Der Silvestermörder: Blutige Nächte des Terrors - Olivia Meyer - E-Book

Der Silvestermörder: Blutige Nächte des Terrors E-Book

Olivia Meyer

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Beschreibung

Jedes Jahr an Silvester versetzt eine Serie brutaler Morde die Stadt in Angst und Schrecken. Niemand kennt den Täter oder seine Motive, doch die Taten sind präzise, kalt und hinterlassen eine Spur aus Blut und Rätseln. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, doch der Silvestermörder scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Während die Polizei fieberhaft nach Antworten sucht, verdichten sich die Hinweise auf eine Person, deren dunkle Geheimnisse tiefer gehen, als irgendjemand ahnt. In einer Welt aus Täuschung, Manipulation und tödlicher Kontrolle wird das wahre Gesicht des Bösen offenbar – und nichts ist, wie es scheint.

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Vorwort

Die Autorin Olivia Meyer wurde in einer kleinen Stadt in Norddeutschland geboren und entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für das Erzählen von Geschichten. Schon als Kind zog sie ihre Umgebung mit düsteren Fantasien und spannenden Erzählungen in den Bann. Ihre Inspiration findet sie in alltäglichen Begegnungen, die sie mit einer scharfen Beobachtungsgabe und einem Gespür für das Unheimliche aufgreift.

Olivia Meyer ist fasziniert von den dunklen Seiten der menschlichen Psyche und der Frage, was Menschen zu außergewöhnlichen Taten treibt. Mit ihrem unverwechselbaren Stil, der atmosphärische Schauplätze mit tiefgründigen Charakteren verbindet, hat sie sich als aufstrebende Stimme im Genre des psychologischen Thrillers etabliert. Ihre Werke sind bekannt für ihre packenden Wendungen und die intensive, fast greifbare Spannung, die ihre Leser bis zur letzten Seite fesselt.

Mit „Der Silvestermörder: Blutige Nächte des Terrors“ legt sie einen Thriller vor, der sowohl durch psychologische Tiefe als auch durch gnadenlose Spannung besticht. Olivia Meyer lebt heute zurückgezogen und widmet sich voll und ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, das sie mit jedem neuen Werk perfektioniert.

Titel: "Der Silvestermörder: Blutige Nächte des Terrors"

Kapitel 1: Der letzte Morgen des Jahres

Es war noch früh, die Straßen glitzerten nass vom Tau, und ein eisiger Wind zog durch die Gassen der Stadt. Ein paar vereinzelte Jogger kämpften sich in Thermohosen durch den Park, während der Duft von frisch gebackenen Brötchen aus der kleinen Bäckerei an der Ecke wehte. Dr. Emilia van der Grint saß am Küchentisch ihrer stilvoll eingerichteten Wohnung im vierten Stock eines Altbaus und nippte an ihrem Mandelmilch-Getreidekaffee. Die goldene Morgenröte fiel durch die bodentiefen Fenster, tanzte über die polierten Oberflächen ihrer minimalistischen Einrichtung und ließ die Welt ein paar Minuten lang friedlich erscheinen.

Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Notizbuch mit feinsäuberlich geschriebenen Zeilen. Jede Seite war ein kleines Kunstwerk aus Ordnung und Disziplin. Neben dem Buch stand ein Teller mit einem halbierten Dinkelbrötchen, sparsam bestrichen mit Mandelmus. Sie nahm einen kleinen Bissen, kaute bedächtig und blickte dabei aus dem Fenster. Die Ruhe des Morgens passte nicht zu den Plänen, die sie heute hatte.

Ihr Handy vibrierte auf dem Tisch, und ohne hinzuschauen, streckte sie die Hand aus, um es aufzuheben. Es war eine Nachricht von einer ihrer Patientinnen, die mit einem Emoji-Gewitter auf das neue Jahr vorausblickte. „Danke, dass Sie mir so geholfen haben, Dr. van der Grint! 2025 wird meins!“ Emilia lächelte leicht, ein Lächeln, das nicht ihre Augen erreichte. Sie tippte eine kurze, höfliche Antwort zurück und legte das Handy weg. Dann drehte sie den Stift in ihrer Hand und zog eine präzise Linie durch einen Namen in ihrer Notiz.

Das Brötchen schmeckte plötzlich trocken, und sie schob den Teller ein Stück von sich weg. Sie wusste, dass sie heute noch essen musste, um ihre Konzentration zu wahren, aber die Anspannung hatte ihre Gedanken bereits ergriffen. Alles war geplant, jede Kleinigkeit durchdacht. Es würde keine Fehler geben. Nicht dieses Mal.

