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Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1,7, Universität Münster (Institut für Sprachwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Forschung im Bereich der Verteilung deutscher Apothekennamen ist sehr spärlich. In der vorliegenden Examensarbeit zum Thema "Deutsche Apothekennamen im Regionalvergleich" soll es jedoch nicht um einen Vergleich sämtlicher deutscher Apothekennamen gehen. In der Vorliegenden Untersuchung soll vor allem eine exemplarische Verortung von Apothekennamen anhand der Städte Münster, Kiel, Chemnitz und Augsburg stattfinden. Eine großräumige und intensive Untersuchung der Apothekennamen Deutschlands wäre zwar höchst interessant, würde jedoch den Rahmen einer Examensarbeit sprengen. Die vorliegende Examensarbeit hat folgenden Aufbau: Zunächst soll begründet werden, nach welchen Kriterien eine Auswahl der untersuchten Städte stattgefunden hat. Es folgen Zusammenfassungen historischer Hintergründe der einzelnen Städte, um einen Überblick über regional bedeutsame Ereignisse und Persönlichkeiten zu geben. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass diese Hintergründe Erklärungen für einige regional vorkommende Apothekennamen liefern. Um die entsprechenden Namen auswerten zu können, wird in einem nächsten Schritt eine Übersicht über die Hilfsmittel gegeben, die für eine Untersuchung der Apothekennamen notwendig waren. Dazu gehört neben einem Medium zur Erschließung der Apothekennamen der entsprechenden Gebiete auch die Beschreibung der Hilfsmittel, mit dem eine Einteilung der einzelnen Namen vorgenommen werden kann. Bevor letztendlich eine Auswertung der statistischen Daten erfolgt, werden die Benennungsmotive untersucht. Diese geben Rückschluss auf die Hintergründe der Namenswahl durch die Apothekengründer. Dadurch können erneut regionale Vorkommnisse erschlossen werden. Des Weiteren können Informationen über das Bestehen überregional existierender Apothekennamen ermittelt werden. Zuletzt werden die erhobenen Daten gegenüber gestellt und ausgewertet. Dies geschieht nach den verschiedenen Gesichtspunkten Platzierungsreihenfolge, Gruppenstärke sowie lokale Verteilungen. Durch diese Vorgehensweise soll es möglich sein, Rückschlüsse auf die Gründe von Apothekenbenennungen zu ziehen.
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Abbildung A: Kleinräumige Gebietsgliederung. 45 Stadtteile mit wohnberechtigter
Bevölkerung pro Hektar......................................................................................... 83 Abbildung B: Kleinräumige Gebietsgliederung. 174 Stadtzellen. ........................ 84 Abbildung C: Ortsbeiratsbezirke von Kiel ............................................................ 85 Abbildung D: Die 39 Stadtteile der Stadt Chemnitz.............................................. 86 Abbildung E: Stadtbezirke und Planungsräume von Augsburg ............................ 87
Tabelle A: Auflistung der Apothekennamen nach Gruppen: MÜNSTER ............ 88 Tabelle B: Auflistung der Apothekennamen nach Gruppen: KIEL....................... 93 Tabelle C: Auflistung der Apothekennamen nach Gruppen: CHEMNITZ ........... 97 Tabelle D: Auflistung der Apothekennamen nach Gruppen AUGSBURG......... 100
TABELLENVERZEICHNIS
Tab. 1: Bevölkerungsverteilung und Gesamtflächen der Untersuchungsstädte .... 11
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Teilgruppen der „Benennungen ohne eigene onymische Konstituente“ .. 17 Abb. 2: Ober- und Untergruppen der Benennungen mit onymischer Konstituente.
............................................................................................................................... 19 Abb. 3: Modifizierte Gruppen ............................................................................... 27
DIAGRAMMVERZEICHNIS
Diagramm 1: Verteilung nach Obergruppen: Insgesamt (absolute Zahlen) .......... 42 Diagramm 2: Prozentuale Verteilung der Obergruppen: Insgesamt (relative
Zahlen)................................................................................................................... 42 Diagramm 3: Untergruppen nach Häufigkeit: Insgesamt ...................................... 43 Diagramm 4: Prozentuale Verteilung der Obergruppen: Münster, Augsburg, Kiel,
Chemnitz................................................................................................................ 45 Diagramm 5: Prozentuale Verteilung der Untergruppen des Bereichs
„Geographische Namen“ ....................................................................................... 46 Diagramm 6: Prozentuale Verteilung der Untergruppen des Bereichs
„Personennamen“ .................................................................................................. 47 Diagramm 7: Prozentuale Verteilung der Untergruppen des Bereichs „Namen aus
der Natur“ .............................................................................................................. 48
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Diagramm 8: Prozentuale Verteilung der Untergruppen des Bereichs
„Obergruppen ohne Untergruppen“....................................................................... 49 Diagramm 9: Untergruppenverteilung der einzelnen Städte (relative Zahlen)...... 51 Diagramm 10: Verteilung der Untergruppen: Münster (relative Zahlen).............. 52 Diagramm 11: Häufigkeitswerte der Untergruppen im Vergleich zum Durchschnitt
(relative Zahlen)..................................................................................................... 54 Diagramm 12: Verteilung der Untergruppen: Kiel (relative Zahlen) .................... 58 Diagramm 13: Verteilung der Untergruppen: Chemnitz (relative Zahlen) ........... 62 Diagramm 14: Verteilung der Untergruppen: Augsburg (relative Zahlen) ........... 66
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Der Begriff Apotheke entstand aus dem Griechisch-Lateinischen (Schmitz 1980:794). Er wurde im Allgemeinen als Begriff für Speicher, Behälter und Vorratskammern aber auch spezieller für Bücher, Handschriften, Reliquien, Wein, Kräuter, Gewürze und für Arzneien verwendet (vgl. ebd.). Die Idee der Apotheke entstand im arabischen Raum im Kontext des Drogen-, Gewürz- und Spezereihandels und als Arzneidepot des Arztes (vgl. ebd.:795).
