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Mehr als eine Abenteuergeschichte legt uns dieses Buch auf freundliche Art und Weise eine Botschaft ans Herz. Wir sollen die Natur und alles Geschehen um uns herum achtsam pflegen, auf die Zeichen achten, die uns gegeben werden und unser Verhalten immer so gestalten, dass wir in der Rückschau stets sagen können, wir haben es richtig gemacht. Das geschah 1912 noch ganz ohne erhobenen Zeigefinger und in einer völlig entspannten Atmosphäre. Angesichts der aktuellen Klimaentwicklung ist dieses Buch ein guter Helfer bei der Analyse dessen, was wir allgemein als "Fortschritt" bezeichnen.
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Seitenzahl: 1187
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Abbildung 1: Der Übersetzer
VORBEMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS
Bevor ich anfange, erst ein paar Worte zu meiner Person. Ich bin ein Kind der Fünfzigerjahre (geb. 11.11.1951) und war im Summer of Love 1967 sechzehn Jahre alt, was eigentlich alles sagen sollte. Ich habe nichts ausgelassen, bin in verschiedenen Berufen, angefangen beim Werkstoffprüfer, über Maurer, REFA-Techniker und schlussendlich die letzten zweiundzwanzig Jahre als Technischer Redakteur durch ein abenteuerliches Arbeitsleben gegangen, um dann, nach dem viel zu frühen Ableben meiner Frau und Gefährtin 2014, als ich auch der Arbeitswelt den Abschied gab, endlich zur Auffüllung der großen Leere in meinem Geist nach Susannes Tod, zu dieser erfüllenden Tätigkeit des Übersetzens und der Beschäftigung mit starken Texten zu finden.
Als ich im Jahr 2017 mit der Arbeit an diesem umfangreichen Werk begann, hatte ich noch keinen Schimmer von den Eröffnungen, welche mir während der Beschäftigung mit dem vorliegenden Text gemacht werden würden.
Begonnen als eine Art Zerstreuung im Gegensatz zu den wahrhaft hochliterarischen und poetischen Texten der Übersetzung des “Moby-Dick” von Herman Melville, die ich zu der Zeit noch in Arbeit hatte, stellte ich dieses abwechselnde Schaffen ein, nachdem ich gesehen hatte, dass hier zwar eine Entspannung durch diese mehr nüchternen Texte stattfand, aber so ein abschließendes Ende für beide Bücher nicht mehr absehbar war, und ich mich zudem noch dazu entschlossen hatte, beide Texte beim Verlag “tredition” zu veröffentlichen. Also habe ich erst den “Moby-Dick” fertigstellen wollen, wobei während der abschließenden Arbeiten daran im Jahre 2020 Krebs bei mir festgestellt, und all mein bereits investiertes Schaffen mit einem Schlag infrage gestellt wurde, da bei Erhalt der Diagnose nicht absehbar war, ob ich die Arbeit würde zu Ende führen können.
Wie wir aber heute sehen, sind beide Werke erschienen, und ich bin heute glücklicherweise wieder auf dem Weg, mich von den chemischen und radiologischen Keulenschlägen, die über die unterschiedlichen Therapien in den verschiedenen Krankenhäusern und Universitätskliniken gegen diese Geißel der Menschheit geführt wurden, mit einer guten Prognose vonseiten aller behandelnder Ärzte im Gepäck, zu erholen, und kann mich an einer Fortsetzung meiner Tätigkeit auf eine relativ unabsehbare Zeit erfreuen.
Aber noch weitere Informationen möchte ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten, denn die Arbeiten an diesem Werk waren ein ebensolches Abenteuer für mich, den Übersetzer des Textes aus dem Englischen, wie es wohl eines für die Mannschaft der Fram1 in den Jahren 1910 - 1912 gewesen sein muss, die ebenso nicht wusste, ob sie gesund nach Norwegen zurückkehren würde. Welch ein Glück, dass es der Mannschaft und der Expeditionsleitung besser erging, als der britischen Konkurrenz unter der Führung von Kapitän Scott, die ja nicht weit von der Route der norwegischen Unternehmung entfernt, nach deren Abfahrt ein entsetzliches Ende gefunden hat. Gerade dieses erfolgreiche Gelingen der Leute um Roald Amundsen hat mich während der umfangreichen Therapien immer aufrecht gehalten und ich habe, immer wieder durch den Humor und die Nüchternheit der vorliegenden Berichte aufgerichtet, in der täglichen Arbeit meinen eigenen Weg mit dem der Expeditionsteilnehmer verknüpft, und so zu einem glücklichen Ende für dieses Buch gefunden.
