Die Abenteuer der Miss Petitfour - Anne Michaels - E-Book

Die Abenteuer der Miss Petitfour E-Book

Anne Michaels

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Beschreibung

Es gibt Abenteuer, die haben genau die richtige Größe, um in einen einzigen, zauberhaften Tag zu passen. Das ist die Sorte Abenteuer, die Miss Petitfour erlebt. Und zwar vor allem dann, wenn sie mit ihren sechzehn Katzen – Minky, Nebel, Toffee, Schnurrapura, Pirat, Senf, Dijon, Hemdela, Perle, Gregorowitsch, Clasby, Käpt'n Käpt'n, Käpt'n Kettcar, Käpt'n Kitty, Ihre Furchtsamkeit und Knister – in die Lüfte abhebt. Dabei kann es vorkommen, dass eine einzige Briefmarke eines Tages eine windige Verfolgungsjagd verursacht und ein einfacher Trödelmarkt plötzlich zu einem turbulenten Tohuwabohu wird. Und zufälligerweise nimmt jedes Abenteuer irgendwann – wie es sich für Miss Petitfour gehört – bei Tee und Kuchen ein erfreuliches ENDE.

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Seitenzahl: 71

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Anne Michaels

Die Abenteuer der Miss Petitfour

aus dem Englischen von Bettina Münch

Illustriert von Emma Block

Für R. und E.

Es stellen sich vor:

Gleich wirst du Miss Petitfour begegnen, und damit du sie erkennst, siehst du hier, wie sie aussieht.

Minky, die Kleinste, sieht aus, als wäre sie als Kätzchen durch puderweißen Schnee gestapft, der nie geschmolzen ist. Sie ist ganz und gar schwarz, bis auf ihre weißen Pfötchen und die Flecken auf Kopf und Schwanz, wo der Schnee ebenfalls nicht wegschmolz.

Nebel hat die Farbe von Regen auf einer Fensterscheibe.

Toffees Fell erinnert an die Farbe von gebuttertem Toast.

Schnurrapurra hat langes silbernes Fell und döst gern auf Zeitschriften.

Pirat sieht aus, als hätte er sich gerade den Schlaf aus den Augen gerieben und dabei zwei kleine orange Flecken hinterlassen. Ansonsten ist er schwarz-weiß gefleckt.

Senf ist so gelb wie … Senf und hat graue Schnurrhaare.

Dijon ist ebenfalls so gelb wie Senf, allerdings wie der berühmte aus dem französischen Dijon. Außerdem trägt er eine Tellermütze.

Hemdela hat eine weiße Brust, die auf ihrem schwarzen Körper wie ein Lätzchen aussieht. Sie mag Suppe.

Perle ist eine Siamkatze, die alles liebt, was glitzert.

Gregorowitsch ist schokoladenbraun, und seine Schwanzspitze sieht aus als hätte er die Vanilleglasur von einem Kuchen stibitzt (was viel über ihn verrät).

Clasby trägt eine gestrickte Bommelmütze, die er zu seinem fünften Geburtstag bekommen hat. Er zeichnet und malt gerne.

Käpt'n, Käpt'n ist der Älteste und Weiseste. Aus seiner Zeit als Schiffskatze hat er zahllose Geschichten auf Lager. Er hat kurzes blaugraues Fell und ein niedliches rundes Schnurrhaargesicht. Manchmal trägt er seine Kapitänsmütze.

Käpt’n Käpt’ns Sohn,

Käpt'n Kettcar, ist ein kleiner Schlingel und grauweiß wie das Meer im Winter.

Käpt'n Kitty

ist Käpt’n Käpt’ns Tochter und Käpt’n Kettcars Schwester. Sie tanzt gern und ist silberweiß wie eine Eislaufbahn im Mondschein.

Ihre Furchtsamkeit

ist überzeugt, königlicher Abstammung zu sein. Sie trägt ein Halsband aus Spitze und ihr seidiges Fell glänzt wie eine Goldmünze.

Knister hat ein rotes Fell. Er ist zwar klein, aber   dafür sehr lang.

