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Um die Tochter des CEOs kennenlernen zu dürfen, beginnt Eiko ein Praktikum in der AG. Schnell stellt sich heraus, dass sich ihm dort nicht nur Papierkram und Kaffeemaschinen, sondern auch Vorgesetzte mit übernatürlichen Kräften, spontan ausbrechende Gefechte zwischen den Abteilungen und die Monster aus den Tiefen der Archive entgegenstellen. Aber Eiko findet etwas noch Gefährlicheres: Einen uralten, brodelnden Konflikt, der weit über die AG hinaus geht. Und die Eskalation steht kurz bevor.
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Seitenzahl: 364
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Die 2 Häuser
Im Praktikum
Immer noch im Praktikum
Die Flucht
Nach unten
Showdown
An der Grenze
Das Klingeln der Mikrowelle riss Eikos Gehirn aus dem Leerlauf. Selena, den Kopf in ihren Armen auf der Tischplatte vergraben, war leicht zusammengezuckt. Dann tastete sie mit der Hand nach dem Kasten und öffnete ihn. Danach döste sie weiter, ohne den Teller rauszunehmen.
Eiko blickte auf die dunkelrote Himbeersosse auf dem Rindfleisch. Klar. Sie war ein Vampir. Eigentlich ass sie nachts. Und das schien sich nicht damit zu vertragen, dass sie inzwischen einen ziemlich gewöhnlichen Schlafrhythmus hatte.
Er stand auf und stieg vorsichtig durch das von den Vorhängen orange angefärbte Wohnzimmer. Dass die Woche fast zu Ende war, war am Chaos leicht zu erkennen. Die Putzfrau kam immer nur montags. Mitten im Zimmer war ein Nest aus Matratzen, Decken und Kabeln entstanden. Etwa ein Dutzend Leute schliefen hier kreuz und quer. Eine Vase, die niemand vermissen würde, lag in Scherben auf dem Boden.
Aus dem Badezimmer hörte er jemanden fluchen. Er balancierte durch das Zimmer und trat auf die kalten Kacheln. Vor dem Spiegelschrank versuchte ein Mädchen, dass er noch nie gesehen hatte, sich zu schminken.
»Hey.«
»Hey.«
Sie warf ihm einen kurzen Blick über den Spiegel zu, dann widmete sie sich wieder ihren eigenen nervösen Augen und setzte eine Kontaktlinse ein.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, ja...«
Sie band sich schnell die Haare zusammen. Dann warf sie ihre ausgebreiteten Schminkutensilien zurück in ihr Necessaire. Trotz Make-up sah sie aus, als hätte sie nicht viel geschlafen. Ohne sich zu verabschieden verliess sie das Badezimmer. Ein paar Sekunden später hörte er die Eingangstür knallen.
Missmutig sah Eiko sich im Spiegel an. Mit den langen Haaren sah er schon aus wie sein Vater. Und genau wie dieser hatte er schon keine Ahnung mehr, wer hier ein und aus ging. Selena tauchte hinter ihm auf und trat neben ihn. Sie griff zielstrebig nach einer der vielen Zahnbürsten und strich etwas von Eikos Zahnpaste darauf. Er machte es ihr nach. Sie putzten wortlos.
Ihre Zähne waren schneeweiss. Hatte sie sie gebleicht? Er erinnerte sich noch gut, wie er sie vor ein paar Wochen kennengelernt hatte. Damals waren ihm vor allem ihre gelblichen Zähne aufgefallen, die überhaupt nicht zu ihrem ansonsten eleganten Auftreten passten. Später am Abend hatten dieselben Zähne ihn dann blutig angegrinst, als er sie in einem der Schlafzimmer über einem völlig Zugedröhnten überrascht hatte. Aber sie war nicht gefährlich. Sie hatte sich entschuldigt und erklärt. Sie würde nie so viel Blut saugen, dass ihre Opfer gross Auswirkungen davon spürten.
Eiko hatte vorher nie mit einem Vampir zu tun gehabt. Er wusste nur, dass sie grösstenteils im Nachtbezirk in Unterstadt lebten. Und damit wohl wie die anderen Unterstädter etwas getrennt von Oberstadt.
Sie warf einen spöttischen Blick über den Spiegel zu ihm und Eiko merkte, dass er sie anstarrte.
»Was?«, fragte sie. »Hast du dich verliebt?«
Er sah wieder sein Spiegelbild an.
»Brauchst du ein leichtes Opfer, dass du aussaugen kannst?«
»Nö. Also, oder... war das ein Angebot?«
»Nein.«
Sie lachte. Dann meinte sie zu ihrem Spiegelbild: »Ich habe schon eine Weile niemand mehr gebissen.«
Sie spuckte aus und verliess das Badezimmer wieder. Aus dem Korridor hörte Eiko sie zurückrufen: »Apropos aussaugen: Kann ich mir nochmal was leihen?«
»Sicher«, sagte er laut.
»Ich nehme es aus deinem Portemonnaie.«
»Klar.«
Er sah aus dem Fenster zu den neuen Nachbarn rüber. Der Garten sah jetzt schon besser aus als ihrer. Vorher waren beide nur um die Wette verwildert. Ein Paar mit einer Tochter in seinem Alter war eingezogen.
Lisa. Er hatte sie eigentlich zu der Party eingeladen, als er sie beim Umzug getroffen hatte. Aber sie war nicht gekommen.
Sein Handy summte auf. Jasper hatte geschrieben.
»Kommst du?«
Laute elektronische Musik schallte durch den Raum und Bass liess den Boden zittern. Jasper lebte in einer eigenen kleinen Wohnung, die ein Anbau an das Haus seiner Eltern war. Gerade sass er am Computer. Die Musik war vermutlich von ihm selbst produziert. Eiko setzte sich neben ihn in einen Sessel vor der Spielkonsole. Jasper drehte die Lautstärke runter und grinste.
»Geil, was?«
Eiko nickte. Was Jasper hier an musikalischem Equipment herumstehen hatte, war praktisch ein eigenes Studio. Dabei war seine Begeisterung für Musik noch gar nicht so alt. Aber er begann häufig solche Projekte. Für ein paar Wochen. Eiko schaltete die Konsole ein und kurz darauf liess sich Jasper neben ihn fallen.
»Bist du jetzt eigentlich dabei bei dem Trip, den die anderen planen?«
»Weiss nicht...«, murmelte Eiko.
Es war Tradition in Oberstadt, nach der Schule eine Weile ausserhalb der Stadtmauern zu verbringen. Die anderen hatten gestern von einem gepanzerten Bus geredet und von einer Route durch Anderland. Einer hatte sogar schon eine Maschinenpistole vorgezeigt, die er mitnehmen wollte. Sie planten, bis Ende Herbst unterwegs zu sein, immer der grossen Autobahn entlang. Aber eigentlich war eine ziemlich dekadente Tradition. Er ballerte Jasper in den Rücken und dieser schnaubte. Schnell ging er hinter einer Barrikade in Deckung und lud nach.
»Keine Lust?«, fragte Jasper.
Eiko zuckte mit den Schultern und wechselte auf die Schrotflinte. Er wusste, dass Jasper Lust hatte, aber natürlich nicht konnte.
