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Königs Erläuterung zu Thomas Mann: Der Zauberberg - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
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Seitenzahl: 121
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 443
Textanalyse und Interpretation zu
Thomas Mann
DER ZAUBERBERG
Nadine Heckner und Michael Walter
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Thomas Mann: Der Zauberberg. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 19. Auflage 2008.
Über die Autoren dieser Erläuterung:Nadine Heckner (* 1978) Studium an der Ruhr-Universität Bochum und der University of Limerick (Irland) in den Fächern Germanistik und Geschichte. Beschäftigt als Hilfskraft im Dekanat für Philologie. Freie (Foto-)Journalistin und Herausgeberin des Internetmagazins Kreide-Kreis. Sie lebt in Essen.Michael Walter (* 1981) Studium der Germanistik und Geschichte. Arbeiten als Autor und Komponist. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt im Ruhrgebiet.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
2. Auflage 2014
ISBN 978-3-8044-6942-6
© 2006, 2010 by C. Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Inszenierung am Maxim Gorki Theater Berlin © Cinetext/OZ
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Thomas Mann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Der Vorsatz
Die Kompositionsstruktur
Die Zeitkonzeption des Romans
Die Rolle des Erzählers
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Hans Castorp
Joachim Ziemßen
Lodovico Settembrini
Leo Naphta
Mynheer Peeperkorn
Clawdia Chauchat
Das medizinische Personal des ‚Berghof‘-Sanatoriums
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Leitmotivtechnik
Ironischer Stil
Sprache
3.7 Interpretationsansätze
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Der Zauberberg als Märchen? – von Michael Neumann
Held und Autor: Gemeinsamkeiten und Unterschiede – von Hermann Kurzke
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 ***
Literatur
Primärtexte
Sekundärliteratur (Auswahl)
Verfilmung
Dokumentarverfilmung
Materialien aus dem Internet
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Das 2. Kapitel stellt das Leben Thomas Manns dar und bettet dieses und das Werk des Autors in den zeitgeschichtlichen Hintergrund ein.
Thomas Mann lebte von 1875 bis 1955, zunächst in Lübeck, später in München. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verbrachte er die meiste Zeit bis Kriegsende in den USA, seinen Wohnsitz hatte er u. a. im kalifornischen Pacific Palisades. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Mann im schweizerischen Kilchberg bei Zürich. Nach Deutschland kehrte er nach den Kriegsjahren nicht dauerhaft zurück. (Abschnitt 2.1)
Inmitten der Arbeit am Zauberberg kam es im Jahr 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der die Entstehung des Romans und dessen Inhalt maßgeblich beeinflusste. (Abschnitt 2.2)
Der Zauberberg, ein Schlüsselwerk im Schaffen Manns, erschien 1924, also noch im Jahr der Fertigstellung, erstmalig. Schon zuvor war Thomas Mann international mit seinen Werken in Erscheinung getreten, nicht zuletzt mit seinem Debüt-Roman Buddenbrooks, der ihm im Jahr 1929 den Nobelpreis für Literatur einbrachte. (Abschnitt 2.3)
Das 3. Kapitel dieser Erläuterung führt in die Textanalyse und -interpretation des Zauberbergs ein.
Entstehung und Quellen:
Zur Arbeit am Zauberberg wurde Thomas Mann durch einen Sanatoriumsaufenthalt seiner Frau im schweizerischen Davos inspiriert. (Abschnitt 3.1)
Inhalt:
Der Roman Der Zauberberg ist unterteilt in sieben Kapitel und einen Vorsatz. Er erzählt die sieben Jahre während der Aufenthaltszeit Hans Castorps im Sanatorium Berghof. Ursprünglich angereist, um seinem Vetter Joachim Ziemßen einen dreiwöchigen Besuch abzustatten, entwickelt sich der Schauplatz für den jungen Patriziersohn bald zu einem Ort der Begegnung mit Themen wie Philosophie, Religion, Krankheit, Tod und Liebe. Die Figuren Lodovico Settembrini, Clawdia Chauchat, Leo Naphta und Mynheer Peeperkorn sind jeweils Castorps Bezugspunkte für die Beschäftigung mit diesen Themenfeldern.
