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Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches dringen die Franken nach Westen vor und begründen dort neue Königreiche. Eines davon ist das zwischen Rhein und Amel liegende Reich der Amelungen. Seine Erben wurden die beiden Brüder Ermenrich zu Trier und Diether zu Bern, dem heutigen Bonn. Den größten Ruhm jedoch sollte Diethers Erbe Dietrich von Bern an sich ziehen. Bereits in jungen Jahren sammelt er eine tapfere Schar an Kriegern um sich und übernimmt mit dem Tod des Vaters die Herrschaft über seinen Teil des Reiches. Später verschmolz er in der Sagenüberlieferung mit dem Gotenkönig Theoderich zu einer Gestalt. Von Wieland dem Schmied, Dietrichs Kampf gegen dessen Sohn Wittich und vom hünenhaften Ecke erzählt das vorliegende Buch, ebenso von den Kämpfen gegen den Schwedenkönig Osantrich, die Wenden im Osten und vom Zug in den alten Langobardengau. Zum verhängnisvollen Wendepunkt kommt es durch Dietrichs Vertreibung aus der Heimat. Es folgen seine Abenteuer in Hunaland bei König Attala und die große Schlacht am Gränsport. Den Abschluss bildet das hier neu in deutschem Stabreim gedichtete Lied von Hildebrand und Hadubrand.
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Seitenzahl: 67
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Inhalt
Die Burg
Wielands Lied
Wittichs Lied
Eckes Lied
Dietleibs Lied
Wildebers Lied
Hamlungs Lied
Dietrichs Lied
Hildebrands Lied
DIE BURG
Frank und frei zu Vorzeits Frist
Es lag im Amelungenland
Die Burg zu Bern am Rhein, das Bonn
Man heute heißt. Da herrschte einst
Ein kühner König, klug und stolz,
In heitrer Halle, hohem Wall.
Doch wicht’ger weit als Wall und Tor
Sind mut’ge Männer im Gemach:
Den Besten bot der Berner Ring
Und Trunk in tapfren Tagen da,
Von weit her wanderten sie wohl.
So merkt der muntren Mär!
WIELANDS LIED
Wisst von Wieland, Wates Sohn,
Auf Seeland saß der Vater einst,
Der Wilzes Erbe war, jawohl,
Der schlug manch Schlacht im Schwedenland,
Dehnt an die Elbe aus sein Reich.
Bei Kriegszugs Rast der König kühn
Ein wunderschönes Wasserweib
Einst fand, er folgt’ ihr in den Farn,
Bei Schwan und Schilf am Ostseestrand.
Des Weibes Sohn da Wate war,
In Westlands Wäldern weilte er
Und hegte Haus und Hof.
Aber er hatt’ auch ein Weib
Und kräft’ge Kinder kriegten sie:
Da Wieland war, gewitzt und schlau
Und oft in seiner eignen Welt.
Der andre Ägel, armgewandt,
Der schoss mit Schleuder, Speer und Pfeil,
Ihn mochte manches Mädchen da.
Der dritte fleißig focht, zu Fall
Manch Baum er brachte mit dem Beil,
Hieß Schlagfider, geschickt und stark,
Verbunden warn die Brüder beid,
Gewogen Wieland wohl.
Wate sann auf Wielands Wohl,
Er nahm ihn nach dem neunten Jahr
Zum Schmiedemeister Mime mit:
„Nun Sohn, da sollst du Lehrling sein,
In Hunaland, an Hammers Herd!“
Doch Mimes Mannen martern da
Und haun und hänseln hart das Kind,
Die Flegel, bis der Vater fährt
Nach Hunaland und holt ihn heim.
Nach Balva bringt er dann den Barn,
Da zeugten Zwerge Zanges Werk,
Das wusste Wate wohl.
Gen den Grünasee es ging,
Nicht Steg noch Schiff zur Schmiede führt,
Durch’s Wasser watet Wate hin,
Den Sohn er setzt auf trocknen Sand.
