Die 4 Auserwählten: Teil 1 - Botschaften - Chris Heidell - E-Book

Die 4 Auserwählten: Teil 1 - Botschaften E-Book

Chris Heidell

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Beschreibung

Die 4 Studenten Steffen, Nina, Tim und Verena machen einen Campingausflug zu einem tief im Wald verborgenen See. Plötzlich sieht Steffen etwas am Himmel. Zuerst versuchen Sie eine rationale Erklärung für dieses ungewöhnliche Objekt zu finden. Es fliegt extreme Manöver, die niemals ein normales Flugzeug fliegen könnte. Dann landet es! Die 4 folgen den Lichtern und sehen, dass es ein unbekanntes Raumschiff ist. Es schwebt schwerelos in der Luft. Könnten es Außerirdische sein? Plötzlich wird es dunkel - etwas verfolgt sie.... Begeben Sie sich auf eine Reise und tauchen Sie in eine abenteuerliche Welt, die zum Teil auf Fakten und Tatsachen beruht!

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Vorwort

Dank Gott, der mich leben ließ, konnte ich diese Geschichte schreiben. 6 Monate im Krankenhaus waren lang und beschwerlich. Durch das Schreiben konnte ich in eine andere Welt entfliehen. Mit der Hoffnung, dass es den Lesern gelingt, auch für ein paar Stunden in eine fiktionale Welt abzutauchen, habe ich dieses Buch veröffentlicht. Ich danke auch Christina Schommer als Beraterin, Korrekturleserin und Lektorin.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - 4 Freunde

Kapitel 2 – Aufbruch in die Wildnis

Kapitel 3 – Die Warnung des Fremden

Kapitel 4 – Wer ist David Hart?

Kapitel 5 – War alles nur ein Traum?

Kapitel 6 – Wissen, das über Nacht kam

Kapitel 7 – Der erste Schritt

Kapital 8 – Der anonyme Blog Gast

Kapitel 9 – Kastellaun

Kapitel 10 – David’s Anwesen

Kapitel 11 - Die Hypnose

Kapitel 12 - Die Reise beginnt

Kapitel 13 – Steffen, der Pilot

Kapitel 14 - Der erste Flug

Kapitel 15 - Mars

Kapitel 16 - Auf nach Zodia

Kapitel 17 - Die Botschaften

Kapitel 18 – Fußball im Wasser

Kapitel 19 – Mond

Kapitel 20 – Zweiter Versuch

Kapitel 21 - Ein großes Opfer

Kapitel 22 – Zurück

Kapitel 23 - Alaska | Nome

Kapitel 24 - Gibt es Hoffnung?

Kapitel 25 – Capena Galiaman

Kapitel 26 - Nina

Kapitel 27 – Galiason

DIE 4 AUSERWÄHL TEN

Kapitel 1 - 4 Freunde

Die 4 Studenten Steffen, Nina, Tim und Verena verbrachten mehrmals im Jahr ein Wochenende an einem tief in der Wildnis verborgenen See, um dort zu campen und eine schöne Zeit unter Freunden zu verbringen. So war es auch dieses Mal geplant. Aber sie wussten noch nicht - was sie erwartet!

»Endlich Wochenende! Schon seit Wochen freue ich mich darauf, wieder Zeit in der Natur zu verbringen. Das Stadtleben in Mannheim hat sicherlich seine Vorteile, aber ab und zu muss man einfach mal abschalten und frische Luft schnappen«, sagte Steffen.

»Beeil dich lieber mal, Steffen, du brauchst doch nicht deine ganze Angelausrüstung einzupacken, wir gehen campen und machen keine Angeltour. Du solltest sowieso nicht die ganze Zeit am Weiher verbringen, um zu fischen. Wir sind auch noch da! Du lässt mich doch nicht alleine mit den anderen am Feuer sitzen, oder?«, fragte Nina.

»Nein, mein Schatz, ich gehe nur kurz an den Weiher, ziehe ein paar dicke Fische raus, die wir abends essen können, das war's, mehr nicht, versprochen!«, erwiderte Steffen, als er den Reißverschluss seiner Angeltasche zuzog.

Steffen und Nina warteten auf Tim und Verena, ihre besten Freunde, mit denen sie das Wochenende auf dem Campingplatz verbringen wollten.

»Da seid ihr ja endlich«, sagte Nina ungeduldig. »Ihr kommt 10 Minuten zu spät.«

Die 4 begrüßten sich herzlich untereinander - sie waren eine echte, kleine Clique. Steffen und Tim waren beste Freunde seit dem Kindergarten, Nina und Verena wurden es im Laufe der Zeit auch.

»Es ist schon viel zu lange her, dass wir 4 etwas gemeinsam unternommen haben. Beim letzten Mal war es klasse, bis auf den Kater, den ich noch Tage später verspürte«, sagte Steffen, als er die beiden begrüßte.

»Tja, wer saufen kann, muss halt auch mit einem dicken Schädel klarkommen, aber das war es wert«, erwiderte Verena mit einem Lachen im Gesicht.

»Haben wir alles?«, fragte Tim in die Gruppe. »Steffen, du solltest dich um die Flüssignahrung kümmern! Hast du Cola-Rum dabei?«

»Klar wie immer, das vergesse ich doch nicht. Zwei Flaschen Rum, drei Flaschen Cola und noch einen Kasten Bier«, erwiderte Steffen und zeigte auf eine Kühlbox – daneben stand der Bierkasten.

»Bier trinke ich und Verena aber nicht, wir sind Ladys, das Gesöff könnt ihr schön alleine trinken«, neckte Nina Steffen und machte bei dem Wort „Ladys“ einen Knicks und lachte.

»Klar, dafür ist es ja auch gedacht. Das Bier ist für mich und Tim, ihr könnt Cola-Rum trinken, das müsste doch reichen, oder?«

Verena lachte Nina an und sagte: »Ich habe noch eine kleine Überraschung für uns dabei, schmeckt nach Schokolade. Mehr sage ich aber nicht, sonst ist die Überraschung dahin.«

»Ahh, deine Überraschung ist ja schwer zu erraten, Verena«, sprach Steffen dazwischen. »Es kann doch nur Schokoladenlikör sein.«

»Nein, falsch geraten! Ich verrate es erst am Zeltplatz und es ist nur für uns Ladys«, erwiderte Verena und tippte Nina freundschaftlich auf die Schulter.

»Tim, hast du genug zu essen dabei? Falls Steffen nichts als Unkraut fängt?«, fragte Nina, um Tim an dem Gespräch zu beteiligen.

Tim war eher zurückhaltend, das war seine Art. Er redete nicht viel, ihm musste man buchstäblich die Worte aus der Nase ziehen; aber was dann herauskam, war hochgebildet und wohlüberlegt. Ihm rutschten niemals Wörter einfach so heraus. Dafür dachte er über jedes Wort zu sorgsam nach, bis er es sagte.

»Ja ja, keine Sorge, für Essen und alkoholfreie Getränke ist gesorgt. Ich habe sogar an die Reiswaffeln gedacht, die du so gerne magst.«

»Super, auf dich ist Verlass«, erwiderte Nina grinsend.

»Habt ihr auch eure Zelte gelüftet seit unserem letzten Ausflug? Nicht dass sie verschimmelt sind. Ihr braucht nicht bei uns unterzukriechen! Ihr wisst ja, ich und Nina brauchen Platz zum Schlafen«, sagte Steffen mit einem Augenzwinkern.

»Schlafen sagst du – von wegen, so hat sich das beim letzten Mal aber nicht angehört«, berichtete Tim. Dabei brach Gelächter aus.

»Mein Angelzeug habe ich schon vorbereitet und meine Spezialköder für dicke Hechte habe ich auch dabei«, sagte Steffen, während er seine Angeltasche einpackte.

»Ach die Stinkfische, welche die Haare zu Berge stehen lassen.«

»Die Hechte stehen drauf!«, erklärte Steffen entschlossen. »Darauf ist immer Verlass. Ich habe ein paar Rotaugen letzte Woche gefangen und mit meinen speziellen Aromastoffen eingerieben, dann in die Tiefkühltruhe gelegt. Sie müssten langsam aufgetaut sein, sodass ich sie später benutzen kann. Ihr werdet schon sehen, für das Abendessen ist gesorgt! Eine Taschenlampe und meine anderen Gadgets habe ich auch dabei. Falls wir uns verirren sollten, bringe ich uns sicher wieder raus! Ihr wisst ja:

»I AM SURVIVER!«

»Ja ja, du bist Bear Grills für Arme«, konterte Nina und kicherte sich in ihre Hände.

