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Die amerikanische Autorin Therese Borchard kennt diese Probleme nur allzu gut. Seit über 20 Jahren leidet sie unter Depressionen und hat Hilfe in den unterschiedlichsten Therapien und Selbsthilfegruppen gesucht. Von dieser Odyssee hat sie glücklicherweise sehr profitiert. In ihrem Buch möchte Therese Borchard ihren umfangreichen Erfahrungsschatz mit anderen Menschen teilen und gibt 144 ganz konkrete Tipps, wie man drohende Stimmungstiefs aufhalten kann. In kurzen und kurzweiligen Kapiteln zeigt sie, wie man im Alltag düstere Momente überstehen, den inneren Schweinehund überlisten und sich selbst zum Durchhalten anspornen kann. Dabei schafft sie es, den schwierigen Situationen immer wieder auch etwas Positives abzugewinnen, und zeigt, wie wichtig es ist, den Humor nicht zu verlieren. Der Therapeut für die Hosentasche ist mit seinen praktischen und prägnanten Tipps immer dann da, wenn die Couch weit weg ist. Ein 'Taschenbuch' im wahrsten Sinn des Wortes. 'Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mach Limonade draus!' - Diesen aufmunternden Spruch zu befolgen ist nicht immer ganz leicht, hält das Leben doch genug saure Momente bereit. Viele Menschen nehmen das Leben ziemlich schwer, sie leiden unter Traurigkeit, Unsicherheit und inneren Konflikten bis hin zu Depressionen. Oft versuchen sie es mit Therapien und Tabletten und sind letztendlich doch nur auf der Suche nach Zufriedenheit und Wohlbefinden. Doch wie kann man gelassener werden und das Leben positiver sehen? Manchmal wirkt alles trostlos und grau und die schönen Seiten des Lebens sind schwer zu entdecken. Wenn man unter Traurigkeit und Depressionen leidet, ist es ganz wichtig, immer wieder innezuhalten und sich selbst etwas Gutes zu tun. Die passende Unterstützung gibt es jetzt ganz praktisch in Buchform. Die amerikanische Autorin Therese Borchard präsentiert in ihrem Buch 144 kurze und prägnante Tipps, die helfen, düstere Momente im Alltag zu überstehen, sich selbst nicht aufzugeben und die Lust und Freude am Leben wiederzuentdecken. Der Therapeut für die Hosentasche ist immer dann da, wenn die Seele Balsam braucht. 'Ich nehme an, du bist zu arm oder zu beschäftigt für eine Therapie. Oder vielleicht gehst du zu einem Seelenklempner, aber es bringt einfach nichts. Am liebsten würdest du immer einen Stapel Psycho-Ratgeber in greifbarer Nähe haben für den Fall, dass du wirklich mal in ein tiefes Loch fällst. denn du weißt, dass es passieren wird. früher oder später. Wenn du jetzt genickt, geschmunzelt oder einen tiefen Seufzer ausgestoßen hast, kannst du dich freuen! Der Therapeut für die Hosentasche ist da! Er ist für Leute, die ein kleines bisschen sensibel sind - so wie ich -, die dadurch aber auch viel interessanter sind als diejenigen, denen Zweifel, Panik, Angst, Traurigkeit, Verwirrtheit, Unsicherheit oder ein durchgeheulter Tag fremd sind. Du kannst eine Menge Zeit und Geld sparen, weil ich einfach all meine Therapienotizen in einem kompakten kleinen Band zusammengefasst habe, den du dir in die Tasche stecken kannst!' Therese Borchard
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Seitenzahl: 162
Therese J. Borchard
Vorwort von Ronald Pies
Der Talmud, jene großartige Sammlung spiritueller Weisheiten, fragt: »Wer ist weise?« und liefert als Antwort: »Der Mensch, der von jedem lernt.« In ihrem Buch zeigt Therese Borchard, dass sie sich diesen Rat zu Herzen genommen hat. Wie sie in ihrer Einleitung anmerkt, ist sie Schritt für Schritt ein wenig weiser geworden, nicht nur durch die Therapiestunden, sondern auch durch ihren Ehemann, ihre Familie, Freunde und sogar durch den »lauten Typen, der während eines Baseballspiels einen Hotdog gegessen und gleichzeitig die Spieler auf dem Feld angebrüllt hat«.