So, und nun zu einigen Erläuterungen, die hoffentlich etwas klärend beim Lesen der vorliegenden Berichte beitragen können, wobei es mir so fern wie nur irgendetwas liegt, hierbei besserwisserisch und altklug wirken zu wollen. Es ist aber dem normalen mitteleuropäischen Leser nicht unbedingt gegeben, sich beim Aufschlagen eines Expeditionsberichts über den Südpol sofort die dort herrschenden Umweltbedingungen zu gewärtigen, denn all unser Empfinden bezüglich Jahreszeiten, Tages- und Nachtzeiten sowie dem Umgang mit Kleidung wird hier einer extremen Umstellung unterworfen. Angefangen bei den Jahreszeiten muss der Leser sich von Anfang an klar darüber sein, dass mit Überschreiten des Äquators auf die südliche Erdhalbkugel diese dort umgekehrt apostrophiert sind, unser Herbst und Winter wird da zu Frühling und Sommer und vice versa. Dann gibt es auch noch die Polarnacht und den Polartag, Ersteres für den dortigen Herbst und Winter zwischen April bis September und Zweiteres für den Frühling und Sommer zwischen Oktober bis März. Wenn durch die Niederschriften der Expeditionsteilnehmer nicht immer wieder auf diese Phänomene Bezug genommen worden wäre, könnte man bei Lesen der Berichte schon eine gewisse Unsicherheit im Verstehen der Texte entwickeln, wenn beispielsweise von der Durchführung von Messungen um 08:00 Uhr, 14:00 Uhr und 20:00 Uhr bei ständig demselben Sonnenstand, oder Nachtmärschen bei blendendem Sonnenschein gesprochen wird. Dazu muss sich der Leser auch ebenso immer wieder klarmachen, dass die dort herrschenden Temperaturen in der gesamten Zeit (10 Monate), die von den Expeditionsteilnehmern auf dem antarktischen Kontinent verbracht wurde, nicht ein einziges Mal über null Grad Celsius gestiegen sind und dies eine entsprechende Kleidung erforderlich machte.
Damit sind wir bei dem nächsten Punkt angelangt, der einiger erklärender Worte bedarf. Es sind von den Expeditionsteilnehmern Fotografien gemacht worden, die auf wunderbare Weise sowohl Stimmungen als auch ganz nüchterne Sachverhalte und meiner Ansicht nach unwiederbringliche Landschaftsverhältnisse wiedergeben, die, - das muss man sich ganz klar vor Augen führen -, heutzutage in dieser Form ganz einfach nicht mehr existieren, da die Menschheit es für wichtiger hielt, zum Vorteil einiger weniger und zum Nachteil der gesamten Menschheit, sowohl die Bodenschätze bis zum letzten bisschen auszubeuten, als auch das Klima bis über den Rand des Versagens zu belasten, was zur Folge hat, dass sowohl der Nordals auch der Südpol in der Form, wie er hier gezeigt wird, so nicht mehr vorhanden ist, und nur noch die aufgezeichneten Fotografien einen schwachen Eindruck davon vermitteln können, was für einen Schatz wir zerstören, denn an dieser Zerstörung sind wir alle beteiligt, solange wir es aus Bequemlichkeit und Gier unterlassen, diesem Treiben Einhalt zu gebieten.
Im Anhang V, Ozeanografie, wird mit einfachen Rechenbeispielen das vollkommen logische Zusammenwirken von Land und Meer, Luft und Wasser gezeigt, und das ist allgemeingültig, da es sich hier um ganz grundlegende physikalische Zusammenhänge handelt, deren intensive Verknüpfung uns erst heute, wo das Weiterbestehen des Golfstroms bereits fraglich ist, mit voller Kraft ins Bewusstsein gerückt wird. Die Unmittelbarkeit der Reaktion der Natur auf eine Änderung dieser Verhältnisse zeigt uns heute nur um so deutlicher, was für ein Verbrechen wir an der Natur begangen haben, und nichts davon ist wieder rückgängig zu machen, wenn wir, wie es zurzeit der Fall ist, die Reaktionen bereits zu spüren bekommen. Am beeindruckendsten ist das vollkommene Fehlen eines erhobenen moralischen Zeigefingers durch die Autoren, den Professoren Nansen und Helland-Hansen, die nur in einer wunderbar verständlichen Art und Weise dieses wichtige Zusammenspiel der Naturkräfte beschreiben und völlig kommentarlos an unser Denken weiterreichen, denn sie sind diejenigen, welche am Vorabend des Ersten Weltkrieges 1912 bereits ganz nüchtern und nachvollziehbar ein paar physikalische Unveränderlichkeiten als den Motor unseres gesamten Weltklimas offenlegen. Dieser Beitrag hat mich ganz besonders erschüttert, zeigt er doch, wie folgenreich eine Einmischung in diese ehernen Grundsätze ist, betrachten wir nur die klimatischen Ereignisse seit Beginn des neuen Jahrtausends.
