6,99 €
Fünfhundert Meilen unter der Erdoberfläche liegt eine fantastische, zeitlose Welt des ewigen Tageslichts, eine Welt prähistorischer Bestien und Urvölker - Pellucidar. Pellucidar ist eine Welt, die sich buchstäblich innerhalb der unseren befindet, ein Ort, an dem sich der Horizont nach oben krümmt und mit dem Himmel verschmilzt. Hier steht die Zeit still, denn Pellucidar wird von einer Miniatursonne erhellt, die niemals untergeht, sondern bewegungslos am Himmel schwebt.
Überall verstreut in dieser wilden, prähistorischen Wildnis existieren Gemeinschaften misstrauischer Menschen - und die Städte der Reptilien, der hochentwickelten Mahars.
David Innes und Abner Perry dringen ein in diese geheimnisvolle Hohlwelt. Ihrer Entdeckung von Pellucidar folgt ein Kampf, der die menschlichen Gemeinschaften vereinen und die Mahars stürzen soll...
Der Roman Der sechste Kontinent wurde erstmals im Jahre 1914 veröffentlicht - und was damals noch als Wissenschaft galt, ist heute Steampunk. Im Apex-Verlag erscheint der Ahnherr aller Hohlwelt-Romane - 1976 verfilmt unter der Regie von Kevin Connor mit Doug McClure, Peter Cushing und Caroline Munro - nach über 100 Jahren als deutsche Erstveröffentlichung, übersetzt von Helmut W. Pesch.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
EDGAR RICE BURROUGHS
Der sechste Kontinent
Erster Band der PELLUCIDAR-Serie
Roman
Deutsche Erstveröffentlichung
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Der Autor
DER SECHSTE KONTINENT
Prolog
I. Hinab in das ewige Feuer
II. Eine fremde Welt
III. Vom Regen in die Traufe
IV. Dian die Schöne
VI. Der Beginn des Grauens
VII. Freiheit
VIII. Der Mahar-Tempel
IX. Auf Leben und Tod
X. Rückkehr nach Phutra
XI. Vier tote Mahars
XII. Verfolgung
XIII. Hooja der Schlaue
XIV. Der Garten Eden
XV. Zurück zur Erde
Fünfhundert Meilen unter der Erdoberfläche liegt eine fantastische, zeitlose Welt des ewigen Tageslichts, eine Welt prähistorischer Bestien und Urvölker - Pellucidar. Pellucidar ist eine Welt, die sich buchstäblich innerhalb der unseren befindet, ein Ort, an dem sich der Horizont sich nach oben krümmt und mit dem Himmel verschmilzt. Hier steht die Zeit still, denn Pellucidar wird von einer Miniatursonne erhellt, die niemals untergeht, sondern bewegungslos am Himmel schwebt.
Überall verstreut in dieser wilden, prähistorischen Wildnis existieren Gemeinschaften misstrauischer Menschen - und die Städte der Reptilien, der hochentwickelten Mahars.
David Innes und Abner Perry dringen ein in diese geheimnisvolle Hohlwelt. Ihrer Entdeckung von Pellucidar folgt ein Kampf, der die menschlichen Gemeinschaften vereinen und die Mahars stürzen soll...
Der Roman Der sechste Kontinent wurde erstmals im Jahre 1914 veröffentlicht - und was damals noch als Wissenschaft galt, ist heute Steampunk. Im Apex-Verlag erscheint der Ahnherr aller Hohlwelt-Romane - 1976 verfilmt unter der Regie von Kevin Connor mit Doug McClure, Peter Cushing und Caroline Munro - nach über 100 Jahren als deutsche Erstveröffentlichung, übersetzt von Helmut W. Pesch.
Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.
Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten - Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.
Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.
Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.
Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.
Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.
Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.
Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.
Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.
In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.
In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.
Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.
Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.
E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“
Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück),Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.
Eines sollten Sie wissen: Ich erwarte nicht, dass Sie mir diese Geschichte glauben. Erst recht nicht, wenn Sie Zeuge einer meiner jüngsten Erfahrungen geworden wären, als ich, gewappnet mit einem gewaltigen Maß argloser Ignoranz, einem Mitglied der Royal Geological Society anlässlich meiner letzten Reise nach London davon erzählte.
Man hätte meinen können, ich hätte ein kaum minder abscheuliches Verbrechen begangen, als die Kronjuwelen aus dem Tower zu stehlen oder den Kaffee Seiner Majestät des Königs zu vergiften.
