt.«
Jetzt lacht sie laut auf. Glockenhell. »Eines seiner Zitate. Das wird ihm gefallen!« Sie dreht sich um und schreitet voran.
Ja, seine Zitate waren schon öfter von Vorteil.
*
Der Meetingraum.
Lange war er schon nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal war, als einige Hüter einen Streit unter Bauern schlichten mussten. Harte Kost. Seitdem gab es nur noch Nachrichten für seinen kleinen Bruder, dann direkt der Wassertank, der hoffentlich eine friedliche Lösung bedeutet.
Und er wundert sich, ob Friedenshüter selbst irgendwann mal den Frieden genießen können; und warum der Saal leer ist, bis auf ihn.
»Dein letzter Einsatz war ein Erfolg, habe ich gehört? Trotz der … Verspätung?«
Diese Stimme.
»Ja. Wir konnten die Menge beruhigen. Alles gute Menschen. Ein bisschen vom Weg abgekommen.« When dreht sich um. »Was die Verspätung angeht … Es gab Probleme mit dem Tank. Das Wasser hatte nicht die richtige Temperatur.«
Eine offensichtliche Lüge ist manchmal ehrlicher als die Wahrheit. Und amüsanter.
Für einen Moment schaut ihn der Veteran zweifelnd an, dann lächelt er.
Er hat sich kaum verändert. Vielleicht mehr Muskeln.
»Sei gegrüßt, Bruder. Ich hoffe, die Raumtemperatur hier ist angenehm für dich.«
Das Kraftpaket, hoch wie breit, verneigt sich. Neue Robe, ärmellos, Spezialanfertigung. Volles graues Haar, trotz seiner … Wie alt ist er? Zweihundert?, denkt When.
Er erwidert den Gruß. »Ja, sehr angenehm. Lehrer.«
»Bitte …« Cremp lacht so herzlich, dass es ansteckend ist. »Das ist lange her. Aber genug der Floskeln, sonst sitzen wir beide stundenlang beisammen und zählen die grauen Haare, die ich wegen deiner … kreativen Momente bekommen habe.«
Entschlossen schreitet er an When vorbei und hält auf ein Pult zu. Dort zieht sich Cremp den Kleinen Bruder vom Arm. Nein, klein ist untertrieben, das muss eine Luxusversion sein. Und When wusste nicht einmal, dass es Variationen gibt.
Sorgfältig positioniert Cremp ihn auf dem Tisch und flüstert ein Kommando, dann flammt ein Licht auf.
»Heute, mein Freund, wirst du deine ersten grauen Haare bekommen. Bitte verzeih mir schon einmal im Voraus.«
*
When atmet tief durch. Lässt die Bilder an sich vorbeiziehen.
Ich habe meditiert an den seltsamsten Orten, und Ruhe gefunden. Nicht immer sofort, und nicht immer, aber irgendwann. Und mit der Zeit wurde es besser.
Aber setzt man mich in ein Klassenzimmer, läuft auf und ab und schwadroniert über ein Thema, bin ich so ruhig wie ein Bienenschwarm …das muss wohl Karma sein … Wenn er nicht bald zum Punkt kommt, kann ich dem Drang nicht widerstehen, ihn heimlich mit Papierkugeln abzuschießen. Nicht, dass ich ihn treffen würde …
»Dieser reichsfreie Städtebund umfasst einige, wie überraschend, Städte, die sich in der Zeit der Umwälzung für unabhängig erklärt haben. Die Streitkräfte der ehemaligen Bundeswehr haben eine entmilitarisierte Zone um das Gebiet errichtet. Seitdem sind sie eher unter sich geblieben. Einige Besuche, einige Scharmützel, aber kein wichtiger Faktor für uns und unser Ziel.« Cremp blickt ihn scharf an. »Das hat sich jetzt geändert.«
*
Cremp startet eine visuelle Aufnahme. Kein Lowtech, eher ein Werbefilm. Hohe Auflösung, Einstellungen, die Kameraequipment und Kräne im Hintergrund vermuten lassen.