DER ZAUBERER DER VENUS - Fünfter Roman der VENUS-Tetralogie - Edgar Rice Burroughs - E-Book

DER ZAUBERER DER VENUS - Fünfter Roman der VENUS-Tetralogie E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Mit den bisherigen vier Bänden lagen alle zu Lebzeiten des Autors veröffentlichten Venus-Geschichten in Buchform vor. 1941 sollte noch eine weitere Geschichte mit dem Titel The Wizard Of Venus folgen. Diese Geschichte stellt heute den fünften und letzten Band der Amtor-Saga dar.

In diesem letzten Abenteuer befinden sich Carson Napier und seine Gefährtin, Prinzessin Duare, auf dem Weg zum Königreich von Korva, um dort ein Leben in Frieden zu verbringen. Doch die Beschaulichkeit sollte für Carson nur von kurzer Dauer sein. Als der tatendurstige Terraner einen Routine-Testflug mit seiner Flugzeugkonstruktion durchführt, befindet er sich unversehens in einem neuen Abenteuer - in dem ein Misserfolg den Tod bedeuten würde...

Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag die ersten vier Romane als durchgesehene Neu-Ausgaben (in der Übersetzung von Thomas Schlück). Der fünfte Band, Der Zauberer der Venus (übersetzt von Irene Holicki), ergänzt um ein Vorwort von Richard Lupoff und die Novelle Piratenblut, erscheint als deutsche Erstveröffentlichung.

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EDGAR RICE BURROUGHS

Der Zauberer der Venus

Fünfter Band der VENUS-Tetralogie

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 25

Apex-Verlag

Deutsche Erstveröffentlichung

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DER ZAUBERER DER VENUS 

Vorwort 

Eins 

Zwei 

Drei 

Vier 

Fünf 

Sechs 

Sieben 

Acht 

Neun 

Zehn 

Elf 

 

PIRATENBLUT 

Einleitung 

Temposünder 

Eine Million Beute 

Über dem Pazifik 

Kampf gegen einen Verrückten 

Das Wrack aus den Lüften 

Ins Meer 

Die Teufelsbraut 

Vizekommandant 

Betrogen 

Über Bord 

Die Königin der Diamanten 

Alles dem Sieger 

 

Das Buch

Mit den bisherigen vier Bänden lagen alle zu Lebzeiten des Autors veröffentlichten Venus-Geschichten in Buchform vor. 1964 sollte noch eine weitere, bis dahin unveröffentlichte Geschichte mit dem Titel The Wizard Of Venus folgen. Diese Geschichte stellt heute den fünften und letzten Band der Amtor-Saga dar.

In diesem letzten Abenteuer befinden sich Carson Napier und seine Gefährtin, Prinzessin Duare, auf dem Weg zum Königreich von Korva, um dort ein Leben in Frieden zu verbringen. Doch die Beschaulichkeit sollte für Carson nur von kurzer Dauer sein. Als der tatendurstige Terraner einen Routine-Testflug mit seiner Flugzeugkonstruktion durchführt, befindet er sich unversehens in einem neuem Abenteuer - in dem ein Misserfolg den Tod bedeuten würde...

Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag die ersten vier Romane als durchgesehene Neu-Ausgaben (in der Übersetzung von Thomas Schlück). Der fünfte Band, Der Zauberer der Venus (übersetzt von Irene Holicki), ergänzt um ein Vorwort von Richard Lupoff und die Novelle Piratenblut, erscheint als deutsche Erstveröffentlichung.

Der Autor

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück) sowie Neu-Übersetzungen des Tarzan-Zyklus.

DER ZAUBERER DER VENUS

The Wizard of Venus gehört zu den Texten, die etliche Jahre nach Edgar Rice Burroughs' Tod unter seinen unveröffentlichten Manuskripten gefunden wurden. Die Erzählung setzt die Geschichte Carson Napiers auf der Venus oder auf Amtor fort, wie der Planet von seinen Bewohnern genannt wird. Wie üblich bei Burroughs' früheren vier Venus-Romanen (alle bei Ace erschienen) war sie offenbar als Einleitung zu einer neuen Reihe von zusammenhängenden kürzeren Texten geplant, aus denen schließlich der fünfte Roman der Carson-Saga entstehen sollte.