Aber es gab auch außerhalb dieser globalen Ereignisse einige Dinge, die mich ganz persönlich mit dem Phänomen “Südpol” als eine norwegische Entdeckung recht schmerzhaft in Verbindung gebracht haben. Als ich mit dem Übersetzen des Anhangs I “Die Fram” beschäftigt war, habe ich feststellen müssen, dass die durch “archive.org” bereitgestellte Vorlage des Werkes von A. G. Chater, welcher die norwegischen Texte von Amundsen und seiner Mitautoren ins Englische übersetzt hat, und dessen Arbeit meine Übersetzungsvorlage ins Deutsche war, hinsichtlich der Umbaupläne der Fram für die Expedition 1910 - 1912 sehr dürftig sortiert war. Anstatt hierzu den ausführlichen Beitrag vom Commodore Christian Blom aufmerksam zu Ende zu studieren und auszuwerten, habe ich in meiner naiven Voreiligkeit und ohne auch nur einen Gedanken an die inzwischen über die Welt hingegangenen politischen Katastrophen zu verschwenden, umgehend einen Kontakt mit dem Fram-Museum in Oslo hergestellt, in dem ich, man kann es nicht anders als blauäugig bezeichnen, sehr wortreich darum bat, sich doch meine Zeichnung einmal anzuschauen und gegebenenfalls zu korrigieren. Die Antwort kam fast schon umgehend, ja, ich solle nur meine Sachen schicken, und man, in diesem Falle gleich der Direktor, würde sich der Sache annehmen. Gesagt, getan, und in der Hoffnung, als Antwort ein Päckchen mit schönen Kopien der Originalpläne zu erhalten, habe ich meine dürftigen und schwachen *.pdf’s nach Oslo geschickt. Drei Tage später kam die ernüchternde Auskunft in einer zweizeiligen E-Mail, die erste Zeichnung sei nicht lesbar und zur zweiten nur der Kommentar, man wäre nicht in der Lage, Deutsch zu lesen. Das war schmerzhaft, aber danach ist es mir schon Stück für Stück klar geworden, in was für ein Wespennest ich da ge- stochen hatte. Mein Vater war im Zweiten Weltkrieg in Bergen/Norwegen stationiert und es wurde mir erst nach dieser nordisch kühlen Antwort klar, dass die deutsche Wehrmacht überall in Skandinavien mit einer Rücksichtslosigkeit herumgetan hatte, die ihresgleichen in der Geschichte sucht. Aber ein bisschen verschnupft war ich dennoch, bei aller Einsicht; wurde hier doch einmal wieder ein typisches Nazi-Verhalten sichtbar, - Sippenhaft, die Kinder sollen für das Fehlverhalten ihrer Eltern büßen. Na ja, durch intensive Beschäftigung mit dem Text des Commodores und einem bisschen Herumprobieren mit verschiedenen Zeichenprogrammen ist doch noch ein ganz passables Ergebnis herausgekommen, aber so richtig zufrieden bin ich nicht, es hätte besser gehen können. Zudem mir dann auch noch vom Herrn Direktor mitgeteilt wurde, dass über das Fram-Museum eine “bessere” deutsche Übersetzung, als die aus dem “alten Buch”, erhältlich wäre. Woher, zum Teufel, will der Mann beurteilen, dass seine deutsche Übersetzung besser ist als meine?? Vor allem, wenn er kein Deutsch lesen kann, das ist doch ausgemachter Propagandahumbug und Augenwischerei. Ich jedenfalls bin jetzt um die Erfahrung reicher, dass mit diesen Vorzeige-Gutmenschen aus Skandinavistan keine gerade Fuhre zu fahren ist, wenn man Deutscher ist, und das auch noch zugibt. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Ganz besonders ärgerlich in der Hinsicht, als dass meine Mutter eine ausgesprochene Bewunderin von Herrn Amundsen war, und mir immer von den guten Kontakten zu einer norwegischen Familie berichtet hatte, aber das müssen dann wohl “eher andersdenkende” Norweger gewesen sein, denn das Phänomen gibt es auch im demokratischen Wunderland Skandinavien, wie ja auch tragische Ereignisse aus der letzten Zeit von dort erkennen lassen, aber lassen wir’s gut sein, ist vorbei und gut.
Wie ich auch im Abriss über den Übersetzer beim Moby-Dick geschrieben habe, ist jede Literatur politisch, und das ist mir auch beim Übersetzen des “Südpols” von Amundsen klar geworden. Im Aufschwung der Nationalromantik vor dem Ersten Weltkrieg wird auch hier eifrig die Landesfahne geschwungen und bei den Begegnungen des Kapitäns Nilsen mit den Engländern und Japanern im Kapitel XVI, die Reise der Fram, kommt all das äußerst deutlich zum Tragen.
Auf der anderen Seite hat mich diese Enttäuschung aber auch wiederum angestachelt, es jetzt aber ganz besonders gut machen zu wollen, und im Anhang II, Meteorologie, hat sich mir eine Möglichkeit geboten, ein Sahnestückchen zu produzieren.
Es sind in meiner Übersetzungsvorlage Tabellen eingefügt, die zwar sehr ordentlich ausgefüllt waren und einen Haufen Datenmaterial darstellten, aber leider waren sämtliche Werte im britischen Maßsystem eingetragen und somit nur von geringer Aussagekraft für den heutigen Leser in Deutschland, der SI-Einheiten bevorzugt, wenn es ihn überhaupt interessiert, denn gerade das duodezimale Maßsystem in der Längenbestimmung, das auf dem “Fuß” beruht und sich bis in die Geschwindigkeitsmessung bei der Windgeschwindigkeit hineinzieht, gibt doch dem neuzeitlichen, an metrische Zahlensysteme gewohnten Leser nicht allzu viel. Des Weiteren gaben diese Tabellen nur einen unleserlichen Datenbrei ab, wenn sie aus dem Originaltext kopiert und als *.jpeg in meine Übersetzung eingefügt wurden, und somit waren die darin gegebenen Daten natürlich auch nicht weiter verwendbar. So habe ich mich kurz entschlossen daran gemacht, alle Werte aus den Tabellen abgeschrieben und in eine neue Matrix eingefügt, wo ich sie dann umgerechnet und nachher die Datenreihen noch zu grafischen Kurvenverläufen weiterverwendet habe, die einen weitaus besseren Überblick über das meteorologische Geschehen über die zehn Monate in Framheim abgeben als die nackte Tabelle.
Die Karten und die im Anhang V, “Ozeanografie”, gezeigten Grafiken sind nur geringfügig durch mich bearbeitet worden, wo Achsbeschriftungen unleserlich oder nicht vorhanden waren. Schade ist, dass die wunderschöne Karte der Antarktis auf der letzten Seite mit den Routen aller Beteiligten links etwas beschnitten ist, was aber der Lesbarkeit dieser Karte keinen Abbruch tut.
