Die drei !!!, 1, Die Handy-Falle (drei Ausrufezeichen) - Maja von Vogel - E-Book
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Die drei !!!, 1, Die Handy-Falle (drei Ausrufezeichen) E-Book

Maja von Vogel

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Beschreibung

Die drei !!! knacken ihren ersten Fall! Kim, Franzi und Marie gründen den Detektivclub und starten ihre Ermittlungen … Handys klingeln plötzlich mit einer seltsamen Melodie und versetzen ihre Besitzer in Angst und Schrecken. Was steckt dahinter? Kim, Franzi und Marie nehmen die Ermittlungen auf. Dabei stellen sie fest, dass dieser erste Fall viel gefährlicher ist, als die Detektivinnen jemals geahnt hätten ...

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Titel

Die drei !!!Die Handy-Falle

Maja von Vogel

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Ina Biber

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50710-0

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Mutige Krimifans gesucht!Detektivtagebuch von Kim JülichSonntag, 18:07 UhrEin schwieriger StartDer Club wird gegründetErwischtSchmetterlinge im BauchTaler, Taler, du musst wandern …Anna wird beschattetDer große KrachDetektivtagebuch von Kim JülichMittwoch, 22:24 UhrEin unheimlicher AnrufDetektivtagebuch von Kim JülichFreitag, 18:22 UhrNächtliche ErmittlungenWo ist Anna?Eine heiße SpurGefangen!Ein hundsgemeiner LügnerFrank geht badenDie drei !!!Detektivtagebuch von Kim JülichMontag, 22:31 Uhr

MUTIGE KRIMIFANS GESUCHT!

Detektivtagebuch von Kim Jülich

Sonntag, 18:07 Uhr

So ein Mistwetter! Es regnet schon den ganzen Nachmittag, und mir ist STINKLANGWEILIG. Mein Vater hockt seit Stunden in seiner Hobbywerkstatt im Gartenschuppen und meine Mutter ist mal wieder bei einem ihrer Flohmärkte. Die organisiert sie regelmäßig, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Diesmal geht das Geld an ein Flüchtlingsheim. Zum Glück hat sie die zwei Nervensägen mitgenommen, sodass ich ausnahmsweise meine Ruhe habe. Manchmal sind kleine Brüder wirklich die Pest. Vor allem, wenn es sich um rotzfreche Zwillinge handelt, die nur im Doppelpack auftauchen, so wie Ben und Lukas. Eine echte Plage!

Eigentlich wollte ich den zwillingsfreien Nachmittag nutzen, um in aller Ruhe an der Kurzgeschichte für den Schreibwettbewerb vom Jugendzentrum zu arbeiten. Die beste Geschichte wird in der Tageszeitung abgedruckt. Super, oder? Wenn ich gewinne, wäre das der erste Schritt auf meinem Weg zum Ruhm. Ich will nämlich eine bekannte und ausgesprochen erfolgreiche Krimiautorin werden. Ich liebe Krimis. Genau genommen lese ich nichts anderes. Mein ganzes Bücherregal ist damit vollgestopft. Darum will ich natürlich auch eine Kriminalgeschichte für den Wettbewerb schreiben. Aber dummerweise habe ich keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Seit Stunden sitze ich vor dem Computer und zermartere mir das Gehirn. Leider ohne Erfolg. Hilfe, ich hab eine Schreibkrise!

Vor lauter Verzweiflung habe ich mir schon sämtliche Fingernägel der rechten Hand abgekaut und eine große Tüte Gummibärchen sowie Unmengen von Schokolade verdrückt. Wenn ich weiterhin so viele Süßigkeiten futtere, kriege ich noch einen Zuckerschock. Aber was soll ich machen? Mein Gehirn arbeitet nun mal nur bei ausreichender Schokoladenzufuhr. So wie heute. Als ich gerade die zweite Tafel angefangen hatte, kam mir plötzlich der rettende Gedanke. Genau genommen waren es mehrere Gedanken:

1. Ich will eine Krimigeschichte schreiben, aber mir fällt nichts ein.

2. Anregungen aus Büchern reichen nicht.

3. Ich muss meinen eigenen Krimi erleben.

4. ICH GRÜNDE EINEN DETEKTIVCLUB!

Klasse Idee, oder? Jetzt muss ich nur noch die richtigen Leute für den Club finden. Und wenn wir dann erst mal mitten in den Ermittlungen stecken, werden die Ideen garantiert nur so sprudeln, und die Kurzgeschichte schreibt sich ganz von allein.