The Wizard of Venus ist allerdings eine in sich abgeschlossene Geschichte. Der Leser macht - oder erneuert - die Bekanntschaft mit dem von der Erde stammenden Carson Napier, einem verwegenen, aber auch leichtsinnigen Abenteurer. Carson ist nicht nur im literarischen, sondern auch im persönlichen Sinn ein beeindruckender Charakter. Er wird von Erlebnissen förmlich heimgesucht. Wo wir gewöhnlichen Menschen ganz unauffällig durch einen normalen Tag gehen würden, stolpert Carson in die unglaublichsten und wildesten Abenteuer. Selbst wenn er sich gezielt zu irgendwelchen Heldentaten aufmacht, läuft es nie so wie geplant.

Nehmen wir etwa seine Ankunft auf der Venus. Anstatt es der NASA zu überlassen, den interstellaren Raum zu erkunden, ließ sich Carson, Erbe eines gigantischen Vermögens, nach seinen eigenen Vorgaben ein Raumschiff bauen. Sobald es fertig war, stieg er ein, nahm Kurs auf den Mars und hob ab.

Wie kam es, dass er stattdessen auf der Venus landete? Nun, das ist eine andere Geschichte, die von Burroughs selbst in Pirates of Venus/Piraten der Venus umfassend ausgebreitet wurde. Aber sie ist typisch für Carson Napier. In seinem Vorwort zu The Wizard of Venus stellt er sogar selbst fest, dass er eine eigentümliche Begabung hat, sich in Schwierigkeiten zu bringen.

Ob Carson nun ein großer Abenteurer ist oder nur durch Unfähigkeit glänzt, er schafft es jedenfalls, Hals über Kopf in die unterhaltsamsten Katastrophen der fantastischen Literatur hinein- und wieder herauszupurzeln.

In The Wizard of Venus erleben wir ein großartiges Beispiel dafür.

Richard Lupoff

  Vorwort

Ich denke oft daran, wie meine Bekanntschaft mit Carson Napier begann. »Wenn am dreizehnten Tag dieses Monats um Mitternacht eine weißgekleidete Frauengestalt Ihr Schlafzimmer betritt, beantworten Sie diesen Brief, andernfalls nicht.« So fing sein Brief an mich an - ein Brief, der beinahe im Papierkorb gelandet wäre.

Drei Tage später, an dem bewussten Dreizehnten, betrat tatsächlich eine weißgekleidete Frauengestalt um Mitternacht mein Schlafzimmer. Auf diese Weise wollte sich Carson Napier Gewissheit verschaffen, dass er und ich psychisch harmonierten. Und dass ich der Mann war, über den er seine interplanetaren Streifzüge an die Öffentlichkeit bringen konnte.

Nachdem wir uns auch persönlich begegnet waren, erklärte er mir, wie er sich die mystische Fähigkeit angeeignet hatte, mit der er nach Belieben jede gewünschte Vision über jede Entfernung zu projizieren und einem anderen Menschen sichtbar zu machen vermochte. Das hatte ihn ein alter Hindu namens Chandra Kabi gelehrt, und auf diesem Wege konnte er mir nicht nur die Geschichte seiner Abenteuer auf der Venus übermitteln, sondern mich auch viele davon so wirklichkeitsnah erleben lassen, als hätte ich auf dem ‚Schäferstern' tatsächlich an seiner Seite gestanden.

Ich habe mich oft gefragt, warum er diese Gabe so selten einsetzt, wenn er sich wie so oft in einer Notlage befindet. In dieser jüngsten Abenteuergeschichte, die mir zugegangen ist, hat er es getan.

