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Auf nach Italien - ins Land der Eismacher!
Gemeinsam mit Großvater Leonardo und Huhn Ente macht sich Elli auf den Weg nach Venedig. Dort befindet sich nämlich die geheimnisvolle Eis-Akademie, wo Elli ihre Ausbildung zur Eismacherin beginnen wird. Sie freundet sich schnell mit den anderen Kindern an. Außer mit Fabio, der ihr einen Streich nach dem nächsten spielt. Doch als ihm der magische Schlüssel zum Festsaal der Akademie gestohlen wird, zögern Elli und Ente nicht lange. Fabio braucht ihre Hilfe, und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Schlüsseldieb.
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Seitenzahl: 164
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Weitere Titel der Autorin
Über die Autorin
Über die Illustratorin
Titel
Impressum
KAPITEL 1 Zauberhafte Reisevorbereitungen
KAPITEL 2 Eine himmelblaue Überraschung
KAPITEL 3 Ein prächtiger Empfang
KAPITEL 4 Große Magie und kleiner Ärger
KAPITEL 5 Rache ist Erdbeereis
KAPITEL 6 Eiszeit
KAPITEL 7 Alles umsonst?
KAPITEL 8 Der goldene Schlüssel
KAPITEL 9 Die große Schlüsselsuche
KAPITEL 10 Verloren oder gestohlen?
KAPITEL 11 Auf der Lauer
KAPITEL 12 Gespenster-Angst und geheime Gänge
KAPITEL 13 Eine nasse Überraschung
KAPITEL 14 Große Fragen und ein G-Eis-tesblitz
KAPITEL 15 Wer kriegt den Preis fürs tollste Eis?
KAPITEL 16 Ein Abschied und ein Wiedersehen
LimonElli-Joghurt-Eis
Eis OHNE Eismaschine:
Der zauberhafte Eisladen. Vanille, Erdbeer & Magie
Der zauberhafte Eisladen. Einmal Magie mit Schokosoße
Diese Titel sind auch als Hörbuch erschienen
Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren. Sie schreibt Drehbücher und seit einigen Jahren auch Romane. Die Reihe Der zauberhafte Eisladen ist ihr erster Ausflug ins Kinderbuch. In der Geschichte rund um Elli, Nonno und dessen ganz besondere Eisdiele kann sie ihre Liebe für gutes Eis und ihre Vorliebe für Italien bestens verbinden.
Daniela Kunkel wurde 1983 am Niederrhein geboren. Sie hat an der FH Münster Design mit dem Schwerpunkt Illustration studiert und seitdem zahlreiche Kinderbücher illustriert. Da auch sie zu einem guten Eis nicht Nein sagen kann, ist sie genau die Richtige, um die Bilder zu Ellis Abenteuern zu zeichnen.
Heike Eva Schmidt
Der zauberhafteEisladen
Streusel, Magie und ein Klecks Sahne
Mit Bildern vonDaniela Kunkel
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Boje in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2019 by: Bastei Lübbe AG, Köln
Umschlag und Illustrationen: Daniela Kunkel
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-414-82551-3
www.luebbe.de/boje
www.luebbe.de
www.lesejury.de
»In die Luft male eine Achtganz still und heimlich wird’s gemacht.Ist Gefühl im Glas dann drin,macht der nächste Schritt erst Sinn:Reines Wasser aus der Quellegib dazu – gleich auf der Stelle!
Danach (das merkt sich jeder Kluge)kommt der Mix in die Zentrifuge.Doch halt! Ist die Essenz auch rein?Eine Prüfung muss stets sein!
Bilden sich schon beim Probierenim Wasser hässlich-trübe Schlieren,wird aus dieser Mischung nieein gelato mit guter Magie.Doch sind die Muster schön verschlungen,
Elli atmete tief durch. »Geschafft!«, rief sie. »Endlich kann ich mir das ganze Gedicht merken, sogar diesen verflixten Reim in der Mitte.«
Ellis Huhn Ente gackerte beifällig und schlug mit den Flügeln.
»Trotzdem habe ich ganz schön Bammel vor der Prüfung in der magischen Eis-Akademie in Venedig«, vertraute Elli ihrer braun gescheckten Henne an. Die Reise war eine Überraschung von Ellis Großvater gewesen. Leonardo Zerbini besaß nicht nur die beste Eisdiele der ganzen Stadt, sondern hütete auch ein Geheimnis, von dem nur Elli wusste: Ihr Großvater war ein gelatiere magico, ein magischer Eismacher. Und weil sie diese Fähigkeit geerbt hatte, war ihr von Leonardo vor einiger Zeit eröffnet worden, dass sie auf die magische Eis-Akademie gehen durfte. Dort würde sie noch mehr über die Magie des Eismachens lernen.
