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Ratgeber für ein vitales Liebesleben Erektionsstörungen, Versagens- und Verlustangst oder Monotonie im Alltag: Zahlreiche Hürden können das Liebesleben einschränken und die Psyche belasten, wenn man älter wird. Aber kein Grund zur Sorge! Es gibt einfache Selbsthilfemöglichkeiten, die jede und jeder durchführen kann. Welche das sind, beschreibt Ingo Ebert aus eigenem Erleben. In seinem Ratgeber gibt er Einblick in die Stationen seines sexuellen Lebens. Dabei teilt er seine Liebeserfahrungen ebenso authentisch wie einfühlsam. Sein Buch ist ein Beitrag für ein sensibles Thema, das viele noch immer als Tabu betrachten. Es ist geschrieben aus der Perspektive eines Mannes - mit dem Bewusstsein für die gelungene Zweisamkeit eines Paares.
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Seitenzahl: 89
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Persönliches Vorwort
Kapitel I
Kindheit prägt – meine sexuelle Prägung
Historisches Umfeld
Persönliches und soziales Umfeld
Fallstudie – mein sexueller Lebenslauf
Pubertäres Petting
Das erste Mal
Weitere sexuelle Erfahrungen
Zusammengefasst: Mein Sex nach Ausgangssituationen
Meine aktuelle Liebesbeziehung – vom Beginn bis zu meinem mentalen Absturz
Vorgeschichte
Unser tägliches Leben
Der Beginn meiner Impotenz (die »erektile Dysfunktionalität«)
Der Besuch beim Urologen
Potenzpillen
Erwachsenen-Spielzeug
Mein inneres Erleben, mein mentaler Absturz
Kapitel II
Fragen, Recherchen, Informationen und Antworten
Freunde fragen
Infos in Zeitungen
Informationen aus Büchern
Social-Media-Kanäle: YouTube, Instagram & Co
Andere Fragen und Aspekte: eine Informationssuche
Wie kommt es zu einer Erektion?
Welche Aufgabe hat die Erektion des Phallus?
Wie kam es zu meiner Irritation und Frustration?
Kapitel III
Handlungsempfehlungen
Allgemeines vorab – meine Prämissen
Getrennt wohnen, gemeinsam lieben
Wohnungspflege
Persönliche Körperpflege: Übungen zur Mobilität und für den Beckenboden
Ernährung
Eine zweite Meinung einholen – ein anderer Urologe
Seelenpflege I – die
eigene Sprachlosigkeit überwinden
Gemeinsame »Körperpflege«
Seelenpflege II – gemeinsam Erklärvideos anschauen
Externe Stimulanzen – für Fortgeschrittene
Raus aus der Phallokratie – rein ins selbstbestimmte Liebesspiel!
Allgemein
Ich befriedige meine Frau – ich bin wieder ihr Liebhaber
Stellungen, die nicht im Kamasutra stehen
Meine Frau befriedigt mich
Kapitel IV
Abschließende Anmerkungen
Anhang mit Hinweisen und Suchbegriffen
Ich habe ein Buch über den Sex des älteren Mannes geschrieben. Ich wurde 1957 geboren, ging zur Schule, machte Abitur, fuhr bei der Marine zur See und studierte. War auch im Ausland. Ich arbeitete, war selbstständig. Ich hatte einige mehrjährige Beziehungen und bin zum dritten Mal verheiratet; Vater mehrerer Kinder.
Ich hatte ein erfülltes Sexualleben. Ziemlich »klassisch« ohne irgendwelche Experimente. Ich wusste, dass sich dieses Sexualleben im Alter ändert, dass es nachlässt, vielleicht sogar zum Erliegen kommt. Kognitiv wusste ich das. Ich spürte im Alter von gut 60 Jahren, dass es kommt. Aber als es dann da war, warf es mich in der Tiefe meiner Seele völlig aus der Bahn. Mein mentaler Absturz war fürchterlich. Ich fand die Vorstellung schrecklich, die nächsten Jahre mit Versagens- und Verlustangst leben zu müssen. Ich hatte keine andere Wahl, als mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Das Ergebnis liegt Ihnen vor. Ich zeige, wie es sich anfühlt, impotent zu werden, wie es das Verhalten gegenüber der geliebten Frau verändert, wie sinnvoll die medizinischen Empfehlungen sind und vor allem: wie man aus diesem Loch wieder rauskommt.
Ich habe mich bemüht, meine Überlegungen plausibel zu begründen, aber da ich kein ausgewiesener Fachmann bin, erhebt dieser Text keinen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit.
Vorab zu meiner Wortwahl im Text: Ich benutze umgangssprachliche Begriffe wie zum Beispiel »Vögeln« statt »Geschlechtsverkehr«. Dieses Wort und Begriffe wie »Kopulieren« oder – noch härter – »Penetration« sind mir für dieses Thema einfach zu brutal. Es geht um gelebte Liebe im Liebesspiel.
