Der Stiftungskompass - Ernst G. Wittmann - E-Book

Der Stiftungskompass E-Book

Ernst G. Wittmann

0,0
15,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Stiften, Spenden, Sponsern … Was ist das eigentlich? Und wo liegen die wichtigen Unterschiede? Die Stiftungswelt ist durchzogen mit einer Vielzahl an Begrifflichkeiten, gleichzeitig durchziehen alternative Stiftungsformen die heutige (Stiftungs-) Landschaft: Dies führt zu Unklarheiten und zahlreichen Mythen: wie beispielsweise Stiftungen sind doch nur was für Reiche, die Steuern sparen wollen. Ernst G. Wittmann ist ausgebildeter Finanzanalyst und langjähriger Stiftungsmanager, seit 2015 ist er Leiter der Stiftungsverwaltung an der LMU München und blickt auf eine langjährige Erfahrung in leitender Funktion im Bereich der Stiftungsberatung zurück. In diesem Buch gibt er eine Einführung in die Stiftungswelt, die gleichsam als Stiftungs-Kompass für die tägliche Stiftungsarbeit dienen kann. Sowohl für Interessierte am Stiftungswesen als auch für alle Beteiligten in der täglichen Stiftungsarbeit, vom Stiftungsgründer bis hin zum potentiellen Spender. Mit vielen Praxistipps, Fallstudien und Wissensboxen als Gedankenanstöße für die tägliche Stiftungsarbeit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 230

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ernst G. Wittmann Carsten Seip

DER STIFTUNGSKOMPASS

Ernst G. Wittmann Carsten Seip

DER STIFTUNGSKOMPASS

Alles, was Sie über Stiftungen wissen müssen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis:

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe, 1. Auflage 2024

© 2024 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Jordan Wegberg

Korrektorat: Anke Schenker

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/Martin M303

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-463-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-877-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-878-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort und Danksagung

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Teil A: Stiftungskompass: Was Sie wissen sollten, um im Stiftungsdickicht navigieren zu können

1 Thesen zu Stiftungen

1.1 Das Wissen zu Stiftungen ist größenunabhängig

1.2 Eine Stiftung soll Spaß bringen: Begeisterung durch Wirkung

1.3 Unternehmerisches Denken auch bei Stiftungen: Planung, Planung, Planung

1.4 Die zivilgesellschaftliche Erwartung an eine Stiftung: Transparenz, Transparenz, Transparenz

1.5 »Structure follows strategy«: Der Zweck bestimmt die Struktur

1.6 Stifter sind Generalisten: 360-Grad-Überblick bewahren

2 Zum Aufbau des Buches: In vier Schritten zur Stiftung

3 Die Stiftungs-Balanced-Scorecard als Orientierungsrahmen

Teil B: Stiftungs-Balanced-Scorecard: Was Sie bei Ihrer Stiftung durchdenken sollten

1 Stiftungszweck (Zielsetzung)

1.1 Stiftungslandschaft

1.2 Gemeinnützigkeit

1.3 Markenbildung und Hilfe

2 Stiftungsstruktur (Entwicklung)

2.1 Stiftungsformen

2.2 Von anderen lernen: Stiftungsprofile mit Best-Practice-Lösungen

2.3 Weitere Stiftungen im Kurzporträt

2.4 Stiftungserrichtung und Satzung

2.5 Recht, Haftung und Regulatorik

3 Stiftungsvermögen (Finanzen)

3.1 Stiftungsvermögen

3.2 Vermögensmanagement

3.3 Controlling im Vermögensmanagement

4 Operative Stiftungsarbeit (Prozesse)

4.1 Organisation der Stiftungsarbeit

4.2 Rechnungslegung und Wirtschaftsplanung

4.3 Exkurs: Erbschaften und Nachlässe

5 Kurz-Zusammenfassung: Stiftungs-Balanced-Scorecard

Teil C: Stiftungs-Tools: Alles, was Sie sonst zum Thema Stiftungen wissen sollten

1 Stiftungs-ABC

2 Liste der deutschen Stiftungsaufsichten

3 Glossar zum Stiftungsvermögen

4 Auszug: Abgabenordnung (AO)

5 Steuerrechtliche Mustersatzung

6 Praxisorientierte Mustersatzung

Hinweise zu den Quellen

Über die Autoren

Vorwort und Danksagung

Stiften, spenden, sponsern – was ist das eigentlich? Die Stiftungswelt ist durchzogen von einer Vielzahl an Begrifflichkeiten, gleichzeitig bereichern alternative Stiftungsformen die heutige (Stiftungs-)Landschaft: Das führt zu Unklarheiten und zahlreichen Mythen. Zwei Beispiele unter vielen: »Nur die großen Stiftungen können etwas bewegen« oder: »Stiftungen sind nur etwas für Reiche.«

Dieses Buch gibt eine Einführung in die Stiftungswelt und dient als Kompass für die tägliche Stiftungsarbeit, sowohl für Interessierte als auch für alle Beteiligten, vom Stiftungsgründer bis hin zum potenziellen Spender. Es enthält viele Praxistipps und Gedankenanstöße für die tägliche Stiftungsarbeit.

Ideen des New Public Management und der allgemeinen Betriebswirtschaft, kombiniert mit klassischen Ansätzen der Stiftungsarbeit, dienen der Orientierung. Ausgewogene Ziele schaffen die Grundlage eines zielgerichteten Agierens – die Vision und Strategie. Mit einem Gesamtblick »um 360 Grad« können Stiftungstätigkeiten unterstützt werden.