Obwohl sich Elli unbändig darauf freute, bekam sie bei dem Gedanken an die Prüfung, die dort auf sie wartete, schon jetzt gummiweiche Beine. Samt einem Gefühl im Magen, als würde sie Achterbahn fahren. Ente schien zu ahnen, was in ihrer kleinen Besitzerin vorging. Mit einem ermunternden Glucksen rieb sie ihren Schnabel an Ellis Bein. Das kitzelte, und Elli musste kichern. Sie gab ihrem Huhn einen Kuss auf den Kopf. »Du kommst natürlich mit. Versprochen ist versprochen«, versicherte sie Ente.
Wie aufs Stichwort klingelte es an der Wohnungstür der Familie Sonntag. Als Elli öffnete, stand ihr Großvater vor der Tür. Unter dem buschigen Schnurrbart sah Elli sein breites Lächeln.
»Nonno!«, rief sie erfreut. Das war der italienische Name für »Opa«, und Elli benutzte ihn, seit sie denken konnte.
»Guarda qui, schau mal!«, rief er und hielt eine Plastikbox hoch. Sie war quadratisch, knallgelb und besaß vorne eine halbrunde Gittertür.
»Was ist das?«, fragte Elli.
»Eine Reisebox für deine Henne«, antwortete Großvater Leonardo. »Ente soll es während unserer Fahrt sicher und bequem haben.« Damit wandte er sich an Ellis ###Huhn, das ihr neugierig zur Tür gefolgt war. »Möchtest du deine Unterkunft einmal ausprobieren, cara gallina?«, fragte er höflich.
Ente, die beim Kosenamen »Hühnchen« geschmeichelt gluckste, beäugte die Box mit schief gelegtem Kopf. Dann setzte sie vorsichtig einen Hühnerfuß ins Innere.
»Es ist sicher ganz kuschelig da drin«, ermutigte Elli ihr gefiedertes Haustier. Ente schlüpfte in die Box und machte es sich darin bequem. Kurz darauf erklang behagliches Gackern.
»Siehst du, es gefällt ihr«, rief Leonardo und klatschte in die Hände. »Nun steht unserer Fahrt nichts mehr im Weg!«
»Wie gut, dass du mir die Reise nach Venedig zum Geburtstag geschenkt hast. Da hat niemand wegen der magischen Eismacherei Verdacht geschöpft«, sagte Elli. Es war eine rauschende Party gewesen. Nicht nur Ellis Familie, auch ihre Freunde Greta, Benni und Jojo hatten mit ihr gefeiert. Zur Feier des Tages hatte Nonno extra ein Sahne-Erdbeereis kreiert – mit dicken Schokosplittern darin. Als Nonno dann verkündet hatte, dass Elli eine Woche lang an einem Eismacher-Kurs in Italien teilnehmen durfte, gab es viel »Ah« und »Oh« von allen.
