9,99 €
Wow, ist das schön hier! Kim, Franzi und Marie besuchen einen Kräuterworkshop bei Hexe Ursula. Der verwunschene Garten des Hexenhofs ist ein Traum. Vor allem Marie bewundert Ursulas Kräuterwissen und ihre magischen Rituale. Doch plötzlich geschehen hier seltsame Dinge: nachts flackern Lichter im verlassenen Stall und der Kräutergarten wird verwüstet. Außerdem bricht jemand in den Hexenladen ein. Hexerei? Liegt ein jahrhundertealter Fluch auf dem Hof? Ein klarer Fall für die Detektivinnen. Den drei !!! bleibt nur wenig Zeit: Das Fest der Toten rückt immer näher. Schaffen sie es, Ursula zu helfen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 147
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die drei !!! Magie der Hexe
Maja von Vogel
KOSMOS
Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.
Distanzierungserklärung
Mit dem Urteil vom 12.05.1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass man durch die Ausbringung eines Links die Inhalte der gelinkten Seite gegebenenfalls mit zu verantworten hat. Dies kann, so das Landgericht, nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert. Wir haben in diesem E-Book Links zu anderen Seiten im World Wide Web gelegt. Für alle diese Links gilt: Wir erklären ausdrücklich, dass wir keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten haben. Deshalb distanzieren wir uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten in diesem E-Book und machen uns diese Inhalte nicht zu Eigen. Diese Erklärung gilt für alle in diesem E-Book angezeigten Links und für alle Inhalte der Seiten, zu denen Links führen.
Wir behalten uns die Nutzung von uns veröffentlichter Werke für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Unser gesamtes Programm finden Sie unter kosmos.de.
Über Neuigkeiten informieren Sie regelmäßig unsere Newsletter kosmos.de/newsletter.
Umschlagsabbildung: © Milla Kerwien
© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
kosmos.de/servicecenter
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-51010-0
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Cover
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
NotFALL bei Winklers
Schafe auf Abwegen
Auf zum Hexenhof
Ein böses Omen?
Einsatz vor dem Frühstück
Düstere Zeiten
Der Geist der Hexe
Nächtliche Flammen
Schaumhafte Ermittlungen
Verdächtige Nachbarn
Geistergewisper
Keine Geheimnisse mehr
Samhain-Vorbereitungen
Familienangelegenheiten
In letzter Sekunde
Für immer zu dritt
Marie wurde von einem hellen Klingeln geweckt. Gähnend zog sie sich die Decke über den Kopf und versuchte weiterzuschlafen. Doch auf das erste folgten ein zweites und drittes Läuten. Es klang, als würde jemand mit einer Triangel neben ihrem Bett stehen, und Marie verfluchte sich im Stillen dafür, diesen penetranten Nachrichtenton nicht längst geändert oder zumindest ihr Handy vor dem Einschlafen in den Flugmodus gestellt zu haben.
Genervt schob sie sich die Schlafmaske in die Stirn und angelte nach ihrem Telefon, das neben dem Bett auf dem Boden lag. Müde blinzelnd warf sie einen Blick auf das Display.
Acht Uhr zwölf.
Also quasi mitten in der Nacht. Draußen war es noch nicht mal richtig hell. Wer schrieb ihr an einem Samstag um diese Zeit Nachrichten? Und dann gleich drei hintereinander?
Franzi: SOS!
Franzi: Ich brauche eure Hilfe.
Franzi: Es ist dringend!
Stöhnend richtete Marie sich auf. Was hatte das zu bedeuten? Ehe sie antworten konnte, ploppte eine neue Nachricht auf.
Kim: Was ist los?
Franzi: Meine Mutter benötigt die Unterstützung der drei !!!.
Kim: Ist was passiert?
Maries Finger kribbelten, als sie rasch eine Nachricht tippte.
Marie: Haben wir einen neuen Fall?
Franzi: Ja, einen NotFALL. Meine Mutter hat eine Nachtschicht in der Backstube eingelegt. Sie hat ein neues Rezept ausprobiert und braucht uns als Tortentestesserinnen.
Marie: Dein Ernst? Um die Uhrzeit? Ich krieg gleich einen AnFALL!
Kim: Torte zum Frühstück? Ich bin dabei!
