Der TrauerCoach - Thomas Sommerer - E-Book

Der TrauerCoach E-Book

Thomas Sommerer

4,7

Beschreibung

Eindrucksvoll beschreibt Thomas Sommerer anhand seiner langjährigen Erfahrungen als Bestattungsunternehmer wirkungsvolle Abschiedsmethoden für Trauernde. Mit diesen einfachen Schritten haben sich bereits unzählige von ihren Verstorbenen würdevoll und friedvoll verabschiedet, um anschließend -gesund trauern- zu können. Tod, Abschied und Trauer gehören nach wie vor zu den großen Tabu-Themen unserer Gesellschaft. Lange Leidensphasen und sogar Krankheit bei den Betroffenen sind die Folge. In diesem Buch erfahren Sie alles über das effektive TrauerCoaching, eine neue Methode, mit der Thomas Sommerer das Thema des Verlustes und des Abschiednehmens auf eine nie da gewesene Weise behandelt. Er setzt mentale Techniken ein, die nachweislich auf der neurobiologischen Ebene Veränderungen bewirken, sodass sich der mit Verlust einhergehende Schmerz in Kurzzeit entspannen kann. Bereits durch das Lesen dieses Buchs erleben Sie auf der mentalen Ebene diese neuen Wege der Trauerarbeit, die bereits vielen Menschen in der Praxis Thomas Sommerers über ihren Schmerz hinweg geholfen haben. Thomas Sommerer setzt als Entwickler des effektiven TrauerCoachings völlig neue Maßstäbe. Er berührt und fasziniert zur selben Zeit. Das Buch bietet ein emotionales und mit Aha-Effekten gespicktes Lesevergnügen. Jede einzelne Passage und Darstellung, jedes Beispiel und jede von ihm erlebte Begebenheit ist für den Leser im Detail vorstell- und nachvollziehbar. Die komplexe - eigentlich rein wissenschaftliche - Thematik rund um das eigene ICH ist so verständlich und bildhaft dargestellt, dass es ein Genuss ist, dieses Buch zu lesen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 228

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Über mich

TEIL 1. Tod und Abschied in der Praxis

1.1 Marcos Tod – 1997

1.2 Was ist Trauer wirklich?

1.3 Verlusterfahrungen und ihre Bedeutung

1.4 OpferRolle oder Macher

1.5 Tod und Abschied

1.6 Dieters Tod

1.7 Billes Tod

1.8 Möglichkeiten beim Abschiednehmen am offenen Sarg

1.9 Die vier wohltuenden Prozesse beim Abschiednehmen

TEIL 2. Trauer aus der Sicht der Neurobiologie

2.1 Die Neurobiologie – der entscheidende Faktor

2.2 Das Gehirn

2.3 Der Verstand

2.4 Das Unterbewusstsein

2.5 Was sind Gedanken

2.6 Die subjektive Wahrnehmung

2.7. Die Modalität: inneres Bild

2.8 Die Modalität: innerer Dialog

2.9 Die Modalität: emotionales Gefühl

2.10 Die Magie der Veränderung

2.11 Die Landkarte – Das Modell der Welt

2.12 Zusammenfassung von Teil 2

2.12.1 Die Basis der verändernden Magie

2.12.2 Das Gehirn denkt nur in Bildern

2.12.3 Sei Zeuge eines Trauer Coachings

TEIL 3. Ins Loch fallen war gestern

3.1 Tipps, Ratschläge und Übungen

3.2 Oft gestellte Fragen (FAQ)

3.3 Sterbende Menschen coachen

3.4 Empfehlung für jedermann

3.4 Übung: In aller Ruhe Abschied nehmen

3.5 Überzeugende Feedbacks meiner Kunden

3.6 Unsere geliebten Haustiere

TEIL 4. Schlussteil

4.1. Schlusswort

4.2. Literaturempfehlungen

Vorwort

Trauer – wenn wir dieses Wort nur hören, verfallen wir Menschen sofort in einen „Das-möchte-ich-nicht-hören-Zustand“. Irgendwie ploppt ein Mechanismus in uns auf, der uns mit Abstand reagieren lässt. „Nur nicht dieses Thema – davon will ich nichts wissen.“ Trauer erinnert uns an ein Gefühl, das mit Schmerz und Machtlosigkeit zusammenhängt, mit dem Unabwendbaren, dem Auseinandersetzen mit der Endlichkeit, mit Verlust, und uns an all das erinnert, was wir als unangenehm empfinden.