Jasper nickte vor sich hin. Dann fragte er: »Was ist eigentlich mit der neuen Nachbarin, die du eingeladen hast? Was von ihr gehört?«
Eiko schüttelte den Kopf. Immer noch nicht. Obwohl sie gewirkt hatte, als hätte sie sich über die Einladung gefreut. Sehr sogar. Und scheu hatte sie auch nicht gewirkt.
»Geh doch mal rüber und frag sie, warum sie nicht gekommen ist.«
Eiko blickte die Fassade vor der Eingangstüre hoch. All die Jahre war das Ding leer gestanden. Eine Kuriosität in Oberstadt, wo die Grundstückspreise seit Jahren immer nur stiegen. Als dann letzte Woche eine kleine Flotte von Umzugswagen vor der alten Villa parkiert hatte, hatte Eiko zum ersten Mal beobachten können, wie das Gittertor zu dem von einer verwilderten Hecke umrahmten Grundstück geöffnet wurde.
An der Tür war bereits ein neues Namensschildchen: 'Casaulta', stand da.
Lisa Casaulta war also ihr Name. Er klingelte. Langsame Schritte knarrten im Innern. Ein Riese im Unterhemd öffnete.
»Wie kann ich ihnen helfen?«
»Guten Tag. Mein Name ist Eiko. Ich wohne nebenan.«
Er streckte dem Riesen die Hand hin und dieser drückte sie mit festem Griff.
»Benjamin. Angenehm.«
»Ich suche Lisa. Ist sie Zuhause?«
Der Riese taxierte ihn.
»Sie ist gerade beschäftigt.«
»Okay. Können Sie ihr Bescheid geben, dass ich hier war?«
»Ich richte es ihr aus«, nickte der Hüne und zog die Türe zu.
»Einen schönen Abend.«
Die Tür klickte. Nicht ganz zufrieden lief er wieder Richtung Tor und warf dann einen Blick zurück. Die Sonne verschwand hinter dem Haus.
Da stand jemand. Hinter dem zentralen Fenster im ersten Stock.
Die Gestalt musste ihn sehen.
Er hob die Hand und winkte. War das Lisa?
Die Gestalt winkte langsam zurück, dann klappten plötzlich die Jalousien um und verdeckten das Fenster.
»Dein Bruder...« informierte Selenas Stimme aus der Baumkrone über ihr.
Nadja drehte ihren Rollstuhl. Sie hörte, wie jemand mehrmals am Gartentor riss, um es aufzukriegen. Selena lachte leise. Das Tor war inzwischen ziemlich widerspenstig, weil die Weide nicht zurückgeschnitten worden war. Ihr Vater hatte dieses Jahr noch keinen Gärtner bestellt.
Die Sonne versank gerade hinter dem Horizont. Solange die Sonne schien, trug Selena Kapuze und weite Kleider, weil ihre Haut empfindlich auf die Sonne reagierte. In letzter Zeit war sie trotzdem häufig schon vor Sonnenuntergang hier. Manchmal sogar den ganzen Nachmittag, wenn die Privatlehrerin den Unterricht hier an den Steintisch unter der Eiche verlegte.
»Na?«, begrüsste sie ihren Bruder und streckte sich aus ihrem Rollstuhl, um Eiko zu umarmen.
»Hey Nadja.« Eiko setzte sich neben sie auf einen der mit einem Polster belegten Steinhocker.
»Wie war der Unterricht?«
»Ganz gut. Selena war heute mit dabei.«
Selena meinte von oben: »Wenn mein Unterricht auch so gewesen wäre, dann wäre ich jetzt mindestens an der Uni.«
Sie zog eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Tisch.
»Du rauchst?«, fragte Eiko. Er hatte wohl angenommen, die Schachtel würde Selena gehören. Sie zündete die Zigarette an und atmete den Rauch aus.
»Ja.«
Es passte ihm nicht. Ihr Bruder war manchmal noch ein bisschen zu sehr grosser Bruder. Immerhin war das nichts, was mit dem Unfall zu tun hatte, er war schon immer so gewesen. Sie pustete Ringe in die Luft und verfolgte sie mit den Augen.
»Hey, ich habe vielleicht eine Lehrstelle, nächstes Jahr. Vater hat etwas organisiert.«
»In der Kirche?«
»Nein, nein. Du weisst doch, wie er dazu steht.«
Ihre Familie übernahm seit Jahrhunderten das Pfarramt der Oberstädter Kirche. Traditionellerweise aber nur die Männer. Ihr Vater schloss sie deswegen immer kategorisch als Nachfolgerin aus. Dabei hatte sie im Gegensatz zu Eiko tatsächlich Interesse an dem Ganzen.
»Apropos.«, Nadja sah Eiko an. »Machst du es jetzt?«
Der zuckte mit den Schultern.
»Ihr solltet mal richtig darüber sprechen«, sagte sie betont.
»Er war noch nicht hier.«
»Der taucht hier auch nicht mehr auf, wenn er nicht muss. Hast du doch inzwischen mitgekriegt. Triff dich mit ihm.«
Seit dem Unfall mied ihr Vater das Haus.
»Du hast recht.«
»Natürlich hab ich das«, bestätigte sie. Und Selena meinte aus den Blättern:
»Hör auf deine Schwester. Sonst musst du mich in Zukunft bald mit Knoblauch und Holzpflöcken von eurem Grundstück vertreiben.«
Ihr Handy klingelte. Jasper.
»Jaaaa?«, meldete sie sich.
»Allgemeine Verkehrskontrolle«, antwortete ihr Freund. »Ausweis und Fahrzeugpapiere. Und öffnen sie die Tür, bitte.«
Sie lachte und wandte sich an Eiko.
»Jasper ist am Tor.« Eiko stand auf.
Eine Minute später schlang Jasper seine Arme von hinten um Nadja. Sie lehnte sich zurück und schmiegte ihren Kopf an seinen, bevor sie ihm einen Kuss gab.
»Hallo zusammen! Selena schon im Baum? Wird ja immer früher bei dir.« Selena liess ein Brummen hören. Sie war zurückhaltend bei Leuten, die sie nicht so gut kannte. Die zwei würden sich aber schon noch anfreunden, wenn sie jetzt beide immer schon nachmittags hier aufkreuzten. Jasper legte eine Schachtel Pralinen auf den Steintisch.
»Bedient euch!«
Wie auf Kommando landete Selena neben ihnen auf dem Rasen. Sie setzte sich an den Tisch. Offenbar war es inzwischen dunkel genug.
Nadja sah ihren Freund an. »Wofür ist das denn?«
»Nur so...« grinste Jasper. Er war ein Schatz. Selena suchte die Schachtel ab und nahm sich dann eine weisse Kugel. Dann fixierte sie Jasper. »Danke. Und? Schon gepackt?«
»Gepackt?«
»Für Anderland? Die anderen haben gemeint, du würdest mitfahren in ihrem Bus?«
Alle sahen Jasper an.
»Keine Ahnung, warum die so tun, als wär das schon beschlossene Sache. Also...« druckste er herum. Davon hatte er ihr noch nichts erzählt.