Kim warf die Schultasche in eine Ecke ihres Zimmers, setzte sich an den Schreibtisch und schaltete ihren Computer ein. Auf dem Bildschirm erschien die Seite des Jugendzentrums, auf der sie vor drei Tagen ihre Anzeige gepostet hatte:

Krimifans fur Detektivclub gesucht!

Bist du mutig, clever und neugierig?

Interessierst du dich fur Geheimnisse und ungeklärte Vorfälle?

Dann melde dich unter …

Kim hatte ewig an der richtigen Formulierung herumgefeilt, damit sich Leute meldeten, die wirklich Lust auf spannende Ermittlungen hatten. Sie hatte sogar extra eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet, weil sie auf jeden Fall erst mal anonym bleiben wollte. Was sich inzwischen auch als ausgesprochen gute Idee herausgestellt hatte, weil Kim leider trotz ihrer sorgfältigen Wortwahl bisher nur Zuschriften bekommen hatte, die nicht infrage kamen. Wie die von Sam, der einen Gartenclub gründen wollte, um die Geheimnisse der Pflanzenwelt zu erforschen. Oder Lila, die Krimis langweilig fand, aber Interessierte für eine Laufgruppe suchte.

»Hoffentlich ist heute was Vernünftiges dabei«, murmelte Kim, während sie ihre Mails öffnete.

Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen und die Zwillinge stürmten herein.

»Dürfen wir mal an deinen Computer?«, fragte Lukas und sah Kim erwartungsvoll an.

Kim schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab zu tun, also macht euch vom Acker.«

»Nur ganz kurz, bitte!«, bettelte Ben und schwenkte ein Videospiel. »Wir wollen bloß das neue Spiel von Dominik ausprobieren. Das soll der absolute Hammer sein.«

Kim stieß einen genervten Seufzer aus. Konnte sie denn nicht mal fünf Minuten am Computer sitzen, ohne dass die beiden Nervensägen in ihr Zimmer platzten und ihr mit ihren dämlichen Spielen vor der Nase herumwedelten? Dabei hatte sie ihnen schon tausendmal erklärt, dass der Computer absolut und unwiderruflich TABU für jeden war, der nicht Kim Jülich hieß. Aber das schienen sie irgendwie nicht zu kapieren. Die zwei hatten leider einen totalen Dickkopf. Aber den hatte Kim auch. Darum ging sie auch auf Nummer sicher und änderte jeden Tag ihr Passwort. Lukas und Ben war es nämlich durchaus zuzutrauen, dass sie sich auch ohne Kims Erlaubnis an den Computer setzten.

»Also – was ist jetzt?«, fragte Lukas. »Dürfen wir?«

»Nein«, sagte Kim. »Vielleicht später. Aber nur, wenn ihr jetzt auf der Stelle verschwindet.«

»Das ist voll gemein!«, schimpfte Lukas und stürmte aus dem Zimmer.

»Genau! Du bist noch fieser als … als …« Ben dachte angestrengt nach. »Als ein fieser Virus, der deinen Computer abstürzen lässt und alle Dateien löscht!« Triumphierend folgte er seinem Bruder und knallte die Tür hinter sich zu.

Kim atmete auf, als sie die Zwillinge die Treppe hinunterpoltern hörte. Jetzt konnte sie endlich in Ruhe ihre Mails lesen. Es waren immerhin vier neue Nachrichten eingegangen. Die ersten beiden waren von Lila, die wegen der Laufgruppe nachhakte. Kim schrieb zurück, dass sie dafür leider die Falsche sei, weil sie Sport im Allgemeinen und Laufen im Besonderen total öde fand.

Sie seufzte enttäuscht. Sah ganz so aus, als wäre heute wieder nichts dabei. Ohne große Hoffnung öffnete sie Mail Nummer drei.

Hallo Unbekannte,

ich bin mutig, clever und neugierig und interessiere mich für Geheimnisse und ungeklärte Vorfälle. Einige davon spielen sich sogar direkt vor unserer Nase ab … Bevor ich weitere Informationen preisgebe, würde ich aber gerne etwas mehr über dich wissen, große Unbekannte. Schlage darum möglichst bald ein persönliches Treffen vor. Wähle Ort, Zeit und ein Erkennungszeichen. (Oder kennen wir uns vielleicht schon?)

Bis dann,

Miss Marple

Während Kim den Text las, begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen. Das klang total spannend! Wer sich wohl hinter dem Decknamen verbarg? Und was meinte Miss Marple mit den ungeklärten Vorfällen, die sich direkt vor ihrer Nase abspielten? Es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden: Kim musste sich mit Miss Marple verabreden.

