Der Stern über dem Walde: Eine Liebesgeschichte - Stefan Zweig - E-Book

Der Stern über dem Walde: Eine Liebesgeschichte E-Book

Zweig Stefan

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Beschreibung

In "Der Stern über dem Walde: Eine Liebesgeschichte" erzählt Stefan Zweig die bewegende Geschichte von zwei Jugendlichen, deren Liebe durch gesellschaftliche Zwänge und individuelle Schicksalsschläge auf die Probe gestellt wird. Zweigs meisterhafter literarischer Stil, geprägt von Tiefe und Empathie, zieht den Leser von der ersten Seite an in die vergangene Welt des 19. Jahrhunderts. Die Erzählung ist durchdrungen von melancholischen Motiven und einem subtilen Verständnis für menschliche Emotionen, was Zweigs Ruf als Meister der psychologischen Erzählkunst unterstreicht. Die Liebesgeschichte wird vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Konventionen lebendig, wodurch Zweig eine subtile Kritik an den Normen und Traditionen seiner Zeit formuliert.

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Seitenzahl: 15

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Stefan Zweig

Der Stern über dem Walde: Eine Liebesgeschichte

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1681-9

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Der Stern über dem Walde

Franz Carl Ginzkeyin herzlicher Gesinnung

Einmal, als sich der schlanke und sehr soignierte Kellner François beim Servieren über die Schulter der schönen polnischen Gräfin Ostrowska herabneigte, geschah etwas Seltsames. Nur eine Sekunde währte es und war kein Zucken und kein Erschrecken, keine Regung und Bewegung. Und doch war es eine jener Sekunden, in die tausende Stunden und Tage voll Jubel und Qual gebannt sind, gleichwie der großen dunkelrauschenden Eichen wilde Wucht mit all ihren wiegenden Zweigen und schaukelnden Kronen in einem einzigen verflatternden Samenstäubchen geborgen ist. Nichts Äußerliches geschah in dieser Sekunde. François, der geschmeidige Kellner des großen Rivierahotels beugte sich tiefer hinab, um die Platte dem suchenden Messer der Gräfin besser zurecht zu legen. Doch sein Gesicht ruhte diesen Moment knapp über der weichgelockten duftenden Welle ihres Hauptes, und als er instinktiv das devot gesenkte Auge aufschlug, sah sein taumelnder Blick, in wie milder und weißleuchtender Linie ihr Nacken sich aus dieser dunklen Flut in das dunkelrote bauschende Kleid verlor. Wie Purpurflammen schlug es in ihm auf. Und leise klirrte das Messer an die unmerklich erzitternde Platte. Obzwar er aber in dieser Sekunde alle Folgenschwere dieser jähen Bezauberung ahnte, meisterte er gewandt seine Erregung und bediente mit der kühlen und ein wenig galanten Verve eines geschmackvollen Garçons weiter. Er reichte die Platte mit geruhigem Gange dem steten Tischgenossen der Gräfin, einem älteren, mit ruhiger Grazie begabten Aristokraten, der mit fein akzentuierter Betonung und einem kristallenen Französisch gleichgültige Dinge erzählte. Dann trat er ohne Blick und Gebärde von dem Tisch zurück.