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Der spannende Auftakt einer Reihe um das Detektivteam der Allianz der 3½ – voller Abenteuer, Humor und mit einer kleinen Prise Magie
Feli muss die Sommerferien bei ihrer Tante in dem kleinen Dorf Würmla verbringen. Wie langweilig, denkt sie zuerst. Immerhin ist ihr Roboterdackel Frankenstein dabei. Der stürzt sich gern kopfüber in Papierkörbe, wenn er nicht gerade auf einem USB-Stick knabbert. Während sie die Villa ihrer Tante erkunden, stoßen Feli und Frankenstein auf einen großen, alten Schrank. Darin verbirgt sich ein geheimer Zugang zu einem scheinbar verlassenen Detektivbüro. Und sie erwartet prompt der erste Fall: Der Junge Jojo braucht Hilfe, denn aus dem Museum wurde eine wertvolle Miniaturpyramide gestohlen und Jojos Mutter wird nun verdächtigt! Sie ermitteln und bekommen dabei schon bald Unterstützung von dem Mädchen Meilin, die das Detektivteam der Allianz der 3½ komplettiert. Doch sie stehen vor einem kniffligen Fall: Was geht im Museum vor sich? Hat der Dieb es etwa auf den legendären »Schatz der Würmler« abgesehen?
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Seitenzahl: 226
Anna Kim
Die Allianz der 3 ½
Auf Schatzsuche
Mit Illustrationen von Katharina Madesta
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eBook Insel Verlag Berlin 2024
Der vorliegende Text folgt der deutschen Erstausgabe, 2024.
© Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin, 2024
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Umschlaggestaltung mit einem Motiv von Katharina Madesta
eISBN 978-3-458-78152-3
www.insel-verlag.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Informationen zum Buch
Cover
Titel
Impressum
1. Kapitel. in dem Felicitas Plum plum-st
2. Kapitel. in dem Frankenstein auf der Leitung steht
3. Kapitel. in dem Jojo immer mehr ins Stottern gerät
4. Kapitel. in dem mindestens ein Nosferatu vorkommt
5. Kapitel. in dem sich wieder einmal zeigt, dass Lügen kurze Beine haben
6. Kapitel. in dem eine Allianz gegründet und ein Rätsel geknackt wird
7. Kapitel. in dem Feli, Frankenstein und Jojo in der Falle sitzen
8. Kapitel. in dem ein Ninja aufkreuzt (der auch Batman oder Zorro sein könnte)
9. Kapitel. in dem Kakaobohnen vorkommen, die ein bisschen nach Leber schmecken
10. Kapitel. in dem die Tür zum Gartenschuppen komischerweise offen steht
11. Kapitel. in dem Frankenstein ein seltsames Bonbon findet
12. Kapitel. in dem Bowlingkugeln eine Rolle spielen
13. Kapitel. in dem der Allianz Frankenstein abhandenkommt
14. Kapitel. in dem Meilin Hören und Sehen vergeht
15. Kapitel. in dem Feli und Jojo über Kreuzungen und Himmelsrichtungen streiten
16. Kapitel. in dem die Allianz den Mann im goldenen Anzug kennen und fürchten lernt
17. Kapitel. in dem plötzlich ein Kugelschreiber zu sprechen beginnt
18. Kapitel. in dem Frankenstein wieder mal klügerals alle anderen ist
19. Kapitel. in dem sich Vik und Viktor als Streithammel entpuppen
20. Kapitel. in dem viel gebuddelt und gerangelt wird
21. Kapitel. in dem die Allianz viel Besuch bekommt
Informationen zum Buch
Die Allianz der 3 ½
in dem Felicitas Plum plum-st
»Frankenstein, pass auf!«
Im letzten Moment wich der Dackel dem Beistelltisch aus, auf dem sich eine Kristallvase befand. Da er im Maul ein Köfferchen trug, funktionierten seine Sensoren nur eingeschränkt.