Sie konnte die Begeisterung für Survival (Überlebenskampf in der Wildnis) nicht mit Steffen teilen. Sie liebte ihn über alles, obwohl sie wenig Gemeinsamkeiten hatten, bis auf die paar Tage in der freien Natur und etwas Sport. Nina studierte Sprachen und genoß eher eine entspannte Zeit mit einer gepflegten Unterhaltung am Lagerfeuer, als durch die Wälder zu wandern, nur mit einem Rambo-Messer, Angelhaken, Stahlschnur und Feueranzünder ausgerüstet, wie Steffen es oft tat. Sie war sehr sprachbegabt. Nina sprach fließend 4 Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch. Steffen war von den 4en der sportlichste und ein echter Adrenalinjunkie. Alles mit Aktion zählte zu seinen Hobbys. Dies war des Öfteren ein Streitpunkt zwischen ihm und seiner Freundin Nina, mit der er seit 4 Jahren eine Beziehung führte. Steffen studierte Sport und würde gerne Personal Trainer werden, wovon Nina nicht begeistert war, da sie es für einen unsicheren Bereich hielt und es Jahre dauern würde, sich eine Stammkundschaft aufzubauen. Nina als Sprachstudentin möchte lieber etwas Sicheres, mit monatlichem Festgehalt, festen Arbeitszeiten und Zukunftsperspektive. Sie war der vernünftige Part der Beziehung, was für Steffen genau richtig war, sonst würde er die Welt bereisen und aus dem Rucksack leben. Dafür versuchte er seit Jahren, Nina zu begeistern; aber sie wollte zuerst das Studium abschließen, bevor sie überhaupt darüber nachdachte. Nach ihrem Studium wollte sie entweder eine Weltreise mit Steffen machen oder direkt den Job als Dolmetscherin beginnen, wofür sie schon einige Angebote hatte.

Tim war die Intelligenzbestie von den 4en. Er studierte Teilchenphysik und Elektroingenieurwesen. Sein Wunsch war es, die Welt zu verändern. Er hatte einen IQ von mehr als 150, was dem von Albert Einstein ähnelte. Allerdings wusste er sich die Haare zu schneiden, nicht wie Albert Einstein, der nicht gerade durch sein tolles Aussehen berühmt wurde.

»Manche haben es in der Birne und manche sehen gut aus – ich habe beides!«, prahlte er ständig, was auch nicht gelogen war.

Seit zwei Jahren lebte Tim mit Verena zusammen, die ebenfalls Studentin war und Astrologie studierte. Sie war eine leidenschaftliche Träumerin, die sich für Sterne und Planeten begeisterte. Sie stellte die ultimativen Fragen: »Gibt es Leben da draußen? Wenn wir alleine im Universum sind, wäre das die größte Platzverschwendung, die es je gab!«, meinte sie zu diesem Thema. »Es existieren so viele Sterne im Universum wie Sandkörner an jedem Strand unserer Erde. Es gibt hundert Milliarden Sonnensysteme, also wie unseres, mit Sonne, Mond u.s.w. Davon gibt es Milliarden in einer Galaxie, und es gibt wiederum Milliarden von Galaxien, von denen wir wissen, was sogar bedeuten könnte, dass das Universum unendlich ist.« Dieses Wort „unendlich“ sei aber für das menschliche Gehirn nicht zu verstehen, weil die Menschen für alles einen Anfang und ein Ende brauchen.

Verena war etwas schüchtern, bis man sie etwas näher kennengelernt hatte. Steffen hatte Verena an der Uni kennengelernt. Er dachte sich, dass Verena gut zu Tim passen würde, was sich letztendlich auch bestätigt hatte. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, weil beide eher zurückhaltend waren, fanden sie zueinander. Jetzt waren sie ein Kopf und eine Seele. Sie hatten es Steffen und seiner offenen Art zu verdanken, dass sie eine Beziehung führten. Er hatte sie damals verkuppelt, indem er das Klima ihres ersten Dates etwas auflockerte. Anfangs waren Steffen und Nina noch dabei, was sich als nützlich erwies, bis sie ihre Scheu überwanden und sich ein lockeres Gespräch entwickelte. Die beiden hatten viel gemeinsam, sie waren beide ehrgeizig, man könnte sie in der Universität als Streber bezeichnen. Beide hatten ihre Ziele fest vor Augen und taten auch viel dafür, was es umso wichtiger machte, ein paar Tage abzuschalten und die Natur zu genießen.

»Ok, wann ist Aufbruch?«, fragte Steffen ungeduldig. »Ich muss noch tanken gehen und den Reifendruck prüfen, ich bin so in einer halben Stunde wieder da. Dann können wir direkt losfahren, wenn ihr bis dahin soweit seid.«

Verena schaute Tim nickend an, und sie bestätigten seinen Vorschlag. Steffen war so etwas wie der Teamleiter, der diese Ausflüge plante und alle motivierte.

»Gut, das wäre abgemacht, ich bin gleich wieder da. Ich hoffe, ihr habt bis dahin gute Laune und seid abenteuerlustig. Ich kann es je - denfalls kaum noch erwarten«, rief Steffen und bretterte los.

»Super, dann bis gleich und fahr nicht so schnell, mein Schatz«, rief Nina Steffen zu, als er in sein Auto stieg. Sie gab ihm noch einen fliegenden Kuss zum Abschied. Nina machte sich ständig Sorgen, wenn Steffen so aufgedreht unterwegs war.

Kapitel 2 – Aufbruch in die Wildnis

Wie abgemacht, war Steffen nach 20 Minuten wieder heil zurück. Die 3 hatten es sich in der Zwischenzeit mit ein paar Snacks in der Wohnung von Steffen und Nina gemütlich gemacht, bis Steffen wieder eintraf.

Tim, Steffen, Nina und Verena fingen fröhlich an, ihre Sachen in den Wagen von Steffen zu packen. Es war kaum noch Platz übrig, um alles von Tim und Verena unterzubringen. Steffen kommentierte dies: »Lasst das die Männer erledigen, Männer haben ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, deshalb können wir auch besser einparken als Frauen.«

»Dafür verursachen Frauen weniger Unfälle«, konterte Nina.

»Ja, nur, weil es Männern an Geduld fehlt, hinter einer langsam fahrenden Frau herzufahren. Sie starten dann meistens ein Überholmanöver, das etwas riskanter ist. Dadurch entstehen dann die Unfälle.«

Zwischen den beiden gibt es gelegentlich Neckereien. Steffen ist eher der Draufgänger und Nina kontert seine leeren Sprüche auf eine liebevolle Art und Weise.

»Habt ihr alles eingepackt?«, prüfte Tim.

»Jawohl, wir sind startklar! Auf geht die Reise.«

Sie fuhren los - auf direktem Weg auf die Autobahn, Steffen holte alles aus dem Suzuki heraus. Die Nadel erreichte die 220 km/h Marke.

»Steffen, musst du so rasen?«

»Das ist doch nicht schnell, wir wollen doch irgendwann mal ankommen, oder?«

»Ja, aber bitte in einem Stück«, erwiderte Nina.

Steffen ging vom Gas, um es sich bei Nina nicht zu verscherzen. Nicht heute! Es sollte ein schöner Tag werden, auf den sie sich schon lange gefreut hatten.

»So recht, die Dame?«, fragte Steffen provokant.

»So ist es gut, fahr weiter in dem Tempo«, erwiderte Nina und tat so, als ob sie die Provokation von Steffen nicht bemerkt hätte.

Im Endeffekt hatte Nina in der Beziehung die Hosen an, was Steffen natürlich nie zugeben würde. Nach außen hin war er der Boss, der große Macher. Zu Hause mit Nina alleine war es anders, da hatte sie das Sagen.

Sie fuhren in den Wald. Genauer gesagt in den Schwarzwald. Tim war wie ein Lexikon. Er erzählte etwas über den Schwarzwald: »Er ist eine an Frankreich grenzende Gebirgsregion im Südwesten Deutschlands. Bekannt ist er für seine dichten, immergrünen Wälder. Er ist mit 11.100 Quadratkilometern einer der größten Deutschlands.«

»Danke, Herr Lehrer für eine umfassende Beschreibung, die keiner wissen wollte«, machte sich Steffen über Tim lustig.

»Doch mich schon!«, fiel Verena ihm ins Wort. »Steffen, du weißt so etwas nicht.«

»Dafür aber, wie man im Wald überleben kann«, konterte Steffen.

»Das braucht doch kein Mensch mehr zu wissen. Wir haben Handys mit Kompass und Empfang, um Hilfe zu rufen, falls wir uns verirren.«

»Stimmt, wir haben auch im tiefsten Wald einen guten Empfang! Nicht wie in jedem 2. schlechten Horrorfilm, wo rein zufällig kein Schwein Netz hat und deshalb abgeschlachtet wird«, warf Nina ein.

»Sowas passiert!«

»Was? Von einem Psychopathen verfolgt und dann abgeschlachtet zu werden?«, fragte Tim.

»Nein – kein Empfang im Wald – du Backfisch.«

»Ist euch bei Horrorfilmen mal aufgefallen, dass die Opfer so schnell sie können um ihr Leben rennen und der Killer ganz gemütlich spazieren geht und sie trotzdem jedesmal einholt«, stellte Tim fest.

»Du machst dir zu viele Gedanken, mein Freund. Wichtig ist doch nur, wie der Killer sie dann kalt macht«, sagte Steffen und strich sich mit seinem Daumen der Kehle entlang.

