Der Sternenmantel - Katja von Glan - E-Book

Der Sternenmantel E-Book

Katja von Glan

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Beschreibung

Der Sternenmantel aus blau schillernder Seide mit aufgestickten goldenen Sternen ist dazu bestimmt, dass ein würdiger Herrscher ihn trägt. Sein Besitz verleiht Macht und Ansehen. Doch wer ist würdig, König zu sein im deutschen Reich? Der Staufer Philipp und der Welfe Otto streiten sich um den Thron, bis ein rätselhafter Mord im Jahre 1208 die Lage dramatisch verändert. Katja von Glan verwebt die historischen Fakten geschickt mit den packenden Schicksalen der Kölner Kaufmannstochter Mechthild und der Hofdame Johanna. Mit ihnen erleben wir den Zauber des Orients, höfische Intrigen, leidenschaftliche Liebesgeschichten und die intuitive Weisheit von Frauen, die im Ränkespiel der Mächtigen kräftig mitbestimmen. Teil 2 der Reihe um die Kaufmannstochter Mechthild und die Hofdame Johanna nach "Silber im Saum"

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Seitenzahl: 736

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Katja von Glan

Der Sternenmantel

Roman

LangenMüller

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www.langen-mueller-verlag.de

© für das eBook: 2016 LangenMüller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© für die Originalausgabe: 2003 nymphenburger in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Covergestaltung: Atelier Seidel – Verlagsgrafik, Teising

Titelmotiv: Thinkstockphoto

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8320-7

Für Dieter und Thilo

Prolog

März 1193, in Damaskus

Saladin lag im Sterben. Es hatte mit einem leichten Fieber begonnen. Am sechsten, siebten und achten Tag stieg es beständig. Am neunten Tag verlor Saladin das Bewusstsein und am zehnten Tag schwitzte er heftig. Am Morgen des elften Tages verloren die Ärzte jede Hoffnung. Nur noch wenige Stunden, und der große Sultan, die Krone der Emire, der Anführer der Heere und das Schwert des Islam, würde Allah seine Seele übergeben.

Als die Nacht zum zwölften Tag anbrach, verließen die Ärzte den Sterbenden und riefen den Imām. In dieser Nacht wehte ein warmer Wind um die Omayyadenmoschee, über die Dächer des Suk Hamidiye bis zur Zitadelle. Er strich um die gewaltigen Türme, suchte sich seinen Weg durch einen Torbogen und fuhr in ein tränennasses Gesicht. Es gehörte Kamāl, den seine Freunde den Grübler nannten. Er war ein stiller junger Mann und gab nicht viel auf das Urteil seiner Freunde. Heute Nacht vermisste er sie.

Als er den Windhauch spürte, blieb er stehen und schob eine herausgerutschte Locke zurück unter seinen grünen Turban. Dann setzte er seinen endlosen Weg durch die hohen Flure der Zitadelle fort. Gehen, immer gehen, einen Schritt vor den anderen setzen, nur nicht stehen bleiben. Wenn er stehen bliebe, dann würde der Schmerz ihn überwältigen. Morgen würde Ägypten weinen und Syrien würde sich verdunkeln.

Saladins Ärzte hatten ausgerechnet ihn, den Jüngsten und Unerfahrensten unter ihnen, zurückgelassen. Deutlicher konnten sie ihr Urteil über den Zustand des Sultans nicht machen. Sie hatten Saladin nach einem langen Kampf aufgegeben. Kamāl hatte all die Tage das Leid mit angesehen. Bei Einbruch der Dämmerung hatte er mit den anderen Ärzten das Sterbezimmer des Sultans verlassen. »Bleib in seiner Nähe, falls er wider Erwarten zu sich kommt«, hatte sein Meister gesagt, und Kamāl war in der Zitadelle zurückgeblieben.

Um nicht über den großen Verlust nachdenken zu müssen, wanderte er, ohne anzuhalten, durch die Flure. Das machte es leichter, den Schmerz zu ertragen. Er hatte in dieser Nacht Männer gesehen, die vor Trauer apathisch waren und vor sich hin starrten. Er war an Männern vorübergekommen, die sich die Lippen blutig gebissen und an welchen, die mit geballten Fäusten an die Wand geschlagen hatten.

Wieder strich der Wind durch die Torbögen und brachte die Vorhänge vor den Empfangszimmern zum Zittern. Kamāl achtete nicht darauf, sondern wischte sich im Gehen mit dem Handrücken über die nasse Wange. Er schwitzte unter seinem qabā’, doch er hatte nicht auf den langen offenen Mantel verzichten wollen. Er war ein Abschiedsgeschenk seines Vaters. Der weite qabā’ verbarg seine schmalen, fast jungenhaften Schultern vor den skeptischen Blicken der Kranken. Kamāl war Student am Krankenhaus von Damaskus, dem berühmten Maristan Nuri. Er war geschickt und besaß eine ruhige Hand. Deshalb war er ausgewählt worden, um den Leibärzten des Sultans zur Hand zu gehen. Noch vor wenigen Stunden hatte er zugesehen, wie die Ärzte den vom Fieber ausgedörrten Körper des Sultans untersucht hatten. Bei Allah, wenn Kamāl gekonnt hätte, dann hätte er den großen Saladin mit seinem Leben ausgelöst. Saladin, der Sieger von Hattin, der Bezwinger der Christen und der Beherrscher der Gläubigen, würde noch in dieser Nacht sterben. So lautete Ali al-Farādīs Prognose, und sein Meister irrte nie.

Beim Gedanken daran schossen Kamāl wieder die Tränen in die Augen. Wütend über sich selbst, beschleunigte er seine Schritte. Er benahm sich wie die flennende Hure eines auf dem Hügel von Hattin erschlagenen Franken. War er ein Säugling oder ein angehender Arzt? Hör auf zu heulen und erinnere dich. Du bist ein Student des Maristan Nuri, und dein Meister vertraut dir. Kamāl blieb stehen und versuchte sich zusammenzunehmen.

Angestrengt blinzelte er durch den Tränenschleier hindurch auf die schmalen Türöffnungen. Die Empfangszimmer der Zitadelle zogen sich wie Perlen an einer Schnur den Flur entlang. Durch die gegenüberliegenden Torbögen fiel das Mondlicht auf die dunklen Falten der geschlossenen Vorhänge. Kamāl lauschte, und plötzlich war die Nacht nicht mehr still. Aus den mit wartenden Menschen gefüllten Empfangszimmern drang gedämpftes Gemurmel. Ab und zu wurde es von unterdrücktem Schluchzen und abgerissenen Wortfetzen unterbrochen. Kamāl dachte daran, wie die Gesandten und Heerführer den ganzen Tag über in die Zitadelle geströmt waren. Die Luft war voller säuerlicher Gerüche. Die Vorhänge schwankten, und ihm war, als wolle der Schmerz mit dem Schweißgeruch aus den Räumen quellen. Kamāl hatte das Gefühl zu ersticken. Er sehnte sich nach einer kühlen nächtlichen Brise und lief auf die Torbögen zu, die ins Freie führten.

Er gelangte auf einen ins Mondlicht getauchten Innenhof. Weiße Marmorplatten bedeckten den Platz. In seiner Mitte stand ein leise plätschernder Brunnen. Hohe Zedern warfen den Schatten ihrer Zweige auf die rosafarbenen Brunnenquader. Ein Geflecht aus Licht und Schatten wurde mit jedem Luftzug lebendig und die Äste knarrten. Die alten Bäume standen sicher seit der Zeit des Erbauers Nureddin hier, überlegte Kamāl und atmete tief durch. Ihr Anblick tröstete ihn, und er beschloss, sich auf den Brunnenrand zu setzen und einen Moment auszuruhen. Erst als er in das Schattennetz der Zedern eintauchte, bemerkte er den Mann.

Er saß mit dem Rücken am Brunnen und trug die vornehme Kleidung eines Edlen. Als Kamāl näher kam, erkannte er einen Haufen abgenutzter Bücher, die sich auf den Marmorplatten stapelten. Der Mann wandte ihm sein runzeliges Gesicht zu und kaute nachdenklich auf einem Zedernholz. Die unzähligen Falten verzogen sich zu einem Lächeln, als der Alte ihn begrüßte: »Allahs Frieden erfülle dein Herz. Ich sitze unter Allahs weitem Himmel, da mich ein Meer von Tränen hinausgespült hat. Ich bin Saladins Sekretär ’Imād ad-Dīn al-Kātib al-Işfahānī.«

Kamāl war seit Langem ein Bewunderer von ’Imād ad-Dīns Werken, die sich besonders durch ihre Wortspiele und Metaphern auszeichneten. Seine Geschichte der Eroberung Jerusalems war weithin geschätzt. Erfreut, den berühmten Literat und Rhetor kennenzulernen, ließ Kamāl sich in das Schattengewirr der Zweige nieder. Mit angewinkelten Knien lehnte er sich an den Brunnenrand. ’Imād ad-Dīn rückte ein Stück zur Seite und erklärte: »Bevor du kamst, flehte ich Allah den Erhabenen an, mir drei Fragen zu beantworten. Und mit dem Wind aus dem Osten bist du herangeweht. Allah ist groß.«

»Verzeih, wenn ich dich gestört habe. Ich werde wieder gehen.«

Kamāl machte Anstalten, sich zu erheben, doch die knochigen Finger des alten Sekretärs hielten ihn zurück: »Begreifst du denn nicht? O Allah, wieso hast du mir keinen klügeren Mann geschickt?«