Selbstverständlich wären wir keine Menschen und hätten keine Liebe in uns, wenn der Verlust eines geliebten Menschen nicht weh tun würde und wir nicht um jemanden weinen würden. Das Angebot für Trauernde ist relativ begrenzt: Trauergruppen, Selbsthilfegruppen und Psychotherapie als Einzelsitzungen. Mehr gibt es nicht. Auch pharmazeutische Angebote sind eine Option. Dennoch sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt und helfen nur selten wirklich weiter. Eine Trauerbegleitung, die sich damit auseinandersetzt, dass die Trauernden immer wieder über das Erlebte sprechen, Trauergruppen als Gruppen von Trauernden, die sich gegenseitig das Erlebte erzählen, mit dem Ziel, dass die Teilnehmenden lernen, dass es auch andere trauernde Menschen gibt.

Nun – die Wahrheit ist, dass eine Erkenntnis oder das Finden einer Ursache in keinem Fall das Problem löst. Die Idee selbst, durch sein Problem zu gehen, die Trauer zu verarbeiten um eine Erkenntnis daraus zu gewinnen, ist eine klasse Idee. Nur funktioniert sie leider nicht- oder nur ansatzweise.

Entweder bleibt beim Gedanken an die verlorene Person der Schmerz existent (möglicherweise in abgeflachter Form) oder man zwingt sich, unterstützt von gut gemeinten Zusprüchen der Betreuer, einen neuen Weg einzuschlagen. Gerne reden sich trauernde Teilnehmer solcher Angebote bestimmte Dinge ein, die sie früher oder später irgendwie wieder einholen werden und sich in Lustlosigkeit am Leben in verschiedenen Formen widerspiegeln.

Ich möchte, dass du ich richtig verstehst: Ich bewundere die Menschen sehr, die sich dafür aufopfern, damit es Trauernden gut geht. Meine Hochachtung für die vielen Versuche und Bemühungen, Trauernde aufzufangen! Sie alle haben meinen äußersten Respekt!

Was ich oben angesprochen habe ist die psychotherapeutische Grundlage, auf deren Basis Trauernde begleitet werden. Diese Grundlage kann nicht wirklich helfen, vollkommen gesund trauern zu können. Konntest du mir bis hierher folgen? Gut.

Mit meinem Buch “Der TrauerCoach“ nehme ich dich auf eine ungewöhnliche Reise mit. Eine Reise teilweise durch meine Vergangenheit, die dankbarer Weise alles beinhaltet und mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Eine Reise, die dich liebenswürdig, teils humorvoll direkt als auch sachlich in eine Ebene entführt, auf der du eine Sichtweise kennenlernst, Trauer so zu empfinden, dass man sich entspannt und in innerem Frieden fühlen kann. Oftmals binnen weniger Minuten. „Das kann ich mir nicht vorstellen“ magst du jetzt sagen oder denken. Und damit hast du vollkommen Recht und ich verstehe dich. Warum? Weil es bestimmte Dinge gibt, die dir bis zum heutigen Tag im Verborgenen waren. Und eben diese tief in dir schlummernden Möglichkeiten und Fähigkeiten will ich dir auf dieser ganz besonderen Reise ver - mitteln.

