Der Seelen Erwachen - Rudolf Steiner - E-Book

Der Seelen Erwachen E-Book

Rudolf Steiner

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Beschreibung

Dieses eBook: "Der Seelen Erwachen" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Rudolf Joseph Lorenz Steiner (1861-1925) war ein österreichischer Esoteriker und Philosoph. Er begründete die Anthroposophie, eine esoterische Weltanschauung, die an die Theosophie, das Rosenkreuzertum, die Gnosis sowie die idealistische Philosophie anschließt und zu den neumystischen Einheitskonzeptionen der Zeit um 1900 gezählt wird.Auf Grundlage dieser Lehre gab Steiner einflussreiche Anregungen für verschiedene Lebensbereiche, etwa Pädagogik (Waldorfpädagogik), Kunst (Eurythmie, anthroposophische Architektur), Medizin (anthroposophische Medizin), Religion (die Christengemeinschaft) oder Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft). Aus dem Buch: "Mein Freund, ich kann in eurer Seele schauen, dass dieses Bild noch nicht euch voll gereift. Ich fühle, ihr vermögt die Kraft zu stärken, die euch dies Bild vor Geistesaugen stellte. - Empfinden kann ich jetzt, dass ihr für euch und auch für eure Freunde Kräfte schafft, wenn ihr die Stärkung recht erstreben wollt. Erfühlen kann ich dies; doch wie es sich vollziehen wird, verbirgt sich meinem Schauen"

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Rudolf Steiner

Der Seelen Erwachen

Seelische und geistige Vorgänge in szenischen Bildern

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2051-2

Inhaltsverzeichnis

Personen, Gestalten und Vorgänge
Erstes Bild
Zweites Bild
Drittes Bild
Viertes Bild
Fünftes Bild
Sechstes Bild
Siebentes Bild
Achtes Bild
Neuntes Bild
Zehntes Bild
Elftes Bild
Zwölftes Bild
Dreizehntes Bild
Vierzehntes Bild
Fünfzehntes Bild

Personen, Gestalten und Vorgänge

Inhaltsverzeichnis

Die geistigen und seelischen Vorgänge, welche in »Der Seelen Erwachen« dargestellt sind, sollen so gedacht werden, daß sie etwa ein Jahr nach denjenigen erfolgen,welche in dem früher erschienenen »Hüter der Schwelle« gezeichnet sind. In »Der Seelen Erwachen« kommen die für Vorgänge die folgenden Personen und Wesen in Betracht:

I. Die Träger des geistigen Elements

Benedictus die Persönlichkeit, in welcher eine Anzahl seiner Schüler den Kenner tiefer geistiger Zusammenhänge sieht. (Er ist in den vorhergehenden Seelengemälden »Die Pforte der Einweihung« und »Die Prüfung der Seele« als Führer des »Sonnentempels« dargestellt. Im »Hüter der Schwelle« bringt sich in ihm die Geistesströmung zum Ausdruck, welche lebendig-gegenwärtiges Geistesleben and die Stelle des bloß traditionellen setzen will, wie es von dem dort vorkommenden »Mystenbund« behütet wird.) In »Der Seelen Erwachen« ist Benedictus nicht mehr bloß über seinen Schülern stehend zu denken, sondern mit seinem eigenen Seelenschicksale in die Seelenerlebnisse seiner Schüler verwoben.

Hilarius Gottgetreu Der Kenner traditionellen Geisteslebens, das sich bei ihm mit eigenen Geist-Erlebnissen verbindet. Dieselbe Individualität, welche in dem vorher erschienenen Seelengemälde »Prüfung der Seele« als Großmeister eines Mystenbundes dargestellt ist.

Der Bürochef des Hilarius Gottgetreu

Der Sekretär des Hilarius Gottgetreu (Dieselbe Persönlichkeit, die im »Hüter der Schwelle« als Friedrich Geist vorkommt.)

II. Die Träger des Elements der Hingabe

Magnus Bellicosus (In der »Pforte der Einweihung« German genannt. In der »Pfüfung der Seele« und dem »Hüter der Schwelle« Präzeptor eines Mystenbundes.)