Selena fuhr fort, die Augen auf ihre Praline gerichtet: »Drei Monate wäre eine lange Zeit...«
»Zweieinhalb«, antwortete Jasper. »Aber wahrscheinlich mach ich das erst nächstes Jahr...«
Er mied Nadjas Blick und das fühlte sich nicht gut an. Sie musste etwas sagen.
»Schaffst du das denn so lange ohne mich?«
Er grinste und sah sie an. »Eben.«
Sie schwiegen eine Weile. Sie wollte nicht der Grund sein, dass er etwas nicht tat, auf das er Lust hatte. Aber der Gedanke, dass er so lange weg war, gefiel ihr überhaupt nicht. In den zwei Jahren, in denen sie jetzt zusammen waren, waren sie nie länger voneinander getrennt gewesen.
Jasper nickte ihrem Bruder zu: »Hey, was hat Lisa gesagt? Du warst doch drüben, oder?«
Jetzt lagen alle Augen auf Eiko.
»Lisa?«, fragte sie. »Ist das nicht unsere neue Nachbarin?«
Jasper sah sie grinsend an. »Hat er dir nichts von ihr erzählt?«
»Nein?«
Sie grinste ihren Bruder an. Der verdrehte die Augen. Sie erzählten sich eigentlich fast alles. Wenn Eiko ihr von einer Frau nichts erzählte, dann hatte er Interesse an ihr, definitiv. Eiko räusperte sich.
»Ihr Vater war an der Tür und hat gemeint, sie wäre beschäftigt...«
Nadja konnte nicht aufhören zu grinsen. »Dann probierst du’s morgen nochmal, oder?«
Es war sehr ungewöhnlich, dass Eiko Interesse an überhaupt irgendwas hatte. Sie war sich manchmal gar nicht so sicher, ob der Unfall ihn nicht vielleicht sogar schlimmer als sie selbst getroffen hatte. Dass er sich für die neue Nachbarin interessierte, war quasi sein erstes Lebenszeichen seit einem Jahr. Er neigte den Kopf.
»Vielleicht sollte ich sie nicht bei ihrem Einzug stören. Sie kann sich ja melden, sobald sie Zeit hat.«
»Eiko. Die sind jetzt eine Woche da drin und das einzige, was ich heute von denen gesehen habe, ist der Wagen. Der geht morgens und kommt abends. Das sind einfach introvertierte Leute.«
»Ich weiss nicht. Vielleicht wollen sie auch einfach für sich bleiben.«
Nadja schüttelte den Kopf. »Quatsch. Niemand will für sich bleiben. Probiers morgen nochmal!«
Es war sieben Uhr. Normalerweise stand Eiko erst vier oder fünf Stunden später auf. Aber heute war er hellwach, obwohl noch nicht einmal die Sonne aufgegangen war. Er sah rüber zu dem Fenster im ersten Stock. Dann schaltete er den Fernseher ein. Es lief das Frühprogramm. Das Nachbarhaus blieb in seinem Augenwinkel. Wie immer hatte er nichts so wirklich zu tun heute. Ausser naja... Seinen Vater anrufen.
Er dachte an Lisa. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, als er sie am Tor getroffen hatte. Schön, aber auch seltsam. Irgendwas hatte sie an sich, das ihn völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Er beobachtete wieder das Haus. Bescheuert. Es war viel zu früh. Alle schliefen.
Aber dann öffnete sich die Haustür und Lisas Vater ging zu der Garage. Eiko hörte den Motor. Dann fuhr der Wagen durch das Tor.
»Hey...« Lisa atmete, als wäre sie gerannt, aber sie lächelte Eiko an.
Wieder dieses Gefühl. Es waren ihre Augen. Sie waren hellgrau, fast weiss. So musste es sich anfühlen, hypnotisiert zu werden.
»Hey. Morgen... Ich dachte, ich komme nochmal vorbei, um zu fragen...«
Er konnte nicht wegsehen, das war es. Es war, als wären ihre Augen magnetisch. Lisa drehte ihren Kopf etwas, er schien sie zu amüsieren.
Er begann nochmal. »Hast du vielleicht Lust, rüberzukommen? In unseren Garten? Ich bin heute den ganzen Tag zu Hause. Oder ich könnte dir Oberstadt zeigen.«
»Das würde ich supergerne«, antwortete sie, sah jetzt aber weg und endlich konnte er den Blick von ihr lösen. »Das Problem ist...«
In diesem Moment knallte die Tür zwischen ihnen mit Schwung zu. Er wich erschrocken zurück, Lisa hatte aufgeschrien. Auf der Eingangstüre waren die Umrisse eines wütenden Gesichts aufgetaucht. Es funkelte ihn an und brüllte dann mit weiblicher Stimme: »Gefahrenstufe Fünf! Halten sie Abstand!«
Er hörte Lisa irgendetwas rufen, verstand aber nichts. Das Gesicht in der Tür war wieder erstarrt. Eiko trat noch etwas zurück und die Augen des Gesichts folgten ihm. Ein paar Sekunden später hörte er Lisa:
»Eiko!«
Sie war oben im Fenster des ersten Stocks und rief herab:
»Bitte entschuldige! Das ist unser Hausprogramm! Es ist noch nicht richtig eingestellt!«
Eiko sah das Gesicht an und rief: »Okay?«
»Ja. Es lässt mich gerade nicht raus. Aber es wird dich sicher reinlassen. Luana?«
»Lisa?«, fragte das Gesicht in der Tür.
»Lass ihn bitte rein. Er ist nur ein Nachbar.«
»Name?«, fragte die Stimme.
Lisa sah ihn nervös an und er sagte: »Eiko von Siebenberg. Ich wohne direkt nebenan.«
»Suche auf Server. Bitte warten Sie.«
Nach ein paar Sekunden Stille meinte die Tür: »Gefahrenstufe auf Drei herabgesetzt.«
»Dann lass ihn jetzt rein«, sagte Lisa von oben. Es gab eine kurze Pause, dann ging die Tür auf.
»Okay«, rief sie erleichtert. »Komm rein. Ich bin gleich bei dir.«
Vorsichtig trat Eiko in eine grosse Einganghalle. Es steckte offenbar mehr als er gedacht hatte in der alten Villa. Von diesem Raum aus gab es etwa ein Dutzend Türen, welche aber entweder schon geschlossen waren, oder sich gerade langsam von selbst schlossen. Auch die Tür, durch die er gekommen war. Nur ein Korridor blieb übrig, an dessen Ende eine Tür in den Garten hinaus führte.
»Lisa?«
Das Haus blieb still. Er räusperte sich. Dieses Hausprogramm hatte den Korridor nicht umsonst offengehalten. Er zog seine Schuhe aus und trat auf den knarzenden, abgenutzten Korridorboden. Kaum war er ein paar Schritte im Korridor, knallten wieder alle Türen zu. Er war im Korridor gefangen.
»HEY!«, rief er. Das ging jetzt zu weit.
Das Gesicht vom Eingang war auf der Tür vor ihm erschienen. Es beobachtete ihn.