Insbesondere vier Bereiche können Sie zu Beginn für sich selbst und für sämtliche Beteiligten einer Stiftung definieren:

den Stiftungszweck,

die Stiftungsstruktur mit Satzung und Geschäftsordnung,

den Umgang mit dem Stiftungsvermögen durch Controlling und Governance und

die Stiftungsarbeit mit moderner Infrastruktur und Marketing.

Für ein klares gemeinsames Verständnis hilft eine »Stiftungs-Balanced-Scorecard« (Teil B).

Wir haben die einzelnen Stiftungsbegriffe möglichst einfach erklärt und sämtliche Stiftungsaspekte in eine Reihenfolge gebracht. Es geht uns dabei nicht um eine wissenschaftliche, ideologische oder dogmatische Auseinandersetzung mit dem Thema Stiften, sondern um einen generalistischen ersten und vor allem einfachen Einstieg in das Stiftungswesen.

Fallbeispiele, Checklisten und Wissensboxen können wertvolle Hilfestellungen und Gedankenanstöße für die tägliche Stiftungsarbeit geben (Teil C).

Wir danken dem Verlag für die Möglichkeit, ein Buch zum Stiftungswissen zu entwickeln, das einen leichten Einstieg in das Thema Stiften ermöglichen soll.

Ein besonderer Dank geht an Christoph Karl, der uns – vor allem bei der Redaktion der Stiftungsprofile – tatkräftig unterstützt hat.

München, im Juni 2023

Ernst G. Wittmann und Carsten Seip

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Balanced Scorecard (allgemein)

Abbildung 2: Stiftungs-Balanced-Scorecard

Abbildung 3: Das Wesen einer Stiftung

Abbildung 4: Der Stiftungszweck als Kern einer Stiftung

Abbildung 5: Bestand an rechtsfähigen Stiftungen (2000 bis 2022)

Abbildung 6: Gesellschaftliche Entwicklung der Stiftungszwecke

Abbildung 7: Stiftungs-Portfolio-Matrix

Abbildung 8: Strategiefindung bei Stiftungen

Abbildung 9: Stiftungs-Controlling

Abbildung 10: Stiftungs-Planungs-Kreis (PDCA)

Abbildung 11: Stifterwille

Abbildung 12: Hybridstiftung (oben) und Zweistufenmodell (unten)

Abbildung 13: Stiftungsorgane

Abbildung 14: Stiftungsvermögen

Abbildung 15: Assetklassenverteilung (Beispiel)

Abbildung 16: Grundlegender Prozess der Projektauswahl

Abbildung 17: Beispielhafte Nachlassabwicklung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Stiftungslandschaft mit möglichen Kriterien einer Stiftung

Tabelle 2: Zusammenfassung der nationalen Stiftungsformen

Tabelle 3: Zusammenfassung internationaler Stiftungsformen

Tabelle 4: Gegenüberstellung einer stiftungsrechtlichen und handelsrechtlichen Bilanz (Passivseite)

Tabelle 5: Gegenüberstellung einer stiftungsrechtlichen, handelsrechtlichen und steuerrechtlichen Bilanz (Passivseite)

Tabelle 6: Eigenkapitalposition

Tabelle 7: Zukünftige Anlageformen bei Stiftungen

Tabelle 8: Beispiel einer idealtypischen Wirtschaftsplanung

Tabelle 9: Nachlassverzeichnis

Tabelle 10: Checkliste Nachlassabwicklung (entlang eines Nachlassverzeichnisses)

Tabelle 11: Konsolidierte Begriffsverwendung mit den drei wesentlichen Geboten aus Stiftungs- und Gemeinnützig-keitsrecht

Teil A

Stiftungskompass: Was Sie wissen sollten, um im Stiftungsdickicht navigieren zu können

1 Thesen zu Stiftungen

1.1 Das Wissen zu Stiftungen ist größenunabhängig

Es kommt nicht auf den Geldbeutel an! Jeder Cent, jede Sekunde liefert einen wertvollen Beitrag zum Gemeinwesen: die Initialspende, die einer bestehenden Organisation den wichtigen Anstoß liefert, sich einer (gegebenenfalls neuen) Thematik zu widmen; der Augenblick, in dem eine Stiftungsidee entsteht. Wesentlich ist der Stiftungszweck, das Herz einer Stiftung, der mit einem kleinen Impuls ins Leben gerufen werden kann.

Die These: Der sich dann um eine Stiftung formende Rahmen – bestehend aus formalen Vorgaben zur Struktur (Recht, Governance), dem kleinen oder großen Stiftungsvermögen und den Geschäftsprozessen – ist nur Mittel zum Zweck.

Es ist somit nicht die Größenordnung entscheidend, in der eine Stiftung agiert:

kleine Stiftung (bis 1 Millionen Euro Vermögen)

mittlere Stiftung (bis 10 Millionen Euro Vermögen)

große Stiftung (ab 10 Millionen Euro Vermögen)

1.2 Eine Stiftung soll Spaß bringen: Begeisterung durch Wirkung

Bedeutender als die Größenverhältnisse ist der »Spaßfaktor« einer Stiftung – die Begeisterung durch Wirkung. Es sind schlussendlich immer Menschen, die den Stiftungszweck verwirklichen. Das ist unabhängig von der Ausgestaltung der zivilgesellschaftlichen Geschäftsprozesse.

Grundsätzlich gibt es zwei Formen, wie eine Stiftung agieren kann: selbstständig als sogenannte »operative Stiftung« oder durch einen Dritten als sogenannte »Förderstiftung«. In beiden Fällen stehen am Ende Engagierte für die Erfüllung des Stiftungszwecks ein.

