Der Synästhesist und "Sein Tusculum" - August-Wilhelm Beutel - E-Book

Der Synästhesist und "Sein Tusculum" E-Book

August-Wilhelm Beutel

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Beschreibung

Mit Kant begann ich vorauszuschauen. Mit Nietzsche noch weiter: dann! Mit Heraklit schaute ich weit, weit zurück, und doch so endlos weit, weit voraus! Als ob hier "Hin und Zurück" ein und derselbe Weg. Meine Texte sind keine Wahrheiten, in dem Sinne, so und nur so ist die Welt! Nein, sie sollen nur ein Augenzwinkern sein, die Welt und das göttliche Wesen - du und ich - (so die Religionen insgesamt) ständig neu mit der Vernunft zu konfrontieren: Mensch zu sein, für alle Zeit!

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Inhaltsangabe

A : Krieg, Kriege …

Buch I

Annäherungen

Meine poetische Quadratur des Kreises, wortlos punktuelle Eingaben

Buch II

Eins + Zwei

Der Schweigemarsch hin zum Wort

a) ich atme ein

: z. B. Die Überbevölkerung! Eine kurze Einweisung zu den folgenden Texten: was mit Kant und Nietzsche begann: meine 170 Kurzhinweise: (meine Epigramme) »Bevölkerung Mensch«.

Teil: zwei

Buch III

b ) ich atme aus

: Wort geworden dann: z. B. Das Irdische etc.! Zwischen a + b Luft anhalten, das sind die Annäherungen, die nicht auf der geraden Linie liegen. Und sie? Sie bilden dann die drei Punkte Euklids, Momente, Leben zu gestalten: z. B. Kreise. Romantik/Realismus Philosophie/Religion Politik/Gesetze und Freiheit Geschichte und Geschichten … der dritte Punkt auf der nicht geraden Linie ist dann immer der Mensch! B: Friede ist immer Vorstufe zum Krieg. Also ran an die drei Punkte auf der nicht geraden Linie, diesen Kreis ständig neu zu gebären auf dem Wege: Mensch, seiner Vernunft/Verstand – und? – etc.

Ausklang

Nachwort

Bücherliste

Rainer Maria Rilke

»Die Sonette an Orpheus«

Suhrkamp (10437 Berlin)

Teil 2 Nr. I–XXIX (so auch in den Zitaten)

Rüdiger Safranski

»Romantik eine deutsche Affäre«

Fischer Taschenbuch (Frankfurt/München)

(RS-Sz.)

Heraklit

»Tusculum«

Herausgeber Bruno Snell

Artemis/Winkler Düsseldorf

Nr. seiner Fragmente (B 1 – B 129)

Karl Jaspers

Bücher des Wissens

I »Der philosophische Glaube«

Fischer Bücherei (KJ + Seitenzahl)

Seine 6. Vorlesungen nach dem Kriege: 1947!

II »Psychologie der Weltanschauungen« 1919

Meine Epigramme (für mich Sinn-, nicht Spottgedicht) sind so angelegt, dass ich teilweise auf das Komma verzichte. Darum diese, meine Form. Ich möchte den Fluss (an jenen Stellen) nicht durch einen Beistrich unterbinden!

Ich bitte um Verständnis.

(x) Dieses Zeichen für Arbeiten aus früheren Werken:

unter dem Pseudonym Marcus Barrell.

Der Synästhesist

Meine Augen sind vergeben.

Jetzt wird es Zeit mit den Ohren zu sehen

und mit dem Gefühl das Leben

in Blick-Kontakte umzuwandeln. Im Gehen

das Rauschen der Blätter

ihren Gesang ins Auge einzubauen,

um über – die Irismatten – das Geschmetter

in Blickströme umzuwandeln. Schauen

als tiefste Sinnlichkeit

in die Netzhaut einzubauen.

Dieses Trinken der Blicke in der Poesie

in alle Sinne weltbefreit

ins Blau der Weltmeere zu vertauen

Sehen mit allen Sinnen zu begehn: WIE?

mit Deinen Sinnen

in der unendlichen Poesie …!

Krieg und Frieden

Brückenköpfe

Sie töteten sich.

Man stieß in die Armee

des Gegners vor, und schob so

Brückenkopf

auf Brückenkopf

in des Gegners Machtbereich.