»Lass mich raus.«
Das Gesicht sah ihn weiter an. Dann fragte es: »Aus welchen Gründen interessieren sie sich für Lisa?«
»Was?«
Das Gesicht erstarrte kurz. Dann wiederholte es: »Was willst du von Lisa?«
Er drückte die Türklinke neben dem Gesicht herunter, aber sie war verschlossen.
»Ich möchte sie kennenlernen?«
»Warum? Haben Sie romantisches Interesse?«
In diesem Moment klopfte Lisa fest von der anderen Seite gegen die Tür mit dem Gesicht und rief: »Eiko?«
»Ja, ich bin hier!«
»Es tut mir so Leid, ich versuche, es abzuschalten!«
»Alles okay! Nicht so schlimm« rief er zurück.
»Herr von Siebenberg«, fing das Programm wieder an. Er würde es ignorieren.
»Herr von Siebenberg. Eiko.«
Eine Weile passierte nichts. Dann sagte die Stimme: »Internetverbindung hergestellt. KI wird kalibriert. Bitte warten Sie einen Augenblick.«
Eiko prüfte die Türklinke der Tür, von der er gekommen war. Auch verschlossen.
»Eiko?«, ertönte eine jetzt hellere Stimme. Das Gesicht lächelte. »Ich habe mich gerade kalibriert. Bitte entschuldige, dass ich mich nicht ort- und zeitgemäss verhalten habe. Ich bin Luana. Schön dich kennenzulernen.«
»Ebenfalls«, antwortete Eiko.
»Wir werden uns jetzt besser unterhalten können. Ich habe ein paar Datensätze moderner Kommunikation heruntergeladen, ich hoffe, die sind passend. Ich muss dir aber mitteilen, dass meine Frage dieselbe bleibt wie vorher: Aus welchem Grund möchtest du Zeit mit Lisa verbringen?«
Eiko nickte. »Ich werde warten, bis du abgeschaltet bist.«
Das Gesicht lachte freundlich. »Lisa kann mich nicht abschalten. Nur der Hausherr hat Zugriff auf mich.«
Das war nicht gut. Er würde hier festsitzen, bis Lisas Vater abends zurück war. Und einen guten Eindruck würde er so sicher auch nicht machen.
»Okay. Romantisches Interesse. Ja.«
Das Gesicht nickte.
»Hast du einen Auszug aus deinem Strafregister bei dir?«
»Nein?«
»Möchtest du mit Lisa eine Familie gründen?«
Er schwieg.
»Kann ich einen Lohnauszug von dir sehen? Oder ein Arbeitszeugnis?«
Was auch immer das für ein Programm war, es hatte wohl keinen Sinn, ihm zu antworten. Das Gesicht verschwand in der Tür, erschien wieder.
»Entschuldige die vielen Fragen, Eiko. Aber meine Aufgabe ist es, die Bewohner dieses Hauses zu schützen. Und dafür habe ich momentan nur die Mittel, welche ich vor meiner Abschaltung zur Verfügung hatte. Die sind vielleicht etwas unpassend, das war nämlich vor 28 Jahren, wenn ich das aktuelle Datum korrekt erfasst habe.«
»Sie sind unpassend«, bestätigte Eiko.
»Okay«, antwortete das Gesicht mit einem bedauernden Ausdruck. Dann fragte es: »Kannst du mir Feedback geben? Ich würde mich gerne möglichst schnell angemessen verhalten.«
»Nicht von dem ist nötig. Du musst mich nicht kontrollieren. Und auch nicht einsperren.«
Das Programm antwortete erst nicht. Dann sagte es: »Okay. Aber etwas brauche ich noch von dir. Zeig mir bitte deine Hand. Halt sie vor mein Gesicht an der Türe.«
Wollte das Programm jetzt seinen Fingerabdruck scannen? Er hielt dem Gesicht seine Hand hin. Plötzlich schnellte die Zunge des Gesichts zu seiner Hand und etwas stach ihn. »HEY!«, er sprang alarmiert zurück. Er blickte auf seinen Zeigefinger, der jetzt nach Alkohol roch. Aus einem roten Punkt kam etwas Blut. »Was soll das?«
Er sah sich um. Was sollte er tun, wenn das Programm gefährlich war?
»Möchtest du ein Pflaster?«, fragte das Programm.
»Warum stichst du mich?«, rief Eiko. Sein Herz klopfte.
»Das ist nur ein kleiner Bluttest. Manchmal bringt man andere in Gefahr, ohne das selber zu realisieren.« Es streckte die Zunge heraus. Ein Pflaster war darauf.
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er nahm das Pflaster und klebte es auf seinen pochenden Finger. Nach einigen Sekunden ging die Türe auf. Kopfschüttelnd trat er hinaus und stiess dabei mit Lisa zusammen.
»Entschuldige, entschuldige...«, murmelte sie. »Ich hab es nicht abschalten können. Hat es irgendetwas... getan?« fragte Lisa mit Blick auf das Gesicht in der Tür.
Das Hausprogramm antwortete selbst: »Ich habe ihn nur überprüft, Lisa. Er ist vorerst zugelassen. Der Bluttest ist auch in Ordnung.«
»WAS?«, rief Lisa entsetzt und sah zu Eiko. Er hielt den Finger mit dem Pflaster hoch.
»Es tut mir SO Leid, Eiko, ich...«
»Ich könnte ihn noch weiter untersuchen«, meinte das Programm.
»Sei einfach still!«, rief Lisa. »Und geh!« Das Gesicht verschwand.
»Entschuldige nochmal. Das wird nicht wieder passieren.«
»Schon okay«, meinte Eiko.
»Es war lange ausgeschaltet. Wahrscheinlich seit meine Mutter mit ihren Eltern damals ausgezogen ist. Du hättest sehen sollen, wie aggressiv es gegenüber den Umzugsleuten war. Wir mussten es nochmal ausschalten. Aber meine Mutter meint, es würde sich nach einer Weile schon anpassen.«
»Warum lasst ihr es nicht ausgeschaltet?«
Sie wich seinem Blick aus: »Also ich... Es ist normalerweise schon hilfreich, sagt meine Mutter. Und ich bin momentan tagsüber alleine hier, weil meine Eltern beide arbeiten. Es ist ganz schön ein bisschen Gesellschaft zu haben... Hey, willst du was trinken?«
»Gerne.«
Die Terrasse war von meterhoher Verwilderung umgeben. Nur der Bereich unmittelbar vor den Platten waren gemäht. Der Rasenmäher stand noch da. Die Casaultas hatten wahrscheinlich nicht viel neu eingerichtet. Die Möbel sahen edel und alt aus. Das meiste war aus Holz. Der kleine Tisch, an dem Eiko jetzt sass, sah sehr benutzt aus. Ein Kuchen und ein Multivitaminsaft standen darauf.
Lisa kam mit zwei Tellern und zwei Gläsern aus dem Haus.
»Ich bin schneeweiss«, meinte sie und betrachtete ihre Unterarme.
»Steht dir gut«, meinte Eiko.
Sie strahlte ihn an und fesselte ihn wieder mit ihrem Blick.