»Du und deine Horrorfilme. Ich schaue lieber etwas fürs Herz.«

»Bei Horrorfilmen ist doch auch Herz drin, aber dann in einer Suppe, frisch vom Kannibalen zubereitet.«

»Ha..ha..ha«

»Ähh – eklig«

»Hier musst du herausfahren«, wies Tim Steffen an.

»Weiß ich doch, diese Strecke bin ich schon hundert Mal gefahren - na ja, nicht ganz so oft, aber ich kenne mich aus und falls ich mich verfahre, habe ich ja immer noch mein Navisystem.«

»Das ja auch so wunderbar funktioniert im Wald. Was willst du dann eingeben? Oder wie soll das Navi dich anleiten? Am nächsten Strauch geht es rechts bis zum nächsten Baum, dann links?«

Gelächter brach aus.

»Ich hoffe, ihr lacht mit mir und nicht über mich?«, fragte Steffen, der es gar nicht so lustig fand.«

»Beides!« lachte Nina ihn an. »Sei doch nicht so, du verstehst überhaupt keinen Spaß, oder?«, fragte sie und legte ihre Hand auf seine.

»Doch, ist schon gut«, lenkte er ein und gab Nina einen Schmatzer auf den Mund.

Die Fahrt ging heiter weiter, durch einen immer dichter werdenden Waldabschnitt. Die Straße änderte sich von Asphalt zu einem schmalen Gehweg, den Steffen mit seinem Allrad locker bewältigen konnte. Der Wagen schwankte hin und her, und die 4 Insassen fühlten sich wie auf einem Boot mitten auf offener See. Mit einem herzlichen Lachen fragte Tim Verena, ob sie nicht seekrank werden würde.

»Geht schon, danke der Nachfrage – du bist echt süß!«, antwortete Verena.

Als Steffen noch jünger war, hatte sein Vater ihm den Ort gezeigt, an dem die 4 campen wollten. Er war ungefähr 12 Jahre alt, als sein Vater ihn zum ersten Mal zum Angeln an diesen See mitnahm. Der See war eigentlich eher ein großer Weiher, aber ein Geheimtipp, wo man ohne Angelschein fischen durfte. Oder anders gesagt: niemand kam vorbei, um zu kontrollieren. Steffen parkte sein Auto etwa 2 Kilometer vom Weiher entfernt, da die Campingstelle nur zu Fuß erreichbar war.

»Los geht’s«, sagte Steffen. »Ich nehme dir das Meiste ab, mein Engel, dass du dich nicht zu sehr verausgabst. Du weißt ja, es wird eine lange Nacht! Nicht, dass du mir direkt einschläfst. Ich will doch noch etwas kuscheln.«

»Kuscheln? Ja ja, ich weiß, was du damit meinst! Trotzdem danke, mein Schatz – echt lieb von dir, wenn da nicht deine versauten Hintergedanken wären«, erwiderte Nina und übergab Steffen ihr Gepäck.

Auch wenn es Nina nie zugeben würde, liebte sie es, wenn Steffen den großen, starken Mann heraushängen ließ. Sie mochte es, wenn er sie umsorgte und beschützte. Steffen war eine echte Sportskanone. Jeden Morgen ging er 45 Minuten joggen und 3-4 Mal die Woche ins Fitnessstudio, was sich auf seinen Körperbau auswirkte. Er war komplett durchtrainiert, 182 cm groß, schwarze lange Haare, die er sich nach hinten kämmte. Seiner Einschätzung nach, würde er damit gefährlicher aussehen. Was nach Ninas Meinung absoluter Blödsinn war. Sie würde ihn niemals als gefährlich aussehend beschreiben. Dafür war er zu lieb zu ihr und könnte ihr nie etwas Böses antun.

»Wir müssen diesen linken Weg hier heruntergehen oder da vorne rechts runter? Ich weiß es nicht mehr genau«, sagte Tim und strich sich, fragend, durch seinen 3-Tage-Bart.

Tim war eher schmächtig. Er sah groß und schlaksig aus. Kein Gramm Fett hatte er auf den Rippen. Er hatte ein wahres Sixpack, das nicht durch regelmäßiges Training oder gute Ernährung entstanden war, sondern durch die guten Gene, behauptete er jedenfalls. Er trug eine dicke Hornbrille mit 4 Dioptrien Sehschwäche. Ohne sie konnte er vielleicht einen Meter klar sehen. Er schob seine Sehschwäche auf den häufigen Gebrauch seines Computers. Was er nicht beweisen konnte. Er sagte jedem, der ihn wegen seiner dicken Brille ansprach, dass er als Kind messerscharf sehen konnte. Seine Sehschwäche käme nur vom ständigen Computer anstarren. Auf der einen Seite verfluchte er seinen Computer und auf der anderen Seite war es seine Lieblingsbeschäftigung. Seine Haare waren blond und kurz geschnitten. Igelschnitt nannte es Verena, die ihn ständig animierte, sich einen anderen Haarschnitt zuzulegen.

»Da vorne links«, sagte Steffen. »Ich weiß es noch ganz genau!«

»Ok, dann vertraue ich dir mal«, erwiderte Tim und folgte Steffen, der es offensichtlich noch genau wusste.

Steffen hatte recht – er kannte diesen Weg wie seine Westentasche. Sie kamen eine halbe Stunde später an dem Weiher an, erschöpft, aber froh, endlich da zu sein. Ihr Zeltplatz, wenn man ihn so nennen konnte, lag tief versteckt im Wald und daher kaum besucht. Die Wildnis war noch unberührt. Rings um die Feuerstelle war dichter Wald. Vor Jahren hatte der Vater von Steffen die Stelle gefunden. Er war auch naturverbunden und brachte Steffen schon früh alles bei, was man zum Überleben in der Wildnis brauchte. Er hatte die Feuerstelle freigelegt, sodass die 4 mühelos im Kreis rundherum Platz hatten. Über der Feuerstelle konnten sie den Grill aufstellen, den Steffen dabei hatte. Es waren sogar noch die Löcher von den Grillstützen ihres letzten Ausflugs zu sehen, der schon Wochen her war. Um die Feuerstelle herum lagen gefällte Bäume auf dem Boden, auf denen man sitzen konnte, da Steffens Vater sie begradigt hatte. Ein paar Meter von der Feuerstelle entfernt war eine freie Wiesenfläche, wo sie die Zelte aufschlagen konnten.

»Ich und Tim schlagen die Zelte auf, du und Nina könnt bitte mal nach Feuerholz suchen«, bat Steffen, Nina und Verena.

Nachdem es den beiden Frauen gelungen war, Feuerholz zu besorgen, knüllte Steffen altes Zeitungspapier zu einer Kugel und legte es auf den feuchten Boden der Feuerstelle. Danach türmte er kleine Holzstücke, die er fertig zugeschnitten gekauft hatte, rundherum auf. Damit es besser auf dem feuchten Boden brannte, gab Steffen noch etwas von flüssigem Brandbeschleuniger dazu. Nach ein paar Minuten brannte das Feuer. Dazu sagte Steffen stolz: »So macht das ein Profi.«

Dann halfen Nina und Verena den Männern beim Aufbauen der Zelte. Danach fingen sie an, die Sachen einzuräumen. Nach getaner Arbeit wollte Steffen eine Runde schwimmen gehen.

»Wer kommt mit zum Schwimmen?«, fragte Steffen. Dabei riss er sich, wie ein Stripteasetänzer, seine Knopfhose vom Leib, darunter trug er schon seine Badehose.

»Wo hast du denn dieses alte Ding gefunden, ist mir gar nicht aufgefallen, dass du sie anhast. Ich dachte, ich hätte sie zur Altkleidersammlung gegeben.«

»Hast du ja auch, bis ich sie wieder aus der Kiste herausgenommen habe. So ein Prachtstück wirft man doch nicht weg. Die Knopfhose war mal modern«, berichtete Steffen und präsentierte lachend seine Hose.

»Wie alt bist du denn, 15? Da war sie vielleicht mal modern«, erwiderte Nina kopfschüttelnd.

»Ich und Nina bleiben hier und quatschen. Außerdem muss ja jemand aufs Feuer aufpassen, dass es nicht ausgeht. Du und Tim könnt ja schwimmen gehen.«

»Tim, du kommst doch mit, oder?«, fragte Steffen, was mehr eine Aufforderung war als eine Frage.

»Klar komme ich mit! Ich muss mich nur schnell umziehen, warte kurz.«

Die beiden gingen gut gelaunt ihres Weges.

»Ok, dann bis später Mädels.«

»Auf geht’s, gehen wir eine Runde schwimmen! Lassen wir die Frauen mal eine Runde plaudern. Du weißt ja, worüber sie reden«, sagte Tim zu Steffen.

»Über uns natürlich! Sollen sie ruhig, wir machen lieber etwas mit Aktion.«

Während Tim und Steffen zum Weiher gingen, unterhielten sie sich auch über ihre aktuellen Lebensumstände und Beziehungen.

Plötzlich bemerkte Tim etwas Seltsames am Himmel.