Frankenstein war ein besonderer Dackel: Er war ein Roboterdackel. Normalerweise lieferten die Kameras in seinen Augen gestochen scharfe Bilder, doch seit er vor ein paar Tagen durch eine Schlammpfütze gerollt war, war er mehr ein Maulwurf als ein Adler. Für solche Fälle hatte er Messfühler in den Barthaaren, die ihm bei der Navigation helfen sollten. Wenn man aber einen Klotz von einer Tasche im Maul hat, helfen einem auch die besten Fühler nicht.
»Ich dachte, ich hätte dich repariert«, murmelte Feli stirnrunzelnd und befreite den Dackel von ihrer Tasche.
Frankenstein ließ ein empörtes Surren ertönen.
»Ja, ich weiß«, flüsterte Feli, »die magst du nicht. Aber ich brauche den Dietrich. Und der ist nun mal da drin.«
Der Dackel heulte kurz auf und schüttelte seinen Kopf.
»Aber was, wenn ich auch die Lupe brauche? Das ist alles in meiner Detektivtasche«, verteidigte sich Feli leise.
Der Dackel knurrte.
»Was heißt, sonst nichts. Das reicht doch«, brummte Feli und kniete sich vor die Zimmertür. »Außerdem: Vielleicht finde ich ja noch anderes nützliches Detektivwerkzeug. Das kommt dann auch rein.« Sie begann, das Schloss mit dem Dietrich zu bearbeiten.
Feli hieß eigentlich Felicitas Florentina Plum. Viktor Plum, ihr Vater, nannte sie »Plümschen« und »Felicitas«, wenn er schlecht gelaunt war. Der fiese Colja aus ihrer Klasse ließ sich nicht davon abbringen, sie »Plumsklo« zu rufen, Plumpsklo ohne P. Und für Frau Ehrbauer, ihre Klassenlehrerin, war sie »Plum Felicitas«, was aus deren Mund wie »Bum Felicitas« klang. Mit einem Namen wie Plum, fand Feli, war man gestraft.
Als Strafe empfand sie auch, dass sie ihre Sommerferien in diesem Kaff namens Würmla verbringen musste. Regelrecht abgeschoben fühlte sie sich. Hier gab es außer einer Straße, der Hauptstraße, die sich wie ein Wurm durch den Ort schlängelte, nur einen Dorfladen, eine Dorfkirche, eine Dorfbäckerei und eine Dorfschule. Weil das Dorf so klein war, musste es sich bei einem Notfall die freiwillige Feuerwehr vom Nachbardorf (Ohrwurmhausen) ausleihen. Das nächste Kino befand sich im übernächsten Ort (Unter-Ohrwurmhausen) und das nächste Schwimmbad im überübernächsten (Ober-Ohrwurmhausen). Einen kleinen See gab es wohl auch, aber den hatte Feli noch nicht gesehen, wahrscheinlich lag er hinter den Bergen wie so vieles: Würmla war umzingelt von Bergen. Dass Feli die Tante, bei der sie untergebracht war, vorher nicht gekannt hatte, machte diesen Zwangsurlaub auch nicht besser. Was heißt, nicht gekannt hatte – bis vor zwei Monaten hatte sie nicht einmal gewusst, dass sie eine Tante Viktoria hatte!
Sie verstand ja, dass ihr Vater arbeiten musste. Viktor war Erfinder. Leider erfolglos. Frankenstein war seine letzte erfolgreiche Erfindung gewesen. Erfolgreich deswegen, weil er sogar Frankensteins Brüder DR2-V9 (Dackel-Roboter Nr.2, 9.Version) und DR5-V3 (Dackel-Roboter Nr.5, 3.Version) verkaufen konnte. Da er mit seinen anderen Erfindungen aber nichts verdiente, nahm er Aufträge als Maler an. Meistens waren es Wohnungen oder Büros, die er anstrich, doch dieses Mal war es ein Kaufhaus.
»Zwei Stockwerke«, hatte ihr Vater geschwärmt, »zwei ganze Stockwerke! Da kann ich endlich meinen Malerkraken ausprobieren!«
Obwohl Feli gerne mehr über diesen Kraken erfahren hätte, hatte sie eine strenge Miene aufgesetzt und gefragt: »Hast du noch ein paar Schwestern und Brüder, die du vor mir geheim gehalten hast?«
Viktor war rot angelaufen.