Nur? …

man vergaß, dass

baue ich in andere Bereiche

Brückenköpfe ein, dann

entstehen – automatisch –

ganz geheim fürs dumme Volk

Brückenköpfe auf der andren Seit’.

Nur?

Das Töten wird dann übersichtlicher!

Meine poetische Quadratur des Kreises

Euklid (ca 367–283 v. Chr.), Mathematiker:

I »Ein Punkt ist, was keine Teile hat.«

II »Eine Linie ist eine Länge ohne Breite.«

III »Drei Punkte, die nicht auf einer geraden Linie liegen, beschreiben immer einen Kreis!«

Ich denke mir ein Quadrat, blase gedanklich hinein, so bekomme ich als zweite eine langgezogene Figur. Punkt drei dann eine ovale, da mit einem letzten Ausatmen sich der Kreis vervollkommnet.

Alles ohne Länge, aber die drei Punkte, die nicht auf einer gedachten Linie liegen, ohne Teile, bilden dann auf der glatten Fläche den Kreis.

Somit bleibt der Raum – m2-mäßig – gleich groß: gedacht – ohne Teile: und Quadrat und Kreis bilden räumlich eine Einheit.

I »Einheit ist, wonach jedes Ding EINES genannt wird.« II »Zahl ist die Einheit der zusammengesetzten Menge.«

Das sind dann die unsichtbaren Atemstöße, die diese kleinen Flächen zusammenfügen.

An der Stelle bin ich gedanklich –wortlos – bei Rilke:

»Atmen, du unsichtbares Gedicht.«

Beginn Teil 2 seiner Sonette an Orpheus –

Meine Erkennungs-Melodie.

Das Zeichen BEUTEL, mein Name! Ahnenforscher fanden heraus. Alle sie, die diesen Namen tragen, das liegt in der Urzeit begraben.

Mit dem Netz in beiden Händen, und am Leibgurt befestigt war der BEUTEL für die gesammelten Pilze, Beeren, Nüsse, Kräuter usf.!

So blieb mir dieses Zeichen bis auf den heutigen Tag treu.

Schon fallen wieder die vielen Gedanken auf mich ein, unter diesem Titel – BEUTEL – geboren zu sein!

Ich zu Ich

»ich bin« ein Jäger mit den Augen: Friede.

»ich bin« ein Suchender im Wort nach mir: Verschwiegenheit.

»ich bin«, so glaube ich, noch ungeboren: Liebe.

»ich lebe« außerhalb der Zeit: bin ich noch tot?

»ich bin« der »reichste Mann« der Welt, denk ich an all mein Fühlen: SEHEN!

»ich bin« mit all dem Reichtum dieser Welt bestückt, ich lebe heut und hier!

»ich bin« zum Sehen für das Morgen mit der Liebe ausgestattet in all der Dunkelheit noch Licht zu sehn.

»ich bin« ein Jäger, »ich liebe«, also lebe ich. So fand ich mich: Ich!

Warum ich so und nur so schreibe: Der Synästhesist.

(Phil. Lexikon) Synästhesie, gr. – die Mitwahrnehmung, die Doppelempfindung, in der neueren Philosophie (seit Fechner) die zwangsmäßige Verknüpfung bestimmter, durch die Reizung eines Sinnes ausgelöster Empfindungen mit Empfindungen aus dem Bereich eines anderen Sinnes …!

Somit erkläre ich mich – ab heute – zum Synästhesisten!

Der Duden: Synästhesie, die, (rhet.) sprachlich ausgedrückte Verschmelzung mehrerer Sinneseindrücke! Sie ergeben mein Leben insgesamt.

Dieses Leben in Momentaufnahmen möge das in kürzester Weise bekennen! II. Weltkrieg, HH brannte. Flucht nach Mecklenburg: Dorfschule zwei Jahre. Zurück nach HH. Handwerk hat goldenen Boden. Vater, Großvater: Schornsteinfeger. Also, als 14-Jähriger hinein in die Kamine in Ruß und Asche! Gesangverein! Private Ausbildung am Abend. Träumend kleine Gedichte aneinandergereiht.

Gesellenprüfung und Meisterprüfung: bestanden. Dann den Jugendtraum erfüllt. ein Jahr Italienisch gelernt, um ein halbes Jahr in Napoli Caruso nahe zu sein. Mit schwerer Gelbsucht HEIM!