»Steffen, siehst du die Wolke dort? Es wirkt beinahe so, als ob sie von etwas aufgehalten wird und gegen eine unsichtbare Wand stößt. Die Wolken ziehen vorbei, außer in der Mitte. Da ist ein dreieckiges Loch. Sieht irgendwie komisch aus.«

»Ach, was interessieren mich irgendwelche Wolken. Hast du mir nicht zugehört? Ich wollte dir gerade von meiner Beziehung mit Nina erzählen. Ich habe vor, ihr die große Frage zu stellen: ob sie mich heiratet. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals den Wunsch verspüren würde, eine Frau zu heiraten. Aber um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Nina die Richtige für mich ist. Ich bin mir allerdings unsicher, wie ich sie am besten fragen soll. Ich habe schon ein paar Ideen. Zum Beispiel könnte ich zusammen mit ihr eine Ballonfahrt machen und sie dann in luftiger Höhe fragen. Oder ich gehe mit ihr tauchen und halte unter Wasser ein Schild hoch: ›Willst du mich heiraten?‹ Aber nicht, dass sie mir dann noch absäuft unter Wasser, weil sie sich verschluckt oder so. Das wär's noch, ertrunken beim Heiratsantrag! Was meinst du Tim, wie oder wo frage ich sie am besten?«

»Hast du schon mal das Wort Romantik gehört? Auf sowas stehen die Frauen! Nicht Tauchen oder Ballonfahrten. Du lädst sie am besten zum Abendessen ein, dann besprichst du mit dem Kellner: Er soll doch bitte romantische Musik auflegen, dann noch etwas Kerzenlicht, so läuft das. Zum Schluss fällst du natürlich vor ihr auf die Knie, schaust ihr tief in die Augen und fragst sie, so einfach ist das.«

»Da würde ich lieber Fallschirmspringen. Das würde mich weniger Mut kosten, als Nina die große Frage zu stellen.«

»Das wird schon gut gehen! Sie liebt dich doch über alles und eure Beziehung läuft doch gut, oder?«

»Ja, schon, aber was ist, wenn sie NEIN sagt? Wie würde es dann weitergehen?«

»Ha..ha, der waghalsige Steffen, der mit Haien taucht und von Klippen springt, hat Angst, ein paar Worte auszusprechen. Diese Seite kenne ich gar nicht bei dir«, sagte Tim kichernd.

»Das würde ich lieber tun!«

»Was denn?«

»Na, mit Haien tauchen und von Klippen springen. Ha..ha..ha. Mal schauen, ich habe ja Zeit, es muss ja nicht von heute auf morgen sein. Eigentlich läuft die Beziehung auch ohne Heiraten gut, warum was ändern? Außerdem, wenn man nach Statistiken geht, wird jede zweite Ehe geschieden. Dann habe ich irgendwo gelesen, dass sich Beziehungen zum Negativen verändern, wenn man verheiratet ist, weil die Spannung dann weg wäre oder sowas in der Art.«

»Das ist deine Entscheidung.«

»Egal heute sind wir hier, um Spaß zu haben. Wenn wir zu Hause sind, ist immer noch Zeit, darüber nachzudenken.«

Sie spazierten durch ein wunderschönes, unberührtes Stück Natur, bis sie schließlich den Weiher erreichten, der nur wenige hundert Meter entfernt war. Der Weiher war vollkommen naturbelassen und nur an einigen Stellen zugänglich. Das Ufer bestand aus Sand und eignete sich gut zum Schwimmen. Als kleiner Junge hatte Steffen an einem Baum mit einem dicken Ast ein Seil mit Knoten befestigt, um sich festzuhalten. Das Seil war immer noch intakt, womit man sich, mit dem nötigen Schwung, bis in den Weiher katapultieren konnte. Was Steffen auch direkt tat, als er das Seil sah. Er nahm Anlauf, griff das Seil und schwang sich mit vollem Speed in Richtung des Weihers. Als er absprang, gab er Laute wie Tarzan von sich. Er landete im Wasser. Halb Kopfsprung - halb Bauchklatscher - Haltungsnote 5.

Steffen war in manchen Dingen immer noch wie ein kleines Kind – ein Kind in einem Männerkörper, das behauptete Nina manchmal, wenn Steffen irgendwelche kindischen Faxen machte.

»WOOO ist das kalt«, schrie Steffen, als er wieder auftauchte.

Tim entschied sich, es genauso zu machen und ergriff das Seil, um in Richtung des Weihers zu schwingen. Im Vergleich zu Steffen war er weniger geübt und hatte auch weniger Kraft. Fast hätte er den Griff auf halbem Weg verloren und wäre beinahe auf den Boden geklatscht. Gerade noch schaffte er es und erreichte den Weiher. Dabei verlor er seine Brille.

»Verdammt, ich habe meine Brille verloren und kann fast nichts mehr sehen. Steffen, könntest du bitte tauchen und sie für mich suchen? Ohne meine Brille sehe ich schon schlecht, unter Wasser fast nichts. Schau bitte, dass du sie findest. Ich kann nicht das ganze Wochenende ohne Brille verbringen, meine Ersatzbrille ist zu Hause.«

Steffen tauchte bis zum ca. 3 Meter tiefen Grund, aber ohne seine Taucherbrille war seine Sicht stark eingeschränkt. Aufgrund des trüben und schlammigen Wassers konnte er nur wenige Zentimeter sehen.

»Sorry, ich habe nichts gefunden. Ich versuche es weiter und taste den Boden ab, warte kurz«, sagte Steffen, bevor er wieder hinab tauchte.

Nach einer halben Stunde Tauchen und vergeblichem Suchen gab Steffen auf.

»Tut mir leid, mein Bester, ich kann sie leider nicht finden, vielleicht hat sie die Unterströmung weggetrieben«, keuchte Steffen, nach Luft ringend, als er auftauchte.

»Ok, lass gut sein, dann muss ich das Wochenende halt ohne Brille auskommen, es wird wohl nichts Gravierendes passieren, dass ich sie unbedingt bräuchte. Eine gute Sache hat es, dann sehe ich deine hässliche Visage nur verschwommen«, sagte Tim, um die Situation etwas aufzuheitern. Aber seine Stimmung war fast schon im Keller.

Nachdem sie sich kurz abgetrocknet hatten, kehrten sie zurück zu ihrem Zeltplatz, wo die beiden Frauen um das Feuer saßen und dampfende Heißgetränke in den Händen hielten.

»Verena, ich habe meine Brille verloren«, sagte Tim bedrückt.

»Ach geh, mein Schatz, das tut mir aber leid. Zu Hause hast du ja noch eine.«

»Ja, dort liegt sie gut, das hilft mir jetzt auch nichts.«

»Lass den Kopf nicht hängen, davon geht die Welt nicht unter.«

»Ja, du hast leicht reden, du brauchst keine Brille.«

Um die Stimmung etwas aufzubessern, machte Steffen das Radio an, das enttäuschenderweise keinen Empfang hatte.

»Dann muss ich wohl mein Handy anmachen, da habe ich aber leider nur Techno drauf«, sagte Steffen grinsend.

»Kein Problem«, erwiderte Verena. »Ich habe meins auch dabei, mit richtiger Musik, oder willst du im Wald wirklich Techno anmachen? Du vertreibst noch die Eichhörnchen. Lassen wir sie doch von deiner Musik verschont.«

»Ok, du hast gewonnen«, murmelte Steffen enttäuscht. »Ich wollte sowieso noch angeln gehen, damit wir etwas auf den Grill legen können. Kommst du mit Tim?«

»Nein, ich glaube besser nicht. Ich kann den Schwimmer kaum erkennen! Dann kann ich auch hier bei den Mädels bleiben. Ich helfe Ihnen, den Cola-Rum zu vernichten. Vielleicht hilft das ja bei mei ner Laune. Geh du nur!«, sagte Tim niedergeschlagen, da er ohne Brille fast nichts sah.

»Dann gehe ich halt alleine, du hättest eh nichts gefangen«, konterte Steffen enttäuscht.

Am Weiher angekommen, murmelte Steffen vor sich hin, um sich selbst zu motivieren: »So bleibt mehr für mich übrig! Der hätte mir sowieso nur wieder in meine Schnur geworfen und ich müsste stundenlang alles entwirren. ›Dann fangen wir mal einen FISCH‹«, das war sein Schlachtruf, den Steffen immer sagte, bevor er seine Rute auswarf.

Steffen war ein guter Angler, was sich nach kurzer Zeit auch bemerkbar machte. Ein Biss: Etwas hatte Schnur genommen - der Schwimmer ging nach unten und die Rolle ratterte. Es musste etwas Großes sein, sonst hätte der Fisch es nicht geschafft, den schweren Schwimmer nach unten zu ziehen. Steffen stürzte zur Rute und schlug an - die Rutenspitze verbog sich augenblicklich nach unten und etwas Kräftiges zappelte am Haken.