Dieter Kurz, im August 2021
1 Die Fram war als Dreimastschoner getakelt und mit einer Dreifach-Expansionsdampfmaschine versehen. Für Amundsens Südpolexpedition erhielt sie 1910 als erstes Hochseeschiff der Welt einen Dieselmotor. Er leistete 180 PS (132 kW) und war zur Rückwärtsfahrt umsteuerbar. Diese Form soll aber auch zu einer schlechten Stabilität im Wasser beigetragen haben, die das Segeln bei rauer See fast unerträglich gemacht haben soll. Länge ü. A. 39 m, Breite 11 m, Tiefgang max. 4,5 m, Verdrängung 800 t, Besatzung 16 Mann. (W)
Meiner Mutter gewidmet,
D. K.
IMPRESSUM
© 2020 Dieter Kurz
Umschlag, Illustration: Dieter Kurz unter Verwendung des Originalumschlags der englischen Ausgabe von 1912
Lektorat, Korrektorat: Dieter Kurz und tredition GmbH
Übersetzung: Dieter Kurz
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Hardcover: ISBN 978-3-347-39776-7 Hardcover
e-Book: ISBN 978-3-347-39777-4 e-Book
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Grundlage für diese Übersetzung in die deutsche Sprache ist der Text der englischen Übersetzung der Tagebücher von Roald Amundsen und seiner Mitstreiter im Wettstreit um die Erreichung des Südpols von A. G. Chater aus dem Norwegischen mit dem Erscheinungsdatum 1912, was somit diese Texte und die darin gezeigten Fotografien in die public domain, also frei zugänglich, stellt.
Alle Fußnoten sind mit ihrer Quelle (z. B. (W) für Wikipedia) gekennzeichnet, ebenso erläuternde Abbildungen, wenn sie vom Übersetzer als nötig erachtet wurden.
DER SÜDPOL
Abbildung 2: Roald Amundsen, zeitgenössische Fotografie
Grafik 1: Die Fram (1860), Konstruktionsplan, allgemeiner Teil, Übersicht
DER SÜDPOL
EIN BERICHT ÜBER DIE NORWEGISCHE
ANTARKTIS-EXPEDITION
MIT DER „FRAM“
1910 - 1912
VONROALD AMUNDSEN
ÜBERSETZT AUS DEM NORWEGISCHEN VON
A.G. CHATER 1912.
ÜBERSETZT AUS DEM ENGLISCHEN VON
D. KURZ 2017-2021
MIT KARTEN UND VIELEN ILLUSTRATIONEN
IN ZWEI BÄNDEN
BD. I
MEINEN GENOSSEN,
DER TAPFEREN KLEINEN SCHAR,
DIE IN FUNCHAL ROADS VERSPRACHEN,
MIR IM KAMPF UM DEN
SÜDPOL BEIZUSTEHEN,
WIDME ICH DIESES BUCH.
ROALD AMUNDSEN
URANIENBORG,
15 August 1912
INHALT VON BAND I UND II
Vorbemerkungen des Übersetzers
Ein erster Bericht
Verzeichnis der Abbildungen im Band I und II
Verzeichnis der Grafiken im Band I und II
Verzeichnis der Tabellen im Band II
Einleitung
Der Südpol, Band I
Kapitel I. Die Geschichte des Südpols
Kapitel II. Planung und Vorbereitungen
Kapitel III. Auf dem Weg nach Süden
Kapitel IV. Von Madeira zur Barriere
Kapitel V. An der Barriere
Kapitel VI. Reisen zu den Depots
Kapitel VII. Vorbereitung auf den Winter
Kapitel VIII. Ein Tag in Framheim
Kapitel IX. Das Ende des Winters
Der Südpol, Band II
Kapitel X.Der Aufbruch zum Pol
Kapitel XI. Durch die Berge
Kapitel XII. Am Pol
Kapitel XIII. Der Rückweg nach Framheim
Kapitel XIV. Nordwärts
Kapitel XV. Die Schlittenreise nach Osten
Kapitel XVI. Die Reise der Fram
Von Norwegen zur Barriere
Vor der Barriere
Von der Bucht der Wale nach Buenos Aires
Die ozeanografische Fahrt
In Buenos Aires
Von Buenos Aires zur Rossbarriere
Von der Barriere nach Buenos Aires, über Hobart
Anhang I
Die Fram
Anhang II
Bemerkungen zu den meteorologischen Beobachtungen in Framheim
Lufttemperatur und Thermometer
Luftfeuchtigkeit
Niederschlag
Wind
Die Aurora australis (Südlicht)
Meteorologischer Bericht aus Framheim
April, 1911 - Januar, 1912
Erklärung der Zeichen in den Tabellen
Anhang III
Geologie
Anhang IV
Die astronomischen Beobachtungen am Pol
Herrn Alexanders Bericht
Anhang V
Ozeanografie
Untersuchungen im Nordatlantik im Juni und Juli 1910
Untersuchungen im Südatlantik, Juni bis August 1911
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN IM BAND I UND II
Abbildung 1: Der Übersetzer
Abbildung 2: Roald Amundsen, zeitgenössische Fotografie
Abbildung 3: Die Anfangsseite des Manuskripts von Roald Amundsen
Abbildung 4: Ungefähre Vogelperspektive,
Abbildung 5: Helmer Hanssen, Eislotse (ein Mitglied der Polarexpedition)
Abbildung 6: Der Schweinestall der Fram
Abbildung 7: Die Schweinetoilette
Abbildung 8: Das Hissen der Flagge
Abbildung 9: Die Expeditionsteilnehmer
Abbildung 10: Ein Patient
Abbildung 11: Sverre Hassel
Abbildung 12: Oskar Wisting
Abbildung 13: Modell der Fram im Zustand von 1910 - 1912
Abbildung 14: Im Nordostpassat
Abbildung 15: In der Takelage
Abbildung 16: Eine Beobachtung wird gemacht
Abbildung 17: Rønne fühlte sich sicherer, wenn die Hunde einen Maulkorb trugen
