Die Begegnung mit dem inneren Kind: Wie Sie Ihr inneres Kind heilen, mit Vergangenem abschließen, Glaubenssätze ändern und endlich inneren Frieden schließen | inkl. Workbook - Lily Hofmann - E-Book

Die Begegnung mit dem inneren Kind: Wie Sie Ihr inneres Kind heilen, mit Vergangenem abschließen, Glaubenssätze ändern und endlich inneren Frieden schließen | inkl. Workbook E-Book

Lily Hofmann

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Beschreibung

Das innere Kind heilen: Alte Wunden erkennen, verstehen und auf konstruktive Weise behandeln, um zu mehr Selbstsicherheit, Glück und Zufriedenheit zu gelangen Schädliche Verhaltensmuster, Schwierigkeiten, gesunde Beziehungen zu führen, oder wiederkehrende lähmende Ängste: Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sollten Sie die Aufmerksamkeit auf Ihr "inneres Kind" richten – denn hier liegt der Schlüssel zur Befreiung von quälenden Altlasten und in diesem Buch erfahren Sie, wie das funktioniert! Irrationale Ängste, toxische Partnerschaften, mangelndes Selbstwertgefühl, Verharren in unpassenden beruflichen Situationen: Viele Menschen kennen solche Phänomene und oftmals beeinträchtigen Sie die alltägliche Lebensqualität massiv. Auf Knopfdruck abstellen ist schwierig, doch zum Glück bedeutet das nicht, dass Sie sich damit abfinden müssen! Denn der Schlüssel zur Überwindung liegt in Ihrem inneren Kind und das lernen Sie mit diesem Ratgeber ganz genau kennen. Erfahren Sie, was die aktuelle psychologische Forschung zu den Themen Bindung und frühkindliche Erfahrungen zu sagen hat, und finden Sie heraus, wie negative oder gar traumatisierende Erlebnisse aus der Kindheit bis heute in Ihnen nachwirken. Anschließend entdecken Sie, welche hochwirksamen Möglichkeiten Ihnen offenstehen, frühere Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten, um ihren schädlichen Einfluss auf die Gegenwart zu beenden. Trockene Theorie? Ganz und gar nicht! Denn die spannenden Informationen erhalten durch zahlreiche, sofort durchführbare Übungen, Strategien und Reflexionsanleitungen einen konkreten Praxisbezug und helfen Ihnen, sich Ihrem inneren Kind Schritt für Schritt anzunähern.

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Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2023

Inhalt

Vorwort

Wir können nicht aus unserer Haut

Warum wir ein Leben lang Kind bleiben

Bindungstheorie light

Die menschlichen Grundbedürfnisse

Die Vier Bindungstypen

Scheinbar immer wiederkehrende Muster: Das Drama der Reinszenierung

Mein inneres Kind kennenlernen

Die Sonnenseite

Die Schattenseite

Was das innere Kind zu sagen hat

Wo sich das innere Kind selbst im Weg steht

Glaubenssätze & Selbstüberzeugungen

Wie sich unser Selbst formt: Unsere Psyche als Produkt der Ko-Konstruktion

Neuroplastizität – Warum unser Gehirn fluide ist oder: Warum wir nicht das sind, was wir glauben, zu sein

Negative Glaubenssätze: Schlechte Gefühle auf Knopfdruck

Beziehungssucht

Wir brauchen einen emotionalen Spiegel

Den Selbstwert im Gegenüber finden wollen

Lebenslang problematische Beziehungen

Zwischen Sprunghaftigkeit, emotionaler Abhängigkeit & Trauer

Wie unser inneres Kind uns versucht, zu helfen

Vermeidung

Kontrolle

Überanpassung

Illusion

Machtstreben

Kompensation & Symptombekämpfung

Perfektion

Das Workbook

Bonus

Die Heilung meines inneren Kindes

Teil 1: Bestandsaufnahme

Teil 2: Die Stärkung des inneren Kindes – Auf dem Weg zum Erwachsenwerden

Teil 3: Das geheilte innere Kind ins Leben holen

Die Versöhnung mit dem inneren Kind

Literaturverzeichnis

Vorwort

E

s gibt eine innere Wirklichkeit, die in einem jeden Einzelnen von uns ruht. Doch oft ist diese Wirklichkeit verschüttet, vergraben unter schmerzhaften Erfahrungen, negativen Glaubenssätzen und ungesunden Verhaltensmustern. Doch das muss nicht so bleiben. Jeder hat die Möglichkeit, sich mit seinem inneren Kind zu versöhnen, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.