»Das musste ein Dicker sein«, dachte Steffen, als er dem Fisch Leine ließ, da er zu stark zog, um ihn direkt heranzuziehen. Er musste ihn müde drillen, sonst würde die Schnur reißen, und diese musste er ständig unter Spannung halten, da der Fisch den Haken sonst durch Kopfschütteln lösen könnte. Steffen liebte es, einen kampfstarken Raubfisch zu drillen. Nach ein paar Minuten war es vollbracht, der Fisch gab auf, seine Gegenwehr wurde immer schwächer. Steffen nutzte die Schwächephase des Fischs aus, um ihn näher an Land zu ziehen und ihn dann mit seinem Köcher zu erreichen.

»Jawoll, ein riesiger Hecht, der müsste an die 80 cm haben. Genau die richtige Größe für den Grill«, sagte Steffen vor sich hin, als er den Hecht aus dem Köcher nahm.

Nachdem er mit seinem Handy noch ein Foto gemacht hatte, tat er das, was er immer tat, wenn er einen dicken Hecht gefangen hatte. Er schlug ihm mit dem Totschläger auf den Kopf, um ihn zu betäuben, dann stach er ihm mit dem Messer direkt ins Herz, so musste er nicht leiden. Danach nahm er seine Innereien heraus und ging zu den anderen, um seinen Fang stolz zu präsentieren.

»Da sagt ihr nichts mehr, was für ein riesengroßes Ding, oder?«, rief Steffen, als er den Hecht hochhielt, stolz über seinen Erfolg.

»Gut gemacht, mein Schatz, leg ihn sofort auf den Grill. Ich habe Hunger, reibe ihn noch mit Salz und Zitronensaft ein, damit er besser schmeckt«, riet ihm Nina.

Nina besaß ausgezeichnete Kochkünste, die Steffen zu schätzen wusste. Er konnte ihr darin nicht das Wasser reichen. Er war froh, wenn er sich eine Portion Nudeln kochen konnte, ohne dass alles anbrannte oder versalzen schmeckte. Nina entsprach genau seinem Schönheitsideal: Sie war 160 cm groß, hatte lange blonde Haare, meistens zu einem Zopf gebunden, und eine zierliche Figur. Am meisten mochte er ihr Hinterteil, er nannte ihn „Knackarsch“, worüber Nina sich offenkundig beschwerte, wenn er so etwas sagte. Das sei ein abwertendes Wort. Insgeheim mochte sie es! Sie trieb auch gelegentlich Sport, sie ging gerne spazieren und schwimmen. Die Sportarten wie Fitness und Joggen, die Steffen betrieb, wusste sie zu vermeiden. Dafür hatte sie ständig die passenden Ausreden, wenn Steffen sie mitnehmen wollte. Sie hatte auch ohne diese Sportarten eine gute Figur, behauptete sie, was auch der Wahrheit entsprach.

So verbrachten sie noch den Tag, lachend am Feuer sitzend und über Gott und die Welt redend. Der Hecht war köstlich, wozu Steffen sagte: »Selbst gefangen schmeckt doch am besten.«

Tim wollte auch etwas berichten, indem er gut war, also berichtete er über seine Erfolge in seinem Studium. Er erzählte begeistert von seinem Professor, der wie ein Mentor zu ihm war. »Mein Professor hält große Stücke auf mich, hat er mir letztens gesagt. Wir behandeln gerade ein spannendes Thema – erneuerbare Energie und wie wir damit die Welt verändern könnten. Auf dieses Fachgebiet will ich mich in Zukunft konzentrieren. Das ist ein Gebiet, welches für die Menschheit in naher Zukunft immer wichtiger wird. Die Rohstoffe gehen langsam zur Neige. Die Kohle- und Ölvorkommen werden immer knapper. Atomkraft erzeugt Atommüll, der irgendwo tief unter der Erdoberfläche verscharrt wird, in der Hoffnung, er würde sich in Luft auflösen – tut er aber nicht! Er verschmutzt und verseucht das Grundgestein und vieles mehr. Wir roden Urwälder, welche die Lungen unseres Planeten sind. Was die Öffentlichkeit überhaupt nicht alles so genau weiß. Vieles läuft da im Geheimen, die Naturschützer sind ja jetzt schon auf den Barrikaden. Wenn sich da nichts ändert, wird die Menschheit nicht mehr lange existieren«, verkündete Tim besorgt.

»Ja, du überdramatisiert immer Tim.«

»Sagen wir, es gäbe kein Öl mehr, dann wäre der größte Teil der Autoindustrie lahmgelegt und du könntest wieder mit dem Fahrrad fahren. OK, für dich kein Problem, aber viele Menschen sind auf ihr Auto angewiesen und die meisten laufen halt noch mit Benzin. Sie brauchen ihr benzinbetriebenes Fahrzeug, vielleicht sind sie krank oder haben einen Job, bei dem Autofahren Grundvoraussetzung ist, wie LKW-Fahrer z. B. oder Versicherungskaufleute. Sollen sie mit dem Bus zu ihren Kunden fahren? Nein, bestimmt nicht. Die Elektrofahrzeuge sind erst im Kommen, es dauert noch Jahre, bis jeder einen fährt. Was passiert, wenn es kein Öl, also Benzin mehr gibt? Dann versinkt die Welt in einer Krise.«

»Davon geht die Welt auch nicht unter.«

»Das sagst du. Chaos würde auf jeden Fall ausbrechen, vielleicht sogar Kriege um die Ressourcen. Der Kampf um Rohstoffe war schon immer ein zentraler Aspekt von Kriegen. Letztendlich steht jedes Land in erster Linie für sich selbst ein. Stell dir vor, es gäbe keine Kämpfe mehr um Rohstoffe, weil eine umweltfreundliche Energiequelle für alle verfügbar wäre. Das ist mein Traum und mein Ziel: eine solche Erfindung zu realisieren.«

»Bleib dran, mein Freund, ich glaube an dich! Wenn du so etwas erfunden hast, wirst du mich hoffentlich nicht vergessen. Ich dachte an eine Finca auf Mallorca, die du mir dann bestimmt spendieren wirst, oder? Leisten könntest du es dir dann allemal.«

Die Gruppe lachte und fing kurz an zu träumen.

»Was würdest du dir wünschen, mein Schatz, wenn ich mal reich wäre?«

»Ich liebe dich auch als arme Kirchenmaus.«

»Mal ehrlich, was würdest du dir wünschen?«

»Ja, so eine Finca, mit Pool und einem Blick aufs Meer, wäre schon was. Aber was ich mir wirklich wünschen würde, wäre ein eigenes Teleskop, mit dem ich in die Sterne blicken könnte, wenn ich es möchte. Es sollte aber kein handelsübliches sein, eher so eins wie das Large Binocular Telescope. Die Kosten für Teleskope und Messgeräte belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro. Als Doppelteleskop aufgebaut, besitzt es zwei Spiegel mit einem Durchmesser von jeweils 8,4 Metern, welche mit diversen Instrumenten für verschiedene Wellenbereiche elektromagnetischer Strahlung bestückt sind. Die Mehrheit dieser Geräte ist doppelt ausgeführt. Deshalb ist es möglich, mithilfe von Interferometrie die optische Auflösung zu erhöhen und das Licht von Zentralsternen größtmöglich auszublenden, um deren umkreisende Planeten zu erkennen. So eins wäre klasse, du hast gefragt, was wäre wenn...«

»Wenn ich mal reich bin, kaufe ich dir eins und noch einen Stern dazu, den taufe ich dann Planet Verena.«

»Ach, bist du süß, dafür bekommst du einen dicken Kuss.«

Wie angekündigt aßen sie den von Steffen gefangenen Fisch und sprachen über das Leben und das, was sie sich für die Zukunft vorstellten.

»Wenn ich das Studium abgeschlossen habe, werden ich und Nina versuchen, Nachwuchs zu bekommen«, sagte Steffen.