Honolulu, 7. Oktober 1941

Edgar Rice Burroughs

  Eins

Ich selbst bin der Meinung, dass ich stets intelligent und manchmal sogar übermäßig sorgfältig plane; doch dann springt der Teufel aus der Schachtel, und alles läuft aus dem Ruder. Gerechterweise muss ich allerdings zugeben, dass die Schuld gewöhnlich bei mir liegt und einer Tollkühnheit zuzuschreiben ist, die in meinem Wesen liegt. Ich bin unbesonnen. Ich gehe Risiken ein. Und ich weiß, dass das töricht ist. Ein besonders schlechtes Licht wirft es auf meine Intelligenz, dass ich oft genug klar erkenne, wie dumm das ist, was ich vorhabe, und mich trotzdem darauf einlasse. Ich spiele mit dem Tod; der Einsatz ist mein Leben. Aber dabei amüsiere ich mich großartig, und bislang bin ich dem Tod noch immer von der Schippe gesprungen.

Die unglückselige Änderung der Flugrichtung meiner Rakete, durch die ich anstatt auf dem Mars auf der Venus landete, war die Folge eines kleinen Rechenfehlers seitens eines der berühmtesten Astronomen Amerikas, dessen Zahlen mehrfach von etlichen seiner gleichermaßen hochgelehrten Kollegen sowie von mir selbst überprüft worden waren. Ich finde nicht, dass man dabei von einem Mangel an Intelligenz oder von einer Dummheit sprechen kann; dennoch führte mich der kleine Fehler in eine ganze Serie von Abenteuern, wie sie wahrscheinlich noch keinem anderen Menschen widerfahren sind.

All jenen, denen diese Geschichte in die Hände fällt, überlasse ich die Entscheidung, inwieweit der Zufall beziehungsweise meine Dummheit für mein jüngstes Abenteuer verantwortlich sind. Der geneigte Leser möge darüber urteilen. Er stelle seine Leselampe etwas links hinter seinem Lieblingssessel auf und sichte die Beweise.

Ich lernte Ero Shan in Havatoo, der Vorzeigestadt am Fluss des Todes kennen, und wir wurden dicke Freunde. Er half mir, das erste Flugzeug zu bauen, mit dem ich die weiten Himmel der Venus durchmessen konnte. Duare nannte es Anotar oder Vogelschiff, und wir beide flüchteten damit aus Havatoo, als ihr dort infolge eines Justizirrtums die Todesstrafe drohte.

Als ich Ero Shan das nächste Mal sah, hing er, vom Hals abwärts gelähmt, an einer Wand im Naturgeschichtlichen Museum der Stadt Voo-ad. Duare und ich hingen neben ihm - in der gleichen Verfassung. Er erzählte mir, es sei ihm mithilfe einiger der besten Wissenschaftler Havatoos gelungen, einen zweiten Anotar zu bauen. Während eines Testflugs sei er in den gleichen schrecklichen Sturm geraten, der Duare und mich mehrere tausend Meilen von unserem Kurs abgetrieben hatte. Dieser Sturm habe ihn in der Nähe von Voo-ad zu einer Notlandung gezwungen, wo er schließlich zu einem Museumsstück geworden sei und tagtäglich von Hunderte von Amöbenwesen begafft werde.

Als wir fliehen konnten, nahmen wir Ero Shan mit; und nach einer Serie von grauenvollen Erlebnissen erreichten wir schließlich Sanara, die Hauptstadt von Korva, einem Land auf dem Kontinent Anlap. Korva ist das einzige Land auf der Venus, das Duare und ich Heimat nennen können. Ich hatte mit den blutrünstigen Zanies darum gekämpft, und ich hatte der kleinen Tochter meines Freundes Taman, des derzeitigen Jongs oder Kaisers, das Leben gerettet. Wegen dieser Verdienste hatte er mich an Sohnesstatt angenommen.

Daher bin ich nun Tanjong von Korva; und als Duare und ich nach mehr als einem Jahr nach Sanara zurückkehrten, bereitete man uns im bildlichen und im wörtlichen Sinne einen königlichen Empfang, denn man hatte dort längst die Hoffnung aufgegeben, uns noch einmal wiederzusehen.