Der gelehrte Gentleman, dem ich mich anvertraute, erstarrte, bevor ich halb mit meinem Bericht fertig war – sonst wäre er gewiss explodiert –, und meine Träume von einer Ehrenmitgliedschaft, Goldmedaillen und einer Nische in der Ruhmeshalle verpufften in der dünnen, kalten Luft seiner arktischen Atmosphäre.
Aber ich glaube die Geschichte, und Sie und auch der gelehrte Vertreter der Geologischen Gesellschaft würden sie ebenfalls glauben, wenn Sie beide dies alles von den Lippen des Mannes gehört hätten, der sie mir erzählt hat. Wenn Sie, wie ich, das Feuer der Wahrheit in diesen grauen Augen gesehen, wenn Sie den Klang der Aufrichtigkeit in dieser leisen Stimme gespürt, wenn Sie das ganze Ausmaß dessen erkannt hätten, wovon er berichtete, würden auch Sie es glauben. Sie hätten nicht den letzten Augenbeweis gebraucht, den ich hatte – jene seltsame Rhamphorhynchus-ähnliche Kreatur, die er aus der inneren Welt mitgebracht hatte.
Ich traf ihn ganz unvermittelt und ebenso unerwartet am Rande der großen Sahara-Wüste. Er stand vor einem Zelt aus Ziegenhäuten inmitten eines Hains von Dattelpalmen in einer winzigen Oase. In der Nähe befand sich ein Beduinen-Douar mit sieben oder acht Zelten.
Ich war aus dem Norden gekommen, um Löwen zu jagen. Meine Gesellschaft bestand aus einem Dutzend Kinder der Wüste – ich war der einzige »Weiße«. Als wir uns dem kleinen Büschel Grün näherten, sah ich, wie der Mann aus seinem Zelt kam, die Augen mit der Hand beschirmte und aufmerksam zu uns herüberspähte. Als er mich sah, stutzte er und eilte dann rasch auf mich zu.
»Ein weißer Mann!«, rief er aus. »Gelobt sei Gott! Ich beobachte Ihre Karawane schon seit Stunden und hoffte wider alle Hoffnung, dass diesmal ein Weißer dabei sein würde. Sagen Sie mir das Datum. Welches Jahr haben wir?«
Und als ich es ihm gesagt hatte, schwankte er, als ob jemand ihn voll ins Gesicht geschlagen hätte, sodass er gezwungen war, sich an meinem Steigbügel-Leder festzuhalten, um nicht zu stürzen.
»Das ist unmöglich!«, stieß er nach einem Moment aus. »Das kann nicht wahr sein! Sagen Sie mir, dass Sie sich irren oder dass Sie nur Spaß machen.«
»Ich sage Ihnen die Wahrheit, mein Freund«, antwortete ich. »Warum sollte ich einen Fremden belügen, vor allem bei einer so einfachen Sache wie dem Datum?«
Eine Zeitlang stand er still, mit gesenktem Kopf.
»Zehn Jahre!«, murmelte er schließlich. »Zehn Jahre, und ich dachte, es wäre kaum mehr als eins gewesen!«
In dieser Nacht erzählte er mir seine Geschichte – die Geschichte, die ich Ihnen hier in seinen eigenen Worten wiedergebe, soweit ich sie in Erinnerung behalten habe.
Ich wurde vor etwa dreißig Jahren in Connecticut geboren. Mein Name ist David Innes. Mein Vater war ein wohlhabender Minenbesitzer. Er starb, als ich neunzehn war. Sein ganzer Besitz sollte nach Erreichen meiner Volljährigkeit mir gehören – vorausgesetzt, dass ich mich in den zwei dazwischenliegenden Jahren intensiv mit dem großen Unternehmen beschäftigt hätte, das ich erben sollte.
Ich tat mein Bestes, um die letzten Wünsche meiner Eltern zu erfüllen – nicht wegen des Erbes, sondern weil ich meinen Vater geliebt und verehrt habe. Sechs Monate lang habe ich mich in den Bergwerken und in den Kontorräumen herumgetrieben, denn ich wollte alles über das Geschäft lernen.