Zum Glück hält Therese Borchard sich selbst weder für eine Expertin auf dem Gebiet der Psychologie, noch behauptet sie, dass ein Buch – egal, wie hilfreich oder tiefgründig es sein mag – Ersatz für eine professionelle Beratung und Behandlung sein kann. Im Gegenteil, sie hat von ihrer therapeutischen Odyssee profitiert und viel daraus gelernt und deshalb präsentiert sie den Lesern ihre eigene sogenannte »Gesundheitsakte«: die »Tricks, Techniken und kurzen prägnanten Hilfssätze, die mir außerhalb der Therapiesitzungen helfen«.
Therese Borchard würde ihre Arbeit niemals mit den bedeutendsten spirituellen Überlieferungen vergleichen, trotzdem spiegeln viele ihrer vornehmlich einfachen Vorgehensweisen eine tiefgehende spirituelle Weisheit wider. So gibt sie beispielsweise den Rat: »Man darf nicht herumsitzen und auf besseres Wetter warten. Man muss lernen, im Regen zu tanzen.« Dies erinnert sofort an den wundervollen Ausspruch des buddhistischen Meisters Lama Zopa Rinpoche: »Wir sollten lernen, Probleme wie Eiscreme zu lieben.« Und wenn Therese Borchard uns rät, »den Schneeball zu fangen (und ihn zurückzuwerfen)«, erinnert sie daran, was der Philosoph und Stoiker Seneca uns gelehrt hat: »Jedes Problem, das sich uns in den Weg stellt, wird für diejenigen größer, die nachgeben und die Flucht ergreifen.«
Therese Borchard kennt sich ohne Frage mit vielen spirituellen Lehren der westlichen und fernöstlichen Welt aus und verarbeitet diese auch in ihrem Buch. Aber Der Therapeut für die Hosentasche ist kein theologisches oder philosophisches Fachbuch und liest sich auch nicht wie eines. Es steckt voller aufrichtiger Selbstanalyse und hart erkämpfter praktischer Lebenserfahrung. Therese Borchards Schreibstil ist locker, entspannt und oft sehr humorvoll, womit sie die Aufmerksamkeit der Leser von der ersten Seite an fesselt. Gleichzeitig können ihre Selbstoffenbarungen aber auch schonungslos ehrlich sein, zum Beispiel, wenn sie schreibt: »... Ich bin oft so blind, wenn ich wieder mal versuche, mein selbstzerstörerisches Verhalten mit einem Netz aus Lügen und Rationalisierungen zu verschleiern.« Wer selbst mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat, wird erkennen, dass er in Therese Borchard einen einfühlsamen und klugen Leitstern gefunden hat, zum Beispiel, wenn er liest:
»… einer der letzten Schritte, unser verwundetes Inneres zu heilen, ist, zu lernen, mit unserer Einsamkeit umzugehen. Wir dürfen davor nicht wegrennen oder uns blind in irgendwelche Aktivitäten stürzen, sozusagen als Betäubungsmittel. Gott, tut das weh: sich dem Schmerz der nicht erhörten Liebe, der unerfüllten Erwartungen und Sehnsüchte zu stellen. Aber dennoch müssen wir die Einsamkeit kommen und gehen lassen, wie sie will – genauso wie es der Nachbarshund gemacht hat, als ich zehn war. Diese Erkenntnis war für mich womöglich der wohl bedeutendste Schritt, um die Depressionen und die Angst zu bekämpfen.«
In vielerlei Hinsicht ist das Buch Der Therapeut für die Hosentasche eine Art Handbuch, um in der Welt zurechtzukommen – in einer Welt, in der wir oft mit Unmenschlichkeit, Enttäuschungen und Unglück konfrontiert werden. Therese Borchard präsentiert einen wahren Schatz an weisen Gleichnissen und scharfsinnigen Erkenntnissen, die uns dabei helfen, mit »Pfeil und Schleudern« des Lebens fertig zu werden, aber gleichzeitig gut zu uns selbst und anderen zu sein. Dies ist viel mehr, als viele teure Therapeuten leisten!