Tagelang wurde gefeiert und gezecht, und damit uns die Menschen sehen und willkommen heißen konnten, zogen wir in einer königlichen Sänfte auf dem Rücken eines prächtig geschmückten Gantors - eines jener gewaltigen Lasttiere, die jedes Mammut oder Mastodon in den Schatten stellen würden - durch die Stadt. Zweihundert dieser Riesengeschöpfe mit Adeligen und Kriegern auf dem Rücken bildeten unser Gefolge. Wenn die Menschen unserer ansichtig wurden, schienen sie vor Freude ganz außer sich zu geraten, ein Zeichen für unsere Popularität und für Duares Schönheit.

Wir hatten endlich eine Heimat gefunden, wir waren zu Hause. Wir freuten uns auf lange Jahre in Frieden und Glück. Keine Reisen, keine Abenteuer mehr! Das hatten wir hinter uns. Ich wusste nicht, ob Kronprinzen gern Pantoffeln tragen, die Füße auf den Tisch legen, Pfeife rauchen und des Abends in Büchern schmökern, aber genau das hatte ich vor. Man wird sehen, ob es mir gelang.

  Zwei

Ich hatte Ero versprochen, ihm die Pläne für einen Anotar zu erstellen, mit dem er nach Havatoo zurückfliegen konnte, und ihm bei der Ausführung zu helfen; und da Taman wollte, dass ich die Arbeiten an einigen solcher Maschinen für die korvanische Armee überwachte, waren gleichzeitig zwei davon im Bau.

In dieser Zeit erfand ich einen ganz neuen Typ von Fallschirm, der sich sofort öffnete und nur sehr langsam nach unten sank, und ließ ihn anfertigen. Mithilfe von Klappen, die Löcher im Gewebe öffneten und schlossen, war er auch zu steuern. Bei mehreren Tests zeigte sich schließlich, dass er schon ab einer Höhe von zweihundert Fuß zuverlässig funktionierte.

Nebenbei sei erwähnt, dass ich an einer noch wirksameren Sicherheitsvorrichtung arbeitete, als mir das Schicksal neue und keineswegs willkommene Abenteuer bescherte und damit meinen Experimenten ein Ende setzte. Den Treibstoff für den lautlos laufenden Motor meines Anotars habe ich bereits mehrfach in früheren Erzählungen beschrieben. Er besteht aus einer Substanz mit Namen Lor, die das Element Yor-San und ein zweites, Vik-Ro enthält, welches mit Yor-san so reagiert, dass das Lor vollständig vernichtet wird. Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, was dabei an Wärme und damit an Energie erzeugt wird, möchte ich daran erinnern, dass Kohle, so sie denn restlos vernichtet werden könnte, achtzehn Tausend Millionen mal mehr Energie freisetzen würde als bei gewöhnlicher Verbrennung.

Ich dachte folglich eher in Richtung Wärme als in Richtung Energie und entwickelte einen kleinen Gasballon aus Tarel, jener unglaublich starken Faser aus dem Netz des Targo, der für den Transport zusammengefaltet in einem kleinen Behälter lag und mit einer starken Feder herausgeschnellt werden konnte. Zugleich sollte eine verschwindend geringe Menge Lor vernichtet werden und über geraume Zeit genügend Wärme freisetzen, um den Ballon aufzublasen.

Auf diese Weise konnte sich ein Flieger, der aus seiner Maschine abspringen musste, über sehr lange Zeit in der Luft halten oder sich an einer Reißleine langsam zum Boden ablassen. Ich war sehr enttäuscht, dass ich kein Modell meines Ballonschirms, wie ich ihn nannte, fertigstellen lassen konnte.

Aber zurück zu meiner Geschichte. Sobald der erste Anotar fertiggestellt war, stellte ich ihn auf eine harte Probe. Er war ein herrliches Schiff; doch da ich bei der Konstruktion ein paar neue Ideen verwirklicht hatte, hielten wir es für ratsam, ihn im Gelände zu testen, bevor Ero Shan zu seinem langen Flug nach Havatoo aufbrach. Und hier griff entweder das Schicksal ein oder meine Torheit schlug zu und lenkte mein Leben auf eine neue Bahn. Im Zweifelsfall sähe ich hier eher das Schicksal am Werk.

