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Vollständig neu überarbeitete, korrigierte und illustrierte Fassung Stevensons wohl bedeutendste Geschichte, und eine der berühmtesten Horrornovellen überhaupt, wurde 1886 zum ersten großen Publikumserfolg des bis dahin nur wenig bekannten Robert Louis Stevenson. Dr. Jekyll ist es mit Hilfe von chemischen Experimenten gelungen, der bösen, triebhaften Seite seines Wesens eine eigene Gestalt zu geben. Als Mr. Hyde treibt er im nebelverhangenen London sein Unwesen. Doch die Rückverwandlung in einen Menschen wird immer schwieriger. Mit 19 Illustrationen Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 131
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Robert Louis Stevenson
Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Illustrierte und überarbeitete Fassung
Robert Louis Stevenson
Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Illustrierte und überarbeitete Fassung
(Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]: Charles Raymond MacauleyÜbersetzung und Fußnoten: Jürgen SchulzeÜbersetzung: Grete Rambach EV: Insel-Verlag, Leipzig, 1930 3. Auflage, ISBN 978-3-954181-23-0
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Inhaltsverzeichnis
Autor
Die Geschichte der Tür
Auf der Suche nach Mr. Hyde
Dr. Jekyll ist ganz unbefangen
Die Ermordung von Sir Danvers Carew
Der Brief
Dr. Lanyons sonderbares Erlebnis
Die Begegnung am Fenster
Die letzte Nacht
Dr. Lanyons Aufzeichnungen
Henry Jekylls vollständige Darlegung des Falles
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Ihr Jürgen Schulze
Vampire - Tödliche Verführer
Frankenstein
Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Dracula
Das Bildnis des Dorian Gray
Der Golem
Japanische Geistergeschichten
Die vergessene Welt
Das Ende der Welt
Horror
und weitere …
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Robert Louis Balfour Stevenson (✳ 13. November 1850 in Edinburgh; † 3. Dezember 1894 in Vailima, nahe Apia, Samoa) war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Stevenson, der an Tuberkulose litt, wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays.
Bekannt geworden sind vor allem der Jugendbuchklassiker »Die Schatzinsel« sowie die Schauernovelle »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde«. Eine Reihe seiner Romane ist heute noch populär und zum Teil verfilmt worden.
Robert Louis Stevenson wurde als einziger Sohn des Ingenieurs und Leuchtturmbauers Thomas Stevenson und der Margaret Isabella Stevenson, geborene Balfour, in Howard Place, Edinburgh, geboren.
Das schottische Klima mit kühlen Sommern und regnerischen, nebligen Wintern war für Mutter und Sohn äußerst ungünstig, die beide zeit ihres Lebens von geschwächter Konstitution waren. Lang Jahre erhielt Stevenson als Kind und Jugendlicher Privatunterricht, da er zu oft krank war, um einem regelmäßigen Schulbesuch nachgehen zu können.
Während seiner Kindheit schrieb Stevenson ständig Essays und Geschichten. Das erste historische Buch des jungen Stevenson »Pentland Rising«, das er in der Tradition der Romane von Sir Walter Scott verfasste, erschien im Jahr 1866. Der Roman war von geringem literarischem Wert.
Stevenson 1893
1867 immatrikulierte sich Stevenson an der Universität Edinburgh, studierte zunächst Technik und wechselte aufgrund seines labilen Gesundheitszustands 1871 zum Studium der Rechtswissenschaft. Der hochgewachsene schmalschultrige Louis gab sich als Bohemien, trug eine blaue Samtjacke, schulterlanges Haar und einen Schnurrbart und erregte mit seinem Auftreten Aufsehen in seiner Heimatstadt. Seine Diskutierfreude, die Hinwendung zum Atheismus und die Auflehnung gegen die sozialen Verhältnisse im viktorianischen Königreich entfremdeten ihn dem konservativen Elternhaus.
Am 19. Mai 1880 heiratete Stevenson die 10 Jahre ältere und geschiedene Fanny Osbourne, die zwei Kinde mit in die Ehe brachte. Wider Erwarten verstanden sich der streng konservative calvinistische Vater Thomas Stevenson und die geschiedene, Zigaretten rauchende Schwiegertochter ausgezeichnet.