Während sie ihren Kaffee austrank, hörte sie aus der Nachbarwohnung das Rumpeln von Möbeln. Herr Grimm, der pensionierte Lehrer, schob wahrscheinlich wieder seinen schweren Sessel hin und her. Er war ein freundlicher, aber eigenbrötlerischer Mann, der ab und zu einen Plausch im Treppenhaus suchte. Emilia war stets höflich, doch sie hielt die Begegnungen so kurz wie möglich. Menschen wie Herr Grimm waren uninteressant. Sie hatten keine dunklen Geheimnisse, keine Abgründe, die es zu ergründen gab. Sie lebten einfach – und waren damit langweilig.

Ihr Handy vibrierte erneut. Diesmal war es Ben, der Barkeeper, mit dem sie hin und wieder ins Gespräch kam, wenn sie abends allein unterwegs war. „Hey, Mia, bist du heute auf der großen Silvesterparty? Wird sicher wild!“ Sie seufzte leise. Ben war charmant, aber schlicht. Ein Mann, der sein Leben zwischen Bierfässern und flüchtigen Affären verbrachte. Aber er war nützlich. Sie überlegte kurz, ob sie ihm antworten sollte, und beschloss dann, es auf später zu verschieben.

Sie stand auf, nahm ihre Tasse und spülte sie unter dem heißen Wasserhahn ab. Ihre Hände bewegten sich mechanisch, ihre Gedanken waren woanders. Heute war ein besonderer Tag. Silvester. Der letzte Tag des Jahres – und die einzige Nacht, in der sie sich selbst erlaubte, den Deckel ihrer perfekt kontrollierten Fassade zu lüften. Der Gedanke daran löste ein Kribbeln in ihr aus, das sie tief in ihrem Inneren kaum zugeben wollte. Es war wie ein süßer Rausch, der sie am Leben hielt.

Nachdem sie die Küche aufgeräumt hatte, ging sie ins Schlafzimmer und öffnete ihren Kleiderschrank. Reihenweise perfekt gefaltete Blusen, Hosen und Kleider hingen darin. Sie griff nach einem dunkelblauen Etuikleid, das ihre schlanke Figur betonte, und legte es sorgfältig aufs Bett. Neben dem Kleid lag ein Paar schwarze Pumps, die genau die richtige Balance zwischen Eleganz und Unauffälligkeit boten. Sie wusste, dass sie heute Abend beeindrucken musste, aber nicht zu sehr. Ihre Opfer wählten sie schließlich nicht sie – sie wählte ihre Opfer.

Die Uhr zeigte 9:30 Uhr, als sie sich im Spiegel betrachtete. Ihr Haar fiel wie ein schwarzer Wasserfall über ihre Schultern, und ihr Make-up war so dezent wie makellos. Zufrieden nickte sie sich selbst zu. Es war Zeit, das letzte Puzzlestück in ihrem Plan zu platzieren.

Sie griff nach ihrer Handtasche, die sie am Vorabend gepackt hatte, und verließ die Wohnung. Auf dem Weg durch das Treppenhaus begegnete sie Herrn Grimm, der sie mit einem freundlichen „Guten Morgen, Frau Doktor!“ begrüßte. Sie lächelte höflich, aber ihre Gedanken waren schon einen Schritt weiter. Die Stadt wartete – und mit ihr das Chaos, das sie bringen würde.

Draußen war die Luft kalt und klar. Die Welt fühlte sich frisch und neu an, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Für die meisten Menschen war Silvester ein Tag der Hoffnung, des Feierns, der guten Vorsätze. Für Emilia war es der Tag, an dem sie ihrer wahren Natur freien Lauf ließ. Und in diesem Jahr, wie in jedem Jahr zuvor, würde sie sich niemand in den Weg stellen.

Mit einem letzten Blick auf den glitzernden Morgennebel machte sie sich auf den Weg zur Praxis. Der letzte Morgen des Jahres hatte begonnen. Und mit ihm ihr Spiel.

Kapitel 2: Regen und Glühwein

Die Wolken hingen schwer über der Stadt, und erste Tropfen begannen auf die gepflasterten Straßen zu fallen, als Emilia die Tür ihrer Praxis hinter sich schloss. Sie zog den Mantel enger um sich und spürte den kühlen Hauch des Windes auf ihren Wangen. Die Lichterketten, die von den Laternen hingen, glommen matt im grauen Licht des Morgens, und die Luft roch nach nassem Asphalt und dem süßlichen Aroma von Glühwein, das aus den Ständen an der Ecke wehte.