Diese Personen zu finden, zu motivieren und zu bewahren ist die große Aufgabe einer Stiftung.

1.3 Unternehmerisches Denken auch bei Stiftungen: Planung, Planung, Planung

Wie werden Personen motiviert? Die Psychologie nennt zwei Möglichkeiten: extrinsische und intrinsische Motivation, das heißt Motivation von außen durch Geld oder Status oder von innen durch Spaß an der Arbeit oder die Übereinstimmung mit den eigenen Wert- und Idealvorstellungen.

Eine Stiftung sollte eine Planung bekommen, die jedem Mitwirkenden aufzeigt, an welchem Ziel gearbeitet wird, warum dieses Ziel wichtig ist und welchen Beitrag jeder Einzelne dazu leisten kann. Die Planung schafft ein klares, gemeinsames Verständnis und Motivation.

1.4 Die zivilgesellschaftliche Erwartung an eine Stiftung: Transparenz, Transparenz, Transparenz

Eine Stiftung kann dem Gemeinwesen dienen oder eigennützig organisiert sein. Beides ist möglich, zulässig und vollkommen wertungsfrei.

Dient die Stiftung dem Gemeinwesen, erhält sie ein großes Privileg: Steuerfreiheit. Für dieses Privileg erwartet die Zivilgesellschaft Transparenz.

Diese zeigt sich in besonderen regulatorischen Vorgaben. Die Zwecke, für die eine gemeinnützige Stiftung agieren kann, sind begrenzt, handelnde Personen müssen sich legitimieren (Transparenzregister), und die Rechnungslegung ist zur Steuergerechtigkeit besonders aufgebaut (Vier-Sphären-Theorie).

1.5 »Structure follows strategy«: Der Zweck bestimmt die Struktur

Es ist der Zweck, der einer Stiftung ihr Wesen gibt. Um dieses Zentrum baut sich eine Struktur, die sich dem Zweck anzupassen hat: »Structure follows strategy.«

Es gibt viele Fragestellungen, die zu Beginn oder in der laufenden Stiftungsarbeit zu klären sind. Dabei muss nur immer bedacht werden: Der Zweck – der die Motivation schafft – steht an erster Stelle, danach folgt die Struktur.

Nicht alle Themen zur Strukturierung einer Stiftung sind verpflichtend. Es ist vielmehr der kurze bewusste Gedanke zu einer speziellen Thematik entscheidend: Trifft das auf meine Stiftung zu? Habe ich das auch? Muss ich daran vielleicht denken? Oder: Ach, interessant, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Im ersten Schritt ist nicht das fundierte Fachwissen entscheidend, sondern ein kurzer Einblick in eine spezielle Thematik des Stiftens genügt. Die Thematik, beispielsweise eine spezielle Stiftungsform, soll Ihnen gezeigt und kurz erklärt werden. Ihre Aufgabe ist es dann, sich kurz bewusst Gedanken zur Thematik zu machen – zum Beispiel über die Info- oder Frageboxen.

Bearbeiten Sie die Fragen und Themen ohne große Erwartungen an das Ergebnis. Hier ein Gedanke, da eine Notiz und dort eine Idee – daraus entsteht am Ende ein Gesamtbild.

1.6 Stifter sind Generalisten: 360-Grad-Überblick bewahren

Es sind vielfältige Themen aus mehreren Disziplinen, denen ein Stifter im Laufe der Zeit gegenübersteht: zu Beginn beispielsweise das Stiftungsrecht mit Fragen der Satzungsgestaltung und der Stiftungsaufsicht, später dann die steuerrechtliche tatsächliche Geschäftsführung der Stiftung mit Anerkennung der Gemeinnützigkeit beim zuständigen Finanzamt und so weiter.

Bei allen Tätigkeiten ist der Stifter nicht auf sich allein gestellt, sondern kann Dienstleister wie Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer oder Steuerspezialisten zur Unterstützung und Beratung heranziehen.

Wichtig ist jedoch, einen Gesamtüberblick zu bewahren, Themen einzuordnen und als Generalist zu agieren.

2 Zum Aufbau des Buches: In vier Schritten zur Stiftung

Das Buch soll eine Hilfestellung und Orientierung bieten, um aus dem Dickicht der Stiftungsthemen und -terminologien herauszufinden.

Zum einen erfolgt mithilfe einer Stiftungs-Balanced-Scorecard eine Zuordnung und Priorisierung möglicher Stiftungsthemen. Was sind die Kernaufgaben der Stiftung – ihr Zweck –, was ist ihr unveränderlicher Kern, und welches sind die sich hierauf aufbauenden Strukturen, die Mittel zum Zweck?

Zum anderen sollen die einzelnen Stiftungsthemen kurz angerissen und das Wesentliche als Schaubild, Checkliste, Fragenbox für das tägliche Arbeiten dargestellt werden. Eine Vollständigkeit kann nicht beansprucht werden, die Themen leben und verändern sich.

Die »Gedankenanstöße« sollen zum Nachdenken über die einzelnen Stiftungsfragen anregen, sodass eine Stiftung aus vielen Blickwinkeln betrachtet wird und Sie ein klares Verständnis davon gewinnen.

Zielsetzung des Buches ist es, im Sinne eines Frameworks einzelne Themenbereiche anzuschneiden, in aller Kürze zu erläutern und eine erste Hilfestellung für die Beantwortung etwaiger Fragen zu geben. Die Hintergründe sind hierbei nach einer Stiftungs-Balanced-Scorecard geordnet.