1880 diagnostizierten Ärzte bei Stevenson eine beginnende Tuberkulose.
»Die Schatzinsel« erschien ab Ende des Jahres 1881 in mehreren Fortsetzungen in der Jugendzeitschrift Young Folks, fand jedoch wenig Beachtung. Als im Jahr 1883 der Roman mit dem Titel »Treasure Island« in Buchform bei Cassel & Company in London veröffentlicht wurde, ausgestattet mit zahlreichen Holzschnitten von Georges Roux und der abgedruckten Schatzkarte, wurde er ein Bestseller; bereits nach wenigen Jahren waren 75.000 Exemplare verkauft.
Im Jahr 1886 schrieb Stevenson »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde«, eine Schauernovelle, die auf einem authentischen Fall beruht.
1887 lernte Stevenson den amerikanischen Schriftsteller Henry James kennen, der sich als einer der ersten Kritiker ernsthaft, zugleich begeistert, mit seinem Werk auseinandersetzte.
Der Vater Thomas Stevenson verstarb am 8. Mai 1887 in Edinburgh.
Während eines Besuchs in New York im Jahr 1888 traf Stevenson Mark Twain, dessen »Huckleberry Finn« ihn begeistert hatte; im Washington Square Park saßen beide lange auf einer Bank und diskutierten. Ein Briefwechsel schloss sich daraufhin an.
Im Dezember 1898 besuchte Stevenson erstmals Samoa, wo er ein Anwesen am Fuß des Mount Vaea, unweit Apia auf der Insel Upolu erwarb. Der Plantage, die Stevenson für 400 Pfund erworben hatte, und dem Wohnhaus, das ab Januar 1891 in zweijähriger Bauzeit errichtet wurde, gab er den Namen »Vailima« (»Wasser aus der Hand«).
Zeitweise lebten auf der Plantage ein ganzer Familien-Clan: Großmutter, Mutter, Vater, Kinder, Angeheiratete und Enkel.
Der »Stevenson-Clan« mit seinen Dienern, ca. 1892
Am Abend des 3. Dezember 1894 brach Stevenson bewusstlos zusammen. Herbeigerufene Ärzte konnten nicht mehr helfen. Im Beisein der Familie, der Diener und Geistlichen starb Stevenson, erst 44-jährig, ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben. Als Todesursache wurde eine Intrazerebrale Blutung vermerkt. Die Einheimischen defilierten am Totenbett vorbei und hielten die Totenwache. Stevenson wurde am Gipfel des Mount Vaea begraben, wie er es sich gewünscht hatte.
Robert Louis Stevenson hat ein umfangreiches Werk von Romanen, Novellen, Reisebeschreibungen, Theaterstücken, Gedichten, Essays und Briefen hinterlassen. Es ist dem häufigen Ortswechsel Stevensons geschuldet, dass sein Nachlass weit verstreut archiviert ist.
Poster einer frühen Theateraufführung
Zu Lebzeiten war Stevenson sehr bekannt, doch als die Literatur der klassischen Moderne nach dem Ersten Weltkrieg aufkam, wurde er in Großbritannien als Autor zweiter Klasse angesehen, begrenzt auf das Genre der Kinder- und Horrorliteratur. Erst das späte 20. Jahrhundert würdigte Stevenson wieder als einen Autor ersten Ranges, als Literaturtheoretiker, Essayisten und Sozialkritiker, als Humanisten und als Zeugen der Geschichte der pazifischen Inseln.