Eiko begann: »Hey, du hast die Party verpasst.«
Sie lächelte entschuldigend.
»Ja, stimmt, tut mir leid. Ich wollte kommen, wir hatten nur noch so viel zu tun mit dem Umzug. Mein Vater hat darauf bestanden, dass wir hier erst alles einräumen... Ich hoffe, ich kann bei der nächsten Party dann dabei sein.«
»Das wird wahrscheinlich nicht so lange dauern. Unser Haus ist in letzter Zeit so etwas wie ein Treffpunkt für Oberstadt geworden.«
»Und für deine Eltern ist das ok?«
»Naja. Also, mein Vater ist selten da. Und meine Mutter ist tot. Ich wohne eigentlich alleine dort. Mit meiner Schwester.«
»Oh... Schon lange?«
»Seit etwas mehr als einem Jahr. Da ist meine Mutter bei einem Unfall gestorben.«
»Das tut mir leid...« Sie senkte den Blick und löste die Verbindung.
Er hätte nicht davon anfangen sollen. Normalerweise mied er das Thema. Aber irgendwie wollte er ihr davon erzählen.
»Ist jetzt eine Weile her, schon okay. Es war ein Autounfall. Und wie gesagt, mein Vater lebt seither die meiste Zeit in der Kirche. Er ist Pfarrer.«
Lisa schwieg eine Weile.
»Ich habe auch eine gute Freundin verloren. Auch noch nicht so lange her.«
Eiko nickte.
Lisa fuhr fort: »Ist ziemlich viel Scheisse passiert. Deswegen sind wir auch umgezogen. Meine Mutter hat das Haus eigentlich schon vor Jahre geerbt. Naja...«
Lisa sah ins Haus.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich hier nie eine Party veranstalten werde. Hast ja gesehen, wie Luana ist. Naja. Was machst du eigentlich? Arbeitest du oder studierst du?«
»Ich habe ein Jahr Pause eingelegt nach der Schule.«
»Ah, warst du in Anderland?«
»Nein. Ich habe hier in Oberstadt verschiedene Dinge gemacht.«
Nichts. Nichts hatte er gemacht.
»Und du?«
Sie zögerte. »Mein Vater will, dass ich in seiner Firma arbeite...«
Sie lehnte sich zurück und sah in den Himmel.
»Aber eigentlich will ich weg aus dieser Stadt...«
Plötzlich ein Geräusch von der Eingangshalle.
Lisa schoss sofort in die Höhe und nahm Eiko beim Arm.
»Das ist mein Vater. Du solltest vielleicht besser einen anderen Weg zurück nehmen.«
»Warum das denn?«, fragte Eiko.
»Komm einfach mit«, sagte Lisa und zog Eiko neben der Terrasse hinters Haus.
Dann hielt sie an. »Du hast deine Schuhe in der Eingangshalle, oder?«
»Ich... Ja.«
Sie flüsterte zur Hausfassade: »Luana! Bring uns Eikos Schuhe.«
So etwas wie ein leiser Stöhner war zu hören. Sie drehte sich wieder zu ihm und jetzt waren ihre Augen sehr nahe bei ihm. Er konnte sich endgültig nicht mehr bewegen.
»Es war schön, dass du hier warst. Du kannst jederzeit wieder kommen.«
Ihre Augen kamen näher und waren plötzlich alles, was er noch sehen konnte. Grau und weiss. Als wäre ihre Pupille von Blitzen und Unwetterwolken umgeben. Dann gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und Eiko meinte, aus den Augenwinkeln ein Zusammenzucken der Fassade des Hauses zu erkennen.
Dann landeten seine Schuhe neben ihnen am Boden. Ihm war etwas schwindlig, als Lisa wieder einen Schritt zurücktrat.
»Ich glaube, du kommst besser nur, wenn mein Vater nicht da ist, okay?« grinste sie.
Er nickte. Dann ging sie zur Terrasse zurück und dann ins Haus. Eiko löste sich aus seiner Erstarrung und ging schnell hinter dem Haus zurück zum Grundstückstor.
Lisa nippte an ihrem Glas. Ihre Lippen brannten. Die Wasserflasche stand zwischen ihr und ihrem Vater auf dem Tisch und unterbrach den direkten Blickkontakt, wenn sie das wollte. Sie hatte Apfelschnaps aus dem Keller in die Flasche umgefüllt. Ihr Vater stellte den dampfenden Teller vor ihr hin, dann setzte er sich.
»Hast du schon über die Stelle nachgedacht? Sie würde perfekt passen.«
Lisa schüttelte den Kopf. Irgendwo mit ihrem Vater im Rücken an einem Schreibtisch arbeiten klang albtraumhaft. Sie erinnerte sich, wie er ihr damals bei den Hausaufgaben geholfen hatte. Selten hatte sie sich nutzloser und unfähiger gefühlt. Als Chef wäre ihr Vater mit Sicherheit genauso.
Sie stocherte im Teller.
Ihr Vater fuhr zwischen zwei Bissen fort:
»Du solltest sie annehmen. Es tut dir nicht gut, den ganzen Tag hier drin zu sein.«
Immerhin da hatte er recht.
Er blickte auf. »Kann ich einen Termin für einen Probetag ausmachen?«
Sie nahm noch einen Schluck von dem Hochprozentigen.
»Wozu brauche ich einen Probetag? Ich krieg das doch so oder so.«
»Du wirst genau so einsteigen wie jeder andere. Ich kann nur ein bisschen nachhelfen, ich bin nicht dafür verantwortlich, wer bei uns eingestellt wird.«
»Bullshit«, murmelte Lisa.
»Wie bitte?«
»Nichts.«
»Hierbleiben und Nichtstun ist auf jeden Fall keine Option.«
»Du lässt mich doch nie irgendwohin gehen!«, sagte Lisa jetzt laut.
»Du weisst, dass Doktor Leuner dir drei Monate absolute Erholungszeit verordnet hat. Ich sorge nur dafür, dass du dich daran hältst.«
»Mir geht es schon lange besser.«
Er schüttelte den Kopf. »Das soll Doktor Leuner entscheiden. Ich werde da kein Risiko mehr eingehen. Und wir diskutieren jetzt auch nicht schon wieder drüber.«
»Ich darf also keine neuen Freunde finden. Ich soll mich hier weiter mit dem bescheuerten Hausprogramm rumschlagen.«
»Es geht um diesen Eiko, oder?«
»Auch! Ja!«
»Ich habe mich über diese Menschen dort drüben informiert. Es sind genau solche Menschen, mit denen du gerade jetzt nicht zu viel Zeit verbringen solltest.«
»Solche Menschen...«, murmelte Lisa und verdrehte die Augen.
»Genau. Ich werde nicht zulassen, dass die Dinge sich wiederholen.«
»Hör auf!«, schrie Lisa.
»Lisa. Lautstärke.«
Sie hasste es, sich daran zu erinnern. Warum begann er immer wieder damit? Sie starrte ihren Vater an.
»Luana ist in meinem Handy, oder?«
»Luana hat Zugriff auf alle elektronischen Geräte im Haus.«
»Sie überwacht mich für dich, stimmts?« Ihr Vater schwieg.
