Der Verlorene. Königs Erläuterungen. - Rüdiger Bernhardt - E-Book

Der Verlorene. Königs Erläuterungen. E-Book

Rüdiger Bernhardt

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Hans-Ulrich Treichel: Der Verlorene - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Ähnliche


KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 446

Textanalyse und Interpretation zu

Hans-Ulrich Treichel

DER VERLORENE

Rüdiger Bernhardt

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Hans-Ulrich Treichel. Der Verlorene. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 13. Auflage 2016 (suhrkamp taschenbuch 3061).

Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Univer­sitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.

1. Auflage 2018

ISBN 978-3-8044-7046-0

© 2018 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: © picture alliance / ZP

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Hans-Ulrich Treichel: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Krieg, Flucht und Vertreibung

Die Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunders

Die Geschichte einer deutschen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

Voraussetzungen und Entstehung seit 1995

Verwandte literarische Werke

Literarische Traditionen

3.2 Inhaltsangabe

Erster Abschnitt (S. 7–12)

Zweiter Abschnitt (S. 12–73)

Dritter Abschnitt (S. 73–138)

Vierter Abschnitt (S. 138–175)

3.3 Aufbau

Die Frage nach der Gattung

Mythisches und Archetypen

Spontanes Erzählen

Erzählsituation

Die Funktion von Ironie und Witz

Erzählanlass: das „Schreckliche“

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Der Ich-Erzähler

Der Verlorene (Arnold)

Die Eltern

Herr Rudolph

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Der jugendliche Erzähler

Wiederholungen als spezifisches sprachliches Mittel

Pseudowissenschaftliche Begriffe, Leitbegriffe und -motive, Bericht

Wortfelder

Sprachlicher Witz und Ironie

3.7 Interpretationsansätze

Eine alltägliche Geschichte

Die Leitbegriffe „Schuld” und „Scham“

Die Individualisierung der historischen Schuld

Die belastete individuelle Biografie

Literarische Parallelen zu Grass‘ Blechtrommel

Die Funktion mythischer Elemente

4. Rezeptionsgeschichte

Bestseller und Leserreaktionen

Verstärktes Interesse an NS-Vergangenheit um 2000

Bezug zu den Achtundsechzigern

Übersetzungen, Dramatisierung, Verfilmung

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 **

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Quellen

Lernhilfen und Kommentare für Schüler

Sekundärliteratur

Materialien aus dem Internet

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in diesem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt eine Übersicht.

 

Im 2. Kapitel wird Hans-Ulrich Treichels Leben skizziert und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:

Hans-Ulrich Treichel wurde 1952 in Westfalen geboren; seine Familie kam aus Ostpreußen. Flucht und Vertreibung wurden zum Thema des in Leipzig als Professor für Deutsche Literatur lehrenden Autors und Germanisten.

Der auf der Flucht aus dem Osten 1945 verlorene Bruder ist Ausgangspunkt des Textes. Von ihm aus wird ein Bericht von 1945 bis in die 60er Jahre am Beispiel einer Familie gegeben.

Der Erzähler von Treichels Text will sich von der Belastung durch den verlorenen Bruder befreien.

Der Autor stammt aus der zweiten Generation nach Flucht und Vertreibung.

Im 3. Kapitel wird eine Textanalyse und -interpretation geboten.

Der Verlorene – Entstehung und Quellen:

Der Text entstand, nach Anfängen 1995, zwischen 1996 und 1998.

Das Thema des Verlorenen ist autobiografischer Herkunft und hat sich zu einem Komplex in Treichels Schaffen geweitet. Das Material stammt aus der Familie des Autors; dem Autor diente es dazu, die „Leere der Kindheit“[1] – den „Morbus biographicus“[2] (autobiografische Entleerung) – zu beheben.

Von Bedeutung waren literarische Erinnerungen an Ostpreußen (u. a. von Lehndorff).

Der Verlorene stellt sich in eine Reihe mit ähnlichen Werken anderer Autoren (Christa Wolfs Kindheitsmuster, Christoph Heins Von allem Anfang an, Günter Grass‘ Im Krebsgang u. a.).

Inhalt:

Ein namenloser Ich-Erzähler erinnert sich an seinen Bruder Arnold, der im Kriegsjahr 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen als Kleinkind verloren ging. Spät teilt die Mutter ihm das Schicksal dieses Bruders mit. Als man bei der Suche nach dem Bruder auf ein Findelkind stößt, welches der Vermisste sein könnte, wird der Erzähler in vergleichende Körperuntersuchungen einbezogen. Sie führen aber zu keiner befriedigenden Lösung. Die Enttäuschung darüber u. a. führen zum Tod des Vaters. Die Mutter übernimmt die Führung des Geschäfts. Der Revierpolizist Rudolph kümmert sich fortan um Mutter und Sohn, führt auch die Suche weiter, muss aber erfahren, dass das Findelkind inzwischen adoptiert worden ist. Eine Fahrt zu dem Findelkind wird ergebnislos abgebrochen, für den Erzähler ist der Anblick des inzwischen erwachsenen Findelkindes ein Schock.

Chronologie und Schauplätze:

Das Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945), Vertreibung und die Nachkriegszeit sind Themen des Berichtes, der nach dem Tod des Vaters 1964 und der ergebnislosen Suche nach dem Findelkind vom Erzähler geschrieben wird.

Ein anderes Thema sind die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik mit dem Wirtschaftswunder.

