Der Tod zu Gast - Helena Wagenschütz - E-Book

Der Tod zu Gast E-Book

Helena Wagenschütz

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  • Herausgeber: booksnacks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Ein Hotel voller streitlustiger Gäste, ein eigenwilliger Geschäftspartner und ein mysteriöser Mord …
Der humorvolle Cosy Crime an der Küste Südenglands mit unerwarteten Wendungen

 

Kunststudentin Penelope hat sich mit der Annahme des Erbes ihrer Tante ganz schön was eingehandelt. Seit gerade einmal drei Monaten leitet sie gemeinsam mit dem ebenso charmanten wie eigensinnigen Briten Laurence das Künstlerhotel Flying Horse, und schon gibt es jede Menge Probleme: Die exzentrischen Gäste geraten fast täglich aneinander und Reparaturen am Hotel scheinen unbezahlbar. Als sich dann auch noch ihr nerviger Bruder Jonathan für einen überraschenden Kontrollbesuch ankündigt, ist das Chaos perfekt. Doch es kommt sogar noch schlimmer: Eine Bewohnerin des Hotels wird ermordet aufgefunden! Und ausgerechnet Jonathan ist der Hauptverdächtige. Penelope bleibt nichts anderes übrig, als sich gemeinsam mit Laurence in die Ermittlungen zu stürzen, um die Unschuld ihres Bruders zu beweisen. Auf ihrer turbulenten Suche nach dem wahren Mörder stoßen die beiden allerdings auf mehr als nur ein dunkles Geheimnis …

Erste Leser:innenstimmen
„Ein fesselnder Cosy Crime – die Spannung ist von Anfang bis Ende präsent und die vielen Wendungen und Geheimnisse haben mich in Atem gehalten.“
„Die Kombination aus Kunst, Mord und Geheimnissen macht die Handlung äußerst packend.“
„Das Setting in Cornwall verleiht dem Buch eine malerische Atmosphäre. Ein absolutes Muss für humorvolle Krimiliebhaber!“
„Penelope und Laurence sind ein dynamisches Ermittler-Duo, das die Leser auf eine nervenaufreibende Suche nach dem Mörder mitnimmt.“

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Über dieses E-Book

Kunststudentin Penelope hat sich mit der Annahme des Erbes ihrer Tante ganz schön was eingehandelt. Seit gerade einmal drei Monaten leitet sie gemeinsam mit dem ebenso charmanten wie eigensinnigen Briten Laurence das Künstlerhotel Flying Horse, und schon gibt es jede Menge Probleme: Die exzentrischen Gäste geraten fast täglich aneinander und Reparaturen am Hotel scheinen unbezahlbar. Als sich dann auch noch ihr nerviger Bruder Jonathan für einen überraschenden Kontrollbesuch ankündigt, ist das Chaos perfekt. Doch es kommt sogar noch schlimmer: Eine Bewohnerin des Hotels wird ermordet aufgefunden! Und ausgerechnet Jonathan ist der Hauptverdächtige. Penelope bleibt nichts anderes übrig, als sich gemeinsam mit Laurence in die Ermittlungen zu stürzen, um die Unschuld ihres Bruders zu beweisen. Auf ihrer turbulenten Suche nach dem wahren Mörder stoßen die beiden allerdings auf mehr als nur ein dunkles Geheimnis …

Impressum

Erstausgabe September 2023

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98778-192-6 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98778-612-9

Covergestaltung: Anne Gebhardt unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Anna Mente, © luca_photo, © rudolfgeiger, © Artiste2d3d, © kerryhilden stock.adobe.com: © tilialucida , © Andy Shell , © Netfalls elements.envato.com: © PixelSquid360, © DmLetter Lektorat: Manuela Tengler

E-Book-Version 23.01.2024, 10:23:12.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Der Tod zu Gast

Prolog

Ein rotes Notizbuch, ein Füller mit grüner Tinte. Penelope seufzt, dann zückt sie den Stift und schreibt das erste Mal seit Jahren wieder in ihr Tagebuch.

Im Flugzeug, ein Freitag der 13.

So viele erste Male, die ich heute erlebe. Ich sitze das erste Mal alleine im Flugzeug. Ich fliege das erste Mal nach England. Ich erbe zum ersten Mal etwas. Und – ich weiß zum ersten Mal nicht, was ich fühle.

Ich wünschte, ich hätte nicht meine aufsteigende Panik mit diesem schlimmen Roséwein bekämpft. Aber für Champagner ist alles zu ungewiss. Rosé ist ambivalent und daher passend. Habe völlig unerwartet einen Fensterplatz bekommen. In diesem Billigflieger kostet ja jeder Luxus extra, und natürlich habe ich mir keinen Fensterplatz für viel Geld dazu gebucht. Für mich ist ja schon der Wein viel zu teuer.

Der Mensch, für den dieser Fensterplatz vorgesehen war, ist nicht erschienen. Was wohl mit ihm geschehen ist? Hat er sich heute Morgen einfach noch einmal im Bett umgedreht und gedacht, dass das Fliegen – insbesondere das Fliegen nach England – eindeutig überschätzt wird? Hat er die Liebe seines Lebens kennengelernt? Oder ist er von Flugangst übermannt worden? Hat ihn gar sein schlechtes Gewissen wegen des CO2-Ausstoßes beim Fliegen niedergerungen? Oder aber hat er über Nacht beschlossen, ein neues, wildes Leben zu führen, eines ohne Termine und Flugzeuge?

Es macht Spaß, sich in die unbekannte Person hineinzudenken, auf deren Platz ich jetzt sitze. Es ist eindeutig viel angenehmer, als über mich und meine Situation nachzudenken.

Unter mir leuchten Wolkenknubbel orange-blau im Licht der aufgehenden Sonne. Die Wolkendecke ist so dicht und sieht aus wie eine von Riesentraktoren gepflügte Schneedecke. In Richtung Horizont verliert sich das Wolkengebilde im Morgendunst. Es gibt Bilder, die müsste man sofort malen. Ich weiß, ich werde mich später nicht erinnern können. Nicht so, dass es reicht. Es reicht sowieso nie. Außerdem habe ich seit zwei Jahren nichts mehr gezeichnet, gemalt, gedruckt, kreiert, nichts. Warum also sollte ich jetzt darüber nachdenken?

Stopp. Ich brauche es nicht, dieses Selbstmitleid. Schließlich habe ich ein Angebot bekommen. Eines vom Schicksal höchstpersönlich. Ich sehe direkt vor mir, wie Fortuna, die Göttin des Glücks, mir schelmisch lächelnd mit ihrem Füllhorn zuwinkt. Ich will das Angebot aber nicht, will lieber weitermachen wie bisher.

Die Wolkendecke unter mir ist wie mein Leben. Da denkt man sich: ‚Hier ist eine sichere, feste Schneedecke, auf der man gemütlich herumspazieren kann.‘ In Wirklichkeit ist da aber nichts als Wasserdampf. Ein Schritt, und du fällst aus allen Wolken.

Wie witzig, Penelope!

Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Ich bin doch gar nicht so, so schwermütig und endzeitgestimmt!