»Ich bin klug! Ich bin ein Student des Maristan Nuri. Dort wird neben der Medizin auch Rechtswissenschaft, Theologie und Philosophie gelehrt. Wie lauten deine drei Fragen?«

»Also gut, du gelehrter Student des Maristan Nuri, beantworte meine erste Frage: Wird Saladin sterben?«

Kamāl spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Er schluckte und erklärte möglichst ruhig: »Das kann ich beantworten. Ich war dabei, als die Ärzte ihn untersucht haben. Saladin, Allah habe Wohlgefallen an ihm, wird noch in dieser Nacht sterben. Wie lautet die nächste Frage?«

Saladins Sekretär nickte traurig, so als hätte er keine andere Antwort erwartet, und zögerte einen Moment, bevor er die nächste Frage stellte: »Gibt es einen Nachfolger?«

Nun war es Kamāl, der zögerte. Der Wind rauschte in den Zedern, die Schatten tanzten über die glänzenden Marmorplatten. Schließlich senkte Kamāl den Kopf und erklärte leise: »Auch das kann ich beantworten. Ich weiß, dass gestern Saladins Erstgeborener die Mächtigen zusammengerufen hat, um sie einen Treueeid auf seine Person leisten zu lassen. Doch es gibt Gerüchte, dass der jüngere Sohn und der Bruder des Sultans ebenfalls nach der Macht streben. Es muss sich erweisen, wer von ihnen ein würdiger Herrscher ist, doch ...«

Bevor er ausreden konnte, fuhr ’Imād ad-Dīn dazwischen, als hätte er auf dieses Stichwort gewartet. »Woran erkennst du einen würdigen Herrscher?«

»Ist das die dritte Frage? Der Prophet hat sie beantwortet: Der gerechte Fürst ist der Schatten Gottes auf Erden und seine Barmherzigkeit.«

»Klug geantwortet, Student des Maristan Nuri. So wirst du mein Nachfolger. Ich erwähle dich zum nächsten Hüter des Sternenmantels. Ich kann dich nicht einweisen, denn meine Zeit auf Erden ist abgelaufen. Ich spüre den Tod nahen. Wenn der Morgen anbricht, wird meine Seele zusammen mit der unseres Sultans entschwinden.«

Mit diesen Worten zog Saladins Sekretär ein dickes schwarzes Seidenkissen hinter seinem Rücken hervor und legte es Kamāl in den Schoß. Kamāl starrte den zerknitterten Packen schwarzer Seide verblüfft an. Bevor Kamāl etwas fragen konnte, hatte der Alte die Seide gegriffen und schlug sie zurück. Die Schatten der Zedern tanzten über blau schillernde Seide, und das Mondlicht funkelte auf goldener Stickerei. Mit Blumen und Ranken gefüllte achtzackige Sterne reihten sich zu einem gleichmäßigen Muster. Jeder Stern war so groß wie eine Handfläche und wurde aus einem Band gebildet, das ein Koranvers schmückte. Die arabischen Buchstaben schienen zu wispern, und die Sterne strahlten. Kamāl hielt den Atem an und kämpfte gegen den Drang, den herrlichen Stoff zu berühren.

»Spürst du seine Macht?«, wisperte Saladins alter Sekretär. »Nur ein Herrscher kann ihn besitzen, ohne ihm zu verfallen. Nur einem würdigen Herrscher gereicht er zum Segen. Allen anderen ist er ein Fluch. Den Hüter des Sternenmantels zerfressen Zweifel, Angst und Gier. Mit jedem Tag fällt es ihm immer schwerer zu beurteilen, ob ein Herrscher würdig ist.«

Kamāls Atem hatte wieder eingesetzt. Es waren kurze keuchende Atemzüge, als wäre er gerannt. Die bestickte Seide in seinem Schoß schien zu brennen. Der Schweiß lief ihm den Nacken hinunter und seine Hände zitterten. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Schließlich gelang es ihm zu flüstern: »Aber Saladin war würdig, diesen Mantel zu tragen.«

»Ich habe viel zu lange gezögert. Wie du weißt, war ich schon unter Nureddin Sekretär. Ich hielt Nureddin für einen einfachen Mann aus der Wüste, der Wolle der Seide vorzog. So behielt ich den Sternenmantel und wartete auf einen würdigeren Herrscher. Doch nach Nureddins Tod schien Saladin ein kurdischer Emporkömmling zu sein, der sich im Heer hochgedient hatte. Nun, wo ich meine Meinung geändert habe, liegt der große Sultan im Sterben. Allah war gnädig und hat mein Flehen erhört. Er hat dich geschickt. Ich ernenne dich zum neuen Hüter des Sternenmantels. So wie einst Nureddins Sekretär mich ernannt hat, als er den Tod fühlte.«

Die Sterne auf dem gold blitzenden Stoffballen in seinem Schoß begannen sich zu drehen. Kamāl wurde schwindelig. Wie aus weiter Ferne hörte er die Worte: »Erwähle einen würdigen Herrscher zu seinem Besitzer. Gehst du fehl in deiner Wahl, wird die Dynastie untergehen und du wirst sterben. Wählst du richtig, dann wird die Dynastie blühen und du wirst ein langes Leben haben. Beschütze den Mantel mit deinem Leben, sei bereit, für ihn zu töten und zu sterben. Allah habe Wohlgefallen an dir.«

Eine Wolke verdunkelte den Mond und eine kräftige Windböe fuhr durch die Zedern. Die schwarze dünne Seide, in die der Mantel eingewickelt war, flatterte auf und schlug Kamāl ins Gesicht. Als er sie gebändigt hatte und sich umblickte, war er allein. Nur das kleine Stück Zedernholz und die Bücher waren zurückgeblieben.

Hastig wickelte Kamāl die schwarze Seide um den Sternenstoff und schob sich das Bündel unter seinen Mantel. Während er sich erhob, presste er das Paket mit überkreuzten Armen vor seine Brust. So stolperte Kamäl durch den Torbogen und rannte die Flure entlang. Er lief die ganze Nacht mit dem immer schwerer werdenden Stoffballen an seinen Körper gepresst durch die Zitadelle und suchte vergeblich den alten Sekretär des Sultans.

Nach der Stunde des Morgengebetes starb Saladin, das Schwert des Islams und der Beherrscher der Gläubigen. Der Tag seines Todes war ein Tag des Schmerzes. Seine Söhne gingen hinaus und flehten das Volk laut um Mitleid an. Die Stadt wurde vom Kummer überwältigt.

Auf den Vortrag eines Dichters und die Rede eines Predigers wurde verzichtet. Um die Stunde des Nachmittagsgebets wurde Saladin im Westpavillon der Zitadelle bestattet. Kurz darauf sackte sein Sekretär tot in einer Fensternische zusammen. Er wurde am Abend gefunden und neben seinem Gebieter beigesetzt.

1. KAPITEL

Ein Mantel kommt ins Reich und König Philipp bezwingt Köln

April 1206, in Damaskus

Dreizehn Jahre nach Saladins Tod hetzte ein Mann durch den Suq al-Buzuriya. Er trug den grünen Turban eines Studenten des Maristan Nuri. Keiner der Männer, die ihm zu dieser frühen Stunde entgegenkamen, beachtete ihn. Wenn sie es getan hätten, dann hätten sie ihn für einen besonders hellhäutigen Araber gehalten. Doch er war ein Ifranğ, ein Franke. Sein Ziel war das Hamam Nuraddin, das viel besuchte Badehaus der Stadt.

Ein Franke hatte im belebten Badehaus von Damaskus so wenig verloren wie eine Katze im gefüllten Pitha-Brot. Ein Ifranğ in Damaskus war meist ein Sklave aus dem Kreuzfahrerheer, das immer noch die Städte an der Küste zwischen Akkon und Jaffa besetzt hielt. Ein unbeschnittener Ifranğ im Badehaus begab sich ohne Zweifel in Lebensgefahr. Sie würden nicht zögern, ihn noch im Dampfbad mit einem Handtuch zu erwürgen. Der im Laufschritt über den Gewürzmarkt hastende Franke ließ sich von diesem Gedanken nicht beirren. Er achtete nicht auf den duftenden Koriander, die glänzenden Sesamkörner oder das lockende Zitronengras. An den mit gelbem Safran, weißem Pfeffer und Kreuzkümmel gefüllten Säcken schlängelte er sich geschickt vorbei. Weder der Geruch der frisch geriebenen Muskatnüsse noch die Schreie der Händler oder die durch die Menge trottenden Esel konnten ihn aufhalten. Sein Freund hatte versprochen, ihn heimlich in die Wonnen des Badehauses einzuweisen, und er war spät dran.

Endlich hatte er den Vorplatz des Badehauses erreicht und konnte das Tor zur Eingangshalle erkennen. Das schmale Gesicht des Franken entspannte sich und er blieb schwer atmend stehen. Er war ein gut aussehender Mann Mitte zwanzig, und die anderen Studenten nannten ihn zu Unrecht einfältig, nur weil in die Rede eingeflochtene Wendungen und Schnörkel nicht seine Stärke waren, er sich mit den Feinheiten der arabischen Sprache schwertat und sich oft plump ausdrückte. Hastig versteckte er sich in einer Hausnische und dachte daran, was die anderen mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn hier fänden. Er fürchtete ihren Spott und dankte täglich Gott, dass er unter dem besonderen Schutz von Ali al-Farādīs stand. Niemand hätte gewagt, dem Schützling des geachteten Lehrers ein Haar zu krümmen. Trotzdem ließen sie keine Gelegenheit aus, ihn zu quälen. Nur sein Freund Kamāl war anders. Er war der Einzige, der ihm zuhörte und mit dem er seine Sorgen teilen konnte. Wo steckte Kamāl? Er wollte doch längst hier sein. Die grünen Augen des Franken glitten prüfend über den kleinen Vorplatz.