Die Geschichte des „Verlorenen“ beschreibt eine der zahlreichen Familien, die der deutsche Nationalsozialismus/Faschismus[3] aus ihrer Bahn geworfen hat. Sie hatten die historische Schuld der Deutschen mit der Heimat bezahlen müssen, sie wurden Vertriebene oder Umsiedler.[4]

Die Geschichten von Flucht und Untergang wurden in Werken z. B. Christa Wolfs und Günter Grass‘ gestaltet. Der Erzähler von Treichels Text ist wie sein Schöpfer ein Nachkriegsgeborener.

Aufbau:

Treichels Text lässt sich als eine Art „Bericht“ verstehen, in dem es um den Selbstwert des Ich-Erzählers geht, der auf Anlässe reagiert. Es handelt sich um eine Ich-Erzählsituation.

Strukturiert wird der Text nur durch drei Leerzeilen; in den vier Absätzen berichtet der Erzähler in einer Ich-Erzählsituation über sein Verhältnis zu dem verlorenen Bruder und erinnert seine Kindheit und Jugend im Schatten des Verlorenen.

Die Grundsituation erinnert an archetypische Situationen und mythologische Figuren (Ödipus, Narziss) und bezieht ritualisierte Vorgänge (Essen, biblische Speisenvermehrung) ein. Damit bekommt sie, wie der Titel andeutet, bedingt mythisch-gleichnishaften Charakter (individualisiertes Massenschicksal).

Der Erzählvorgang wirkt spontan, auf Anlässe reagierend; zu den wenigen Gestaltungsmitteln gehören seltene Zeitenwechsel und ein angedeuteter Erzählrahmen.

Die Ich-Erzählsituation vereinigt die Subjekt- und Objekt-Position.

Von Bedeutung sind unfreiwilliger Witz und unbewusste Ironie im Text, der dadurch simplizianische Züge bekommt.

Personen:

Der Erzähler

namenlos, zu Beginn seines Berichts etwa 15-jährig.

Seine Geburt ist möglicherweise Folge einer Vergewaltigung (das „Schreckliche“, 80).

Er und die Familie stehen unter der Last des Verlorenen und des „Schrecklichen“.

Fühlt sich gegenüber dem verlorenen älteren Bruder zurückgesetzt, hat eine Neigung zu Geheimnisvollem und eine ursprüngliche Beziehung zu Russischem.

Der Verlorene (Arnold)

Bruder des Erzählers, geb. 1943, verloren gegangen am 20. Januar 1945,

wird von den Eltern gesucht und möglicherweise als Findelkind gefunden.

Die Ähnlichkeit zwischen dem Erzähler und ihm ist „verblüffend“ (55).

Die jahrelange Suche nach ihm wird am Ende des Textes abgebrochen.

Die Eltern

sind Vertriebene aus dem „Osten“ (7) und kamen nach Westfalen,

weitgehend geschichts- und traditionslos.

Der Vater

heißt ebenfalls Arnold, bäuerlicher Herkunft, seine Lebensdaten (1909–1964) stimmen mit denen von Treichels realem Vater überein.

hart, spießig und tyrannisch,

verlor nach beiden Kriegen Haus und Hof,

steigt in der Adenauer-Ära zum Großhandelskaufmann im Fleisch- und Wurstgroßhandel auf.

Die Mutter

bleibt namenlos, 1921 geboren (vgl. Treichel, Anatolin, S. 134)

„Schuld und Scham“ belasten sie seit 1945, Ursachen unterschiedlich.

Das Wissen über die Vergangenheit hat der Erzähler von ihr.

Ihr Schuldgefühl ist vermutlich zweifach: Verlust des Sohnes, schwanger durch Vergewaltigung.

Herr Rudolph

Revierpolizist, „ein Freund der Familie“ (58),

sorgt sich nach dem Tod des Vaters „weiter um die Mutter“ (141),

hilft bei der Suche nach Arnold.

Stil und Sprache:

Jugendliches Sprach- und Gestaltungsvermögen des Erzählers scheinbar ohne literarisierende Mittel

Wiederholungen zur Bewältigung des Gefühls der Bedeutungslosigkeit, als Ausdruck der territorialen Herkunft

Leitbegriffe (Schreckliches, Schuld, Scham) und Leitmotive (Foto, Spiegel und Spiegelbild) organisieren den Text ebenso wie Redundanzen und Wortfelder.

Stilmittel der Ironie und des Witzes

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

Eine alltägliche Geschichte einer Familie nach 1945 wird durch den Verlust eines Sohnes zur Geschichte der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Sie versucht, Schuld und Scham zu bewältigen, bleibt aber dadurch in der Vergangenheit befangen.

„Schuld und Scham“ sind mehrfach interpretierbar. Der historisch ahnungslose Erzähler bietet ein Panorama möglicher Schuld- und Schamgefühle.

Er muss erleben, dass seine Individualität fast ausgelöscht wird.

Aus der privaten Familiengeschichte wird eine repräsentative nationale Geschichte.

Der Erzähler versucht, allerdings mit ungenügenden Mitteln, sich zu erkennen und zu finden und die „Leere der Kindheit“ zu überwinden.

Rezeptionsgeschichte:

von der Literaturkritik überaus positiv besprochen

Kaum eine Interpretationsmöglichkeit wurde von Kritik und Forschung ausgelassen.

Der Text wurde u. a. als Darstellung von Kriegsfolgen (Vertreibung) und westdeutschem Wirtschaftswunder gelesen.

Er zeige das Weiterleben faschistoiden Gedankenguts (Rassentheorien) in der Nachkriegsgesellschaft.

Würdigung der Bedeutung der Achtundsechziger

2. Hans-Ulrich Treichel: Leben und Werk

Hans-Ulrich Treichel (* 1952)© picturealliance/dpa

2.1 Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1952

Versmold/