Im deutschsprachigen Raum bildete sich das pharmazeutische Arzneiwesen zunächst in Form des Krämerhandwerks aus (vgl. Hellfritzsch 1996b:1590). Es ist nicht sicher, ob es sich bei den ältesten bezeugten „apothecae“ schon um medizinische Einrichtungen handelte (vgl. ebd.). Wahrscheinlich bestanden diese Einrichtungen zunächst aus Verkaufsständen, die von Kräuterhändlern geführt wurden (vgl. Gaude 1979:14). Untersuchungen aus den 1980er Jahren ergaben, dass die ersten Apotheken im deutschsprachigen Raum bereits vor 1300 entstanden sind, sie jedoch zunächst nur in wenigen Städten ansässig waren (vgl. Schmitz 1980:795). Eine Apotheke konnte zu dieser Zeit von jedem gegründet werden. Mit der Zeit wurde diese sogenannte Niederlassungsfreiheit dadurch beschränkt, dass eine Ausübung des Berufs von der Zunftzugehörigkeit und von der Ratsverfassung abhängig war (vgl. ebd.:796). Während zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine geringe Verbreitung von Apotheken vorkam, gab es Ende des 13. Jahrhunderts im deutschen Raum vermutlich keine größere Stadt mehr, in der ein Apotheker fehlte (vgl. Gaude 1979:14). Erklärbar ist dies durch das vermehrte Auftreten von Seuchen.
Um 1300 begannen die ersten Apothekereide und -ordnungen in den deutschsprachigen Städten aufzukommen. Die erste Apothekerordnung in diesem Gebiet wurde 1280 in Basel verfasst (vgl. ebd.:21). Die bis zum 16. Jahrhundert verzeichneten Ordnungen entsprachen zum größten Teil den Grundsätzen der Medizinal-ordnung Friedrichs II. (vgl. ebd.). Durch Missstände, Notstände, Naturkatastrophen und Epidemien wurde es notwendig, Änderungen und Erweiterungen der Ordnungen vorzunehmen (vgl. ebd.:22). Privilegien konnten die Interessen der Apotheker regeln, indem ihnen wirtschaftliche Vorrechte zugestanden wurden (vgl. ebd.). Ein solches Privileg konnte sich darauf beziehen, dass der Apotheker
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die Rechte für den alleinigen Verkauf in einem Gebiet erhalten konnte (vgl. ebd.), was ihm schnell eine gehobene gesellschaftliche Stellung einbringen konnte. Auch heute noch benötigt ein Apotheker eine rechtliche Erlaubnis, um eine Apotheke eröffnen und leiten zu dürfen. Diese berechtigt ihn jedoch nicht dazu, ein Gebiet zu beanspruchen, welches er konkurrenzlos mit Medikamenten ver-sorgt. Jedoch ist es dem Apotheker gestattet, neben einer Hauptfiliale bis zu drei Filialapotheken zu führen (vgl. ApoG § 1 Abs. 2). Dazu muss dieser approbierter Apotheker und zuverlässig sein (vgl. ApoG § 1 Abs. 3 und 4). Somit werden Apothekenketten mit mehr als insgesamt vier Filialen und einem Eigentümer, der kein approbierter Apotheker ist, als nicht rechtens angesehen und in Deutschland verboten. Die genannten Gesetze führten auch zu dem in der Presse vielfach diskutierten Fall um die Apothekenkette „Doc Morris“. Das Unternehmen hatte zum Ziel, in Deutschland mehrere Apotheken zu eröffnen. Da die Apotheken jedoch nicht durch den Inhaber, sondern durch einen angestellten Apotheker geleitet worden wären, kam es zu gerichtlichen Verhandlungen. Das Ergebnis der Verhandlungen lautete, dass „Doc Morris“ in Deutschland keine Apothekenkette aufbauen darf. Das sogenannte „Franchising“ ist hierzulande jedoch weiterhin erlaubt, sodass einige Apotheken bereits den Namen „Doc Morris“ tragen, jedoch nicht dem Unternehmen angeschlossen sind (vgl. Plass 2009). Um die ursprünglichen und regionaltypischen Apothekennamen auswerten zu können, ist es erforderlich die Apothekenketten unberücksichtigt zu lassen. Der Titel der vorliegenden Examensarbeit lautet „Apothekennamen im Regionalvergleich“. „Doc Morris“-Apotheken kommen in großer Zahl vor und sind deutschlandweit vertreten. Die regionalen Schwankungen der „Doc Morris“-Apothekenbestände sagen jedoch nichts über sprachwissenschaftlich interessante Entwicklungen aus, sondern haben eher einen Bezug zu wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen. In der vorliegenden Untersuchung soll vor allem eine exemplarische Verortung von Apothekennamen stattfinden. Eine großräumige und intensive Untersuchung der Apothekennamen Deutschlands wäre zwar höchst interessant, würde jedoch den Rahmen einer Examensarbeit sprengen. Aus diesem Grund kann nur ein erster Einblick in die Verteilung der Apothekennamen gegeben werden.