Dann interessierte mich Abner Perry für seine Erfindung. Er war ein alter Mann, der den größten Teil seines langen Lebens der Perfektionierung eines mechanischen unterirdischen Prospektors gewidmet hatte. Zur Entspannung befasste er sich mit Paläontologie. Ich sah mir seine Pläne an, hörte mir seine Argumente an, inspizierte sein Arbeitsmodell – und dann, davon überzeugt, stellte ich die nötigen Mittel bereit, um einen vollwertigen, einsatzfähigen Prospektor zu bauen.
Ich werde nicht auf die Einzelheiten seines Aufbaus eingehen – er liegt da draußen in der Wüste, etwa zwei Meilen von hier entfernt. Morgen können Sie, wenn Sie wollen, hinausreiten und ihn sich ansehen. Grob gesagt, handelt es sich um einen Stahlzylinder von einhundert Fuß Länge, der so mit Gelenken ausgestattet ist, dass er sich im Bedarfsfall durch massives Gestein drehen und winden kann. An einem Ende befindet sich ein mächtiger rotierender Bohrer, der von einem Motor betrieben wird, von dem Perry sagte, dass er mehr Leistung pro Kubikzoll erzeugt als irgendein anderer Motor pro Kubikfuß. Ich erinnere mich, dass er immer behauptete, dass diese Erfindung allein uns fabelhaft reich machen würde – wir wollten die ganze Sache nach dem erfolgreichen Abschluss unseres ersten geheimen Versuchs öffentlich machen – aber Perry kehrte nie von dieser Probefahrt zurück und ich erst nach zehn Jahren.
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an die Nacht dieses bedeutsamen Ereignisses, bei dem wir die praktische Anwendbarkeit dieser wunderbaren Erfindung testen sollten. Es war kurz vor Mitternacht, als wir uns zu dem hohen Turm begaben, in dem Perry seinen »eisernen Maulwurf« gebaut hatte, wie er das Ding zu nennen pflegte. Die große Nase berührte die nackte Erde des Bodens. Wir gingen durch die Türen in den Außenmantel, sicherten sie und gingen dann weiter in die Kabine im Binnenrohr, in der sich der Steuermechanismus befand, und schalteten das elektrische Licht ein.
Perry blickte zu seinem Generator, zu den großen Tanks, die die lebensspendenden Chemikalien enthielten, mit denen er frische Luft herstellen wollte, um die zu ersetzen, die wir beim Atmen verbrauchten; zu seinen Instrumenten zur Aufzeichnung von Temperatur, Geschwindigkeit und Entfernung und zur Untersuchung der Materialien, durch die wir hindurchgehen sollten.
Er testete das Steuergerät und kontrollierte die mächtigen Zahnräder, die ihre erstaunliche Geschwindigkeit auf den Riesenbohrer an der Nase seines seltsamen Fahrzeugs übertrugen.
Unsere Sitze, in die wir uns geschnallt hatten, waren so an Querstreben angebracht, dass wir aufrecht sitzen würden, ob das Schiff sich nun nach unten in die Eingeweide der Erde bohrte, ob es waagerecht einem großen Kohleflöz folgte oder ob es wieder senkrecht zur Oberfläche hinaufstieg.
Endlich war alles fertig. Perry neigte sein Haupt zum Gebet. Für einen Moment waren wir still, und dann ergriff die Hand des alten Mannes den Starthebel. Unter uns erhob sich ein furchtbares Röhren – der riesige Rahmen zitterte und vibrierte –, als die lockere Erde durch den Hohlraum zwischen Innen- und Außenmantel hindurchgepresst wurde, um am hinteren Ende wieder ausgestoßen zu werden. Wir waren gestartet!
Der Lärm war ohrenbetäubend. Es war ein schreckliches Gefühl. Eine ganze Minute lang konnte keiner von uns etwas Anderes tun, als sich mit der sprichwörtlichen Verzweiflung des Ertrinkenden an den Geländern unserer vibrierenden Sitze festzuhalten. Dann blickte Perry auf das Thermometer.
»Mein Gott!«, rief er. »Das ist doch nicht möglich – schnell! Was zeigt der Entfernungsmesser an?«
Der und der Tachometer befanden sich beide auf meiner Seite der Kabine, und als ich mich umdrehte, um eine Ablesung von der ersten zu nehmen, konnte ich Perry murmeln sehen.
»Zehn Grad Anstieg – das ist unmöglich!«, und dann sah ich, wie er hektisch am Lenkrad zerrte.
