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Dieses eBook: "Des Knaben Wunderhorn: Band 1 bis 3" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik. Unter dem Titel "Des Knaben Wunderhorn" veröffentlichten Clemens Brentano und Achim von Arnim von 1805 bis 1808 eine Sammlung von Volksliedtexten in drei Bänden. Es enthält Liebes-, Soldaten-, Wander- und Kinderlieder vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Aus dem Buch: ""Auf dem Reichstage zu Augsburg geschah ein guter Schwank von Grünenwald, Singer an des Herzogs Wilhelmen von München Hof. Er war ein guter Musikus und Zechbruder, nahm nicht für gut was ihm an seines gnädigen Fürsten und Herren Tisch aufgetragen ward, sunder sucht sich anderswo gute Gesellschaft, so seines Gefallens und Kopfs wäre, mit ihm tapfer dämpften und zechten, kam so weit hinein, daß alle Geschenke in der Schenken für nasse Waar und gute Bislein dahin gingen; nach mußt die Maus bas getauft werden, er macht dem Wirth bey acht Gulden an die Wand..."
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»Auf dem Reichstage zu Augsburg geschah ein guter Schwank von Grünenwald, Singer an des Herzogs Wilhelmen von München Hof. Er war ein guter Musikus und Zechbruder, nahm nicht für gut was ihm an seines gnädigen Fürsten und Herren Tisch aufgetragen ward, sunder sucht sich anderswo gute Gesellschaft, so seines Gefallens und Kopfs wäre, mit ihm tapfer dämpften und zechten, kam so weit hinein, daß alle Geschenke in der Schenken für nasse Waar und gute Bislein dahin gingen; nach mußt die Maus bas getauft werden, er macht dem Wirth bey acht Gulden an die Wand. Als der Wirth erfuhr, daß der Herzog von München sammt andern Fürsten und Herren aufbrechen wollte, so kam er zu dem guten Grünenwald, fodret seine angeschriebene Schuld. Lieber Wirth, sagt Grünenwald, ich bitt euch von wegen guter und freundlicher Gesellschaft, so wir nun lang zusammen gehabt, lassend die Sach also auf diesmal beruhen, bis ich gen München komm, denn ich bin jetzt zumal nicht verfaßt, wir haben doch nicht so gar weit zusammen, ich kanns euch alle Tag schicken, denn ich hab noch Kleinod und Geld zu München, das mir die Schuld für bezahlen möcht. Das gunn dir Gott, sagt der Wirth, mir ist aber damit nicht geholfen, so wölln sich meine Gläubiger nicht bezahlen lassen mit Worten, nemlich die, von denen ich Brod, Wein, Fleisch, Salz, Schmalz, und andere Speisen kaufe; komm ich auf den Fischmarkt, sehen die Fischer bald, ob ich um baar Geld oder auf Borg kaufen wöll; nimm ichs auf Borg, muß ichs doppelt bezahlen. Ihr Gesellen aber setzt euch zum Tisch, der Wirth kann euch nicht genug auftragen, wenn ihr gleichwohl nicht ein Pfenning in der Taschen habt. Drum merk mich eben, was ich auf diesmal gesinnet bin. Willt du mich zahlen, mit Heil, wo nicht, will ich mich dem nächsten zu meins gnädigen Fürsten und Herrn von München Secretarien verfügen, derselbig wird mir wohl Weg und Steg anzeigen, damit ich zahlt werd.
Dem guten Grünenwald war der Spieß an Bauch gesetzt, wußt nicht wo aus oder wo an, dann der Wirth so auch mit dem Teufel zur Schulen gangen, war ihm zu scharf. Er fing an die allersüßesten und glattesten Wort zu geben, so er sein Tag je studieren und erdenken mocht, aber alles umsonst war. Der Wirth wollt aber keineswegs schweigen, und sagt: ich mach nicht viel Umständ, glattgeschliffen ist bald gewetzt, du hast Tag und Nacht wollen voll sein, den besten Wein, so ich in meinem Keller gehabt, hab ich dir müssen auftragen, drum such nur nicht viel Mäus, hast du nicht Geld, so gib mir deinen Mantel, dann so will ich dir wohl eine Zeitlang borgen. Wo du aber in bestimmter Zeit nicht kommst, werd ich deinen Mantel auf der Gant verkaufen lassen, dieß ist der Bescheid mit einander. Wohlan sagte Grünenwald, ich will der Sache bald Rath finden. Er saß nieder, nahm sein Schreibzeug, Papier, Feder und Dinten, und dichtet nachfolgende Liedlein:
»Ich stund auf an eim Morgen, Und wollt gen München gehn, Und war in großen Sorgen, Ach Gott wär ich davon, Meim Wirth, dem war ich schuldig viel, Ich wollt ihn gern bezahlen, Doch auf ein ander Ziel.
Herr Gast ich hab vernommen, Du wöllest von hinnen schier, Ich laß dich nicht weg kommen, Die Zehrung zahl vor mir, Oder setz mir den Mantel ein, Demnach will ich gern warten, Auf die Bezahlung dein.
Die Red ging mir zu Herzen, Betrübt ward mir mein Muth, Ich dacht, da hilft kein Scherzen, Sollt ich mein Mantel gut Zu Augsburg lassen auf der Gant Und blos von hinnen ziehen, Ist allen Singern ein Schand.
Ach Wirth nun hab Gedulte Mit mir ein kleine Zeit, Es ist nicht gros die Schulde, Vielleicht sich bald begeit, Daß ich dich zahl mit baarem Geld, Drum lasse mich von hinnen, Ich zieh nicht aus der Welt.
O Gast! das geschieht mit nichten, Daß ich dir borg dießmal, Dich hilft kein Ausred-Dichten, Tag Nacht wollst du seyn voll, Ich trug dir auf den besten Wein, Drum mach dich nur nicht müßig, Ich will bezahlet seyn.
Der Wirth, der sah ganz krumme, Was ich sang oder sagt, So gab er nichts darumme, Erst macht er mich verzagt, Kein Geld wußt ich in solcher Noth, Wo nicht der fromm Herr Fuker Mir hilft mit seinem Rath.
Herr Fuker laßt Euch erbarmen Mein Klag und große Pein Und kommt zu Hülf mir Armen, Es will bezahlet seyn Mein Wirth von mir auf diesen Tag, Mein Mantel thut ihm gefallen, Mich hilft kein Bitt noch Klag.
Den Wirth thät bald bezahlen Der edel Fuker gut, Mein Schuld ganz über alle, Das macht mir leichten Muth, Ich schwang mich zu dem Thor hinaus, Adie du kreidiger Wirthe, Ich komm dir nimmer ins Haus.«
Dies Liedlein faßt Grünenwald bald in seinen Kopf, ging an des Fukers Hof, ließ sich dem Herrn ansagen; als er nun für ihn kam, thät er seine gebührliche Reverenz, demnach sagt er: Gnädiger Herr, ich hab vernommen, daß mein gnädiger Fürst und Herr allhie aufbrechen und auf München zu ziehen will. Nun hab ich je nicht von hinnen können scheiden, ich hab mich dann mit Euer Gnaden abgeletzet. Habe Deren zu lieb ein neues Liedlein gedicht, so Euer Gnad das begehrt zu hören, wollt ichs Deren zu letze singen. Der gute Herr, so dann von Art ein demüthiger Herr war, sagt: Mein Grünenwald ich wills gern hören, wo sind deine Mitsinger, so dir behilflich seyn werden, laß sie kommen. Mein Gnädiger Herr, sagt er, ich muß allein singen, dann mir kann hierin weder Baß noch Diskant helfen. So sing her, sagt der Fuker. Der gute Grünenwald hub an und sang sein Lied mit ganz fröhlicher Stimm heraus. Der gut Herr verstund sein Krankheit bald, meinet aber nit, daß der Sach so gar wär, wie er in seinem Singen zu verstehn geben hat, darum schickt er eilend nach dem Wirth; als er nun die Wahrheit erfuhr, bezahlt er dem Wirth die Schuld, errettet dem Grünenwald seinen Mantel, und schenkt ihm eine gute Zehrung dazu. Die nahm er mit Dank an, zoge demnach seine Straße, da erhob sich ein Wind, der selbigen Mantel recht lustig vor dem Hause des armseligen Wirthes aufblies, war aber dem Wirthe entgegen, warf ihm auch die Fenster zusammen: darum Kunst nimmer zu verachten ist. –
»(Aus dem Rollwagenbüchlein.)«
Ein Knab auf schnellem Roß Sprengt auf der Kaisrin Schloß, Das Roß zur Erd sich neigt, Der Knab sich zierlich beugt.