Dieses Buch ist eine Reise zu Ihrer inneren Wahrheit und zu Ihrem inneren Kind. Es ist eine Einladung, Ihr Selbst näher kennen zu lernen und sich selbst zu heilen. Es geht darum, sich Ihren eigenen Ängsten, Schmerzen und Zweifeln zu stellen, um sich von schmerzhaften Mustern und Überzeugungen zu befreien. In diesem Buch finden Sie nicht nur theoretische Grundlagen zur Arbeit mit Ihrem inneren Kind, sondern auch praktische Übungen, um Ihr inneres Kind kennenzulernen und zu heilen. Sie werden entdecken, wie Ihre Kindheitserfahrungen Ihre Persönlichkeit geprägt haben und wie Sie diese Erfahrungen in Ihrer Gegenwart beeinflussen. Sie werden verstehen, warum es wichtig ist, sich mit Ihrem inneren Kind zu verbinden, und wie Sie durch die Arbeit mit Ihrem inneren Kind zu mehr Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Glück gelangen können. Das Konzept des inneren Kindes ist ein wichtiger Schlüssel für ein erfülltes Leben. Es hilft Ihnen, sich selbst besser zu verstehen und sich von negativen Glaubenssätzen und Verhaltensmustern zu befreien. Mit diesem Buch haben Sie die Chance, Ihre innere Wahrheit zu finden und Ihrem inneren Kind eine liebevolle, sichere und heilsame Umgebung zu schaffen.

Wir können nicht aus unserer Haut

H

aben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, dass in Ihrem Leben etwas nicht stimmt, obwohl Sie nach außen hin alles im Griff zu haben scheinen? Vielleicht haben Sie ungesunde Verhaltensmuster, die Sie nicht ablegen können, oder es fällt Ihnen schwer, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Wenn Sie sich in dieser Beschreibung wiederfinden, sind Sie nicht allein. Viele Menschen haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, die oft auf unverarbeitete Erlebnisse in der Kindheit zurückgehen. In diesem Kontext wird oft vom „inneren Kind“ gesprochen, das in uns allen schlummert und unser Verhalten unbewusst beeinflusst.

Doch was genau ist dieses „innere Kind“ und wie können Sie lernen, besser mit ihm umzugehen? In diesem Buch gehen wir dieser Frage auf den Grund und zeigen Ihnen, wie Sie Ihr inneres Kind verstehen und heilen können. Sie werden erforschen, wie Ihre Kindheitserfahrungen Ihre Persönlichkeit geprägt haben und wie Sie negative Prägungen auflösen können, um ein erfülltes Leben zu führen. Denn wenn Sie sich mit Ihrem inneren Kind versöhnen, öffnen sich Türen zu mehr Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Glück. Dieses Buch beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Arbeit mit dem inneren Kind und damit, wie es Ihnen helfen kann, sich von schmerzhaften Mustern und Glaubenssätzen zu befreien. Das Konzept des „inneren Kindes“ basiert auf der Annahme, dass Sie einen Teil in sich tragen, der Ihre kindlichen Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen widerspiegelt. Dieser Teil kann durch traumatische Erlebnisse und negative Erfahrungen verletzt oder vernachlässigt worden sein und sich in schädlichen Verhaltensmustern und Überzeugungen manifestieren, die Ihr Leben beeinträchtigen.

In diesem Buch wird die Bindungstheorie von John Bowlby als Grundlage für das Verständnis Ihrer menschlichen Grundbedürfnisse herangezogen. Sie erfahren, wie Ihre frühen Erfahrungen und Beziehungen Sie geprägt haben und wie sie Sie in der Gegenwart beeinflussen. Das Verständnis dieser Grundbedürfnisse ist ein wesentlicher Schritt, um die Ursachen Ihrer emotionalen Verletzungen und inneren Konflikte zu verstehen.

