Die Dinge schreien - Oskar Kanehl - E-Book

Die Dinge schreien E-Book

Oskar Kanehl

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Beschreibung

Die hier vorliegende Sammlung vereint erstmals Kanehls frühe Gedichte, die von 1913 bis 1915 verstreut erschienen sind und nicht in einem der zu Lebzeiten publizierten Gedichtbände abgedruckt wurden. Der Titel folgt einer Verlagsankündigung aus den 1920er Jahren: „Die Dinge schreien. Gedichte vor Krieg und Hunger.“ Die Publikation war damals geplant, ist aber nie erschienen. Die Herausgeber möchten dies mit dieser Ausgabe nachholen.

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EPUB

Seitenzahl: 17

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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL I

AM STRANDE

SONNENUNTERGANG

HERBSTNÄCHTLICHER GANG

FEIERABEND

ICH BIN DER LETZTE DER DIE STRASSE KOMMT

KAPITEL II

IM D-ZUG

EINFAHRT

DIE STADT

HOCH- UND UNTERGRUNDBAHN

HERBSTMORGEN

BAHNHOF

AUTO

KAPITEL III

AUFLAUF

KANALBRÜCKE

TRAUM VOM SOMMER

GLUTHITZE

SAUWETTER

LITERATURKAFFEE

NACHTCAFÉ

TINGELTANGEL

SPIELHÖLE

IM ZELTGARTEN

BRESLAUER VERGNÜGUNGSPARK

KAPITEL IV

AUF DIE LASKER

DER LETZTE LÄRM

DU WEISSER KNABE

GEDICHT FÜR DEN ARZT OTTO GROSS

QUELLENVERZEICHNIS

I

AM STRANDE

Wir liegen nackt und lassen uns besonnen.

Durch einen Mückenschwarm, wie feines Maschennetz gesponnen,

Flutet auf uns der Blendstrom alles Sonnenlichts

und drückt die Augen zu. Wir wollen nichts,

wir lassen das Gehirn uns kochen,

weil wir gehungert haben, lange Wochen.

Vom stillen Meer her, eintönig wie Gebet,

kommt Kühle fächelnd leiser Wind geweht.

Und neben uns liegt Zarathustra, ungelesen;

Wir lesen nicht, wir Übermenschenwesen,

und lassen Leben mit der vollen Hand.

Wir denken nichts, wir fühlen nur:

Wir sind ein Stück Natur

und nichts als Leiber auf dem heißen Sand.

SONNENUNTERGANG

Die letzten weißen Wolkenflotten fliehen.

Der Tag hat ausgekämpft

über dem Meer.

Wie eine rote Blutlache liegt es,

in der das Land wie Leichen schwimmt.

Vom Himmel tropft ein Eiter, Mond.

Es wacht kein Gott.

In Höhlen ausgestochner Sternenaugen

hockt dunkler Tod.

Und ist kein Licht.

Und alles Tier schreit wie am Jüngsten Tag.

Und Menschen brechen um

am Ufer.

HERBSTNÄCHTLICHER GANG

Naßkalte Nacht.

Wie weißschaumiger Aussatz

deckt Nebel das sündige Land.

An meiner Hand

wandert mein letzter Begleiter: der Schatten.

Hastig vorbei

gleiten, wie tanzender Leichenzug,

schwarzgerippige Bäume.

Frierende Tiere

hallender Hungerschrei.

Eine Mühle wie Galgenspuk.

Drohende Telegraphenlatten.

Mit dunkelblutigen Armen

winkt gierig das Wasser.

Und durch ein Leichentuch blinkt

rot umrandet, gequält,

wie ein entzündetes Auge

der Mond.

FEIERABEND

In blassem Tintenblau

schwimmt käsegelb und groß

die Mondscheibe.

Das Wasser hat die Fischerkähne

ans Land gespien

und ruht nun

silbern selbstzufrieden aus.

Der Wind hat aufgehört zu husten.