Normalerweise liebte Emilia Regen – er hatte etwas Reinigendes, fast Kathartisches. Doch heute störte er sie. Der Mantel, den sie trug, war teuer und empfindlich, und die Tropfen drohten, ihn zu ruinieren. Sie zögerte einen Moment, bevor sie beschloss, das Taxi zu nehmen, das an der Ecke auf Kundschaft wartete. Es war keine Zeit für unnötige Unannehmlichkeiten.

Im Taxi lehnte sie sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Gedanken wanderten zu dem Abend, der vor ihr lag. Sie hatte alles geplant – jede Bewegung, jede Begegnung, jedes Detail. Der Gedanke an die Kontrolle, die sie ausüben würde, füllte sie mit einer seltsamen Ruhe. Es war, als wäre dieser eine Tag des Jahres ihre Belohnung für all die Masken, die sie trug.

Das Taxi hielt abrupt an einer roten Ampel, und der Fahrer fluchte leise, als ein Fahrradfahrer knapp vor ihm über die Straße huschte. Emilia öffnete die Augen und betrachtete die Regentropfen, die sich wie kleine, zitternde Perlen über das Fenster zogen. „Kann man nicht mal an Silvester in Ruhe fahren?“ grummelte der Fahrer. Sie antwortete nicht, sondern ließ ihren Blick weiter über die Straßen schweifen.

Am Straßenrand stand ein Pärchen, das sich unter einem zu kleinen Regenschirm drängte und lachte, als ein vorbeifahrendes Auto sie mit Spritzwasser erwischte. Emilia beobachtete sie mit einem undefinierbaren Gefühl – eine Mischung aus Neid und Verachtung. Wie konnten Menschen so sorglos sein? Wie konnten sie lachen, während die Welt so chaotisch war? Der Gedanke ließ sie den Kopf schütteln.

Das Taxi hielt schließlich vor der kleinen Piazza, auf der sich ein Weihnachtsmarkt befand. Es war einer dieser Märkte, die auch noch nach den Feiertagen geöffnet blieben, ein letzter Versuch, das Jahresendgeschäft auszureizen. Der Regen hatte die meisten Stände fast leer gefegt, aber ein paar tapfere Verkäufer hielten durch. Einer von ihnen war Ben.

Ben stand hinter einem kleinen Glühweinstand, eine lächerlich große Schürze umgebunden, die kaum zu seinem lockeren Charme passte. Sein Haar war nass, und er hatte sich offenbar keine Mühe gemacht, sich vor dem Regen zu schützen. Stattdessen schenkte er mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Übermut Glühwein aus, während er einem alten Mann mit einem struppigen Hund einen Witz erzählte.

„Na, Mia! Du hier? Hätte nicht gedacht, dass du dich auf so was Kleinkariertes blicken lässt!“ rief er, als er sie sah. Seine Stimme hatte diesen leicht spöttischen Ton, der sie gleichzeitig reizte und amüsierte.

„Ben.“ Sie zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. „Glaub nicht, dass ich hier bin, um dich zu sehen. Ich hatte Lust auf Glühwein.“

„Ach ja? Und ich dachte, du trinkst nur so komischen, teuren Kram. Mandelmilch-Weißwein oder so was.“ Er lachte und schenkte ihr einen dampfenden Becher ein. „Hausgemacht. Der Beste auf dem Markt. Vielleicht der einzige, aber das zählt trotzdem.“

Sie nahm den Becher, und die Wärme in ihren Händen war ein willkommener Kontrast zur klammen Kälte. Der erste Schluck brannte angenehm in ihrer Kehle, und sie musste zugeben, dass er tatsächlich gut war. „Gar nicht mal schlecht,“ sagte sie, was in ihrer Welt fast ein Lob war.

Ben grinste breit, als hätte er einen Preis gewonnen. „Na, wenn das kein Ritterschlag ist.“

Gerade wollte sie etwas erwidern, als ein lauter Knall vom anderen Ende des Marktes ertönte. Beide drehten sich instinktiv um. Ein Pizzaofen, der an einem Stand betrieben wurde, hatte eine Gasflamme zu viel abbekommen und einen Schwall Rauch und Funken ausgestoßen. Ein Mann mit einer fettverschmierten Schürze rannte hektisch umher, während er versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

„Das ist ja wie in 'nem schlechten Film,“ murmelte Ben und schüttelte den Kopf. „Die Leute können echt nichts, außer sich selbst in die Luft zu jagen.“

„Ich frage mich, warum ich überhaupt hier bin,“ sagte Emilia trocken und nahm noch einen Schluck. Sie spürte Bens Blick auf sich, dieses halb spöttische, halb neugierige Funkeln in seinen Augen, das sie manchmal aus dem Konzept brachte.