Doch das Buch soll nicht nur theoretisch bleiben. Es enthält ein praktisches Workbook, mit dem Sie Ihr inneres Kind kennenlernen und heilen können. Im ersten Teil des Buches beschäftigen Sie sich intensiv mit sich selbst und machen eine Bestandsaufnahme, um zu verstehen, welche negativen Glaubenssätze und Bewältigungsstrategien Sie im Laufe Ihres Lebens entwickelt haben. Diese haben oft ihren Ursprung in Ihrer Kindheit und beeinflussen Ihr Denken, Fühlen und Handeln bis ins Erwachsenenalter. Durch das Erkennen und Bewusstmachen dieser Überzeugungen und Bewältigungsstrategien können sie gezielt angegangen und durch positive Überzeugungen und gesündere Bewältigungsstrategien ersetzt werden.

Außerdem erfahren Sie in diesem Teil, was Ihr inneres Kind von Ihnen möchte. Das innere Kind repräsentiert Ihre früheste Prägung und beeinflusst Ihr heutiges Verhalten und Ihre Beziehungen. Wenn Sie sich mit Ihrem inneren Kind verbinden und ihm erlauben, sich auszudrücken, können Sie tiefere Einsichten über sich selbst gewinnen und Ihre eigenen Bedürfnisse besser verstehen. Darüber hinaus werden Sie Ihren Beziehungstyp identifizieren, um zu erkennen, welche Muster Sie in Ihren Beziehungen wiederholen und welche Bedürfnisse Sie vielleicht vernachlässigen. Durch diese Selbsterkenntnis können Sie gezielt an Ihren eigenen Beziehungsmustern arbeiten und gesündere Beziehungen aufbauen.

Im zweiten Teil geht es darum, Ihr inneres Kind zu stärken, um auf dem Weg des Erwachsenwerdens voranzukommen. Ein zentraler Schritt auf diesem Weg ist das Trösten Ihres inneren Kindes. Sie lernen, auf sich selbst zu achten und Ihr inneres Kind in schwierigen Situationen zu trösten. Dabei lernen Sie, dass Sie selbst für Ihr Wohlbefinden verantwortlich sind und dass Sie sich selbst unterstützen können, wenn Sie sich unsicher oder ängstlich fühlen.

Sie erfahren, wie Sie Ihre Selbstwahrnehmung stärken können. Sie lernen, Ihre Bedürfnisse und Wünsche besser zu erkennen und sich selbst besser zu verstehen. Dabei geht es auch darum, sich selbst zu ertappen, wenn man in alte Muster zurückfällt, und den Modus zu wechseln. Das bedeutet, dass Sie sich bewusst machen, wenn Sie in einem alten Verhaltensmuster gefangen sind, und sich dann bewusst eine neue, gesündere Handlungsweise wählen.

Selbstakzeptanz spielt ebenfalls eine bedeutsame Rolle auf dem Weg zur Heilung Ihres inneren Kindes. Sie lernen, sich so zu akzeptieren, wie Sie sind, und sich selbst anzunehmen. Dazu gehört auch, sich selbst zu verzeihen, was in der vergangenen Zeit geschehen ist, und sich zu erlauben, Fehler zu machen und sich weiterzuentwickeln.

Insgesamt hilft Ihnen der zweite Teil des Workbooks, Ihre Selbstwahrnehmung zu stärken, sich selbst besser zu verstehen und das innere Kind zu stärken. Dadurch können Sie alte Muster durchbrechen und sich von negativen Glaubenssätzen befreien, die Sie in der Vergangenheit eingeschränkt haben. Sie werden lernen, selbstbewusster und unabhängiger zu werden und sich selbst auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu unterstützen.