Den Zwergen zahlt er zweifach Gold,
Dass alle ihre Kunst sie ihn
Da lehren. Lohe lodert rot
Und schwarzer Schmauch die Schmiede ziert,
Geheimnisvoll die Höhle harrt.
Hier wollte Wieland wohl verweiln.
So fährt der Vater wieder fort,
Der Bub im Berge bleibt.
Wieland wurde wahrlich da
Ein starker und geschickter Schmied.
Zur Werkstatt Wate wieder kommt,
Nach Jahres Lauf er Lehrgeld löhnt,
Denn mehr noch Wieland wissen will
Von Hammers hochgeheimer Kunst.
Doch hegt schon Hass der Zwergenherr:
„Den Kopf es kosten wird dein Kind,
Wenn heim du holst ihn hinter Frist!“,
Gewarnt war Wate, Wieland weist
Ein Schwert er zu, versteckt’s im Stein,
Zu wehrn des Wichts sich wohl.
Nächte drei sind’s noch, bis naht
Die zweite Frist, der Vater fährt
Gen Berg schon, wo sein Bub sich birgt,
Der Zwerge Zoll zu zahlen dort.
Er liegt im Lager, Zwergenlist
Ein Beben wirkt, vom Berge bricht
Ein Stein, erschlägt ihn da im Schlaf.
Am Fristtag vor den Fels sie gehn,
Nicht war da Wate weit und breit.
Die Zwerge zürnen, Wieland zieht
Des Vaters Schwert aus Felsgefüg
Und haut sie heim zur Hel.
Erz und Esse aus dem Berg
Und was er wert an Werkzeug fand,
Das rüstet er aufs Ross und ritt
Nach Norden, wo die Wisra wallt.
Fürs Meer er macht sich mit Geschick
Ein Boot aus Bernstein, Harz und Baum,
Entastet ihn und höhlt ihn aus,
Ein Windauge er wirkte wohl
Aus glattem Glas und dicht war ganz
Der Stamm, verstaut die Schätze drin,
Nach Seeland wollt’ er segeln so
Und trieb manch Tag im Tang.
Brandung brüllte, Meer ihn bracht’
Ins Nervierland, Fürst Nidung noch
War König knausrig da und kalt.
Sein Tellerwäscher Wieland wurd’.
Da eines Tags unachtsam er
Verlor im Lauf des Laugebads
Ein Messer, mutig macht’ er’s drum
Des Nachts in Nidungs Schmiede neu,
Das trennte Teller und auch Tisch.
Dem König kund ward Wielands Kunst,
Doch hegt der Hofschmied Hass im Sinn
Dem fremden Feilenfürst.
Wieland wollt’ im Wettkampf sehn
Der König: „Schaff ein scharfes Schwert,
Mein Hofschmied einen harten Helm –
Die Probe pfändet Lebens Preis!“
Und Schmiedestätte schuf man ihm,
Da wirkte Wieland waffenkund
Mit Kraft und Kunst der Klinge Wurm,
Den stärksten Stahl aus Schlangenbunt.
Der Hammer haut, die Zange hält
Und wendet rasch das Waberwerk.
Den Filzhut ließ im Fluss er fahrn,
Das Schwert in Stück’ ihn schnitt.
Fein er’s fand, doch fertig nicht.
Das Schwert zerschliff er ganz zu Staub,
Im Masttopf mischt’ er’s mit Gekörn
Und gab’s den gier’gen Gänsen nun.
Den Silberkot er siebt und sengt
Und schmiedet neu ein Schwert aus Stahl,
Das schnitt im Strom zwei Spannen Filz.
Nochmal er macht nach Mimes Art
Den Durchgang, dichter drängt’s den Stahl,
So schuf er sich das schärfste Schwert:
Den Mimung, der nach Meisters Maß
Geschmiedet schillernd strahlt.
Bald schon brachten beide da
Ihr Werk zum Wettstreit, wo im Saal
Der Hofschmied trug den harten Helm.
Er setzte sich auf seinen Stuhl
Und wollt’, daß Wieland wohl ihn haut.
Doch haun nicht musst’ er Hofschmieds Helm,
Das Schwert ihn schnitt wie Schmalz entzwei,
Gehälftelt fiel der Hofschmied hin.