Abbildung 18: Die Steuerbordwache auf der Brücke
Abbildung 19: Olav Bjaaland, ein Mitglied der Polgruppe
Abbildung 20: In Ermanglung weiblicher Tanzpartner dreht Rønne eine Runde mit den Hunden
Abbildung 21: Ein Albatros
Abbildung 22: In wärmeren Regionen
Abbildung 23: Eine frische Brise im Westwindgürtel
Abbildung 24: Die angehobene Schiffsschraube in den westlichen Breiten
Abbildung 25: Der Salon der Fram ist für Weihnachten geschmückt
Abbildung 26: Rønne bei Seemannsarbeiten
Abbildung 27: Die Fram im Treibeis
Abbildung 28: Treibeis im Rossmeer
Abbildung 29: Eine intelligente Methode anzulegen
Abbildung 30: Die Fram unter Segeln
Abbildung 31: Kap “Man's Head”
Abbildung 32: Die Fram
Abbildung 33: Robbenjagd
Abbildung 34: Die Fram in der Bay of Whales
Abbildung 35: Die Mannschaft der Fram in der Bay of Whales,
Abbildung 36: Das erste Hundelager
Abbildung 37: Die Fundamente von Framheim werden gegraben
Abbildung 38: Wir bauen die Hütte
Abbildung 39: Die sechs Schlittenführer
Abbildung 40: Polartransport
Abbildung 41: Pinguine
Abbildung 42: Das Lebensmittellager
Abbildung 43: Framheim, im Januar 1911
Abbildung 44: Suggen, Arne und der Oberst
Abbildung 45: Mikkel, Ravn und Mas-Mas
Abbildung 46: Framheim, im Februar 1911
Abbildung 47: Prestrud in Winterkleidung Bjaaland in Winterkleidung
Abbildung 48: Eine Seite aus dem Schlittentagebuch mit Einzelheiten zu Depot I und II
Abbildung 49: Framheim, im März 1911
Abbildung 50: Robben jagen für das Depot
Abbildung 51: Das Fleischzelt
Abbildung 52: Die meteorologische Station
Abbildung 53: In einem Hundezelt
Abbildung 54: Ein Abend in Framheim
Abbildung 55: Die Tischlerwerkstatt
Abbildung 56: Eingang zur westlichen Werkstatt
Abbildung 57: Prestrud an seiner Beobachtungsstelle
Abbildung 58: Schlittenpacken im Kristallpalast
Abbildung 59: Wisting an der Nähmaschine
Abbildung 60: Der Eingang zur Hütte
Abbildung 61: Lindstrøm mit den Buchweizenpfannkuchen
Abbildung 62: An seinem "Heimatort”: Ein Hund auf dem Eis der Barriere
Abbildung 63: Hundeschule
Abbildung 64: Helmer Hanssen auf der Seehundjagd
Abbildung 65: Hanssen und Wisting verzurren die neuen Schlitten
Abbildung 66: Ein Durchgang im Eis
Abbildung 67: Helmer Hanssen beim Verpacken von Vorräten im "Kristallpalast”
Abbildung 68: Eine Ecke der Küche
Abbildung 69: Stubberud nimmt’s leicht
Abbildung 70: Johansen verpackt Kekse im "Kristallpalast”
Abbildung 71: Hassel und das Dampfbad
Abbildung 72: Unsere Skibindung in ihrer endgültigen Form
Abbildung 73: Mittwintertag Juni, 1911
Abbildung 74: Arbeiten an der persönlichen Ausrüstung
Abbildung 75: Anprobieren der Patent-Schneebrillen
Abbildung 76: Hassel im Öllager
Abbildung 77: Tief in Gedanken
Abbildung 78: Funcho
Abbildung 79: Die beladenen Schlitten im Kleiderladen
Abbildung 80: Die Schlitten sind bereit, aus dem Lager gehoben zu werden
Abbildung 81: Am Depot auf 80° südlicher Breite
Abbildung 82: Amundsen im Winteranzug
Abbildung 83: Hassel in Arbeitskleidung
Abbildung 84: Wisting im Winteranzug
Abbildung 85: Stubberud im Winteranzug
Abbildung 86: Roald Amundsen, in Polarausrüstung
Abbildung 87: Eine Schneebake auf der Oberfläche der Barriere
Abbildung 88: Gletscherspalten an der Oberfläche der Barriere
Abbildung 89: Depot auf 82° S
Abbildung 90: Depot auf 83° S
Abbildung 91: Am Depot auf 84° südlicher Breite
Abbildung 92: Das Depot und Berge auf 85° S
Abbildung 93: Aufstieg auf den Mount Betty
Abbildung 94: Mount Fridtjof Nansen, 15000 Fuß (4572 m) über Meereshöhe
Abbildung 95: Am Ende eines Tagesmarsches: Unsere Expedition zum Pol
Abbildung 96: Das Zelt nach einem Schneesturm
Abbildung 97: eine große Gletscherspalte am Höllentor
Abbildung 98: Das Höllentor am Teufelsgletscher
Abbildung 99: Mount Thorvald Nilsen
Abbildung 100: Die Schlitten sind für den letzten Marsch gepackt
Abbildung 101: Am Pol wird eine Beobachtung durchgeführt
Abbildung 102: Am Südpol, Wisting und sein Gespann haben das Ziel erreicht
Abbildung 103: Eine Seite aus dem Beobachtungsbuch vom 17. Dezember 1911
Abbildung 104: Am Südpol, 16. und 17. Dezember 1911
Abbildung 105: Mount Don Pedro Christophersen
Abbildung 106: Framheim, nach der Ankunft der Polgruppe
Abbildung 107: Lindstrøm in der Küche
Abbildung 108: Lebewohl, Barriere
Abbildung 109: Hunde werden in Hobart für Dr. Mawsons Expedition angelandet
Abbildung 110: Bjaaland als Kesselflicker