Albertus Torquatus (In der »Pforte der Einweihung« Theodosius genannt. In der »Prüfung der Seele« kommt dieselbe Individualität als erster Zeremonienmeister des dort gezeichneten Mystenbundes vor.)

Professor Capesius (In der «Prüfung der Seele« kommt seine Individualität als erster Präzeptor vor.)

Felix Balde (In der »Pforte der Einweihung« als Träger einer gewissen Naturmystik, hier im »Erwachen« Träger der subjektiven Mystik. Die Individualität Felix Baldes kommt als Joseph Kühne in der »Prüfung der Seele« vor.)

III. Die Träger des Willenselementes

Romanus (wird hier wieder mit diesem in der »Pforte der Einweihung« für ihn gebrauchten Namen eingeführt, weil dieser seiner inneren Wesenheit entspricht, zu der er sich in den Jahren durchgearbeitet hat, welche zwischen der »Pforte der Einweihung« und dem »Erwachen« liegen. Im »Hüter der Schwelle« wird für ihn der Name gebraucht, welcher als sein Name in der äußerlichen Welt gedacht ist [Friedrich Trautman]. Er wird da mit diesem Namen eingeführt, weil er innerhalb der vorkommenden Vorgänge mit seinem Innenleben nur eine geringe Bedeutung hat. Seine Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als der zweite Zeremonienmeister des mittelalterlichen Mystenbundes vor.)

Doktor Strader (Seine Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Jude Simon vor.)

Die Pflegerin des Doktor Strader. (Sie ist dieselbe Persönlichkeit, welche im »Hüter der Schwelle« Maria Treufels genannt wird. In der »Pforte der Einweihung« heißt sie die andere Maria, weil die imaginative Erkenntnis des Johannes Thomasius die Imagination gewisser Naturgewalten in ihrem Bilde gestaltet. Ihre Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Berta, die Tochter Kühnes vor.)

Frau Balde. (Ihre Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Frau Kühne vor.)

IV. Die Träger des seelischen Elementes

Maria (Ihre Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Mönch vor.)

Johannes Thomasius (Seine Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Thomas vor.)

Die Frau des Hilarius Gottgetreu.

V. Wesen aus der Geisteswelt

Lucifer Ahriman Gnomen Sylphen

VI. Wesen des menschlichen Geisteselementes

Philia Die geistigen Wesenheiten, welche die Astrid Verbindung der menschlichen Seelenkräfte mit dem Kosmos vermitteln

Luna Die andere« Philia, die Trägerin des Elementes der Liebe in der Welt, welcher die geistige Persönlichkeit angehört. Die Seele der Theodora: (Ihre Individualität kommt in der »Prüfung der Seele« als Cäcilia, Kühnes Pflegetochter und Schwester des Thomas vor, der die Individualität des Johannes Thomasius darstellt.)

Der Hüter der Schwelle Der Doppelgänger des Johannes Thomasius Der Geist von Johannes Thomasius' Jugend Die Seele des Ferdinand Reinecke bei Ahriman (12. Bild) (kommt als Ferdinand Reinecke nur im »Hüter der Schwelle« vor.)

VII.

Die Persönlichkeiten des Benedictus und der Maria werden auch als Gedankenerlebnisse eingeführt, und zwar im zweiten und vierten Bilde als solche des Johannes Thomasius, im dritten Bilde als solche Straders. Im zehnten Bilde ist Maria als Gedankenerlebnis des Johannes Thomasius eingeführt.

VIII.

Erstes Bild

Inhaltsverzeichnis

Das Comptoir Gottgetreus. In nicht allzu neuem Stil eingerichtet. Man kann sich denken, daß Gottgetreu Besitzer eines Werkes ist, in dem Holzsägearbeit gemacht wird. (Bürochef und Sekretär im Gespräch; dann Hilarius und später Strader.)

Sekretär: Und auch die Freunde im Georgenheim erklären, daß sie unzufrieden sind.

Bürochef: Auch diese schon; es ist doch jammervoll. und stets die gleichen Gründe; man ersieht, wie schmerzlich diese Freunde es empfinden, daß sie von Gottgetreu sich lösen müssen.