»Willst du echt ein Leben in unsere heutige Welt setzen? Man weiß nicht einmal, wie lange es unser Planet noch mitmacht, diese ganze Verschmutzung und Ausbeutung. Man stelle sich vor, dass es die Menschen in 2-300 Jahren geschafft haben, den Planeten Erde fast zugrunde zu richten. Wer weiß, wie lange das noch gut geht. Manchmal denke ich mir, früher war das Leben besser, ohne diese ganze Industrie und Technik.«

»Vor allem du? Du würdest auf den ganzen Luxus verzichten, den unsere Zeit mit sich bringt, wie TV, Computer und Internet zum Beispiel?«

»Na ja, auf meinen PC würde ich nicht gerne verzichten, aber die Menschen von damals hatten sowas nicht und waren auch glücklich in ihrem Leben.«

»Gut, sie kannten es nicht anders, aber wir sind so an all das gewöhnt, dass es nicht mehr anders geht. Oder was meinst du, Verena?«

»Ich denke, etwas weniger wäre etwas mehr! Die Menschen starren nur noch auf ihre Handys und vergessen normal miteinander zu reden, sie laufen nebeneinander her und schreiben sich bei Whatsapp.«

»Haha, du sagst es! Ich habe mal 2 gesehen, die so in ihre Handys vertieft waren, dass sie ohne es zu merken auf die Straße gelaufen sind. Die bräuchten eine rote Linie am Boden oder einen Pfosten, gegen den sie laufen, wenn sie zu nah an die Straße kommen.«

»Mich faszinieren Menschen, die materiell so wenig haben, aber trotzdem glücklich leben. Ich habe mal eine Dokumentation über eine Familie in Peru gesehen, die eigentlich arm war. Sie lebten mit der ganzen Familie in irgendwelchen Holzhütten ohne Strom und fließend Wasser. Jeden Abend saß die ganze Familie zusammen und sangen miteinander. Sie waren mit diesem Leben glücklich. Vielleicht glücklicher als manch ein Millionär, der nach außen alles hat, aber innen drin ganz arm und leer. Also, ich denke, das Glück kommt von innen und nicht durch Reichtum oder materielle Dinge. Schaut uns an, wir 4 können doch froh darüber sein, uns gefunden zu haben. Unsere Freundschaft bedeutet mir sehr viel und das macht mich auf eine Art glücklich. Oder die Beziehung mit Tim, also zwischenmenschliche Beziehungen machen mich glücklich.«

»Apropos, gute Freunde«, sagte Nina. »Du hast gesagt, dass du noch eine Überraschung hast, Verena - nur für uns Ladys.«

»Ach ja, fast vergessen«, erwiderte Verena und nahm eine Schachtel aus ihrem Gepäck. »Das sind Schnapspralinen aus feinster Schokolade, die kommen aus der Schweiz, echt lecker – mit Wumms.«

Mit Wumms meinte Verena den hochprozentigen Schnaps, der drin war.

Steffen wollte schon gierig zugreifen, bis Verena ihm auf die Finger klatschte und sagte: »Nur für die Ladys, ihr könnt schön euer Bier süffeln, das trinkt ihr auch ohne uns Frauen. Die Schokoladenpralinen sind nur für diejenigen mit Geschmack – also uns Ladys, hab ich recht, Nina?«

»So sieht es aus!«, stimmte Nina ihr zu.

So vergingen noch einige Stunden, bis es Nacht wurde. Das Lagerfeuer spendete gemütliche Wärme. Die beiden Paare saßen mit Decken umhüllt - zusammengekuschelt um das Feuer.

Plötzlich hörte Steffen etwas rascheln im Wald und aus der Ferne konnte er ein Licht von einer flackernden Taschenlampe erkennen.

»Wer ist das?«, fragte Nina ängstlich.

»Keine Ahnung. Jedenfalls kommt er direkt auf uns zu. Warte ich hole mein Messer, man weiß ja nie, wer da mitten in der Nacht im Wald rumläuft.«

Jetzt hörten sie noch einen Hund bellen. Er hörte sich groß und aggressiv an. Steffen stand bewaffnet mit seinem Messer in der Hand auf und rief: »Wer ist da? Geben sie sich zu erkennen.«

Steffen bekam keine Antwort. Er leuchtete den Wald mit seiner Taschenlampe ab und sah einen großgewachsenen Mann mit einem schwarzen Rottweiler auf sich zukommen.

»Wer sind sie? Was wollen sie?«

Daraufhin antwortete der Fremde: »Ich bin Leon, was treibt ihr euch hier rum?«

Ein bärtiger Mann kam durch die Büsche und nahm einfach Platz, ohne gefragt zu haben. Jeder von den 4en hatte ein ungutes Gefühl, da er eine Flinte unterm Arm trug. Außerdem machte er einen rauen – zwielichtigen Eindruck.

»Hallo, was wollen Sie mitten in der Nacht von uns?«

»Ich habe eine Hütte ganz in der Nähe von hier. Mein Hund Joe schlägt die ganze Nacht schon Alarm. Ich wollte nachsehen, warum er bellt, dann habe ich euer Feuer entdeckt. Ich nehme an, dass ihr hier campen wollt?«

»Ja genau.«

»Davon würde ich euch abraten. Irgendwas ist im Wald – etwas Merkwürdiges. Ich habe ein paar Lichter bemerkt, die auftauchten und wieder verschwanden. Joe war der Erste, der etwas Ungewöhnliches bemerkte: Er bellte ständig. Das ist nicht seine Art. Glaubt mir, da ist etwas im Wald, das dort nicht hingehört. Am besten, ihr packt eure Sachen und verschwindet von hier. Ich kenne mich hier gut aus und weiß, wovon ich spreche!«

»Ok, wir lassen es uns durch den Kopf gehen und entscheiden dann zusammen.«

»Klar, ihr kennt mich nicht und glaubt mir vielleicht auch nicht. Trotzdem spreche ich euch eine Warnung aus: Geht lieber, so lange ihr noch könnt – hier lauert etwas Gefährliches!«

»Verstanden – gibt es noch was? Oder war es das mit den Gruselgeschichten?«, fragte Steffen etwas unfreundlich in der Hoffnung, der Mann würde endlich verschwinden,

»Alles klar. Ich verstehe! Dann gehe ich wohl besser.«

»Ok, wir haben ihre Warnung gehört und entscheiden selbst, was für uns das Beste ist.«

»Wie ihr wollt, ist eure Entscheidung.«

»Genau, das ist sie! Gehen Sie jetzt bitte, wir wollen unter uns bleiben«, forderte Steffen den Fremden auf.

Der Mann verabschiedete sich noch kurz und verschwand so schnell wie er gekommen war.

»Was denkt ihr über das, was er gesagt hat?«, fragte Nina.

»Ach, ich glaube, der hat einen gesoffen oder ist sonst auf einem schlechten Trip. Ich lasse mich doch nicht von so einem paranoiden Typen vertreiben, oder was meint ihr?«

»Ich habe heute Mittag auch etwas Ungewöhnliches gesehen. Es sah aus wie eine unsichtbare Mauer, an der die Wolken abgeprallt sind; sie zogen vorbei, außer in der Mitte, da bildete sich eine dreieckige Lücke. Sah irgendwie seltsam aus. Aber Steffen wollte davon nichts hören«, sagte Tim.

»Ach, stimmt. Ich kann mich erinnern, dass du so etwas erzählt hast. Denkst du, der Mann hat das mit ungewöhnlich gemeint?«

»Keine Ahnung. Mir auch egal. Ich will jedenfalls hier bleiben. Am besten, wir vergessen den Idioten einfach. Der wollte uns nur Angst einjagen und von hier vertreiben. Vielleicht sieht er das hier als sein Eigentum an und wir sind unbefugte Eindringliche.«

»Wer weiß, aber ich gebe dir recht. Wir bleiben hier und vergessen den Mann!«

Kapitel 3 – Die Warnung des Fremden

Die 4 verdrängten die Begegnung mit dem fremden Mann - philosophierten und lachten bis spät in die Nacht, mit Rum-Cola, Schnapspralinen und Bier. Das Feuer knisterte und spendete wohltuende Wärme, da es kühl geworden war. Bis Steffen etwas Ungewöhnliches am Himmel sah.

»Seht mal, was ist das da oben? Seht ihr das? Es ist dreieckig, mit roten und weißen Lichtern.«

»Ich kann überhaupt nichts erkennen ohne meine Brille, ist bestimmt nur ein niedrig fliegendes Flugzeug.«

»Hast du schon einmal ein Flugzeug gesehen, das dreieckig ist? Außerdem macht es keine Geräusche.«

»Dann ist es bestimmt zu weit weg und es kommt dir nur so nah vor.«

»Mann, Tim, siehst du das denn nicht?«, fragte Steffen aufgeregt. »Es fliegt auch ganz komische Manöver. Erst steht es still, dann fliegt es senkrecht in die Luft und bleibt wieder bewegungslos stehen. So bewegt sich doch kein Flugzeug – jedenfalls keins, das ich kenne.«

»Denkst du, es sind „kleine grüne Männchen“ oder was?«, fragte Tim aus Spaß.

»Ich weiß nicht, was es ist, jedenfalls normal sieht das nicht aus. Seht nur, es geht runter. Jetzt kann ich es besser sehen, es ist dreieckig um die 10–12 Meter lang – hat 6 rote Lichter rundherum und ein großes strahlend Weißes in der Mitte.«

»Dafür gibt es bestimmt eine rationale Erklärung! Vielleicht lassen ein paar Kids eine Drohne steigen.«

»Mitten in der Nacht und im tiefsten Wald lässt keiner eine Drohne steigen«, sagte Steffen kopfschüttelnd. »Seht doch, es landet! Kommt mit, das will ich mir näher ansehen.«

»Muss das sein? Vielleicht ist es nur ein Wetterphänomen und wir laufen im Dunkeln durch den Wald. Ich habe eher Angst, dass mich ein wildes Tier attackiert oder dass wir irgendwelchem Viehzeug begegnen«, sagte Nina.

»Spaßbremse! Sei kein Angsthase, ich bin doch bei dir, dir passiert schon nichts, mein Schatz. Lasst uns kurz nachschauen und wenn nichts ist, gehen wir direkt wieder zurück.«

Die 4 entschieden sich zu gehen, bewaffnet mit einem Messer und einer großen Maglite Taschenlampe, machten sie sich auf den Weg, sich diese Lichter genauer anzuschauen.