Abbildung 111: Mitglieder der japanischen Antarktisexpedition
Abbildung 112: Leutnant Prestrud
Abbildung 113: Ein eingeborener Bewohner der Antarktis
Abbildung 114: Stubberud überprüft die Situation
Abbildung 115: Lager auf der Barriere: die östliche Expedition
Abbildung 116: Ein abgebrochenes Vorgebirge auf der Barriere
Abbildung 117: Auf nach Osten
Abbildung 118: Der Übergang von der großen Barriere nach König Edward Land
Abbildung 119: Improvisiertes Lotungsgerät
Abbildung 120: Der Leiter der östlichen Expedition, Prestrud, auf Scotts Nunatak
Abbildung 121: Die Ersten in König Edward Land
Abbildung 122: In König Edward Land; nach drei Tagen Sturm
Abbildung 123: Auf Scotts Nunatak
Abbildung 124: Scotts Nunatak
Abbildung 125: Die Fram an der Eiskante, Januar 1912
Abbildung 126: Die Kainan Maru
Abbildung 127: Robben auf dem Meereis nahe der Barriere
Abbildung 128: Robben: Mutter mit Kalb
Abbildung 129: Eine Gruppe von Adéliepinguinen
Abbildung 130: Eine stille Pfeife
Abbildung 131: Oberleutnant Thorvald Nilsen von der norwegischen Marine
Abbildung 132: Der Stellvertreter des kommandierenden Offiziers hält ein Schläfchen
Abbildung 133: Die Fram wird gesichtet
Abbildung 134: An der Eiskante, Januar, 1911
Abbildung 135: Eine Jagdexpedition an der Eiskante
Abbildung 136: Beck steuert die Fram durch unbekannte Gewässer
Abbildung 137: Unser Koch; vergnügt und zufrieden, wie immer
Abbildung 138: Barografenkurven Tiefs
Abbildung 139: Barografenkurve Hoch
Abbildung 140: Unsere letzte Vertäuung am Eisfuß
VERZEICHNIS DER GRAFIKEN IM BAND I UND II
Grafik 1: Die Fram (1860), Konstruktionsplan, allgemeiner Teil, Übersicht
Grafik 2: zeitgenössische Karte der Antarktis
Grafik 3: Karte der unmittelbaren Umgebung des Südpols
Grafik 4: Geitau
Grafik 5: Gordinge (Nr. 5)
Grafik 6: Karte des Rossmeeres
Grafik 7: Karte der Bucht der Wale
Grafik 8: Die Fram nach dem Umbau 1910
Grafik 9: Russeltvedts Apparat
Grafik 10: Darstellung des Luftdrucks April 1911
Grafik 11: Darstellung der Temperatur April 1911
Grafik 12: Darstellung der Windstärke April 1911
Grafik 13: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit April 1911
Grafik 14: Darstellung des Luftdrucks Mai 1911
Grafik 15: Darstellung der Temperatur Mai 1911
Grafik 16: Darstellung der Windstärke Mai 1911
Grafik 17: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Mai 1911
Grafik 18: Darstellung des Luftdrucks Juni 1911
Grafik 19: Darstellung der Temperatur Juni 1911
Grafik 20: Darstellung der Windstärke Juni 1911
Grafik 21: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Juni 1911
Grafik 22: Darstellung des Luftdrucks Juli 1911
Grafik 23: Darstellung der Temperatur Juli 1911
Grafik 24: Darstellung der Windstärke Juli 1911
Grafik 25: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Juli 1911
Grafik 26: Darstellung des Luftdrucks August 1911
Grafik 27: Darstellung der Temperatur August 1911
Grafik 28: Darstellung der Windstärke August 1911
Grafik 29: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit August 1911
Grafik 30: Darstellung des Luftdrucks September 1911
Grafik 31: Darstellung der Temperatur September 1911
Grafik 32: Darstellung der Windstärke September 1911
Grafik 33: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit September 1911
Grafik 34: Darstellung des Luftdrucks Oktober 1911
Grafik 35: Darstellung der Temperatur Oktober 1911
Grafik 36: Darstellung der Windstärke Oktober 1911
Grafik 37: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Oktober 1911
Grafik 38: Darstellung des Luftdrucks November 1911
Grafik 39: Darstellung der Temperatur November 1911
Grafik 40: Darstellung der Windstärke November 1911
Grafik 41: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit November 1911
Grafik 42: Darstellung des Luftdrucks Dezember 1911
Grafik 43: Darstellung der Temperatur Dezember 1911
Grafik 44: Darstellung der Windstärke Dezember 1911
Grafik 45: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Dezember 1911
Grafik 46: Darstellung des Luftdrucks Dezember 1912
Grafik 47: Darstellung der Temperatur Januar 1912
Grafik 48: Darstellung der Windstärke Januar 1912
Grafik 49: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit Januar 1912
Grafik 50: Darstellung des Luftdrucks im Meßzeitraum
Grafik 51: Darstellung der Temperatur im Meßzeitraum
Grafik 52: Darstellung der absoluten Luftfeuchtigkeit im Meßzeitraum
Grafik 53: Darstellung der relativen Luftfeuchtigkeit im Meßzeitraum