Sekretär: Daß wir an Pünktlichkeit es fehlen lassen, daß unsere Arbeit nicht die Wage hält der Leistung andrer Werke dieser Art, so schreibt man uns; ein gleiches muß ich jetzt auf meinen Reisen immer wieder hören. Der gute Ruf des Hauses schwindet hin, der noch von Gottgetreus Altvordern sich auf uns vererbt, und den wir mehren durften. Die Meinung bildet sich, das Gottgetreu betört von Träumern und Phantasten ist, und daß die Schwärmerei, die ihn ergriffen, der Sorgfalt ihn beraube, die vorher so deutlich jeder Leistung seines Hauses die weltberühmte Eigenart verlieh. So reich an Zahl die Lober einstens waren, sind jetzt gewiß die Tadler unsrer Arbeit.

Bürochef: Man hat es längst bemerkt, wie Gottgetreu von Leuten sich in Irrtum jagen läßt, die nach besondern Geistesgaben streben. Er neigte stets zu solchen Seelentrieben; doch wußte er vorher sie fern zu halten von jeder Arbet, die dem Tage dient.

(Hilarius Gottgetreu betritt den Raum.)

Bürochef: (zum Sekretär) Es scheint mir nötig, eine kurze Weile allein mit unserm Arbeitsherrn zu sprechen.

(Der Sekretär geht aus dem Zimmer.)

Bürochef: Die Sorge ist's, die mich Gelegenheit zu ernster Unterhaltung suchen läßt.

Hilarius: Was ist's, das meinem Rater Sorge macht?

Bürochef: Es zeigt mir mancher Vorfall jetzt ganz deutlich, daß unsre Arbeit mehr und mehr verfällt, und daß wir nicht mehr leisten, was wir sollen. Es mehren sich die Stimmen, die beklagen, wie unsre Leistung sich an Wert vermindert, und andre Häuser uns den Rang bestreiten. Auch unsre altbekannte Pünktlichkeit, sie wird von vielen schon mit Recht vermißt. Es werden sich recht bald die besten Freunde durch Gottgetreu nicht mehr befriedigt finden.

Hilarius: Gar wohl bewußt seit lange ist mir dies; Doch läßt es mich, fürwahr, ganz unbesorgt. Jedoch mit euch die Lage zu beraten ist mir Bedürfnis, denn ihr halfet mir als Diener meines Hauses nicht allein; ihr standet mir als treuer Freund stets nahe. Deshalb sollt ihr jetzt deutlich von mir hören, worauf ich euch schon öfter hingewiesen. Wer Neues schaffen will, der muß gelassen des Alten Untergang erleben können. Ich will in Zukunft so das Werk nicht führen, wie es bisher den Weg genommen hat. Erwerb, der nur im engsten Kreise lebt, und bloß gedankenlos die Arbeitsleistung dem Markt des Erdenlebens überliefert, ganz ohne Sorge, was aus ihr dann wird, erscheint mit würdelos, seit mit bekannt, welch edle Form die Arbeit finden kann, wenn Geistesmenschen ihr die Prägung geben. Es soll fortan Thomasius als Künstler die Arbeitsstätte leiten, die ich ihm in unsrer Nachbarschaft erbauen will. So wird, was wir mechanisch leisten können, von seinem Geiste künstlerisch gestaltet, und zu der Menschen Taggebrauch dann liefern, was nützlich ist und edle Schönheit trägt. Gewerbe soll mit Kunst zur Einheit werden, alltäglich Leben mit Geschmack durchdringen. Ich füge so zum toten Sinnesleib, als welche unsre Arbeit mir erscheint, die Seele, die ihr erst den Sinn verleiht.

Bürochef: (nach einer längeren Besinnung) Der Plan zu solcher Wunderschöpfung ist dem Geiste unsrer Zeit nicht angemessen. Es muß doch heute jede Leistung streng im engsten Kreise nach Vollendung streben. Die Mächte, die im Leben unpersönlich den Teil ins Ganze wirksam strömen lassen, sie geben jedem Glied gedankenlos den Wert, den Weisheit ihm nicht schenken kann. Und stünde euch auch dieses nicht im Wege, so wäre dennoch eure Absicht eitel. Daß ihr den Menschen finden könnt, der euch den Plan verwirklicht, den ihr schön erdacht, daran zu glauben – das vermag ich nicht.