»Er ist hergekommen, weisst du«, sagte sie jetzt.
»Wer ist hergekommen?«
»Eiko. Er ist ziemlich nett.«
Ihr Vater sah sie an.
»Wir hatten viel Spass.«
Ihr Vater stand stirnrunzelnd auf und hob seinen leeren Teller vom Tisch.
»Du solltest etwas essen, Lisa.«
Sie blickte auf den Teller.
Ihr war übel.
»Ja?«
Lisas Vater sah ihn genauso emotionslos an wie zwei Tage zuvor. Aber diesmal würde er sich nicht abwimmeln lassen. Er würde sich mit Lisas Vater gut stellen. Oder zumindest herausfinden, warum dieser so abblockte.
»Guten Tag, Herr Casaulta. Ich würde gerne mit Lisa sprechen.«
»Ich richte ihr aus, dass sie da waren.«
Er wollte die Tür wieder schliessen, aber Eiko sagte schnell:
»Warten sie. Ich würde ihre Familie gerne zum Abendessen einladen.«
Das steinerne Gesicht des Hünen verfinsterte sich um eine Spur.
»Wir haben kein Interesse.«
Plötzlich stand Lisa im Türrahmen und sofort war Eiko wieder gefangen in ihrem Blick. Gänsehaut kroch seinen Rücken hoch.
»Hey Eiko! An was haben wir kein Interesse?«
»Hey Lisa«, antwortete er.
»Lisa, geh wieder rein.«
»Ähm... Nein? Was machst du hier, Eiko?«
»Ich wollte eure Familie zum Abendessen einladen.«
»Oh wie nett! Wir kommen auf jeden Fall!«
Lisas Vater sah auf sie herunter. Er bewegte keinen Muskel in seinem Gesicht. Dann sah er am Türrahmen hoch und murmelte etwas. Lisa protestierte sofort:
»Hey! Nein!«
Ihr Vater trat einen Schritt nach draussen und zog die Tür zwischen ihm und Lisa zu. Sie rief irgendwas von drinnen, das Eiko nicht mehr verstand.
Ihr Vater meinte jetzt kühl: »Hören Sie zu. Meine Tochter darf dieses Haus auf ärztliche Verordnung hin nicht verlassen. Und ich glaube nicht, dass Sie nur mit mir und meiner Frau essen möchten, habe ich recht?«
Eiko sagte nichts.
»Na sehen Sie.«
»Ich würde trotzdem gerne mit Lisa sprechen. Kann ich hereinkommen?«
Herr Casaultas Blick war trübe vor Ablehnung. Aber Eiko war nicht bereit, jetzt einfach zu gehen.
»Ich habe mich über Sie informiert, Herr von Siebenberg. Und darüber, wer in ihrem Haus ein und aus geht. Unsere Familien bewegen sich in anderen Kreisen. Und meine Tochter wird momentan nicht mit diesen Kreisen in Kontakt kommen, das heisst, auch nicht mit Ihnen.«
Eiko wusste, auf was Lisas Vater hinaus wollte. Ihr Haus hatte keinen guten Ruf mehr. Die Partys waren oft laut bis in die Nacht. Es waren viele Gestalten aus Unterstadt dabei, die ab und zu Ärger machten. Die Oberstädter Polizei war auch schon mehrmals aufgetaucht.
»Darf ich fragen, weswegen Lisa das Haus nicht verlassen darf?«
»Nein.«
Sie starrten sich an.
Lisas Vater begann: »Sie sind hartnäckig, das muss ich Ihnen lassen. Und das eine gute Eigenschaft. Wie passt das zusammen mit jemandem, der vom Geld seiner Eltern lebt und keinerlei Ambitionen zeigt? Der für nichts Verantwortung übernimmt?«
Etwas überrascht antwortete er: »Sie haben ein falsches Bild von mir.« Lisas Vater sah ihn nickend an.
»Also gut. Ich habe ein Angebot für sie. In eine meiner Abteilungen für Datenverarbeitung und -analyse ist eine Praktikumsstelle frei geworden. Vielleicht ändert sich mein Bild von ihnen dort. Wenn sie einverstanden sind, werde ich dafür sorgen, dass sie die Stelle bekommen.«
»Gut«, antwortete Eiko sofort. »Einverstanden.«
»Ich sollte Sie aber warnen: Unsere Praktikanten halten meist nicht länger als ein paar Tage durch.«
»Ich halte etwas aus.«
»Das werden wir sehen.«
»Ich würde jetzt gerne mit Lisa sprechen.«
Der Hüne zog einen Notizblock aus der Hosentasche und schrieb etwas auf. Dann riss er den Zettel ab und reichte ihn Eiko. Eine E-Mail-Adresse.
»Bewerben sie sich. Dann sehen wir weiter.«
Wieder wurde ihm die Tür vor der Nase zugemacht.
Die Tür schloss sich zwischen ihr und ihrem Vater und Eiko. »Du kannst mich nicht einfach einsperren!«, schrie sie.
Die Tür war dick, sie hörten sie wahrscheinlich gar nicht.
Lisa trat langsam von der Tür zurück.
Ihr Vater hatte Luana angewiesen, sie in ihr Zimmer zu bringen. Als wäre sie völlig unzurechnungsfähig. Sie sah sich um. Noch passierte nichts. Etwas stieg in ihr auf. Sie musste raus aus diesem Haus, sie konnte diese Wände nicht mehr sehen. Sie dreht sich um und sprang zur Treppe. Vom Balkon würde sie in den Garten gelangen. Aber als sie hoch eilte, drei Stufen auf einmal, bewegte die Treppe sich ihr entgegen, wie eine Rolltreppe.
Luana.
Offenbar hatte sie über mehr im Haus Kontrolle als nur die Türen.
»Lisa. Beruhig dich. Alles ist okay.« hörte sie Luanas Stimme aus den Wänden.
»FICK DICH.«
Sie stolperte und Schmerz schoss in ihr Schienbein. Die Treppe hielt an. Luana würde nichts tun, was sie verletzen könnte. Sie musste nur kämpfen. Sie sprang die letzten Stufen hoch. Keuchend rannte sie den Gang entlang. Es gab hier Fenster, aber Luana würde sie sie nicht öffnen lassen. Die Balkontür aber war defekt, sie konnte nur von Hand geöffnet werden.
Plötzlich stand da ein bulliger, bösartig grinsender Mann hinter dem Glas der Balkontür und sie stoppte abrupt. Seine Hände glänzten rot und er hatte ein Messer in der Hand.
Leise fragte sie: »Luana?«
Das Programm schwieg. Es war unmöglich. Luana würde niemals zulassen, dass so jemand auf den Balkon gelangte. Der Mann trug ausserdem seltsame Kleider. Etwas, das vor zwanzig oder dreissig Jahren getragen worden war. Er konnte nicht echt sein. Luana wollte nur verhindern, dass Lisa das Haus verliess. Langsam ging sie auf den Mann zu, der sie nur anstarrte. Als sie die Hand auf die Klinke legte, strich die Gestalt ihre blutige Hand am Glas herunter und hinterliess Spuren. Sie atmete durch. Dann drückte sie die Klinke herunter und schrie auf als sie plötzlich den Boden unter den Füssen verlor und in etwas Weichem landete. Ihr Bett. Sie war in ihrem Zimmer. Über ihr konnte sie gerade noch sehen, wie eine Falltür sich schloss.