Personen:
Die Hauptpersonen sind:
Hans Castorp:
zu Beginn der Handlung 23 Jahre alt
Vollwaise
Absolvent eines Ingenieurstudiums
gilt weder als Genie noch als unterdurchschnittlich begabt.
Joachim Ziemßen:
Sohn von Castorps Stieftante Luise
eine sympathische Figur
will sich zum Soldaten ausbilden lassen.
Lodovico Settembrini:
Literat
hegt Hans gegenüber pädagogische Absichten.
Humanist und Freimaurer
Leo Naphta:
Jesuit und Kommunist
tritt als Gegenspieler Settembrinis auf.
lebt im gleichen Haus wie Settembrini.
Mynheer Peeperkorn:
besticht durch sein äußeres Erscheinungsbild.
erklärt sich und Castorp zu Brüdern.
begeht Selbstmord.
Clawdia Chauchat:
Russin
Femme fatale
ist verheiratet, empfängt nur selten Besuch von ihrem Mann.
Diese und andere Figuren werden wir ausführlich vorstellen. (Abschnitt 3.4)
Stil und Sprache:
Leitmotivtechnik:
Mann versetzt seinen Text mit sogenannten Leitmotiven, die sich durch den gesamten Roman ziehen. Diese Technik übernimmt Mann von der Musik, wo sie in meisterlicher Weise von Richard Wagner eingesetzt wurde.
Ironischer Stil:
Die Verwendung von ironischen Stilmitteln dient unter anderem der Distanzierung des Autors zu seinen Figuren; auch können Dinge mitgeteilt werden, die eigentlich nicht gesagt werden dürfen. Aussagen werden in ihr Gegenteil verkehrt oder in ihrem Verständnisbereich erweitert.
Sprache:
Im Hinblick auf die Sprache Manns fällt insbesondere die häufige Verwendung von medizinischen Fachtermini auf. (Abschnitt 3.6)
Interpretationsansätze:
Der Zauberberg wurde im Laufe der Jahrzehnte auf verschiedene Weisen interpretiert. Die wichtigsten Ansätze werden erläutert, darunter die Interpretation des Werkes als Zeit-, Bildungs- oder Gesellschaftsroman. (Abschnitt 3.7)
Thomas Mann (1875–1955) © ullstein bild – Bunk
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1875
Lübeck
Thomas Mann wird am 6. Juni als zweiter Sohn des Speditionskaufmanns und späteren Senators Heinrich Mann und dessen Frau Julia (geb. Bruhns) geboren.
1891
Lübeck
Tod des Vaters
16
ab 1893
Lübeck
Mann verfasst Aufsätze für die u. a. von ihm mit herausgegebene Zeitschrift Der Frühlingssturm. Monatszeitschrift für Kunst, Literatur und Philosophie.
18
1894
Lübeck/
München
Er verlässt das Gymnasium und folgt seiner Mutter und seinen Geschwistern nach München. Hier arbeitet er als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft. Seine erste Novelle Gefallen erscheint.
19
1895
München
Mann entschließt sich zu einer Existenz als freier Schriftsteller und gibt seinen bürgerlichen Beruf auf; Gasthörer an der Technischen Hochschule, Plan für eine journalistische Laufbahn
20
1896–1898
Italien
Gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich geht Mann auf eine zweijährige Italienreise; auf dieser Reise beginnt er mit der Arbeit an den Buddenbrooks.
21–23
1898
Manns Novellen-Sammlung wird unter dem Titel Der kleine Herr Friedemann publiziert.
23
1898–1900
München
Mann arbeitet als Korrektor und Lektor bei der satirischen Zeitschrift Simplicissimus.
23–25
1899
Dänemark
Auf einer Urlaubsreise entsteht die Novelle Tonio Kröger.
24
1901
Buddenbrooks erscheint und wird ein triumphaler Erfolg.