Andererseits – Keine Kohle, kein Studium, keine Perspektive. So sieht es doch aus. Da kann man schon mal schlechte Laune bekommen.

Die Wolkenformation weiter hinten am Horizont sieht aus wie ein Riesentrilobit. Vielleicht bin ich ja auch ein Fossil, ein lebendiges. Ein siebenundzwanzigjähriges Fossil.

Bald werden wir landen. Dann werde ich diese Grübelei hinter mir lassen. Solange ich fliege, darf ich traurig sein. Darüber, dass ich mein Studium seit zwei Jahren brachliegen lasse. Ich habe vergessen, wie das angefangen hat, dass nichts mehr ging …

Ein anderes Flugzeug gleitet vorbei und hinterlässt eine Spur von weißem Rauch. Schön sieht das aus, weckt aber gleichzeitig eine kleine, hässliche Stimme in meinem Kopf.

Klimawandel, Luxusgöre, wehleidiges Millennial …

Ich mag noch nicht einmal vorausblicken auf das, was mir Fortuna da lächelnd vor der Nase hin- und herschwenkt. Es ist zu ungewiss, zu bedrohlich.

Und meine Familie hat mit mir Schluss gemacht.

Okay, ich übertreibe etwas.

Sie haben beschlossen, dass wir eine Pause machen sollen. Dass ich eine Pause machen soll. Mit dem Jammern. Was bedeutet, dass ich nichts mehr über meine aktuelle Lebenssituation erzählen oder schreiben soll. Nichts über die Unmöglichkeit der Kunst, des Studiums, die Ungerechtigkeit der Welt und so weiter. Wer bin ich denn dann noch? Ich kann vielleicht über das Wetter reden oder über Politik, was mich beides nicht interessiert. Ich existiere nur in der Kunst … dachte ich bisher jedenfalls.

Jetzt aber wird es ernst. Ich lebe in einem Ultimatum. Dies ist meine letzte Chance, etwas selbstständig auf die Beine zu stellen. Wenn ich etwas finde, das ich durchziehe und mit dem ich Geld verdiene, ist alles gut. Wenn nicht, heißt es: Ab nach Hause, denn dann gibt es kein Geld mehr. Mit der Grausamkeit wahrhaft liebender Eltern haben sie das einzige Mittel gewählt, das mich in meinem Zustand noch erreichen kann: Ich muss mich beweisen.

Mein „Bewährungsjahr“ ist bald herum, es bleiben drei Monate Galgenfrist. Wenn ich danach nichts vorweisen kann, geht es zurück in die familiäre Obhut. Außer natürlich, ich möchte auf der Straße leben.

Fortuna grinst wissend. Miststück.

Wir landen bald. Die Wolken haben jetzt die Form von riesigen Sahara-Dünen.

Aber egal, wie faszinierend die Wolken hier oben erscheinen, eines ist klar: Darunter ist es grau und regnerisch. Für mich als gebürtige Hamburgerin wird es also wettertechnisch wie zu Hause sein. Es wäre ja auch schockierend, ausgerechnet in London von strahlendem Sonnenschein empfangen zu werden.

Laurence Edward William Clearwater nippt an seinem Rosé, der wie erwartet grauenvoll schmeckt. Doch das macht nichts, denn das wusste er vorher. Er sieht seine Sitznachbarin von der Seite her an, beobachtet, wie sie mit verdrossenem Blick an ihrem Füller kaut. Jetzt wickelt sie auch noch eine Haarsträhne um ihren Finger, was sie jünger aussehen lässt. Sie hat lockige, braune Haare, grüne Augen, ist ziemlich klein und wirkt irgendwie kompakt. Wie jemand, der anpacken kann. Er lächelt zufrieden. Diese verspiegelte Sonnenbrille ist genau das Richtige. Sie lässt ihn erstens ausnehmend gut aussehen, zweitens signalisiert sie jedem sofort, dass er Klasse hat, und drittens, am allerwichtigsten: Sie bietet ihm die Möglichkeit, alles genau zu beobachten, ohne dass es jemand mitbekommt.

Natürlich ist es nicht in Ordnung, anderer Leute Tagebücher mitzulesen. Aber in diesem Fall ist es nun mal eine Notwendigkeit. Schließlich muss er wissen, mit wem er es zu tun hat. Es war nicht einfach, dafür den richtigen Winkel zu finden, zumal sich in dieser Holzklasse der Airline die Sitze nicht verstellen lassen.

Ihm gefällt ausnehmend gut, was er da illegal mitgelesen hat. Die schwermütigen Gedanken, der tiefgründige und gleichzeitig etwas selbstmitleidige Stil zeigen ihm, dass es funktionieren könnte mit ihnen beiden. Hätte er sich nur auf den äußeren Augenschein verlassen, wäre er vielleicht trotz seiner Menschenkenntnis zu einer Fehleinschätzung gekommen. Nun versteht er einiges besser. So weiß er jetzt, dass ihr bemühter Bohemian-Stil nichts mit Arroganz oder dem Wunsch, etwas darzustellen zu tun hat. Nein, dies ist eine Person, die mit sich selbst Verstecken spielt.

Er beschließt, sie irgendwann als Ausgleich etwas von sich lesen zu lassen. Dann, wenn sie sich besser kennengelernt haben. Und das werden sie. Sie weiß es noch nicht, aber sie werden die nächsten Jahre miteinander verbringen.

So langsam wird es Zeit, sich ihr vorzustellen.

Es ist relativ heikel, dieses erste Ansprechen, denn es erfordert die richtige Intensität. Vor allem ist es extrem wichtig, nicht aufdringlich zu wirken. Allzu schnell landet man in einer Ecke, in der man nie landen wollte.

Zumindest nicht gleich zu Beginn. Laurence’ Lebenserfahrung hat ihm gezeigt, dass man grundsätzlich nichts ausschließen sollte.

Ob es jetzt, zum Landeanflug, nicht ein bisschen spät ist? Er ärgert sich, dass er über die verbotene Lektüre den eigenen, ausgeklügelten Zeitplan vergessen hat. Ob er dafür noch Unterstützung anfordern kann? Er ist ja nun schon in den Miesen wegen seiner illegalen Aktion mit dem Tagebuch-Mitlesen. Andererseits – Let's go whole hog.

Er bittet also, wie immer in solchen Fällen, seinen Lieblingsheiligen um ein mittleres Wunder.

Die Ansage, dass sich die Landung wegen erhöhten Verkehrsaufkommens verzögert und daher mehrere Warteschleifen geflogen werden müssen, folgt so schnell auf seine Anfrage, dass er sich prompt am Rest seines Rosés verschluckt. Den hat er übrigens nur bestellt, um dem guten alten Prinzip des Pacing zu folgen: Je mehr man sein Verhalten an das des Gegenübers anpasst, desto vertrauenswürdiger wirkt man auf den anderen. So zumindest die Weisheit, die er aus einem der zahlreichen Workshops mitgenommen hat, die er regelmäßig besucht hatte. Workshops mit Titeln wie „Motivation von Mitarbeitern und Kunden“, die kaschieren sollten, dass es in ihnen vorwiegend um zielgerichtete Manipulationstechniken ging. In diesem Fall war die Technik offenkundig umsonst, denn seine Sitznachbarin, Penelope Naomi Meerkamm, hat ihn überhaupt nicht wahrgenommen. Einerseits gut, denn so war das Mitlesen einfacher, andererseits herausfordernd, denn es erschwert die Kontaktaufnahme.