»Nur eine Schwester«, hatte er kopfschüttelnd gerufen, »nur eine einzige Schwester! Hoch und heiliges Erfinderehrenwort.«
Tante Viktoria oder Vik, wie sie gerufen werden wollte, war – auch das hatte er verschwiegen – nicht irgendeine Schwester, sondern seine Zwillingsschwester. Allerdings sah sie ihm überhaupt nicht ähnlich. Vik hatte rostrote Haare und grüne Augen wie Feli, nicht braune Haare und blaue Augen wie ihr Vater. Außerdem war sie größer und dünner als er. Sie sah aus wie ein L: der Körper in die Länge gezogen, die Füße U-Boot-groß. Ihre langen Haare trug sie stets geflochten. Der Zopf lag auf ihrem Rücken wie eine friedlich schlummernde Kobra. Felis Locken hingegen kräuselten sich auf ihrem Kopf wie wild gewordene Spiralnudeln.
Auf der Nase trug Vik eine Brille mit grauen Rändern. Überhaupt war an ihr alles bis auf die Haare grau, die Kleider, die Schuhe, sogar ihre Lippen sahen wie aus Stein gemeißelt aus. Es half nicht, dass sie sich kaum bewegten: Vik sprach wenig. Tatsächlich war sie so wortkarg, dass sich in ihrer Nähe Wortwüsten ausbreiteten. Kaum ein Gespräch überlebte ihre Anwesenheit. Da Vik die eine Hälfte des Tages im Gartenschuppen, die andere in ihrem Zimmer verbrachte, hielten sich die Wortwüsten glücklicherweise in Grenzen.
Was genau Vik in ihrem grau-weiß-grau gestreiften Gartenhäuschen machte, konnte Feli nicht sagen. Der Vorhang war immer zugezogen, und Löcher, durch die man hindurchspähen könnte, gab es nicht. Auch war es Feli bislang nicht gelungen, das Schloss der Schuppentür zu knacken. Sie hatte es einige Male versucht, doch komischerweise hatten alle ihre Dietriche versagt.
Auch was Vik sonst so im Haus trieb, blieb Feli ein Rätsel. Wann immer sie sich dem Zimmer ihrer Tante näherte, hörte sie Stimmen. Außer ihr und Vik wohnte aber ihres Wissens niemand in der Villa.
Anfangs hatte Feli vermutet, dass Vik andauernd Radio hörte. Doch als sie ihre Tante darauf angesprochen hatte, hatte diese erstaunt die Augen aufgerissen. Offenbar gab es in Würmla keinen Radiosender. (Fernsehen gab es hier auch nicht, jedenfalls nicht in der Villa.) Also hatte Feli die Theorie aufgestellt, dass Vik gerne und ausgiebig telefonierte. Doch sie hatte im Haus kein Telefon erspäht. Und Handys funktionierten in Würmla mehr schlecht als recht. Wenn Feli mit ihrem Vater telefonieren wollte, musste sie mit Viks altem, klapprigen Fahrrad auf den Hausberg radeln, den Buckligen Rücken, damit ihr Handy ein Empfangsstäbchen anzeigte.
Wenn es wenigstens Internet gäbe, dann hätte sie mit ihm chatten können! Doch nein, Fehlanzeige. Internet gab es erst ab Ober-Ohrwurmhausen. »Was macht ihr denn den ganzen Tag ohne Internet?«, hatte Feli gefragt, als sie das entdeckt hatte. »Wir freuen uns des Lebens«, hatte Vik mit steinerner Miene geantwortet.
Schließlich hatte Feli die Vermutung aufgestellt, dass ihre Tante vielleicht einen Freund auf ihrem Zimmer versteckt hielt, mit dem sie Tag und Nacht quatschte. Deswegen hatte sie auch keinen Bock darauf, mit anderen Menschen zu plaudern, zum Beispiel mit ihrer Nichte. Und wahrscheinlich war dieser Freund extrem schüchtern und wollte ausschließlich mit Vik befreundet sein.