Ehe? Es blieb ein Mädchen: meine Tochter. Dann kam mit Nietzsche die Philosophie: Mittlere Reife nachgemacht, um als offizieller Gasthörer für Philosophie an der Uni HH zugelassen zu werden.

O. K!: Also (von 1966 bis 1976) Gasthörer, mit Kant beginnend, bei Prof. Friedrich von Weizsäcker! Schwere Krankheiten warfen mich ständig zurück. Mit den Unterlagen zur Sonderprüfung der Uni HH, nach einem Parisaufenthalt dort Menschen unter der Brücke erlebt …! Ich sah mich bei Eis und Schnee über die Dächer laufen, und ich beschloss, nur ein Poet zu sein!

Um aber die Mäuler der Spötter zu stopfen, studierte ich VWL/BWL mit Abschluss in HH, und leitete den Nietzsche-Kreis Essen/München als geschäftsführendes Vorstandsmitglied.

Gesundheitsbedingt den Operngesang aufgegeben. Ins AKH Lüneburg stocksteif eingewiesen. drei Jahre Wanderschaft (Beruf), Schweiz Bern/Basel. Dort im Kunstchor und im Schweizer Fernsehchor tätig.

Zwischenzeitlich selbstständiger Handwerksmeister. In 4 Schriftstellerverbänden tätig: HH, Lübeck, Schleswig-Holstein und Stormarn.

Zu guter Letzt ein Stipendium aus der DDR (Leipzig), vom Johannes-R.-Becher-Institut. Mit dem Abschlussdiplom der Uni Leipzig.

Diese Mächtigkeit härtester Arbeit: Beruf, Musik, Lyrik, Philosophie, das geknechtete Ich, da merkte ich, nach der Pensionierung im Ruhestand, dieses Zusammenfließen der verschiedensten Sinnesrichtungen Philosophie/Religion-, Prosa/ Lyrik-Arbeiter, und doch auch mit zwei Diplomen am Rande des Sprachraums zu stehen. Und ich stieß auf das Wörtchen SYNÄSTHESIE und spürte, wie die Wörter zu sprudeln begannen. Nur (?) mit dem Diplom aus Leipzig, damit schließe ich meine kleinen Hinweise, warum ich mich diesem Wort – eine kleine Um-/Neubildung, »Synästhesist« – hingezogen fühle, meine Sinneskreuzungen in meinen Epigrammen, Gedichten etc. zu verstehen. Damit also wieder hinein in meine Welt, dort, wo sich Arbeit, Musik, Studium der Philosophie, VWL/BWL, die Hände geben, um im »Atem, das unsichtbare Gedicht« Rilkes meine Poesie zu weben.

Als Jäger und Sammler kehre ich HEIM in der Annäherung, ständig mir selbst Partner zu sein! Jeder Kreis ist zu öffnen, um Blickwinkel aufzulösen, die uns ans Wort fesseln.

Treffpunkt Wort, das sollt unser aller Hoffen sein:

»Krieg und Frieden« zu beenden, im gemeinsamen Atemholen EINS zu sein: DA zu sein, als Mensch – somit allemal.

Vorspann

Die Ansichten eines Synästhesisten

Dort, wo sich die Sinne im Kreisverkehr

auf die Diallele treffen, dort öffne ich

die Zeichen wertbefreit, um der

poetischen Quadratur des Kreises

Nord/Süd/West/und Ost mit Rilkes

»unsichtbaren Atem« diesen einen Schritt

der Öffnung, mir zu vollführen

frei zu sein. Aber?

Jedes Frei spürt in sich gebunden

ein tieferes Unfrei auf.

Und doch will ich gesunden, wenn

dieses gleichseitige Viereck

sich den Sinnen hingegeben

in eine neue Einheit sich verwandelt:

Der Kreis! Der zarte Hauch, ohne Teile

ohne Breite, nach Euklid genannt

er bewirkte nur die Zahl der zusammengesetzten

Menge in den Einklang zu bringen

dort, wo Licht und Schatten

den Tag gestalten. Wo Tag und Nacht

sich vereinen, in der Atemlosigkeit

diesem pulsierenden Luftgebaren

den Alltag umzuwandeln. Er wird Zahl.