Jetzt lächelte ihr Großvater. »Nun, wir haben ja auch nicht gelogen. Dass du eine Schule fürs Eismachen besuchen wirst, stimmt. Nur dass es die accademia della magia ist, haben wir verschwiegen.«
Elli rieb sich die Nase. »Ein schlechtes Gewissen habe ich schon«, gestand sie. »Normalerweise habe ich keine Geheimnisse vor Mama, Papa und Tom. Na ja, außer dieser Sache mit dem Quatsch-mit-Soße-Eis in der Schule, als ich dir die Spaß-Essenz geklaut habe …«
»Oh ja, das weiß ich noch sehr gut«, sagte Leonardo schmunzelnd. »Immerhin waren deine Mitschüler völlig außer Rand und Band. Erst mit meiner magischen Benimm-Essenz wurden sie wieder normal.«
»Ja, aber jetzt bin ich schon älter – und weiser«, versicherte Elli. »Und ich verspreche dir, in Venedig keinen Unsinn zu machen.«
Ihr Nonno lachte, ehe er wieder ernst wurde. »Ich verstehe, dass du nicht gerne Geheimnisse vor deiner Familie hast, Spirelli«, sagte er und zerzauste liebevoll Ellis wilde Locken, die ihr diesen Spitznamen eingebracht hatten. »Aber kannst du dir vorstellen, was es bedeutet, ihnen von unserer Gabe zu erzählen? Da gäbe es eine Menge zu erklären und viele Zweifel zu zerstreuen. Unter Umständen würde sich dann sehr viel in eurem Familienleben ändern. Verstehst du, was ich meine?«
Elli dachte an ihren Vater. Fred Sonntag war der beste Papa, den sie sich wünschen konnte, aber als Buchhalter war er durch und durch logisch. »Magie« kam in seinem Wortschatz bestimmt nicht vor. Und ob Ellis Mutter ohne Weiteres glauben würde, dass sowohl ihr Vater als auch ihre Tochter magische Fähigkeiten besaßen? Nein, so etwas konnte sich Elli genauso wenig vorstellen. Auch ihr Bruder Tom bildete da keine Ausnahme. Er war von Technik besessen – mit dem erklärten Ziel, bald einen kompletten Roboter zu bauen. Ein Eis mit Zauberkräften würde Tom eher verstören als begeistern, dachte Elli. Entschlossen blickte sie ihren Großvater an. »Du hast recht. Es ist besser, sie wissen nichts von unserem Geheimnis.«
Ihr Nonno lächelte und tätschelte Elli die Wange. »Irgendwann kommt die Zeit, piccola. Dann wirst du es ihnen erzählen. Aber im Moment noch nicht. Jetzt fahren wir erst einmal nach Italien!«
Ein lautes Gackern aus der Plastikbox ertönte, und Leonardo lächelte. »Dein Huhn ist ganz meiner Meinung!«
Elli spähte hinein und lachte. »Sieht ganz so aus, als würde sie sich schon richtig zuhause fühlen, guck mal!« Mit diesen Worten griff Elli behutsam durch die geöffnete Gittertür und angelte ein noch lauwarmes Ei hervor, das Ente soeben gelegt hatte. Normalerweise brütete das Huhn bevorzugt im Backofen der Sonntags. Aber anscheinend war die Reisebox ein Nest genau nach Entes Geschmack.
Durch das Gelächter von Elli und ihrem Nonno angelockt, kamen nun auch die beiden anderen Familienhühner die Treppe zum Dachgarten heruntergeflattert. Dort oben hatten die drei nämlich ihren Stall. Lady Gacker, die schneeweiße Henne, erblickte die neue Box mit Ente darin. Sie stieß einen schrillen Schrei aus. »Warum kriegt meine Hühnerfreundin etwas und ich nicht?«, hieß das. Auch Picksel, Toms Huhn, begutachtete neugierig Entes neue Unterkunft. Währenddessen drängte sich Lady Gacker bereits ins Innere der Box. Prompt verkeilte sich die weiße Henne mit Ente, die nach wie vor in der Transportkiste saß, und blieb auf halbem Weg stecken. Es gab empörtes Gegacker und wildes Flügelschlagen, ehe Elli Lady Gacker erwischte und mit dem gefiederten Popo voran herauszog.
»Wirst du wohl abwarten, bis Ente dir Platz macht«, schimpfte Elli das ungeduldige Huhn aus.
In diesem Augenblick kam Ellis Mutter nach Hause. Erstaunt blickte sie auf das gefiederte Chaos. »Was ist denn hier los?«
»Nonno hat eine Transportkiste für Ente mitgebracht«, erklärte Elli. »Und jetzt denkt Lady Gacker, sie kommt zu kurz.«
Maggy Sonntag verdrehte die Augen. »Dieses Huhn wird sich wohl nie ändern.« Dann umarmte sie Leonardo, der seine Tochter schallend auf beide Wangen küsste.
»Ich habe an alles für die Reise gedacht«, erzählte Leonardo seiner Tochter.
Ellis Mutter beobachtete Ente, die nur widerwillig aus ihrer neuen Unterkunft hopste. »Das sehe ich!«
Nun, da die Box leer war, ließ Elli Lady Gacker los. Wie eine Rakete schoss die weiße Henne durch die offene Gittertür. »Ich habe keine Ahnung, was sie darin vermutet«, sagte Elli zu ihrer Mutter.
»Vielleicht ein goldenes Ei?«, scherzte Nonno, und alle drei lachten.
Da tauchte Lady Gacker schon wieder auf. Sie war sichtlich enttäuscht, dass sich im Inneren des Käfigs weder Futter noch sonstige interessante Dinge verbargen. Beleidigt warf sie ihren roten Kamm zurück und stolzierte davon. »Picksel, möchtest du vielleicht auch noch einen Blick hineinwerfen?«, fragte Elli vorsichtshalber. Toms Henne schien das jedoch für Zeitverschwendung zu halten und stakste ebenfalls davon.