Im dritten Teil des Workbooks geht es darum, das geheilte innere Kind in das gegenwärtige Leben zu integrieren. Es handelt davon, negative Glaubenssätze, die Sie in der Vergangenheit belastet haben, umzukehren. Sie lernen, Ihre Stärken und Ressourcen zu erkennen und zu nutzen, um ein erfülltes Leben zu führen. Die Auseinandersetzung mit Ihren Grundwerten ist ein weiterer wichtiger Faktor, um Ihr Leben nach Ihren Vorstellungen auszurichten. Dies beinhaltet die Fähigkeit, zu verzeihen, sowohl Ihnen selbst als auch anderen gegenüber. Sie werden sich mit Strategien beschäftigen, um Freude in Ihr Leben einzuladen und Ihr inneres Kind auch in schwierigen Zeiten zu stärken. Letztendlich wird Ihnen dieser Teil helfen, die Heilung Ihres inneren Kindes zu vollenden und es als positiven Einfluss in Ihr Leben zu integrieren.

Dieses Buch ist für jeden geeignet, der sich mit seiner Vergangenheit und seinen schmerzhaften Erfahrungen auseinandersetzen möchte, um ein erfüllteres und glücklicheres Leben zu führen. Sie werden lernen, wie Sie Ihr inneres Kind besser kennenlernen und heilen können, um sich von schmerzhaften Mustern und Glaubenssätzen zu lösen. Mit dem praktischen Workbook werden Sie in der Lage sein, Ihr inneres Kind zu stärken und ins Leben zu integrieren.

Warum wir ein Leben lang Kind bleiben

Bindungstheorie light

I

n der Psychologie und Hirnforschung setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass unsere Persönlichkeit und unser Verhalten stark von unseren Erfahrungen und unserer Umwelt geprägt werden. Insbesondere die frühe Kindheit und die Qualität der Bindungsbeziehung zu den primären Bezugspersonen spielen dabei eine entscheidende Rolle. In Bezug auf die Bindung zu Bezugspersonen existieren verschiedene Forschungen. Hierzu gehört unter anderem die Bindungstheorie.

Definition: Bindungstheorie

Die Bindungstheorie beschreibt, wie enge Beziehungen zwischen Menschen entstehen und wie sie sich auf das Verhalten und die emotionale Entwicklung auswirken. Die zentrale Idee ist, dass eine stabile Basis für die Entstehung von Selbstvertrauen, sozialer Kompetenz und emotionaler Stabilität durch eine sichere Beziehung zu einer primären Bezugsperson in der Kindheit geschaffen wird.

Die Bindungstheorie, die auf den Forschungen von John Bowlby (1907–1990) und Mary Ainsworth (1913–1999) basiert, besagt daher, dass Kinder für eine gesunde psychische Entwicklung eine stabile Bindung zu ihren Bezugspersonen benötigen.

Definition: Bindung

Bindung bezieht sich auf die emotionale Beziehung einer Person zu einer anderen Person. Es ist ein tiefes Gefühl der Verbundenheit, das auf Vertrauen, Sicherheit und Fürsorge beruht. Bindung ist ein wichtiger Faktor in zwischenmenschlichen Beziehungen und kann unser Verhalten und unsere Emotionen stark beeinflussen.

Eine sichere Bindung ist nach John Bowlby das zentrale Bedürfnis in der frühkindlichen Phase und entsteht durch liebevolle, verlässliche und feinfühlige Fürsorge. Während des ersten Lebensjahres eines Kindes wird eine fundamentale Bindungsbeziehung aufgebaut, die im zweiten und dritten Lebensjahr weiter vertieft wird. Eine sichere Bindung gibt dem Kind die Möglichkeit, ein grundlegendes Gefühl von Sicherheit und Vertrauen in sich selbst und seine Umgebung zu entwickeln. Es lernt, seine eigenen Emotionen wahrzunehmen und zu regulieren, indem es von seiner vertrauten Bindungsperson Verständnis und Trost erfährt. Im Laufe der Zeit internalisiert das Kind die Haltung und Präsenz seiner Bindungsperson und kann dadurch lernen, sich selbst zu beruhigen und sich auf die Welt um es herum einzulassen. Hier spricht man auch von der Fähigkeit des Kindes, sich selbst zu regulieren.