Kaum dass er von diesem sehr speziellen Erbe erfuhr, hatte er versucht, so viel wie möglich über die dubiose zweite Person Penelope Naomi Meerkamm herauszubekommen, mit der er sich alles teilen soll. Mittlerweile weiß er schon eine Menge von ihr. Das war zwar nicht gerade billig gewesen, aber definitiv gut investiertes Geld. Nichts jedoch kann das persönliche Kennenlernen ersetzen – und das soll eben nicht erst beim Anwalt stattfinden, sondern vorher, wo man noch nicht in der Rolle des „anderen Erben“ festgenagelt ist. Diese verrückte Erbschaftsgeschichte, bei der selbst die Formalien anders sind als üblich.

Wie auch immer – jetzt jedenfalls muss er husten, und es wird nicht besser dadurch, dass ihm seine Sitznachbarin beherzt auf den Rücken klopft.

Penelope intensiviert die Schläge, denn der Herr mit der albernen Sonnenbrille und dem Möchtegern-Vintage-Klamottenstil kommt aus dem Husten gar nicht mehr heraus.

Bestimmt ein Fall von Flugangst.

„Thank you very much, my dear. But this is enough!”

Mist, ein Engländer. Ist ja nun zwar nicht völlig überraschend, wenn man nach England fliegt, aber ihr Englisch ist ein echtes Trauerspiel. Das kommt daher, weil ihre Freundinnen nach übermäßigem Genuss entsprechender Filme, Videos und Clips irgendwann nur noch in nervigem American-Denglisch herumgequatschten. Penelope hatte sich daraufhin aus Prinzip nach Frankreich hin orientiert und wurde zu einer Expertin in Chansons und französischer Retro-Filmkunst. Damit gehörte sie zur Avantgarde in ihrer Klasse. Das waren schöne Zeiten …

Aber jetzt muss sie irgendetwas sagen. „Tut mir leid, äh, I’m sorry“, antwortet sie konfus, denn ihr wird schlagartig bewusst, dass sie es mit der Ersten Hilfe etwas übertrieben hat.

Der Typ nimmt die Brille ab und zieht – man kann es kaum glauben – ein Stofftaschentuch hervor, um sich die Tränen aus den Augen zu wischen. So kann sie feststellen, dass er himmelblaue Augen hat, die mit seinen silbrig-grauen Haaren kontrastieren, die er natürlich zu einem Zopf gebunden hat. Lagerfeldsyndrom, oder was?

Doch er sieht ausnehmend gut damit aus, wie sie sich eingestehen muss.

„Danke, das ist kein Problem. Es ist sehr nett, dass Sie mir helfen wollten“, sagt er in nahezu akzentfreiem Deutsch.

„Oh, das ist gut.“ Mehr fällt ihr nicht ein. Ihre Small-Talk-Kompetenz, die sowieso nicht besonders ausgeprägt ist, hat sie nun gänzlich verlassen. Sie wendet ihren Blick schnell wieder zum Fenster. Dort starrt sie auf den ersehnten Flughafen unter sich, den sie jetzt in der vorgeschriebenen Formation der Warteschleifen umkreisen.

„Was führt Sie nach London?“

Seine Stimme reißt sie nach einigen Minuten aus der meditativen Betrachtung der kreiselnden Stadtlandschaft.

„Erbschaftsangelegenheiten.“

„Oh, wie interessant! Es ist nicht einfach, ein Erbe in England anzutreten, wenn man aus einem anderen Land kommt. Oder haben Sie einen britischen Pass?“

„Nein.“ Sie ist sonst nicht so kurz angebunden, aber die ganze Situation und auch noch das heikle Thema Erbschaftsrecht, das sie bisher tapfer verdrängt hat, lassen sie verstummen.

Penelope starrt angestrengt weiter aus dem Fenster. Plötzlich steigen die ersten Tränen auf. Am liebsten wäre sie jetzt in ihrer WG. Dann würde sie sich unter ihrer Bettdecke verkriechen und solange Edith Piaf hören, bis ihre Mitbewohnerin wütend gegen die Wand schlägt. Doch sie ist im Flugzeug und neben ihr sitzt ein gesprächiger Engländer. Da fühlt sie eine federleichte Berührung an der Schulter. Als sie sich umdreht und in die blauen Augen ihres Mitreisenden starrt, der sie freundlich und mitfühlend ansieht, kann sie sich nicht mehr zusammenreißen und fängt hemmungslos zu weinen an.

„Hey, my dear, alles wird wieder gut.“ Laurence tätschelt ihr vorsichtig den Rücken und reicht ihr sein Taschentuch. Es ist sein gutes blaues Stofftaschentuch, das mit den weißen Spitzen.

„D… danke“, schnieft sie.

Laurence zuckt zusammen, als sich die junge Dame geräuschvoll mit dem zarten Tuch die Nase putzt. Er seufzt.

Manchmal muss man eben Opfer bringen.

Nach einer Weile hat sie sich soweit beruhigt, dass er einen weiteren Vorstoß wagen kann. Sie schnieft jetzt nur noch gelegentlich. „Sie haben wohl gerade großen Kummer? Falls Sie darüber reden möchten, ich kann ziemlich gut zuhören.“ Er wählt sein einfühlsamstes Lächeln.

Sie lächelt scheu zurück. „Ach, ich bin … ich bin einfach etwas überfordert mit allem. Es tut mir sehr leid, dass ich hier so einen Aufstand mache und mich dermaßen albern benehme.“

„Meine Liebe, Gefühle sind niemals albern, und sie brauchen ihren Raum und ihre Zeit. Also, gar kein Problem! Und damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben – ich bin Laurence Edward Clearwater.“ Er schaut sie mit einem kalkuliert unschuldigen Blick an. Wird sie den Zusammenhang herstellen? Er beobachtet sie genau. Zuerst schaut sie noch sehr verlegen drein, dann malen sich Erkenntnis, Überraschung und Staunen auf ihrem Gesicht.

„Ich kenne diesen Namen doch … die Frage ist vielleicht etwas seltsam, aber … haben Sie zufällig ein halbes Künstlerhotel in Devon geerbt?“

Danach war es kinderleicht gewesen, den zweiten Teil seines Plans zu verwirklichen. Als Penelope klar wurde, dass sie tatsächlich ausgerechnet neben dem anderen Erben im Flugzeug saß, hatte sie sofort all ihren Kummer vergessen. Sie wurde regelrecht euphorisch, schließlich erlebt man solche Zufälle nicht alle Tage. Es war nun wirklich easy gewesen, entspannt mit ihr zu plaudern, denn sie hatten ja jede Menge gemeinsamer Gesprächsthemen. Den verrückten Zufall, das Erbe, die verstorbenen Verwandten …

Als er dann bei Beginn des Landeanflugs vorschlug, zusammen im Café Nero einen Sekt auf ihr gemeinsames Erbe zu trinken, sagte sie gleich ja. Beste Voraussetzungen für den weiteren Teil seines Plans also.