Mein besonderer Dank gilt all den Menschen, die mich beim Schreiben des Buches unterstützt haben. All denen, die stets an mich geglaubt haben und das auch weiterhin tun. Zunächst bedanke ich mich bei meinem Lebensgefährten Frank, der wirklich viel Geduld aufgebracht hat, mich zu entbehren. Danke sage ich auch meinem Projektmanager Dominik Mattner in Berlin, der mit seinem einzigartigen Engagement alle mit dem Buch in Zusammenhang stehenden Seminare, Ausbildungen und Impulsvorträge vorbereitet. Viele Tage und Nächte hat er investiert um den passenden Background zu schaffen. Und dann gibt es da Dr. Helmut Völkl. Das ist der ruhige Pol an meiner Seite, der mein Manuskript lektoriert hat und mit einer sagenhaften Leidenschaft die Optik und Stilistik des gesamten Buches erarbeitet hat. Nicht missen möchte ich meine Schreiberin „Tiffy“ Claudia Bauernfeind. Wir haben uns gerade durch das Buch immer näher kennengelernt. Intensive Gespräche geführt und Meinungen ausgetauscht. Tiffy ist sozusagen die Journalistin an meiner Seite, die sämtliche Presseberichte und Einladungen stilistisch für die Medien aufarbeitet. Und schließlich bedanke ich mich bei Ute mit ihren Kindern Anja, Alexander und Susanne dafür, dass sie mir die Genehmigung erteilt haben, Bilder von Dieter zu veröffentlichen. Dank ist allein deswegen an Ute notwendig, da sie mich als mittlerweile beste Freundin immer wieder aufrichtet, in Momenten, wenn ich nicht mehr kann. Schlussendlich gilt mein Dank auch Bille, die mir bereits vor ihrem Tod ihr Einverständnis dafür gab, Bilder von ihr zu veröffentlichen.

Großen Dank an euch alle! Durch eure Charaktere habt ihr dafür gesorgt, dass ich ständig im Flow bleiben konnte und dass dieses Buch zu dem geworden ist, was es ist!

HINWEIS: Alle von mir entwickelten Methoden, die ich dir im zweiten Teil des Buches vorstelle, beruhen auf den bahnbrechenden Arbeiten Dr. Richard Bandlers. Richard Bandler ist der Entdecker und Entwickler des NLP und einer der führenden Hypnotiseure weltweit. Seine Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit dem Erleben auf subjektiver Ebene. Wenn ich also im Buch von dem von mir entwickelten, effektiven TrauerCoaching schreibe, dann handelt es sich stets um bestimmte Weiterentwicklungen oder Anwendung von NLP-Formaten und hypnotischen Sprachmustern auf den Kontext „Trauer“ angewandt. Ein Gebiet, auf das ich mich seit 1993 spezialisiert habe.

Du wirst insbesondere im zweiten Teil des Buches merken, dass die Satzstellungen nicht immer mit korrekter Grammatik einhergehen. Das liegt daran, dass es sich bei bestimmten Formulierungen um hypnotische Sprachmuster handelt. Vor allem bei den Übungen, die ich in Teil 2 und 3 anbiete. Ich spreche in diesem Buch hauptsächlich Menschen an, die gut mit inneren Bildern umgehen können. Die unzähligen Möglichkeiten aufzuzählen, um trauernde Menschen zu coachen, würde den Bogen maßlos überspannen. Du kannst mich jederzeit auf meinen Intensivkursen oder Impulsvorträgen erleben, um die gesamte Spanne der Möglichkeiten kennenzulernen. Vielleicht entscheidest du dich ja schon am Ende des Buches sogar für die zertifizierte Ausbildung zum effektiven TrauerCoach!?

Genug des Vorwortes. Lass uns mit der Reise beginnen.

Lehne dich entspannt zurück und genieße mit mir die Zeit, die du aufbringst, dieses Buch zu lesen. Sei dir bewusst, dass ich mit je - dem meiner Worte, die du liest, ganz nah bei dir bin! Auf ganz besondere Weise möchte ich dich behutsam und sachte in mein Modell der Welt mitnehmen. Als eine Art Reiseleiter begleite ich dich nun durch diese neue Art, mit Trauer umzugehen. Und ich frage mich bereits jetzt, wie dieses Buch schon nach dem Lesen deine Sicht auf die Dinge verändern kann. Ich bin jetzt schon gespannt, wie der Inhalt meines Buches in der Lage sein kann, die Art, wie du persönlich trauerst oder mit Verlust umgehst, wohltuend zu verändern.

Bist du bereit? Ja? – Okay, dann lade ich dich ein, mich jetzt auf der folgenden Reise zu begleiten.

Über mich

Bevor ich darauf eingehe, was Trauer ist und wie man ihr auf andere Weise als üblich begegnen kann, stelle ich einige Sätze zu mir als Person voran.

