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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 446
Textanalyse und Interpretation zu
Hans-Ulrich Treichel
DER VERLORENE
Rüdiger Bernhardt
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Hans-Ulrich Treichel. Der Verlorene. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 13. Auflage 2016 (suhrkamp taschenbuch 3061).
Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.
1. Auflage 2018
ISBN 978-3-8044-7046-0
© 2018 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: © picture alliance / ZP
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Hans-Ulrich Treichel: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Krieg, Flucht und Vertreibung
Die Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunders
Die Geschichte einer deutschen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
Voraussetzungen und Entstehung seit 1995
Verwandte literarische Werke
Literarische Traditionen
3.2 Inhaltsangabe
Erster Abschnitt (S. 7–12)
Zweiter Abschnitt (S. 12–73)
Dritter Abschnitt (S. 73–138)
Vierter Abschnitt (S. 138–175)
3.3 Aufbau
Die Frage nach der Gattung
Mythisches und Archetypen
Spontanes Erzählen
Erzählsituation
Die Funktion von Ironie und Witz
Erzählanlass: das „Schreckliche“
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Der Ich-Erzähler
Der Verlorene (Arnold)
Die Eltern
Herr Rudolph
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Der jugendliche Erzähler
Wiederholungen als spezifisches sprachliches Mittel
Pseudowissenschaftliche Begriffe, Leitbegriffe und -motive, Bericht
Wortfelder
Sprachlicher Witz und Ironie
3.7 Interpretationsansätze
Eine alltägliche Geschichte
Die Leitbegriffe „Schuld” und „Scham“
Die Individualisierung der historischen Schuld
Die belastete individuelle Biografie
Literarische Parallelen zu Grass‘ Blechtrommel
Die Funktion mythischer Elemente
4. Rezeptionsgeschichte
Bestseller und Leserreaktionen
Verstärktes Interesse an NS-Vergangenheit um 2000
Bezug zu den Achtundsechzigern
Übersetzungen, Dramatisierung, Verfilmung
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgabe
Weitere Quellen
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Materialien aus dem Internet
Damit sich jeder Leser in diesem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt eine Übersicht.
Im 2. Kapitel wird Hans-Ulrich Treichels Leben skizziert und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:
Hans-Ulrich Treichel wurde 1952 in Westfalen geboren; seine Familie kam aus Ostpreußen. Flucht und Vertreibung wurden zum Thema des in Leipzig als Professor für Deutsche Literatur lehrenden Autors und Germanisten.
Der auf der Flucht aus dem Osten 1945 verlorene Bruder ist Ausgangspunkt des Textes. Von ihm aus wird ein Bericht von 1945 bis in die 60er Jahre am Beispiel einer Familie gegeben.
Der Erzähler von Treichels Text will sich von der Belastung durch den verlorenen Bruder befreien.
Der Autor stammt aus der zweiten Generation nach Flucht und Vertreibung.
Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.
Der Verlorene – Entstehung und Quellen:
Der Text entstand, nach Anfängen 1995, zwischen 1996 und 1998.
Das Thema des Verlorenen ist autobiografischer Herkunft und hat sich zu einem Komplex in Treichels Schaffen geweitet. Das Material stammt aus der Familie des Autors; dem Autor diente es dazu, die „Leere der Kindheit“[1] – den „Morbus biographicus“[2] (autobiografische Entleerung) – zu beheben.
Von Bedeutung waren literarische Erinnerungen an Ostpreußen (u. a. von Lehndorff).
Der Verlorene stellt sich in eine Reihe mit ähnlichen Werken anderer Autoren (Christa Wolfs Kindheitsmuster, Christoph Heins Von allem Anfang an, Günter Grass‘ Im Krebsgang u. a.).
Inhalt:
Ein namenloser Ich-Erzähler erinnert sich an seinen Bruder Arnold, der im Kriegsjahr 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen als Kleinkind verloren ging. Spät teilt die Mutter ihm das Schicksal dieses Bruders mit. Als man bei der Suche nach dem Bruder auf ein Findelkind stößt, welches der Vermisste sein könnte, wird der Erzähler in vergleichende Körperuntersuchungen einbezogen. Sie führen aber zu keiner befriedigenden Lösung. Die Enttäuschung darüber u. a. führen zum Tod des Vaters. Die Mutter übernimmt die Führung des Geschäfts. Der Revierpolizist Rudolph kümmert sich fortan um Mutter und Sohn, führt auch die Suche weiter, muss aber erfahren, dass das Findelkind inzwischen adoptiert worden ist. Eine Fahrt zu dem Findelkind wird ergebnislos abgebrochen, für den Erzähler ist der Anblick des inzwischen erwachsenen Findelkindes ein Schock.
Chronologie und Schauplätze:
Das Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945), Vertreibung und die Nachkriegszeit sind Themen des Berichtes, der nach dem Tod des Vaters 1964 und der ergebnislosen Suche nach dem Findelkind vom Erzähler geschrieben wird.
Ein anderes Thema sind die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik mit dem Wirtschaftswunder.
Die Geschichte des „Verlorenen“ beschreibt eine der zahlreichen Familien, die der deutsche Nationalsozialismus/Faschismus[3] aus ihrer Bahn geworfen hat. Sie hatten die historische Schuld der Deutschen mit der Heimat bezahlen müssen, sie wurden Vertriebene oder Umsiedler.[4]
Die Geschichten von Flucht und Untergang wurden in Werken z. B. Christa Wolfs und Günter Grass‘ gestaltet. Der Erzähler von Treichels Text ist wie sein Schöpfer ein Nachkriegsgeborener.