26
1905
München
Mann heiratet Katharina Pringsheim, genannt Katia, aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor.
30
1912
Davos
(Schweiz)
Mai/Juni: Mann besucht seine Frau Katia in Davos, wo sie sich wegen einer Lungenerkrankung in einem Sanatorium aufhält. Okt./Nov.: Der Tod in Venedig erscheint.
37
1913
München
Mann beginnt mit der Arbeit am Zauberberg.
38
1918
Betrachtungen eines Unpolitischen. Thomas Manns Kriegsbegeisterung und die Verteidigung des Kaisertums führen zum Bruch mit Bruder Heinrich, der sich inzwischen als Demokrat sieht, sie versöhnen sich erst im Jahre 1922.
43
1924
Der Zauberberg erscheint.
49
1929
Stockholm
Mann erhält den Nobelpreis für Literatur für die Buddenbrooks.
54
1930
Berlin
Deutsche Ansprache – Ein Appell an die Vernunft (Mahnrede Manns angesichts des Stimmenzuwachses der NSDAP); Mario und der Zauberer erscheint.
55
1933
Mann begibt sich auf eine Reise durch Europa, von der er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nicht nach Deutschland zurückkehrt. Aufenthalt in der Schweiz, an der französischen Riviera, Niederlassung in Küsnacht bei Zürich. Der erste Teil von Joseph und seine Brüder erscheint.
58
1936
Küsnacht
bei Zürich
Öffentliche Absage an das nationalsozialistische Deutschland, Mann wird daraufhin die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt; er erhält die tschechoslowakische.
61
1938
Princeton
(USA)
Emigration nach Princeton, Mann ist an der dortigen Universität als Gastprofessor tätig.
63
1939
Lotte in Weimar erscheint.
64
1940–1945
Unter dem Titel Deutsche Hörer werden ca. 60 Kommentare Thomas Manns mit Hilfe der BBC monatlich nach Deutschland übertragen.
65–70
1941
Pacific
Palisades
Umzug nach Pacific Palisades bei Los Angeles
66
1944
Pacific
Palisades
Mann nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
69
1945
Pacific
Palisades
In dem offenen Brief Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre beschäftigt sich Th. Mann mit dem Problem der Kollektivschuld des deutschen Volkes.
70
1947
Erste Europareise nach dem Krieg; Doktor Faustus erscheint.
72
1949
Deutschland
Erster Deutschlandbesuch nach dem Krieg
73
1952
Erlenbach
bei Zürich
Mann siedelt nach Erlenbach bei Zürich um, da er in den USA als Sympathisant des Kommunismus angeklagt wird.
77
1954
Der erste Teil des Romans Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull erscheint, er bleibt Fragment.
79
1955
Zürich
Thomas Mann stirbt am 12. August im Kantonsspital Zürich.
80
ZUSAMMENFASSUNG
Wichtig zu Beginn des 20. Jahrhunderts:
Deutschlands Bemühungen, eine imperialistische Großmacht zu werden
stärker werdende Konkurrenz zwischen den Großmächten („Wettrüsten“)
Hochkonjunktur von Rassismus und Militarismus in Deutschland
weltpolitische Isolation Deutschlands zu Beginn des Ersten Weltkriegs
Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und dessen Frau durch den serbischen Studenten Gavrilo Princip (Auslöser des Ersten Weltkriegs)
Die von Thomas Mann erzählte Zeitspanne im Roman Der Zauberberg umfasst, von der Ankunft Castorps im Sanatorium an einem Dienstag im August 1907 bis hin zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, sieben Jahre. Bedenkt man die lange Entstehungszeit dieses Zeit- und Bildungsromans von 1913 bis 1924, stellt man fest, dass das vom Autor erzählte Geschehen vor dem Hintergrund eines ungemein umfangreichen zeitgeschichtlichen Zusammenhangs während einer Zeit der geistigen und politischen Neuorientierung zu lesen ist.[1]
Die Entstehungszeit war geprägt durch weltgeschichtliche Entwicklungen, die schließlich, ein Jahr nach Aufnahme der Arbeit am Zauberberg, zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führten. Der Auslöser der Kettenreaktion, die den Ersten Weltkrieg zur Folge hatte, war das Attentat des serbischen Studenten Gavrilo Princip auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie von Hohenberg (28. Juni 1914). Kurz nach deren Ankunft zu einem Besuch in Sarajevo tötete Princip die beiden Mitglieder des Könighauses. Die österreichische Vergeltungsaktion gegen Serbien führte schließlich zum Ersten Weltkrieg.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine immer stärker werdende Konkurrenz zwischen den Großmächten, zu denen in dieser Zeit auf der einen Seite England, Frankreich und Russland (Entente), auf der anderen Seite Deutschland und Österreich-Ungarn gehörten. Militärbündnisse wurden verhandelt, beschlossen und wieder aufgegeben; die Großmächte begannen ein Wettrüsten.