Ich bin Jahrgang 1969 und wurde im Kreis Böblingen in der Nähe von Stuttgart geboren und bin dort auch groß geworden. Kindergarten, Grundschule, Jungschar (Initiative der katholischen Kirche), Ministrant. Eine klassische Grundprägung, die man in den Siebzigern auf dem Lande eben erhalten hat, wenn die Eltern dem Kind einen katholischen Stempel verpassten. Im Grunde lebte ich in einer heilen Welt. Ich erlernte mit fünf Jahren das Instrument Akkordeon; das war der prägende Grundstein für meinen musikalischen Weg in meinem Leben.

Alles veränderte sich am 28. Mai 1978, als ich mit meinem Fahrrad beim Überqueren der Hauptstraße von einem von links kommenden Mercedes mit 70km/h erfasst wurde und tot war. Wie lange ich tot war, kann ich heute nicht mehr einschätzen. Ich sah mich quasi über dem Krankenwagen schwebend da liegen, während ich ins Krankenhaus gefahren wurde. Dort lag ich drei Wochen im Koma und danach noch zweieinhalb Monate zum Regenerieren. Durch den Unfall erlitt ich eine offene Oberschenkelfraktur, einige Zähne fehlten mir, meine Sandalen rissen Teile meiner seitlichen Fußsohle auf, und ich hatte eine Gehirnquetschung (die Beulen entstehen nicht auf dem Kopf, sondern entstehen nach innen). Im Zeitungsbericht in der Abbildung wurde von der Kreiszeitung „Böblinger Bote“ versehentlich mein Alter verkehrt angegeben. Ich war damals 8 Jahre alt, nicht 12.

Veröffentlichung in der Kreiszeitung Böblinger Bote am 29. Mai 1978

Während meiner Nahtoderfahrung wurde mir ein Wissen zu Teil, das mein restliches Leben vollkommen bestimmen sollte. Ich werde in diesem Buch nicht darauf eingehen, wie ich das erlebt habe. Ich baue einfach das dort erworbene Wissen in den Inhalt des Buches ein. Ich bin zutiefst dankbar, ein solches Erlebnis gehabt haben zu dürfen.

Ich wurde wieder vollständig gesund. Das Spannendste an allem war, dass ich seit dem Aufwachen aus dem Koma Bestatter werden wollte. Alle hielten mich für verrückt. Ich malte Leichenwägen, Särge, Grabkreuze. Ich gebe zu, dass es für Außenstehende wahrscheinlich sehr merkwürdig gewesen sein musste. Da wird dein Sohn halb zu Tode gefahren (aus dem Blickwinkel der Eltern) und dann fängt der nach seinem Koma an, solches „Zeug“ zu malen.

Mit 14 wollte ich bereits bei einem Bestatter mitarbeiten. Nach einer bewegten und aufregenden Jugend gründete ich schließlich am 23. Januar 1993 mein eigenes Bestattungsinstitut (www.sommerer-bestattungen.de). Der tiefe Drang war allgegenwärtig, das erworbene Wissen „der anderen Seite“ zu leben und umzusetzen. Das war der Beginn einer unglaublichen persönlichen Entwicklung, die ich mit jedem Menschen teilen möchte. Die Idee für dieses Buch entstand bereits 2012. Und von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es vier ganze Jahre. Insbesondere in diesen vier Jahren erlebte ich tatsächlich all das, was das Buch vollkommen machen sollte.

Nach dem ersten Reisestopp nehme ich euch mit zur Entstehung des TrauerCoachings. Ich zeige euch, wie alles funktioniert und vor allem warum es funktioniert.