Dass sich weder ihre Tante noch der unbekannte Freund für sie interessierten, störte Feli nicht, schließlich war sie nicht allein: Sie hatte Frankenstein. Er war zwar ein untypischer Dackel – er zog es vor, Rechenaufgaben zu lösen, Stöckchen-Holen war nicht sein Ding –, dafür war er superschlau. Bald würde er nicht bloß rechnen und fliegen können – nun ja, es war mehr ein Schweben, zum Fliegen waren die Düsen zu klein, die sich an seinem Bauch befanden. Bald würde er auch sprechen können. Wie ein Mensch. Nein, besser als ein Mensch! Schon jetzt führten sie und Frankenstein, wie ihr Vater sagte, »angeregte Debatten«.
Feli war mächtig stolz auf ihren Dackel. Einen besseren Freund konnte man sich nicht zum Erkunden der Villa Plum wünschen. Und was gab es nicht alles zu erkunden! Schon neun Tage hatte sie in Würmla verbracht und war noch immer nicht ins Dorf gekommen, weil sie zu sehr mit der Villa beschäftigt war: Das Haus schien über einen schier unerschöpflichen Zimmer-Vorrat zu verfügen. Ein dämmriger Flur führte zum nächsten, in dem sich Erker, Stuben, Kammern, Zimmer und sogar Säle befanden. Der größte bestand ausschließlich aus Spiegeln – Spiegeln am Boden, Spiegeln an den Wänden und Spiegeln an der Decke. Neben der Tür hing eine goldene Tafel: Sala degli Specchi. Das war Italienisch und bedeutete »Spiegelsaal«. Frankenstein hatte es für sie nachgeschlagen, denn er hatte immer ein Universallexikon vor den Augen. Es befand sich in seiner viereckigen Brille.
Eine Blaue Bibliothek gab es auch, und ein Grünes Kabinett. Dazwischen lag ein Saal, auf dessen schwarz-blau schillernden Wänden eine Unterwasserlandschaft abgebildet war, mit Rochen, Seepferdchen und Riesenkalmaren. An der Tafel neben der Tür stand: 20000 Meilen unter dem Meer. Als professionelle Amateur-Detektivin notierte Feli alles, was sie merkwürdig oder denkwürdig fand, in ihr schwarzes Notizbuch – so auch diesen Namen.
An der Tür aber, an der sie sich gerade zu schaffen machte, war kein Schild angebracht. Was sie sehr verdächtig fand … Sie drehte den Dietrich nach links, dann etwas nach rechts. Ein Knacks war zu hören, und die Tür sprang auf. Dummerweise quietschte sie dabei. Sofort stellte Frankenstein seine Ohren auf und begann den Flur nach Geräuschen zu scannen. Auch Feli sah sich vorsichtig um. Sie war sich sicher, dass Vik nicht damit einverstanden wäre, dass sie Türen aufbrach.
Frankensteins Nase leuchtete grün auf. Die Luft war rein. Feli nickte ihm zu, und beide schlüpften durch den Spalt in den Raum.
Doch das hatten sie nicht erwartet: Das Zimmer war leer! Bloß ein mächtiger, rot lackierter Bauernschrank stand an der Wand.
Feli schnaubte leise. Sie hatte sich mehr erhofft, ein geheimes Labor oder zumindest einen Schreibtisch mit Geheimfächern. Stattdessen war sie auf eine ausgediente Abstellkammer gestoßen.
Entrüstet schüttelte sie den Kopf. »Wer schließt denn bitte einen leeren Abstellraum ab?«, beschwerte sie sich und wollte schon die Kammer verlassen, als Frankenstein drei Mal bellte.
»Du findest, wir sollten den Schrank durchsuchen?«
Der Dackel pfiff leise.
»Wozu denn? Der ist bestimmt auch leer.«
Frankenstein rollte zum Schrank und stupste mit der Nase gegen das Holz.
»Ach, ich weiß nicht …« Sie machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Frankenstein jaulte und kratzte mit der Pfote an der Tür.