Entschlossen klickte sie auf »Antworten« und schlug ein Treffen am kommenden Freitag um vier Uhr im Café Lomo vor. Dort fand alle zwei Monate eine Hörspiel-Lounge statt, bei der sich Fans von »Die drei ???« trafen, Hörspiele der berühmten Detektive aus Rocky Beach hörten und über die verschiedenen Fälle fachsimpelten. Ab und zu war Kim auch schon bei diesen Treffen dabei gewesen.

Im Lomo konnten sie die Clubgründung ungestört und auf neutralem Boden abwickeln. Außerdem war es besser, sich an einem öffentlichen Ort zu treffen, solange sie nicht wusste, wer Miss Marple war. Nachdem Kim die Antwort abgeschickt hatte, öffnete sie die letzte Mail.

Hey,

hab gerade deine Anzeige gelesen. Die Sache mit dem Detektivclub klingt spannend, ich bin dabei. Wann soll’s denn losgehen?

Ciao,

Marie Grevenbroich

PS: Bitte keine Treffen montags, dienstags oder donnerstags, da hab ich Gesangsstunde, Theatergruppe und Musical Dance!

Kim schnappte nach Luft. Marie Grevenbroich! Ausgerechnet Marie Grevenbroich hatte sich auf ihre Anzeige gemeldet! Das war der Hammer. Kim hatte sie schon öfter im Jugendzentrum gesehen. Marie war in der Theater-AG, die zeitgleich mit dem Schreibworkshop stattfand, an dem Kim ab und zu teilnahm. Kim hatte zwar noch nie ein Wort mit Marie gewechselt, aber sie kannte sie natürlich. Jeder kannte Marie. Sie war so eine Art Berühmtheit und wurde ständig von ihren zahlreichen Fans umlagert. Alle wollten mit ihr befreundet sein. Marie konnte verdammt gut singen und schauspielern, war sehr selbstbewusst und hatte einen berühmten Vater: Helmut Grevenbroich alias Hauptkommissar Brockmeier, der Star aus der Krimiserie Vorstadtwache.

Angeblich hatte ihr Vater superviel Geld und las Marie jeden Wunsch von den Augen ab. Doch das war nur eins von vielen Gerüchten, die über Marie kursierten, und Kim hatte keine Ahnung, ob tatsächlich etwas dran war.

Nachdenklich starrte Kim auf den Bildschirm ihres Computers und überlegte, ob Marie als Clubmitglied überhaupt infrage kam. Sie schien zeitlich ja schon ziemlich eingespannt zu sein. Im Jugendzentrum hatte sie immer einen äußerst beschäftigten Eindruck gemacht, wenn sie in letzter Sekunde zu den Theaterproben geeilt war. Wahrscheinlich war ihr Terminkalender so voll, dass es schwer werden würde, eine Lücke für gemeinsame Clubtreffen zu finden.

Trotzdem war Marie die einzige Kandidatin, die abgesehen von Miss Marple halbwegs infrage kam. Außerdem musste Kim zugeben, dass sie auch ein kleines bisschen neugierig darauf war, die berühmte Marie Grevenbroich persönlich kennenzulernen.

Nach längerem Grübeln entschied sich Kim schließlich dafür, Marie auch zu dem Treffen im Café Lomo einzuladen. Das würde auf jeden Fall interessant werden. Und wenn sich herausstellte, dass Marie oder die geheimnisvolle Miss Marple nicht die Richtigen waren, konnte sie immer noch weitersuchen. Schließlich war es ihr Club, und sie entschied, wer Mitglied wurde und wer nicht.

Schnell tippte Kim die Antwort-Mail und klickte auf Senden. Zufrieden lehnte sie sich zurück. Der erste Schritt zur Gründung des Detektivclubs war getan. Jetzt musste nur noch der Freitag kommen.

EIN SCHWIERIGER START

Am Freitagnachmittag war Kim so aufgeregt, dass sie viel zu früh ihre Jacke vom Garderobenhaken nahm, um sich auf den Weg ins Café Lomo zu machen.

»Tschüss, Mama!«, rief sie nach oben, wo ihre Mutter in ihrem Arbeitszimmer saß und über einem Stapel Diktate brütete. Frau Jülich arbeitete als Lehrerin an einer Grundschule und hatte immer eine Menge zu tun. Wenn sie nicht gerade Arbeiten korrigierte oder in Konferenzen saß, plante sie das jährliche Schulfest, eine Projektwoche oder die nächste Klassenfahrt. Nicht zu vergessen die Flohmärkte, die sie in ihrer Freizeit organisierte, um Spenden für Menschen in Not zu sammeln.