Wir rüsteten das Schiff mit allem Nötigen für einen langen Flug aus, nahmen Abschied und machten uns eines Morgens in aller Frühe auf den Weg. An der Art, wie Duare mich ansah und wie sie sich an mich klammerte, merkte ich, dass sie mich nur ungern fortließ. Ich versprach ihr, in spätestens drei Tagen zurück zu sein. Dann stieg ich, ihre Küsse noch auf meinen Lippen, zu Ero Shan ins vordere Cockpit, und wir hoben ab.

Ich war von Anlap noch nie sehr weit nach Westen geflogen, und da dieser Teil des Kontinents bislang nicht gründlich erforscht war, beschloss ich, in diese Richtung zu steuern und ihn mir anzusehen. Sanara befindet sich ganz im Osten von Anlap, das sich, jedenfalls den amtorischen Karten zufolge, etwa dreitausend Meilen weit nach Westen erstreckt. Doch da die amtorischen Karten auf einer falschen Vorstellung von der Form des Planeten beruhen, war ich überzeugt, dass die Ausdehnung eher sechstausend als dreitausend Meilen betrug. Nach meiner Schätzung konnten wir den Hin- und Rückflug bei Höchstgeschwindigkeit und ohne Zwischenfälle in etwa fünfundzwanzig Stunden bewältigen; da ich das Land wenigstens grob kartieren wollte, mussten wir auf dem Hinweg allerdings sehr viel langsamer fliegen. Dennoch glaubte ich, die Reisedauer mit drei Tagen reichlich bemessen zu haben. Obendrein wäre der Flug ein angemessener Test für den Anotar.

Am ersten Tag überflogen wir eine wunderschöne Landschaft und landeten bei Einbruch der Nacht mitten auf einer riesigen Ebene, wo es nirgendwo Spuren menschlicher Besiedlung gab und wir folglich auch nicht damit rechnen mussten, wir in der Dunkelheit angegriffen zu werden. Dennoch hielten wir abwechselnd Wache.

Als wir erwachten, hing die innere Wolkenhülle viel tiefer herab, als ich es jemals erlebt hatte, zudem wogte sie auf und ab. So aufgewühlt hatte ich sie noch nie gesehen. Dennoch starteten wir und setzten in einer Höhe von etwa zweitausend Fuß unseren Weg nach Westen fort.

Wir waren noch nicht weit geflogen, als ich bemerkte, dass unser Kompass außer Kontrolle geraten war. Obwohl ich wusste, dass wir immer noch genau nach Westen flogen, weil ich am Abend zuvor gewisse Landmarken auf unserer Karte eingetragen hatte, zeigte das Gerät an, wir flögen nach Süden. Schließlich gab es vollends den Geist auf, die Nadel sprang wild hin und her und durchmaß bisweilen die vollen dreihundertsechzig Grad. Und zu allem Übel senkte sich die innere Wolkenhülle auch weiterhin immer tiefer herab. In weniger als einer Stunde war unsere Flughöhe von zweitausend auf tausend Fuß gefallen.

»Damit«, sagte ich zu Ero Shan, »ist unser Testflug zu Ende. Ich werde umkehren. Zwar haben wir das Gelände soweit kartiert, dass wir ohne Kompass nach Sanara zurückfliegen können, doch da diese Wolken immer tiefer sinken und der Kompass uns keine Orientierungshilfe geben kann, sollten sie uns schließlich einhüllen, werde ich sicherlich nicht das Risiko eingehen und noch weiter fliegen.«

»Du hast vollkommen Recht«, bestätigte Ero Shan. »Sieh doch nur. Die Wolken sind in den letzten fünfzehn Minuten auf weniger als fünfhundert Fuß gesunken.«

»Ich werde landen und warten, bis sie wieder steigen, sobald wir diesen Wald hinter uns haben«, sagte ich.