Selbstregulation ist ein wichtiger Aspekt der emotionalen Entwicklung von Kindern. Sie bezieht sich darauf, wie wir als Kinder lernen, unsere eigenen Emotionen zu erkennen und zu kontrollieren. Eine vertrauensvolle Bindungsperson kann dabei eine entscheidende Rolle spielen, da sie dem Kind durch ihr Verhalten und ihre Reaktionen zeigt, wie es mit seinen eigenen Emotionen umgehen kann.

Wenn ein Kind in einer sicheren und unterstützenden Beziehung aufwächst, kann es lernen, seine eigenen Gefühle auf gesunde Weise auszudrücken und zu regulieren. Es lernt, dass seine Gefühle normal und akzeptabel sind und dass es in Ordnung ist, sich bei Schwierigkeiten an andere zu wenden. Die vertraute Bindungsperson dient als Vorbild und hilft dem Kind, seine eigenen Gefühle zu verstehen und zu regulieren.

Mit der Zeit erlernt das Kind diese Fähigkeiten und ist in der Lage, sich selbst zu regulieren und sich auf die Welt um sich herum einzulassen. Selbstregulation ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für die Autonomie und Unabhängigkeit des Kindes. Durch die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren, können Kinder bessere Entscheidungen treffen und besser mit Herausforderungen und Stress umgehen. Das wirkt sich auch auf unsere Kompetenzen und Fähigkeiten im Erwachsenenalter positiv aus. Darüber hinaus ermöglicht eine sichere Bindung dem Kind, ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln, indem es sich angenommen und verlässlich fühlt. Sie hilft dem Kind auch, eine gesunde Unabhängigkeit zu entwickeln und sich für die Welt und andere Menschen zu interessieren. In den ersten Lebensjahren ist eine sichere Bindung zu wenigen, aber verlässlichen Bezugspersonen entscheidend für die bestmögliche Entwicklung eines Kindes. Die Bindungstheorie betont damit die Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen und Beziehungen für die spätere psychische Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung. Normalerweise übernimmt die Mutter die Aufgabe der primären Bindungsperson für das Kind, da sie bereits durch Schwangerschaft, Geburt und Stillen auf die Pflege des Kindes vorbereitet ist und dadurch eine emotionale und hormonelle Bindung aufbaut. Die Stimme, der Geschmack und Geruch, der Herzschlag und die Atmung der Mutter vermitteln dem Kind ein einzigartiges Gefühl der Vertrautheit. Es ist jedoch auch möglich, dass der Vater oder eine andere Person zur primären Bindungsperson wird, wenn sie verlässlich, liebevoll und einfühlsam ist.

Es ist allgemein bekannt, dass die Umgebung, in der Kinder aufwachsen, einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung hat. Die Beziehungsqualität zu ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen spielt dabei eine wichtige Rolle. Kinder, die eine sichere Bindung erleben, neigen dazu, später auch sicherere Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen.

Beispiel:

Eltern, die sich um ihr Kind kümmern und auf dessen Bedürfnisse eingehen, schaffen eine sichere Bindung zwischen sich und ihrem Kind. Wenn das Kind hungrig ist oder Aufmerksamkeit benötigt, reagiert die Mutter oder der Vater darauf und gibt dem Kind das Gefühl, dass es geliebt und umsorgt wird. Diese sichere Bindung ermöglicht es dem Kind, Vertrauen aufzubauen und eine positive Selbstwahrnehmung zu entwickeln. Das Kind weiß, dass es Unterstützung und Trost erhalten wird, wenn es benötigt wird, und dass es sich auf seine Eltern verlassen kann. Wenn das Kind älter wird und sich anderen Menschen zuwendet, wird es aufgrund seiner sicheren Bindung eher dazu neigen, ebenfalls sichere Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Es wird wissen, wie es sich anfühlt, geliebt und umsorgt zu werden, und wird diese Erfahrung in anderen Beziehungen suchen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, dass unser Gehirn evolutionär auf Kooperation und Überleben programmiert ist. Das heißt, wir sind anpassungsfähige Wesen, die sich an unterschiedliche Umgebungen anpassen können. In der frühen Kindheit ist eine sichere Bindung zu einer verlässlichen, feinfühligen und verfügbaren Bezugsperson entscheidend für die optimale Entwicklung des Kindes. Jude Cassidys und Phillip R. Shavers (2008) Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder mit unsicheren Bindungen ein höheres Risiko für psychische Probleme wie Depressionen und Angststörungen haben. Ein Grund dafür ist, dass sie häufig Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren und sich in sozialen Beziehungen angemessen zu verhalten.