„Weil du mich sehen wolltest, Mia. Gib's zu. Du kannst einfach nicht widerstehen.“

„Träum weiter, Ben.“

Doch während sie sich umdrehte, spürte sie ein winziges Lächeln auf ihren Lippen. Es war die Art von Moment, die sie später in ihrem Kopf analysieren würde, wenn die Nacht vorbei war. Der Regen prasselte jetzt härter, und sie zog den Mantel enger um sich, als sie sich vom Markt entfernte.

Im Hinterkopf summte bereits der Plan, den sie für heute Abend vorbereitet hatte. Doch für einen kurzen Augenblick ließ sie sich von der Absurdität des Lebens ablenken – von nassem Pizzaofenrauch, süßlichem Glühwein und einem Typen wie Ben, der wahrscheinlich nie verstehen würde, wie nah er der Gefahr tatsächlich war.

Kapitel 3: Stille Tropfen im Wasser

Die Tür zur Praxis fiel mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss. Emilia schlüpfte aus ihrem Mantel und hängte ihn sorgfältig an den dafür vorgesehenen Haken. Der Raum roch nach dem beruhigenden Lavendelduft ihrer Duftkerze, die sie immer anzündete, bevor Patienten eintraten. Heute jedoch war kein Patient mehr geplant, und der Geruch erschien ihr seltsam fehl am Platz. Der Raum war still – eine Stille, die sie heute nicht störte, sondern beruhigte. Es war die Ruhe vor der Vollendung eines ihrer perfekten Werke.

Sie zog die Pumps aus und ließ ihre Zehen für einen Moment auf dem kühlen Parkettboden ruhen. Dann griff sie nach einem schlichten, weißen Kittel, den sie über ihr Kleid zog. Der Stoff fühlte sich vertraut an, fast wie eine zweite Haut. In einer der Taschen steckte ein schmaler, chirurgischer Griffel, der unter den Fingerspitzen eine beruhigende Sicherheit vermittelte.

In ihrem Behandlungszimmer wartete bereits ihr heutiges Ziel: Markus. Ein Mann Mitte vierzig, der seit einigen Monaten regelmäßig ihre Sitzungen besuchte. Seine Ehe war zerbrochen, sein Job war ihm entglitten, und die dunklen Ränder unter seinen Augen erzählten Geschichten von Nächten voller Unruhe und Einsamkeit. Er war so leicht zu manipulieren gewesen, dass es beinahe langweilig war.

Er saß auf der Couch, wie immer mit leicht nach vorne gebeugten Schultern, seine Hände ineinander verkrampft. „Frau Doktor, ich weiß nicht, wie ich das alles noch schaffen soll.“ Seine Stimme war ein Flüstern, durchtränkt von einem bodenlosen Gefühl der Verzweiflung.

„Markus,“ begann sie mit der sanften, beinahe hypnotischen Stimme, die sie sich über Jahre antrainiert hatte. „Haben Sie darüber nachgedacht, was wir letzte Woche besprochen haben? Dass Sie diese Last loslassen müssen?“

Er hob den Kopf, seine Augen glitzerten feucht. „Aber wie? Ich… ich weiß nicht, wie ich das machen soll.“

Emilia setzte sich ihm gegenüber und lächelte, dieses ruhige, verständnisvolle Lächeln, das sie so perfektioniert hatte. „Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Vertrauen Sie mir. Lassen Sie uns das zusammen machen.“

Er nickte langsam, fast mechanisch, wie ein Marionette, deren Fäden gezogen wurden.

„Gut,“ sagte sie und erhob sich. „Kommen Sie mit. Ein kleiner Schritt nach dem anderen.“

Sie führte ihn in das angrenzende Badezimmer, das klinisch sauber war. Weiße Fliesen, ein makellos poliertes Waschbecken, und in der Mitte eine große, altmodische Badewanne. Das Licht war gedämpft, und der Lavendelduft hatte sich auch hierhin ausgebreitet.