Der Rechtsanwalt Utterson hatte ein zerfurchtes Gesicht, über das nie ein Lächeln huschte; er war kühl, wortkarg und verlegen in der Unterhaltung, schwerfällig in Gefühlsangelegenheiten, lang, hager, verstaubt und farblos — und doch irgendwie liebenswert. Kam er mit Freunden zusammen und war der Wein nach seinem Geschmack, so leuchtete aus seinem Blick etwas ungemein Menschliches — etwas, das sich beileibe nie in seine Rede verirrt hätte, das aber nicht nur bei solchen Gelegenheiten aus den Zügen seines Gesichtes, sondern öfter und deutlicher noch im Leben aus seinen Handlungen sprach. Er war hart gegen sich selbst, trank, wenn er allein war, Wacholderschnaps, um seine Schwäche für edlen Wein zu unterdrücken, und war, obgleich er eine Vorliebe fürs Theater hatte, seit zwanzig Jahren in keinem gewesen. Dabei war er voll Duldsamkeit gegen andere, ja bestaunte, manchmal fast neidisch, das Draufgängertum, das ihre Missetaten beseelte, und war im Notfall eher zu helfen als zu tadeln bereit. »Ich neige zu Kains ketzerischer Ansicht«, pflegte er bedächtig zu sagen: »Ich lasse meinen Nächsten zur Hölle fahren, wie es ihm beliebt.« Daher war es häufig sein Schicksal, dass er die letzte achtbare Bekanntschaft und der letzte gute Einfluss im Leben von Menschen war, die sich auf abschüssiger Bahn befanden. Und gerade sie ließ er auch nicht den Schatten eines veränderten Benehmens merken, solange sie bei ihm aus und ein gingen.
Allerdings war dies kein Kunststück für Mr. Utterson; denn er war von Natur zurückhaltend, und auch seine Freundschaften schienen in einer ähnlich gutmütigen Vorurteilslosigkeit begründet zu sein. Es ist das Kennzeichen eines bescheidenen Mannes, dass er seinen Freundeskreis fix und fertig aus den Händen der Vorsehung entgegennimmt, und so erging es dem Rechtsanwalt. Seine Freunde waren Verwandte oder Leute, die er schon lange kannte; seine Zuneigungen waren mit der Zeit gewachsen, gleich Efeu, und machten keinen Anspruch auf Tauglichkeit des Objekts. Daraus erwuchs zweifellos auch das Band, das ihn mit Mr. Richard Enfield, einem entfernten Verwandten und stadtbekannten Mann, verknüpfte. Vielen war es ein Rätsel, was diese beiden zueinander zog oder was sie wohl für gemeinsame Interessen haben mochten. Leute, die ihnen auf ihren Sonntagsspaziergängen begegneten, wussten zu berichten, dass sie nichts miteinander sprachen, außerordentlich gelangweilt dreinschauten und mit offensichtlicher Erleichterung das Erscheinen eines Bekannten begrüßten. Dabei aber legten beide Männer den größten Wert auf diese Ausflüge, betrachteten sie als Höhepunkt der Woche und gingen, um sie ungestört genießen zu können, nicht nur Vergnügungen aus dem Wege, sondern ließen auch Geschäft Geschäft sein.
Auf einem dieser Streifzüge geschah es, dass ihr Weg sie durch eine Seitenstraße in ein Geschäftsviertel Londons führte. Es war eine schmale, sogenannte ruhige Straße, in der jedoch an Werktagen ein ersprießlicher Handel getrieben wurde. Ihren Bewohnern ging es anscheinend gut, und alle strebten danach, dass es ihnen noch besser ginge. Was ihnen vom Gewinn übrigblieb, legten sie in der Verschönerung ihrer Häuser an, sodass die Läden dieser Durchgangsstraße etwas Einladendes an sich hatten, wie eine Reihe lächelnder Verkäuferinnen. Selbst sonntags, wenn sie ihre wahren Reize verbarg und verhältnismäßig menschenleer dalag, wirkte die Straße im Gegensatz zu ihrer schmutzigen Nachbarschaft wie ein weißer Rabe und bestach mit ihren frisch angestrichenen Rolläden und blankpolierten Messingschildern, ihrer allgemeinen Sauberkeit und einer gewissen heiteren Note sofort die Augen der Vorübergehenden und erregte ihr Wohlgefallen.