Nun sitzen sie im Café Nero, wo sie entgegen jeder Wahrscheinlichkeit noch einen passablen Tisch bekommen haben. Laurence beobachtet Penelope heimlich unter gesenkten Lidern. Der Sekt ist bereits ausgetrunken, und sie liest hoch konzentriert die Speisekarte. Sie hat die Stirn gerunzelt, als gälte es, eine Lebensentscheidung zu treffen. Außerdem knabbert sie an ihrer Unterlippe, was ziemlich drollig aussieht. Ihre grünen Augen leuchten, und freche kastanienbraune Locken ringeln sich unter dem blauen Tuch hervor, das ihre Haare bändigen soll. Ein paar zarte Sommersprossen betupfen ihr rundes Gesicht, und ihre Wimpern sind rotbraun, was sehr reizvoll aussieht. Und kräftig ist sie! Spielend leicht hat sie ihren wuchtigen Koffer vom Band gezogen, noch bevor Laurence ihr seine Hilfe anbieten konnte. Wie schwer das teuflische Ding ist, hat er eben gemerkt, als er, ganz Gentleman, den Koffer für sie unter den Tisch platziert hat. Sein Rücken ist alles andere als amused.

„Und du willst mir echt noch mehr spendieren? Und egal was?“, fragt sie ihn gerade mit einem frechen Lächeln.

Beim gemeinsamen Sekt vorhin haben sie beschlossen, sich zu duzen. Er nickt ihr aufmunternd zu. „Ja, sehr gerne. Das ist doch heute ein besonderer Tag!“

„Was empfiehlst du mir denn? Was ist typisch britisch?“

„Well, ein Klassiker ist natürlich das Guinness, auch wenn das bekanntlich aus Irland stammt. Aber vielleicht wird das ein bisschen zu viel mit dem Alkohol. Wie wäre es mit einem Pfefferminztee?“

Wie erhofft hat er damit ihren Widerspruchsgeist geweckt, denn sie schürzt die Lippen und schnaubt beleidigt. „Nein, das glaube ich kaum. Der Sekt eben war winzig!“

Deinen Roséwein hast du offenbar vergessen, aber daran werde ich dich nicht erinnern …

„Gut. Also dann wirklich ein Guinness?“, fragt er und achtet darauf, gleichzeitig tadelnd und besorgt zu klingen.

„Unbedingt!“ Sie reckt trotzig das Kinn.

Daran werden wir noch arbeiten müssen. Sie darf sich doch nicht so leicht herausfordern lassen …

Nachdem das Guinness auf dem Tisch steht – natürlich hat sie ein Großes bestellt – plaudern sie weiter. Er erzählt ihr vom Hotel Flying Horse, das er bereits besucht hat. „Es ist wunderbar dort! Das Hotel ist von Feldern und Wäldern umgeben, und das Dartmoor ist ganz nahe! Die nächsten Häuser sind mehrere Meilen entfernt und es ist traumhaft still. Aber wenn man etwas braucht, ist Princetown nicht weit. Das Haupthaus ist im viktorianischen Stil gebaut, und es gibt einen riesigen Garten. Dort stehen die Bungalows für die Dauergäste, deren Einrichtung und Bemalung sie nach eigenem Wunsch gestalten können.“

Sie erzählt ihm im Gegenzug von ihrer Tante, von der sie das Hotel geerbt hat. Er hört ihr zu und kämpft währenddessen einen kleinen Kampf gegen sich selbst. Es wäre jetzt sehr einfach: Sie das Glas austrinken lassen, gleich noch eins bestellen, und dann alles in seinem Sinne zu entscheiden.

Aber nein, so bin ich doch nicht!

Auf Dauer würde das sowieso nicht funktionieren. Er gerät nur deshalb in Versuchung, alles unredlich abzukürzen, weil er das erste Mal in seinem Leben etwas so sehr will, dass es fast wehtut. Er schüttelt in Gedanken den Kopf über sich selbst, schickt eine Bitte um Erfolg nach oben, samt dem Versprechen, für seine unlauteren Gedanken Buße zu tun. Menschen lenken zu können ist schließlich eine Gabe, die man niemals missbrauchen darf.

Daher nimmt er Penelope sacht das Glas aus der Hand. Sie hat bereits das erste Drittel ausgetrunken, ist also maximal entspannt, sollte aber noch klar denken und entscheiden können.

„Hey, was soll das denn jetzt?“ Sie blickt ihn empört und mit funkelnden Augen an.

„Liebe Penelope, ich muss dir jetzt einiges sagen, wofür du einen halbwegs klaren Kopf brauchst, okay? Danach bestelle ich dir auch noch ein zweites Guinness, wenn es sein soll.“ Er atmet tief durch, denkt an seinen Lieblingsheiligen und beginnt. „Also, Penelope, dass wir uns getroffen haben, ist kein Zufall.“

„Bist du Esoteriker und glaubst an Vorherbestimmung und so etwas?“, fragt sie ehrlich interessiert.

„Äh nein, ich bin gläubiger Christ.“ Blimey! So wollte er nun ganz bestimmt nicht beginnen! Hastig spricht er weiter. „Also, ich rede nicht von Schicksal oder göttlicher Fügung, sondern davon, dass ich den Platz neben dir extra gebucht habe. Und dass ich natürlich schon vorher gewusst habe, wer du bist.“

Er lässt ihr etwas Zeit, damit sie diese Information auch in ihrer vollen Tragweite versteht. Als er sieht, wie ihr Gesichtsausdruck von verständnislos zu fassungslos wechselt, spricht er weiter. „Ich habe mir Informationen beschafft, wer du bist und wann du hierherfliegst.“

Penelopes Antwort besteht darin, dass sie das Guinness mit Nachdruck wieder an sich nimmt und in einem Zug bis zu Hälfte leert. Zurück bleibt ein zarter Flaum aus malzigem Bierschaum auf ihrer Oberlippe, der einfach entzückend aussieht. Sie starrt ihn durchdringend und strafend an, allerdings wird die Wirkung dieses Blickes durch den Bierbart zunichtegemacht.

„Wenn du von Informationen beschaffen sprichst, dann meinst du genau was?“ Ihre Stimme klingt ruhig und beherrscht, aber ihre Augen schießen Blitze auf ihn.

Jetzt nur nicht die Nerven verlieren …

„Ich erzähle dir alles. Darf ich dir aber vorher sagen, was mich bewogen hat, einen solch … unorthodoxen Weg zu wählen?“ Er spricht in jenem bittenden Ton, mit dem er als Kind immer den Extrakeks bekommen hat, während alle anderen leer ausgingen.

„Da bin ich wirklich sehr gespannt“, sagt sie mit einer Stimme, in der man förmlich die Eiswürfel klirren hören kann. Eigentlich hat er nicht erwartet, dass sie so ruhig bleiben würde.