Kim hörte Schritte im ersten Stock und der Kopf ihrer Mutter erschien über dem Treppengeländer.

»Wo willst du denn hin?«

»Ich geh ins Lomo«, antwortete Kim. »Bin spätestens zum Abendessen wieder da.«

Frau Jülich nickte. »In Ordnung. Mit wem triffst du dich denn?«

»Mit ein paar Leuten von der Schule«, sagte Kim vage.

»Eine Arbeitsgemeinschaft?« Ihre Mutter machte ein interessiertes Gesicht. »Davon hast du ja gar nichts erzählt.«

»Na ja, so was Ähnliches«, murmelte Kim und wurde rot. Im Lügen war sie noch nie besonders gut gewesen. »Ist auch noch gar nicht sicher, ob aus dem Projekt etwas wird.«

»Wird schon klappen.« Frau Jülich lächelte Kim aufmunternd zu. »Sei nicht immer so pessimistisch. Viel Spaß, mein Schatz!«

Frau Jülichs Kopf verschwand, und Kim hörte, wie sie zurück ins Arbeitszimmer ging. Erleichtert schlüpfte sie aus dem Haus, bevor ihrer Mutter einfiel, dass sie gar nicht nach dem Thema der Arbeitsgemeinschaft gefragt hatte. Manchmal war es wirklich anstrengend, eine Lehrerin als Mutter zu haben. Ständig wollte sie alles über die Schule wissen: welche Lehrer Kim hatte und wie sie mit ihnen klarkam, wann die nächsten Klassenarbeiten anstanden, an welchen AGs und Projektgruppen Kim teilnahm und wie der Notendurchschnitt ihrer Klasse aussah. Und sobald Kim mehr als eine Drei auf dem Zeugnis hatte, befürchtete ihre Mutter, dass sie die Schule ohne Abschluss verlassen und nie einen Job finden würde. Das war doch nicht normal, oder?

Zum Glück war wenigstens ihr Vater in Sachen Schulnoten ziemlich locker. Er fand gute Noten einfach nicht so wichtig und holte ihre Mutter immer auf den Teppich zurück, wenn sie sich mal wieder zu sehr über diesen ganzen Schulkram aufregte.

Kims Vater war Uhrmacher und ein leidenschaftlicher Bastler. In seiner Freizeit saß er stundenlang in seiner Hobbywerkstatt im Gartenschuppen und bastelte Kuckucksuhren. Er hatte schon über dreihundert Stück hergestellt. Eigentlich ein ziemlich verrücktes Hobby, aber irgendwie mochte Kim die Kuckucksuhren ihres Vaters.

Kim hatte zu Hause bisher noch nichts von ihrer Idee mit dem Detektivclub erzählt. Ihre Eltern fanden es zwar toll, dass sie viel las und eigene Geschichten schrieb. Aber Kim war sich keineswegs sicher, ob sie es auch toll finden würden, dass sie jetzt praktische Erfahrungen in der Detektivarbeit sammeln wollte.

Darum hatte sie beschlossen, ihre Pläne erst mal für sich zu behalten, auch wenn sie Lügen eigentlich hasste wie die Pest. Aber sie hatte ja gar nicht richtig gelogen, sondern nur ein wenig ungenau geantwortet, oder?

Während Kim den Bürgersteig entlanglief, verdrängte sie ihr schlechtes Gewissen und überlegte, wie das Treffen wohl verlaufen würde. Hoffentlich wurde es kein kompletter Reinfall. Vielleicht würde sie vor lauter Aufregung kein Wort herausbekommen und sich total blamieren. Es hatte Kim schon immer nervös gemacht, mit wildfremden Menschen reden zu müssen. Sie war einfach nicht besonders gut darin, locker mit Leuten zu quatschen, die sie überhaupt nicht kannte.

Vielleicht fanden die beiden anderen ihre Idee vom Detektivclub ja total albern und kindisch. Was, wenn sie Kim einfach auslachten? Und hinterher überall herumerzählten, dass Kim Jülich einen totalen Knall hatte? Dann könnte sie sich nirgendwo mehr blicken lassen und müsste sich bis ans Ende ihrer Tage in ihrem Zimmer verkriechen.