Aufbau:
Treichels Text lässt sich als eine Art „Bericht“ verstehen, in dem es um den Selbstwert des Ich-Erzählers geht, der auf Anlässe reagiert. Es handelt sich um eine Ich-Erzählsituation.
Strukturiert wird der Text nur durch drei Leerzeilen; in den vier Absätzen berichtet der Erzähler in einer Ich-Erzählsituation über sein Verhältnis zu dem verlorenen Bruder und erinnert seine Kindheit und Jugend im Schatten des Verlorenen.
Die Grundsituation erinnert an archetypische Situationen und mythologische Figuren (Ödipus, Narziss) und bezieht ritualisierte Vorgänge (Essen, biblische Speisenvermehrung) ein. Damit bekommt sie, wie der Titel andeutet, bedingt mythisch-gleichnishaften Charakter (individualisiertes Massenschicksal).
Der Erzählvorgang wirkt spontan, auf Anlässe reagierend; zu den wenigen Gestaltungsmitteln gehören seltene Zeitenwechsel und ein angedeuteter Erzählrahmen.
Die Ich-Erzählsituation vereinigt die Subjekt- und Objekt-Position.
Von Bedeutung sind unfreiwilliger Witz und unbewusste Ironie im Text, der dadurch simplizianische Züge bekommt.
Personen:
Der Erzähler
namenlos, zu Beginn seines Berichts etwa 15-jährig.
Seine Geburt ist möglicherweise Folge einer Vergewaltigung (das „Schreckliche“, 80).
Er und die Familie stehen unter der Last des Verlorenen und des „Schrecklichen“.
Fühlt sich gegenüber dem verlorenen älteren Bruder zurückgesetzt, hat eine Neigung zu Geheimnisvollem und eine ursprüngliche Beziehung zu Russischem.
Der Verlorene (Arnold)
Bruder des Erzählers, geb. 1943, verloren gegangen am 20. Januar 1945,
wird von den Eltern gesucht und möglicherweise als Findelkind gefunden.
Die Ähnlichkeit zwischen dem Erzähler und ihm ist „verblüffend“ (55).
Die jahrelange Suche nach ihm wird am Ende des Textes abgebrochen.
Die Eltern
sind Vertriebene aus dem „Osten“ (7) und kamen nach Westfalen,
weitgehend geschichts- und traditionslos.
Der Vater
heißt ebenfalls Arnold, bäuerlicher Herkunft, seine Lebensdaten (1909–1964) stimmen mit denen von Treichels realem Vater überein.
hart, spießig und tyrannisch,
verlor nach beiden Kriegen Haus und Hof,
steigt in der Adenauer-Ära zum Großhandelskaufmann im Fleisch- und Wurstgroßhandel auf.
Die Mutter
bleibt namenlos, 1921 geboren (vgl. Treichel, Anatolin, S. 134)
„Schuld und Scham“ belasten sie seit 1945, Ursachen unterschiedlich.
Das Wissen über die Vergangenheit hat der Erzähler von ihr.
Ihr Schuldgefühl ist vermutlich zweifach: Verlust des Sohnes, schwanger durch Vergewaltigung.
Herr Rudolph
Revierpolizist, „ein Freund der Familie“ (58),
sorgt sich nach dem Tod des Vaters „weiter um die Mutter“ (141),
hilft bei der Suche nach Arnold.
Stil und Sprache:
Jugendliches Sprach- und Gestaltungsvermögen des Erzählers scheinbar ohne literarisierende Mittel
Wiederholungen zur Bewältigung des Gefühls der Bedeutungslosigkeit, als Ausdruck der territorialen Herkunft
Leitbegriffe (Schreckliches, Schuld, Scham) und Leitmotive (Foto, Spiegel und Spiegelbild) organisieren den Text ebenso wie Redundanzen und Wortfelder.
Stilmittel der Ironie und des Witzes
Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:
Eine alltägliche Geschichte einer Familie nach 1945 wird durch den Verlust eines Sohnes zur Geschichte der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie versucht, Schuld und Scham zu bewältigen, bleibt aber dadurch in der Vergangenheit befangen.
„Schuld und Scham“ sind mehrfach interpretierbar. Der historisch ahnungslose Erzähler bietet ein Panorama möglicher Schuld- und Schamgefühle.
Er muss erleben, dass seine Individualität fast ausgelöscht wird.
Aus der privaten Familiengeschichte wird eine repräsentative nationale Geschichte.
Der Erzähler versucht, allerdings mit ungenügenden Mitteln, sich zu erkennen und zu finden und die „Leere der Kindheit“ zu überwinden.
Rezeptionsgeschichte:
von der Literaturkritik überaus positiv besprochen
Kaum eine Interpretationsmöglichkeit wurde von Kritik und Forschung ausgelassen.
Der Text wurde u. a. als Darstellung von Kriegsfolgen (Vertreibung) und westdeutschem Wirtschaftswunder gelesen.
Er zeige das Weiterleben faschistoiden Gedankenguts (Rassentheorien) in der Nachkriegsgesellschaft.
Würdigung der Bedeutung der Achtundsechziger
Hans-Ulrich Treichel (* 1952)© picturealliance/dpa
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1952
Versmold/