Grafik 54: Darstellung der Windstärke im Meßzeitraum
Grafik 55: Darstellung der Bewölkungsdichte im Meßzeitraum
Grafik 56: Kartenskizze der vorab erwähnten Berechnungen
Grafik 57: Ekmans Kipp-Wasserprobennehmer
Grafik 58: Hypothetische Darstellung der Oberflächenströmungen im Nordatlantik im April
Grafik 59: Die Route der Fram zwischen dem 20. Juni und dem 27. Juli 1910
Grafik 60: Temperatur und Salzgehalt im südlichen Abschnitt,
Grafik 61: Temperatur und Salzgehalt im nördlichen Abschnitt,
Grafik 62: Die Positionen im Südatlantik,
Grafik 63: Strömungen im Südatlantik
Grafik 64: Salzgehalt und Temperaturen an der Oberfläche im Südatlantik
Grafik 65: Temperaturen (°C) in einer Tiefe von 400 Metern (218 Faden)
Grafik 66: Temperaturen Pos. 32 u. 60
Grafik 67: Salzgehalte
Grafik 68: Salzgehalt und Temperatur
Grafik 69: Salzgehalt und Temperatur
Grafik 70: Temperaturen an einer der Stationen der Fram und einer der Challenger
Grafik 71: Temperaturen auf einer der Positionen der Fram und einer der Valdivia
Grafik 72: Temperaturen an Position 25 der Planet und der Position 39 der Fram
Grafik 73: Salzgehalte an der Position 25 der Planet und der Position 39 der Fram
Grafik 74: Karte der Antarktis mit den Routen aller Beteiligten
VERZEICHNIS DER TABELLEN IM BAND II
Tabelle 1: Meteorologische Daten April 1911
Tabelle 2: Meteorologische Daten Mai 1911
Tabelle 3: Meteorologische Daten Juni 1911
Tabelle 4: Meteorologische Daten Juli 1911
Tabelle 5: Meteorologische Daten August 1911
Tabelle 6: Meteorologische Daten September 1911
Tabelle 7: Meteorologische Daten Oktober 1911
Tabelle 8: Meteorologische Daten November 1911
Tabelle 9: Meteorologische Daten Dezember 1911
Tabelle 10: meteorologische Daten Januar 1912
Tabelle 11: Meteorologische Mittelwerte des Messzeitraums April 1911 - Januar 1912
EINLEITUNG
WENN der Entdecker siegreich heimkehrt, geht jedermann her, ihm zu huldigen. Wir sind alle stolz auf das von ihm Erreichte - stolz auf unsere Nation und die Menschheit. Wir glauben, es ist auch für uns ein neuer Verdienst, an den wir billig gekommen sind.
Wie viele, die sich jetzt bei den Jubelnden einreihen, waren dabei, als die Expedition ausgerüstet werden musste, als man knapp selbst bei den Grundbedürfnissen war, als Unterstützung und Hilfe dringendst erwünscht war? Gab es da denn irgendeinen Wettbewerb, der Erste zu sein? In solchen Zeiten fand der Expeditionsleiter sich oftmals alleine gelassen; zu oft hatte er zugeben müssen, dass seine größten Probleme diejenigen waren, die er zu Hause bewältigen musste, bevor er die Segel setzen konnte. So erging es Kolumbus, und so war es seit ihm auch vielen anderen ergangen.
So war es auch mit Roald Amundsen - nicht nur beim ersten Mal, als er auf der Gjöa mit der doppelten Aufgabenstellung lossegelte, einmal den magnetischen Nordpol zu entdecken, und zum anderen die Nord-West-Passage zu durchfahren; auch dieses Mal, als er 1910 den Fjord auf der Fram auf seiner großen Expedition verließ, um sich mit dem Packeis durch das Nordpolarmeer driften zu lassen. Was für Ängste hat dieser Mann durchleben müssen, die ihm erspart geblieben wären, wenn diejenigen, in deren Macht es gestanden hätte, die Dinge für ihn einfacher zu machen, ihm mit etwas mehr Wertschätzung entgegengekommen wären! Doch dann zeigte Amundsen ihnen, aus welchem Holz er geschnitzt war: jede der beiden großen Unternehmungen mit der Gjöa wurden erreicht. Stets hat er das Ziel, welches er sich gesetzt hatte, auch erreicht; dieser Mann, der seine kleine Jacht über den gesamten arktischen Ozean segelte, um den Norden von Amerika herum, auf einem Kurs, nach dem bereits seit vierhundert Jahren vergebens gesucht worden war. Wenn er doch sein Leben und seine Fähigkeiten einsetzte, wäre es da nicht selbstverständlich, dass wir stolz sein müssten, einen solchen Mann unterstützen zu dürfen?
Aber war es so?
Für eine lange Zeit kämpfte er darum, seine Ausrüstung zu komplettieren. Geld fehlte immer noch, und ihm und seiner Sache wurde nur geringes Interesse entgegengebracht, bis auf ein paar, die immer bereit waren, ihm zu helfen, so weit es in ihrer Macht stand. Er jedoch gab alles, was er auf der Welt besessen hatte. Aber wie beim letzten Mal, so musste er auch jetzt, mit Ängsten und Schulden beladen, dennoch in See stechen, und, wie auch schon zuvor, segelte er still in einer Sommernacht davon.