„Ich will dieses Hotel unbedingt. Ich habe seit Jahren nach etwas gesucht, dass mich wirklich begeistert. Ich habe einen guten Job, nette Freunde, aber das Flying Horse ist … besonders. Es ist einzigartig und wunderschön, und ich kenne nichts Vergleichbares. Ich will dieses Hotel führen. Aber ich kann das nicht alleine, und abgesehen davon könnte ich dich auch niemals ausbezahlen. Ich bin also auf dich angewiesen.“

Er atmet durch. Sie starrt ihn immer noch an, wirkt aber nicht mehr ganz so streng.

„Gut. Das verstehe ich schon … Aber warum hast du nicht auf zivile Weise Kontakt aufgenommen wie ein normaler Mensch? Warum auf diese hinterhältige Tour? Und – wie war das jetzt mit der Informationsbeschaffung?“ Ihr Tonfall ist scharf und inquisitorisch.

„Weißt du, wenn ich das wirklich beginne, dann soll es für eine sehr lange Zeit sein, ja vielleicht für immer. Deshalb musste ich vorher einfach wissen, mit wem ich es zu tun habe. Ob das mit dir zusammen überhaupt denkbar ist. Und nach allem, was der Detektiv mir über dich erzählt hat, habe ich große Hoffnungen, dass es mit uns funktionieren kann. Aber nichts ersetzt den persönlichen Eindruck, von daher …“

„Der Detektiv?“ Jetzt wird sie doch laut. Die Leute am Nebentisch drehen sich nach ihnen um, was Penelope dazu bringt, ihre Stimme wieder etwas zu senken. Sie zischt: „Sag mal, spinnst du vollkommen? Ist das nicht sogar strafbar?“ Jetzt ist sie wirklich wütend. Damit wiederum hat er gerechnet. Er setzt sein zerknirschtestes Gesicht auf und senkt demütig den Blick. „Hey, es tut mir sehr, sehr leid. Ich möchte mich dafür entschuldigen. Aber … aber …“ Er macht eine effektvolle Pause, denn die kommt immer sehr gut. „Es geht für mich in gewisser Weise um Leben und Tod.“ Bei dem letzten Satz senkt er seine Stimme zu einem dramatischen Flüstern.

„Wieso das denn?“ Sie starrt ihn verständnislos und gleichzeitig neugierig an.

Laurence tut so, als müsste er mühsam nach Worten suchen, bevor er beginnt. „W… Weißt du, man kann sein ganzes Leben mit den falschen Dingen verbringen. Und am Ende hat man gar kein richtiges Leben gehabt. Und das ist doch schrecklich! Ich glaube, dass du das verstehst.“ Er schaut sie bittend an und senkt dann wieder den Blick, beobachtet dabei aber ganz genau, wie sie das Gesagte aufnimmt. Ihm fällt ein Stein vom Herzen, als er sieht, wie es in ihrem Gesicht arbeitet: Neben Ärger und Fassungslosigkeit mischt sich nun endlich das erhoffte Verständnis in ihre Züge.

Ihre Miene wird weich und nachdenklich. Dann verdüstert sich ihr Gesicht wieder. „Und was ist mit mir? Woher willst du wissen, dass das hier auch für mich das Richtige ist?“

Nun kommt der heikelste Part. Er beschließt, alles auf eine Karte zu setzen. „Die Antwort auf diese Frage steht doch in deinem Tagebuch, nicht wahr?“

Und jetzt überrascht Penelope ihn. Denn sie bricht in ein lautes, ansteckendes Lachen aus. Etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hat. Sie lacht und lacht, und dann lachen sie schließlich beide so lange, bis sie wirklich die Aufmerksamkeit aller Gäste des Cafés haben. Es dauert ewig, bis sie sich wieder beruhigen. Laurence ist froh, dass man sie noch nicht aufgefordert hat zu gehen.

Penelope trinkt den Rest ihres Guinness auf Ex aus und stellt das Glas geräuschvoll auf den Tisch. „Wolltest du mir nicht noch eins spendieren?“

„Bist du sicher?“

„Aber ja. Du hast einen Knall, Laurence. Du bist unmöglich und total übergriffig, aber immerhin ehrlich. Und weißt du was? Ich mag dich.“

Laurence spürt, wie er rot wird. Er wird ihr morgen seine komplette Strategie für dieses Gespräch offenlegen – und zwar bevor sie zusammen zum Anwalt gehen. Dann kann sie frei entscheiden.

1. Kapitel

Sechs Monate später, an einem Montagmorgen im Mai, schlurft Penelope müde die knarrenden Treppen nach unten, den Kaffee in der einen Hand, in der anderen Hand den mittelalterlichen Schlüsselbund des Hotels. Sie ist heute dran, den großen Saal zu fegen. Dieser Saal scheint in der Zwischenzeit seine Grundfläche verdoppelt zu haben. Er ist bestimmt über Nacht gewachsen, da ist sie sich sicher. Nach einem großen Schluck aus der Tasse und einem theatralischen Seufzer stellt sie den Kaffee auf die Fensterbank und schließt die kleine rote Tür auf. Während sie gähnend in die Putzkammer stolpert und zwischen chaotisch sich aufbäumenden Putzutensilien versucht, an den Luxusbesen aus Pferdehaar zu kommen, fragt sie sich wie so oft in letzter Zeit, wie ihr das alles hatte passieren können. Zum einen hat sie der wahnsinnigen Idee von Laurence zugestimmt, einen so teuren Besen anzuschaffen, zum anderen, mit ihm zusammen ein Hotel zu leiten. Wohlgemerkt ein Künstlerhotel.

Als sie das Flying Horse zum ersten Mal zu Gesicht bekam, hatte es sie schier überwältigt.

Sie waren zunächst von Newquay aus über die Autobahn gefahren. Dann folgten sie kleinen Nebenstraßen, die sie durch grüne Felder, kleine Ortschaften und vorbei an Wäldern führten, um schließlich in einem langen, kurvenreichen Sandweg zu münden. Schließlich tauchte hinter einer Wegbiegung das Hotel auf, und Penelope musste nach Luft schnappen.

Ein großes, doppelstöckiges Haupthaus aus Feldstein und mit grauem Schieferdach, das mit seinen Staffelgiebeln, verzierten Erkern und kleinen Türmchen auf sie wirkte, als hätten sich die Meister verschiedenster Bauepochen ein Stelldichein gegeben. Dazu große Bogenfenster mit kunstvoll verwobenen Sprossen. Das ganze Gebäude strahlte Luxus und antiken Charme aus. Und dann dieser Garten! Ein weitläufiges, fast parkartiges Gelände, umgeben von einem dunklen Mischwald. Penelope erinnert sich, wie sie einen Freudenschrei nicht unterdrücken konnte. Sie hatte sich sofort in das Anwesen verliebt.

Wenn man jedoch länger hier ist, lernt man schnell die Macken des großen alten Kastens kennen. Dazu gehören die maroden Wasser- und Stromleitungen, mangelnde Isolierung, ein begrenztes Warmwasserkontingent und die nie endende Frage, wie man diese riesige Fläche ohne ein Heer von Dienstboten bewirtschaften soll. Es ist alles zu groß, zu heruntergekommen und zu verwinkelt.