Miss Petitfour und der klimpernde Löffel

Manche Abenteuer sind so klein, dass man sie kaum mitbekommt. Wie das Abenteuer, einen Bleistift bis kurz vor den Punkt anzuspitzen, an dem er bricht und ein kleines Stück im Spitzer stecken bleibt. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass das ein sehr kleines Abenteuer ist.

Andere Abenteuer sind so groß und dauern so lange, man könnte glatt vergessen, dass es überhaupt Abenteuer sind – wie das Erwachsenwerden zum Beispiel.

Wieder andere Abenteuer haben genau die richtige Größe und passen in einen einzigen, zauberhaften Tag. Das ist die Sorte Abenteuer, die Miss Petitfour erlebt.

Niemand weiß, wie Miss Petitfour zu ihrem Namen gekommen ist.

Hatte ein Vorfahre von ihr vor langer Zeit jene kunstvoll glasierten Küchlein erfunden, die man Petit Fours nennt? Du weißt schon, diese Minikuchen, die man mit einem Happs verputzt und die so winzig sind, dass man sie mit niemandem teilen muss. Heißt sie so, weil einer ihrer Ururururgroßväter ein großartiger Bäcker von kleinen Küchlein war oder weil er einfach nur ein großes Talent dafür hatte, sie zu verspeisen? Miss Petitfour ist jedenfalls Expertin in beidem.

 

Wenn Miss Petitfour ein Vogel wäre, könnte man sagen, dass sie aussah wie ein staksiger Storch. Ihre Beine waren so dünn wie Stöcke, mit zwei Knubbeln als Knie und zwei Knubbeln als Knöchel.

Und wie man es von einer Frau, die gerne fliegt, erwarten würde, hatte sie wallende Haare, die sie zu einem lockeren Knoten nach oben kämmte. Je mehr Haare sie nach oben kämmte, desto mehr fielen herab und wehten in zarten Zauseln um ihren Kopf. Sie lief gern in einem Wollmantel herum, der sich beim Gehen bauschte und mit seinen Silberknöpfen klimperte. Fast alles, was sie trug (von den Schuhen abgesehen), endete in einer geschwungenen Borte aus Spitze oder Litze. Ganz besonders liebte sie verspielte Tascheneinsätze, blumige Paisleymuster und alles, was selbst gestrickt war.

An windigen Tagen brachte Miss Petitfour ihre Katzen immer an die frische Luft. Das waren Minky, Nebel, Toffee, Schnurrapurra, Pirat, Senf, Dijon, Hemdela, Perle, Gregorowitsch, Clasby, Käpt’n Käpt’n, Käpt’n Kettcar, Käpt’n Kitty, Ihre Furchtsamkeit und Knister. Die Katzen waren gern an der frischen Luft. Sie mochten es, wenn der Wind jedes einzelne ihrer Fellhaare anhob und dann sanft wieder ablegte, als hätte er nach irgendetwas gesucht.

Miss Petitfour nahm Minky, die kleinste Katze, in die eine Hand und suchte mit der anderen ihr liebstes Teetafel-Tischtuch aus. Dann umfasste sie die vier Ecken des Tischtuchs mit der Faust und streckte den Arm in den Wind. Das Tischtuch blähte sich augenblicklich auf wie ein Biskuit im Backofen, und schon hoben Miss Petitfours glänzende Schuhe vom Boden ab. Nacheinander stiegen Minky, Nebel, Toffee, Schnurrapurra, Pirat, Senf, Dijon, Hemdela, Perle, Gregorowitsch, Clasby, Käpt’n Käpt’n, Käpt’n Kettcar, Käpt’n Kitty, Ihre Furchtsamkeit und zum Schluss auch der kleine, aber lange Knister mit Miss Petitfour zusammen in die Luft, jede Katze mit dem Schwanz an eine andere geklammert.

Die Katzen liebten diese Ausflüge mit Miss Petitfour!