»Nina, vergiss dein Handy nicht, vielleicht kannst du Fotos machen, falls da etwas Interessantes ist.«

»Ok, aber da ist nichts oder besser gesagt nichts Interessantes, der Weg wird umsonst sein.«

»Umsonst ist nur der Tod. Kommt ihr Luschen, auf ins Abenteuer.«

Der Wald wurde immer dichter, sie verließen den normalen Gehweg und begaben sich in das zugewachsene Dickicht. Sie gingen dem Licht entgegen, das etwa 300 Meter vor ihnen zwischen den Bäumen herunterging.

»Hört ihr das?«

»Nein, was denn?«

»Genau, da ist nämlich nichts zu hören. Kein Turbinen- oder Motorengeräusch wie bei normalen Flugzeugen. Lasst uns weitergehen, aber seid leise – keiner soll uns bemerken. Wer weiß, was uns dort erwartet.«

»Verena, gib mir bitte deine Hand, ich sehe doch schlecht ohne meine Brille und nachts noch schlechter«, sagte Tim.

»Ok, mein Schatz, ich leite dich, geh mir einfach nach.«

Die 4 gingen fast geräuschlos in Richtung der Lichter – sie liefen auf Zehenspitzen. Es war mucksmäuschenstill, nicht einmal ein Vogel oder ein anderes Tier war zu hören. Als ob die Tierwelt vor etwas geflohen wäre... Sie gingen langsam einen kleinen Hügel hinauf bis zu einem dicken Baum, hinter dem sie in Deckung gingen, um das Objekt von weitem zu betrachten.

»Seht nur, da vorne ist es, es sieht aus w..w..wie ein Raumschiff«, sagte Steffen verängstigt. »Siehst du das, Tim?«

»Nur verschwommen ohne meine Brille. Beschreibe es mir.«

»Es ist ca. 12 Meter lang und steht bewegungslos in der Luft, ca. 1 Meter vom Boden weg, und da..da.., ich kann es kaum glauben.«

»Was denn?«, fragte Tim.

»Es hat - es hat«, stammelte Steffen.

»Was hat es?«

»Es hat keine Stützen oder Räder – es schwebt schwerelos in der Luft. Wie kann das sein?«

»Es ist auch kein Militärstützpunkt in der Nähe, soweit ich weiß. Sonst könnte es ein Militärflugzeug sein, aber das mitten im Wald?«

»Was macht es da? Und noch wichtiger, wer?«

Plötzlich gingen alle Lichter an dem Objekt aus. Die 4 hatten nur noch das Licht ihrer einzigen Taschenlampe, die Steffen festhielt. Er würde sie als Waffe nutzen, wenn er müsste!

Er zitterte - der Lichtstrahl seiner Lampe konnte nur vereinzelte Stellen beleuchten, der Rest blieb schwarz, nicht einmal der Mond spendete Licht: es war zu stark bewölkt. Dunkelheit rund um die Stelle des Objekts.

»Mach was über die Lampe, das Licht ist zu hell«, sagte Nina ängstlich. »Nicht, dass sie uns sehen - wer oder was immer das ist.«

»Besser, wir gehen wieder zurück zu unserem Zeltplatz«, schlug Verena mit leiser Stimme vor. »Das Ganze ist mir nicht geheuer, wer weiß, was das für ein Ding ist. Ehrlich gesagt will ich es gar nicht wissen. Mein Leben ist mir mehr wert als blinde Neugier.«

»Ihr kennt mich, mich verängstigt so schnell nichts, aber das Ding tut es! Los gehen wir zurück und seid leise.«

Nach etwa 100 Metern auf ihrem Rückweg sah Steffen etwas zwischen den Bäumen umher huschen. Als Steffen mit seiner Taschenlampe hinleuchtete, war ein großer Schatten zu erkennen. Mehr war im Schwarz der Nacht nicht zu sehen.

Der Schatten war riesig!

»Das war bestimmt nur eine Sinnestäuschung«, dachte sich Tim, der ohne Brille alles verschwommen wahrnahm.

»Seht da drüben, da ist doch was? Da sind glänzende Augen wie von einem Tier - die Augen leuchten - es kann aber kein Tier sein, oder es sitzt in einem Baum. Die Augen sind ungefähr 3 Meter über dem Boden.«

»Leuchte mal da drüben hin. Waaas ist das?«, schrie Nina verstört.

Es war schockierend, was sie sahen, egal um welches Lebewesen es sich handelte: Es hatte 4 Arme, hellblaue Haut, weiße Haare, große, dunkle Augen, stand auf 2 Beinen und war fast 3 Meter groß.

»Lauft los, schnell, lauft um euer Leben«, schrie Steffen, als er zu rennen begann. »Es verfolgt uns, was sollen wir tun?«

»Los rennt schneller«, rief Tim, »es hat uns fast eingeholt. Verena, komm schon, gib alles, sonst erwischt es dich - es ist direkt hinter dir.«

Verena war die Letzte der 4en und war zu langsam, um diesem Ding zu entkommen. Tim blieb plötzlich stehen, um Verena zu beschützen, und schrie dem Ding entgegen:

»Was willst du von uns?«

»DA EDALIA QUESTA ME«, sprach das Ding.

Kapitel 4 – Wer ist David Hart?

»Ist alles vorbereitet?«, fragte David Hart seine Assistentin Melissa.

»Ja, Sir, alles so wie sie es wollten, die Scheinwerfer sind etwas dunkler gedimmt und ihr eigenes Mikrofon wurde installiert«, berichtete Melissa ihrem Chef.

»Gut so, keine Ahnung, wer schon alles in das Mikrofon vom Veranstalter rein gesabbert hat, da benutze ich lieber meins.«

»Ja, das kann man verstehen. Die Hütte ist voll, wenn man das so sagen darf. Ungefähr 12.000 Besucher sind gekommen, um ihren Vortrag über Kornkreise zu hören. Wohlgemerkt sind es nicht nur Spinner unter den Zuschauern, auch renommierte Wissenschaftler sind angereist, um ihre Theorie zu hören.«

»Du meinst wohl, um meine Theorien zu widerlegen, was sie ja auch in der Vergangenheit des Öfteren getan haben. Diese kleinkarierten Wissenschaftler, die es nicht schaffen, über den Tellerrand zu sehen, alles, was für sie zählt, ist kritisieren, ohne selbst mal etwas zu vollbringen«, sagte David wütend.

»Nicht aufregen Chef, deren Meinung sollte ihnen egal sein.«

»Ist es auch!«, sagte David selbstbewusst.

»Ich finde Ihre Theorie klasse.«

»Los geht’s, lasst uns die Show rocken«, rief David, bevor er die Bühne betrat.

»Hallo, meine Damen und Herren, schön, dass Sie den Weg zu dieser Veranstaltung gefunden haben. Was Sie heute sehen und hören werden, wird Ihre Meinung zur Welt und das, was es da draußen im Universum gibt, maßgeblich verändern. Ohne weiter um den heißen Brei zu reden, fangen wir an.«

»Melissa zeig uns das erste Foto, bitte«

Melissa betätigte ein paar Knöpfe und auf der Leinwand erschien das erste Foto eines Kornkreises.

Auf der Welt wurden über 10.000 dieser Formationen entdeckt. Die Berichte stammen aus 50 Ländern, von fast allen Kontinenten der Erde. Die Kornkreise sind immer in Getreidefeldern gedruckt, von kleinen Mustern bis hin zu komplexen Piktogrammen von hundert Metern Durchmesser. Der erste Kornkreis wurde 1966 in Australien entdeckt. Ein Farmer hörte ein Brummen und sah dann ein etwa 10 Meter großes Raumschiff, das in den Himmel flog und dann verschwand.

In den 1970ern und 1980ern sind die Kornkreise nur vereinzelt aufgetreten, doch ab 1990 gab es sie auf der ganzen Welt. Bis 1991 wurden in 23 verschiedenen Ländern insgesamt 2500 solcher Phänomene gesichtet. Manche halten die Kornkreise für Wetterphänomene, andere halten sie nur für einen sehr aufwändig gestalteten JUX. Merkwürdig war, dass in den untersuchten Kornkreisen keine Fußabdrücke zu finden waren. Am 9. September 1991 bekannten sich zwei Engländer für die Schaffung der Kornkreise. Sie demonstrierten ihre Technik.

Mit einer Holzleiste an einer Schnur drückten sie angeblich die Muster ins Getreide.

Machen Sie sich selbst ein Bild, wie es angeblich gemacht wurde: Das vorgeführte Ergebnis sah dann so aus:

Das ist ja wohl alles andere als geometrisch!

Die Medien wollten uns damals tatsächlich weismachen, dass die 2 Rentner in 23 Ländern rund um die Welt die Kornkreise erschufen.

So sieht ein perfekter Kornkreis aus:

Perfekte Geometrie und gigantisch groß. Keinerlei Spuren, die zum Kornfeld führten. Die Kornkreise entstehen meist in einer Nacht.

