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Ein junger Mann in einer Sinnkrise, auf einer mysteriösen Burgruine, in einem toten Wald. Ein uraltes Gedicht, düstere Vorahnungen und das untrügliche Gefühl, in einem früheren Leben schon einmal da gewesen zu sein. Die Grenzen von Zeit und Raum verschwimmen immer mehr, je länger sich der Junge auf der Feste aufhält. Bald weiß er nicht mehr zwischen Traum und Realität zu unterscheiden und findet sich in einer anderen Welt wieder... Mit viel Mühe quälte er sich am frühen Morgen einen steilen Bergpfad hinauf. Er befand sich zum ersten Mal in dieser Gegend. Etwas war anders - hier und heute. Er konnte sein seltsames Empfinden nicht erklären. Es drückte immer schwerer auf seine Brust, je weiter er diese Anhöhe erklomm. Etwas Bedrohliches lag in der Luft und seine Sinne mahnten zum Umkehren - noch war es nicht zu spät
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Seitenzahl: 49
Irgendwo…,
…in einer Zwischenwelt
Der Autor:
Manfred Baum, geboren 1960, schreibt bereits seit seiner Schulzeit. Danach schlummerte sein literarisches Mitteilungsbedürfnis lange Zeit vor sich hin. Er beschäftigte sich stattdessen mit dem Verfassen von Entwicklungsberichten und Hilfeplänen, im Rahmen seiner sozialpsychiatrischen Berufstätigkeit.
Aber dann tauchte plötzlich ein lange vermisster Schuhkarton mit uralten Texten wieder auf und die Leidenschaft war zurück. Er spürte sofort, dass er das alles inzwischen sehr viel besser konnte und machte sich ans Werk…
Von Manfred Baum ist bereits der Abenteuerroman Folk Voices oder das Skelett von La Matanza erschienen.
Loslassen…,
…um anzukommen
ER. Wieder unterwegs, das Laufen tat ihm gut. Sein Körper funktionierte dabei von Tag zu Tag besser. Die kontinuierliche Bewegung lenkte ihn ab und löste ihn aus seinem tristen Alltag heraus. Zuhause herrschten seine dunklen Gedanken. Deshalb war er lieber jeden Tag draußen. Er hatte es liebgewonnen durch die Gegend zu streifen - ohne ein Ziel, stets querfeldein und immer wieder an neuen Orten. Feste Rituale und Gewohnheiten hatten sich mit der Zeit entwickelt und sie dominierten längst sein Leben.
Arbeiten – Essen – Laufen – Schlafen
Mehr war da nicht, er existierte und erfüllte Erwartungen. Wenn er ehrlich mit sich war, dann wusste er genau, dass er jeden Tag weglief. Vor sich und seinen Gefühlen, vor der banalen Erkenntnis, endlich etwas ändern zu müssen. Aber er betäubte sich lieber mit pubertären Fantasiegebilden, in die er eintauchte und nicht mehr zu erreichen war. Nicht für sein Umfeld und auch nicht für die mahnende Stimme, die sein reger Geist unablässig in sein Bewusstsein zu schleusen suchte.
So sehr wünschte er sich wieder eine Partnerin. Er wollte unbedingt ein Mann sein, dessen Leben in normalen Bahnen verlief. Die Fassade sollte stimmen. Aber er investierte zu wenig, erwartete nur und vertrieb seine kurzen Liebschaften stets aufs Neue.
Nach dem letzten emotionalen Desaster zweifelte er einmal mehr an seiner Beziehungsfähigkeit. War die sogenannte Liebe für ihn nur ein rein körperliches Bedürfnis und die angestrebte Zweisamkeit ein gesellschaftliches Statussymbol? Es schien so zu sein.