Ein Händler hatte neben dem Torbogen zum Badehaus seine getrockneten Datteln, Feigen und Rosinen auf einem Teppich ausgebreitet. Eine herumstreunende Katze wollte ihre zitternden Barthaare in den Berg Rosinen vergraben, doch ein neben ihr hockender Mann in einem schwarzen qabā’ hielt sie am Nackenfell zurück. Der Franke stützte amüsiert die Hände in die Hüften. Das war sein Kamāl. Immer sorgte er sich um die Schwachen, und immer trug er seinen schwarzen qabā’, den sein Vater ihm geschenkt hatte. Selbst in glühender Sommerhitze und in den stickigen Krankenzimmern trug er ihn, und der Franke fragte sich lächelnd, ob er ihn wohl im Badehaus ablegen würde.

Kamāl blickte hoch und bemerkte den Franken. Sofort ließ er die Katze frei und erhob sich aus der Hocke. Sie begrüßten sich mit einer herzlichen Umarmung, und Kamāl erwiderte den Kuss. Der Franke pries Gott für diesen einzigartigen Freund. Er wusste, dass man sich über ihre ungewöhnliche Freundschaft wunderte. Obwohl Kamāl ein geachteter Lehrer und Arzt am Maristan Nuri war, galt er als verschlossen und eigen. Seit frühester Jugend nannten sie ihn den Grübler. Aus unerfindlichen Gründen schien er mit den Jahren noch verschlossener und grüblerischer geworden zu sein. Es war, als trüge er eine schwere Verantwortung mit sich herum, über die er nicht sprechen mochte. Nur wenn sie allein waren, wirkte Kamāl gelöst. Er stand nun vor ihm und blickte ihn mit offener Zuneigung an. Mit einem verschwörerischen Blinzeln zog er seinen Freund zum Tor. Trotz der Gefahr, dort von aufgebrachten Badegästen erwürgt zu werden, folgte der Franke ihm bereitwillig. Er hatte keine Ahnung, wie Kamāl es geschafft hatte, doch das Torgitter zum Badehaus ließ sich mühelos öffnen. Kamāl musste vor seiner Ankunft dafür gesorgt haben. Der Franke nahm an, dass er den Aufseher des Bades mit einer Handvoll Dinare bestochen hatte. Sie durchschritten den Torbogen und der Franke bemerkte überrascht, dass Kamāls Diener verborgen im Schatten kauerte und fragend zu ihnen aufblickte. Er war vielleicht sechzehn Jahre alt, hatte hellblondes Haar und war vermutlich als Kind von einem der Pilgerschiffe geraubt worden. Der Franke wusste, dass der Junge auf Arabisch fluchten konnte wie kein Zweiter, doch im Schlaf in einer nordisch klingenden Sprache jammerte. Obwohl der blonde Sklavenjunge wahrscheinlich Svend oder Knut hieß, nannte ihn sein Herr Abu. Kamāl wies ihn an, das Gittertor wieder zu verriegeln und Wache zu halten. Abu stand auf und beeilte sich, den Befehl seines Herrn zu befolgen.

Kamāl führte seinen Freund in das Barrani und erklärte, dass es Eingangsbereich und Entspannungsraum zugleich sei. Der Franke blickte sich verwundert um. Er hatte nicht erwartet, dass das Badehaus von innen so prächtig sein würde. Sie standen in einer fast quadratischen Halle, deren Boden mit rosafarbenen und schwarzen Steinen bedeckt war. Die Wände waren mit Kalkmörtel verputzt und hohe Holzbänke mit bunten Teppichen luden zum Verweilen ein. In der Mitte der Halle stand ein zwölfeckiger Brunnen, dessen herrliche Einlegearbeiten wie schwarze Blumen auf dem rosafarbenen Stein blühten. Vier kleine Steinlöwen ließen das Wasser aus ihren geöffneten Mäulern plätschern. Der Franke legte den Kopf in den Nacken und blickte staunend zu der von Gewölben aus Basaltsteinen getragenen Kuppel auf. Er erinnerte sich, dass Saladins Vorgänger Nureddin der Erbauer des Badehauses gewesen war. Genau wie das Krankenhaus Maristan Nuri stammten fast alle wichtigen Gebäude aus der Zeit Nureddins, einer Zeit, als Damaskus noch mächtiger gewesen war als Kairo. Nun herrschte Saladins Bruder als Sultan in Kairo, und Damaskus schien immer noch um Saladin zu trauern.

Kamāl weckte ihn aus seinen Gedanken, indem er wortlos begann, sich auszuziehen. Er hängte seinen schwarzen qabā’ an einen kleinen goldenen Haken, und der Franke beeilte sich, seinen schäbigen braunen Umhang danebenzuhängen. Zufällig streiften seine Finger den schweren Stoff der qabā’ und er wunderte sich, wie steif die Falten des Mantels fielen. Er glaubte, ein leises Knistern zu hören, als er darüberfuhr. Hinter ihm hatte sich Kamāl bereits entkleidet und ein gestreiftes Handtuch um seine schmale Hüfte geschlungen, ein weiteres legte er sich um die braunen Schultern und ein drittes wickelte er sich um seine schwarzen Locken. Der Franke mühte sich mit den Handtüchern, bis er genauso eingewickelt war wie sein Freund. Gemeinsam betraten sie eine kleine Halle, die Kamāl Wastani nannte. Der Franke hatte Schwierigkeiten, in der enormen Hitze zu atmen, die sich unter der kleinen Kuppel staute. Die Kuppel war in ein unwirkliches blaues Licht getaucht, das aus unzähligen blauen Glasaugen hereinfiel. Kamāl legte die oberen Tücher ab und benetzte sich mit dampfendem Wasser aus einem eleganten muschelförmigen Steinbecken an der Wand. Anschließend murmelte er etwas vom al-Juwani und verschwand in dem eigentlichen Schwitzraum des Badehauses. Der Franke folgte ihm zögernd in den Dampf, der aus einer Ecke über die schwarzen und weißen Kacheln strömte. Der Dampf nebelte ihn ein und legte sich als feuchter Film auf sein Gesicht. In der gegenüberliegenden Ecke glaubte er schemenhaft Kamāls nackten Oberkörper und das gestreifte Hüfttuch zu erkennen. Dem Franken lief der Schweiß die Schläfen herunter, Feuchtigkeit hing in seinen Wimpern und seine Augen brannten. Keuchend stolperte er in den Dampf hinein, ging an den vielen Becken vorbei und ließ sich neben Kamāl auf einen der wenigen in die Wand geschlagenen Sitzplätze fallen. Kamāls Lachen drang aus dem weißen Nebel zu ihm herüber und er hörte seine gedämpfte Stimme: »Das ist erst der Anfang. Für gewöhnlich erwartet dich noch der Schrubber mit dem Schrubberhandschuh in einer Seitenkammer des Wastani. Er schmirgelt dir dann die Haut, bis du feuerrot bist und die Haut sich in Röllchen schält. Danach wird im Massageraum auf einer Matte die duftende Seifenpaste aus Aleppo in die rote schmerzende Haut massiert. Sei unbesorgt, zu dieser frühen Stunde ist niemand hier, um uns zu schrubben und zu massieren. Morgens gehen die Männer anderer Arbeit nach, den Masseur findest du als Händler auf dem Gewürzmarkt.«

»Ich kann das für dich tun«, erklärte der Franke, und Kamāl erwiderte amüsiert: »Du, ein Ifranğ? Sicher hast du noch nie einen Schrubberhandschuh in den Händen gehalten. Eine nach Jasmin, Hyazinthen oder Rosen duftende Paste kennst du nur aus deinen feuchten Träumen von Fatima, Safiye oder Miriam.«

»Du träumst vielleicht von Frauen und duftender Paste. Ich niemals!«

»Bei Allah, in eurem kalten Land gibt es keine Frauen?«, fragte Kamāl scheinheilig, und aus den Dampfschwaden war sein spöttisches Lachen zu hören.

»Es gibt Frauen – von nach Jasmin duftender Seifenpaste wirst du in meiner Heimat vergeblich träumen.«

»Du denkst an eine bestimmte. Ist sie es wert, mit der guten Seifenpaste aus Aleppo eingerieben zu werden? Nenn mir ihren Namen!«

Johanna, dachte der Franke. Er starrte in den Dampf und versuchte, sich vorzustellen, wie sie an der duftenden Paste roch. Als er nicht antwortete, kam Kamāls Seufzen aus dem Nebel und er sagte einlenkend: »Gut, dann schweigst du eben, du einfältiger Ifranğ. Komm und versuch dich am Schrubberhandschuh.«

Sie verließen den Schwitzraum und suchten eine der Seitenkammern des Wastani auf. Dort legte sich Kamāl auf den Bauch. Der Franke hockte sich hin, griff sich den Schrubberhandschuh und begann, ihn vorsichtig über den feuchten Rücken zu reiben.