Jeder kann sich seine eigene Meinung darüber bilden, ob es seit 1979 die zwei Rentner aus England waren, die weltweit Kornkreise machten, oder ob etwas oder jemand anderes für die Erschaffung der Kornkreise verantwortlich war. Manche glauben, dass es schon mehrere Jahrhunderte Kornkreise gibt. Somit ist die Theorie der zwei Rentner sowieso hinfällig. Meiner Meinung nach sind die Kornkreise Botschaften von Außerirdischen, die noch keiner entschlüsseln konnte. Was ich mit Gewissheit weiß, ist, dass es unmöglich ist, dass solche Muster in dieser Präzision und Beschaffenheit in dieser kurzen Zeit von Menschen gemacht werden könnten.

In Amerika wurden wissenschaftliche Untersuchungen an den Kornkreisen vorgenommen. Es wurden Tests durchgeführt, wie z.B.

Mikroskop-Untersuchung.

Chemische Untersuchung des Bodens und der Pflanzen.

Keimtest und Vermessungen der Pflanzenteile.

Die Tests ergaben, dass 2 typische Arten der Veränderung vorkommen.

Eine Verlängerung der Halmknoten (Apikalknoten) der Pflanzen. Er ist 45 - 200% länger.

Dehnungswunden: Diese Löcher entstehen an den unteren Knoten und sind geplatzt. Das sind Anzeichen für eine starke Hitzeeinwirkung.

Fassen wir zusammen:

Merkmale, warum manche Kornkreise niemals von Menschen erschaffen werden konnten:

Es waren keine Fußabdrücke zu finden, weder im Kornkreis noch zur Begehung.

Sie sind meistens in einer Nacht entstanden, sogar in Stunden.

Sie haben einen Durchmesser von 300 Metern und mehr.

Sie sind geometrisch perfekt.

Es wurden schon über 10.000 Kornkreise in 23 Ländern weltweit entdeckt.

Es wurden keine Blüten beschädigt oder abgebrochen.

Die Biegungen in den Stängeln sind nicht von einem Stampfer platt gedrückt worden.

Elektromagnetische Energie ist die Ursache.

Es gab eine Verlängerung der Halmknoten.

Die Dehnungswunden waren geplatzt.

Augenzeugen berichteten über einen Ball aus hellem Licht, der die Kornkreise erschuf. Was mit dem heutigen Stand der Technik niemals von Menschen stammen könnte!

Wir kommen zum Schluss:

Für mich ist klar, dass außerirdisches Leben existiert und dass sie uns durch Kornkreise Botschaften senden, daher mache ich ihnen und der Welt ein Angebot.

Wer es schafft, diesen Kornkreis nachweislich zu entschlüsseln, bekommt 1 Million Dollar von mir!«, bot David Hart an.

»Also an die Arbeit.«

1 Million Dollar, der diesen Kornkreis entschlüsseln kann.

Kapitel 5 – War alles nur ein Traum?

»Mann, habe ich einen Brummschädel«, sagte Steffen zu Nina, als er aufwachte. »So viel habe ich doch gar nicht getrunken, oder? Ich habe einen Filmriss und weiß nicht mehr, was letzte Nacht geschah. Dann muss ich wohl doch einen über den Durst getrunken haben, oder was meinst du, mein Schatz?«, fragte Steffen nachdenklich.

»Ich weiß auch nichts mehr von letzter Nacht. Ich habe normalerweise nie Filmrisse - selbst wenn ich sturzbetrunken bin, weiß ich immer noch, was ich getrieben habe oder mit wem«, antwortet Nina zögernd. »Ich habe auch Kopfschmerzen. Heute Morgen wird es definitiv keinen Quickie geben, das kannst du gleich vergessen. Gehen wir zuerst mal raus und sehen, wie es den anderen beiden geht, und trinken einen Kaffee. Dann sieht die Welt schon wieder anders aus, oder was meinst du?«

»Ja, lass uns nach draußen gehen.«

»Guten Morgen, ihr beiden, seid ihr schon wach?«, fragte Steffen und rieb sich vor Müdigkeit die Augen.

»Schon seit einer Stunde. Verena hatte einen Alptraum und konnte nicht mehr schlafen. Außerdem haben wir beide schreckliche Kopfschmerzen. Sag bitte, dass du Kopfschmerztabletten dabei hast?«

Nina nickte und sagte: »Klar, habe ich welche dabei. Ich habe an alles gedacht! Ich und Steffen haben auch tierische Kopfschmerzen, das war die Nacht wohl einer zu viel.«

»Verena hat fast nichts getrunken. Komisch ist, keiner von uns beiden weiß noch, wie viel wir getrunken haben und wie wir zurück ins Zelt gekommen sind, als ob uns jemand Ko.-Tropfen ins Getränk getan hätte.«

»Wisst ihr auch nichts mehr von letzter Nacht?« Die beiden verneinten.

»Was sollen wir jetzt tun? Lassen wir uns durch so etwas, obwohl es wirklich merkwürdig ist, das Wochenende vermiesen? Oder sollen wir das Beste aus dem Tag machen?«

»Im Prinzip sollten wir wirklich das Beste aus dem Tag machen, aber mir gibt diese Sache wirklich zu denken. Willst du so tun, als wäre nichts passiert?«, fragte Tim.

»Wenn du eine bessere Lösung für unser Dilemma hast, bitte schön, lass hören – Mr. Neunmalklug.«

»Nein, das nicht, aber...«

»Was aber, da gibt es kein Aber. Sprich mir nach: ›Ich will das Beste aus dem heutigen Tag machen und will versuchen, nicht weiter über diese Sache nachzudenken, weil Steffen sonst sauer wird.‹«

»Ich will das Beste aus dem heutigen Tag machen, weil Steffen mich sonst weiter nervt.«

»Steffen hat recht. Wir können die Zeit nicht wieder zurückdrehen: Was vorbei ist, ist vorbei! Vielleicht waren wir alle so müde und kaputt von den Strapazen des gestrigen Tages, dass uns der Alkohol schwer zugesetzt hat. Außerdem haben ich und Nina die komplette Packung der Schnapspralinen gefuttert.«

»Seht ihr, da haben wir die Erklärung für unseren Blackout! Der Alkohol war schuld.«

»Wie wäre es, wenn ich uns eine Kanne Kaffee koche?«

Die drei fanden den Vorschlag von Nina gut. Auch wenn das Geschehene noch nicht aus ihren Gedanken verschwunden war, versuchten sie es für den Augenblick zu verdrängen, um das Wochenende zu genießen.

Nina war schon öfter beim Campen und geübt darin, mit wenig auszukommen. Daher war es ein Leichtes für sie, einen starken Kaffee über dem Lagerfeuer zu kochen. Nina war eine Frau, mit der man buchstäblich Pferde stehlen konnte. Oft brauchte es etwas an Überredungskunst von Steffen, sie für etwas Neues zu begeistern, aber meistens war sie mit dabei, ob Abenteuer oder etwas Romantisches. Nach ein paar Stunden beschlossen die 4 eine Wanderung zu machen.

»Habt ihr alles?«, fragte Steffen voller Tatendrang.

»Es kann losgehen«, erwiderten Tim und Verena.

»Laut meiner Erinnerung sollten wir dort entlang gehen. Mit meinem Vater bin ich den Weg schon öfter gegangen. In ein paar Kilometern gelangen wir zu einem Wanderweg, der wunderschöne Plätze bietet und sogar an einem Wasserfall vorbeiführt.«

»Super, dort will ich hin - an den Wasserfall«, rief Nina begeistert. Nach ein paar hundert Metern kamen sie an einen Hügel, worauf

Verena sagte: »Dieser Platz hier kommt mir bekannt vor.«

»Liebling, das ist unmöglich. Wir sind dort noch nie entlang gegangen, auch nicht bei den letzten Campingausflügen. Wir haben immer einen anderen Weg genommen, da bin ich mir sicher.«

»Ja, ok, du Besserwisser. Ich könnte aber schwören, dass ich hier schon einmal war. Egal vielleicht spielt mir mein Verstand einen Streich.«

»Du hattest ein Déjà Vu! Eine Situation, die man glaubt, schon einmal erlebt zu haben«, erklärte Tim. »Es gibt dazu eine merkwürdige Theorie: Eine Person, die genauso aussieht wie du, eigentlich genau derselbe Mensch ist wie du, wie ein Doppelgänger, hat diese Situation schon einmal erlebt, nur in einem anderen Universum - einem parallelen Universum. Das ist so eine verrückte Theorie über das Multiversum.«

»Also gibt es mehr als ein Universum, das womöglich unendlich ist?«, wollte Steffen wissen. »Und davon soll es noch mehr geben? Also unendlich viele Universen?«

»Es gibt genau 3 Universen!«, erzählte Verena, wie aus der Pistole geschossen.

»Auch wenn du Astronomie studierst und dich super mit diesem Thema auskennst, kannst du das wohl nicht genau wissen.«

»Doch«, bestand Verena darauf. »Ich weiß es genau!«

»Und woher willst du das so genau wissen?«