Wie lieblich, artig, schön Die Frauen sich ansehn, Ein Horn trug seine Hand, Daran vier goldne Band.
Gar mancher schöne Stein Gelegt ins Gold hinein, Viel Perlen und Rubin Die Augen auf sich ziehn.
Das Horn vom Elephant, So gros man keinen fand, So schön man keinen fing Und oben dran ein Ring,
Wie Silber blinken kann Und hundert Glocken dran Vom feinsten Gold gemacht, Aus tiefem Meer gebracht.
Von einer Meerfey Hand Der Kaiserin gesandt, Zu ihrer Reinheit Preis, Dieweil sie schön und weis'.
Der schöne Knab sagt auch: »Dies ist des Horns Gebrauch: Ein Druck von Eurem Finger, Ein Druck von Eurem Finger
Und diese Glocken all, Sie geben süßen Schall, Wie nie ein Harfenklang Und keiner Frauen Sang,
Kein Vogel obenher, Die Jungfraun nicht im Meer
Altes fliegendes Blatt aus Kölln.
Der Sultan hatt' ein Töchterlein, Die war früh aufgestanden, Wohl um zu pflücken die Blümelein In ihres Vaters Garten.
Da sie die schönen Blümelein So glänzen sah im Thaue, Wer mag der Blümlein Meister seyn, Gedachte die Jungfraue.
Er muß ein großer Meister seyn, Ein Herr von großen Werthen, Der da die schönen Blümelein Läßt wachsen aus der Erden.
Ich hab' ihn tief im Herzen lieb, O dürft ich ihn anschauen! Gern ließ ich meines Vaters Reich Und wollt sein Gärtlein bauen.
Da kam zu ihr um Mitternacht Ein heller Mann gegangen, »Thu auf, thu auf, viel schöne Magd, Mit Lieb bin ich umfangen.«
Und schnell die Magd ihr Bettlein ließ, Zum Fenster thät sie gehen, Sah Jesum ihr viel schönes Lieb So herrlich vor sich stehen.
Sie öffnet ihm voll Freudigkeit, Sie neigt sich tief zur Erden, Und bot ihm freundlich gute Zeit, Mit sittsamen Geberden.
»Woher, woher, o Jüngling schön? In meines Vaters Reichen Mag keiner dir zu Seite gehn, Sich keiner dir vergleichen.«
»Viel schöne Magd, du dachtest mein, Um dich bin ich gekommen Aus meines Vaters Königreich, Ich bin der Meister der Blumen.«
»O Herr, o Herr, wie weit, wie weit Ists zu des Vaters Garten? Dort mögt ich wohl in Ewigkeit Der schönen Blumen warten.«
»Mein Garten liegt in Ewigkeit Und noch viel tausend Meilen, Da will ich dir zum Brautgeschmeid Ein Kränzlein roth ertheilen.«
Da nahm er von dem Finger sein Ein Ring von Sonnengolde Und fragt, ob Sultans Töchterlein Sein Bräutlein werden wollte.
Und da sie ihm die Liebe bot, Sein Wunden sich ergossen. »O Lieb, wie ist dein Herz so roth, Dein Hände tragen Rosen.«
»Mein Herz, das ist um dich so roth,
Abgeschrieben vom Giebel eines Hauses in Arth in der Schweiz, durch Arnim, s. Französische Miszellen III. B. S. 82.
Tell.
Zu Ury bey den Linden Der Vogt steckt auf den Huth, Und sprach: Ich will den finden, Der dem kein Ehr anthut. Ich that nicht Ehr dem Huthe, Ich sah ihn kühnlich an, Er sagt: Du traust dem Muthe, Will sehn, ob du ein Mann! Er faßt den Anschlag eitel, Daß ich nun schieß geschwind Den Apfel von dem Scheitel Meinem allerliebsten Kind.
Kind.
Ach Vater, was hab' ich gethan, Daß du mich also bindest an?
Tell.
Mein Kind schweig still, mein Herz schonst groß, Ich hoff, es soll mein Pfeilgeschoß Kein Schaden dir bereiten, Du trägst kein Schuld und ich kein Sünd, Ruf nur zu Gott mit mir mein Kind, Gott wird den Pfeil schon leiten. Halt auf dein Haupt, richt dich nur auf, In Gottes Namen schieß ich drauf,
Aus mündlicher Ueberlieferung in Maria's Godwi. Bremen 1802. II. B. S. 113. abgedruckt.
Maria, wo bist du zur Stube gewesen? Maria, mein einziges Kind!
Ich bin bey meiner Großmutter gewesen, Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Was hat sie dir dann zu essen gegeben? Maria, mein einziges Kind!
Sie hat mir gebackne Fischlein gegeben, Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Wo hat sie dir dann das Fischlein gefangen? Maria, mein einziges Kind!
Sie hat es in ihrem Krautgärtlein gefangen, Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Womit hat sie dann das Fischlein gefangen? Maria, mein einziges Kind.
Sie hat es mit Stecken und Ruthen gefangen. Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Wo ist dann das Uebrige vom Fischlein hinkommen? Maria, mein einziges Kind!
Sie hats ihrem schwarzbraunen Hündlein gegeben, Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Wo ist dann das schwarzbraune Hündlein hinkommen? Maria, mein einziges Kind!
Es ist in tausend Stücke zersprungen. Ach weh! Frau Mutter, wie weh!
Maria, wo soll ich dein Bettlein hin machen? Maria, mein einziges Kind!
Von Martin Luther. Aus dem J! neueröffneten Schatze der Kinder Gottes. Zittau 1710. S. 393.
Jesaia dem Propheten dies geschah, Daß er im Geist den Herren sitzen sah Auf einem hohen Thron und hellen Glanz, Seines Kleides Saum den Chor füllet ganz, Es stunden zween Seraph bey ihm dran, Sechs Flügel sah er einen jeden han, Mit zween verbargen sie ihr Antlitz klar, Mit zween bedeckten sie ihre Füße gar, Und mit den andern zween sie flogen frey, Gegenander ruften sie mit großem Schrey: Heilig ist Gott der Herr Zebaoth, Sein Ehr die ganze Welt erfüllet hat.
Mündlich.
Zigeuner sieben von Reitern gebracht, Gerichtet verurtheilt in einer Nacht, Sie klagen um ihre Unschuld laut, Ein Jud hätt ihnen den Kelch vertraut.
Die Rathsherrn sprechen das Leben leicht ab Sie brachen dem sechsten schon den Stab, Der siebent ihr König sprach da mit Ruh: »Ich hör' wohl in Lüften den Vögeln zu!
