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Klassiker der Weltliteratur! eBooks, die nie in Vergessenheit geraten sollten. Die Bücherschlacht gibt den Kampf zwischen den Büchern der Moderne und der Antike wieder, die besten Plätze in den Regalen zu erlangen. Eine burleske Vergleichung alter und neuer Schriftsteller.
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Seitenzahl: 50
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Jonathan Swift
Die Bücerschlacht
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Die Satire ist eine Art Spiegel, in dem die Beschauer allgemein jedermanns Gesicht erkennen, nur ihr eigenes nicht; das ist der Hauptgrund, weshalb sie in der Welt eine so gute Aufnahme findet und weshalb so wenig Leute an ihr Anstoss nehmen. Wenn es aber anders gehn sollte, so ist auch da die Gefahr nicht gross, und die lange Erfahrung hat mich gelehrt, niemals von einem Verstand Unheil zu befürchten, den ich habe reizen können; denn wenn Zorn und Wut auch die Kraft der Sehnen des Körpers steigern, so zeigt sich doch, dass sie die der Sehnen des Geistes schwächen und all seine Anstrengungen matt und ohnmächtig machen.
Es gibt ein Gehirn, das nur ein einziges Abschäumen gestattet; der Besitzer möge das Ergebnis sorgfältig sammeln und seinen kleinen Vorrat sparsam verwalten; vor allen Dingen aber möge er sich hüten, ihn unter die Peitsche Überlegner zu bringen, denn dann wird das Ganze in Unverschämtheit aufschäumen, und er wird keinen neuen Vorrat finden. Witz ohne Wissen ist eine Art Rahm, der über Nacht nach oben steigt und sich von geschickter Hand gar schnell zu Schaum schlagen lässt; ist er aber einmal abgeschäumt, so wird, was darunter zu Tage tritt, für nichts mehr taugen, als dass man es den Schweinen vorwirft.
Wer mit der nötigen Umsicht die ›jährlichen Zeitberichte‹ durchsieht, wird angemerkt finden, dass der Krieg das Kind des Stolzes, der Stolz aber der Sohn des Reichtums sei. Die erste Behauptung wird man ohne weiteres anerkennen, aber die zweite kann man nicht so leicht unterschreiben, denn der Stolz ist durch seinen Vater oder seine Mutter und bisweilen durch beide eng mit dem Bettelstab und dem Mangel verwandt; und um ohne Umschreibung zu reden, so zeigt er sich selten unter den Menschen, wenn alle genug haben, denn Angriffe wandern in der Regel von Norden nach Süden, das heisst, von der Armut zur Fülle. Die ältesten und natürlichsten Anlässe aller Streitigkeiten sind Wollust und Habgier; und obgleich wir beide als Schwestern oder als Seiten verwandte des Stolzes anerkennen können, so sind sie sicherlich doch Nachkommen des Mangels. Um in der Sprache politischer Schriftsteller zu reden, so können wir in der Republik der Hunde (als welche ihrem Ursprung nach eine Einrichtung der Masse zu sein scheint) beobachten, dass der ganze Staat nach einer reichlichen Mahlzeit stets im tiefsten Frieden lebt, und dass sich Bürgerkriege zwischen ihnen nur dann erheben, wenn ein einziger, grosser Knochen von irgendeinem führenden Hund aufgeschnappt wird, der ihn entweder unter die wenigen verteilt, was auf eine Oligarchie hinausläuft, oder für sich behält, was sich zur Tyrannei versteigt. Derselbe Gedankengang bleibt unter ihnen auch bei jenen Streitigkeiten stichhaltig, die wir erleben, wenn eins ihrer Weibchen anschwillt. Denn da das Besitzrecht allgemein ist (in so heiklen Fragen ist es unmöglich, Eigentumsrechte festzustellen), so ist die Eifersucht und der Argwohn so allgemein verbreitet, dass der ganze Staat einer Strasse klärlich in Kriegszustand gerät: Jeder Bürger kämpft wider jeden Bürger, bis irgendeiner, der mehr Mut, mehr Sicherheit oder mehr Glück hat als die andern, die Beute packt und geniesst, worauf sich natürlich viel Ingrimm, Neid und Knurren wider den glücklichen Hund erhebt. Und wenn wir dann einen jener Staaten betrachten, die in der Fremde in einen Angriffs- oder Verteidigungskrieg verwickelt sind, so werden wir sehn, dass auch in bezug auf die Grunde und Anlässe dieselben Gedanken ihre Gültigkeit behalten, und dass die Armut oder der Mangel in irgendeinem Grade (und es macht dabei keinen Unterschied, ob sie wirklich sind oder eingebildet) auf der Seite des Angreifers ebenso stark beteiligt ist wie der Stolz.
Wer nun geruht, dieses System zu nehmen und es entweder auf einen intellektuellen Staat oder auf die Gelehrtenrepublik anzuwenden oder anzupassen, der wird bald erkennen, welches der erste Anlass des Streites zwischen den beiden grossen Parteien war, die jetzt unter Waffen stehn; und er kann richtige Schlüsse auf die Verdienste der beiden Sachen ziehn. Aber der Ausgang dieses Krieges lässt sich nicht so leicht erraten; denn der Zank ist durch die heissen Köpfe beider Parteien so hitzig und die Ansprüche sind irgendwie so ungeheuerlich geworden, dass an die geringsten Vergleichsverhandlungen nicht zu denken ist. Der Streit begann zuerst (wie ich von einem alten Bewohner der Gegend gehört habe) um einen kleinen Fleck Bodens, der auf einem der beiden Gipfel des Hügels Parnassus hegt. Der höhere und breitere dieser beiden Gipfel war, so scheint es, seit unvordenklichen Zeiten im ruhigen Besitz gewisser Pächter gewesen, die man die Alten nennt; den andern hielten die Modernen besetzt. Da aber diesen ihre gegenwärtige Stellung nicht gefiel, so schickten sie gewisse Gesandte zu den Alten und führten über einen grossen Missstand Klage; darüber