In meinem Text verweise ich mehrfach auf Videos und Texte im Internet. Am Ende des Buches habe ich einige Websites im Anhang aufgelistet. Diese Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Wir beginnen mit Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
»Gerne der Zeiten ich gedenk,
da alle Glieder gelenkig, –
bis auf eines.
Doch die Zeiten sind vorbei,
steif geworden alle Glieder, –
bis auf eines!«
Wenn Goethe schon gewusst hätte …!
Wenn man sich mit dem Sexualleben eines Menschen beschäftigen will, sollte man sich zuerst die gesellschaftliche Situation ansehen, in der der Mensch sozialisiert worden ist; also seine Kindheit und Jugend. In dieser Zeit werden dem jungen Menschen die Gesetze vermittelt, die für ihn Bedeutung haben. Dazu aber auch die ungeschriebenen Gesetze, die Glaubenssätze und die Werte. Man lernt also, dass man nicht in der Nase bohren darf, dass man nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute zeigt, dass man nicht bei Tisch rülpst usw. Es wird einem also beigebracht, wie man sich zu benehmen hat. Dazu auch, was man von anderen Verhaltensweisen zu halten hat. Zum Beispiel von Männern mit langen Haare oder Frauen in kurzen Röcken. Diese Normen gelten im Ansatz für das Leben lang. Erst äußere und/oder innere Umstände geben Anlass, diese ungeschriebenen Normen und Glaubenssätze infrage zu stellen. Wie zum Beispiel mein mentaler Absturz.
Die Generation, zu der ich gehöre, wird »Baby-Boomer«1 genannt. Gemeint sind die Geburtsjahrgänge von 1947 bis 1964. Das Wort »Baby-Boomer« klingt sympathisch, vermittelt einen eher wohligen Eindruck. Weniger sympathisch als »Baby-Boomer«, aber für diese Generation genauso richtig ist der Begriff »Kriegsenkel«. Dieses Wort stellt einen Bezug zum Zweiten Weltkrieg her, zum Nationalsozialismus und den Katastrophen der Zeit. Die Menschen, die uns erzogen und aufs Leben vorbereiteten, waren während des Terrorregimes der Nazis und während des Krieges selber Kinder und junge Erwachsene gewesen. Ich vermute, unsere Eltern, die Kriegskinder, waren überwiegend traumatisiert. Wenn beide Elternteile eines Kindes traumatisiert sind, kann die Erziehung des Kindes nicht gesund sein. Das Gleiche gilt dann auch für die ganze Gesellschaft. Die Traumatisierung der Gesellschaft muss den Machthabern, Alliierten und Bundesregierung, bekannt gewesen sein. Als 1955 von der damaligen Regierung unter Aufsicht der alliierten Kontrollmächte die Bundeswehr eingeführt werden sollte, meldeten sich sofort viele Kriegskinder freiwillig zum »Dienst an der Waffe«. Das entsprach der Erziehung der Nazis zum heroisierten Kriegshelden. Diese Freiwilligen wurden aber abgelehnt; man erklärte die Geburtsjahrgänge 1927 bis 1937 zur »Weißen Dekade«. Begründet wurde die Ablehnung mit dem Alter der 21- bis 30-Jährigen. Sie wurden kurzerhand für zu alt erklärt. Eine therapeutische Aufarbeitung der Kriegstraumata wäre wegen der großen Zahl der Betroffenen nicht möglich gewesen.
In der materiellen Welt, im Äußeren, schufen die Kriegskinder das Wirtschaftswunder; im Inneren, also im Persönlichen und Familiären, hatten die Traumatisierungen sicherlich gewaltige Folgen; die Kriegskinder hatten zum Beispiel folgende pädagogische Leitsätze gelernt: »Flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Krupp-Stahl« oder auch »Du bist nichts, dein Volk ist alles!«. Das lernten die Jungs und jungen Männer, die Jahre später Väter von Söhnen, den Kriegsenkeln, werden sollten.
Aber auch offizielle Stellen scheuten sich nicht, Nazi-Pädagogik zu benutzen und entsprechend zu empfehlen. Während der NS-Diktatur wurde das Buch »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Dr. Johanna Haarer als Erziehungsratgeber gepriesen. Dieses und andere Bücher von Johanna Haarer wurden von den Nazis als Grundlage der Mütterschulungskurse verwandt. Nach dem Krieg wurde der Text sprachlich »bereinigt«, behielt aber inhaltlich seine Härte gegenüber Kindern bei. In dieser Zeit konnte Johanna Haarer noch bis 1965 bei Gesundheitsämtern arbeiten.
1958 fand die Gleichberechtigung von Mann und Frau Einzug in die Gesetzgebung; bis dahin durften nur Väter ihre Kinder, besonders Söhne, verprügeln. Ab 1958 durften auch Mütter, entsprechend dem Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz, ihre Kinder verprügeln. Man beachte: Das Recht zur Züchtigung gem. § 1631 galt bis zum November 2000.