Bei dem Gedanken bildete sich ein dicker Knoten in Kims Magen, und sie merkte, wie sie anfing zu schwitzen. Das Café Lomo kam in Sicht und Kim wurde immer langsamer. So konnte sie Miss Marple und Marie Grevenbroich auf keinen Fall unter die Augen treten, schließlich wollte sie möglichst locker und entspannt wirken. Also beschleunigte sie ihre Schritte und ging zügig am Eingang des Cafés vorbei. Während sie noch eine Runde um den Block drehte, versuchte sie, sich zu beruhigen. Ihre Mutter hatte recht, sie war wirklich zu pessimistisch. Sie musste positiver denken. Wenn sie von vorneherein davon ausging, dass das Treffen ein Reinfall wurde, dann würde wahrscheinlich genau das passieren.

Außerdem hätten sich Miss Marple und Marie Grevenbroich doch bestimmt gar nicht erst auf die Anzeige gemeldet, wenn sie die Idee mit dem Detektivclub total bescheuert fänden, oder?

Kim atmete einmal tief durch. Wahrscheinlich reagierte sie mal wieder über und machte sich völlig umsonst verrückt. Das Treffen würde super laufen, und damit basta.

Inzwischen war es schon fünf nach vier und Kim eilte zum Café zurück. Länger konnte sie die beiden anderen wirklich nicht warten lassen. Eigentlich hasste sie es, zu spät zu kommen. Mit wackeligen Knien ging sie auf die Tür zu, zog ein Buch aus der Jackentasche und betrat das Café.

Im Eingangsbereich blieb Kim stehen und sah sich um. Dabei umklammerte sie ihren Lieblingskrimi, Mord im Orientexpress von Agatha Christie, und kam sich etwas blöd vor.

Wer lief schon mit einem vor die Brust gepressten Buch in ein Café und blieb dann wie zur Salzsäule erstarrt stehen? Als sie sich den Krimi als Erkennungszeichen für das Treffen überlegt hatte, hatte sie sich ziemlich witzig und originell gefunden. Aber nun änderte sie ihre Meinung. Es war eine total dämliche Idee.

Zum Glück war im Lomo nicht besonders viel los. Hinter der Theke stand ein junger Typ mit einem Ziegenbart, der sie komplett ignorierte. An einem Tisch in der Ecke saß ein Pärchen und knutschte wie wild herum. In der anderen Ecke saß ein älterer Herr und las Zeitung. Und ganz hinten hatte sich eine Gruppe junger Leute niedergelassen, die jede Menge Bücher und Papierkram auf dem Tisch ausgebreitet hatten. Wahrscheinlich Studierende, die ein Referat vorbereiteten. Dabei diskutierten sie lebhaft und machten einen irrsinnigen Lärm.

Wo waren Miss Marple und Marie Grevenbroich? Kim konnte niemanden mit einem Krimi entdecken. Marie war nirgends zu sehen, und Miss Marple müsste sich schon sehr gut maskiert haben, wenn sie entweder das knutschende Mädchen, der ältere Herr oder eine der Studierenden war.

Kim schluckte und war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. Die beiden waren offensichtlich gar nicht gekommen. Vielleicht war ihnen ja die Lust vergangen. Oder sie hatten nie ernsthaft vorgehabt, zu dem Treffen zu erscheinen. Wahrscheinlich war Marie eine zusätzliche Gesangsstunde dazwischengekommen. Oder sie hatte so viel um die Ohren, dass sie den Termin schlicht vergessen hatte.

Kim seufzte. Vielleicht war es ja besser so. Das Ganze hätte sowieso niemals funktioniert. Die Sache mit dem Detektivclub war eine totale Schnapsidee gewesen. So was funktionierte vielleicht in Büchern, aber nicht im richtigen Leben. Sie wollte sich gerade umdrehen und das Café unauffällig verlassen, bevor der Ziegenbart-Typ doch noch auf sie aufmerksam wurde und sie etwas bestellen musste, da schauten plötzlich zwei rote Zöpfe hinter einer Säule hervor. Die Zöpfe gehörten zu einem Mädchen, das ungefähr so alt wie Kim sein musste. Es grinste und schwenkte ein Buch. Besser gesagt, ein Heft, wie Kim feststellte, als sie langsam auf das Mädchen zuging: Tim und Struppi, um genau zu sein.

»Hi«, sagte das Mädchen, als Kim bei seinem Tisch ankam. »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Du musst die große Unbekannte sein. Ich bin Miss Marple. Na ja, eigentlich heiße ich Franziska Winkler, aber alle nennen mich Franzi. Sorry wegen des Comics«, sie zeigte auf das Tim und Struppi