»Wo schlafen wir eigentlich?«, fiel Elli plötzlich ein. »Hast du ein Hotel oder eine Ferienwohnung gebucht?«
Großvater Leonardo und Ellis Mutter tauschten einen verschmitzten Blick. »Viel besser«, sagte Nonno.
»Du wirst Augen machen«, nickte ihre Mutter.
»Nun macht es nicht so spannend! Was ist es?«, rief Elli, und vor lauter Aufregung schienen sich ihre Locken nach allen Seiten zu kringeln: ein sicheres Zeichen, dass etwas Außergewöhnliches im Gange war. Aber die beiden Erwachsenen lächelten nur geheimnisvoll.
»Das, Spirelli, ist meine Extra-Überraschung«, flüsterte ihr Großvater. »Du wirst sie morgen sehen«, fügte er hinzu.
Elli klappte den Mund wieder zu, den sie schon zu einer Erwiderung geöffnet hatte. Diesen Tonfall ihres Opas kannte sie und wusste, jede Widerrede war zwecklos. Es würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als bis morgen nach der Schule zu warten.
Dong, ding, dong. Zum letzten Mal ertönte der Dreiklang des Gongs, ehe die Türen der Schule für mehrere Wochen geschlossen und die Klassenzimmer leer bleiben würden.
»Juhuu, Ferien!«, schrie Benni, und die Sommersprossen auf seiner Nase schienen vor Freude zu hüpfen.
Frau Gänsewein, ihre nette Lehrerin, lachte. »Ehe ihr nun alle nach draußen stürmt, wünsche ich euch ganz tolle Tage. Erholt euch gut, habt Spaß und passt auf euch auf, ja? Und nun raus mit euch!«
»Danke, Frau Gänsewein!«, »Ihnen auch schöne Ferien!« und »Bis bald!«, riefen die Schüler durcheinander, während sie ihre Sachen packten.
Elli folgte ihrer Banknachbarin und besten Freundin Greta, die sich hinter Benni und Jojo aus der Tür drängte. Elli erhaschte einen Blick durch das große Flurfenster. Auch die Schüler der anderen Klassen wälzten sich in einem bunten Knäuel aus der großen Eingangstür und liefen unter Rufen und Gelächter über den Pausenhof. Wohin es sie in den Ferien wohl alle verschlug?
»He Elli, wann geht es denn los nach Venedig?« Greta riss Elli aus ihren Gedanken.
»Morgen«, antwortete sie. »Nonno und ich brechen schon ganz früh auf.«
»Und du gehst dort echt in eine Eismacher-Schule?«, fragte Benni. Elli nickte.
»Kriegen wir danach mal eine selbstgemachte Sorte von dir zum Probieren?«, wollte Jojo wissen. »Am besten mit viel Schokolade.«
»Na klar«, sagte Elli. Sie hatte ihren Freunden natürlich von der Eis-Akademie erzählt, nur das Wort »magisch« hatte sie weggelassen. Daher hielten Greta, Benni und Jojo genau wie Ellis Familie den Venedig-Aufenthalt für eine ganz normale Ferienreise – mit einem Kurs im Eismachen obendrauf.
»Wann fahrt ihr denn weg?«, wollte Elli wissen.
»Erst in einer Woche. Mamas Freund muss noch arbeiten. Aber dann machen wir Patchwürg-Urlaub«, sagte Greta.
Elli lachte. Obwohl Greta oft so tat, als gingen ihr Stiefvater und dessen kleiner Sohn ihr furchtbar auf die Nerven, liebte sie beide heiß und innig. Daher wusste Elli, dass Greta nur Spaß machte.
»Mein Vater und ich fahren übermorgen an die See«, meinte Jojo. »Er will mir Surfen beibringen!«
»Cool!« Elli war beeindruckt. Jojo war erst vor einigen Monaten neu in ihre Klasse gekommen. Am Anfang konnten er und Elli sich nicht besonders leiden, und es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich angefreundet hatten. Doch inzwischen war Jojo aus ihrem Freundeskreis nicht mehr wegzudenken. Elli, Greta und Benni besuchten ihn öfter auf der Skatebahn, die Jojos Vater, Herrn Zinstag, gehörte. Er hatte genauso dunkle Haare wie Jojo und war ziemlich sportlich. Bestimmt konnte er seinem Sohn ganz toll zeigen, wie man surfte.