Ihr sollt mir nicht sengen ein Härlein vom Kleid, Bald krähet der rothe Hahn so weit!« Da bricht die Flamme wohl über wohl aus, Aus allen vier Ecken der Stadt so kraus.
Der rothe Hahn auf die Spitze gesteckt, Er krähet, wie jener, der Petrum erweckt, Die Herren erwachen aus Sünden schlaf, Gedenken der Unschuld, der harten Straf.
Die Herren sie sprechen zum Manne mit Flehn, Er möge besprechen das feurige Wehn, Er möge halten den feurigen Wind, Sein Leben sie wollten ihm schenken geschwind.
Den Todesstab da entreist er gleich, Den Herren damit giebt Backenstreich, Er ruft: »Was gießet ihr schuldlos Blut? Wie wollet ihr löschen die höllische Glut?
Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht, Der Fromme im Steine das Feuer wohl sieht, Was spielt ihr mit Dingen, die schneidig und spitz, Der rothe Hahn wohl unter euch sitzt.«
Jezt spricht er: »Willkommen du feuriger Gast, Nichts greife weiter, als was du hast, Das sag ich dir Feuer zu deiner Buß, Im Namen Christi, des Blut hier auch floß.
Ich sage dir Feuer bey Gottes Kraft, Die alles thut und alles schafft, Du wollest also stille stehn, Wie Christus wollt im Jordan stehn.
Ich sag dir Feuer, behalt dein Flamm, Wie einst Maria die heilge Dam Hielt Jungfrauschaft so keusch so rein,
Frische Liedlein. Nürnberg 1563. Quer 8. mit Musik.
Ich kam vor einer Frau Wirthin Haus, Man fragt mich, wer ich wäre, Ich bin ein armer Schwartenhals, Ich eß und trink so gerne.
Man führt mich in die Stuben ein, Da bot man mir zu trinken, Die Augen ließ ich umher gehn, Den Becher ließ ich sinken.
Man setzt mich oben an den Tisch, Als ich ein Kaufherr wäre, Und da es an ein Zahlen ging, Mein Säckel stand mir leere.
Da ich des Nachts wollt schlafen gahn, Man wieß mich in die Scheuer, Da ward mir armen Schwartenhals, Mein Lachen viel zu theuer.
Und da ich in die Scheuer kam, Da hub ich an zu nisteln, Da stachen mich die Hagendorn, Dazu die rauhen Disteln.
Da ich zu Morgens früh aufstand, Der Reif lag auf dem Dache, Da mußt ich armer Schwartenhals Meins Unglücks selber lachen.
Ich nahm mein Schwerd wohl in die Hand, Und gürt es an die Seiten, Ich armer mußt zu Fuße gehn, Weil ich nicht hatt' zu reiten.
Fliegendes Blat aus Cölln.
Es ging ein Mägdlein zarte Früh in der Morgenstund In einen Blumengarten, Frisch, fröhlich und gesund, Der Blümlein es viel brechen wollt, Daraus ein Kranz zu machen, Von Silber und von Gold.
Da kam herzu geschlichen Ein gar erschrecklich Mann, Die Farb war ihm verblichen, Kein' Kleider hatt' er an, Er hatt' kein Fleisch, kein Blut, kein Haar, Es war an ihm verdorret Sein Haut, und Flechsen gar.
Gar häßlich thät er sehen, Scheußlich war sein Gesicht, Er weiset seine Zähne Und that noch einen Schritt, Wohl zu dem Mägdlein zart, Das schier für großen Aengsten, Des grimmen Todes ward.
»Nun schick dich Mägdlein, schick dich, Du must mit mir an Tanz! Ich will dir bald aufsetzen, Ein wunderschönen Kranz, Der wird dir nicht gebunden sein Von wohlriechenden Kräutern, Und zarten Blümelein.
Der Kranz, den ich aufsetze, Der heißt die Sterblichkeit; Du wirst nicht seyn die letzte, Die ihn trägt auf dem Haupt; Wie viel allhie gebohren seyn, Die müssen mit mir tanzen Wohl um das Kränzelein.
Der Würmer in der Erde Ist eine große Zahl, Die werden dir verzehren Dein Schönheit allzumahl, Sie werden deine Blümlein seyn, Das Gold, und auch die Perlen, Silber und Edelstein.
Willst du mich gerne kennen Und wissen, wer ich sey? So hör mein Nahmen nennen, Will dir ihn sagen frey: Der grimme Tod werd ich genannt, Und bin in allen Landen, Gar weit und breit bekannt.
Die Sense ist mein Wappen, Das ich mit Rechte führ, Damit thu ich anklopfen Jedem an seine Thür, Und wenn sein Zeit ist kommen schon, Spät, früh, und in der Mitten, 'S hilft nichts, er muß davon!«
Das Mägdlein voller Schmerzen, Voll bittrer Angst und Noth, Bekümmert tief im Herzen, Bat: »Ach du lieber Todt, Wollst eilen nicht so sehr mit mir, Mich armes Mägdlein zarte Laß länger leben hier!
Ich will dich reich begaben, Mein Vater hat viel Gold, Und was du nur willst haben Das all du nehmen sollt! Nur lasse du das Leben mir, Mein allerbeste Schätze, Die will ich geben dir!«
»Kein Schatz sollt du mir geben, Kein Gold noch Edelstein! Ich nehm dir nur das Leben, Du zartes Mägdelein, Du must mit mir an meinen Tanz, Daran noch kommt manch Tausend, Bis daß der Reihn wird ganz.«
»O Tod, laß mich beim Leben, Nimm all mein Hausgesind! Mein Vater wird dirs geben, Wenn er mich lebend findt, Ich bin sein einzigs Töchterlein, Er würde mich nicht geben Um tausend Gulden fein.«
»Dein Vater will ich holen Und will ihn finden wohl, Mit seinem Hausgesinde, Weiß, wenn ich kommen soll, Jetzund nehm ich nur dich allein: O zartes Mägdlein junge, Du must an meinen Reihen.«
»Erbarm dich meiner Jugend,« Sprach sie mit großer Klag, »Will mich in aller Tugend, Ueben mein Lebetag. Nimm mich nicht gleich dahin jetzund, Spar mich noch eine Weile, Schon mich noch etlich' Stund!«
Drauf sprach der Tod: »Mit nichten, Ich kehr mich nicht daran, Es hilft allhier kein Bitten, Ich nehme Frau und Mann!
Narren-Nest von Abraham a St. Clara. Wien 1751. III. T. S. 89.
Hier sind wir arme Narrn Auf Plätzen und auf Gassen, Und thun die ganze Nacht Mit unsrer Musick passen.
Es giebt uns keine Ruhe Die starke Liebes-Macht, Wir stehen mit dem Bogen Erfroren auf der Wacht;
Sobald der helle Tag Sich nur beginnt zu neigen, Gleich stimmen wir die Laut, Die Harfen und die Geigen.
Mit diesen laufen wir Zu mancher Schönen Hauß, Und legen unsern Kram, Papier und Noten aus.
Der erste gibt den Tackt, Der andre bläßt die Flöten, Der dritte schlägt die Pauck', Der viert stößt die Trompeten.
Ein andrer aber spielt Theorb und Galischan Mit gar besonderen Fleiß, So gut er immer kann.
Wir pflegen auch so lang An einem Eck zu hocken, Bis wir ein schön Gespenst Hin an das Fenster locken;
Da fängt man alsbald an Vor der Geliebten Thür Verliebte Arien Mit Pausen und Suspir.