Als ich schließlich die winzige Nadel im schwachen Licht fand, begriff ich die offensichtliche Aufregung Perrys, und mein Herz sank in mir. Aber als ich sprach, verbarg ich die Angst, die mich heimsuchte. »Bis Sie das Ding in die Horizontale bringen können«, sagte ich, »werden wir bei siebenhundert Fuß sein.«
»Dann hilfst du mir besser, mein Junge«, antwortete er, »denn ich kriege sie nicht allein aus der Vertikalen heraus. Gott gebe, dass unsere vereinten Kräfte der Aufgabe gewachsen sind, denn sonst sind wir verloren.«
Ich zwängte mich an die Seite des alten Mannes und war fest überzeugt, dass das große Steuerrad der Kraft meiner jungen, kräftigen Muskeln nicht widerstehen würde. Auch war mein Glaube nicht nur Eitelkeit, denn meine körperliche Konstitution war immer der Neid und die Verzweiflung meiner Mitmenschen gewesen. Und gerade deshalb war sie noch besser geworden, als die Natur sie mir schon mitgegeben hatte; denn mein natürlicher Stolz auf meine Körperkraft hatte mich dazu angetrieben, meine Muskeln und meine Leistungsfähigkeit mit allen nur erdenklichen Mitteln zu pflegen und weiterzuentwickeln. Mit Boxen, Football und Baseball hatte ich seit meiner Kindheit meinen Körper gestählt.
Und so ergriff ich das riesige eiserne Steuerrad mit größter Zuversicht; aber obwohl ich jede Unze meiner Kraft hineinlegte, war meine größte Anstrengung so vergeblich, wie Perrys es gewesen war. Das Ding wollte sich nicht bewegen – das grimmige, unempfindliche, schreckliche Ding, das uns auf geradem Weg in den Tod führte!
Endlich gab ich den nutzlosen Kampf auf und kehrte ohne ein Wort auf meinen Platz zurück. Es gab nichts mehr zu sagen – zumindest nichts, was ich mir vorstellen konnte, es sei denn, Perry wollte beten. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er das tun würde; denn er ließ nie eine Gelegenheit aus, ein Gebet einzuschieben. Er betete beim Aufstehen, er betete vor dem Essen, er betete, wenn er mit dem Essen fertig war, und bevor er nachts ins Bett ging, betete er wieder. Zwischendurch fand er oft Ausreden zum Beten, auch wenn der Anlass für meine weltlichen Augen weit hergeholt zu sein schien. Jetzt, da er kurz vor dem Tode stand, fühlte ich mich sicher, dass ich Zeuge einer wahren Gebetsorgie werden sollte, wenn man einen solch profanen Vergleich auf einen so feierlichen Akt anwenden darf.
Aber zu meinem Erstaunen entdeckte ich, dass sich Abner Perry mit dem Tod, der ihm ins Gesicht starrte, in ein neues Wesen verwandelte. Von seinen Lippen floss kein Gebet, sondern ein klarer, ungetrübter Strom von Schimpfwörtern, und alles richtete sich gegen dieses vertrackte Stück störrischer Mechanik.
»Man sollte meinen, Perry«, tadelte ich ihn, »dass ein Mann von Ihrer tiefen Frömmigkeit sich lieber seinen Gebeten widmen würde, als angesichts des bevorstehenden Todes zu fluchen.«
»Tod!«, rief er. »Der Tod ist es, der dich entsetzt? Das ist nichts im Vergleich zu dem Verlust, den die Welt erleiden muss. David, in diesem eisernen Zylinder haben wir Möglichkeiten aufgezeigt, von denen die Wissenschaft bisher nicht einmal geträumt hat. Wir haben uns ein neues Prinzip zunutze gemacht und damit ein Stück Stahl mit der Kraft von zehntausend Mann erfüllt. Dass zwei Leben ausgelöscht werden, ist nichts gegen die Weltkatastrophe, die im Inneren der Erde die Entdeckungen begräbt, die ich gemacht und durch meine erfolgreiche Konstruktion bewiesen habe, welche uns nun immer weiter und weiter zu den ewigen Feuern des Erdkerns führt.«
Ich gebe offen zu, dass mir persönlich viel mehr an unserer eigenen unmittelbaren Zukunft gelegen war als an einem wie auch immer gearteten Rückschlag, den die Welt zu erleiden drohte. Die Welt wusste zumindest nichts von ihrem Verlust, während er für mich eine schreckliche Realität war.
»Was können wir tun?«, fragte ich und versteckte meine Bestürzung unter der Maske eines leisen und ruhigen Tonfalls.
