1,99 €
In "Des Grafen Lamoral von Egmont Leben und Tod" entfaltet Friedrich Schiller ein humorvolles und tragisches Drama, das im Kontext der niederländischen Unabhängigkeitsbewegung spielt. Durch die Figur des Grafen Egmont, einem edlen und tapferen Heerführer, beleuchtet Schiller die Themen von Freiheit, Verrat und die Zerbrechlichkeit der Tugend. Der literarische Stil zeichnet sich durch poetische Sprache und tiefgründige Dialoge aus, wobei Schiller gekonnt historische Fakten mit einer fesselnden Handlung verwebt. Die komplexen Charaktere und die moralischen Dilemmata, die sie durchleben, bieten einen eindrucksvollen Einblick in die turbulente Zeit des 16. Jahrhunderts. Friedrich Schiller, einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Dichter der Weimarer Klassik, war stark von den revolutionären Ideen seiner Zeit beeinflusst. Seine eigene Erfahrung mit politischen Umbrüchen und sein Engagement für die menschliche Freiheit prägten seine Werke. Schiller, ein Denker der Aufklärung, betrachtete Kunst als ein Mittel zur sozialen und politischen Transformation, weshalb das Schicksal von Egmont, der für seine Ideale kämpft, eine besondere Resonanz für ihn hatte. Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für Liebhaber der klassischen Literatur und für alle, die sich für die Themen von Freiheit, Macht und persönlichem Opfer interessieren. Schillers meisterhafte Erzählweise und die zeitlose Relevanz der behandelten Themen machen "Des Grafen Lamoral von Egmont Leben und Tod" zu einem unverzichtbaren Werk, das zum Nachdenken anregt und zur Diskussion anregen sollte.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
II.
Des Grafen.
Lamoral von Egmont
Leben und Tod.
Das Andenken des durch die Schlachten bei St. Quentin und Gravelingen, und durch sein unglückliches Ende in der niederländischen Geschichte so merkwürdigen Grafen von Egmont, des ersten wichtigen Schlachtopfers, welches unter Alba’s blutiger Verwaltung für die niederländische Freiheit gefallen ist, ist durch das Trauerspiel dieses Nahmens neuerdings wieder aufgefrischt worden. Ein historisches Detail seiner Geschichte, aus glaubwürdigen Quellen geschöpft, dürfte manchen Leser vielleicht interessieren, und dieß um so mehr, da das öffentliche Leben dieses Mannes in die Geschichte seines Volks auf’s genaueste eingreift.
Lamoral Graf von Egmont und Prinz von Gavre wurde im Jahr 1523 gebohren. Sein Vater war Johann von Egmont, Kammerherr in Diensten des Kaisers, seine Mutter Franziska, eine Prinzessinn von Luxemburg. Sein Geschlecht, eins der edelsten in den Niederlanden, schrieb sich von den Herzogen von Geldern her, die ihre Unabhängigkeit lange Zeit hartnäckig gegen das burgundische und österreichische Haus behauptet, endlich aber der Uebermacht Karls V. hatten unterliegen müssen; ja es leitete seinen Ursprung bis zu den alten frisischen Königen hinauf. Noch sehr jung trat Lamoral von Egmont in die Kriegsdienste des Kaisers, und bildete sich in den französischen Kriegen dieses Monarchen zum künftigen Helden. Im Jahr 1544 vermählte er sich auf dem Reichstage zu Speier und in Beiseyn des Kaisers mit Sabina, Pfalzgräfinn von Baiern, einer Schwester Johanns, Churfürsten von der Pfalz, die ihm drei Prinzen und acht Prinzessinnen gebahr. Zwei Jahre darauf wurde er auf einem Kapitel, das der Kaiser in Utrecht hielt, zum Ritter des goldnen Vließes geschlagen.
Der französische Krieg, welcher im Jahr 1557 unter Philipp II. wieder ausbrach, öfnete dem Grafen von Egmont die Bahn zum Ruhme. Emanuel Philibert, Herzog von Savoyen, der die vereinigte englisch-spanische und niederländische Armee als Generalissimus befehligte, hatte St. Quintin in der Picardie berennet, und der Konnetable von Frankreich rückte mit einem Heer von 30.000 Mann und dem Kern des französischen Adels herbei, diese Stadt zu entsetzen. Ein tiefer Morast trennte die beiden Heere. Es gelang dem französischen Feldherrn, nachdem er das Lager des Herzogs von Savoyen beschossen und diesen genöthigt hatte seine Stellung zu verlassen, einige 100 Mann in die Stadt zu werfen. Weil die spanische Armee aber gegen 60.000 Mann, und also noch einmal so stark war als die seinige, so begnügte sich der Konnetable, die Besatzung in St. Quintin verstärkt zu haben, in welche sich auch der Admiral Coligni zur Nachtzeit geworfen, und schickte sich deswegen zum Abzug an. Aber eben dieses fürchtete man im spanischen Kriegsrath, der in Egmonts Lager gehalten wurde. Egmont, den seine natürliche Herzhaftigkeit hinriß, und die schwächere Anzahl des Feindes noch muthiger machte, stimmte hitzig dafür, den Feind anzugreifen und eine Schlacht zu wagen.
Diese Meinung, obgleich von vielen bestritten, behielt die Oberhand. Am 10ten August, als am Tage des St. Laurentius, führte der Herzog die Armee durch einen engen Paß, der von den Feinden nur schlecht besezt war und sogleich verlassen wurde; Egmont mit seinen leichten Reitern voran, ihm folgte der Graf von Hoorne mit 1000 schweren Reitern, diesem die deutsche Reiterei zu 2000 Pferden, unter Anführung der Herzoge Erich und Heinrich von Braunschweig; der Herzog von Savoyen selbst schloß mit dem Fußvolk. Die französische Armee war schon im Abzug begriffen, Egmonts Reiterei folgte ihr aber so hitzig, daß sie sie 3 Meilen von St. Quintin noch erreichte. Die Niederländer brachen mit solchem Ungestüm von allen Seiten in den Feind, daß sie seine vordersten Glieder niederwarfen, die Schlachtordnung trennten, und das ganze Heer in die Flucht schlugen. 3000 Franzosen blieben auf dem Platz, der Herzog von Bourbon wurde erschossen, und außer dem Konnetable, der verwundet vom Pferde geworfen und mit seinen zwei Söhnen gefangen wurde, kamen noch mehrere aus dem ersten französischen Adel in des Siegers Gewalt. Das ganze Lager wurde erobert, und eine große Anzahl Gefangener gemacht. Um diesen herrlichen Sieg, dem die Einnahme von St. Quintin auf dem Fuße folgte, hatte Egmont das doppelte Verdienst, daß er zur Schlacht gerathen, und daß er sie größtentheils selbst gewonnen hatte.