Wir überflogen gerade ein ausgedehntes Waldgebiet, wo es sicher zu einer Bruchlandung gekommen wäre und wir uns, falls wir überlebt hätten, zu Fuß über fünf- bis sechstausend Meilen nach Sanara hätten durchschlagen müssen, durch eine Wildnis, die von grausamen Bestien oder womöglich von noch furchterregenderen Menschen bewohnt war. Das konnten wir nicht riskieren. Wir mussten diesen Wald überqueren, bevor uns die Wolken umfingen.

Die Drosselklappe bis zum Anschlag geöffnet, rasten wir über die riesige Fläche hinweg, wo unter Heliotrop und Lavendel der Tod lauerte wie ein Sarg unter einem Mantel aus bunten Blumen. Und die Wolken sanken immer noch tiefer.

Nach meiner Schätzung waren die Bäume etwa dreißig Meter hoch, und wir befanden uns inzwischen nur noch fünfzig Fuß oder fünfzehn Meter darüber. Nach vorne hin schien sich der Wald fortzusetzen, soweit das Auge reichte. Auf dem Hinweg hatten wir das Gebiet in fünfzehn Minuten überquert; das bedeutete, dass wir ohne unseren Kompass wohl nicht genau Kurs nach Osten hielten und wahrscheinlich entlang der Längsachse entweder nach Norden oder nach Süden flogen. Die Unschlüssigkeit und die Anspannung waren zermürbend. Ich habe mich selten so hilflos gefühlt. In dieser Lage konnte auch der Intelligenteste und Tüchtigste gegen das blinde Wüten der Naturgewalten nichts ausrichten. Ich wünschte, Roy Chapman Andrews wäre da, um mir zu sagen, was ich tun sollte.

»Da kommen sie!«, rief Ero Shan, als die Wolken vor uns die pastellfarbenen Baumwipfel berührten und die Sicht auf Null reduzierten.

Ich schwieg. Es gab nichts zu sagen. Mit einem Blick über die Schulter sah ich, dass die Wolken hinter uns rasch tiefer sanken und uns nach allen Seiten die Sicht nahmen. Dennoch zog ich den Knüppel zurück und raste in die halbflüssige Masse hinein. Auf fünfzehntausend Fuß angekommen, glaubte ich, mich nicht nur hoch genug über den riesigen Wäldern zu befinden, die auf der Venus gelegentlich zu sehen sind, sondern auch über den meisten Gebirgsketten. Damit hätten wir zumindest Zeit gewonnen, um nachzudenken und Pläne zu machen.

Ich flog nun blind und ohne Kompass über unbekanntes Gelände; nichts ist verwirrender für den menschlichen Geist, nichts lähmender für die menschliche Fantasie.

Ich wandte mich an Ero Shan und sagte: »Spring ab, wenn du willst.«

»Wirst du abspringen?«, fragte er.

»Nein«, entgegnete ich. »Selbst wenn wir landen könnten, ohne uns den Knöchel zu verstauchen, ein Bein zu brechen oder gar ums Leben zu kommen, hätten wir so gut wie keine Chance, Sanara jemals zu erreichen. Der Anotar ist unsere einzige Hoffnung. Ich werde ihn nicht verlassen. Entweder überlebe ich mit ihm, oder ich komme mit ihm um.«

»Ich denke, es läuft auf Letzteres hinaus«, erklärte Ero Shan und lachte grimmig, »aber lieber gehe ich zusammen mit dir dieses Risiko ein als das andere; hättest du dich allerdings zum Abspringen entschlossen, dann wäre ich mitgekommen.«

  Drei

 

In mancher Hinsicht hatte es das Schicksal nicht gut mit mir gemeint, aber für den Leidensgenossen, den es mir zugeteilt hatte, galt das sicher nicht. Man hätte schon zwei Welten absuchen müssen, um einen prächtigeren Burschen oder einen treueren Freund zu finden als Ero Shan, den Krieger-Biologen aus Havatoo. Krieger-Biologe! Auf Amtorisch heißt das Korgan Sentar und ist ein höchst ehrenvoller Titel.