Hilarius: Mein Freund, ihr wißt, daß ich nicht Träumen folge. Wie sollt' ich mir so hohe Ziele setzen, hätt' nicht ein gut Geschick mir zugeführt den Mann, der leisten wird, was ich erstrebe, und wundern muß ich mich, daß euer Blick in Strader diesen Mann nicht schauen kann. Wer dieses Geistes wahres Wesen kennt und Sinn füf höchste Menschenpflichten hat, den sollte man selbst dann nicht Träumer nennen, wenn er als solche Pflicht empfinden muß ein Feld der Arbeit diesem Mann zu schaffen.

Bürochef: (nachdem er einiges Erstaunen gezeigt hat) In Strader soll ich diesen Geist erblicken! Hat sich an ihm denn nicht so klar gezeigt, wie Menschengeist zu blenden sich vermag, wenn ihm der Sinn für Wirklichkeiten fehlt. Dem Geisteslichte dankt sein Mechanismus den Ursprung –: das kann nicht bezweifelt werden. Und wenn er einst verwirklicht werden kann, wird alles Heil aus ihm gewiß erfließen, das Straders schon so nahe glauben konnte. Doch wird er lange noch Modell verbleiben, weil jetzt die Kräfte noch verborgen sind, die ihm die Wirklichkeit erst schaffen können. Es macht mich traurig, daß ihr denken könnt, es wirke Gutes, wenn ihr euer Werk dem Manne anvertraut, der Schiffbrich litt mit seiner eignen kühn erdachten Schöpfung. Sie führte seinen Geist auf Höhen zwar, die stets die Menschenseele locken werden, die sie jedoch erst dann erklimmen soll, wenn ihr die rechten Kräfte eigen sind.

Hilarius: Wie ihr den Geist des Mannes preisen müßt, da ihr nach Gründen sucht, ihn zu verwerfen, bezeugt doch ganz besonders seinen Wert. Es lag, nach euren Worten, nicht an ihm, daß seinem Schaffen nicht Erfolg beschieden. So ist er sicher doch in unserm Kreise am rechten Ort, es wird sich seinem Geiste nichts Äußres jetzt entgegenwenden können.

Bürochef: Und wenn ich auch für alles schon Gesprochne mit innerm Widerstreben jetzt versuchte, in eure Denkungsart mich zu vesetzen: es zwingt noch andres mich zum Widerspruch. Wer soll in Zukunft eure Leistung schätzen und wer Verständnis euch so weit bezeugen, daß er Gebrauch von eurer Arbeit macht? Was ihr besitzt, es wird verschlungen sein, wenn euer Werk den Anfang erst genommen. Es wird sich dann nicht weiter führen lassen.

Hilarius: Es leuchtet mir wohl ein, daß meine Pläne als unvollkommen sich erweisen müßten, wenn nicht Verständnis erst geschaffen würde für diese neue Art und Arbeitsweise. Was Strader, was Thomasius vollbringen, es muß vollendet werden in der Stätte, die ich dem Geisteswissen will begründen. Was Benedictus, was Capesius, und was Maria dort verkünden werden, es soll dem Menschengeist die Wege weisen, daß ihm Bedürfnis werde, Sinnensein mit Geistesoffenbarung zu durchdringen.

Bürochef: So werdet ihr den kleinen Kreis beglücken, der fern von Weltensein für sich nur lebt. Ihr schließt euch ab vom wahren Menschenleben. In diesem wollt ihr zwar den Selbstsinn tilgen, doch werdet ihr an eurem Ort ihn pflegen.

Hilarius: Ihr scheint von mit zu denken, daß ich träumend Erfahrungen, die das Leben mir gewährt, gedankenlos verleugne. So verhielt' ich mich, wenn ich für einen Augenblick Erfolg in eurem Sinne sollt' verstehen. Es mag mißlingen, was mir wertvoll scheint; doch selbst, wenn alle Welt es nur verachtet, und es deshalb in sich zerfallen muß, so war es doch einmal vor Menschenseelen als Vorbild auf die Erde hingestellt. Es wird im Leben geistig weiter wirken, selbst wenn es sich im Sinnessein nicht hält. Es wird ein Teil der Kraft in ihm geschaffen, die endlich zur Vermählung führen muß