Auf seinen langen Wanderungen erlebte er sich ganz anders. Da durften seine Tagträume ungehindert die Oberhand erlangen. Alles in ihm suchte so sehr nach diesem einen Wesen, das ihn auch ohne viele Worte verstand. Das ihn brauchte, ihn so akzeptierte wie er war, mit all seiner Unsicherheit und seinen Komplexen. Das auch die Momente stillen Glücks mit ihm teilte, die er stets nur für sich behielt. Dabei wollte er endlich lernen auch zu geben. Seine Sehnsucht war groß und ihn dürstete nach wirklicher Nähe und gegenseitigem Vertrauen, die beide leider nur in seiner Vorstellung existierten.
Doch er wollte dieses Gefühl leben, neue Kraft tanken, aus einer verwandten Seele. Immer wieder drängte ein uraltes Gedicht in seinen Sinn, in dem er sich sehr gut wiederfinden konnte. Novalis verfasste es bereits Anno 1793. Für ihn stellte es ein Abbild seiner immer wiederkehrenden Krise dar. Er liebte diese Zeilen über alles und flüsterte sie auch heute leise vor sich hin:
WunderschätzeWer einsam sitzt in seiner Kammer und schwere bitt´re Tränen weint Wem nur gefärbt von Not und Jammer die Nachbarschaft umher erscheint.
Wer in das Bild vergang´ner Zeiten wie tief in einen Abgrund sieht In welchen ihn von allen Seiten ein süßes Weh hinunterzieht.
Es ist, als lägen Wunderschätze da unten für ihn aufgehäuft Nach deren Schloss in wilder Hetze mit atemloser Brust er greift.
Die Zukunft liegt in öder Dürre entsetzlich lang und bang vor ihm Er schweift umher allein und irre und sucht sich selbst mit Ungestüm.
Ich fall ihm weinend in die Arme auch mir war einst wie dir zumut´ Doch ich genas von meinem Harme und weiß nun wo man ewig ruht.
Dich muss wie mich ein Wesen trösten das innig liebte, litt und starb Allen die ihm getan am wehsten mit tausend Freuden es vergab.
Er starb und dennoch alle Tage vernimmst du seine Lieb´ und ihn Und kannst getrost in jeder Lage ihn zärtlich in die Arme zieh´n.
Was du verlorst hat er gefunden du triffst bei ihm was du geliebt und ewig bleibt mit dir verbunden was seine Hand dir wiedergibt.
Schluss damit, diese uralten Zeilen trieften nur so vor Selbstmitleid. Er musste in die Realität zurückkehren, mit sich ins Reine kommen und diese lähmende Sehnsucht ausmerzen. Doch seine Gefühle blockierten einmal mehr den Pfad der Vernunft.
Er zwang sich aus seinen Hirngespinsten und versuchte die prachtvolle Landschaft zu genießen. Seine intensive Beziehung zur Natur festigte sich mit jedem Tag mehr. Auf den blühenden Frühlingswiesen fühlte er sich wohl und ebenso in den schattigen Wäldern. Bei seinen einsamen Streifzügen durfte er so viel Schönes in sich aufnehmen. Überall erwuchs neues, aufkeimendes Leben. Sein suchender Blick lernte Bäume, Pflanzen und auch Tiere kennen. Frei in Form und Gestalt und in bunten Farben, von winzig kleinen und dann wieder großen Unterschieden geprägt.
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Mit viel Mühe quälte er sich am frühen Morgen einen steilen Bergpfad hinauf. Er befand sich zum ersten Mal in dieser Gegend. Etwas war anders - hier und heute. Er konnte sich sein seltsames Empfinden nicht erklären. Es drückte immer schwerer auf seine Brust, je weiter er diese Anhöhe erklomm. Etwas Bedrohliches lag in der Luft und seine Sinne mahnten zum Umkehren.
Aus den wenigen Spuren ließ sich erlesen, dass der verwachsene Weg nur sehr selten von Menschen benutzt wurde. Vor ihm war lange Zeit niemand mehr hier oben gewesen, irgendetwas hielt alle Lebewesen fern.