»Wir können hier anhalten und den Erstickungstod sterben, wenn unsere Atmosphärentanks leer sind«, antwortete Perry, »oder wir können mit der winzigen Hoffnung weitermachen, dass sich der Prospektor später irgendwie weit genug aus der Vertikalen ablenken lässt, um uns entlang eines großen Kreisbogens schließlich zur Oberfläche zurückzuführen. Wenn uns das gelingt, bevor wir eine zu hohe Innentemperatur erreichen, könnten wir vielleicht sogar überleben. Die Chance dafür dürfte nicht mehr als eins zu mehreren Millionen betragen – andernfalls werden wir schneller sterben, aber nicht sicherer, als wenn wir untätig auf die Folter eines langsamen und schrecklichen Todes warten.«
Ich blickte auf das Thermometer. Es zeigte 110 Grad Fahrenheit an. Während wir redeten, hatte sich der mächtige Maulwurf über eine Meile in das Gestein der Erdkruste gebohrt.
»Dann lass uns weitermachen«, antwortete ich. »Es sollte bald mit dieser rasenden Fahrt vorbei sein. Sie haben nie davon gesprochen, dass die Geschwindigkeit dieses Dings so hoch sein würde, Perry. Wussten Sie das nicht?«
»Nein«, antwortete er. »Ich konnte die Geschwindigkeit nicht genau bestimmen, denn ich hatte kein Instrument, um die gewaltige Kraft meines Generators zu messen. Ich bin jedoch davon ausgegangen, dass wir etwa fünfhundert Yards pro Stunde schaffen würden.«
»Und wir machen sieben Meilen pro Stunde«, schloss ich für ihn, mit Blick auf den Entfernungsmesser. »Wie dick ist die Erdkruste, Perry?«, fragte ich.
»Dazu gibt es fast so viele Vermutungen, wie es Geologen gibt«, war seine Antwort. »Eine Schätzung geht von dreißig Meilen aus, denn die innere Hitze, die mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Grad pro sechzig bis siebzig Fuß Tiefe ansteigt, würde ausreichen, um die feuerfestesten Substanzen in dieser Entfernung unter der Oberfläche zu schmelzen. Ein anderer Fachmann meint, die Phänomene der Präzession und Kreiselbewegung würden erfordern, dass die Erde, wenn sie nicht ganz aus festem Gestein ist, zumindest eine Schale von mindestens achthundert bis tausend Meilen Dicke haben muss. Da hast du's. Such es dir aus.«
»Und wenn sie sich als solide erweisen sollte?«, fragte ich.
»Am Ende wird es für uns keinen Unterschied machen, David«, antwortete Perry. »Im günstigsten Fall reicht der Treibstoff aus, um den Prospektor drei oder vier Tage anzutreiben. Die Luft im Inneren dürfte nicht länger als drei Tage vorhalten. Keines von beiden reicht aus, um uns durch achttausend Meilen Gestein bis zu den Antipoden zu bringen.«
»Wenn die Kruste von ausreichender Dicke ist, werden wir zwischen sechs und siebenhundert Meilen unter der Erdoberfläche zum Stillstand kommen; aber während der letzten hundertfünfzig Meilen unserer Reise werden wir tot sein. Habe ich recht?«, fragte ich.
»Ganz richtig, David. Hast du Angst?«
»Ich weiß es nicht. Es ist alles so plötzlich gekommen, dass ich kaum glaube, dass einer von uns die wahren Schrecken unserer Lage erkennt. Ich habe das Gefühl, dass ich in Panik verfallen sollte, aber bislang ist noch nichts davon zu merken. Wahrscheinlich war der Schock so groß, dass er unsere Gefühle teilweise betäubt hat.«
Ich wandte mich wieder dem Thermometer zu. Das Quecksilber stieg nun mit geringerer Geschwindigkeit an. Es waren jetzt nur 140 Grad, obwohl wir bereits bis zu einer Tiefe von fast vier Meilen vorgedrungen waren. Ich sagte es Perry, und er lächelte.
»Zumindest eine Theorie haben wir widerlegt«, war sein einziger Kommentar, und dann kehrte er zu seiner neuen Lieblingsbeschäftigung zurück, das Steuerrad zu verfluchen. Ich habe einmal einen Piraten fluchen hören, aber seine besten Bemühungen wären neben Perrys meisterhaften und wissenschaftlichen Verwünschungen wie die eines Anfängers erschienen.