Und an den Berghängen blinzeln die Sinne

atemberaubend dir, jeden einzelnen Blick

nur als einen Teil zurück.

Spiegelbild deiner wortlosen Seele

die hier das Bild dir in die Hände gibt:

zu schließen! Welcher Sinn soll erhoben werden?

Teil und doch eines zu sein. Das

ist hier nicht die Frage. Hier wirft die Willkür

ihre Schatten in die Nacht hinaus:

und du zählst, oder träumst deinen Traum

zu Ende, als Synästhesist in allen Sinnen

dieses Spiel der Sinne zu vereinen

Spiel im Sinne (Syn) in die Hand zu nehmen

dieses – Syn – wie mein tägliches Puzzlespiel

Krieg und Frieden, als besiegt, zu besingen.

Preisgedicht in Italien( x )

Mein Vermächtnis

Es kam der Tag, da

waren meine Hände Sonnen.

Dunkelrot verfärbte sich

mein Wort. Augen funkelten

in meinem Blut, das Selbst

erkannt zu haben. Im

Licht gebar das Nichtwort

sich in Fragen um. Ich

verstand. Alle Schatten

dieser Welt sind die Skelette:

Menschen. Im Widerschein ergab

sich die Verbrüderung des Seins

das Geben aus dem Selbst

muss neu belebt dem Blute

Auge geben, damit das Antlitz

Mensch in sich noch weiterleben kann!

Einklang

Dort, wo Kreis und Quadrat Einheit werden

löst sich jedes Wort hin zur Diallele …

Dort wird der Reim zum Sonett »Der

Atem, das unsichtbare Gedicht« Rilkes …

Dort, wo die Seele blauäugig sich zu erkennen gibt

halte ein; es wird dein eigener Atem sein …

Dort, wo das Licht den Kegel erdrosselt, zu sehen

beginnt das Wort sich aufzulösen …

Dort, wo du vor deinem Atem auf und ab

stolzierst ein Held zu sein …

Dort stell für Momente das Atmen ein:

Quadrat und Kreis reichen sich die Hände …

und Rilkes »unsichtbares Gedicht«?

wird irgendeine Zahl, ein Abzählreim:

ich atme ein und blühe auf, ganz klein

das Moment erkannt: doch Mensch zu sein.

A

Krieg … Kriege …!

Aufbruch

Manches Haus wurd abgerissen: Krieg!

Zerschossener Aufbruch. In

den Höhlen schien das Morgenrot

am Himmel Aufbruch zu sein.

Hamburg brannte lichterloh.

Bis Mecklenburg leuchtete der Schein.

Und Mutter sagte immer froh:

»Vater ist daheim! Er hütet das Haus!«

Wir Kinder spielten. Eltern weinten:

Getrennt! Und das Morgenrot

war selbst am Abend im vereinten

Beisammensein ein tausendfacher Tod.

Der Gedanke fürs neue Morgenrot?

Und ich wende, wende, und komme

doch zu keinem Ende

denke ich ans Morgenrot …!

Die Quadratur des Kreises Meine poetische einfache Lösung

Nehme ich meine unendliche Parallele (z. B. Teile davon, dann ist das gedachte Quadrat nach allen Seiten geöffnet) und vom Punkte A (Standpunkt) nach vorne, dann laufen die Linien im Endpunkte B zusammen. In der umgekehrten Richtung (Rückblick) dort kommt das entgegengesetzte Bild zustande.

Wähle ich jetzt den gedachten Mittelpunkt (A) und blähe ihn auf (poetisch betrachtet), dann ziehen sich die Punkte (A–B ) auseinander und bilden somit zuerst eine ovale Figur, dann – beim weitern Aufblasen I–IV – ergibt sich somit meine poetische Form der Quadratur des Kreises! Rilke: »Atmen, du unsichtbares Gedicht«. Somit wird der aufgeblähte Blickwinkel in IV zum Mittelpunkt dieses poetischen Kreises.

Die Geschichte der Menschheit blies und blies, bis Sokrates uns zur Einheit gebot: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Und er stand am Rande dieser Blählinie, seine Randerkenntnis, die Möglichkeit zu geben, über die eigenen Grenzen des Erkennens und des Nichterkennen: nachzusinnen.