Im Oktober 2009 sorgte eine familiäre Tragödie dafür, dass ich mich für ein Jahr aus meinem Bestattungsinstitut herausziehen musste. Ich überließ alle Arbeiten meinen Angestellten und lernte, den Betrieb von zu Hause aus zu führen. Allein diese Erfahrung wäre auch ein umfangreiches Buch wert. Ende 2010 ging es darum, mich wieder in meinen eigenen Betrieb zu integrieren. Da stellte sich mir die Frage, ob ich wieder acht Stunden jeden Tag in den Betrieb gehen sollte, obwohl ich dort Angestellte hatte, die ich dafür bezahlte, meine Philosophie weiter zu tragen. Nachdem ich feststellte, das es möglich war, den Betrieb auf andere Weise zu führen, sah ich die Möglichkeit, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich tat etwas, das ich noch nie zuvor gemacht hatte. Ich begann herauszufinden, welches meine Fähigkeiten sind, meine Stärken und Talente. Ein sehr spannendes Unterfangen. Dabei kamen interessante Dinge ans Tageslicht. Abgesehen von Eigenschaften wie Unerschütterlichkeit, Willenskraft, Durchhaltevermögen, Kreativität und der Fähigkeit, zielführend mit Verlust umgehen zu können, war es insbesondere die Begabung, trauernde Menschen in einen Zustand bringen zu können, in dem es ihnen wesentlich besser geht. Wie ich das mache, wusste ich damals noch nicht. Ich wusste nur, dass ich diese Fähigkeit seit meiner Jugend besaß. Die vielen Abschiede, die ich von 1993 bis 2009 begleitete und betreute, hatten stets eine ungewöhnlich wohltuende Wirkung bei den Hinterbliebenen.

Also drängte sich mir die Frage auf: Wie kann ich Menschen, die sich in einem Zustand der Trauer befinden, schneller vom Schmerz befreien, damit sie gesund trauern können. Es musste einen Weg geben, das was ich schon Jahre lang mit großem Erfolg praktizierte, auszubauen und weiter zu entwickeln.

Die Antwort kam mir eines Morgens während des Wachwerdens. Durch einen überaus eindringlichen Impuls wurde mir das Wort „Hypnose“ sehr präsent. So suchte ich im Internet nach geeigneter Literatur, die mich mit dem Thema Hypnose noch mehr vertraut machen sollte als sie es mir ohnehin schon war. Seit meinem 18. Lebensjahr praktizierte ich bereits Hypnose. Damals allerdings auf der Bühne im Kontext „Show-Hypnose“. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, dass es genau der Zustand einer Hypnose sein kann, der mir den Wunsch, schnelle Veränderung initiieren zu können, erfüllen kann.

Ich besorgte mir ein Buch über Schnell-, bzw. Blitzhypnose und buchte über den Autor eine fundierte HypnoseAusbildung. Das Spannendste während der Ausbildung war zum einen, dass ich begriff, dass man in einem hypnotischen Zustand vollkommen wach ist und nicht wegtritt, was die Mehrheit der Menschen vermutet. Zum anderen kam ich durch die Ausbildung mit dem Thema NLP in Berührung (Neuro-Linguistisches Programmieren. Neuro steht in diesem Fall für Gehirn, Linguistik für Sprache und Programmieren eben für Programmieren.)

Im Umkehrschluss bedeutet es, dass man mit Hilfe bestimmter Sprachmuster in der Lage sein kann, Prozesse im Gehirn zu verändern und zu programmieren oder umzuprogrammieren. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich die gesamten Wahrheiten, Techniken, Formate und Vorannahmen direkt von Trainern erhalten habe, die Ihre Ausbildung von Richard Bandler erhielten, direkt vom Entdecker und Entwickler des NLP. Das war und ist auch heute noch ein unglaubliches Gefühl der Ehre für mich! Die folgende NLP– Ausbildung war dermaßen phänomenal, da das Lernen aller Formate dafür sorgte, dass meine gesamte Welt, meine „Landkarte“, wie ich sie bislang wahrgenommen hatte, wahre Sprünge machte und die Entwicklung meiner Persönlichkeit im wahrsten (positivsten) Sinne auf den Kopf stellte. Und im Gegensatz zu dem, wie man normalerweise eine Ausbildung absolviert, indem man alles neu lernt, war es für mich eher so, dass ich plötzlich Worte für das erhielt, was ich schon mein Leben lang getan hatte. Ein Licht nach dem anderen ging mir auf, und ich konnte mich vor Begeisterung nicht mehr bremsen. Wollte ich auch nicht! Im ständigen Fahrwasser des NLP zu sein ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Abgesehen davon ist NLP eher eine innere Haltung als lediglich das Wissen über die Funktionsweisen des Geistes und des Gehirns.

Abschließend folgten meine Ausbildungen zum NLP-Coach, Hypnose-Coach, Coach für verändernde Kommunikation und zum Hypnotherapeuten außerhalb der Heilkunde.