Die vorliegende Examensarbeit wird folgenden Aufbau haben: Zunächst soll begründet werden, nach welchen Kriterien eine Auswahl der untersuchten Städte stattgefunden hat. Es folgen Zusammenfassungen historischer Hintergründe der einzelnen Städte, um einen Überblick über regional bedeutsame Ereignisse und
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Persönlichkeiten zu geben. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass diese Hintergründe Erklärungen für einige regional vorkommende Apothekennamen liefern. Um die entsprechenden Namen auswerten zu können, wird in einem nächsten Schritt eine Übersicht über die Hilfsmittel gegeben, die für eine Untersuchung der Apothekennamen notwendig waren. Dazu gehört neben einem Medium zur Erschließung der Apothekennamen der entsprechenden Gebiete auch die Beschreibung der Hilfsmittel, mit dem eine Einteilung der einzelnen Namen vorgenommen werden kann. Bevor letztendlich eine Auswertung der statistischen Daten erfolgt, werden die Benennungsmotive untersucht. Diese geben Rückschluss auf die Hintergründe der Namenswahl durch die Apothekengründer. Dadurch können erneut regionale Vorkommnisse erschlossen werden. Des Weiteren können Informationen über das Bestehen überregional existierender Apothekennamen ermittelt werden. Zuletzt werden die erhobenen Daten gegenüber gestellt und ausgewertet. Dies geschieht nach den verschiedenen Gesichtspunkten Platzierungsreihenfolge, Gruppenstärke sowie lokale Verteilungen.
Da die Forschung im Bereich der Apothekennamenverteilung sehr spärlich ist, muss vielfach auf ältere Literatur zurückgegriffen werden. Dies gilt besonders für das Kapitel 5. Hier wird hauptsächlich auf das „Lexikon des Mittelalters“ zurückgegriffen, deren erster Band 1980 erschien. Zudem wird das frühchristliche Werk „Physiologus“ genutzt, in dem Tiere und mythologische Figuren in ihrer Bedeutung im Bezug auf das Göttliche beschrieben werden. Auch das 1979 erschienene Werk „Die alte Apotheke“ ist für die Erfassung von Benennungsmotiven hilfreich. Für die Entwicklung eines Instruments zur Auswertung der Apothekennamen wird eine von Volkmar Hellfritzsch durchgeführte Untersuchung herangezogen, die 1996 in dem Artikel „Zur Benennung von Apotheken und Drogerien“ veröffentlicht wurde. Da die ausgewählte Literatur für eine Themenbearbeitung größtenteils ausreichend ist, stellt das Alter dieser kein größeres Problem dar.
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In der vorliegenden Arbeit wird Münster als Vergleichsstadt herangezogen. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen ist ein regionaler Vergleich von Apothekennamen unter Berücksichtigung der Stadt Münster noch nicht vorgenommen worden. Zwar gibt es einige Dissertationen und Artikel zur Geschichte des Apothekenwesens in der Stadt Münster (u. a. die Dissertation von Ursula Vierkotten mit dem Titel„ZurGeschichte des Apothekenwesens von Stadt und Fürstbistum Münster i. W.“), diese beschäftigen sich jedoch im Wesentlichen mit der Entstehungsgeschichte der Apotheken und nicht mit der Apothekenbenennung oder der regionalen Apothekenverbreitung. Zum anderen ist Münster die Stadt, in der die Examensarbeit eingereicht wird und zu der von Seiten der Autorin der vorliegenden Arbeit, ein besonderer Bezug besteht. Ein weiterer Grund ist die geographische Lage Münsters. Eine genauere Begründung für das letztgenannte Argument, wird zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Kapitel vorgenommen.