Sie baumelten herab wie ein Strang Wolle, ein Springseil oder ein loses Haarband, sechzehn Katzen als ein einziger riesiger Miezenschwanz. Sobald Miss Petitfour ihr Ziel unter sich ausmachte – die Konditorei, die Buchhandlung oder das Café Sahnetorte (das die Katzen am liebsten mochten) –, holte sie geschickt das Segel ein und schwebte zu Boden, wo sie, wie es sich gehört, auf den Zehenspitzen landete. Gefolgt von Dutzenden niedlicher kleiner Pfoten, einem Wasserfall aus Katzen, der sich schnurrend auf die Straße ergoss. Beim Landen mussten die Katzen gut auf ihre Schwänze achtgeben, damit die sich nicht in Bäumen, Wäscheleinen, Wasserspeiern oder ähnlichen Dingen verhedderten. Alle im Dorf waren an Miss Petitfours Art zu reisen gewöhnt, und niemand zuckte deswegen mit der Wimper, außer um sie zu grüßen.

Bevor Miss Petitfour per Tischtuch durch die Luft reiste, erkundete sie immer die meteorologischen Umstände, also das Wetter. Dann ging sie entsprechend in Stellung, wobei sie sich nur adäquate Erledigungen vornahm, also passende. Kurz gesagt flog sie dorthin, wohin der Wind sie trug. Blies der Wind zum Beispiel nach Osten, besuchte sie die Zoohandlung (um nach neuen Katzenspielzeugen zu stöbern) oder Mr Patels Konditorei (um Leckeres mit Zuckerguss, Sahne oder Geknusper zu kaufen) oder auch Mrs Carusos Lebensmittelladen (wo die Avocados immer genau richtig waren, weder zu hart noch zu knautschig, also zu weich). Blies der Wind hingegen nach Westen, nutzte Miss Petitfour die Gelegenheit, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen und anschließend in die Buchhandlung zu gehen, in den Zoo, zu Mr Clemmos Eisenwarenhandlung oder um von Mr Pomeroy etwas instand setzen zu lassen, der alles reparierte, was Federn hatte – egal, ob es sich um eine Uhr, ein Aufziehspielzeug oder einen Klappzylinder handelte. (Mr Pomeroy liebte Federmechanismen schon seit seiner Kindheit, deshalb hatte er sie zu seiner Lebensaufgabe gemacht. »Einem Beruf ohne Federn fehlt jeder Schwung«, pflegte er zu sagen und hatte natürlich völlig recht.)

Miss Petitfour lebte nicht weit vom Dorf entfernt – nur eine kurze Flugreise –, und sie schwebte immer gern eine Weile über dem Ort, um die Aussicht zu genießen. Jeder Laden hatte ein großes Holzschild, das im Wind schaukelte und quietschte. Und die Form der einzelnen Schilder entsprach dem, was im Laden verkauft wurde.

Das Schild von Mr Patels Konditorei zum Beispiel hatte die Form eines großen hölzernen Cupcakes, das Ladenschild von Mrs Collarwallers Buchhandlung war ein riesiges Buch und das von Mr Clemmos Eisenwarenhandlung ein gewaltiger Hammer. Auf diese Weise waren die Dorfbewohner zu allen freundlich, selbst zu den Jüngsten, die noch nicht lesen konnten, oder zu Fremden, die eine andere Sprache sprachen. Jeder konnte die Symbole erkennen, und niemand würde in die Konditorei gehen und erwarten, dort ein Paar Schuhe kaufen zu können.

Mrs Collarwaller, die Buchhändlerin, war eine enge Freundin von Miss Petitfour und die Buchhandlung einer von Miss Petitfours Lieblingsorten. Mrs Collarwallers Laden war in zwei Seiten aufgeteilt. Auf der einen Seite gab es Bücher über Abenteuer und auf der anderen Bücher, in denen rein gar nichts passierte. Mrs Collarwaller bevorzugte die Bücher, in denen gar nichts passierte, aber sie verstand, dass uns manchmal einfach danach ist, andere Planeten zu besuchen oder wegzulaufen, um auf dem Meer Piraten zu begegnen. Dass wir in Löcher fallen oder von einem Vulkan davongeschleudert werden wollen und dergleichen mehr.

Auf der einen Seite des Ladens gab es also sozusagen das »Oho« und auf der anderen das »Aha«, auch wenn die Frage, was wo zu finden war, davon abhing, welche Sorte Bücher einer Kundin oder einem Kunden am besten gefiel.