Sehr wohl nun wusst’ von Wielands Kunst
Der König. Krieg bald kam ins Land.
Und Hofschmied hieß nun Wieland hier,
Manch Speer und Schwert er schuf.
Wieland war im Wehrdienst auch
Und kam als Königs Knappe mit
In schwere Schlacht, sie zogen stracks,
Doch hielt der Herr den Heereszug:
Der Siegstein sei in seiner Burg
Und ohne ihn würd’s Unglückskampf.
Da wählt man Wieland, wählt ein Ross,
Geschwind er holt den Stein, doch stehn
Beim Rückweg rasche Recken da:
Das Kleinod will des Königs Knecht,
Verderben Wieland das Verdienst.
Es kommt zum kühnen Kampf.
Mimung mähte da den Mann
Wie Flachs im Felde, vor er ritt,
Doch Wielands Wort man wägte nicht,
Der König klagt des Knechtes Tod:
„Du mordetest mir meinen Mann,
Den besten, büß die Bosheit mir!
Ergreift ihn, gleich zum Galgen geht’s!“
Doch Wieland wusste wohl sein Recht.
Mit Schwert und Stein er sprengt davon,
Ins Wolfstal wandert Wieland da
Und bei den Brüder bleibt er lang,
Versteckt in Schilf und Stamm.
Eines Abends als die drei
Auf Waidgang warn im grünen Wald,
Im Strom da schwammen Schwanjungfraun
Und schufen Schleier mit Geschick,
In Fingern weiß. Die Fraun gefieln
Den Brüdern gut und Brautlaufs Bund
Da Schlagfider mit Schwanweiß schloss.
In Ägels Armen Älrun lag
und Wieland wollt’ Alweiß-Herwör.
Sie lebten lange Jahre leicht,
Ohn’ Sehr und Sorge dort am See
Und Wieland wurd’ es wohl.
Aber Unheil einst sich hob.
Im Wesen ihrer Weiber ward
Die andre Art zur Übermacht:
Sie flogen fort. Da heim vom Forst
Die Kämpen kamen, klagten’s arg,
Nach Osten reiste Ägel ab
Mit seinem Sohn, im Süden sucht’
Nach Schwanweiß Schlagfider voll Schmerz,
Doch Wieland wartete im Wald.
Den schönsten Ring ihr schuf der Schmied
Und harrte Herwör, Harm im Herz.
Das macht’ ihn matt und müd.
Später, als schon schlief der Schmied,
Da tönten Tritte drauß’ vom Tau
Und wähnend wachte Wieland auf,
Doch Nidungs Schergen standen schon
Im Haus und hielten fest den Held
So kam in Königs Kerker er
Und seine Sehnen sehrte man,
Weh, Mimungs Fluch, der Fürst befahl:
„Zerschneidet sie mit schärfstem Schwert,
Daß kaum noch gehn der Krüppel kann,
Doch kann er klopfen Schmiedes Kunst
Zum Nutzen Nidung noch!“
Wieland wohnt allein am Wald.
Die Schmiede scheint ein schaurig Ort:
Da rattern Räder und Gerät,
Die Bälge blasen, Kohle brennt,
In Ruß und Rauch man riecht die Glut,
Von Zauberhand ein Hammer haut,
Ein Teufel tanzt im Feuertopf
Und Wieland wispert Galsterwort.
Man mied den Mann, nur mocht’ man gern
Die schönen Schätze, die er schuf,
Doch schmiedet schon der Elbenspross
Der Rache Ränke reich.
Einst da Ägel an den Hof
Des Königs kam, blieb unerkannt,
Der Bruder Bub und Bogen bracht’,
Als Schütze stand er schwer im Ruhm.
Das wollte wissen Nidung wohl
Und einen Apfel auf das Haupt
Des Sohnes setzte er und sagt’:
„Nun schieß! Wolln schauen dein Geschick.“
Er zog und zielte und – entzwei
Er schoss den Apfel, unterm Arm
Den andern Pfeil zum Unheil arg