»Stärker!«, knurrte Kamāl. Der Franke legte sein ganzes Gewicht in die rechte Hand und fuhr nun druckvoller über die schmalen geröteten Schultern. Erst als die ersten Hautfetzen auf die Matte fielen, ließ er ab. Dann fuhr er mit dem weichen Schwamm über Kamāls krebsroten Rücken. Der seufzte zufrieden und bat matt: »Hol die Seifenpaste aus dem Massageraum. Ich kann meine Glieder nicht von dieser Matte bewegen. So lieblich ist die Reinigung des Körpers, so wohlig umspült sie die Seele.«

Als der Franke zurück war, schien Kamāl zu schlafen, doch dann murmelte er in seine Armbeuge: »Du musst sie ordentlich aufschäumen.«

Der Franke verteilte die Paste zwischen seinen Händen und dann auf Kamāls Rücken, seine Oberarme und behaarten Beine. Es duftete wunderbar mild und würzig, und der Franke atmete tief durch. Kamāl ließ ein Schnauben hören und bat leise: »Der Masseur singt immer dabei. Sing mir ein Lied aus deiner Heimat, geliebter Freund. Tu es für mich, der dich wie einen Bruder liebt und dessen Ohr sich nach fremden Klängen sehnt.«

Der Franke hörte auf, die rote Haut einzureiben, und dachte nach. Einst war er als fahrender Sänger durch das deutsche Reich gezogen und hatte die Kinder mit seinen Froschliedern zum Lachen gebracht. Dame Johanna hatte sich verstohlen die Tränen mit dem Handrücken fortgewischt, wenn er ihr die Liebeslieder Walthers von der Vogelweide vorgetragen hatte. Der berühmte Sänger hatte am Hof König Philipps geweilt und den Winter verflucht. Das war vor vielen Jahren gewesen, als der Franke noch Konrad geheißen hatte. Er hatte in dem Jahr das Singen aufgegeben und davon zu träumen begonnen, sein Leben der Heilkunst zu weihen. Als gelehrter Meister Konradus hatte er wiederkommen und niemals mehr im Winter in löchrigen Schuhen frieren wollen. Konrad kam ein Lied Walthers über den Winter in den Sinn. Walther hatte es ›Sehnsucht nach dem Frühling‹ genannt und es wollte so gar nicht zum heißen und dampfenden Badehaus von Damaskus passen. In holprigem Deutsch stimmte Konrad die letzte Strophe an: »Dann pflück’ ich Blumen, wo’s früher ge... geschneit«, er hielt inne und betrachtete die feine weiße Paste auf seinen Fingern.

Schnee, dachte er und schloss die Augen. Konrad hatte so lange keinen Schnee mehr gesehen. Er holte tief Luft und begann das Lied von vorn, dabei übersetzte er die Worte so gut es ging ins Arabische: »Uns hat der Winter geschadet so sehr. Heid und Wald sind so fahl nun und leer ...«, dann brach er wieder ab. Kamāl sagte etwas, doch er hörte ihn nicht. Vor seinen Augen breitete sich eine graue Landschaft aus, auf schneebedeckten Ästen hockten schwarze Winterkrähen und ein eisiger Wind pfiff. Er erinnerte sich an das schmerzende Gefühl von kalten Füßen und steif gefrorenen Zehen. Walther hatte den Winter gehasst und war in den Wintermonaten immer sehr melancholisch gewesen. Konrad fuhr gedankenverloren fort, die duftende Paste zu verteilen, und fragte sich, wie es im Reich stand. Er hatte lange keinen Ifranğ mehr getroffen. War der Thronstreit zu Ende? Hatten sich die deutschen Fürsten auf einen König geeinigt? Hatte der Welfe Otto oder der Staufer Philipp den Sieg davongetragen? Besang Walther noch den süßen und holden Philipp oder bejubelte er in seinen Liedern längst einen Kaiser Otto? Kamāl setzte sich plötzlich auf und sah ihn prüfend an: »Das Lied hat Erinnerungen geweckt. Du trauerst um deine verlorene Heimat. Erzähl mir von dem Land, in dem die Winter so hart sind, dass die Männer Trauerlieder darüber anstimmen müssen. Hat dein kaltes Land einen würdigen Herrscher?«

Konrad wischte die Seifenpaste in das gestreifte Handtuch, das noch immer über seiner Schulter lag, und antwortete zögernd: »Es gibt zwei alte Geschlechter, die um den Thron streiten. Die Staufer aus dem Süden und die Welfen aus dem Norden. Vor vielen Jahren starb unser mächtigster Sultan, der Stauferkaiser Heinrich. Sein Sohn war erst drei Jahre alt, und die Mächtigen des Reiches erhoben seinen Bruder Philipp zum Herrscher. Die Anhänger der Welfen machten Otto zu ihrem König. Streit und Unfrieden regierten das Reich. Es hätte kälter und dunkler nicht sein können, und der Winter schien niemals zu enden. Ich wüsste gern, ob es König Philipp gelungen ist, das Reich zu einen. Er wäre ein guter Kaiser, gerecht und friedliebend.«

»Woher weißt du das? Wie kannst du dir so sicher sein?« Kamāl hatte sich vorgebeugt, und er blickte Konrad unter seinen tropfenden Locken herausfordernd an.

»Gott allein weiß es. Wer kennt seinen Willen? Ich nehme an, dass König Philipp ein würdiger Herrscher ist. Ich hoffe es.«

Konrad wich Kamāls bohrendem Blick aus. Irgendetwas in den dunkel blitzenden Augen seines Freundes machte ihm Angst. Er hatte Kamāl noch nie so erregt gesehen. Seine Unterlippe zitterte und der Brustkorb hob und senkte sich unter seinen schnellen Atemzügen. Die kleine rot-gelb gekachelte Kammer mit den schwarzen Einlegearbeiten erschien ihm plötzlich unangenehm eng und heiß. Die Paste löste sich auf und hinterließ einen öligen Glanz auf den Kacheln. Kamāl schluckte schwer und sagte mit einer rauen veränderten Stimme: »Dir genügt es zu hoffen. Mir nicht. Ich muss wissen, ob Saladins Bruder ein würdiger Herrscher ist. Denn wenn al-Malik al-’Ādil ein würdiger Herrscher ist, muss ich nach Kairo und ihm ein Ehrengewand bringen.«

»Ein Ehrengewand? Woher hast du ein Ehrengewand für einen Sultan? Kamāl, warum hast du es nicht längst überreicht? Wenn sie es bei dir finden! Wo hast du es versteckt?«

»Das sind viele Fragen auf einmal«, sagte Kamāl, und er wirkte nicht mehr fremd und bedrohlich; als er fortfuhr, sah er nur noch blass und erschöpft aus: »In der Nacht, in der Saladin starb, übergab mir sein Sekretär einen blauen mit Sternen bestickten Mantel. Er ernannte mich zum Hüter des Sternenmantels. Er übertrug mir die Aufgabe, den Mantel einem Herrscher zu bringen, der würdig ist, ihn zu tragen. Seine Dynastie wird dann ewig dauern. Gehe ich fehl in meiner Wahl und der Herrscher ist unwürdig, so werde ich mit ihm untergehen und sterben. Wie soll ich da entscheiden? Der Mantel ist meine zweite Haut geworden. Ich kann nicht mehr atmen ohne ihn. Allein der Gedanke, ihn fortzugeben, bricht mir das Herz. Ich leide Qualen wie ein unsterblich Verliebter, der das Objekt seiner Anbetung verlieren soll. Was soll ich bloß tun?«

»Kamāl, du musst ... du kannst nicht ...« Konrad brach ab und schwieg verstört.

Jetzt verstand er, warum Kamāl oft verschlossen und grüblerisch gewirkt hatte. Er spürte das Bedürfnis zu helfen. Kamāls Kummer berührte ihn tief. Wie sollte sein Freund entscheiden, ob ein Herrscher würdig war? Welcher Dynastie sollte er zu ewigem Glanz verhelfen? Konrad wollte nicht in Kamāls Haut stecken. Niemand sollte so viel Verantwortung tragen müssen. Andererseits, war es nicht auch ein verlockender Gedanke? Konrad folgte Kamāl nachdenklich aus der Kammer.

Schweigend beobachtete er, wie Kamāl sich am Muschelbecken des Wastani das Wasser über seine gerötete Haut rinnen ließ. Es tropfte auf die Fliesen, die Tropfen wurden zu Regentropfen, die auf die grauen Steine eines Burghofes fielen. Vor Konrads Augen flimmerte es. Auf einmal war ihm, als käme König Philipps Gestalt durch den Regen auf ihn zu. Die Wangen des Königs glänzten, seine ernsten Augen blickten ihn flehend an. Konrad presste seine Hände vors Gesicht. Sein König war in Nöten, es konnte keinen Zweifel geben. Der Kampf um die Krone war noch nicht entschieden. Er sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers danach, vor dem König zu knien und ihm Kamāls mächtigen Mantel zu Füßen zu legen. Konrad rieb sich die Augen und atmete tief durch. Der Sternenmantel würde das Reich einen und Frieden bringen. Ein nie gekanntes Verlangen nahm Konrad den Atem und sein Herzschlag beschleunigte sich. Nein, dachte er beschämt, so etwas durfte er nicht einmal denken. Kamāl war sein Freund. Doch die Sehnsucht, den Sternenmantel ins Reich zu bringen, war wie ein quälender Stachel in ihn eingedrungen.