Und sollten vor der Wacht Wir endlich weichen müssen, So macht man statt der Händ', Die Läufe mit den Füßen.
Und also treiben wirs
Bei Elwert. S. 17.
Ich eß' nicht gerne Gerste, Steh auch nicht gern früh auf, Eine Nonne soll ich werden, Hab keine Lust dazu; Ei so wünsch ich dem Des Unglücks noch so viel, Der mich armes Mädel Ins Kloster bringen will.
Die Kutt ist angemessen, Sie ist mir viel zu lang, Das Haar ist abgeschnitten, Das macht mir angst und bang; Ei so wünsch ich dem Des Unglücks noch so viel, Der mich armes Mädel Ins Kloster bringen will.
Wenn andre gehen schlafen, So muß ich stehen auf, Muß in die Kirche gehen, Das Glöcklein leiten thun;
Limpurger Cronik. »In selbiger Zeit (1359.) sang und pfif man dieses Lied.«
Gott geb ihm ein verdorben Jahr, Der mich macht zu einer Nonnen, Und mir den schwarzen Mantel gab, Den weißen Rock darunter, Soll ich ein Nönnchen werden Dann wider meinen Willen, So will ich auch einem Knaben jung Seinen Kummer stillen,
Mündlich.
Es waren drey Gesellen, Die thäten, was sie wellen, Sie hielten alle drey Viel heimlichen Rath, Wer wohl in dieser Nacht Das beste Mädel hätt.
Der jüngste der darunter, Der sprach da auch sehr munter, Wie ihm noch gestern spät Ein Mädel zugeredt. Er stiege diese Nacht, Wohl in ihr Federbett.
Das Mädel kam geschlichen Und wäre fast verblichen, Sie hörte an der Wand, Nur ihre eigne Schand, Sie weinte heimlich aus, Sie lief zurück nach Haus.
Die Nacht war bis zur Mitten, Der Ritter kam geritten, Er klopfet freundlich an, Mit seinem goldnen Ring: »Ey schläf'st du oder wachst, Mein auserwähltes Kind.«
»Was wäre, wenn ich schliefe, Und dich heut nicht einließe? Du hast mir gestern spät Ein falsche Red gethan. Ich schlafe heute Nacht, Wenn du vorm Fenster wachst.«
»Wo soll ich denn hinreiten? Es regnet und es schneiet, Es geht ein kühler Wind, Nun schlafen alle Leut Und alle Bürgers Kind,
Fliegendes Blat.
Es blies ein Jäger wohl in sein Horn, Wohl in sein Horn, Und alles was er blies das war verlorn. Hop sa sa sa, Dra ra ra ra, Und alles was er blies das war verlorn.
Soll denn mein Blasen verloren seyn? Verloren seyn? Ich wollte lieber kein Jäger seyn. Hop sa sa sa, u. s. w.
Er zog sein Netz wohl über den Strauch, Wohl über den Strauch, Sprang ein schwarzbraunes Mädel heraus. Hop sa sa sa, u. s. w.
»Schwarzbraunes Mädel entspringe mir nicht, Entspringe mir nicht, Hab' große Hunde die holen dich.« Hop sa sa sa, u. s. w.
»Deine großen Hunde die holen mich nicht, Die holen mich nicht, Sie wissen meine hohe weite Sprünge noch nicht.« Hop sa sa sa, u. s. w.
»Deine hohe Sprünge die wissen sie wohl, Die wissen sie wohl, Sie wissen, daß du heute noch sterben sollst.« Hop sa sa sa, u. s. w.
»Sterbe ich nun, so bin ich todt, So bin ich todt, Begräbt man mich unter die Röslein roth.« Hop sa sa sa, u. s. w.
»Wohl unter die Röslein, wohl unter den Klee, Wohl unter den Klee, Darunter verderb ich nimmermehr.« Hop sa sa sa, u. s. w.
Es wuchsen drey Lilien auf ihrem Grab, Auf ihrem Grab, Die wollte ein Reuter wohl brechen ab.
Kurzgefaßte Nachrichten von denen in den Ringmauern der Stadt Regensburg gelegenen Stiftern. Reg. 1723. S. 172. u. 173.
Es ritt ein Türk aus Türkenland, Er ritt gen Regensburg in die Stadt, Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt. Da ritt er vor des Kaysers Thür, »Ist jemand hier, der komm herfür, Der stechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr Und daß dem Teufel die Seele wär.« Da waren die Stecher all verschwiegen, Keiner wollt dem Türken nicht obliegen, Dem leidigen Mann Der so treflich stechen kann. Da sprach der Kayser zorniglich: »Wie steht mein Hof so lästerlich, Hab ich kein Mann, Der stechen kann Um Leib und Seel, um Gut und Ehr, Und daß unserm Herrn die Seele wär?« Da sprang der Dollinger hervor, »Wohl um, wohl um, ich muß hervor, An den leidigen Mann, Der so treflich stechen kann.« Die führten gegen einander Zwey scharfe Speer, Das Eine ging hin, das Andere her. Da stach der Türk den Dollinger ab, Daß er an dem Rücken lag. »O Jesu Christ steh mir jetzt bey, Steck mir ein Zweig, sind ihrer drey. Bin ich allein, und führ mein Seel ins Himmelreich. Da ritt der Kayser zum Dollinger so behend, Er führt ein Kreutz in seiner Händ, Er strichs dem Dollinger übern Mund Der Dollinger sprang auf, war frisch und gesund.
Feiner Almanach II. Band S. 100.
Es ritt ein Ritter wohl durch das Ried, Er hob wohl an ein neues Lied, Gar schöne thät er singen, Daß Berg und Thal erklingen.
Das hört des Königs sein Töchterlein In ihres Vaters Lustkämmerlein, Sie flochte ihr Härlein in Seiden, Mit dem Ritter wollte sie reiten.
Er nahm sie bey ihrem seidenen Schopf Und schwung sie hinter sich auf sein Roß. Sie ritten in einer kleinen Weile Wohl vier und zwanzig Meilen.
Und da sie zu dem Wald 'naus kamen, Das Rößlein das will Futter han. »Feins Liebchen, hier wollen wir ruhen, Das Rößlein, das will Futter.«
Er spreit sein Mantel ins grüne Gras, Er bat sie, daß sie zu ihm saß, »Feins Liebchen, ihr müsset mich lausen, Mein gelbkrauß Härlein durchzausen.«
Des härmt sich des Königs sein Töchterlein, Viel heiße Thränen sie fallen ließ, Er schaut ihr wohl unter die Augen, »Warum weinet ihr, schöne Jungfraue?«
»Warum sollt ich nicht weinen und traurig seyn, Ich bin ja des Königs sein Töchterlein; Hätt ich meinem Vater gefolget, Frau Kayserin wär ich geworden.«
Kaum hätt sie das Wörtlein ausgesagt, Ihr Häuptlein auf der Erden lag, »Jungfräulein hättst du geschwiegen, Dein Häuptlein wär dir geblieben.«
Er kriegt sie bey ihrem seidenen Schopf, Und schlenkert sie hinter den Hollerstock: »Da liege feins Liebchen und faule,
Mündlich.
Der Winter ist ein scharfer Gast, Das merkt ich an dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kränzelein Von Perlen fein, Das hab ich von ihr tragen An meinem Bart und Kragen.
Der Sommer ist ein sanfter Gast, Es tröpfelt von dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kränzelein Im Sonnenschein, Da ist es aufgethauet, Von Eis war es erbauet.