Das ultimative Erlebnis für mich persönlich war es, als ich vier volle Tage mit Richard Bandler und wohl einem der sagenhaftesten Trainer, John la Valle, in München verbringen durfte. Meinen Mentor zu treffen und ihn zu erleben, war das Nonplusultra meiner Karriere. Für mich ist dieser Mensch ein absoluter Superstar. Ganz bestimmte Dinge sind es, die mich aufgrund meiner eigenen Lebensauffassung so faszinieren. Es ist die Auffassung, außerhalb der Psychologie und der anstrengenden Fragen nach dem Warum und endloser Analyse, Wege zu begehen, die in Kurzzeit eine Lösung herbeiführen können! Dabei spielt eine von Richard Bandler erzählte Begebenheit eine bedeutende Rolle. Er arbeitete mit sehr vielen namhaften Therapeuten und beschäftigte sich mit unzähligen Fachbüchern der Psychologie. In diesen Büchern wird erklärt, wie Menschen denken, fühlen und handeln (es sind lediglich objektive Eindrücke der Psychologie), aber es findet sich nicht ein einziger Satz darüber, wie sich betroffene Menschen vom Problem lösen können! Kein einziges Wort darüber, wie „psychisch kranke“ Menschen wieder komplett gesund sein können. Lediglich Besserung ist durch Analyse möglich. Nicht jedoch das komplette Verschwinden eines Problems auf mentaler Ebene.

Und genau dem hat Richard Bandler sein Leben gewidmet: Dem Erforschen neurobiologischer Vorgänge im Gehirn und dem Entwickeln unendlicher Formate (Techniken, die auf bestimmten Sprachmodellen beruhen).

Ich hatte meinen Weg gefunden, der mich fortan dazu befähigte, Menschen schneller vom seelischen Schmerz zu befreien, so dass sie gesund trauern können!

Ich gründete also 1993 mein Bestattungsunternehmen. Im Fokus lag mein großer Wunsch, mich um trauernde Menschen und um deren Verstorbene zu kümmern. Die Verstorbenen haben schließlich zum Zeitpunkt ihres Todes eine Erfahrung gemacht, die auch ich erleben durfte!

Woran ich nicht gedacht hatte: Dass ich mit einem eigenen Bestattungsunternehmen auch ab und an Menschen beerdigen würde, die ich kannte und sehr lieb hatte. Das waren und werden sie immer bleiben: Momente, die mich berühren und trotz allem jedes Mal mehr wachsen lassen.

Eine der ersten Erfahrungen, die ich in diesem Zusammenhang machte, war der Tod des 6-jährigen Sohnes von nahestehenden Freunden. Hier ist die Geschichte.

TEIL 1. Tod und Abschied in der Praxis

iStock.com/ejwhite

1.1 Marcos Tod – 1997

Ihr kennt das sicherlich: Eine tolle Clique. Auf der einen Seite gibt es da die Singles, auf der anderen Seite die Pärchen. Man erlebt viel, hat viel Spaß und erlebt mit seiner Clique individuelle Dinge. Man wächst zusammen. Clique ist ein Teil des Lebens – Menschen, mit denen man wächst. Man lernt, sich gegenseitig zu respektieren und zu lieben.

Eben einer solch faszinierenden Clique gehörte ich 1997 an. Einen ganz besonderen Bezug hatte ich zu meinem Kumpel Micha. Ein wundervoller Mensch. Stets gut gelaunt – stets ein Lachen auf dem Gesicht und im Herzen.

Über ihn lernte ich seine Schwester und seinen Schwager kennen, Christine und José. Auch ihre beiden Kinder wurden mir am Rande bekannt, Sabrina und Marco. Zwei reizende Kinder. Sabrina war das ältere Kind.

Wir hatten alle miteinander viel Spaß über viele Monate hinweg.

Dann, ich weiß gar nicht mehr wann genau, begann die Zeit, da Christine und José nicht mehr so oft zu den regelmäßigen Treffs kamen, da der kleine Marco krank wurde. Irgendeine Infektion. Alle gingen davon aus, es handle sich um eine Erkältung. Somit haben wir dieser Situation zu Beginn keine besondere Bedeutung beigemessen.

Aber die vermeintliche Infektion – wir gingen immer noch alle davon aus, es handle sich um eine schwere Erkältung – wurde schlimmer und schlimmer.

Marco ging es zusehends schlechter.

Kennt Ihr diese Momente im Leben, wenn bestimmte Dinge allmählich ins Bewusstsein gelangen? In den Bereich, wo man öfter an etwas denkt als je zuvor?

Genau so erging es mir.

Ich beschäftigte mich intensiver mit Christine und José. Marco war bereits im Krankenhaus, und ich lernte ihn leider nicht mehr wirk - lich kennen.

Ich bin Bestattungsunternehmer. Es ist meine tiefe innere Bestimmung, Menschen in Verlustsituationen zu begleiten.

So war es mir ein besonderes Bedürfnis, den Kontakt mit Christine und José mit Ihren Kindern, zu intensivieren. Ich wollte mit meiner inneren Haltung Stärke zeigen und als Freund Unterstützung geben.

Mittlerweile hatte sich herausgestellt, dass Marco wohl eine Krankheit hatte, die bislang nur an insgesamt zwölf Kindern inklusive ihm selber diagnostiziert wurde. Das Furchtbare an dieser bislang unbekannten Krankheit war, das alle elf Kinder daran gestorben waren.

Die Bedeutung dieser neuen Situation wurde für jeden Beteiligten fast unerträglich.

Dann kam der Moment, der für mich von tiefer, innerer Kraft beseelt war: Ich durfte zu Marco ins Krankenhaus. Christine empfing mich, und wir gingen zusammen in das Krankenzimmer des Kinderkrankenhauses. Es war ein eigenartiges, neues Gefühl. Zu wissen, dass du gleich am Bett eines zum Tode verurteilten Kindes sitzt… Man kann das kaum beschreiben, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Trotz allem war ich der festen Überzeugung, dass Marco durch ein Wunder wieder gesund werden kann.

An seinem Bett angekommen – er döste gerade – sprach Christine Marco leise an: „Hey Marco – der Tom ist da“. Marco öffnete die Augen und ich begrüßte ihn ganz normal. Als ob alles in Ordnung sei. Es war mir wichtig, Marco das Gefühl zu geben bestärkt zu sein. Durch eine alltägliche Begrüßung würde er sich automatisch an seinen gesunden, normalen Alltag erinnern. Und genau so war es.

Ich kam mit Marco ins Gespräch und wir quasselten alles Mögliche. Was genau kann ich heute leider nicht mehr sagen – das ist schon so lange her. Ich erinnere mich lediglich, dass ich sowohl Marco wie auch Christine Worte der Hoffnung und Stärke gegeben habe.

Ob ihr mir das nun glaubt oder nicht: Es war ein angenehmer und sehr spannender Besuch. Als ich jedoch das Krankenhaus verließ, verließ mich die Kraft und ich weinte bitterlich, da Marcos Zustand keinen Zweifel daran ließ, dass er sterben würde.

Von nun an war ich in ständigen Kontakt mit Christine.

„Ich habe Marco beruhigt, als die Organe begannen zu versagen“ berichtete mir Christine unter Tränen. Ich hörte aus Ihrer Stimme, wie schwer es ihr fiel, Kraft zum Sprechen aufzubringen. „Ich habe ihm gesagt, dass Jesus auf ihn wartet und dass es dort wo er hin geht, sehr schön sein wird“, berichtete Christine von den letzten Stunden mit Ihrem Sohn. „Du wirst all die Hunde wieder treffen, die Oma und Opa hatten.“

Marcos Reaktion war der absolute „Hammer“. Noch heute läuft mir die Gänsehaut über den Körper:

„ Ich weiß Mama – Jesus ist schon da…..“

Ich bin fest überzeugt, dass das Wesen Jesus Christus nach wie vor im Äther der Gegenwart existiert. Marcos Aussage war für mich eine starke emotionale Erfahrung, geprägt durch Ehrfurcht und Sprachlosigkeit.