Kamāl ging, ohne sich noch einmal nach ihm umzuwenden, zurück ins Barrani. Die Halle unter der Kuppel kam Konrad kühl vor und er fröstelte in seinen nassen Handtüchern. Während sich Kamāl in frische Tücher wickelte und sich, vermummt wie ein Beduine, auf einen der Teppiche sinken ließ, begann Konrad eilig, seine klammen Tücher abzuwickeln. Er wollte das Badehaus so schnell wie möglich verlassen, dem quälenden Verlangen nach dem Sternenmantel entfliehen, und sehnte sich danach, die frische Morgenluft in seine Lungen zu atmen, das Geschrei der Esel zu hören und König Philipps Reich zu vergessen.

Kamāl streckte seine Hand nach einer Kanne aus, die vor ihm auf dem kleinen Tablett bereitstand. Schweigend goss er sich den kalten Gewürztee ein, lehnte sich zurück und trank in kleinen Schlucken, dabei musterte er Konrad misstrauisch. Konrads Hände zitterten, als er sich sein fleckiges Gewand über den Kopf streifte. Warum sah Kamāl ihn so an? Bereute er bereits, dass er ihn ins Vertrauen gezogen hatte? Überlegte er, ob er ihn zum Schweigen bringen musste? Das stille Barrani war gut geeignet für einen Mord, niemand würde ihn beobachten. Beunruhigt blickte sich Konrad um. Es war ihm fast unmöglich, den grünen Turban zu wickeln. Er musste mehrmals von vorn anfangen. Seine Kehle fühlte sich trocken an und seine Finger waren schweißnass, als er nach seinem Umhang greifen und ihn vom Haken nehmen wollte. Er bekam den groben braunen Stoff nicht zu fassen, sondern erwischte Kamāls schwarzen Mantel.

Kamāl sprang auf, der Teebecher schepperte und die Tücher glitten zu Boden. Aufgebracht herrschte er Konrad an: »Fass ihn nicht an, du mit deinen unreinen, schmutzigen Händen!«

Seine Warnung klang durch das Echo der Kuppel wie das gewaltige Gebrüll eines Löwen. Erschrocken stolperte Konrad rückwärts und riss den schwarzen Mantel mit sich. Kamāls qabā’ zerriss mit einem lauten unangenehmen Geräusch. Kamāl heulte auf, bückte sich und wand eines der Handtücher zu einem festen Strang. Er stand leicht vorgebeugt mit dem Strang, straff zwischen den Händen gespannt, da und beobachtet jede von Konrads Bewegungen. Konrad beachtete ihn nicht. Er fühlte sich, als würde er träumen. Lange schwarze Fetzen lagen am Boden und gaben den Blick frei auf ein verborgenes Futter aus goldbestickter Seide. Wie ein Schlafwandler bückte er sich nach dem schwarzen Tuch und der blauen Seide. Handtellergroße ineinandergreifende Sterne drehten sich wie achtzackige Lichträder. Sie wirbelten tanzend, schwirrend und summend über die nachtblaue Seide. Mit einem Ruck befreite er den Sternenstoff vom qabā’, die Nähte zerkrachten und lösten sich in herabhängende Fäden auf. Als Konrad die schillernde Seide an sich pressen wollte, schluchzte Kamāl gequält auf und war mit wenigen Schritten bei ihm. Konrad wich mit dem Seidenbündel in den Händen an die Wand zurück. Ehe er den Mantel fallen lassen konnte, stand Kamāl mit dem Handtuchstrang vor ihm. Es knallte, als seine geballten Fäuste links und rechts an die Wand schlugen. Konrad war zwischen Kamāls gespreizten Armen und dem gedrehten Strang gefangen. Er umklammerte die Seide zwischen seinen Fingern, als hinge sein Leben davon ab. »Lass ihn los«, knurrte Kamāl, und der Strang kam immer näher. Kamāls Nasenflügel bebten und er ließ ihn nicht aus den Augen. Als Konrads Finger sich weiter um den Sternenmantel krallten, begann Kamāl, ihm die Luft abzuschnüren. Lass den Stoff fallen, schrie es in Konrad. Das dringende Bedürfnis, Luft zu holen, breitete sich panisch aus. Es raste durch seinen Körper, staute sich unter seiner Kehle und entlockte ihm ein Wimmern. Sosehr er es auch wollte, es gelang ihm nicht, seine steifen Finger vom Stoff zu lösen. Wie festgeklebt waren sie an der blauen Seide und den Goldfäden. Der Brunnen plätscherte eintönig, während sich Kamāls hasserfüllter Blick in Konrads schreckgeweitete Augen senkte. Ganz langsam drückte er den Strang noch ein wenig tiefer in Konrads schmerzende Kehle. Konrad wand sich unter ihm, schwarze Flecken flimmerten vor seinen Augen, er röchelte und der Sternenmantel glitt mit einem erlösenden Rascheln zu Boden. Beim Geräusch der fallenden Seide blickte Kamāl nach unten. Konrad nutzte den Augenblick. Er sammelte alle Kraft, zu der er noch fähig war, und rammte seine Fäuste in Kamāls Unterleib. Der Strang flog zur Seite und Kamāl taumelte ächzend nach unten. Konrad fuhr sich an die schmerzende Kehle, japsend rang er nach Luft. Kamāl krümmte sich zusammen, keuchte: »Du dreckiger Ifranğ«, und wollte sich erneut auf Konrad stürzen.

Konrad war schneller und stieß ihn mit solcher Wucht von sich, dass Kamāl rückwärts an die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde. Sein Hinterkopf knallte mit einem hohlen Ton auf die Kacheln, seine Pupillen schlingerten und die Knie knickten ein. Langsam sackten seine Schultern nach vorn und sein Rücken rutschte an der Wand entlang. Eine Blutspur blieb an den rosafarbenen Kacheln zurück. Kamāls Augenlider flatterten und sein Kopf sackte weg. Dann war alles ruhig, nur das Plätschern des Brunnens und Konrads schwere Atemzüge waren zu hören.

Konrad starrte benommen auf die blutverklebten schwarzen Locken. Er schluckte ein paar Mal und tastete fahrig über seinen tauben Hals. Warum war alles so still? Warum stürzte die Kuppel nicht über ihm ein? Warum gaben die Wände nicht nach und begruben alles unter sich? Er hatte seinen besten Freund getötet! O Gott vergib mir, vergib mir, vergib mir. Seine Augen füllten sich mit Tränen und seine Unterlippe bebte. Doch dann sah er genauer hin. Konrad stöhnte erleichtert auf. Kamāl atmete, zwar nur schwach, aber es war deutlich zu sehen. Sein Brustkorb hob und senkte sich, ein Mundwinkel zuckte und Blut tropfte aus seiner Nase.

Konrad widerstand dem Drang, zu Kamāl hinüberzugehen. Andere mussten das tun, andere mussten die Wunde verbinden. Er musste fort, bevor sie ihn fanden und einen Mörder nannten. Hastig hockte er sich hin und raffte die goldschillernde blaue Seide zusammen. Leichter Schwindel mischte sich mit einem berauschenden Glücksgefühl, das ihn wie ein Triumph überwältigte. Er war im Besitz des Sternenmantels! Der Mantel war all die Jahre in Kamāls schwarzer qabā’ verborgen gewesen. Eingenäht zwischen dem schwarzen Oberstoff und einem unscheinbaren schwarzen Futter, hatte er Kamāl seit Saladins Tod auf Schritt und Tritt begleitet. Der Sternenmantel war ihm mehr Fluch als Segen gewesen. Er hatte Kamāls Sinne verwirrt, ihm Schwermut und Zweifel gebracht. Konrad wickelte die schwarzen Fetzen der qabā’ um die blaue Seide, bis nichts mehr von der Pracht des Sternenmantels zu sehen war. Vorsichtig stand er auf und klemmte sich das unscheinbare Bündel unter den Arm. Kamāls Leid hatte nun ein Ende. Konrad würde ihn von der Last des Sternenmantels befreien. Kamāl würde erwachen und der Mantel wäre weit fort. Konrad würde in Sidon ein Kreuzfahrerschiff nehmen und den Mantel zu König Philipp ins Reich bringen. Er warf seinem Freund noch einen letzten Blick zu, dann ging er mit dem Stoffballen unter dem Arm hinaus.

Unter dem Torbogen zum Badehaus lehnte der blonde Abū am geschlossenen Gitter und malte mit seinen schmutzigen Zehen Kreise in den Sand. Er wirkte gelangweilt. Die Sonne spiegelte sich auf den Kupferringen an seinen Fußgelenken und er gähnte herzhaft. Bei seinem Anblick blieb Konrad stehen und presste das Bündel mit klopfendem Herzen an sich. Was würde Abu tun, wenn er ihn ohne seinen Herrn aus dem Badehaus kommen sah? Als Abu aufblickte und ihn erkannte, grinste er erfreut. Konrad wischte sich verstohlen über die Augen und krächzte: »Dein Herr ruht sich noch bei einem Gewürztee aus. Öffne das Tor. Ich muss rasch zum Maristan Nuri.« Konrad räusperte sich, sein Hals fühlte sich immer noch taub an, er räusperte sich noch einmal und fügte mit rauer Stimme hinzu: »Lauf und such meinen Sklaven Harun. Er soll für eine weite Reise packen, ein paar gesunde Maultiere besorgen und alles zum Krankenhaus bringen. Los beeile dich, dein Herr weiß Bescheid.«

Abu sah verwirrt aus, doch dann machte er das Tor auf und rannte den Suq al-Buzuriya hinunter. Konrad schlug den Weg zum Maristan Nuri ein.