Noch einmal versuchte ich meine Hand am Steuerrad, aber ich hätte genauso gut versuchen können, die Erde selbst zu bewegen. Auf meinen Vorschlag hin schaltete Perry den Generator aus, und als wir zum Stillstand kamen, legte ich wieder all meine Kraft in eine letzte gewaltige Anstrengung, um das Ding auch nur eine Haaresbreite zu bewegen – aber die Ergebnisse waren so fruchtlos wie damals, als wir mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs waren.
Ich schüttelte traurig den Kopf und wies auf den Starthebel. Perry betätigte ihn, und erneut stürzten wir uns mit einer Geschwindigkeit von sieben Meilen pro Stunde auf die Ewigkeit zu. Ich saß da und starrte gebannt auf das Thermometer und das Entfernungsmessgerät. Das Quecksilber stieg nun sehr langsam an, obwohl es selbst bei 145 Grad innerhalb der engen Grenzen unseres Metallgefängnisses fast unerträglich heiß war.
Gegen Mittag, oder zwölf Stunden nach unserem Start auf dieser unglücklichen Reise, hatten wir uns bis zu einer Tiefe von vierundachtzig Meilen gelangweilt, woraufhin das Quecksilber 153 Grad Fahrenheit anzeigte.
Perry wurde immer hoffnungsvoller, auch wenn ich keine Ahnung hatte, auf welche magere Grundlage er seinen Optimismus stützte. Vom Fluchen war er zum Singen übergegangen; ich hatte das Gefühl, dass die Anspannung am Ende seinen Verstand in Mitleidenschaft gezogen hatte. Mehrere Stunden lang hatten wir kaum miteinander geredet, außer wenn er mich von Zeit zu Zeit um die Messwerte der Instrumente bat und ich sie ihm ansagte. Meine Gedanken waren erfüllt von sinnloser Reue. Ich erinnerte mich an zahlreiche Untaten aus meinem vergangenen Leben, für deren Verarbeitung ich gerne noch ein paar Jahre Zeit gehabt hätte. Zum Beispiel die Sache mit dem Schießpulver im Schlafsaal des Internats von Andover, das Calhoun und ich in den Ofen getan hatten – was beinahe einen der Pedelle das Leben gekostet hätte. Und dann – aber was nutzte es. Ich war kurz davor zu sterben und für all diese Dinge und noch einige mehr zu büßen. Schon die Hitze reichte aus, um mir einen Vorgeschmack auf das Jenseits zu geben. Ein paar Grad mehr, und ich würde das Bewusstsein verlieren.
Perrys Stimme riss mich aus meinen düsteren Gedanken. »Wie lauten die Werte jetzt, David?«
»Neunzig Meilen und 153 Grad«, antwortete ich.
»Mein Gott, damit hat sich die Theorie der Dreißig-Meilen-Kruste auch erledigt!«, rief er fröhlich aus.
»Das hilft uns sehr weiter«, knurrte ich zurück.
»Aber, mein Junge«, fuhr er fort, »bedeutet dir diese Temperaturmessung nichts? Die Hitze ist in den letzten sechs Meilen nicht gestiegen! Denk drüber nach, Sohn!«
»Ja, ich denke darüber nach«, antwortete ich, »aber welchen Unterschied macht es, wenn unsere Luftzufuhr erschöpft ist, ob die Temperatur 153 Grad oder 153 000 Grad beträgt? Wir werden genauso tot sein, und niemand wird den Unterschied merken.« Aber ich muss zugeben, dass die konstante Temperatur aus irgendeinem unerklärlichen Grund meine schwindende Hoffnung wieder wachsen ließ. Was ich mir erhoffte, konnte ich nicht sagen, und ich versuchte es auch gar nicht. Schon allein die Tatsache, wie Perry sich bemühte zu erklären, dass mehrere sehr präzise und gelehrte wissenschaftliche Hypothesen zunichtegemacht worden waren, machte deutlich, dass wir nicht wissen konnten, was im Inneren der Erde auf uns wartete, und so konnten wir weiter auf das Beste hoffen, zumindest bis wir tot waren – und dann wäre sowieso alles egal. Es war eine gute Einstellung, und eine logische dazu, und so machte ich sie mir zu eigen.
Bei hundert Meilen war die Temperatur auf 152 ½ Grad gefallen! Als ich es Perry ansagte, griff er nach mir und umarmte mich.