Die Theorie einer Balanced Scorecard geht jedoch noch weiter: Jedes Thema kann mit konkreten Zielen und Maßnahmen unterlegt werden. Die »Metrisierung« einer Stiftungs-Balanced-Scorecard ist aber der zweite Schritt, zunächst geht es um eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit einzelnen Stiftungsaspekten.

Welche Schritte sind für eine Stiftung zu durchlaufen?

Der Stiftungszweck

Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick über die Stiftungslandschaft (Teil B, Kapitel 1.1). Sie werden erkennen, dass es nicht »die Stiftung« gibt, sondern eine Vielzahl an Ausgestaltungsmöglichkeiten, die alle eins gemein haben: die Verfolgung eines Zwecks. Definieren Sie Ihren Stiftungszweck.

Die erste mögliche Weichenstellung wird sein, ob Ihre Stiftung mit dem definierten Zweck einen Gemeinnützigkeitsstatus benötigt (Teil B, Kapitel 1.2). Sie erhalten Steuerfreiheit, sind aber auch zur Offenlegung (Gemeinnützigkeitsbuchführung) verpflichtet.

Zweite Weichenstellung: Welche Außenwirkung (Markenbildung, Kommunikation, Fundraising) wünschen Sie sich für Ihre Stiftung (Teil B, Kapitel 1.3), und wie können Sie sich laufend über Aktuelles zum Thema Stiftungen informieren (Verbände, Dienstleister/»One-Stop-Shop«)?

Die Stiftungsstruktur

Sie wissen nun, welchen gemein- oder eigennützigen Zweck Sie verfolgen möchten und wie Sie gegebenenfalls mit welchen Beteiligten und Dienstleistern nach außen auftreten möchten. Nun kann die eigentliche Struktur – die Rechtsform der Stiftung – so passend wie möglich entwickelt werden. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Rechtsformen (Teil B, Kapitel 2.1) und deren Best-Practice-Lösungen (Stiftungsporträts).

Ist die weitgehend passende Stiftungsform gefunden (eine hundertprozentige Passgenauigkeit wird es in der Praxis vermutlich nicht geben), ist der nächste Schritt die Stiftungserrichtung (Teil B, Kapitel 2.2). Überlegen und formulieren Sie einen Stiftungsplan (vergleichbar einer Unternehmensstrategie), beispielsweise mit einem Framework zum Strategiebegriff, zur Stiftungs-SWOT oder zur Geschäftsordnung.

Im Errichtungsprozess und in der laufenden Stiftungsarbeit werden Ihnen Themen aus Recht, Haftung und Regulatorik (Teil B, Kapitel 2.3) begegnen. Verschaffen Sie sich auch hier mithilfe von Checklisten ein erstes Verständnis.

Das Stiftungsvermögen

Nun steht die Stiftung vor der Errichtung: Mit wie viel Stiftungsvermögen (Dotation) ist die Stiftung auszustatten? Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst der Begriff des Stiftungsvermögens (Teil B, Kapitel 3.1) mit den jeweiligen Folgen zu verstehen.

Die Stiftung verwirklicht ihren Zweck mit dem Stiftungsvermögen und den Früchten des Vermögensmanagements. Welche Kriterien sind Ihnen im Vermögensmanagement (Teil B, Kapitel 3.2) wichtig? Kernelement ist hier eine Anlagerichtlinie mit Ertragserwartung und Risikobudget.

Wie kann ein Vermögensmanagement laufend geplant, kontrolliert, gesteuert und dokumentiert werden? Im Sinne eines (Unternehmens-)Controllings (Teil B, Kapitel 3.3) können Sie eine Überwachung Ihres Stiftungsvermögens etablieren.

Die operative Stiftungsarbeit

Nun ist der letzte Schritt erreicht: Sie haben Ihre Stiftung hinsichtlich des Zwecks durchdacht, ihr eine Rechtsform gegeben und sie mit Vermögen ausgestattet. Wie möchten Sie nun die operative Zweckverwirklichung (Teil B, Kapitel 4.1) organisieren? Wie sieht beispielsweise ein Förderprozess (Ausschreibung, Auswahl, Umsetzung und Dokumentation) aus, und wie können Sie Stiftungspersonal vergüten?

Die Zweckverwirklichung ist – bei Steuerfreiheit – entsprechend offen und transparent über eine Gemeinnützigkeitsbuchführung im Rahmen der Rechnungslegung und Wirtschaftsplanung (Teil B, Kapitel 4.2) darzulegen. Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick über die dort verwendeten Begriffe.

Ihre Stiftung ist fertig und einmal grundsätzlich entlang der Stiftungs-Balanced-Scorecard in den Punkten Zielsetzung (Stiftungszweck), Entwicklung (Stiftungsform), Finanzen (Stiftungsvermögen) und Prozess (operative Stiftungsarbeit) durchdacht. Wie kann die Stiftung nun – als eine Spezialform (Exkurs) des Fundraisings – mit Erbschaften und Nachlässen (Teil B, Kapitel 4.3) weiterentwickelt und ergänzt werden? Auch hier gibt es eine Vielzahl an Begrifflichkeiten.

Ihre Stiftung ist einmal um 360 Grad durchdacht. Nun sind Sie gut gerüstet, Ihre Stiftung ins Leben zu rufen!

3 Die Stiftungs-Balanced-Scorecard als Orientierungsrahmen

Zu Beginn und im Laufe der Stiftungsarbeit stellen sich viele Fragen, die in einem Dickicht aus rechtlichen, steuerlichen, finanzbezogenen und operativen Fragen strukturiert werden müssen.