Er musste sich beeilen, denn er wollte noch vor dem Mittagsgebet aus der Stadt sein. Der Umweg zum Krankenhaus erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass Kamāl gefunden wurde oder erwachte. Konrad fühlte sich erleichtert, als er endlich das prächtige Portal des Maristan Nuri durchschritten hatte. Er eilte unter der spitzen weißen Kuppel hindurch, die in wunderbarer Weise aus zellenförmig aneinandergereihten Waben gebildet wurde und durch die das Licht schräg in die große Eingangshalle fiel. Er wollte zur Bibliothek und sich zwei bedeutende Werke arabischer Gelehrter heraussuchen. Möge Gott ihm vergeben, doch er würde nicht ohne die Schriften von Avicenna und Rhazes ins Reich zurückkehren.

Sein Ziel waren die Abteilungen der großen Bibliothek, auf die der feste Ärztestab des Krankenhauses besonders stolz war. Als er die rechteckige Hofanlage mit den Springbrunnen durchquert hatte und endlich zwischen den staubigen und vergilbten Buchrücken der Bibliothek stand, hasteten seine Augen hungrig über die Werke der Chirurgie, Orthopädie, Augenheilkunde und der Fieber- und Geisteskrankheiten. Er fand schnell, was er suchte. Mit den vergilbten Büchern hockte er sich neben das schwarze Stoffbündel und schnürte die schwarzen Fetzen auf. Nervös blickte er sich um. Es war niemand zu sehen. Waren da nicht Schritte? Konrad beeilte sich, Avicennas ›Gesetze der Heilkunst‹ neben Rhazes’ Werk zwischen den Falten des Sternenmantels zu schieben. Nun waren die Schritte ganz deutlich zu hören. Konrad wickelte mit fliegenden Fingern das schwarze Tuch der qabā’ zusammen, verschnürte alles sorgsam und blickte auf. Abu stand blinzelnd vor ihm, betrachtete misstrauisch das schwarze Bündel und fragte unsicher: »Herr?«

»Hast du Harun gefunden? Wartet er mit den Tieren und dem Gepäck vorm Krankenhaus?« Konrad wusste, dass Harun keine Fragen stellen würde. Harun war stumm, was manchmal von Nutzen war. Abu starrte immer noch auf das schwarze Bündel zu seinen Füßen. Erkannte er Kamāls schwarzen qabā’? Anscheinend nicht. Konrad stand auf, bückte sich nach dem Stoffballen und legte schützend seine Arme darum. Abu beobachtete ihn stirnrunzelnd und sagte leise: »Harun wartet am Brunnen, Herr. Er hat seine Schwester Fatma mitgebracht. Sie sagt, er würde Damaskus nicht ohne sie verlassen.«

Konrad nickte. Fatma war ebenfalls seine Sklavin. Sie und ihr stummer Bruder waren ihm von Ali al-Farādīs nach einer erfolgreichen Heilung zum Geschenk gemacht worden. Wenn es sein musste, würde er eben beide mitnehmen. Doch durfte er keine Zeit mehr verlieren. Eilig sprang er auf, bückte sich nach dem Bündel und wollte die Bibliothek verlassen. In diesem Moment erkannte Abu den qabā’ seines Herrn. Konrad sah es an Abūs verändertem Gesichtsaudruck. Sein plötzliches Begreifen war ihm deutlich anzusehen. Er verstand, was der zerrissene Mantel seines Herrn und Konrads hastiger Aufbruch zu bedeuten hatten. Ehe Abu etwas sagen konnte, hatte Konrad einen Schritt auf ihn zugemacht. Er stand nun so dicht vor dem schmalen Gesicht des Jungen, dass er die grauen Sprengsel in seiner blauen Iris sehen konnte. Eisblaues Meer unter grauen Wolkenfetzen. Konrad wisperte: »Komm mit mir. Komm mit zur Küste, dort nehmen wir ein Schiff und in wenigen Wochen bist du zu Hause.«

Abu wich zurück und flüsterte: »Du Sohn einer aussätzigen Hure ... du ...«

Konrad machte erneut einen Schritt auf ihn zu und hob beschwörend die Hände: »Du bist hier ein Sklave, dort wirst du frei sein.«

»Du verrottender Mistkäfer ... Allah wird dich ...«

»Du wirst das Glitzern der treibenden Eisschollen im klirrenden Frost wiedersehen, die Nebelbänke über dem Fjord und die sturmgepeitschten Wellen. Du kannst das Heulen der Seehunde und das Pfeifen der scharfen Nordwinde hören. In Haithabu, Roskilde oder Uppsala wartet deine Familie. Ich bringe dich zu Knut und Olav aus deinen Träumen. Sie werden dir die Kupferringe von den Fußgelenken nehmen und du wirst frei sein.«

»Woher weißt du von meinen Träumen, du Fliegendreck auf einem Haufen Kamelscheiße? Du hast meinen Herrn bestohlen! Das ist sein qabā’ oder was noch davon übrig ist. Was hast du ihm angetan? Bei Allah, er hat dir vertraut wie einem Bruder.«

Abūs Stimme war vor Wut und Sorge schrill geworden. Er hatte die Fäuste geballt, und in seinen graublauen Augen stand echte Verzweiflung. Konrad hatte sich getäuscht. Abu würde niemals mit ihm kommen. Er liebte seinen Herrn, und er würde ihn nicht verlassen. Konrad wollte ihm sagen, dass das alles nur ein Missverständnis gewesen sei. Abūs vorwurfsvoller Blick ruhte auf ihm. Der Sklavenjunge hatte recht. Wie konnte er seinen Freund verraten und sich heimlich aus der Stadt schleichen wie ein Dieb? Doch ehe er einen Ton hervorbringen konnte, waren Stimmen zu hören. Drei Studenten mit grünen Turbanen kamen lachend und gestikulierend näher. Abu drehte sich um und rannte los. Konrad umklammerte das schwere Bündel und stolperte hinterher: »Warte, es ist nicht so, wie du denkst.«

Abu blieb stehen, blickte sich um und brüllte: »Ich muss zu ihm, und wenn du ihm auch nur einen Kratzer zugefügt hast, dann finde ich dich. Und wenn es bis zum Nordmeer sein muss, bei Allah, bei Thor und beim Kreuze Christi: Ich finde dich!«

Abu stampfte wie zur Bestätigung mit den nackten Füßen auf die Fliesen, und seine Kupferringe rasselten aneinander. Er warf Konrad einen letzten Blick zu, und Konrad schien es, als würden Blitze unter den blonden Strähnen hervorschießen und glühende Funken auf ihn niedergehen. Die Studenten hinter ihm flüsterten miteinander und es zischte bedrohlich aus ihrer Richtung zu ihm herüber. Weg hier, nur weg. Konrad vergaß alle Schuldgefühle und lief im Laufschritt zum Ausgang der Bibliothek, wo der blonde Schopf gerade verschwunden war. Er hetzte an den Springbrunnen vorbei, durchquerte die Eingangshalle und kam durch das Portal hinaus auf den sonnenbeschienenen grellen Platz.

Während seine Augen über die vielen Männer, Karren und Tiere am Brunnen schweiften, stellte er sich vor, wie sich Abu um Kamāl kümmerte. Er würde ihm Wasser ins Gesicht spritzen, um ihn zu wecken. Er würde Handtücher in Streifen reißen und die Kopfwunde verbinden. Und dann ... und dann würden sie den Mann suchen, der schuld an den Verletzungen war und der den Sternenmantel entwendet hatte. Einem Dieb wurden die Hände abgehackt, einem elenden Ifranğ wahrscheinlich gleich der Kopf. Da, endlich!

Zwischen den schwer beladenen Kamelen einer Karawane stand Fatma. Sie trug eine sandfarbene, ärmellose Tunika, schlichte Armreifen und ein im Nacken geknotetes Kopftuch. Gestanzte Blechplättchen fielen ihr in die Stirn und umrahmten ihr dunkles Gesicht. Es hatte die Farbe der Wüstenstämme und auch deren stolzen und gelassenen Ausdruck. Fatma beugte sich zu ihrem Bruder und flüsterte ihm etwas zu. Harun war groß, dunkel und kräftig. Er hatte seinen wertvollsten Besitz dabei, einen schön gearbeiteten Köcher, den er am Gürtel trug, und einen Bogen, der ihm über den Rücken hing. Die Pfeile im Köcher hoben ihn aus der Menge der Sklaven heraus und machten ihn zu Konrads persönlichem Leibwächter. Mürrisch hielt er die Stricke zweier Maultiere, die unruhig mit den Köpfen schaukelten, und blickte sich um.