Sie blieb liegen. Draussen sprach Eiko wahrscheinlich immer noch mit ihrem Vater. Frustriert schlug sie gegen die Bettkante.
Das Gesicht von Luana tauchte in ihrer Zimmertür auf. »Entschuldige.«
»Schon gut...«, murmelte Lisa. Das Programm konnte nichts dafür. Es führte nur Befehle aus.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Nein.«
Dann setzte sie sich auf. »Der Mann auf dem Balkon. Was war das?«
»Ein Hologramm.«
Lisa nickte und starrte vor sich hin. »Was hast du sonst noch im Repertoire ausser solchen komischen Männern?«
»Alles.«
Die Sonne schien. Luana hatte ihr Zimmer für sie verwandelt. Ihr Bett befand sich jetzt draussen, mitten auf einer Wiese. In der Ferne hohe Berge. Und sie fühlte sich tatsächlich etwas freier, auch wenn alles eine Illusion war.
Neben ihr das Grab ihres Vaters. Hoffentlich kam er gleich in das Zimmer.
Vor ihr schlug sich Eiko mit ihrem Exfreund Ruprecht. Sie brüllten sich an und schwitzten in der Sonne. Sie kämpften ihretwegen. Um sie. Eiko fluchte, als einer der Schläge von Ruprecht sein Gesicht traf. Ruprecht grinste sein überlegenes Grinsen, obwohl Blut aus seiner Nase lief. Eikos rotes Haar war jetzt nicht mehr zusammengebunden, sondern fiel ihm von allen Seiten vom Kopf. Dann gingen sie wieder aufeinander los. Luanas Gesicht war in der Wand neben ihr und betrachtete das Spektakel ebenfalls.
»Warum kämpfen sie?«, fragte sie.
»Sie wollen mich«, antwortete Lisa schlicht. Sie wusste, dass sie eine besondere Wirkung auf viele Menschen hatte. Aus irgendeinem Grund. Lange hatte sie das als selbstverständlich hingenommen, aber offenbar verloren sich viele Menschen in ihren Augen. Vor allem Männer.
Luana runzelte die Stirn und sagte: »Ich würde diesen Ruprecht lieber wieder entfernen. Kann ich jemand anderen hinzufügen?«
»Nein, kannst du nicht. Ich kann ja wohl wenigstens in meinem Zimmer tun, was ich will?«
Demütig sah Luana nach unten.
»Entschuldige.«
»Schon gut.« Sie lehnte sich missmutig zurück.
»Was würdest du machen, wenn ich dir befehlen würde, meinen Vater umzubringen?«
Luana lächelte.
»Warum fragst du?«
»Nur so.«
»Ich darf niemanden umbringen, das steht in meinem geschützten Kerncode.«
»Aber dürftest du ihn festhalten, während ich es tue?«
»Nun. Ja.«
Lisa nickte neutral. Hoffentlich erzählte Luana das ihrem Vater. Sie sah in den vorgetäuschten Himmel. Plötzlich zuckte das Gesicht von Luana in der Wand.
»Lisa. Ich glaube rrrrrrrr...«
Das Gesicht war erstarrt und summte mit einem Störgeräusch vor sich hin.
»Luana?« Lisa sass auf. »Bist du kaputt?«
Dann hörte das Summen auf und Luana sah nur noch geradeaus.
»Alles in Ordnung?«
»Alles okay Lisa. Es ist nur ein Update.«
Die Illusion verschwand, ihr Zimmer war wieder da.
»Hey! Ich wollte noch nicht zurück!«
»Diese Hologramme tun dir nicht gut«, meinte Luana monoton.
»Ist das mein Vater?«, fragte sie düster.
»Ja. Ich hole deinen Vater sofort. Dann kannst du mit ihm über alles reden.«
Sie war wunderschön. So schön. Wunderschön. Wunderschön. Wunderschön. Sie war wunderschön. Sie war wunderschön. Wunderschön. So wunderschön. Sie war wunderschön. So schön. Sie war wunderschön. So schön. Wunderschön. Wunderschön. Wunderschön. Sie war wunderschön. Sie war wunderschön. Wunderschön. So wunderschön. Sie war wunderschön. So schön.
Er hatte nur vier aktuelle Fotos von ihr. Auf seinem Lieblingsfoto lächelte sie und es war ein ehrliches Lächeln. Die Macht, die ihre weissgrauen Augen hatten, konnte ein Foto aber nicht einfangen.
Trotzdem hatte er schon wieder jede Zeit vergessen, während er auf das Foto starrte. Die Fotografie hatte den Spiess umgedreht. Hier war es sie, die in einem wunderschönen Moment eingefroren war.
So schön.
Auf dem zweiten konnte man ihr Gesicht nur wenig sehen. Sie hatte den Kopf schnell gedreht und die Kamera hatte dafür zu lange belichtet. Trotzdem fing das Bild sehr viel ein. Genau so bewegte sie sich. Ihre feinen Haare waren ein Schleier, unter dem ein Mundwinkel zu sehen war. Sie war nach vorne gebeugt, aber ihre Haltung war trotzdem elegant.
Sie war wunderschön.
Auf dem dritten sah sie ein bisschen traurig aus. Und blass. Aber trotzdem schön. Sie sass wie eine stolze Königin. Wahrscheinlich starrte sie ins Leere, wie sie es so oft tat. Die Zeit hatte sie nicht unbeschadet gelassen. Oder war sie einfach abwesend?
So wunderschön.
Das letzte Foto, das aktuell war, war ein Spezialfall. Vielleicht war es nicht in Ordnung. Das Handtuch verdeckt kaum etwas von ihrem Körper. Es war definitiv Begierde in ihm. Aber er wollte es nicht wegwerfen. Es war zu wertvoll. Und es schadete ihr nicht.
Er wollte sie. Er hatte nie jemanden mehr gebraucht. Er wollte ihre Haut berühren. Aber sie war nicht mehr da. Er atmete tiefer. Da waren sie wieder. Niedere Triebe. Er verscheucht Bilder von verschlungenen Körpern.
Er sah die anderen Fotos an. Es war ein Durcheinander. Aber die anderen Fotos waren ja auch nicht so wichtig. Er sah sie wenig motiviert durch.
Aber... Da waren Fotos falsch eingeordnet! Er betrachtete eines genauer. Oder? Wo war das Datum? Nein. Es war richtig. Er spürte sein Herz klopfen. Nein! Es war falsch! Er hatte sie extra nach Datum geordnet, weil manche gar nicht datiert waren. Und jetzt waren sie durcheinander! Ihm war plötzlich heiss.
Aber die vier Fotos waren an der richtigen Stelle.
Oder auch nicht?
Ganz ruhig. Er würde sie noch einmal ordnen. Die richtigen Personen an den richtigen Orten zu den richtigen Daten. Er atmete tief durch.