»Uah, Wasser!«, rief Benni. »Bin ich froh, dass unser Campingplatz nicht am Meer liegt!«
»Schon klar. Aber was machst du denn die ganze freie Zeit?«, neckte Greta ihn.
»Grillen und chillen«, antwortete Benni wie aus der Pistole geschossen, und alle lachten.
»Ihr werdet mir fehlen«, beteuerte Elli. Sie umarmte ihre Freunde zum Abschied. Dann schwang sie sich auf ihr knallrotes Fahrrad und düste davon. Ausnahmsweise mitten über den Pausenhof. Zum Glück war Herr Kaltwasser schon weg! Der stellvertretende Schulleiter war ein ewiger Miesepeter. Meist lauerte er nur darauf, einen Schüler bei einem Regelverstoß zu ertappen und anzumeckern. Aber nicht heute, dachte Elli zufrieden. Jetzt konnten die Ferien wirklich beginnen!
Zu Hause rannte sie die Treppen hoch. »Spaghetti-Hunger!«, rief Elli, kaum dass sie die Wohnungstür aufgesperrt hatte.
Ihre Mutter steckte den Kopf aus der Küchentür. »Kriegst du. Allerdings nicht hier.«
»Wo denn dann?«, wunderte sich Elli. Wollte ihre Mutter etwa mit ihr und Ellis Brüdern Tom und Lenny in ein italienisches Restaurant gehen?
Als Elli sie fragte, schüttelte ihre Mutter den Kopf. »Du musst noch ein bisschen Geduld haben«, verkündete sie.
»Immer Geduld«, murrte Elli. »Das sagt Nonno auch dauernd!«
In diesem Moment kam Tom von der Schule nach Hause, und Ellis Mutter klatschte in die Hände. »Alle da, wunderbar! Dann können wir ja aufbrechen. Ich hole nur schnell Lenny aus seinem Zimmer.«
»Weißt du, was Mama vorhat?«, fragte Elli.
Tom schüttelte den Kopf. »Keinen blassen Schimmer!«
»Nuuuuudeln!«, krähte Lenny und rannte den Flur entlang auf Elli zu. Sie hob ihn hoch, drehte sich zweimal um die eigene Achse und wirbelte ihren kleinen Bruder dabei durch die Luft. Lenny quietschte vor Vergnügen.
»Ja, es gibt Nudeln. Mehr wird aber nicht verraten«, sagte ihre Mutter. Damit bugsierte sie ihre drei Kinder zur Wohnungstür hinaus. Sogar als alle angeschnallt im Auto saßen, weigerte sich Maggy Sonntag zu sagen, wohin sie fuhren.
»Zu Nonnos Eisladen jedenfalls nicht. Der liegt auf der anderen Seite der Stadt«, überlegte Elli laut. Ihre Mutter setzte den Blinker und hüllte sich lächelnd in Schweigen.
Elli wurde immer zappeliger. Ehe sie vor Ungeduld und Neugier platzte wie ein prallgefüllter Luftballon, bog ihre Mutter in ein schmales Sträßchen ein. Nach einigen Metern hielt sie das Auto schließlich an. Sie standen vor einem großen Platz mit Dutzenden Wohnwagen, Campingmobilen und Zelten darauf.
»Was machen wir hier? Ferien?« Tom war verwirrt. Nur Lenny hopste fröhlich in seinem Kindersitz auf und ab. Ihm war egal, wo sie waren. Hauptsache, es gab etwas zu erleben.
Ihre Mutter stieg aus dem Auto. »Kommt mit«, sagte sie und lief mit Lenny auf dem Arm voraus. Elli und Tom beeilten sich, ihnen zu folgen. Es ging kreuz und quer über den Campingplatz. Zwischen Zelten hindurch, vor denen ausklappbare Tische und Stühle standen. Vorbei an Wohnmobilen, die so riesig waren, dass ein kleines Auto in sie hineinpasste. Manche hatten sogar einen kleinen Gartenzaun vor ihren Wägen und bunt bepflanzte Blumenkästen!