„Penelope Meerkamm, es ist zu spät für Buß und Reu!“, unterbricht sie streng die innere Jammertirade.

Laurence. Einer der cleversten Manipulatoren, die sie kennt. Und sie kennt einige.

Er hat es geschafft, sie zu diesem Wahnsinnsprojekt zu überreden, indem er ihr dabei freimütig jeden seiner Schritte zu ihrer Überredung erläuterte …

Es war ein bisschen so, als würde einem bei der Werbung Konzeption, Zielgruppe und das psychologische Drehmoment im Untertitel mitgeliefert werden.

„Was ist der Sinn dieser ganzen Strategien, wenn du sie mir verrätst?“, hatte sie ihn ungläubig gefragt, als er ihr kurz vor dem Besuch im Anwaltsbüro dann wirklich alles erzählt hatte.

„Oh, my dear, sie funktionieren trotzdem, glaube mir. Da wir die nächsten Jahre miteinander verbringen werden, möchte ich nicht lügen.“ Er hatte ihren empörten Ausruf ignoriert und war seelenruhig fortgefahren: „Eigentlich weiß man es meist, wenn einen jemand einwickelt, zumindest, wenn man ehrlich zu sich ist. Da gibt es diesen Teil von einem selbst, dem es so gut gefällt, Schmeicheleien zu hören und die Verantwortung abgeben zu können. Hinterher beschwert man sich und ist böse auf die Person, die einen so gemein verführt hat. Genau das möchte ich nicht. Du kannst dich also bewusst dafür oder dagegen entscheiden, aber es ist einfacher, du machst mit.“ Er hatte sie gewinnend angelächelt. Sie hatte nur mit den Augen gerollt und war ihm eine Antwort schuldig geblieben.

Nun also ist sie hier. In diesem über Nacht gewachsenen großen Saal, mit einem sinnlos teuren Besen anstatt eines Staubsaugers, für den das Geld nicht mehr gereicht hatte.

„My dear, echtes Ziegenhaar! It’s really … how do you say it … nachhaltig!“

Immer wenn Laurence aufgeregt ist, gehen Deutsch und Englisch eine drollige Melange bei ihm ein. Dann kann sie erst recht nicht mehr nein zu seinen seltsamen Ideen sagen. Wie das nervt!

Penelope stellt den Besen vor sich. Sie hat ihn ‚Graf Olaf‘ getauft, denn dieser Besen hat ein ähnlich unausgeglichenes Temperament wie der gleichnamige Oberschurke aus A Series of Unfortunate Events, und sie traut ihm sämtliche Bosheiten seines literarischen Vorbilds zu. Vielleicht fliegt er nachts sogar ohne Hexe durch die Gegend.

„Gestatten: Penelope Naomi Meerkamm. Mitinhaberin des Künstlerhotels Flying Horse. Wichtigste Funktion: Deppin vom Dienst.“ Penelope verbeugt sich bodentief vor dem Besen, der unbeeindruckt seinen Kopf in die Höhe reckt und sie ignoriert. Seufzend ergreift sie ihn und macht sich ans Werk, dabei denkt sie an den guten Rat von Beppo Straßenkehrer aus dem Buch Momo. Besenstrich um Besenstrich, niemals die ganze Strecke auf einmal anschauen.

Eigentlich hatte sie bei diesem Erbe auf Geld gehofft, wollte sich auszahlen lassen oder ihren Teil verkaufen. Was soll man auch mit einem halben Künstlerhotel in Devon? Mit testamentarisch bestimmten absurden Auflagen wie etwa, dass nur Künstler darin residieren dürfen? Das außerdem am Rande des Dartmoors liegt, wo die Verlockungen des Meeres von Cornwall nur eine ferne Ahnung sind und man den Hund von Baskerville förmlich heulen hören kann? Egal, was ihr Laurence im Café Nero vorgeschwärmt hatte: Sie war überzeugt gewesen, dass es völliger Blödsinn wäre, sich darauf einzulassen.

Als ihr aber im Büro des Anwalts schlagartig die Erkenntnis kam, wie kompliziert es tatsächlich sein würde, an das Geld zu kommen, und als auch noch das Thema Erbschaftssteuer auf den Tisch kam, wurde ihr plötzlich furchtbar schwindelig. Durch das nun einsetzende Summen in ihren Ohren hörte sie noch, wie Laurence „Just a little break“ sagte. Dann hatte er sie auch schon eingehakt, nach draußen in den Gang geführt und ihr eine Tüte gereicht. Zum Hineinatmen. Dieses blöde Klischee hatte sie so geärgert, dass an eine gepflegte Panik nicht mehr zu denken war. Als sie ihm gerade wortreich und empört auseinandersetzte, dass ihre Panikattacken nicht mit einer bloody plastic bag zu kurieren seien, hatte ihr Handy geklingelt. Sie hatte angenommen und es sofort bereut.

Ausgerechnet Jonathan.

Die Stimme ihres Bruders klang wie gewohnt gleichzeitig spöttisch und maßregelnd. Als er obendrein gleich zu Beginn seine Lieblingsphrase drosch: „Und, was macht die Kunst?“, hatte sie ohne nachzudenken geantwortet: „Alles bestens. Ich führe ab heute ein Künstlerhotel in Devon. Und du so?“

Ja, zugegeben, das war ein richtig gutes Gefühl gewesen. Aber – war es das wert gewesen, für diesen einen Moment? Andererseits, was hätte sie gemacht mit dem Geld, wenn sie es denn bekommen hätte?

„Naomiiiiii!“

Leahs überdrehte Stimme reißt sie grob aus ihren Grübeleien. Sie schaut auf. Die durchgeknallte Musikerin mit den blonden Rastalocken steht vor ihr und starrt ihr direkt in die Augen.

Warum ist die Nervensäge so früh wach, verdammt noch mal?

Doch als Penelope genauer hinsieht, wird klar: Leah ist nicht schon, sondern noch wach. Und sie hat natürlich Hunger.

Wann immer Penelope auf Leah trifft, fühlt sie sich schon fast bis zur Spießigkeit normal. In Bezug auf Leah ist das tatsächlich ein sehr gutes Gefühl. Deren vibrierende Energie und ihr aufregendes Äußeres täuschen zunächst einen faszinierenden Charakter vor. Zumindest so lange, bis man sie wirklich kennenlernt. Dann wird einem schnell klar, dass Leah nicht etwa liebenswert-chaotisch ist, sondern einfach nur destruktiv. Sie ist die Einzige, die sie mit ihrem Zweitnamen anredet, der sich dadurch plötzlich anfühlt, als wäre er eine Art Dienstbotenname.

Laut Laurence ist Leah eine verlorene Seele. Er betet jeden Sonntag für sie, aber das hat bisher definitiv nichts gebracht! Vielleicht muss er sich einfach mehr anstrengen?

Es hilft alles nichts. Penelope wird ihr ein Extra-Frühstück machen müssen, denn sonst droht wieder Ärger. Gut, es gibt die ganze Zeit Ärger mit Leah, aber so lässt er sich immerhin um ein paar Stunden verschieben.