Zwei Häuser hinter einer Kreuzung wurde die Straßenfront linker Hand, und zwar nach Osten, von einem Hofeingang unterbrochen, und dort ragte der Giebel eines düsteren Gebäudes über die Straße empor. Es war zwei Stockwerke hoch, hatte keine Fenster, nur eine Tür im unteren Stockwerk und darüber eine leere, missfarbene Wand und trug allenthalben den Stempel jahrelanger Verkommenheit und Vernachlässigung. Die Tür, an der man vergeblich nach Klingel und Klopfer gesucht hätte, war verwittert und schmutzig. Landstreicher fanden Unterschlupf in der Mauernische und entzündeten ihre Streichhölzer an den Türfüllungen, Kinder spielten auf den Stufen Kaufladen, Schuljungen bearbeiteten die Gesimse mit ihren Taschenmessern, und seit fast einem Menschenalter war niemand gekommen, der diese Zufallsgäste vertrieben oder ihre Spuren beseitigt hätte.
Mr. Enfield und der Anwalt gingen auf der anderen Seite der Straße, und als sie sich dem Eingang gegenüber befanden, hob Mr. Enfield seinen Stock und wies hinüber.
»Haben Sie jemals die Tür dort bemerkt?« fragte er und fuhr, als der andere genickt hatte, fort: »Sie ist in meiner Erinnerung mit einer äußerst seltsamen Geschichte verknüpft.«
»So?« sagte Mr. Utterson mit leichtem Schwanken in der Stimme, »und was war das?«
»Das war so«, berichtete Mr. Enfield: »In einer schwarzen Winternacht gegen drei Uhr kam ich vom anderen Ende der Stadt und wollte nach Hause. Mein Weg führte mich durch einen Stadtteil, in dem buchstäblich nichts anderes zu sehen war als Laternen. Weit und breit — die Leute schliefen alle — waren die Straßen wie für eine Prozession erleuchtet und still wie eine Kirche, und schließlich geriet ich in den Zustand, in dem man sein Gehör anstrengt und immerfort lauscht und anfängt, sich nach dem Anblick eines Schutzmannes zu sehnen. — Auf einmal sah ich zwei Gestalten: die eine, ein kleiner Mann, der mit schnellen, schweren Schritten in östlicher Richtung dahinging, und die andere, ein Mädchen von etwa acht bis zehn Jahren, das, so schnell es konnte, eine Querstraße heruntergelaufen kam. Die beiden prallten natürlich an der Ecke aufeinander; und jetzt kommt das Schreckliche an der Sache: der Mann schritt ruhig über den Körper des Kindes hinweg und ließ es schreiend am Boden liegen. Wenn man das hört, klingt es nach gar nichts; aber es war gräulich anzusehen. Das war kein Mensch, das war wie ein unheimliches Fabelwesen, das alles niedertritt, was sich ihm in den Weg stellt. — Ich rief ihn an, lief ihm nach, ergriff den Burschen beim Kragen und brachte ihn zu der Stelle zurück, wo sich bereits eine Gruppe um das schreiende Kind gebildet hatte. Er war vollkommen ruhig und leistete keinen Widerstand, doch streifte er mich mit einem so widerwärtigen Blick, dass mir der kalte Schweiß ausbrach. Die Leute auf der Straße waren die Verwandten des Mädchens, und bald darauf erschien auch der Arzt, von dem es vorhin gekommen war.
Nun, dem Kinde war nichts weiter geschehen; es war, nach des Knochensägers Aussagen, mehr erschrocken — und jetzt werden Sie wahrscheinlich denken, dass die Geschichte zu Ende ist. Aber da war ein merkwürdiger Umstand. Mich hatte auf den ersten Blick ein heftiger Widerwille gegen den Mann gepackt, genauso ging es der Familie des Kindes, was nur natürlich war; was mich jedoch aufs äußerste erstaunte, war das Verhalten des Doktors. Er war der übliche Feld-, Wald- und Wiesen-Apotheker, dessen Alter ebenso unbestimmbar war wie seine Haarfarbe, sprach starken Edinburgher Dialekt und hatte so ungefähr das Temperament einer Dudelsackpfeife. Nun, ihm erging es nicht anders als uns allen; jedes Mal, wenn der Knochensäger nach meinem Gefangenen hinblickte, merkte ich, dass es ihm rot vor Augen wurde, in dem Wunsch, ihn zu töten. Ich wusste, was in ihm vorging, genauso wie er es von mir wusste, und da Totschlagen nicht in Frage kam, taten wir das Nächstbeste. Wir sagten dem Mann, dass wir von dieser Sache ein solches Aufhebens machen wollten und würden, dass sein Name von einem Ende Londons bis zum anderen gen Himmel stinken wollte. Wenn er irgendwelche Freunde und Kredit besäße, so wollten wir dafür sorgen, dass er sie verlor. Und während wir das, weißglühend vor Wut, auf ihn niederprasseln ließen, wehrten wir, so gut wir konnten, die Frauen von ihm ab; denn sie waren wild wie Furien.