Auf einmal blieb Ellis Mutter stehen. »Da wären wir.«
»Oh«, rief Elli verzückt. Sie standen vor einem Campingwagen. Allerdings war das kein gewöhnliches Wohnmobil. Dieses Gefährt hier war himmelblau und hatte die Form einer Kugel. Nun ja, fast. Der Boden war natürlich flach und besaß in der Mitte ein Rad, damit es auch fahren konnte. Aber der Rest war rund und wirkte gemütlich wie ein Vogelnest. An irgendetwas erinnerte Elli die Form …
»Ich weiß es«, platzte sie heraus. »Guck mal, Tom, der Wohnwagen ist genauso kugelig wie Nonnos Bauch!«
Da flog von innen die Tür des Wagens auf, und Leonardo erschien im Türrahmen. »Freut mich, dass es dir gefällt, Spirelli. Denn das wird für die Zeit in Italien unser Zuhause sein.«
Elli brauchte einige Sekunden, bis sie kapierte. »Damit fahren wir nach Venedig? Nonno, das ist ja … wahn-artig! Ich meine, groß-sinnig!« Vor lauter Aufregung purzelten ihr die Silben durcheinander.
Nonno lachte. »Na, dann ist es ja gut! Ein Hotel habe ich für uns drei nämlich nicht bekommen. Hotels nehmen zwar Hunde auf – aber kein Huhn! Also habe ich dieses kleine Prachtstück hier gemietet.«
Ihre Mutter legte den Arm um Elli. »Wir hatten schon Angst, es würde dir nicht gefallen.«
»Ich finde den Wagen super-cool«, erklärte Elli. Sie kletterte eilig ins Innere und sah sich um. Es war alles da, was man zum Leben brauchte: eine winzige Küchenzeile mit zwei Kochplatten und einer Spüle. Schränke für Teller, Tassen und einige Vorräte. Gegenüber befand sich eine gemütliche Sitzecke mit einem gelben Cordsofa und einem Sessel, in dem man herrlich versinken konnte.
»Die Couch kann man ausziehen und darauf schlafen. Und das da …« Nonno deutete auf ein langes Fach über seinem Kopf, »… ist ein Hochbett zum Ausklappen.«
»Da oben schlafe ich«, rief Elli. »Dann kann ich durch die Dachluke den Mond sehen!«
»Na klar. Mein Gewicht würde die Pritsche gar nicht aushalten«, antwortete Nonno lachend.
»Wo sind denn die Steckdosen? Gibt es einen Stromgenerator? Und habt ihr da drin einen WLAN-Anschluss?« Tom hatte sich ebenfalls in den Wohnwagen gequetscht und inspizierte nun kritisch die Einrichtung.
»Nix da, WLAN! So etwas brauchen wir nicht«, erklärte Nonno, und Elli nickte bekräftigend.
»Bin ich froh, dass ich nicht mitfahren muss«, sagte Tom im Brustton der Überzeugung.
Elli kicherte. Ihr Bruder war wirklich voll technik- und computerverliebt! Ohne mindestens einen Koffer voller Kabel, Schrauben und Elektronik würde er niemals verreisen. Tom träumte davon, Erfinder zu werden, und baute schon seit einiger Zeit an seinem Roboter. Bislang war immerhin ein ausfahrbarer Greifarm fertig.
»Strom gibt es auf dem Campingplatz. Der Herd wird mit Gas betrieben. Das können wir gleich ausprobieren. Ich lade euch nämlich zum Spaghetti-Essen ein!«, verkündete Nonno.
»Lecker!«, rief Elli. »Mit Tomatensoße?«
»Certo. Und zum Nachtisch gibt es Eis«, gab Nonno zurück. »Hier.« Damit drückte er Elli eine Schüssel voller dunkelroter Tomaten und Tom zwei kleine Messer in die Hand. »Schneidet euch nicht, und passt auf, dass Lenny keins der Messer in die Finger bekommt.«
»Ich glaube, da musst du dir keine Sorgen machen.« Elli wies auf die Sofaecke. Dort hatte Lenny sich zusammengerollt und schlief mit einem seligen Grinsen auf dem Gesicht.
Eine Stunde später saßen Nonno, Elli, ihre Brüder und ihre Mutter pappsatt und hochzufrieden vor dem himmelblauen Wohnwagen. Jeder hatte sowohl einen Teller Nudeln als auch eine große Portion von Nonnos neuer Eiskreation Grütz-Beer, also Rote-Grütze-Eis, verputzt. Elli legte die Hand auf ihren runden Bauch. Der passte jetzt bestens zum kugeligen Wohnwagen. »Schade, dass Papa arbeiten muss. Ihm hätte unser himmelblaues Ferienmobil sicher auch gefallen«, meinte sie.