Ja traue nur dem Schleicher nicht, Viel lieber scharfe Worte; Der Sommer giebt wohl Kränzelein Von Blumen fein, Zu ihr kann ich nicht gehen, Vom langen Tag gesehen.
Zu Ostern, als die Fasten aus, Da längerten die Tage; Mein Lieb gab mir ein Unterpfand, Zween Aermlein blank, Darin sollt ich mich rüsten, Zu unsres Winters Lüsten.
Was acht ich der Waldvöglein Sang, Und aller Kläffer Zungen;
Hallorenlied in Halle wahrscheinlich noch aus ihren frühern Wohnplätzen. Herr Buchhändler Hendel soll mehrere derselben haben.
Ein Magd ist weiß und schone, Gott führt den höchsten Preiß, Und die ihm dient, zum Lohne An Künsten wird sie reich, Geht jungfräulich bei Frauen Dort auf den grünen Auen, Glück zu mein edler Zweig!
Ihr Leib war angebildet Mit Keuschheit übergroß, Schwang sich in ihren Willen, Schwang sich in ihren Schooß, Er war so stark von Kräften, Von meisterlichen Geschäften – Gott schuf wohl Himmel und Erd.
Ein Kind nach Adams Weise An ihren Brüsten lag, Es war ein alter Greise, Erschuf den ersten Tag, Es ward ein starker Ritter, Sein Leiden ward ihm bitter, Erlitt groß Ungemach.
Sein Seit ward ihm zerschnitten Mit einem scharfen Speer, Damit hat er zersplitten Die Hölle samt der Erd. Gott tröstet den Gefangnen, Drey Wünsche waren ihm ergangen Gegen diese heilige Zeit.
Gott stieg aus seinem Grabe, Ein Fürst war wohlgemuth, Mit seinem Kreuz und Stabe, Drey Fähnlein schwenkt er roth, That sich gen Himmel kehren, Nach tugendlichen Ehren Stand Ihm Herz, Muth und Sinn.
O Stern, o Glanz! o Krone,
Bragur VI. B. II. Ab. S. 77.
Es fuhr ein Mägdlein übern See, Wolt brechen den Feiel und grünen Klee, Mit ihrn schneweissen Händen, Der Sommer hat schier ein Ende.
Ein Ritter kam dort her geritten, Er grüßte sie nach Schwäbschen Sitten, Er grüßt sie da alleine: »Ich führ euch mit mir heime.«
»Ach Ritter, ihr seyd hochgeborn, So fürcht ich meines Vaters Zorn, Ich fürcht ihn alzusehre, Verliere vielleicht mein Ehre.
Ach Vater lieber Vater mein, So weck mich bei dem Mondeschein, Ich weiß gut Lämmer-Weide, So fern auf jener Haide.«
Vater.
»Die Lämmerweid die du wohl weist, Macht mir mein Lämmer und Schaf nicht feist, Du must hier heime bleiben, Must spinnen die braune Seiden.«
Mädchen.
»Die Seide, die ich spinnen muß, Bringt meinem Herzen schwere Buß, Der Ritter muß mir werden, Sein gleich lebt nicht auf Erden.«
Fliegendes Blat aus dem letzten Kriege mit Frankreich.
Es ist nichts lustger auf der Welt, Und auch nichts so geschwind, Als wir Husaren in dem Feld, Wenn wir beym Schlachten sind. Wenns blitzt und kracht dem Donner gleich Wir schießen rosenroth, Wenns Blut uns in die Augen läuft, Sind wir sternhagelvoll.
Da heists: Husaren insgemein Schlagt die Pistolen an, Greift durch, den Säbel in der Hand Haut durch den nächsten Mann. Wenn ihr das Fransche nicht versteht, So macht es euch bequem, Das Reden ihm sogleich vergeht, Wie ihr den Kopf abmäht.
Wenn gleich mein treuer Kammerad, Muß bleiben in dem Streit, Husaren fragen nichts darnach, Sind auch dazu bereit;
Mündlich.
»Wer ist der bunte Mann im Bilde, Er führet Böses wohl im Schilde, Er pfeift so wild und so bedacht; Ich hätt mein Kind ihm nicht gebracht!«
In Hameln fochten Mäus und Ratzen Bey hellem Tage mit den Katzen, Es war viel Noth, der Rath bedacht, Wie andre Kunst zuweg gebracht.
Da fand sich ein der Wundermann, Mit bunten Kleidern angethan, Pfif Ratz und Mäus zusamm ohn Zahl, Ersäuft sie in der Weser all.
Der Rath will ihm dafür nicht geben, Was ihm ward zugesagt so eben, Sie meinten, das ging gar zu leicht Und wär wohl gar ein Teufelsstreich.
Wie hart er auch den Rath besprochen, Sie dräuten seinem bösen Pochen, Er konnt zuletzt vor der Gemein Nur auf dem Dorfe sicher seyn.
Die Stadt von solcher Noth befreyet, Im großen Dankfest sich erfreuet, Im Betstuhl saßen alle Leut, Es läuten alle Glocken weit.
Die Kinder spielten in den Gassen, Der Wundermann durchzog die Strassen, Er kam und pfif zusamm geschwind Wohl auf ein hundert schöne Kind.
Der Hirt sie sah zur Weser gehen, Und keiner hat sie je gesehen Verloren sind sie an dem Tag Zu ihrer Aeltern Weh und Klag.
Im Strome schweben Irrlicht nieder, Die Kindlein frischen drin die Glieder, Dann pfeifet er sie wieder ein,
Frische Liedlein.
»Nun schürz dich Gretlein schürz dich, Wohl auf mit mir davon, Das Korn ist abgeschnitten, Der Wein ist eingethan.«
»Ach Hänßlein, liebes Hänßlein, So laß mich bey dir sein, Die Wochen auf dem Felde, Den Feiertag beim Wein.«
Da nahm ers bey den Händen, Bey ihrer schneeweissen Hand Er führt sie an ein Ende, Da er ein Wirthshaus fand.
»Nun Wirthin, liebe Wirthin, Schaut um nach kühlem Wein, Die Kleider dieses Gretlein Müssen verschlemmet sein.«
Die Gret hub an zu weinen, Ihr Unmuth der war groß, Daß Ihr die lichten Zähren Ueber ihr Wenglein floß.
»Ach Hänßlein, liebes Hänßlein, Du redtest nicht also, Als du mich heim ausführest Aus meines Vaters Hof.«
Er nahm sie bey den Händen, Bey ihrer schneeweissen Hand, Er führt sie an ein Ende, Da er ein Gärtlein fand.
»Ach Gretlein, liebes Gretlein, Warum weinst du so sehr, Reuet dich dein freier Muth,
Elwert. S. 19.
Es waren drey Soldaten, Dabey ein junges Blut, Sie hatten sich vergangen, Der Graf nahm sie gefangen, Setzt sie bis auf den Tod.
Es war ein wackres Mädelein Dazu aus fremdem Land, Sie lief in aller Eilen Des Tags wohl zehen Meilen Bis zu dem Grafen hin.
»Gott grüß Euch, edler Herre mein, Ich wünsch Euch guten Tag, Ach! wolt Ihr mein gedenken Den Gefangnen mir zu schenken Ja schenken zu der Eh.«
»Ach nein, mein liebes Mädelein, Das kann und mag nicht sein, Der Gefangne der muß sterben, Gott's Gnad muß er ererben Wie er verdienet hat.«
Das Mädel drehet sich herum Und weinet bitterlich, Sie lief in aller Eilen Des Tags wohl zwanzig Meilen, Bis zu dem tiefen Thurm.