Aus den Wirtschaftswissenschaften ist die Balanced Scorecard als strategisches Management-Tool bekannt. In einem Unternehmensumfeld soll die Balanced Scorecard für ein zielgerichtetes Unternehmensmanagement über mehrere Perspektiven oder Dimensionen hinweg sorgen. Bezogen auf eine Stiftung kann eine Stiftungs-Balanced-Scorecard dabei helfen, das Vorhaben wie ein Unternehmen aus mehreren Perspektiven oder Dimensionen zu betrachten und zielgerichtet zu steuern.

Zunächst die klassische Balanced Scorecard und ihr Aufbau:

Abbildung 1: Balanced Scorecard (allgemein)

Entscheidend an der klassischen Balanced Scorecard ist, dass vier Perspektiven miteinander betrachtet werden: Kundenperspektive (= Stiftungszweck, Gemeinwohl), Entwicklungsperspektive (= Stiftungsstruktur), Finanzperspektive (= Stiftungsfinanzen) und Geschäftsprozesse (= Stiftungsrechnungslegung, Vermögensverwaltung).

Die Theorie hinter diesen vier Perspektiven ist,

dass die Mitarbeiter ihr Handwerkszeug (Wissen, Ressourcen, IT) über die Aufbau- und Entwicklungsperspektive bekommen,

um die notwendigen Geschäftsprozesse zu beherrschen,

um den Kunden beziehungsweise den Markt zufriedenzustellen und

um die finanziellen Ziele zu erreichen.

Die vier Perspektiven der Balanced Scorecard bauen somit aufeinander auf und bedingen einander: Erreichte Ziele im Lernen/Entwickeln führen zu guten Geschäftsprozessen, diese lassen eine gute Kunden- und Marktbindung entstehen, und insbesondere finanzbezogene Zielsetzungen für ein Unternehmen werden erreicht.

Als weitere Grundvoraussetzung wird jede der dargestellten Perspektiven mit der gesamtheitlichen Vision und Strategie (Schaubild Mitte) gespiegelt. Es soll ein Handeln um des Selbstzwecks willen verhindert und die Einheit zukunftsorientiert aufgestellt und weiterentwickelt werden.

Für die tägliche Arbeit entscheidend ist, dass jede Perspektive mit Maßnahmen und Kennzahlen verknüpft werden kann. Im Entwicklungsprozess einer Balanced Scorecard ist es somit nicht ausreichend, nur ein Ziel festzulegen, sondern es sollten auch der Weg beziehungsweise die Maßnahmen zur Zielerreichung bestimmt werden. Ziele, bei denen der Weg zur Erreichung noch nicht bekannt ist, können somit nicht festgelegt werden. Leere Zielhülsen werden vermieden.

Die Vorteile einer Balanced Scorecard sind:

Eine strategische Zielsetzung (Vision) ist Grundvoraussetzung.

Der Gesamtkomplex »Stiftung« wird in vier Perspektiven unterteilt:

Mitarbeiter

Geschäftsprozesse

Kunde und Markt

Finanzen

Zu jeder Perspektive können nun einzelne Maßnahmen hinterlegt werden.

Jeder Maßnahme, beispielsweise einem Projekt, kann ein Ziel für die operative Umsetzung zugeordnet werden – idealerweise als Metrik.

Eine Kennzahl hilft bei der Steuerung der Zielerreichung.

Ein Festhalten an den genannten vier Perspektiven ist nicht zwingend erforderlich. Die oben dargestellte Aufteilung in Kunden-, Entwicklungs-, Finanz- und Prozessperspektive ist unternehmensbezogen. Für eine Stiftung kann eine Balanced Scorecard beispielsweise wie folgt aufgebaut sein:

Abbildung 2: Stiftungs-Balanced-Scorecard

Grundsätzlich geht es bei der Festlegung einer gesamtheitlichen Stiftungsstrategie um die Betrachtung der vier nachfolgenden Perspektiven.

Wie im Unternehmensbereich bedarf es auch bei einer Stiftung zur Zweckerfüllung abgestimmter Geschäftsprozesse: Im Bereich der Stiftungsarbeit sind Mitarbeiter, Antragswege, Dokumentationen und so weiter auf die Zweckerfüllung auszurichten (gibt es ausreichend qualifiziertes Personal, welches Antragswesen kann der Zweckerfüllung dienlich sein et cetera).

Basis der Stiftungsarbeit ist in der Regel das Stiftungsvermögen (unternehmensbezogen die Finanzperspektive). Können die Förderziele mit den vorhandenen Finanzmitteln erreicht werden? Bedarf es zusätzlicher Ziele und Maßnahmen wie beispielsweise Spenden- und Sponsoring-Aktionen? Basis hierfür kann eine Wirtschaftsplanung mit finanziellen Zielen sein. Grundlage ist eine spezielle Buchführung nach Gemeinnützigkeitsregeln (mit ihren vier steuerrechtlichen Dimensionen). Ebenso können diese Ziele einem laufenden Wirkungs-Controlling unterworfen werden.

Die Entwicklungsperspektive kann stiftungsbezogen das Ziel- und Maßnahmenbündel sein, das die Stiftungsstrategie einbettet. Werden die Langfristziele der Stiftung erreicht? Wie passen diese Ziele zu den gegebenen Megatrends? Muss bereits heute eine weitere Förderlinie für die Zukunft aufgebaut werden?