Beispiel:

Kinder, die von ihren Bezugspersonen vernachlässigt oder unregelmäßig versorgt werden, haben oft das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse nicht beachtet werden, was zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung führen kann. Infolgedessen können sie Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle zu regulieren und sich in sozialen Beziehungen angemessen zu verhalten. Beispielsweise kann es ihnen schwerfallen, ihren Ärger zu kontrollieren oder ihre Bedürfnisse angemessen auszudrücken. Dies kann zu Konflikten mit anderen Kindern oder zu Schwierigkeiten beim Aufbau und der Pflege von Freundschaften führen. Kinder mit unsicherer Bindung können auch Schwierigkeiten haben, Vertrauen zu anderen aufzubauen und sich auf Beziehungen einzulassen. Sie können das Empfinden haben, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden, auch wenn sie von anderen Personen umsorgt werden, was dazu führen kann, dass sie sich zurückziehen oder Schwierigkeiten haben, intime Beziehungen einzugehen.

Eine sichere Bindung in der frühen Kindheit ist ein entscheidender Faktor für eine gesunde psychische Entwicklung. Die Bindungstheorie hat gezeigt, dass die Beziehungsqualität zu den Bezugspersonen eine wichtige Rolle spielt und dass Kinder sehr stark von ihrem Umfeld geprägt werden. Für den sicheren Bindungsaufbau ist es bedeutsam, dass die Eltern und andere Bezugspersonen dazu fähig sind, feinfühlig und in angemessener Weise auf die individuellen Kinderbedürfnisse einzugehen. Erleben Kinder sichere Bindungen, ist es ihnen auch in ihrem zukünftigen Leben möglich, sichere Bindungen zu ihrem Umfeld aufzubauen. Eine sichere Bindung bietet sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter psychischen Schutz und eine stabile Basis für eine positive Persönlichkeitsentwicklung. Sicher gebundene Kinder sind belastbarer, haben mehr Bewältigungsmöglichkeiten und leben in freundschaftlichen Beziehungen. Sie verhalten sich in Konflikten sozialer, sind weniger aggressiv und finden Lösungen, die ihnen weiterhelfen. Außerdem sind sie kreativer, flexibler, ausdauernder und haben eine bessere Lern- und Merkfähigkeit sowie eine bessere Sprachentwicklung als unsicher gebundene Kinder. Die Vorteile einer sicheren Bindung wirken sich auch im Erwachsenenalter aus und unterstützen die Fähigkeit, ein gutes soziales Netzwerk aufzubauen und in einer stabilen, gesunden Partnerschaft zu leben. Eine sichere Bindung kann insgesamt zu mehr Wohlbefinden im Leben führen.

Die menschlichen Grundbedürfnisse

Die entwicklungspsychologische und neurobiologische Forschung hat sich in den letzten 20 Jahren intensiv mit dem mentalen Bauplan des Menschen beschäftigt. Wissenschaftliche Erkenntnisse von Richard M. Ryan und Edward l. Deci, Klaus Grawe und Allan N. Schore (2006) zeigen, dass Menschen Emotionen und psychologische Grundbedürfnisse haben. Diese Bedürfnisse sind Bindung, Autonomie, Anerkennung und Exploration. Diese Bedürfnisse werden durch intrapsychische Motivationssysteme gesteuert, die den psychischen Grundbedürfnissen zugrunde liegen.

Definition: Intrapsychische Motivationssysteme

Intrapsychische Motivationssysteme sind die inneren Antriebe und Kräfte, die unser Verhalten steuern und uns motivieren, bestimmte Ziele zu verfolgen. Sie sind Teil unserer Persönlichkeit und beeinflussen unser Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln.