»Gott grüß Euch ihr Gefangnen mein, Ich wünsch Euch guten Tag! Ich hab für Euch gebeten, Ich kann Euch nicht erretten, Es hilft nicht Gut noch Geld.«
Was hat sie unter ihrem Schürzelein? Ein Hemdlein war schneeweiß, »Das nimm du Allerliebster mein, Es soll von mir dein Brauthemd sein, Darin lieg du im Tod.«
Was zog er von dem Finger sein? Ein Ringlein, war von Gold, »Das nimm du Hübsche, du Feine, Du Allerliebste meine, Das soll dein Trauring sein.«
»Was soll ich mit dem Ringlein thun, Wenn ichs nicht tragen kann?« »Leg es in Kisten und Kasten,
Fliegendes Blat.
Es spielt ein Ritter mit seiner Magd, Bis an den hellen Morgen.
Bis daß das Mädchen schwanger war, Da fing es an zu weinen;
»Wein' nicht, wein' nicht, braun's Mädelein, Dein Ehr will ich dir zahlen,
Ich will dir geben den Reitknecht mein, Dazu fünfhundert Thaler.«
»Den Reitknecht und den mag ich nicht, Will lieber den Herrn selber;
Wann ich den Herrn nicht selber krieg, So geh ich zu meiner Mutter,
In Freuden bin ich von ihr gangen, In Trauer wieder zu ihr.«
Und da sie vor die Stadt Augsburg kam, Wohl in die enge Gasse,
Da sah sie ihre Mutter stehn, An einem kühlen Wasser.
»Bist du willkommen liebs Töchterlein, Wie ist es dir ergangen,
Daß dir dein Rock von vorne so klein, Und hinten viel zu lange?«
»Und wie es mir ergangen ist, Das darf ich Euch wohl sagen:
Ich hab mit einem Edelherrn gespielt, Ein Kindlein muß ich tragen.«
»Hast du mit einem Edelherrn gespielt, Das sollst du niemand sagen.
Wenn du dein Kindlein zur Welt gebierst, Ins Wasser wollen wirs tragen.«
»Ach nein, ach nein, liebe Mutter mein, Das wollen wir lassen bleiben.
Wann ich das Kind zur Welt gebähr, Dem Vater will ich zuschreiben.
Ach Mutter, liebe Mutter mein, Machet mir das Bettlein nicht zu klein,
Darin will ich leiden Schmerz und Pein, Dazu den bittern Tod.«
Und da es war um Mitternacht, Dem Edelherrn träumt es schwer:
Als wenn sein herzallerliebster Schatz im Kindbett gestorben wär.
»Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein, Sattle mir und dir zwey Pferd,
Wir wollen reiten bey Tag und Nacht, Bis wir den Traum erfahren.«
Und als sie über die Heid 'naus kamen, Hörten sie ein Glöcklein läuten.
»Ach großer Gott vom Himmel herab, Was mag doch dieß bedeuten.«
Als sie vor die Stadt Augsburg kamen, Wohl vor die hohe Thore,
Hier sahen sie vier Träger schwarz, Mit einer Todenbahre.
»Stellt ab, stellt ab, ihr Träger mein, Laßt mir den Todten schauen,
Es möcht meine Herzallerliebste sein Mit Ihren schwarzbraunen Augen.
Du bist fürwahr mein Schatz geweßt, Und hast es nicht geglaubet.
Hätt dir der liebe Gott das Leben geschenkt, Fürwahr ich hätt dich behalten.
Hast du gelitten den bittern Tod, Jezt leid ich große Schmerzen.«
Er zog das blanke Schwerdt heraus Und stach es sich ins Herze.
»O nein! o nein! o Edelherr, nein, Das sollt ihr lassen bleiben,
Es hat schon manches liebe Paar, Von einander müssen scheiden.«
»Macht uns, macht uns ein tiefes Grab, Wohl zwischen zwey hohe Felsen.
Da will ich bey meinem herzliebsten Schatz, In seinem Arm erstehen.«
Aus Bragur IV. B. 2. Ab. S. 93.
Es ging ein Schreiber spatzieren aus Wohl an dem Markt da steht ein Haus, Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Er sprach: »Gott grüß euch Jungfrau fein, Nun wollt ihr heut mein Schlafbuhl sein?« Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Sie sprach: »Kommt schier her wiedere, Wann sich mein Herr legt niedere.« Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Wohlhin, wohlhin gen Mitternacht, Der Schreiber kam gegangen dar. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Sie sprach: »Mein Schlafbuhl sollst nicht sein, Du setz'st dich dann ins Körbelein.« Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Dem Schreiber gefiel der Korb nicht wohl, Er durft ihm nicht getrauen wohl. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Der Schreiber wollt gen Himmel fahren, Da hatt' er weder Roß noch Wagen. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Sie zog ihn auf bis an das Dach, Ins Teufels Nahm fiel er wieder herab. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Er fiel so hart auf seine Lend', Er sprach: »Daß dich der Teufel schänd'!« Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
»Pfui dich, pfui dich, du böse Haut! Ich hätt dir das nicht zugetraut.«
Katholisches Kirchenlied.
Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom höchsten Gott, Heut wezt er das Messer, Es schneidt schon viel besser, Bald wird er drein schneiden, Wir müssens nur leiden. Hüte dich schöns Blümelein!
Was heut noch grün und frisch da steht, Wird morgen schon hinweggemäht: Die edlen Narcissen, Die Zierden der Wiesen, Die schön' Hiazinten, Die türkischen Binden. Hüte dich schöns Blümelein!
Viel hundert tausend ungezählt, Was nur unter die Sichel fällt, Ihr Rosen, ihr Liljen, Euch wird er austilgen, Auch die Kaiser-Kronen, Wird er nicht verschonen. Hüte dich schöns Blümelein!
Das himmelfarbe Ehrenpreiß, Die Tulipanen gelb und weiß, Die silbernen Glocken, Die goldenen Flocken, Senkt alles zur Erden, Was wird daraus werden? Hüte dich schöns Blümelein!
Ihr hübsch Lavendel, Roßmarein, Ihr vielfärbige Röselein. Ihr stolze Schwerdliljen, Ihr krause Basiljen, Ihr zarte Violen, Man wird euch bald holen. Hüte dich schöns Blümelein!
Opitz.
Ich empfinde fast ein Grauen, Daß ich, Plato, für und für Bin gesessen über dir; Es ist Zeit hinaus zu schauen, Und sich bey den frischen Quellen In dem Grünen zu ergehn, Wo die schönen Blumen stehn, Und die Fischer Netze stellen.
Wozu dienet das Studieren? Als zu lauter Ungemach? Unterdessen läuft der Bach Unsers Lebens, uns zu führen, Ehe wir es inne werden, Auf sein leztes Ende hin, Dann kömmt ohne Geist und Sinn Dieses alles in die Erden.
Hola, Junge geh und frage, Wo der beßte Trunk mag seyn, Nimm den Krug, und fülle Wein. Alles Trauren, Leid und Klage Wie wir Menschen täglich haben, Eh' der Strom uns fortgerafft, Will ich in den süßen Saft Den die Traube gibt, vergraben.
Kaufe gleichfalls auch Melonen, Und vergiß des Zuckers nicht; Schaue nur daß nichts gebricht. Jener mag der Heller schonen, Der bey seinem Gold und Schätzen Tolle sich zu kränken pflegt, Und nicht satt zu Bette legt: Ich will, weil ich kann, mich letzen.