Im Buch der Sprüche Salomos (4, 7) steht: »Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir Weisheit! Und mit allem, was du erworben hast, erwirb [dir] Verstand!« Ich glaube, dass die Leser auf einem guten Weg sind, wenn sie Therese Borchard bei ihrer mutigen Suche nach Weisheit folgen.
Ronald Pies ist Professor für Psychiatrie an der Tufts University School of Medicine und war früher Dozent für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er ist Autor mehrerer Fachbücher.
Ich nehme an, du bist zu beschäftigt für eine Therapie. Oder vielleicht gehst du regelmäßig zu einem Seelenklempner, aber es bringt dir einfach nichts. Am liebsten würdest du immer einen Stapel hilfreicher Psycho-Ratgeber in greifbarer Nähe haben für den Fall, dass du wirklich mal in ein tiefes Loch fällst, denn du weißt, dass es passieren wird − früher oder später.
Wenn du jetzt genickt, geschmunzelt oder einen tiefen Seufzer ausgestoßen hast, kannst du dich freuen!
Der Therapeut für die Hosentasche ist da!
Er ist für Leute gedacht, die ein kleines bisschen sensibel sind – wie ich selbst –, dadurch aber auch viel interessanter als diejenigen, denen Zweifel, Panik, Angst, Traurigkeit, Verwirrung, Unsicherheit oder ein verheulter Tag fremd sind.
Du kannst eine Menge Zeit und Geld sparen, weil ich einfach all meine Therapienotizen in einem kompakten kleinen Band zusammengefasst habe, den du dir in die Tasche stecken kannst – für den Fall, dass du auf den Menschen triffst, der riesengroßen Spaß daran hat, deinen Lass-mich-zur-Oberzicke-werden-Knopf zu drücken.
Jawohl, nur für dich habe ich meine persönliche »Heilige Lade« durchforstet: eine riesige Plastikbox in meiner Garage, in der sich 15 Notizbücher mit Aufzeichnungen aus mehr als zwölf Jahren (also ungefähr sechshundert Stunden) Therapie befinden. Außerdem zwei Mappen voller Reiß-dich-zusammen-Tipps, die ich in der Psychiatrie bekommen habe. Und ein dicker Ordner voller inspirierender Notizen, die ich mir im Laufe der vergangenen 21 Jahre als Gast bei praktisch jeder existierenden Art von Selbsthilfegruppe gemacht habe.
Aber ich habe noch mehr gewagt. Ich habe die Leser verschiedener Webseiten – www.beliefnet.com, www.psychcentral.com und www.huffingtonpost.com – gebeten, mir von der wertvollsten Lektion zu berichten, die sie je bei einer Therapie gelernt haben.
Und wie viele Leute mir geantwortet haben!
Ich fischte die Juwelen unter den Einsendungen -heraus und fügte sie meiner »Heiligen Lade« hinzu. Genau so wie einige Weisheiten, die ich bei anderen Gelegenheiten gesammelt habe: zum Beispiel von meinem Swami-Mentor Mike Leach, meinem Postboten Dave, der Frau, die mich zur Welt gebracht hat, sowie von meinen Schwestern, klugen Freundinnen wie Priscilla, Ann, Michelle und Beatriz, von meinem Ehemann, ein paar Lieblingsautoren und selbst von dem lauten Typen, der während eines Baseballspiels einen Hotdog gegessen und gleichzeitig die Spieler auf dem Feld angebrüllt hat.
Während ich also meine geliebten Notizen und die Ratschläge anderer durchforstete, sprach ich zu meiner Lade: »Du bist in der Tat heilig … und es ist an der Zeit, dich mit der Welt zu teilen.«
Warum?
Ich habe das Gefühl, dass ein paar meiner Perlen genau das Richtige für dich sein könnten. Ein oder zwei davon könnten dir sogar einiges an Leid ersparen. Und außerdem wird es dich trösten zu wissen, dass du mit deinen verzerrten Vorstellungen nicht allein auf der Welt bist.
Es stimmt, einige Punkte werden anderen widersprechen. Das dürfte bei einer Frau mit bipolarer Störung nicht überraschen, nicht wahr? Ob witzige Anekdoten oder Philosophien, meine Tipps sollen ein breites Spektrum an Stimmungen abdecken. Denn an manchen Tagen gehört es zum Heilungsprozess, dich selbst mit Nachsicht zu behandeln – indem du dich beispielsweise zwei Stunden ausheulst, während du dich über die Schachtel Pralinen hermachst, die du eigentlich für deinen Mann gekauft hast –, während es an anderen Tagen aber auch sein muss, dass du tatsächlich deinen Hintern hochbekommst und die vier Meilen joggst, wie du es deinem Fitness-Trainer versprochen hast.
Eines muss ich allerdings gestehen: Ich bin keine geschulte Expertin. Ich habe nicht Psychologie studiert und auch keinerlei Erfahrungen als staatlich geprüfte Sozialarbeiterin. Aber immerhin bin ich ein Musterbeispiel für das DSM-IV, das Diagnostische und statistische Handbuch psychischer Störungen, besser bekannt alsdas Standardwerk für Seelenklempner. Mein Verhalten deckt sich mit fast allen Diagnosen in dem Buch! Und da ich sehr stark zu Neurosen neige, habe ich gelernt, kreativ mit meinem konfusen Verstand umzugehen.
Mein Buch ist also nichts anderes als meine »Gesundheitsakte« … mit all den Tricks, Techniken und kurzen und prägnanten Tipps, die mir außerhalb der Therapiesitzungen helfen. Diese emotionalen Ratschläge sind für mich äußerst wichtig. Ich hoffe, dass sie auch für dich hilfreich sind. Wenigstens bis zu deiner nächsten Therapiesitzung.
Der 1. Rat
Die Atmung ist die Grundlage für einen gesunden Geist, weil wir damit unser Gehirn und so ziemlich jedes andere Organ in unserem Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen. Außerdem befreit sie unseren Organismus von Giftstoffen.
Es gibt Hunderte von verschiedenen Atemtechniken, aber eine der einfachsten und effektivsten ist diejenige, die ich in der Psychiatrie gelernt habe – die sogenannte »Vier-Sekunden-Methode«:
•Atme langsam ein und zähle dabei in Gedanken bis vier.
•Halte die Luft an und zähle bis vier.
•Atme langsam mit leicht gespitzten Lippen aus und zähle bis vier.
•Halte inne und zähle bis vier (ohne dabei Luft zu holen).
•Atme zweimal normal ein und aus.
•Beginne wieder mit Punkt 1.
Wenn dir das nicht genug ist, versuche diese Variante: Berühre mit der Zungenspitze den Gaumen, direkt hinter deinen Schneidezähnen. Atme langsam durch die Nase ein und zähle dabei in Gedanken bis fünf. Halte den Atem an und zähle dabei bis sieben. Dann atme langsam aus und zähle dabei bis acht. Leg bei dieser Übung deine Hände auf deinen Bauch, damit du spürst, wie er sich beim Einatmen anhebt.
Der 2. Rat
Meine Mutter hat mir mal gesagt: »Du darfst nicht die ganze Zeit herumsitzen und auf besseres Wetter warten. Du musst lernen, im Regen zu tanzen.« Das stimmt vor allem dann, wenn man chronisch krank ist – und für mich sind alle psychischen Störungen chronische Krankheiten. Wenn du darauf warten würdest, dass du dich für eine Radtour mit deiner Tochter, einen Ausflug mit deinen Freundinnen oder (manche Paare tun das tatsächlich) für ein ruhiges Abendessen mit deinem Ehemann gut genug fühlst, dann würden deine Fotoalben ziemlich leer bleiben. Immer wenn ich dazu neige, etwas zu verschieben, bis meine Hirnchemie wieder im Gleichgewicht ist, versuche ich, Macarena zu tanzen. Oder Polka. Oder vielleicht auch einen Walzer.
Der 3. Rat
Mein Lauftrainer hat mir gesagt, dass ich, wenn ich einen Marathon laufen will, einfach nur zum Training erscheinen müsse. Und zwar in Laufschuhen, nicht in High Heels. Auch die Typen von den Anonymen Alko-holikern, die seit Jahrzehnten trocken sind, sagen: »Geh zu den Treffen, dann wirst du nicht mehr trinken.«
Erfolg besteht zu 99 Prozent aus Schweiß und harter Arbeit (obwohl ich mir gern einrede, dass Erfolg eher etwas mit Glück oder Schicksal zu tun hat oder sich von allein einstellt). Viele großartige Leistungen – schon allein dafür, dass man tagein, tagaus seiner mentalen Gesundheit hinterherjagt, sollte man eine Tapferkeitsmedaille bekommen – sind mit Zähigkeit und Durchhaltevermögen erreicht worden, allerdings bekommen Außenstehende dies meist nicht mit. Und das passiert jeden Tag.
Henry Wadsworth Longfellow hatte recht: »Großartige Männer haben große Höhen nicht dadurch erreicht, dass sie plötzlich fliegen konnten. Sie haben sich nachts, während ihre Gefährten schliefen, mühsam weiter nach oben gearbeitet.«
Der 4. Rat
Ich rede nicht davon, auf Knien die Kreuzwegstationen aufzuzählen oder zusammen mit achtzigjährigen Kirchenbesuchern den Rosenkranz zu beten, die danach im Shoppingcenter auf Schnäppchenjagd gehen. Ich meine den Prozess, sich von innen her Gott zu öffnen. Dazu hat schon der -Benediktinermönch David Steindl-Rast aufgerufen, und Barbara Brown Taylor beschreibt es in ihrem Buch An Altar In The World so:
»Wenn ich abends draußen die Hunde füttere und dabei sehe, wie der Vollmond hinter den kahlen Bäumen aufgeht wie die gewaltige Iris von Gottes Auge, wenn ich spüre, wie das Mondlicht durch den Reißverschluss meiner Fleecejacke bis zu meinem Herzen vordringt und mich mit Licht erfüllt – dann bin ich in tiefem Gebet.«
Der 5. Rat
Eine gute Freundin hat mir mal erzählt, dass sie 14 Tage auf ein ärztliches Testergebnis warten musste, um zu wissen, ob sie ein Lymphom hatte oder nicht. Um sich zu beruhigen, hatte sie zu sich selbst gesagt: »Mein liebes Ich, es macht keinen Sinn, sich 14 Tage lang Gedanken zu machen. Wenn das Ergebnis negativ ist, hast du 14 wertvolle Tage verschwendet. Und, mein liebes Ich (hörst du überhaupt noch zu???), wenn das Ergebnis positiv ist, hast du ebenfalls 14 wertvolle Tage verschwendet. In beiden Fällen bist du die Verliererin.«
Der 6. Rat
Eines meiner Lieblingszitate stammt aus Antoine de Saint-Exupérys Buch Der kleine Prinz: »Man sieht nur mit dem Herzengut. Das Wesentliche ist für die Augenunsichtbar.«
Jedes Mal, wenn ich völlig durch den Wind bin, weil die Dinge nicht wie erwartet laufen, muss ich mich selbst daran erinnern, dass ich mit dem falschen Organ sehe: Ich muss mein Herz auffordern, dass es sich gefälligst zusammenreißen und sich bei meinem Gehirn beschweren soll, weil dieses nur auf die Augen hört.
Wenn ich zum Beispiel mal wieder total mies drauf bin, weil mich irgendwelche alltäglichen Kleinigkeiten überfordern – weil ich für einen guten Zweck Kekse backen, einen Kuchenbasar vorbereiten, einen Ausflug mitorganisieren oder irgendeine andere Aufgabe erledigen muss, die wir Eltern von der Schule unserer Kinder aufgedrängt bekommen –, dann kommt es schon mal vor, dass ich die Freude meines Sohnes nicht mitbekomme, wenn er beim Spendensammeln das Wunder des Kapitalismus entdeckt … dass er sich als Belohnung, weil er an 56 Türen geklopft und um Geld gebeten hat, zwei Tickets für das Spiel seiner Lieblingsbaseballmannschaft abholen kann.
Der Rabbi Harold Kushner schreibt: »Wenn du dich darauf konzentrierst, das Gute an jeder Situation zu entdecken, erkennst du, dass dein Leben plötzlich voller Dankbarkeit ist.«
Der 7. Rat
Dies ist eine Möglichkeit, die Kontrolle zurückzugewinnen.
Die Kontrolle über deine Gedanken.
Über dein Gehirn.
Über dein Leben.
Nimm dir ein Blatt Papier und male ein Oval darauf. Betrachte es als deine »Regierungszentrale« und schreibe das Wort »Ich« hinein, weil du der Präsident von dir selbst bist, eines Landes, das sich gerade im Ausnahmezustand befindet. Als Nächstes zeichne ein paar Flure, die von der Regierungszentrale abgehen. Andere Leute mit ihren Meinungen bewegen sich auf diesen Fluren und oftmals kommen sie einfach unaufgefordert in dein Büro. Die Türen kann man nur von außen verschließen, wodurch diese Leute die Kontrolle darüber bekommen, wann und wie oft sie dich besuchen kommen, um dir ihre Meinungen und Vorstellungen mitzuteilen.
Du musst die Türschlösser auf der Innenseite anbringen, damit du allein steuern kannst, wer (oder was) dich wie lange und wie oft besucht.
Wenn du dich verwundbar fühlst – wenn du das Gefühl hast, dass du an deinen Depressionen selbst schuld bist, und dich für ein armseliges menschliches Wesen hältst, weil du nicht in der Lage bist, dich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen –, möchtest du wahrscheinlich am liebsten die Tür zu der Bibliothekarin mit dem strammen Dutt und dem hohen Hemdkragen verschließen, die dich fragt, ob du überhaupt richtig gesund werden willst, und damit impliziert, dass du eigentlich lieber krank bleiben möchtest, weil du damit so viel Aufmerksamkeit erregst und weil es so viel Spaß macht, die ganze Zeit über den Tod nachzudenken. Jawohl, die alte Hexe, die dein Selbstwertgefühl völlig zerstört, indem sie dir einredet, dass dein Leiden ein einziges Fantasieprodukt ist, kann draußen vor der verschlossenen Tür bleiben.
Und der Typ mit den langstieligen Rosen? Er darf reinkommen und dich besuchen, wann immer er will.
Der 8. Rat
Mal angenommen, du hast eine wichtige Entscheidung zu treffen und deine Gedanken sind ein einziges -Chaos – wie dein Wohnzimmer, nachdem du als Babysitter auf 15 Vierjährige aufgepasst hast, die unter dem Zappel-philipp-Syndrom leiden und schlechte Manieren haben. Du bist ratlos. Du weißt nicht, was du tun sollst.
Stell dir vor, du bist der Boss eines der umsatzstärksten Börsenunternehmen der Welt und hast gerade eine Vorstandssitzung einberufen. Jede Stimme, jeder Gedanke, jede Meinung zählt und jedes Mitglied bekommt die Gelegenheit, sein Anliegen bei dir vorzutragen. Wenn du alle angehört hast, fällst du eine Entscheidung.
Hier ein Beispiel: Eine Frau ist sich nicht sicher, ob sie einen besser bezahlten, aber fordernderen Job annehmen soll. Deshalb muss sie in ihrem persönlichen Sitzungssaal ein Meeting abhalten. Sie berücksichtigt die Meinung desjenigen, der bestätigt, dass sie schnell unter Stress gerät, wie man bei ihrem letzten Job gesehen hat. Sie hört sich aber auch die des Mannes an, der sagt, dass ihr Privatleben gerade aus den Fugen gerät und zurzeit vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit von ihr verlangt. Außerdem schenkt sie demjenigen Gehör, der ihr sagt, dass ihr freigiebiger Umgang mit Geld ebenfalls wichtig für ihre Entscheidung sein könnte. Und sogar dem Kontrollfreak, der 85 Gründe liefern kann, warum sie in ihrem jetzigen Job gerade unterdurchschnittlich arbeitet und aller Voraussicht nach auch in jedem anderen völlig versagen wird. Nachdem die Firmenchefin alle Meinungen ihres Vorstands ausgewertet hat, wird sie ihre Entscheidung fällen.
Der 9. Rat
Vielleicht liegt es daran, dass ich weniger als eine Meile von der United States Naval Academy entfernt wohne, aber im limbischen System meines Gehirns – dem Teil, in dem Emotionen verarbeitet werden – gibt es einen Offizier, der mir Befehle zuschreit, so wie die Vorgesetzten der Naval Academy- ihren Anwärtern.
Und das ist gar nicht mal so schlecht.
Denn manchmal brauche ich nichts weiter als ein wenig Motivation – und vielleicht die ständige Erinnerung an ein drohendes Unheil –, um bei verschiedenen Ärzten vorzusprechen. Um herauszufinden, warum ich bei einer Überproduktion des Hormons Prolaktin ständig heulen muss und meine Brüste (gleichzeitig!) Milch absondern oder warum meine Lippen einen starken Violettstich bekommen. Um mich über die Nebenwirkungen meiner Medikamente zu informieren … und zu sehen, ob ich vielleicht Sätze auf der Packungsbeilage finde, die so viel bedeuten wie: »eine Neigung zu Fress-attacken, bei denen Sie gut und gern zwanzig Pfund zunehmen werden«. Oder um mich über die Vorteile von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren zu informieren und eine andere Heilungsmethode auszuprobieren.
Also wende ich bei meiner Gesundheit dieselbe Regel an wie bei meiner Joggingrunde um die Academy: Während der ersten zwei Kilometer, die immer am schwersten sind, breche ich nicht ab!
Das bedeutet, dass ich mich nicht meiner defekten Aortenklappe ergeben kann, bevor ich nicht einen Termin beim besten Kardiologen in der Gegend gemacht habe und meiner Aorteninsuffizienz auf den Grund gegangen bin, und zwar mit der Ausdauer und Entschlossenheit eines Fähnrichs bei der Abschlussprüfung. Ich kann mich meinem Hypophysentumor nicht ergeben – und mich mit einem Leben mit ständigem durch Medikamente ausgelösten Brechreiz und Schwindelgefühl abfinden –, bevor ich mich nicht mit wenigstens zehn verschiedenen Endokrinologen über all meine Optionen unterhalten habe.
Und ich kann meine Gesundheit nicht aufgeben, solange ich nicht den richtigen Psychiater, Therapeuten und die richtige Medikamentenkombination gefunden habe. Solange ich nicht über das passende Essen und die passenden Vitamine für meine Diät Bescheid weiß. Solange ich nicht mit mindestens einem guten Dutzend Entspannungs- und Atemübungen herumexperimentiert habe. Solange ich nicht all meinen Feinden vergeben habe (ich hab’s zumindest versucht). Solange ich nicht die Gedankengänge der Leute, die morgens fröhlich aufwachen, eingehend studiert habe. Solange ich nicht jede andere Möglichkeit meines Genesungsprogramms ausgeschöpft habe.
Der 10. Rat
»Tu es einfach« bedeutet auch »Schick es einfach ab« … du weißt schon, das Manuskript, das du für so interessant hältst wie die Memoiren eines Lokführers. Das Angebot, von dem du dir sicher bist, dass es abgelehnt wird. Das Vorstellungsschreiben an den Verleger, von dem du ganz genau weißt, dass er einen Scheiß auf deine Mission gibt, sechs Milliarden Menschen über psychische Probleme aufzuklären.
Schick diese Dinge ab, denn, wie meine Heldin -Helen Keller einst schrieb: »Gefahren zu umgehen ist auf lange Sicht nicht sicherer, als sich ihnen unmittelbar zu stellen. Das Leben ist entweder ein riskantes Abenteuer oder gar nichts.«
Das stimmt. Also mach schon, trau dich.
Der 11. Rat