„Setzen Sie sich auf den Rand der Wanne,“ sagte sie, während sie ein Handtuch aus dem Schrank nahm und es ordentlich auf den Boden legte. „Das hier ist Ihr sicherer Ort. Hier gibt es keine Erwartungen, keine Forderungen. Nur Ruhe.“

Markus tat, was sie sagte, seine Bewegungen langsam und schwer. „Und dann?“ flüsterte er.

Emilia kniete sich vor ihn, ihre Augen auf seine fixiert. Sie nahm seine Hände in ihre und hielt sie einen Moment lang, als würde sie ihm Kraft übertragen. Dann griff sie in die Tasche ihres Kittels und zog das Messer heraus – ein schlankes, chirurgisches Instrument, das im gedämpften Licht leise aufblitzte.

„Markus, dies ist der Moment, in dem Sie alles loslassen können,“ sagte sie, ihre Stimme ruhig und melodisch. „Ich bin bei Ihnen. Sie sind nicht allein.“

Er starrte auf das Messer, seine Lippen bebten. „Ich… ich weiß nicht, ob ich das kann.“

„Doch, das können Sie,“ flüsterte sie und führte das Messer sanft an seine Hand. Ihre Berührung war so leicht, so beruhigend, dass er kaum bemerkte, wie sie seine Hand drehte und das Messer an seiner Pulsader positionierte. „Es ist ganz einfach. Ein Schnitt, und all der Schmerz ist weg.“

Seine Atmung wurde flacher, schneller, aber er widersetzte sich nicht. Ihre Dominanz, ihre sanfte, aber unnachgiebige Kontrolle hatte ihn vollständig ergriffen.

„Ich… ich habe Angst.“

„Das ist in Ordnung,“ sagte sie. „Angst ist der letzte Widerstand. Lassen Sie ihn los.“

Dann führte sie den Schnitt. Präzise, elegant, sauber. Blut quoll sofort hervor, dunkel und dick, und tropfte lautlos in die Wanne. Markus keuchte, aber es war kein Widerstand in seinem Blick, nur ein schockiertes Erkennen dessen, was gerade geschah.

„Es wird schnell gehen,“ sagte sie sanft, während sie seine andere Hand nahm und den zweiten Schnitt setzte.

Das Blut sammelte sich in der Wanne, ein leuchtendes Rot auf dem makellosen Weiß der Emaille. Markus’ Körper begann zu zittern, seine Augen suchten die ihren, während die Kraft aus ihm wich.

„Ich bin hier,“ flüsterte sie, eine Lüge, die wie ein Trost klang.

Innerhalb weniger Minuten war es vorbei. Die Stille kehrte zurück, nur unterbrochen vom leisen Tropfen des Blutes, das von seinen Handgelenken in das Wasser fiel. Emilia richtete sich auf und betrachtete ihr Werk. Es war perfekt – makellos, wie immer.

Sie griff nach einem weiteren Handtuch, um die wenigen Spritzer auf ihrem Kittel zu entfernen, und dann nach einem Paar Handschuhe, um die Szene zu reinigen. Sie war effizient, methodisch, wie eine Chirurgin, die ihren Patienten gerade von einem Tumor befreit hatte.

Als sie fertig war, stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Ihr Haar war noch makellos, ihr Gesicht ruhig und kontrolliert. Sie lächelte leicht, zufrieden mit ihrer Arbeit.

Dann verließ sie das Badezimmer, schloss die Tür leise hinter sich und griff nach ihrem Handy. Eine Nachricht von Ben wartete auf dem Bildschirm. „Mia, komm heute Abend vorbei. Die Party wird episch!“

Ihr Finger schwebte einen Moment über der Tastatur, bevor sie antwortete. „Vielleicht. Mal sehen, ob es sich lohnt.“

Sie legte das Handy weg und zog ihren Mantel an. Draußen hatte der Regen nachgelassen, und die Straßen glänzten im Licht der Laternen. Sie atmete tief ein und machte sich auf den Weg. Es war Silvester, und ihr Spiel war noch lange nicht zu Ende.

Kapitel 4: Der bittere Geschmack von Bowle

Die Stadt vibrierte vor Leben. Lichterketten spannten sich wie glitzernde Adern über die Straßen, und die Geräusche von Musik, Gelächter und Autohupen vermischten sich zu einem chaotischen Crescendo. Es war Silvester, und überall liefen Menschen in kleinen Gruppen umher, eingehüllt in Schals und dicker Winterkleidung, die roten Nasen verrieten die Kälte und den Alkohol, der in der Luft hing. Emilia war mittendrin, doch wie immer fühlte sie sich wie eine Beobachterin, als gehöre sie nicht wirklich dazu.