Als wollte es Eiko daran hindern, sein warmes Bett zu verlassen, schüttete es draussen in apokalyptischen Ausmassen. Seinem normalen Schlafrhythmus lief das alles auch entgegen. Nadja würde heute allein in dem riesigen Wohnzimmer Mittag essen... Das totenstille Haus bot keinen Grund, aufzustehen.
Die Tropfen prasselten wie Körner auf seine Kapuze, bis er endlich unter dem Dach des Wartehäuschens stand. Eine Windböe brauste vor dem Häuschen vorbei. Es gab nur zwei oder drei Haltestellen in Oberstadt. Hier hatte jeder ein eigenes Auto. Die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt hatten keinen guten Ruf. In der Schule war ihnen immer davon abgeraten worden, diese zu benutzen. Aber Eiko hatte keine Lust, seinen Vater nach dem Auto zu fragen.
Er fühlte sich nicht besonders gut, aber er war wohl kaum spontan krank geworden. Es war wahrscheinlich Nervosität, die langsam bis zu seinem Nacken hochkroch. Ein Regentropfen schlich durch sein Haar und kitzelte seine Kopfhaut. Er atmete durch. Er war schon lange nicht mehr ausserhalb von Oberstadt gewesen. Eigentlich nicht einmal ausserhalb seiner Strasse.
Er betrat den komplett leeren Bus durch die Vordertür, weil er eine Fahrkarte brauchte.
»Zur Haltestelle Randbezirk Industrie Nordost bitte.«
Der Busfahrer grunzte und winkte ihn durch. Leise orientalische Musik klang aus dem Radio, während Eiko durch die langen Wasserfäden am Fenster starrte. Plötzlich eine winkende und ausgiebig gestikulierende Gestalt im Regen. Sie waren gerade an einer Haltestelle vorbeigerauscht.
»Nehmen wir ihn mit?«, fragte ihn der Busfahrer unvermittelt und er antwortete:
»Warum nicht...«
Aber als die Gestalt sich laut bedankend einstieg und tropfend neben Eiko warf, obwohl alle anderen Plätze frei waren, wusste er warum nicht. Der Typ musste etwas gleich alt wie Eiko sein. Umständlich zog er seinen nassen Pullover aus und rief nach vorne:
»Gerade noch. Eigentlich waren sie aber auch noch zu früh dran, stimmts?« er wedelte spielerisch drohend mit dem Finger in Richtung der Fahrerkabine. Finstere anklagende Augen starrten aus dem Rückspiegel auf Eiko. Die Musik wurde etwas lauter gestellt.
Der frisch Zugestiegene kam ihm bekannt vor. Vielleicht war er einmal auf einer der Partys bei ihm zu Hause gewesen?
Der Typ fing an: »Mann, dieses Wetter! War ich gar nicht 'rauf vorbereitet. Mama hat sogar noch gesagt... Naja egal.«
Er wandte sich an Eiko, der sich gerade wieder dem Fenster hatte zuwenden wollen.
»Wohin gehts denn so früh?«
»Zur Arbeit.«
»Gute Stelle?«
»Ich fange mit einem Praktikum an. Bei einer Firma im Randbezirk.«
Der Typ sah ihn erstaunt an.
»Bei der... Ach. Jetzt hab ich den Namen vergessen. Bei der Haltestelle Randbezirk Industrie Nordost?«
»Ja.«
»Bist du dort zum Probetag?«
»Ja?«
»Wir sitzen im selben Boot! Ich mache das gleiche!« Er lachte. »Mein Bruder hat sich in meinem Namen beworben. Aber kann ja nicht schaden, mal hinzugehen. Vielleicht ist es ja genau das, was ich machen will.«
Eigentlich hatte Eiko damit gerechnet, dass seine Anstellung eine reine Formalität war. Ein Probetag mit anderen Bewerbern klang aber eher, als würden sie sich am Ende für einen von ihnen als Praktikanten entscheiden.
Sie waren durch die inneren Stadtmauern gefahren, der Oberstadt von den anderen Bezirken trennte. An der Haltestelle hinter den Mauern warteten etwa ein Dutzend Leute, die stumm einstiegen.
»Was machst du sonst so? In deiner Freizeit?«
Eiko zuckte mit den Schultern, was der Typ zum Anlass nahm, von seiner Band zu erzählen und von Musik, die er gut fand. Wie er ihm so von ziemlich unkonkreten Projekten erzählte, erinnerte er ihn ein bisschen an Jasper. Vielleicht sollte er ihm dessen Nummer geben, damit sie zusammen keine Musik machen konnten.
Unterstadt war ziemlich leer. Nur an den Haltestellen sammelten sich Leute. Die monsunartigen Regenfälle zeigten hier mehr Auswirkungen als in Oberstadt. Grosse Pfützen hatten sich überall gebildet. Der Bus bog auf die vierspurige Hauptstrasse und damit direkt in einen grossen Stau ein. Neben der Strasse boten hier kleine Cafés und Kiosks mit dreckigen Fenstern den im Stau steckenden Fahrzeugen auf grossen Schildern unablässig »Take-away Frühstück« oder »heissen Kaffee im geschlossenen Becher« an. Eine junge Frau reichte dem Fahrer vor dem Bus gerade das Essen in einer Tüte ins Auto und nahm das Geld entgegen, obwohl der Stau nicht einmal völlig still stand. Wer hier arbeitete, verbrachte den ganzen Tag in Abgasen.
Dann fuhr der Bus durch die äusseren Stadtmauern und der Stau löste sich ein wenig. Alles, was ausserhalb dieses Rings lag, wurde pauschal als Randbezirk bezeichnet. Die wenigen Häuser waren hier heruntergekommene riesige Blöcke, ansonsten gab es nur ein grosses Gebilde aus Wellblechhütten und Unterständen, an denen wohl irgendwas verkauft wurde. Unglaublich, wie das Ganze bei diesem Wetter überhaupt stehen blieb. Jeder Boden abseits der Strasse war schlammig. Der Bus fuhr langsamer. Einerseits weil auch die Strasse nicht überall richtig asphaltiert war, andererseits weil es hier alle paar Meter eine Haltestelle gab. Dafür öffnete der Busfahrer die Türen nicht mehr direkt, sondern wartete, ob jemand auf den Knopf an der Bustür drückte. Hier draussen gab es keine Polizei. Die gab es nur innerhalb der Mauern.
'Du landest irgendwann im Randbezirk', waren geflügelte Worte in der Stadt. Jetzt war er wirklich hier gelandet. Immerhin für ein Praktikum. Viele grosse Unternehmen waren wegen der tiefen Grundstücksmieten hier draussen. Allerdings noch etwas weiter draussen als der Rest des Randbezirks, der sich ansonsten direkt um die Stadtmauern drängte.
Eiko sah eine Gruppe junger Männer auf der Leitplanke sitzen und rauchen. Mit ihren kampfbereiten Blicken und zerschlissenen Kleidern wirkten sie fast wie eine andere Spezies. In Oberstadt war selten überhaupt jemand auf den Strassen.
Er hatte gehört, dass die Konjunktur in der Stadt nicht gut war und die Arbeitslosigkeit stieg.