Wir stiegen rasch auf und trafen in fünfzehntausend Fuß auf klare Luft. Einzig die Krümmung des Planeten behinderte noch die horizontale Sicht. Wir befanden uns nun zwischen der inneren und der äußeren Wolkenschicht. Hier war es unendlich viel heller und freundlicher, aber die Luft war heiß und schwül. Ich wusste, dass es bei Nacht sehr dunkel und kalt werden würde, denn ich war in jener ersten Nacht, als ich vor dem Absturz aus meiner Rakete abgesprungen war, durch diese Dunkelheit gestürzt. Ein unvergessliches Erlebnis!

Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, in welche Richtung ich flog, aber ich fand es immerhin beruhigend, dass ich die Berge sehen konnte, bevor ich dagegen krachte. Also flog ich weiter und hoffte irgendwann auf eine Lücke in der unteren Wolkendecke, die mir gestatten würde, wieder zu landen. In diesem Sinne äußerte ich mich auch gegenüber Ero Shan.

»So etwas kommt in einem Menschenleben vielleicht ein oder zwei Mal vor«, antwortete er. »Die Chancen, dass ein solches Ereignis genau dann eintritt, wenn wir es brauchen, schätze ich auf eins zu mehreren Milliarden.«

»Nun, die Hoffnung stirbt zuletzt«, gab ich zurück. »Ich bin ein ziemlich großer Optimist.« Wie groß mein Optimismus tatsächlich ist, mag man daran ermessen, dass ich gestehe, jahrelang unverdrossen auf die Pik Sieben gewartet zu haben, jederzeit angreifbar, mit mehrfach verdoppeltem Einsatz. Ich möchte hinzufügen, dass mein Partner und ich, nachdem wir zuvor den Einsatz auf neunzehnhundert gesetzt hatten und nur ein Spiel vor unseren Gegnern lagen, auch noch um einen Cent pro Punkt spielten - obwohl ich sonst niemals höher als einen Zehntel Cent gehe. Das, liebe Freunde, nennt man Optimismus.

»Gib die Hoffnung nicht auf«, beschwor mich Ero Shan. »Sie kostet nichts, und sie ist ausgezeichnet für die Moral. Die Landschaft ist herrlich«, fügte er hinzu.

»Schon mal hier gewesen?«, wollte ich wissen.

»Nein, und auch niemand sonst.«

»Ich schon. Die Gegend hat sich nicht verändert. Seit ich das letzte Mal hier durchgekommen bin, ist kaum gebaut worden.«

Ero Shan grinste; dann zeigte er nach vorn. »Schau!«, sagte er.

Ich hatte es schon gesehen. Die innere Wolkenschicht wölbte sich grau und bedrohlich nach oben. Ich zog den Anotar hoch, um darüber zu bleiben, und ehe ich mich versah, beulte sich die äußere Schicht nach unten aus und hüllte uns ein. Die beiden Schichten waren miteinander verschmolzen.

Was hier so schnell erzählt wird, nahm tatsächlich mehrere Flugstunden in Anspruch. Wir waren vermutlich Tausende von Meilen von unserem Ausgangspunkt entfernt, vielleicht waren wir auch ständig im Kreis geflogen und befanden uns nun wieder genau da, wo wir aufgebrochen waren.

»Was hältst du davon, jetzt abzuspringen?«, fragte ich. »Es ist deine letzte Chance.«

»Wieso denn?«

»Weil ich runtergehen will. Die innere Schicht ist offenbar nach oben gestiegen: wir haben es eben gesehen. Möglicherweise ist darunter noch viel Luft. Wenn wir gegen einen Berg krachen, sind wir tot. Wenn wir hier bleiben, sind wir auch tot.«

»Und wenn wir nicht gegen einen Berg krachen, sterben wir eben an einem anderen Tag«, witzelte Ero Shan.

»Genau«, nickte ich. »Und jetzt gehe ich runter.«

Sachte und langsam - sehr langsam - glitt ich tiefer. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Elftausend: zehntausend: neuntausend Fuß. Die Sicht betrug wohl an die dreißig Meter, und auf neuntausend Fuß sah ich genau vor uns einen zackigen Berggipfel aufragen! Ich brachte die Maschine in Schräglage und bog ab - und wie ich mich in die Kurve legte!