Sie hatte die Einladung von Ben schließlich angenommen, nicht, weil sie sich auf die Party freute, sondern weil sie wusste, dass ihr nächstes Opfer dort sein würde. Alles war geplant, bis ins kleinste Detail. Aber es war nicht ohne Risiko. Eine Party wie diese – voller junger, lauter Menschen, die zu viel tranken und zu wenig nachdachten – war chaotisch. Das mochte sie nicht. Doch das Risiko war es wert.

Sie zog den Kragen ihres Mantels hoch und betrat das alte Fabrikgebäude, das für die Party umfunktioniert worden war. Drinnen war es heiß und stickig, ein scharfer Kontrast zur Kälte draußen. Der Duft von billigem Sekt, süßer Bowle und abgestandener Luft schlug ihr entgegen. In einer Ecke hatte jemand bereits seinen Mageninhalt auf den Boden entleert, und ein verzweifelter Gastgeber versuchte, die Sauerei mit einem Lappen und einem viel zu starken Zitrus-Reinigungsmittel zu beseitigen. Emilia verzog die Lippen in einem Anflug von Abscheu, ließ es sich aber nicht anmerken.

„Mia!“ rief Ben von der improvisierten Bar aus, wo er mit einer überdimensionalen Kelle in einem riesigen Bowletopf herumrührte. Er hatte einen schelmischen Ausdruck im Gesicht, als er ihr zuzwinkerte. „Ich wusste, dass du auftauchst. Komm, probier das hier! Die beste Bowle der Stadt – naja, zumindest behaupten wir das.“

Emilia trat näher, nahm einen der Plastikbecher und ließ sich einschenken. Sie wusste, dass Ben sie mochte – vielleicht sogar mehr als nur mochte. Das war einer der Gründe, warum sie ihn nie wirklich ernst nahm. Männer wie er waren viel zu leicht zu durchschauen. Sie nippte an der Bowle und verzog kaum merklich das Gesicht. Sie schmeckte nach billigem Wodka, überreifem Obst und Zucker. Eine widerliche Mischung, aber sie spielte mit.

„Gar nicht schlecht,“ sagte sie mit einem kleinen Lächeln, das gerade genug Wärme hatte, um Ben zufrieden zu stellen.

„Ich hab’s dir doch gesagt,“ grinste er. „Also, bist du bereit für das beste Silvester deines Lebens?“

„Das wird sich noch zeigen.“

Während sie sprach, ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Und da war er – Sebastian. Mitte 30, gutaussehend, aber mit diesem leicht abgenutzten Charme eines Mannes, der zu oft im Mittelpunkt stehen wollte. Er war eine ihrer „Patienten“ gewesen, ein Fall von chronischem Narzissmus, der ihr fast zu plump war, um interessant zu sein. Doch seine Arroganz hatte ihn zu einem perfekten Ziel gemacht. Menschen wie er glaubten immer, unantastbar zu sein.

Sebastian stand in einer Gruppe von Leuten und lachte laut, seine Gesten übertrieben und theatralisch. Er hielt einen Becher in der Hand und prostete der Menge zu, während er eine Geschichte erzählte, die vermutlich niemanden wirklich interessierte. Emilia schob sich langsam durch die Menge, immer darauf bedacht, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie wusste, wie sie sich unsichtbar machen konnte, auch in einem Raum voller Menschen.

„Sebastian,“ sagte sie schließlich, ihre Stimme ruhig und mit einem Hauch von Überraschung, als hätte sie nicht erwartet, ihn hier zu sehen.

„Mia!“ Er drehte sich zu ihr um, seine Augen leuchteten auf. „Das ist ja ein Zufall! Komm, lass mich dir einen Drink holen.“

„Ich habe schon einen,“ sagte sie und hob ihren Becher. „Aber ich dachte, ich sag mal Hallo.“

Die nächsten Minuten verliefen wie ein Spiel, das sie bereits unzählige Male gespielt hatte. Sie lachte an den richtigen Stellen, stellte die richtigen Fragen, und bevor er es überhaupt bemerkte, war er vollständig in ihren Bann gezogen. Sebastian war leicht zu steuern, wie ein Hund, der einem Leckerli hinterherlief.

„Wollen wir irgendwohin, wo es nicht ganz so laut ist?“ fragte sie schließlich, ihre Stimme leise und vertraulich.