In den nachfolgenden Kapiteln werden die einzelnen Perspektiven mit Beispielen und Best-Practice-Lösungen nach und nach aufgebaut – von der Gründung bis hin zur täglichen Stiftungstätigkeit.

Teil B

Stiftungs-Balanced-Scorecard: Was Sie bei Ihrer Stiftung durchdenken sollten

1 Stiftungszweck (Zielsetzung)

1.1 Stiftungslandschaft

1.1.1 Das Wesen einer Stiftung

»Stiftung: Ein Begriff mit vielen Ausprägungen«

Der Begriff Stiftung ist nicht eindeutig definiert. Viele Begriffe werden synonym verwendet: Spenden, Erben, Schenken, Zustiften.

Abbildung 3: Das Wesen einer Stiftung

Was macht eine Stiftung aus?

keine Eigentümer (sich selbst tragend)

Verfolgung eines Zwecks

Agieren nach einer Satzung (Herzstück einer Stiftung)

keine Mitglieder (Selbstverwaltung)

Stiftungskapital

verschiedene Formen

Gedankenanstoß

Es gibt nicht die Stiftung! Jede Stiftung kann individuell aufgebaut werden. Was ist Ihnen besonders wichtig?

1.1.2 Der Zweck einer Stiftung

»Dem besonderen Zwecke gewidmet …«

Allen Stiftungsformen ist gemein, dass sie einen bestimmten Zweck verfolgen: gemeinnützige Zwecke wie Wissenschaft und Forschung oder eigennützige Zwecke wie die Versorgung von Familienmitgliedern. Diese Zweckverfolgung ist zumeist (Ausnahme: Verbrauchsstiftung) auf ewig ausgerichtet. Durch eine Stiftung wird somit nachhaltig ein Ziel verfolgt.

Ausgestaltungsformen gibt es wiederum viele:

Mit einer Einmalspende oder einem Nachlass kann ein Ziel – beispielsweise in einer besonderen Notlage – kurz und prägnant unterstützt werden.

Mit einer Zustiftung wird die Bedeutung eines Stiftungszwecks durch ein höheres Stiftungskapital langfristig untermauert.

Eine eigene Stiftung schafft für den besonderen Zweck eine neue Awareness.

Wie verfolgt eine Stiftung diesen Zweck? Hier werden zwei Grundformen unterschieden:

Förderstiftung: Förderstiftungen gewähren zumeist Unterstützungsleistungen (Zuschüsse, Drittmittel, Mittel et cetera) an eine Organisation, welche dann den Zweck verfolgt.

Beispiel: Der Förderverein einer Schule gibt Gelder an das Schulzentrum zur Anschaffung neuer Lehrmaterialien.

Kernelemente: Antragswesen, Beschlussfassung, Verwendungskontrolle

Beispiele: siehe Stiftungsprofile

Operative Stiftung: Die operative Stiftung verfolgt den Zweck zumeist selbst, mit eigenen Ressourcen, Personal und Mitteln.

Beispiel: Die Schulträgerstiftung hält selbst das Personal (Lehrer) für den Schulbetrieb vor.

Kernelemente: Projektmanagement, Mitarbeiterführung, Controlling

Beispiel: siehe Stiftungsprofile

Abbildung 4: Der Stiftungszweck als Kern einer Stiftung

Gedankenanstoß

Welchen Zweck soll Ihre Stiftung verfolgen? Was ist der Kernbereich?

1.1.3 Die Stiftungslandschaft

»Der Zweck bestimmt die Mittel«

Wie der Begriff Stiftung nicht definiert werden kann, so ist auch die Stiftungslandschaft durch eine große Vielfalt geprägt. Auf Basis unterschiedlicher Kriterien können Stiftungen gegliedert und eingeteilt werden. Beispiele aus der Praxis:

Kriterium

Gliederungsstufen

Große

klein

mittel

groß

Rechtsform

bürgerliches Recht

öffentliches Recht

Rechtsfähigkeit

rechtsfähige Stiftung

nicht rechtsfähige Stiftung

Steuersubjekt

eigenes Steuersubjekt

kein eigenes Steuersubjekt (bspw. Stiftungsfonds)

besondere Zweckstiftungen

Bürgerstiftung

Kirchenstiftung

Familienstiftung

operative Ausgestaltung

Förderstiftung

operative Stiftung

Stiftungskapital

Verbrauchsstiftung

Ewigkeitsstiftung

hybride Stiftung

Gemeinnützigkeit

gemeinnützige Stiftung

eigennützige Stiftung

Stiftungsalternativen

Vereine

gGmbH

gAG

Tabelle 1: Stiftungslandschaft mit möglichen Kriterien einer Stiftung

Beispiel: Es gibt große rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, die auf ewig ausgerichtet sind und als Förderstiftung gemeinnützigen Zwecken dienen, zum Beispiel die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (https://www.denkmalschutz.de).