An Schulen hatten Lehrerinnen und Lehrer bis 1973, in Bayern sogar bis 1983, das Recht, Kinder zu züchtigen, das heißt zu schlagen. Ich selber musste das an meiner Grundschule erfahren. Aber: »Indianer weinen nicht!«
So viel zu den juristischen, geschriebenen Gesetzen dieser Zeit. Heute weiß man, dass die gesellschaftliche Akzeptanz und Verbreitung von Gewalt gegen Kinder für diese lebenslange negative Auswirkungen haben. Denn Prügeln wird vom Kind sicherlich als Zurückweisung empfunden. Das kann unter anderem auch zu Verlustängsten in späteren Erwachsenen-Beziehungen führen. Insofern bekommt dieser Aspekt im Verlauf dieses Textes noch an anderer Stelle besondere Bedeutung.
Die gesellschaftliche Grundhaltung, die offizielle Haltung zu Kindern war gewalttätig und menschenverachtend.
Zwischendurch gefragt: Was hat das alles mit Sex zu tun?
Sex ist ein harmonisches Zusammenspiel von Seele und Körper. Wenn in meiner Kindheit meine Seele verletzt worden ist und ich deshalb ein mieses Selbstwertgefühl habe, wirkt sich das auf meine Seele und damit auf meinen Sex aus. Und wenn mein Körper durch Züchtigungen missbraucht worden ist, dann wirkt sich das auf mein Verhältnis zu meinem Körper aus. Und somit auf meinen Sex. Sicherlich sehr einfach dargestellt, aber sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen.
Außer den geschriebenen Gesetzen gab es noch die ungeschriebenen Gesetze dieser Zeit, die für mich ebenfalls Auswirkungen hatten. Ich wurde 1957 geboren, Nachkriegsdeutschland, Wirtschaftswunder, Baby-Boomer und Kriegsenkel. Meine Eltern, die Menschen, die mich erzogen, wurden Anfang der 30er-Jahre geboren und wuchsen somit im Wertesystem des Nationalsozialismus auf. Deswegen waren sie nicht Nazis, aber nach Kriegsende und dem Zusammenbruch der NS-Diktatur waren sie verunsichert, denn das, was sie als Kinder gelernt hatten, war nun schlecht. Eine Alternative gab es aber nicht. So mussten alle ihren persönlichen Weg vorsichtig ertasten. Also keine Zeit für nicht überlebensnotwendige Themen. Sexualität war damals kein lebensnotwendiges Thema.
Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, erschienen die ersten Aufklärungsbücher.2 Auch Filme wie »Schulmädchen-«, »Hausfrauen-« und diverse andere Reporte waren Kassenschlager in den Kinos. Es waren einfache Pornofilme, die den Anspruch erhoben, der Aufklärung zu dienen. Sie sorgten für mächtig Furore und die Wellen der öffentlichen Diskussion schlugen hoch. Das zeigt aber auch nur, wie stark das Interesse an solchen Publikationen war. Und das wiederum offenbart, wie defizitär das gesellschaftliche und persönliche Wissen der Menschen war.
»Beate Uhse«, Flensburg, war bekannt als Sex-Shop. Im Versandhandel, ohne dass man auf den Paketen den Absender hätte erkennen können. Auch sehr diskret. Die Hauptsache war: Wenn es um Sexualität ging, dann bitte sehr diskret.
Während meiner Schulzeit auf dem Gymnasium, gegen Anfang der 70er-Jahre, begann eine öffentliche Diskussion um die Frage, ob die Sexualkunde nicht Bestandteil des Schulunterrichts sein sollte. Man kam zu dem Schluss, dass sie Gegenstand des Biologieunterrichts sein könnte. Als natürliches Beispiel bzw. Vorzeigeobjekt für den praktischen Unterricht sollte die Fortpflanzung von Bienen herangezogen werden. Bevor sich das aber in meiner Schule realisierte, hatte ich schon Abitur gemacht – und das ohne Sexualkunde-Unterricht. Ich weiß also bis heute nicht, wie sich Bienchen vermehren, hatte aber schon meinen ersten Geschlechtsakt vollzogen. Noch ohne Abitur.
Die Annäherung an das Thema Sexualität war damals entweder ordinär oder akademisch – für gutbürgerliche Burschen war nichts dabei. Uns blieben nur die eigenen vorsichtigen Versuche und Erfahrungen und der Austausch mit gleichaltrigen Freunden.
In diesem Teil möchte ich von meinen sexuellen Erfahrungen berichten: eine Chronologie meines Sexuallebens von der Pubertät bis zur aktuellen Beziehung. Diese Erfahrungen sind weder besonders dramatisch noch akrobatisch. Es geht dabei weder um eine Aufzählung im Sinne einer Angeberei noch um das Schwelgen in erotischen Erinnerungen. Vielmehr möchte ich herausstellen, welche Gemeinsamkeiten und welche Besonderheiten es bei den Geschlechtsakten gegeben hat.