Die Kameltreiber begannen, die Fußfesseln der Kamele zu lösen und sie mit Stöcken und Geschrei zusammenzutreiben. Konrad kämpfte sich durch das Gewühl zum Brunnen. Mehrmals verlor er Fatma und Harun aus den Augen. Als er sie endlich gefunden hatte, rief er Harun vorwurfsvoll entgegen: »Warum hast du sie mitgebracht? Eine Frau auf einer Reise bedeutet immer Ärger.«

Harun runzelte nur unwillig die Stirn und Fatma sah verlegen zu Boden. Konrad murmelte: »Nun ist es nicht mehr zu ändern«, und begann, die Maultiere zu untersuchen. Er musste das schwarze Bündel mit dem Sternenmantel und den beiden entwendeten Büchern auf dem Maultierrücken befestigen. Als er eine passende Stelle gefunden hatte, befahl er: »Schnell, Harun, einen Strick. Das hier muss noch zwischen die Gepäckballen. Hilf mir, beeil dich. Sie sind hinter mir her.«

Gemeinsam mit Harun befestigte er das Bündel am Sattel des größeren Maultieres. Harun trieb die sich sträubenden Tiere durch die bepackten Kamele, das Geschrei der Treiber und das Knallen der Reitpeitschen hindurch. Fatma rannte neben Konrad her und warf ihm ängstliche Blicke zu. Konrad wich einem Karren aus und brüllte ihr zu: »Frag schon.«

Fatma hielt im Laufen ihr Kopftuch fest, die Plättchen schaukelten über ihrer Stirn und die Armreifen klimperten. Atemlos konnte sie nur zwei Worte hervorstoßen: »Wohin, Meister?«

Konrad wies Harun, der sich umgeblickt hatte, durch einen Wink zum Stadttor. Sie mussten sich beeilen, gleich würde der Muezzin zum Gebet rufen. Die Straßen würden sich leeren und jeder würde sie anstarren. Konrad trieb das Maultier an und heftete seinen Blick auf die Reste von Kamāls schwarzem qabā’. Er dachte an den darin verborgenen Sternenmantel. Er tat das Richtige, er tat ganz bestimmt das Richtige. Er straffte die Schultern und erklärte den auf und ab wippenden Gepäckballen auf dem Maultierrücken: »Nach Sidon und dann zu König Philipp ins Reich.«

Fatmas Gesicht verdunkelte sich und sie fragte leise: »Ist es das Reich der Kälte und der Dunkelheit, von dem du uns erzählt hast, Meister?«

Konrad hörte sie nicht mehr. Er rannte über die staubigen Straßen von Damaskus und stellte sich vor, wie er König Philipp den Sternenmantel zu Füßen legte.

April 1206, vor den Toren von Sidon

Tagelang marschierten sie durch den roten Sand. Konrad blickte sich kein einziges Mal um.

Er flüchtete sich in Tagträume und verdrängte jeden anderen Gedanken. Erst beim Anblick der in der Abendsonne leuchtenden Kreuze auf den Kuppeln von Sidon erwachte er aus seinem betäubten Zustand. Sidon war eine von Kreuzfahrern beherrschte Stadt. Konrad fragte sich unruhig, wie eine christliche Stadt ihn nach all den Jahren aufnehmen würde. Es dunkelte bereits und sie würden erst am Morgen in die Stadt können. Die Nacht verbrachten sie in Sichtweite der Stadt zwischen verkrüppelten Olivenbäumen auf einer kleinen Anhöhe.

Konrad fand keinen Schlaf. Während Harun und Fatma in dem aus Stangen und Tüchern errichteten Zelt schliefen, hockte er unter den Olivenbäumen und blickte in die gelb flimmernde Ebene hinaus. Mit der Nachtkühle kamen die Zweifel. Er wickelte sich in seinen braunen Umhang und fragte sich fröstelnd, wie es nun weitergehen sollte. Niemand schien ihnen gefolgt zu sein, doch konnte er wirklich sicher sein? Was war, wenn Abū seine Drohung wahr machte und ihn bis in christliches Gebiet verfolgte? Oder würde Kamāl selbst, sobald er sich erholt hatte, nach ihm und dem Sternenmantel suchen? Der Sternenmantel. Konrad dachte daran, wie Kamāls Augen im Badehaus vor Wut gefunkelt hatten. Um den Mantel zu schützen, war er bereit gewesen, ihn zu töten. Doch selbst wenn Kamāl den Sternenmantel für immer verloren gab, wie sollte Konrad die Überfahrt nach Hause bezahlen?

Er starrte in die Dunkelheit und entschied, dass er als Arzt arbeiten würde, bis er die Summe zusammenhatte. Wie gut, dass er Harun hatte. Sein stummer Sklave war so klug gewesen, die Arzttasche mit den Instrumenten einzupacken. Doch wo sollten sie bis dahin unterkommen, ohne Verdacht zu erregen? Wie sollte er den Sternenmantel beschützen? Was sollte er sagen, wenn die christliche Stadtwache ihn aushorchte? Konrad lauschte dem Gezirp der Grillen, dem Wind in den Olivenbäumen und wartete auf die Morgendämmerung.

Konrad musste doch eingeschlafen sein, denn als der Morgen anbrach, fühlte er seine steifen Glieder kaum noch. Seine tauben Gelenke knackten, als er sich dem ersten violettroten Glimmern am Horizont entgegenstreckte. Konrad fühlte, dass dies ein Augenblick war, in dem ein von Sorgen geplagter Mann für gewöhnlich auf die Knie sank und betete. Er wünschte, er könnte genau das tun. Er konnte es nicht.

In Damaskus hatte er zuerst nur zum Schein Allah verehrt und heimlich zum christlichen Gott gebetet, doch irgendwann hatte er damit aufgehört. Die arabischen Worte waren ihm so vertraut geworden. Nur aus Gewohnheit trug er immer noch das Kreuz unter den Gewändern versteckt. Wie alle anderen Studenten des Maristan Nuri hatte er sich angewöhnt, Allahs Gunst zu erflehen. Er tat es, wenn eine Operation bevorstand oder das Leben eines Patienten in Gefahr war.

Nachdenklich betrachtete er die immer heller werdenden Strahlen der aufgehenden Sonne und fragte sich, ob der Sternenmantel göttliche oder teuflische Mächte in sich barg. Konnte wirklich Gottes Segen über ihm liegen, oder brachte er mit dem Mantel Unheil ins christliche Reich? Er drehte sich zögernd um und blinzelte zur christlichen Stadt hinüber. Würde sie ihn willkommen heißen? Er hatte sein Haupt so oft nach Mekka gebeugt, wie sollte er noch Zuflucht in der göttlichen Gnade des Auferstandenen finden? Hätte er doch den Sternenmantel auf den Kacheln des Badehauses liegen lassen, hätte er doch Kamāls Vertrauen niemals verloren. Er wünschte, er könnte wieder an Kamāls Seite im Maristan Nuri sein, um einem gelehrten Vortrag von Ali al-Farādīs zu folgen. Seufzend wandte er Sidon den Rücken und blickte zurück nach Osten, wo irgendwo in der Ferne die Minarette und die Moschee von Damaskus lagen. Wo der Muezzin nun zum Morgengebet rief und es einen Freund gab, den er für einen goldbestickten Mantel verraten hatte. Etwas Ungewöhnliches unterbrach seine trüben Gedanken.

Beunruhigt heftete Konrad seine Augen auf einen Sandwirbel, der beständig näher kam. Er wusste, dass Schlafmangel und Erschöpfung Trugbilder hervorriefen. Schulterzuckend wollte er sich schon abwenden, doch irgendetwas hielt ihn zurück, und so starrte er weiter hin. Der Wirbel aus gelbem und grauem Staub war nun gut zu sehen. Wie ein dunkler Schatten schälte sich die Gestalt eines Reiters aus den Staubwolken. Kamāl, dachte Konrad, und sofort vergaß er seine Reue und seine Sehnsucht nach Damaskus. Er dachte nur noch daran, dass er den Sternenmantel um jeden Preis behalten wollte. Vorsichtig ging er in die Knie, beschirmte seine Augen mit einer Hand und tastete sich mit der anderen Hand rückwärts zum Zelt. Er strich über das flatternde Tuch und zischte: »Harun, da kommt ein Reiter! Den Bogen, spann den Bogen und bleib, wo du bist.«

Konrad erhob sich zögernd und beschirmte seine Augen weiter gegen die Strahlen der Morgensonne. Er hatte keine Ahnung, ob Harun ihn gehört hatte. Es raschelte im Zelt, und das war Antwort genug. Er würde sich in Schussentfernung gut sichtbar neben den Olivenbaum stellen und den Ankömmling erwarten. Harun würde schon wissen, wann der richtige Augenblick gekommen war. Kamāl sollte nur kommen. Die Maultiere standen in einiger Entfernung, die Ballen waren ihnen vom Rücken genommen worden und lagen etwas abseits. Sobald Kamāl seine Hände auf die Gepäckballen legen würde, würde Harun einen Pfeil in seinen Rücken schießen. Kamāl würde niemals lebend mit dem Sternenmantel zurück nach Damaskus kommen. Sie würden seinen Leichnam, auf das Pferd gebunden, zurückjagen, und wenn es Abu war, würden sie ihn im Sand verscharren.

Als sich die Silhouette deutlicher abzeichnete, konnte Konrad erkennen, dass dieser Mann größer war als Abu. Er trug auch nicht wie Kamāl einen Turban, sondern ließ seine Haare offen im Wind flattern. Das da war kein gläubiger Moslem, sondern ein verdreckter Ifranğ. Er trug einen zerschlissenen weißen Mantel, auf dem das Kreuz der Kreuzritter kaum noch zu erkennen war. Sein Gesicht war von Narben zerfurcht und von schwarzen Bartstoppeln bedeckt. Mit dem Blick eines Arztes erkannte Konrad, dass die große Adlernase, die unter den buschigen Augenbrauen hervorsah, schon mehrmals gebrochen worden war. Graue Strähnen zogen sich durch das Haar, das ihm wirr in die breite Stirn fiel. So ungepflegt sah nur ein Franke aus.