Diese Systeme motivieren Menschen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Karl Heinz Brisch und Klaus Grawe zufolge kann das Nichterfüllen eines oder mehrerer Bedürfnisse auf neurobiologischer Ebene zu Stress führen. Wird ein bzw. werden mehrere Bedürfnisse dauerhaft nicht erfüllt, kann dies zu psychosomatischen Erkrankungen und Stressfolgeerkrankungen wie Burnout führen. Zu den Grundbedürfnissen zählen hier

Bindung,

Autonomie,

Anerkennung sowie

Exploration.

Diese Grundbedürfnisse müssen erfüllt werden, um eine gesunde psychische und körperliche Entwicklung zu gewährleisten. Menschen sind bestrebt, ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen, und wenn sie nicht erfüllt werden, werden sie anderweitig kompensiert. Daher ist es von großer Bedeutung, sich bewusst zu sein, welche Grundbedürfnisse man hat und wie man sie erfüllen kann, um ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Diese Grundbedürfnisse werden nachfolgend näher erläutert.

Bindung

Das Bedürfnis nach Bindung ist angeboren und dient dem Überleben des Individuums und der gesamten Spezies. Wenn Bindungen gestört sind oder fehlen, kann dies zu Stress führen, der sich negativ auf unser Gehirn auswirkt. Die Bindungsforschung hat sich intensiv mit diesem Bedürfnis auseinandergesetzt und festgestellt, dass es für das Überleben eines Säuglings von entscheidender Bedeutung ist, dass er Körperkontakt, körperliche Pflege und emotionale Zuwendung erfährt. Das Fehlen einer angemessenen Bindung kann schwerwiegende Folgen haben. Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, zurückweisen oder misshandeln, können das kindliche Bedürfnis nach Bindung frustrieren und beeinträchtigen. In den meisten Fällen führt eine unzureichende Befriedigung des Bindungsbedürfnisses zu einer Beeinträchtigung der Bindungsfähigkeit des Kindes.

Beispiel für das Bedürfnis nach Bindung beim Kind:

Entwicklungsverzögerungen: Wenn ein Kind nicht genug Stimulation und Anregung erhält, kann dies zu Verzögerungen in der geistigen und körperlichen Entwicklung führen.

Verhaltensauffälligkeiten: Vernachlässigte Kinder können aggressiv, ängstlich oder zurückhaltend werden. Sie können auch Schwierigkeiten haben, soziale Interaktionen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.

Psychische Erkrankungen: Vernachlässigung kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen.

Es ist zu betonen, dass dieser Stress nicht nur bei kleinen Kindern auftritt. Auch Erwachsene können unter mangelhaften Bindungen leiden, die zu einem erhöhten Stressniveau führen können. Erwachsene, die unter diesem Stress leiden, sind meist in unsicheren Bindungen aufgewachsen (auf die verschiedenen Bindungstypen wird nachfolgend noch eingegangen). Wenn die Bindungen in unseren Beziehungen gut sind, haben wir weniger Stress und somit mehr Ressourcen für andere Aufgaben. Gute Bindungen können uns auch helfen, schwierige Zeiten besser zu überstehen, und uns vor Burnout schützen. Auf der anderen Seite können schlechte oder fehlende Bindungen zu einer höheren Stressbelastung führen. Dieser Stress kann sich negativ auf unsere psychische Gesundheit auswirken und langfristig ein erheblicher Risikofaktor für Burnout sein.

Autonomie

Die psychische Gesundheit des Menschen erfordert ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den entgegengesetzten Seiten Bindung und Autonomie. Während Bindung das Bedürfnis nach Verbundenheit, Nähe und Unterstützung durch andere Menschen umfasst, bezeichnet Autonomie unser Bedürfnis nach eigener Entscheidungsfreiheit, Unabhängigkeit und Selbstverantwortung. Ein Mangel an Autonomie kann sich negativ auf unser Selbstwertgefühl, die emotionale Stabilität und die psychische Gesundheit auswirken.

Beispiel für das Bedürfnis nach Autonomie beim Kind: