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Wenn man früher mit der Eisenbahn durch die Landschaft fuhr, konnte man viele Telegrafenmasten sehen. Sie standen an den Bahngleisen. Und schaute man aus dem Fenster - so sah man, wie sie am fahrenden Zug vorbeihuschten. Aber sie selbst huschten nicht vorbei, sondern der Zug, in dem man saß, huschte an ihnen vorbei. Nach und nach wurden sie abgebaut. Aber einen Telegrafenmast musste man vergessen haben, denn der stand jetzt einsam und verlassen am Bahngleis. Eigentlich war er nicht einsam, denn irgendwann bekam dieser Mast Besuch. Und das nicht nur einmal -
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Seitenzahl: 15
Wenn man früher mit der Eisenbahn durch die Landschaft fuhr, konnte man viele Telegrafenmasten sehen. Sie standen an den Bahngleisen.
Und schaute man aus dem Fenster, so sah man, wie sie am fahrenden Zug vorbei huschten. Aber sie selbst huschten nicht vorbei, sondern der Zug – in dem man saß, huschte an ihnen vorbei.
Die alten Telegrafenmasten wurden nach und nach abgebaut – ausgegraben, zu einem Haufen gestapelt und abtransportiert. Sie wurden einfach nicht mehr gebraucht.
Die Kabel, die sie trugen, verlegte man dann versteckt in den Boden.
Aber einen Telegrafenmast muss man wohl vergessen haben, denn der stand jetzt immer noch einsam und verlassen am Bahngleis.
Eigentlich war er nicht einsam und alleine.
Denn bald bekam dieser Mast Besuch. Und das nicht nur einmal.
Als erster Besucher landete ein großer Vogel auf dem Mast.
Es war ein Falke, der sich die ganze Gegend von oben anschaute.
Er schaute auf die Wiesen und Felder – er blickte zum Wald und er sah auf das Bahngleis, auf dem sich gerade ein Güterzug näherte.
Der Güterzug mit der roten Diesellok polterte an seinem Mast vorbei, sodass die Federn des Falken hoch- und runter fächelten, wie bei einem großen Schmetterling.
Und – ja, er verlor durch den Wirbelwind des Güterzuges eine Feder, die nach unten zwirbelte wie eine Luftschaukel.
Gegen Abend zogen dunkle Wolken auf.
Dann blitzte und donnerte es am Himmel. Es begann ein richtiges Unwetter.
Dann fing es mächtig an zu regnen. Es regnete die ganze Nacht.
Es schüttete und prasselte wie aus vielen Gießkannen. Oder wie aus großen Eimern und Kübeln, welche man ausschüttet.
Es hörte erst gegen Morgen auf zu gewittern und zu regnen.
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne wieder.