Bitte meine guten Brüder Auf Musik und auf ein Glas: Kein Ding schickt sich, dünkt mich, baß,
Von Veit Weber, aus Diebold Schillings Beschreibung der Burgundischen Kriege. Abgedruckt von Koch in der neuen Litteratur und Volkskunde I. B. S. 93. Von Bodmer in den altenglischen und altschwäbischen Balladen. II. B. S. 241.
Die Zeitung flog von Land zu Land, Vor Murten liegt Burgund! Und jeder eilt fürs Vaterland, Zu streiten mit Burgund.
Im Feld vor einem grünen Wald, Rief Knecht und Reutersmann, Laut rief von Lothringen Renald: »Wir wollen vorne dran.
Die Führer hielten kurzen Rath, Doch dünkt er uns zu lang; Wann endigt sich der lange Rath, Ist ihnen etwa bang?
Schon steht die Sonn am Himmel hoch, Nicht träg im blauen Zelt, Und wir verziehen immer noch, Zu hauen in dem Feld!«
»Zwar furchtbar knallte Karls Geschütz, Man gab darum nicht viel; Man achtete nicht in der Hitz, Ob der und jener fiel.
Im weiten Kreise blizt das Schwerdt, Auslangt der lange Spieß; Blut dürstete das breite Schwerdt, Blut trank der lange Spieß.
Der Welsche kämpfte kurze Zeit Der Knecht und Ritter lief; Das weite Feld ward überstreut Mit Speeren Kniees tief.
Der floh zum Strauch – der floh zum Hayn Vorm hellen Sonnen-Licht, Viel sprangen in die See hinein, Und dürsteten doch nicht.
Sie schwammen wie der Enten Schaar Im Wasser hin und her, Als wär es wilder Enten Schaar Schoß man sie im Geröhr.
Auf Schiffen fuhr man in den See, Schlug sie mit Rudern todt. Das Waidwort war nur Ach und Weh, Die grüne See ward roth.
Viel klommen auf die Bäume hoch, Die schoß man wie die Krähn; Die Fittich fehlten ihnen noch, Sie mocht der Wind nicht wehn.
Zwo Meilen lang bedeckte sich, Das Land mit Tod und Blut Das Land, der Strauch, die Rose glich Dem schwarzen Menschenblut.
Den Bergen war die Sonne nah, Die uns den Sieg gebracht; Die Welschen, die man leben sah, Die dankten es der Nacht.
Ein Lager einem Marktplatz gleich Kam in der Schweizer Hand. Karl machte schnell den Bettler reich, Im armen Schweizerland.
Schachzabel ist ein Königsspiel, Jezt spielts der Eidgenoß, Er nahm ihm seiner Fenden viel, Die Seite stand ihm bloß.
Die Rochen halfen ihm nicht viel, Die Rosse litten Noth; Er wende sich, wohin er will, Schachmatt ist ihm gedroht.«
Der hatte selbst die Hand am Schwerdt, Der diesen Reim gemacht; Bis Abends mäht' er mit dem Schwerdt,
Fliegendes Blat.
Es sah eine Linde ins tiefe Thal, War unten breit und oben schmal, Worunter zwey Verliebte saßen, Vor Lieb' ihr Leid vergaßen.
»Feins Liebchen wir müssen von einander, Ich muß noch sieben Jahre wandern;« »Mußt du noch sieben Jahr wandern, So heurath ich mir keinen andern.«
Und als nun die sieben Jahr um waren, Sie meinte ihr Liebchen käme bald, Sie ging wohl in den Garten, Ihr feines Liebchen zu erwarten.
Sie ging wohl in das grüne Holz, Da kam ein Reuter geritten stolz; »Gott grüße dich Mägdlein feine, Was machst du hier alleine.
Ist dir dein Vater oder Mutter gram, Oder hast du heimlich einen Mann?« »Mein Vater und Mutter sind mir nicht gram, Ich hab' auch heimlich keinen Mann.
Gestern wars drey Wochen über sieben Jahr, Da mein feines Liebchen ausgewandert war.« »Gestern bin ich geritten durch eine Stadt, Da dein feins Liebchen hat Hochzeit gehabt.
Was thust du Ihm denn wünschen, Daß er nicht gehalten seine Treu?« »Ich wünsch ihm so viel gute Zeit, So viel wie Sand am Meere breit.«
Was zog er von seinem Finger? Ein'n Ring von reinem Gold gar fein. Er warf den Ring in ihren Schooß, Sie weinte, daß der Ring gar floß.
Was zog er aus seiner Taschen? Ein Tuch sehr weiß gewaschen. »Trockne ab, trockne ab dein Aeugelein,
Mündlich.
Wär ich ein wilder Falke, Ich wollt mich schwingen auf, Und wollt mich niederlassen Vor meines Grafen Haus.
Und wollt mit starken Flügel, Da schlagen an Liebchens Thür, Daß springen sollt der Riegel, Mein Liebchen trät herfür.
»Hörst du die Schlüssel klingen, Dein Mutter ist nicht weit, So zieh mit mir von hinnen Wohl über die Heide breit.«
Und wollt in ihrem Nacken Die goldnen Flechten schön Mit wilden Schnabel packen, Sie tragen zu dieser Höhn.
Ja wohl zu dieser Höhen, Hier wär ein schönes Nest, Wie ist mir doch geschehen, Daß ich gesetzet fest.
Ja trüg ich sie im Fluge, Mich schoß der Graf nicht todt, Sein Töchterlein zum Fluche, Das fiele sich ja todt.
Fliegendes Blat.
Der Commandant zu Groswardeyn, Der hätt' ein einzig Töchterlein, Theresia ihr Nahmen war, Gott'sfürchtig, züchtig, keusch und klar.
Sie war von ihrer Jugend an Der Andacht also zugethan, Mit Beten, Singen allezeit Lobt sie die heilig' Dreifaltigkeit.
Wenn sie nur Jesum nennen hört, So wurd ihr Lieb und Freud vermehrt, Auf Jesum war ihr Thun gericht, Zu seiner Braut sie sich verpflichte
Ein edler Herr thät um sie freyn, Der Vater gab den Willen drein Die Mutter zu der Tochter spricht: »Mein Kind, nur diesen lasse nicht.«
Die Tochter sprach: »Ach Mutter mein! Das kann und mag ja nicht so seyn, Mein Bräutigam ist schon bestellt, Derselb' ist nicht auf dieser Welt.«
Die Mutter sprach: »Ach Tochter mein! Ach thu uns nicht zuwider seyn! Wir sind nunmehr zwey alte Leut, Mit Geld hat uns Gott auch erfreut.«
Die Tochter fing zu weinen an: »Ich hab schon einen Bräutigam, Dem ich mich hab versprochen ganz, Zu tragen meinen Jungfernkranz.«
Der Vater sprach: »Es kann nicht seyn, Mein Kind, das bilde dir nicht ein, Wo willt du bleiben mit der Zeit, Sehr alt sind wir schon alle beyd.«
Der edle Herr bald wieder kam, Da stellte man die Hochzeit an, Denn alles war voraus bereit, Die Braut war voller Traurigkeit.
Sie ging in ihren Garten früh, Da fiel sie nieder auf die Knie, Sie rief von ganzem Herzen an Jesum, ihren liebsten Bräutigam.
Sie lag auf ihrem Angesicht, Viel Seufzer sie zu Jesu schickt. Der liebste Jesus ihr erschien, Und sprach: »Schau, meine Braut, vernimm:
Du sollt jezt und in kurzer Zeit, Bey mir seyn in der wahren Freud, Und mit den lieben Engelein In voller Freud und Wonne seyn.«
Er grüßt die Jungfrau wunderschön, Die Jungfrau thät vor ihme stehn, Schamhaftig, schlägt die Augen nieder, Empfing gar schöne Jesum wieder.