Ero Shan stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Wenn du das Fahrgestell nicht eingefahren hättest, wäre es gegen den Berg geschrammt.«

»Es war eingefahren.« Meine Stimme hörte sich totenbleich an. Das war knapp gewesen!

Nun glitt ich in der neuen Richtung so langsam weiter, dass ich kaum noch von der Stelle kam. Achttausend Fuß. Siebentausend. Sechstausend. Und dann schrien Ero Shan und ich wie aus einem Mund auf. Unter uns tauchten Hügel und Bäume und Flüsse auf. Und es gab - Leben!

Nach dieser ersten Reaktion auf den langen Nervenkrieg verschlug es uns beiden für eine ganze Weile die Sprache. Schließlich brach Ero Shan das Schweigen. »Das sieht nicht so aus wie irgendein Land in Korva«, erklärte er.

»Und erst recht nicht so wie in der Gegend von Sanara oder Amtor, wo ich mich sehr gut auskenne«, pflichtete ich ihm bei. »Auch nicht wie irgendein Land, das wir überflogen haben.«

»Es ist schön«, sagte Ero Shan.

»Nach dem, was wir hinter uns haben, würden wir auch Oklahoma schön finden«, gab ich zurück.

»Ich war nie in Oklahoma«, sagte Ero Shan.

»Lass uns runtergehen und es aus der Nähe betrachten«, schlug ich vor.

Die Gegend war hügelig, mit tief eingeschnittenen Tälern und Flussbetten, wasserreich und von üppigem Grün; aber sie schien unbewohnt. Wir kurvten jedoch eine Weile herum und suchten nach Menschen. Ich wollte jemanden finden, der allein unterwegs war, damit ich landen und ihn befragen konnte, ohne dass wir uns in Gefahr begaben. Bevor wir den Rückflug nach Sanara planen konnten, musste ich wissen, wo wir waren.

Endlich deutete Ero Shan nach vorne und sagte: »Da ist ein Gebäude.«

Es stand auf einer kleinen Anhöhe an einem Fluss, und als ich es in geringer Höhe umkreiste, stellte ich verwundert fest, dass es große Ähnlichkeit mit Europas mittelalterlichen Burgen hatte. Jedenfalls sah ich Außenmauern mit Türmen an den Ecken, einen Burghof und ein Hauptgebäude, den Bergfried. Ein Burggraben fehlte, und damit auch eine Zugbrücke, doch insgesamt wirkte die Anlage sehr mittelalterlich.

Die Gebäude waren augenscheinlich gut erhalten, aber wir entdeckten nirgendwo Spuren von Leben, und so flogen wir weiter, bis wir talaufwärts ein ganz ähnliches Bauwerk entdeckten. Auch dieses wirkte verlassen.

»Was mag wohl aus all den Menschen geworden sein?«, überlegte Ero Shan.

»Vielleicht sind sie zu einer Strandparty gegangen«, vermutete ich. Es geschieht so oft, dass Ero Shan nicht weiß, wovon ich rede, dass er längst aufgegeben hat, sich danach zu erkundigen. Er behauptet, was ich unter Humor verstehe, würde in Havatoo als Psychopathie diagnostiziert und zöge zum Wohl der Gesellschaft im Allgemeinen und künftiger Generationen im Besonderen meine sofortige Vernichtung nach sich.

Weiter talaufwärts entdeckten wir endlich Menschen. Es waren sehr viele, und sie trugen Waffen. Offenbar hüteten sie eine große Herde sehr kleiner Zaldare etwa von der Größe irdischer Schweine. Da die Männer so zahlreich und obendrein bewaffnet waren, verzichteten wir auf eine Landung und setzten unsere Suche nach einem einzelnen Individuum fort.

»Diese Zaldare sahen sehr gut aus«, seufzte Ero Shan. »Einen saftigen Zaldar-Braten würde ich jetzt nicht verschmähen.«

»Ich auch nicht«, sagte ich. »Schon seltsam, wie gut diese Wesen schmecken, obwohl sie so albern aussehen.«