Ich habe nie einen Kreis von so hasserfüllten Gesichtern gesehen, und in ihrer Mitte stand der Mann mit finsterer, ja spöttischer Kaltblütigkeit, obgleich er selbst erschrocken war — das konnte ich sehen —, doch wusste er das teuflisch gut zu verbergen. ›Wenn Sie Kapital aus dieser Begebenheit zu schlagen gedenken‹, sagte er, ›so bin ich natürlich machtlos. Jeder Ehrenmann wünscht einen Skandal zu vermeiden, nennen Sie Ihre Forderungen!‹ Wir verlangten hundert Pfund für die Familie des Kindes; er hätte sich sicher gern darum gedrückt, doch es lag etwas über uns allen, das nichts Gutes verhieß, darum gab er schließlich nach. Nun hieß es, das Geld zu bekommen, und denken Sie sich, da führte er uns zu eben jener Tür dort, zog einen Schlüssel aus der Tasche, ging hinein und kam kurz darauf mit zehn Pfund in Gold und einem Scheck über die Restsumme auf eine Bank zurück. Der Scheck lautete auf den Überbringer und war mit einem Namen unterzeichnet, den ich nicht nennen kann, obgleich er einer der springenden Punkte meiner Geschichte ist; jedenfalls war es ein wohlbekannter Name, den man häufig gedruckt liest. Es war eine große Summe, aber die Unterschrift bürgte für noch mehr — vorausgesetzt, dass sie echt war. Ich nahm mir die Freiheit, den Mann darauf hinzuweisen, dass die ganze Sache einen höchst zweifelhaften Eindruck mache, denn im gewöhnlichen Leben gehe kein Mensch nachts um vier in eine Kellertür und komme mit dem Scheck eines anderen Mannes über annähernd hundert Pfund wieder heraus. Er war aber ganz unbesorgt und lächelte spöttisch. ›Beruhigen Sie sich‹, sagte er, ›ich werde bei Ihnen bleiben, bis die Bank geöffnet wird, und den Scheck selbst einlösen.‹ So machten wir uns alle auf, der Arzt, der Vater des Kindes, unser Freund und ich, und verbrachten den Rest der Nacht in meiner Wohnung; am Morgen, als wir gefrühstückt hatten, gingen wir dann gemeinschaftlich zur Bank. Ich gab den Scheck eigenhändig ab und bemerkte dazu, ich hätte allen Grund anzunehmen, dass es eine Fälschung sei. — Aber nicht die Spur! Der Scheck war echt!!«
»Na, na«, meinte Mr. Utterson.
»Ich sehe, Sie haben das gleiche Gefühl wie ich«, sagte Mr. Enfield.
»Ja, es ist eine tolle Geschichte, denn der Mann war ein Bursche, mit dem man nichts zu tun haben möchte — ein ganz verbotener Kerl, und der Aussteller des Schecks ist der Inbegriff der Wohlanständigkeit, geradezu bekannt dafür und, was das Schlimmste ist, einer der Leute, die viel Gutes tun. Ich taxiere: Erpressung! Ein ehrenwerter Mann, der für irgendeine Jugendeselei blechen muss. Erpresserhaus nenne ich seither das Gebäude mit der Tür. Obgleich auch das bei weitem nicht alles erklärt«, fügte er hinzu und verfiel darauf in tiefes Nachdenken.