„Ich hab ein Porridge auf dem Herd.“

„Püppi, ich will keinen Haferschleim, ich brauche etwas Ordentliches. Ich will ein full breakfast! Ich kann sonst nicht arbeiten!“

Das wäre auch definitiv besser so.

Penelope ist versucht wie nie, Leah heute endlich mal die Meinung zu geigen. Aber leider geht das nicht, denn auf einen gut zahlenden Dauergast wie Leah können sie derzeit nicht verzichten. Fakt ist: Nachdem Laurence die Erbschaftssteuer vorgestreckt hat, steht es jetzt Spitze auf Knopf, ob das Ganze hier funktionieren wird. Und sie hängt so sehr mit drin, dass sie will, dass es funktioniert. Das wird Penelope schlagartig klar, als sie sich sagen hört: „Geht klar. In zwanzig Minuten.“

Als sie kurze Zeit später in der Küche steht und dieses Zeug zusammenbrät, von dem die Briten meinen, es zum Frühstück essen zu müssen – Speck, Würstchen, geröstete Nierchen und Rührei – wird ihr fürchterlich schlecht. Warum um Himmels willen muss sie als einzige Vegetarierin im ganzen Haus diese Scheußlichkeiten zubereiten? Nur das Toastbrot und die weißen Bohnen könnte sie bei diesem ‚Frühstück‘ ernsthaft als Nahrungsmittel akzeptieren. Sie möchte Laurence am liebsten den Hals umdrehen. Er hat einen siebten Sinn für unangenehme Situationen und glänzt wieder einmal durch Abwesenheit.

Wir brauchen endlich eine Köchin, geistert es Penelope wie ein Mantra im Kopf herum. Dieser Gedanke begleitet sie schon seit Wochen, denn die ganze Arbeit ist allein kaum zu schaffen. Zudem kocht sie selbst weder gern noch besonders gut. Penelope will auf jeden Fall, dass eine Frau in die Küche kommt. Kochende Männer sind ihrer Erfahrung nach unerträglich.

Dass sie das Hotel nahezu nahtlos weiterführen konnten, verdanken sie den von Tante Melanie und Laurence’ Onkel Georg akribisch geführten Gästebüchern. Dort sind alle Dauergäste und ihre speziellen Arrangements vermerkt, ebenso die Adresslisten der saisonal anwesenden Künstler. Außerdem gibt es eine Liste von Reisegruppen, die an kreativen Wochenendtrips im Hotel interessiert sind. So konnten sie zu allen schnell Kontakt aufnehmen und auf diese Weise den Großteil der Stammkundschaft retten. Nicht nur die speziellen Arrangements der Gäste, auch deren Eigenheiten und besondere Gewohnheiten hat Melanie in ihrer runden, raumgreifenden Schrift dort aufgeführt. Für Penelope ist ihre Tante dadurch immer noch irgendwie anwesend. Seit sie sieben Jahre alt war, hatte sie zu Melanie immer nur in Form von Postkarten und kurzen Briefen Kontakt gehabt. Nach der Scheidung von Penelopes Onkel hatte Melanie ihre Jugendliebe George Weatherby geheiratet und war zu ihm nach England gezogen. Von dort kamen seitdem Postkarten mit witzigen und schrägen Motiven, Briefe mit frechen Gedichten zum Geburtstag, inspirierende Wünsche zum neuen Jahr oder nachdenkliche Kurzgeschichten zu Weihnachten. Melanie war auch die einzige Verwandte, an die Penelope selbst regelmäßig schrieb. Durch diese Briefwechsel hat sie, anders als ihre Mitschüler, nie den Draht zum Schreiben mit der Hand verloren, und darüber ist sie froh. Ob sie das derzeit allerdings auch über das Erbe ihrer Tante ist, bleibt abzuwarten.

Es ist schon eine seltsame Geschichte mit dieser Erbschaft. Als klar wurde, dass der herzkranke George Weatherby nicht mehr lange leben würde, hatten Melanie und er gemeinsam dieses Testament verfasst. Dass nur in Kraft treten würde, wenn auch Melanie stürbe. Und dann war dieser unwahrscheinliche Fall tatsächlich eingetreten, denn drei Monate nach dem Tod ihres Ehemanns erlitt Melanie einen plötzlichen Herztod. Die Anordnungen im Testament sind allerdings so detailliert formuliert, dass Penelope sich fragt, ob bei den Verfassern nicht so etwas wie Vorahnung im Spiel gewesen war.

Wie dem auch sei: Sobald sie diese Extrawürste fertiggebraten hat, muss sie für die vernünftigen Gäste Frühstück machen. Die Zeit, die sie für das Fegen geplant hatte, wird dann definitiv rum sein. Sie schrickt zusammen, als sie etwas am Bein berührt. Caligula, die struppige Töle, die Laurence eines Tages mitgebracht hat, ist voller Gier herangeschlichen, natürlich wie immer in der Hoffnung, sich etwas zu Fressen organisieren zu können. Das hat ihr gerade noch gefehlt.

„Hau ab! Ich hasse dich!“, schreit sie, um kurz darauf in Tränen auszubrechen.

Der Hund, der bei ihrem Schrei einen Satz zurück gemacht hat, nähert sich vorsichtig, als sie schluchzend auf dem Boden zusammensackt. Fast könnte man meinen, er wolle sie trösten. Doch Penelope ist sich sicher, dass er nur an die Nierchen will, und so scheucht sie ihn endgültig aus der Küche.

 

Als Laurence von seinem himmlischen Spaziergang zurückkehrt, einem Spaziergang voller Vogelgezwitscher und Tautropfen, Sonnenlicht und früher Bienen, empfängt ihn, kaum dass er im Hotel zurück ist, die Hölle auf Erden.

„Laurence!“

Jesus Christ. Laurence macht sich auf eine lange Tirade gefasst. Der empörte Ruf stammt von Frederic Rousseau, einem Maler, der allen Klischees entspricht, die man über ernsthafte, zurückgezogene Künstler haben kann. Ein normalerweise sehr angenehmer Gast, der ein freundliches Wesen hat und die meiste Zeit mit Malen beschäftigt ist. Das hat sich in den letzten Tagen allerdings gründlich geändert. Während Laurence auf Frederic Rousseau zugeht, der mit seinen weißen Haaren und dem Strohhut äußerst pittoresk wirkt, gönnt er sich im Geiste einige der Schimpfwörter, die er sonst aus gutem Grund meidet. Über den notwendigen Ausgleich bei den Himmlischen braucht er sich diesmal nicht zu sorgen, denn allein die Tat, Frederic wieder einmal freundlich zuzuhören, hätte jeder Ablassverkäufer als veritable Buße für ein paar Schimpfwörter akzeptiert, ja, ihm sicher noch eine Sünde for free obendrauf gelegt.