Der Herbst schritt voran. Eines Tages kam ein Brief von ihm. Um das Geld aufzubringen, das er daheim für seine Nordpolarexpedition nicht aufbringen konnte, würde er als Erstes zum Südpol gehen. Die Leute waren erstarrt - sie wussten nichts zu sagen. Das war eine unerhörte Sache, sich auf den Weg zum Nordpol über den Südpol zu machen! Solch eine gewaltige und absolut neue Erweiterung seiner Pläne, ohne um Erlaubnis zu fragen! Manche fanden es grandios; mehr fanden es zweifelhaft; doch waren da viele, die meinten, es wäre unzulässig, illoyal - nein, sogar einige gab es, die ihn aufhalten wollten. Aber ihn erreichte nichts davon. Er steuerte, ohne noch einmal rückwärts zu sehen, seinen von ihm gesetzten Kurs.
Dann, nach und nach, wurde es vergessen, und jedermann kümmerte sich um seine eigenen Geschäfte. Die Nebel umgaben uns Tag um Tag, Woche um Woche - die Nebel, welche schmeichelnd zu kleinen Männer sind, und die alles verschlucken, was groß und überragend ist.
Plötzlich schneidet ein heller Frühlingstag durch die Nebelbank. Da ist eine neue Nachricht. Die Leute halten wieder ein und schauen auf. Hoch über ihnen leuchtet eine Tat, ein Mann. Eine Welle von Freude durchläuft die Seelen der Menschen; ihre Augen so leuchtend wie die Fahnen, welche über ihnen wehen.
Warum? Wegen der großen geografischen Entdeckungen, der beeindruckenden, wissenschaftlichen Ergebnisse? Oh nein; das kommt später, für die paar damit beauftragten Spezialisten. Doch dies ist einmal etwas, das alle verstehen können. Ein Sieg des menschlichen Geistes und der menschlichen Kraft über den Machtbereich und die Kräfte der Natur; eine Tat, die uns über die graue Monotonie des Alltags erhebt; ein Blick über leuchtende Ebenen, mit hohen Bergen gegen den kalten, blauen Himmel und Landschaften, bedeckt von Eisschichten unvorstellbaren Ausmaßes; eine Vision von lang vergangenen eiszeitlichen Tagen; der Triumph des Lebens über das erstarrte Reich des Todes. Das ist eine Vereinigung gestählten, zielgerichteten menschlichen Willens - durch eisigen Frost, Schneesturm und Tod.
Der Sieg ist nicht unser aufgrund der großen Erfindungen der heutigen Zeit und der vielen neuen Gerätschaften aller Art. Die hier verwendeten Mittel sind von enormem Alter, dieselben, die dem Nomaden vor Tausenden von Jahren bekannt waren, als er seinen Weg über die schneebedeckten Ebenen Sibiriens und Nordeuropas fand. Doch alles, ob groß oder klein, war sorgfältig durchdacht, und der Plan wurde glänzend durchgeführt. Hier, wie überall, ist es der Mann, der zählt.
Wie alles Große sieht es so klar und einfach aus. Wir denken, - natürlich -, genau so muss es sein.
Über die Entdeckungen und Erfahrungen früherer Forscher hinaus - welche natürlich eine notwendige Bedingung zum Gelingen waren - sind beide, der Plan und seine Ausführung, die reife Frucht des norwegischen Lebens und seiner Erfahrungen aus der Antike und in modernen Zeiten. Das tägliche Erleben der Norweger von Schnee und Frost im Winter, die dauernde Benutzung der Ski und Skischlitten durch die Bauern in den Bergen und Wäldern, die jährlichen Ausfahrten der Walund Robbenfänger ins Polarmeer, die Reisen unserer Entdecker in die arktischen Regionen - all das war es, mit den von den primitiven Rassen ausgeborgten Hunden als Zugtiere, was die Grundlage des Plans und seine Verwirklichung formte - als endlich der Mann auftauchte.
Daher, wenn der Mann da ist, trägt es ihn durch alle Schwierigkeiten, als ob sie gar nicht existieren würden. Jede von ihnen wurde vorhergesehen und im Vorhinein berechnet. Lasst niemanden kommen und von Glück und Zufall daherreden. (Amundsens Glück ist das des starken Mannes, der nach vorne schaut.)
So wie er und die ganze Expedition ist sein Telegramm nach Hause - so einfach und geradeheraus, als ob es einen Ferienausflug in die Berge behandelt. Es spricht von dem Erreichten, nicht von den Härten. Jedes Wort ein männliches. Das ist das Kennzeichen des rechten Mannes, - Ruhe und Stärke.
Es ist noch zu früh, das ganze Ausmaß der neuen Entdeckungen zu ermessen, jedoch hat bereits das Überseetelegramm die Schleier so weit verweht, dass die Umrisse schon beginnen Formen anzunehmen. Dieses Feenland aus Eis, so unterschieden von allem anderen Land, erhebt sich allmählich aus dem Nebel.
In dieser wunderbaren Welt aus Eis hat Amundsen seinen eigenen Weg gefunden. Von Anfang bis Ende haben er und seine Kameraden komplett unerforschte Gegenden auf ihren Skiern durchquert, und es gibt in der Geschichte nicht viele Expeditionen, die so raumgreifend bis jetzt dem menschlichen Auge unbekanntes Land betreten haben. Die Leute betrachteten es als selbstverständlich, dass er sich zum Beardmore Gletscher, den Shackleton entdeckt hatte, aufmachen würde, um auf dieser Route auf das hohe Schneeplateau nahe dem Pol zu gelangen, weil er dort sicherlich vorankommen würde. Wir, die wir Amundsen kannten, dachten, es wäre mehr nach seiner Art, diesen Ort zu vermeiden, weil er von anderen bereits betreten worden war. Glücklicherweise hatten wir recht. Nicht an einem Punkt berührt seine Route die des Engländers - bis auf den Pol selbst.