Konrad musterte den sich nähernden Fremden eindringlich und vergaß dabei fast, dass er selbst für den anderen wie ein Sarazene aussah. Hastig wickelte er den grünen Turban ab und ließ ihn zu Boden gleiten. Dann fingerte er an der Lederschnur um seinen Hals, zog ein schlichtes Holzkreuz unter dem Gewand hervor und platzierte es gut sichtbar auf dem braunen Umhang. Er hoffte, dass er sich nun deutlich in einen Christen verwandelt hatte, und rief dem Reiter möglichst unbekümmert entgegen: »Gott grüße Euch.«

Er hatte deutsch gesprochen, obwohl der Mann aus einem französischen oder englischen Kreuzfahrerheer kommen konnte. Während er noch überlegte, ob er diesen Gruß in seinem holperigen Französisch wiederholen sollte, stieg der Reiter ab und nahm die Zügel seines müde wirkenden Pferdes in die Hände. Langsam führte er es zu Konrad hinüber und sah sich dabei um. Er ließ die Augen über das Zelt aus Tüchern, die grasenden Maulesel und die Gepäckballen wandern. Anscheinend beunruhigte ihn nicht, was er sah. Reisende Christen mit fremdartig wirkendem Gepäck waren keine Seltenheit. Saumzeug und Stoffe waren eindeutig nicht aus dem christlichen Abendland, doch das kümmerte den Mann wenig. Er selbst trug einen Krummsäbel am breiten, mit arabischen Ornamenten bedeckten Ledergürtel. Als er schweigend neben Konrad stand, dachte dieser daran, dass ein verwehrter Gruß unter Rittern einer Kriegserklärung gleichkam. Nervös blickte er sich zum Zelt um und konnte die zitternde Spitze eines Pfeils unter den Tüchern erkennen. Warum grüßte der Kerl nicht? Ein Gruß zeigte, dass ein Ritter friedliche Absichten hatte und nicht kämpfen wollte. Endlich verzog der andere sein Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln und sagte: »Gott gebe Euch einen guten Morgen.«

Konrad atmete erleichtert aus. Der Ritter wickelte sich die Zügel um die Faust, wandte sich der Stadt zu und fragte: »Was führt Euch nach Sidon?«

»Ich war Heeresmedicus in der Festung Tyron. Nun werde ich in Sidon gebraucht.« Das war nur eine halbe Lüge, denn bevor er nach Damaskus gekommen war, war er jahrelang Medicus im Kreuzfahrerheer gewesen. Der Ritter wirkte besorgt, er runzelte die Stirn und fragte: »Ist in Sidon eine Seuche unter den Unsrigen ausgebrochen? Man fängt sich allerlei Krankheiten ein. Ich habe viele Pilger daran zugrunde gehen sehen. Es war mein Auftrag, sie sicher zur Grabeskirche von Jerusalem zu begleiten. Doch was kann ein Schwert gegen eine Seuche ausrichten?«

»Seid unbesorgt. Es ist alles ruhig in Sidon.«

»Gott sei es gedankt. Ich habe nicht den ganzen Weg auf mich genommen, um in einem Hafen zu verenden«, er blickte zur Stadt hinüber und fügte leise hinzu: »Wie Sidon heute Morgen hat einst Akkon in der Morgensonne geleuchtet. Dreitausend auf Befehl von Richard Löwenherz erstochene Bewohner lagen nackt im Sand vor der Stadt. Ihr habt sicher davon gehört. Akkon blieb christlich, genau wie Jaffa. Saladin bewilligte den christlichen Pilgern den Zutritt zum Heiligen Grab in Jerusalem. Ihr sicheres Geleit war jahrelang mein mühsames Geschäft. Ich habe es aufgegeben. Es ist kein Lohn damit zu erringen.«

»Ihr erringt Gottes Lohn.«

»Ich erringe Gottes Lohn, während im deutschen Reich ein Schlitzohr von einem König mein Lehen an einen seiner Günstlinge verschenkt. Erst vor wenigen Wochen hat man mir davon berichtet, sonst wäre ich viel früher aufgebrochen, um zurückzufordern, was mir gehört.«

»König Philipp achtet das Recht. Ihr findet sicher Gehör.«

»Ich rede nicht von diesem staufischen Bastard, sondern von König Otto. Mein Lehen liegt in der Nähe von Braunschweig, und nun soll es einem von Ottos Ministerialen gehören. Ich werde das nächste Schiff nehmen und mit diesem Schreiberling machen, was wir hier mit den stinkenden Heiden machen. Dann waren sie nicht ganz umsonst, die Jahre im Heiligen Land unter der dörrenden Sonne. Ich muss weiter. Gott behüte Euch. Ich beneide Euch nicht um den faden Kichererbsenbrei und das Ungeziefer unter den Decken der Soldaten.«

Der Kreuzritter wickelte sich die Zügel vom Handgelenk und schwang sich ächzend auf sein Pferd. Konrad murmelte: »Gott behüte Euch«, und blickte dem davonreitenden Ritter nach. Harun kam aus dem Zelt gekrochen und stellte sich neben ihn. Konrad sah, dass er immer noch den Bogen in der Hand hielt. Hinter ihnen raschelte Fatma im Zelt. Sie würde damit beginnen, Feuer zu machen und Kichererbsenbrei zu kochen. Fatmas Essen war niemals fad, sondern immer gut gewürzt. Schon bald war der Kreuzritter nur noch ein winziger Punkt in der Ferne, und mit einem Mal hatte es Konrad sehr eilig, nach Sidon zu kommen. Der Kichererbsenbrei konnte warten. Er wollte dem Kreuzritter so schnell wie möglich ins Reich folgen, und wenn er Glück hatte, nahmen sie ihn als Schiffsarzt mit.

August 1206, in der Nähe von Braunschweig

Der Ritter verlor keine Zeit damit, sich zu waschen oder sich das Haar schneiden zu lassen. Er kümmerte sich auch nicht darum, wo sich König Otto aufhielt. All das konnte warten. Während er an einem strahlenden Sommermorgen durch die grüne Landschaft ritt, dachte er daran, wie er als junger Mann vor fast zwanzig Jahren voller Begeisterung Friedrich Barbarossa ins Heilige Land gefolgt war. Er hatte darauf vertraut, dass sich sein Verwalter um alles kümmern würde. Der Verwalter war längst tot, genau wie Kaiser Friedrich. Der Ritter seufzte und blickte sich um.

Nach all den Jahren erschien die Landschaft seltsam vertraut und fremd zugleich. Er erkannte den Grenzstein, aber die Baumgruppe dahinter hatte er noch nie gesehen. Die Felder waren in einem guten Zustand. Alles gedieh prächtig. Die Ähren wiegten sich schwer und goldgelb und versprachen eine gute Ernte. Er lenkte sein Pferd auf den schmalen Feldweg und bewunderte die kräftigen Halme. Ottos Ministeriale schien etwas von der Bewirtschaftung eines Lehens zu verstehen. Gott verdamme ihn.

Es war bald Mittag und die Sonne begann im Nacken zu stechen. Er beeilte sich, das offene Feld hinter sich zu lassen und in ein kleines Waldstück einzubiegen. Er wusste, dass es bis zum Lehnshof nicht mehr weit war, und trieb sein Pferd an. Der Wald kam ihm dunkler und schattiger vor als der Wald seiner Erinnerung. Eine Elster kam flatternd aus ihrem Nest hervor und das Pferd scheute zurück. Ganz in der Nähe plätscherte ein Bach. Als Kind hatte er dort Dämme gebaut und Holzboote treiben lassen. Das vertraute Geräusch wurde von einem hellen Gesang begleitet. Die Stimme war so schön, dass sie einer Waldnymphe gehören musste. Der Ritter sprang vom Pferd und ließ es an einen Baum gebunden zurück. Geduckt schlich er durch das Unterholz und näherte sich vorsichtig dem Bach. Eine junge Frau hatte ihm den Rücken zugekehrt und stand bis zu den Knöcheln im Wasser. Ihr langes, helles Haar hing ihr in Wellen bis zur Hüfte. Er hielt den Atem an und lauschte. Sie hob die Stimme und sang: »Dann pflück’ ich Blumen, wo’s früher geschneit«, dann verstummte sie.

Als alles still war, bemerkte der Ritter, dass sie ein schlichtes Kleid trug und ein schäbiger Korb im Gras stand. Ein großer schläfriger Hund döste daneben und zuckte nur hin und wieder gleichgültig mit dem Schwanz. Schweigend und mit den Füßen im Wasser planschend, war sie nun für den Ritter nichts weiter als eine junge Magd, die sich am Bach die Zeit vertrieb. Eine leichte Beute für einen Mann, der so lange keine Frau mehr besessen hatte, dachte er zufrieden. Doch da sollte er sich täuschen.

Die junge Frau mit der schönen Stimme war keine einfache Magd. Sie hieß Mechthild und war die neue Herrin des Lehens. Der schläfrige Hund war auch keineswegs so harmlos, wie er aussah. Während der Ritter näher kam, öffnete der Hund kurz die Augen, um sie gleich wieder zu schließen: Mit so einer erbärmlichen Kreatur würde seine Herrin allein fertig werden. Mechthild warf dem Hund einen Blick zu und wandte sich dann dem verdreckten Ritter zu, der zwischen den Büschen hervorgekrochen kam.