Ich selbst hatte ja im Alter von acht Jahren meine Nahtoderfahrung und weiß daher so manches über das Hier und das Drüben. Es gibt nichts Grandioseres, als dass (in diesem Fall) ein Sechsjähriger, der im Sterben liegt, mit klaren Worten und einem wachen Verstand eine Erfahrung beschreibt, die sich mit meiner Überzeugung vollkommen deckt und das sich bestätigt, woran ich glaube und mein Leben danach ausrichte. Eine unglaubliche Erfahrung! Marco hat bereits Kontakt zur anderen Seite, die ihn sanft hinüber führt. Hinein in den Zustand des reinen Friedens…

„… und auch die Hunde begrüßen mich schon…“

Es wurde immer unfassbarer, was sich da plötzlich abspielte.

Insbesondere war es nun vollkommen real: Marco wird sterben.

Eine Zeit des emotionalen Auf und Ab begann, für alle Beteiligten.

Marco war tot. – Schweigen – Leere – Unfassbarkeit – das Gefühl, verloren zu haben.

Schon mehrmals in meiner doch jungen Karriere hatte ich bereits Menschen beerdigt, die ich sehr gut kannte, sogar Verwandte und Freunde. Aber nun ein Kind. Darüber hinaus ein Kind, das ich persönlich kannte und mit dem ich wenige Tage vor seinem Tod noch gesprochen hatte. Ein Kind, das da frei heraus sagte, dass es Jesus Christus bereits wahrnehmen konnte.

Dann die Eltern, die ich zuvor auf eine Weise lieben lernte, die so einzigartig war. Eine Liebe, die es jetzt unter Beweis zu stellen galt.

Wir trafen uns unter Tränen im elterlichen Haus von Christine, um die Beerdigung, die Trauerfeierlichkeit wie auch insbesondere das Abschiednehmen von Marco zu gestalten. Das war eine Situation, die ich mein ganzes Leben nie vergessen werde. Ich möchte sie auch auf keinen Fall missen. Dazu später mehr.

Gemeinsam besprachen wir den Ablauf der bevorstehenden Trauerzeremonie. Ein Redner wurde bestimmt, Herr Walzebuck. Ein älterer Mann, der durch seinen weißen, vollen Bart sehr weise wirkte. Untermauert wurde dies durch seine vertraut klingende, tiefe Stimme. Ein wunderbarer Mensch, der leider inzwischen auch von uns gegangen ist. Wenn man bei ihm die Augen schloss, während man zuhörte, konnte man fast meinen, Gott selbst würde da sprechen. Dieser Mann war einzigartig. So einzigartig, wie es auch Marco war. So einzigartig wie Marcos kurzes Leben.

Wir besprachen den Abschied. Den Prozess dieser Phase der Trauer.

Schon damals hatte ich, basierend auf meiner Nahtoderfahrung, dieses bestimmte Wissen, das ich schon erwähnt habe.

So war es tief in mir verankert, wie wichtig nun jeder Schritt sein wird, der mit Marco zu tun hat, solange er noch physisch sichtbar ist.

So vereinbarten wir, dass ich mit Marco, sobald ich ihn im Krankenhaus holte, mit dem Leichenwagen zuerst an Omas und Opas Haus anhalte. Man redet dabei von einer sogenannten „Heimfahrt“. Nach dieser „Heimfahrt“ wird Marco auf den Friedhof gefahren, wo er dann zum Abschiednehmen aufgebahrt wird.

Wir vereinbarten, dass ich anrufen würde, sobald Marco auf dem Friedhof angekommen und von mir versorgt war, so dass die Familie direkt zu Marco kommen könne.

Nebenbei bemerkt möchte ich an dieser Stelle dem Großvater von Marco meinen größten Respekt zum Ausdruck bringen. Er war derjenige, der mit mir zusammen den kleinen Marco in den Sarg gelegt hatte und auch beim Anziehen der Kleidung geholfen hatte.

Ich hatte nun mittlerweile Marco unter ständigen Heulkrämpfen und einem unendlich scheinendem Schmerz im Krankenhaus abgeholt und fuhr nun zum großelterlichen Haus. Vorne im Leichenwagen hatte ich ein DIN-A-5-Foto von Marco in der Mitte der Windschutzscheibe angebracht. Auf der Motorhaube ein weißes Blumenbukett mit Trauerflor. Das war das Größte an Würde, das ich Marco in diesem Moment geben konnte.