»Ist ja gut, ist ja gut …«
Feli drehte am Knauf. Abgeschlossen. Der Dackel jaulte und kratzte erneut an der Tür.
Seufzend zückte sie den Dietrich.
»Mach dir keine Hoffnungen, Rollmops!«
Sie steckte den Dietrich ins Schloss und drehte ihn, bis sie ein leises Knacken hörte. Frankenstein stellte sich auf die Hinterpfoten und versuchte, den Knauf zu erreichen.
»Nur Geduld, ich mach ja schon«, brummte Feli.
Der Dackel stieß einen kurzen Pfiff aus.
Feli öffnete zuerst die eine, dann die andere Schranktür. Frankenstein reckte den Hals, um nichts zu versäumen. Doch viel zu versäumen, gab es nicht: Der Schrank war auch leer, nur drei einsame Kleiderbügel baumelten an der Stange.
Zumindest schien er leer zu sein. Sicher war das nicht, denn er war, wie Feli feststellte, ziemlich groß. Um nicht zu sagen riesengroß. Von der Tür aus konnte sie die Rückwand nicht sehen, geschweige denn ertasten.
Der Dackel pfiff eine ganze Tonleiter.
Feli zögerte.
»Du meinst, wir sollen da hineinklettern?«, fragte sie langsam.
Frankenstein trippelte auf der Stelle und wedelte mit dem Schwanz.
Feli steckte ihren Kopf in den Schrank.
»Ich weiß nicht«, murmelte sie.
Frankenstein bellte ungeduldig. Plötzlich leuchtete seine Nase blau auf. Ein Rauschen ertönte, und er hob langsam vom Boden ab. Der Roboterdackel hatte seine Flugdüsen angeworfen!
»Also gut!«, rief Feli.
Sie gab nur ungern nach, aber gegen seine Neugierde, das wusste sie aus Erfahrung, konnte sie nichts ausrichten. Sie setzte einen Fuß ins Schrankinnere, doch der Dackel schwebte an ihr vorbei, landete auf dem Boden und verschwand im Bauch des Bauernschranks.
»He, Rollmops, warte auf mich!«, schrie sie und wollte ihm nachlaufen. Aber kaum hatte sie den Innenraum betreten, fielen die Türen zu, und Schwärze umfing sie.
Sie blieb stehen und öffnete wieder ihre Detektivtasche. Wo war nur die Taschenlampe geblieben? Sie durchwühlte alle Fächer. Sie hätte schwören können, die Lampe steckte im Seitenfach.
»Mist, Mist, Mist, großer Meerschweinchenmist«, schimpfte Feli. Dann musste sie sich wohl oder übel mit dem schwachen Licht ihres Handys begnügen. Blöderweise war der Akku fast leer, sie würde sich beeilen müssen, wenn sie den Schrank erkunden wollte, denn er schien sogar noch größer geworden zu sein, seit sie ihn betreten hatte …
Tapfer beschloss sie, das Handy nur einzuschalten, wenn es unbedingt nötig war, und begann sich voranzutasten. Langsam, schön langsam. Dann konnte nichts passieren.
»Das kann doch nicht sein«, sprach sie zu sich selbst, »dass ich mich in einem Kleiderschrank fürchte!« Sie seufzte. »Wenn ich wenigstens wüsste, wo Frankenstein geblieben ist …«
Plötzlich hörte sie ein leises Jaulen. Es kam von weit, weit weg.
Das war Frankenstein. Ganz bestimmt.
»Rollmops, ich komme!«, rief sie und wollte loslaufen. In dem Moment berührte sie etwas im Nacken. Es fühlte sich an wie eine eiskalte Hand.
Erschrocken blieb Feli stehen. Die Hand wanderte vom Nacken über die Schulter auf den Rücken. Feli schrie laut auf und machte einen großen Satz zur Seite.
Sie hatte nicht damit gerechnet, einen Sprung ins Leere zu machen. Sie verlor jeden Halt und fiel …
und fiel …
und fiel.
Und landete mit einem Plumps. Nein, mit einem PLUMS.