Der Jüngling an zu reden fing, Verehrt ihr einen goldnen Ring; »Schau da, mein' Braut zum Liebespfand, Tragt diesen Ring an Eurer Hand.«
Die Jungfrau da schön' Rosen brach, »Mein Bräutigam,« zu Jesu sprach: »Hiermit sey du von mir beehrt, Ewig mein Herz sonst keinen begehrt.«
Da gingen die verliebte Zwey, Brachen der Blumen mancherlei Jesus da sprach zu seiner Braut: »Kommt! meinen Garten auch beschaut.«
Er nahm die Jungfrau bey der Hand, Führt sie aus ihrem Vaterland, In seines Vaters Garten schön, Darinnen viele Blumen stehn.
Die Jungfrau da mit Freud und Lust Köstliche Früchte hat versucht, Kein Mensch sich nicht einbilden kann, Was da für edle Früchte stehn.
Sie hört da Musik und Gesang, Die Zeit und Weil wird ihr nicht lang, Die silberweiße Bächelein, Die fließen da ganz klar und rein.
Der Jüngling sprach zu seiner Braut: »Meinen Garten habt ihr nun beschaut, Ich will Euch geben das Geleit In Euer Land, es ist nun Zeit.«
Die Jungfrau schied mit Traurigkeit, Kam vor die Stadt in kurzer Zeit, Die Wächter hielten sie bald an, Sie sprach: »Laßt mich zum Vater gehn.«
Wer ist ihr Vater, man sie fragt? »Der Commandant« sie frei aussagt, Der Eine Wächter aber spricht: »Der Commandant kein Kind hat nicht.«
An ihrer Kleidung man erkannt, Daß sie auch sey von hohem Stand, Ein Wächter sie geführet hat Bis vor die Herren in der Stadt.
Die Jungfrau sagt und blieb dabey, Der Commandant ihr Vater sey, Und sey sie nur erst vor zwey Stund Hinausgegangen da jetzund.
Den Herren nahm es Wunder sehr, Man fragt, wo sie gewesen wär, Ihr's Vaters Nahm, Stamm und Geschlecht, Das mußte sie erklären recht.
Man suchte auf die alte Schrift, Unter andern man auch dies antrift, Daß sich ein Braut verloren hat Zu Groß-Wardein in dieser Stadt.
Der Jahre Zahl man bald nachschlägt, Hundert und zwanzig Jahr austrägt,
Mündlich.
Gar hoch auf jenem Berg allein Da steht ein Rautensträuchelein, Gewunden aus der Erden Mit sonderbar Geberden.
Mir träumt ein wunderlicher Traum, Da unter diesem Rautenbaum, Ich kann ihn nicht vergessen, So hoch ich mich vermessen.
Es wollt ein Mädchen Wasser holen, Ein weisses Hemdlein hatt sie an, Dadurch schien ihr die Sonnen, Da überm kühlen Bronnen.
Wär ich die Sonn, wär ich der Mond,
Mündlich.
Stund ich auf hohen Bergen Und sah wohl über den Rhein, Ein Schifflein sah ich fahren, Der Ritter waren drey,
Der jüngste, der darunter war, Das war ein Grafensohn, Hätt' mir die Eh versprochen, So jung als er noch war.
Er that von seinem Finger herab, Ein Ringlein von Golde so roth: »Nimm hin, du Hübsche, du Feine, Trag ihn nach meinem Tod!«
»Was soll ich mit dem Ringlein thun, Wenn ichs nicht tragen darf?« »Ey sag, du hasts gefunden, Draussen im grünen Gras!«
»Ey das wäre ja gelogen, Stünd mir gar übel an, Viel lieber will ich sagen: Der jung Graf wär mein Mann.«
»Ey, Jungfer, wärt ihr ein wenig reich, Wärt ihr ein edler Zweig, Fürwahr ich wollt euch nehmen, Wir wären einander gleich!«
»Und ob ich schon nicht reiche bin, Aller Ehren bin ich voll. Meine Ehr will ich behalten, Bis daß meins Gleichen kommt.«
»Kommt aber deines Gleichen nicht, Was fängst du darnach an?« »Darnach geh ich in das Kloster, Zu werden eine Nonn'.«
Es stund wohl an ein Vierteljahr, Dem Grafen träumts gar schwer, Als ob sein herzallerliebster Schatz Ins Kloster zogen wär.
»Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein! Sattel mir und dir ein Pferd, Wir wollen reiten über Berg und Thal, Das Mädel ist alles werth.«
Und als sie vor das Kloster kamen, Sie klopften ans hohe Haus: »Komm' raus, du Hübsche, du Feine, Komm nur ein wenig raus.«
»Was soll ich aber draussen thun? Hab ich ein kurzes Haar! Mein Haar ist abgeschnitten, Es ist vergangen ein Jahr.«
Der Graf entsezt sich in der Still, Saß da auf einem Stein', Er weint die hellen Thränen, Konnt sich nicht wieder freun.
Mündlich.
»Des Morgens zwischen dreyn und vieren Da müssen wir Soldaten marschieren Das Gäßlein auf und ab; Tralali, Tralaley, Tralala, Mein Schätzel sieht herab.
Ach Bruder jetzt bin ich geschossen, Die Kugel hat mich schwer getroffen, Trag mich in mein Quartier, Tralali, Tralaley, Tralala, Es ist nicht weit von hier.
Ach Bruder ich kann dich nicht tragen, Die Feinde haben uns geschlagen, Helf dir der liebe Gott; Tralali, Tralaley, Tralala, Ich muß marschieren in Tod.
Ach Brüder! ihr geht ja vorüber, Als wär es mit mir schon vorüber, Ihr Lumpenfeind seyd da; Tralali, Tralaley, Tralala, Ihr tretet mir zu nah.
Ich muß wohl meine Trommel rühren, Sonst werde ich mich ganz verlieren; Die Brüder dick gesäet, Tralali, Tralaley, Tralala, Sie liegen wie gemäht.«
Er schlägt die Trommel auf und nieder, Er wecket seine stillen Brüder, Sie schlagen ihren Feind, Tralali, Tralaley, Tralala, Ein Schrecken schlägt den Feind.
Er schlägt die Trommel auf und nieder, Sie sind vorm Nachtquartier schon wieder, Ins Gäßlein hell hinaus, Tralali, Tralaley, Tralala,
Feiner Almanach.
Die Fastnacht bringt uns Freuden zwar Vielmehr denn sonst ein ganzes halbes Jahr, Ich macht mich auf und thät spazieren gehen, An einen Tanz, Mir ward ein Kranz Von Blümlein Glanz, Des erfreut ich mich gar sehr.
Ich bot der Jungfrau meinen Gruß, Ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß, Sie sprach: »Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt, Wenn du nur wollst, Ich wär dir hold. Kein Silber und Gold Ist meiner Lieb ein Sold.
Hinter meins Vaters Hof steht ein Thür, Da ist weder Schloß noch Riegel dafür, Da geh hinein, daß man dich nicht seh noch spür, Sie ist geschmiert, Daß sie nicht klirrt, Kein Mensch dich irrt, Tritt fröhlich hinein zu mir.«
Des Nachts hob sich ein Wetter groß, Das über Berg und tiefe Thal herfloß, Desselben Wegs mich nie keinmahl verdroß;
Mündlich.
Maria in den Garten trat, Begegnen ihr drey Jüngling zart.
Der erste war Sankt Daniel,