1.1.4 Die größten Stiftungen in Deutschland

»Die Big Player im Stiftungswesen Deutschlands«

Nach den Zahlen und Daten des Bundesverbands Deutscher Stiftungen e. V. sind die größten Stiftungen in Deutschland (nach Bilanzsumme):

Infobox: Die größten Stiftungen Deutschlands

Stiftungen des bürgerlichen Rechts

Robert-Bosch-Stiftung GmbH (https://www.bosch-stiftung.de)

VolkswagenStiftung (https://www.volkswagenstiftung.de)

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (https://www.dbu.de)

Stiftungen des öffentlichen Rechts

Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (https://www.kenfo.de)

Bayerische Landesstiftung (https://www.landesstiftung.bayern.de)

St.-Korbinian-Stiftung der Erzdiözese München und Freising (https://www.st-korbinian-stiftung.de)

Politische Stiftungen

Friedrich-Ebert-Stiftung e. V. (https://www.fes.de)

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (https://www.freiheit.org)

Hanns-Seidel-Stiftung e. V. (https://www.hss.de)

Fällt Ihnen etwas auf? Die größte Stiftung des bürgerlichen Rechts – die Robert-Bosch-Stiftung – trägt den Zusatz GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung), die größte politische Stiftung – die Friedrich-Ebert-Stiftung – ist ein e. V. (eingetragener Verein). Es gibt somit nicht die Stiftung als Rechtsform!

Gedankenanstoß

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Stiftungslandschaft. Es gibt große, bekannte Stiftungen, aber auch viele kleine Stiftungen, die im Verborgenen agieren. Gibt es Aspekte aus diesen Stiftungen, die Sie übernehmen möchten?

1.1.5 Stiftungen im internationalen Kontext

»Die Big Player im Stiftungswesen international«

Stiftungen sind in fast allen Ländern aktiv. Hier ein knapper Überblick über die fünf größten internationalen Stiftungen:

Infobox: Die größten Stiftungen weltweit1

1. Bill & Melinda Gates Foundation (USA) (https://www.gatesfoundation.org)

Vermögen: 40,3 Milliarden US-Dollar

Gründer: Bill und Melinda Gates

Ursprung des Vermögens: Microsoft

2. Wellcome Trust (Vereinigtes Königreich) (https://wellcome.org)

Vermögen: 27,1 Milliarden US-Dollar

Gründer: Henry Wellcome

Ursprung des Vermögens: Burroughs Wellcome & Company

3. Howard Hughes Medical Institute (USA) (https://www.hhmi.org)

Vermögen: 17,8 Milliarden US-Dollar

Gründer: Howard Hughes

Ursprung des Vermögens: Hughes Tool Company

4. Garfield Weston Foundation (Vereinigtes Königreich) (https://garfieldweston.org)

Vermögen: 15,7 Milliarden US-Dollar

Gründer: Garfield Weston

Ursprung des Vermögens: George Weston Limited

5. Stichting INGKA Foundation (Niederlande) (https://www.ingkafoundation.org)

Vermögen: 12,7 Milliarden US-Dollar

Gründer: Ingvar Kamprad

Ursprung des Vermögens: Ikea

Gedankenanstoß

Gibt es oder soll es einen internationalen Bezug bei Ihrer Stiftung geben?

1.1.6 Stiftungsentwicklung – ein historischer Blick

»Die Stiftungslandschaft wächst und wächst«

Von rund 10.000 auf über 20.000 Stiftungen in knapp 20 Jahren! Heute gibt es nach den Daten und Zahlen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen e. V. über 25.000 rechtsfähige Stiftungen in Deutschland.

Abbildung 5: Bestand an rechtsfähigen Stiftungen (2000 bis 2022)

Gedankenanstoß

Es gibt weitaus mehr als 25.000 Stiftungen! Das sind nur die statistisch erfassten rechtsfähigen Stiftungen. Stiftungen gibt es in zahllosen anderen Erscheinungsformen: Treuhandstiftungen, Stiftungsfonds, Schenkungen mit Auflage et cetera. Schätzungen gehen von mehr als 150.000 zusätzlichen Treuhandstiftungen aus. Gibt es hierunter eine Stiftung, die bereits Ihren Vorstellungen nahe kommt und als Vorbild dienen könnte?

1.1.7 Ein Blick in die Zukunft

»Die Stiftungslandschaft wird auch weiterhin wachsen«

Es wird ein Zweck verfolgt. Die Entwicklung der Zwecke spiegelt sich in der gesellschaftspolitischen Entwicklung wider, wie die Zahlen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen zeigen:

Abbildung 6: Gesellschaftliche Entwicklung der Stiftungszwecke

Lag der Anteil der Stiftungen mit umweltbezogenen Zwecken in den Jahren 1951 bis 1960 noch bei einem Anteil von 2,10 Prozent, stieg dieser Anteil bis ins Jahr 2020 auf 19,2 Prozent. Ähnliches gilt für den Themenbereich Gesundheit und Sport: Von 7,3 Prozent in der Dekade 1951 bis 1960 stieg der Anteil auf 23,3 Prozent in der Dekade von 2011 bis 2020.

Gedankenanstoß

Es ist der Zweck, der eine Stiftung ausmacht. Welchen Zweck wollen Sie verfolgen?

1.1.8 Wer sind die Beteiligten einer Stiftung?

Sind Sie allein gelassen mit Ihrer Stiftung? Nein, nur wenn Sie das wünschen.

An einer Stiftung können viele Personen und Institutionen beteiligt werden, welche die tägliche Stiftungsarbeit erleichtern. Ein einheitliches und vollumfängliches Glossar aller Beteiligten an einer Stiftung gibt es nicht; nachfolgend aber ein Versuch:

An erster Stelle steht der Stifter. Er formt die Stiftung nach seiner Fasson. Beispielsweise über eine Satzung oder eine Richtlinie wird das Wesen einer Stiftung ausformuliert: Welche Art von Stiftung liegt vor? Welchen Zweck soll die Stiftung haben? Welchen Geschäftsgang soll die Stiftung nehmen?

Ein Stiftungsberater kann dem Stifter zur Seite stehen, um die oben genannten Fragestellungen bestmöglich im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen (Stiftungsrecht, Steuerrecht, Erbrecht et cetera) und den Anforderungen an die Stiftungspraxis (Corporate Governance et cetera) zu bringen.