In Deutschland wurden Wehrsteuern zur Aufrüstung der eigenen Flotte eingeführt. Ziel des deutschen Kaisers war es, das Reich zu einer imperialistischen Großmacht zu formen, wozu ihm eine starke deutsche Flotte unverzichtbar erschien.
Starkes Misstrauen der anderen europäischen Großmächte dem Deutschen Reich gegenüber war bei dieser aggressiven Militärpolitik Wilhelms II. nur eine logische Konsequenz. Weiteres Konfliktpotenzial bot die politische Situation auf dem Balkan zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bereits 1908 schien sich ein militärischer Konflikt anzubahnen, als Österreich-Ungarn Bosnien und Herzegowina annektierte. Serbien, das seine politischen Pläne gestört sah, wendete sich gegen das Vorgehen Österreich-Ungarns, worauf Russland sich der serbischen Position anschloss. Einzig durch Vermittlung des Deutschen Reiches konnte die Eskalation des Konfliktes verhindert werden.
Durch seine Außenpolitik war das Deutsche Reich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in eine weltpolitische Isolation geraten.
Auch um die Innenpolitik Deutschlands war es in dieser prekären außenpolitischen Lage nicht besser bestellt. Eine aufgrund der Industrialisierung schnell heranwachsende Arbeiterbewegung schritt in einen selbstbewussten politischen Kampf gegen die Obrigkeit des Landes, und auch das Bürgertum erbat sich von dieser mehr Mitspracherecht. Der Kaiser jedoch hatte im Sinn, den Reichstag mittels eines Staatsstreiches aufzulösen, um seiner Politik wieder mehr nationales Gewicht geben zu können. Pläne zur Zerschlagung der Sozialdemokratie gingen mit diesem Vorhaben einher.
Die Gesamtsituation Deutschlands zu dieser Zeit förderte den Aufschwung des Nationalismus und Imperialismus, die Stimmung im Lande wurde genutzt, um eine Anhängerschaft von einigen Millionen Bürgern für deutschnationale Interessen zu gewinnen. Rassismus, deutschnationales Gedankengut und Militarismus hatten Hochkonjunktur.
In dieser Situation nach der Ermordung Franz Ferdinands und seiner Gemahlin gab man aus Berlin dem Bündnispartner Österreich-Ungarn Rückendeckung in Form einer am 6. Juli 1914 zugesicherten Blankovollmacht. Diese Blankovollmacht sah eine deutsche Intervention im Falle eines russischen Eingreifens vor; allerdings hielt man im deutschen Reich die ganze Angelegenheit zuerst noch für einen lokal begrenzten Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli, genau einen Monat nach dem Attentat, wurde jedoch eine Reihe von Bündnissen aktiviert, die sehr rasch zum Weltkrieg führten. In Anbetracht der Tatsache, dass Russland nun Bereitschaft zeigte, seinen Bündnispartner Serbien militärisch zu unterstützen, drängte das Deutsche Reich gegenüber Österreich-Ungarn darauf, den Krieg auf dem Balkan mit der Eroberung Belgrads abzuschließen und den Krieg dadurch zu beenden. Hierfür war es jedoch zu spät, da der Zar in Russland