„Laurence, ich halte das nicht mehr aus! Cette fille, also dieses Mädchen da, sie hat die ganze Nacht mit ihrem Schlagzeug randaliert. Das ist keine Musik, das ist körperliche Gewalt! Und das hat nichts, aber auch gar nichts mit Kunst zu tun!“ Er deutet auf das Fenster, durch das man Leah sehen kann, die sich mit verfilzten Haaren und verquollenen Augen auf eine äußerst unappetitliche Weise ihrem Frühstück widmet.

„Aber, aber, mein Bester, Sie kennen doch unsere Hausregel. Die künstlerischen Ausdrucksformen der anderen werden grundsätzlich nicht abgewertet!“

„Die ist mir jetzt egal! Wenn dieses Biest da meine Kunst nicht respektiert, indem sie die ganze Nacht Krach macht, sich außerdem dabei prächtig über mich amüsiert und mich zur Krönung einen alten Esel und Kleckser nennt, dann habe ich jedes Recht der Welt, ihre sogenannte Kreativität ebenfalls nicht zu respektieren! Es kann ja wohl nicht gemeint sein, dass diese Regel nur für die Folgsamen unter uns gilt, nicht wahr?“

„Du bist sehr verärgert, das verstehe ich …“

„Laurence, ich weiß, was du versuchen willst. Komm mir jetzt nicht mit deinen Kommunikationstechniken. Die sind schön und gut in Friedenszeiten. Jetzt aber ist Krieg!“

Laurence zuckt zusammen. Solche Art von Rhetorik mag er überhaupt nicht. Aber es scheint ihm gerade nicht der optimale Moment zu sein, um sich über Feinheiten im Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. Zu ärgerlich, dass sie sich schon so lange kennen und Frederic daher all seine Strategien vorausahnt.

So seufzt er nur und verspricht: „Ich werde mit ihr reden.“ Das macht mindestens eine mittelgroße gute Tat oder eine Spende von etwa fünfzig Pfund, überschlägt Laurence im Geiste die spirituellen Kosten für diese faustdicke Lüge. Wenn es wenigstens nur dieser eine Vorfall wäre. Aber Leah hat sich schon mit so vielen Gästen angelegt …

Er seufzt abermals und begibt sich in die Küche, um mit Penelope zu reden.

Dort angekommen stellt er fest, dass die Unannehmlichkeiten noch größer sind als befürchtet. Er findet Penelope in Tränen aufgelöst. Sie hat sogar das Porridge anbrennen lassen.

Er tröstet sie, macht ein neues Porridge und bereitet das Frühstück für die anderen Gäste, die nun in den Frühstücksraum strömen. Damit es nicht gleich mit dem Ärger weitergeht, unterstützt er Leah darin, etwas für ihre Gesundheit zu tun: Er bringt ihr höchstpersönlich einen frisch gepressten Orangensaft. Das bedeutet ein echtes Opfer für ihn, denn jetzt muss er wieder ins Dorf fahren. Schließlich war das eben seine letzte Schlaftablette …

Nach etwa einer Viertelstunde trollt sich Leah endlich laut gähnend.

Thank God, das Zeug ist wirklich stark!

Seit Laurence im Hotel wohnt, braucht er deutlich mehr Schlaftabletten als je zuvor, allerdings nie für sich selbst. Seine eigenen unruhigen Nächte sind vorbei. Trotz der vielen Herausforderungen, dem ewigen Streit der Gäste, der schwierigen finanziellen Situation und der unfassbaren Menge an Arbeit schläft er nachts wie ein Baby. Nein – viel besser als ein Baby, denn die sind seiner Erfahrung nach nachts eher unruhig. Laurence weiß einfach, dass er hier am richtigen Platz ist. Er ist seinem Onkel George so dankbar, dass er ihn jeden Samstag auf dem Friedhof besucht, obwohl er ihn nie persönlich kennengelernt hat. Dabei gelingt es ihm erfolgreich, die Frage zu verdrängen, warum dieser Onkel zu Lebzeiten nie Kontakt zu ihm aufgenommen hat.

Vielleicht kommt ihm ja eine Idee auf dem Friedhof?

Jetzt aber ist es erst einmal essenziell, gute Stimmung unter den Gästen zu verbreiten.

Derzeit sind zwei Hotelzimmer und fünf Bungalows mit den für das Flying Horse besonders wichtigen Dauergästen belegt. Diese wohnen entweder dauerhaft im Hotel oder haben mehrere Monate Aufenthalt am Stück gebucht. Aktuell sind es drei Musiker, fünf bildende Künstler und eine Schriftstellerin. Das reicht gerade so, um die nötigsten Ausgaben zu decken. Ein bisschen Geld kommt noch durch Wochenend-Reisegruppen herein, die gelegentlich hier einchecken, und die Gäste, die nur für ein paar Tage oder Wochen bleiben.

Laurence selbst ist mit dem Thema Finanzen definitiv überfordert. Also damit, vernünftige Entscheidungen zu treffen und vorwiegend sinnvolle Ausgaben zu tätigen. Er muss einfach Penelope dazu bringen, diesen Bereich zu übernehmen, egal wie. Auch wenn sie es noch nicht weiß – sie ist gut darin, Geld sinnvoll einteilen. Nicht für sich selbst, aber für andere.

Außerdem müssen sie etwas dafür tun, dass mehr Schriftsteller kommen, denn George und seine Frau haben, was das angeht, strenge Verfügungen in ihrem Testament hinterlassen. Der Anteil der drei Professionen sollte immer in etwa ausgewogen sein. Typisch britisch, so eine verrückte Verfügung. Ob man das anfechten könnte? Aber dazu müsste man erst einmal Zeit haben …

Laurence betritt den sonnendurchfluteten Speisesaal und begrüßt jeden der Gäste persönlich. Die festen Essenszeiten wurden von einigen Ausnahmen einmal abgesehen erstaunlich gut akzeptiert. Es scheint, als täte ein gewisser Tagesrhythmus den Kreativen ganz gut. Vier Mahlzeiten werden angeboten. So ist garantiert, dass es sowohl für die Frühaufsteher als auch die Nachtmenschen genug Gelegenheiten zum Essen gibt.

Nachdem er seine Runde abgeschlossen hat, lädt Sally ihn ein, sich zu ihr zu setzen. Sie ist eine reizende ältere Dame und leidenschaftliche Krimiautorin, die sich nicht nur literarisch, sondern auch in Kleidungsstil und Frisur an ihrer Lieblingsschriftstellerin Agatha Christie zu orientieren scheint.

„Ein reizender Morgen, nicht wahr?“

„Ja, das ist er. Die Sonne verwöhnt uns gerade sehr!“

„Das Frühstück ist heute ganz vorzüglich. Kann es sein, lieber Laurence, dass du heute gekocht hast?“ Sally senkt verschwörerisch ihre Stimme. Laurence lächelt unbestimmt und zwinkert ihr zu. Zufrieden lehnt Sally sich zurück.

„Ich bin ja seit zehn Jahren jeden Sommer hier. Ich hatte wirklich Angst, dass mit dem Tod der beiden Weatherbys alles vorbei sein würde. Deshalb bin ich außerordentlich dankbar, dass ihr beide das Hotel übernommen habt. Ab nächstem Jahr möchte ich dauerhaft hier wohnen. Aber ihr müsst aufpassen …“