Ist die Stiftung errichtet, kann ein Stiftungsverwalter den Stifter in der täglichen Stiftungsarbeit unterstützen. Die Aufgaben sind vielzählig: Das Stiftungsvermögen muss sicher und wirtschaftlich verwaltet werden, Jahresabschlüsse und Wirtschaftspläne müssen erstellt, Gremien einberufen und Gremienbeschlüsse umgesetzt werden.

Ein Stiftungsverwalter kann mehrere Stiftungen verwalten, aber eine Stiftung benötigt einen direkten Ansprechpartner – den Stiftungsverantwortlichen. Um die vielen in Form, Motivation, Inhalt und Zweck unterschiedlichen Stiftungen verwalten zu können, bedarf es je Stiftung einer Person, die sich um die Zweckverwirklichung kümmert und erster Ansprechpartner ist. Der Stiftungsverantwortliche schreibt beispielsweise die Leistungen der Stiftung aus, bewertet – gegebenenfalls in den Gremien – die eingegangenen Anträge und beschließt Förderzusagen.

Der Empfänger von Fördermitteln einer Stiftung wird als Stiftungsdestinatär bezeichnet. Der Stiftungsdestinatär verantwortet den bestmöglichen Einsatz der Stiftungsmittel, die Dokumentation und die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse.

All dieser Personen und Institutionen kann sich ein Stifter bedienen. Es gibt jedoch noch weitere Dienstleister wie Fundraiser, Immobilienverwalter, Rechtsberater et cetera.

Ein weiterer Versuch, die Beteiligten an einer Stiftung zu ordnen, ist die Einteilung in Gruppen:

Stiftungsorgane: Die satzungsgemäßen Stiftungsorgane sind beispielsweise Stiftungsvorstand, -rat, -beirat und -geschäftsführung. Das Aufgabenspektrum richtet sich nach der jeweiligen Satzung oder Geschäftsordnung. Grundsätzlich wird eine Stiftung durch einen oder mehrere Vorstände nach innen und außen vertreten.

Direkt Beteiligte: Zu den direkt Beteiligten einer Stiftung zählt der Leistungsempfänger – Fachterminus: Destinatär. Destinatär einer Stiftung kann eine natürliche Person sein, beispielsweise der Empfänger einer Zuwendung (Stipendiat einer Stipendienstiftung, Wohnungsempfänger et cetera) oder eine juristische Person, die als Hilfsperson den Zweck verwirklicht. Zu dieser Gruppe können auch die staatlichen Finanz- und Aufsichtsbehörden gezählt werden.

Indirekt Beteiligte: Indirekt beteiligte Personengruppen sind Hilfspersonen der Stiftung wie beispielsweise Beratungsstellen und externe Dienstleister (Wirtschaftsprüfer).

Betroffene: Betroffene der Stiftung sind die Zivilgesellschaft im Allgemeinen mit ihren potenziellen zukünftigen Mittelempfängern und weitere Stiftungen mit ähnlichen Förderzwecken.

Fragestellungen in der Stiftungspraxis:

Kennen Sie die beteiligten Interessengruppen Ihrer Stiftung (auch Stakeholder genannt)?

Welche externen und internen Beteiligten benötigen Sie für die Stiftungsarbeit?

Wer kann was erledigen? Beispiel: Kann die Buchhaltung der Stiftung intern durchgeführt werden, oder bedarf es eines externen Dienstleisters?

Wie können die Beteiligten an die Stiftung gebunden werden? Kontakt und Beteiligung des Stifters, der Interessengruppen, von Medien et cetera?

1.2 Gemeinnützigkeit

1.2.1 Steuerbegünstigte Zwecke

»Umgangssprachlich: die gemeinnützige Stiftung«

Eine steuerbegünstigte Stiftung wird umgangssprachlich mit einer gemeinnützigen Stiftung gleichgesetzt. Das Steuerrecht kennt jedoch drei Möglichkeiten der Steuerbegünstigung – jeweils ausgelegt am verfolgten Zweck:

gemeinnützige Zwecke (§ 52 Abgabenordnung)

mildtätige Zwecke (§ 53 Abgabenordnung)

kirchliche Zwecke (§ 54 Abgabenordnung)

Praxistipp: Voraussetzungen für eine Steuerbegünstigung

Ausschließlichkeit

Selbstlosigkeit

gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke

tatsächliche Geschäftsführung und Satzung mit beispielsweise einer Gemeinnützigkeitsbuchführung

keine Verfassungsfeindlichkeit

Werden die Voraussetzungen erfüllt, erhält die Stiftung einen Feststellungsbescheid und nach Prüfung der tatsächlichen Geschäftsführung (der sogenannten Gemeinnützigkeitsprüfung alle drei Jahre) einen Freistellungsbescheid.

Mit dem Freistellungsbescheid wird eine Steuervergünstigung in der Regel für die Gewerbe- und Körperschaftsteuer nachgewiesen.

Die Stiftung wird steuerbefreit.

Gedankenanstoß

Soll Ihre Stiftung gemeinnützig (steuerbefreit) oder eigennützig (steuerpflichtig) sein?

1.2.2 Gemeinnützige Zwecke (§ 52 AO)

»Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern« (§ 52 AO).

Für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit sind insbesondere drei Voraussetzungen zu erfüllen:

Förderung der Allgemeinheit

Förderung auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet

selbstlose Förderung (Selbstlosigkeit)