Franzi: Hihi! Ich wusste, dass dir das geFALLen würde!
Eine Stunde später saßen die drei !!! in der gemütlichen Küche des Winklerhofs. Auf dem Tisch thronte eine beeindruckende mehrstöckige Torte, die mit Walnusshälften und Kürbiskernen verziert war.
»Wow, die sieht ja super aus!«, stellte Kim bewundernd fest. »Fast zu schön zum Essen.«
»Das ist eine Kürbistorte mit Walnüssen und Zimtcreme.« Frau Winkler beugte sich mit einem großen Messer über die Torte und schnitt sie vorsichtig an. »Ich bin wirklich froh, dass ihr euch als Testesserinnen zur Verfügung stellt. Wenn die Torte schmeckt, backe ich sie gleich noch mal für die Hochzeit, die morgen im Hofcafé stattfindet.«
Franzis Mutter betrieb auf dem Winklerhof nicht nur einen erfolgreichen Backservice, sondern auch ein kleines Event-Café, das man für Geburtstage, Hochzeiten und andere Feiern mieten konnte.
»Wir helfen, wo wir können.« Kim hielt Franzis Mutter ihren Teller hin.
»Völlig selbstlos natürlich«, fügte Marie augenzwinkernd hinzu.
»Natürlich!« Kim runzelte pikiert die Stirn, als Marie und Franzi losprusteten.
Es war kein Geheimnis, dass Kim Süßes liebte und Schokolade, Muffins und Kuchen einfach nicht widerstehen konnte. Außerdem war sie der Kopf des Detektivclubs, den Marie und ihre Freundinnen gegründet hatten. Die drei !!! waren echte Profis in Sachen Verbrechensbekämpfung und hatten schon über hundert Fälle gelöst. Zuletzt hatten sie im Sommer während einer Fahrt mit dem Heißluftballon aus der Luft etwas Verdächtiges beobachtet. Die weiteren Ermittlungen hatten sie zu einer verwunschenen Villa mitten im Wald geführt, in der seltsame Dinge vor sich gingen. Aber jetzt war schon Oktober und immer noch kein neuer Fall in Sicht.
Als alle ein Stück Torte auf dem Teller hatten, senkte sich genießerisches Schweigen über die Küche. Kim kaute mit geschlossenen Augen, einen seligen Ausdruck auf dem Gesicht. Grinsend schob sich Marie eine Gabel Torte in den Mund. Der Boden war mit knackigen Walnussstücken und Kürbisraspeln belegt, darauf befand sich eine Schicht Kürbismus, und getoppt wurde das Ganze von einer Frischkäse-Zimt-Creme.
»Und?«, fragte Frau Winkler. »Was sagt ihr?«
Kim schluckte den Bissen hinunter und öffnete die Augen. »Unglaublich!«
Frau Winkler runzelte die Stirn. »Unglaublich schlecht oder unglaublich gut?«
»Unglaublich lecker«, präzisierte Kim.
Franzi nickte. »Finde ich auch.«
»Die Kombination aus knackigen Nüssen, würzigem Kürbis und cremigem Frischkäse ist einfach perfekt«, stellte Marie fest.
Frau Winkler lächelte zufrieden. »Ich wollte eine ausgewogene Mischung unterschiedlicher Geschmacksrichtungen und Texturen schaffen. Außerdem sollte es passend zur Jahreszeit eine herbstliche Torte werden.«
»Das ist dir total gelungen«, stellte Franzi fest. »Allerdings finde ich die Zimtnote etwas zu intensiv.«
»Also weniger Zimt.« Ihre Mutter machte sich eine Notiz in ihrem zerfledderten Rezeptordner, der sämtliche Backrezepte aus drei Winkler-Generationen enthielt und den sie hütete wie ihren Augapfel.
»Vielleicht könnte man noch etwas geraspelte Möhre zum Teig geben«, schlug Kim vor. »Das würde das Kürbisaroma prima ergänzen und zum Herbstthema passen.«
»Gute Idee!« Frau Winkler notierte den Tipp, während Sherlock Bones, der Hund der Winklers, seine Schnauze unter dem Tisch hervorstreckte und neugierig in Richtung Torte schnupperte.
»Lass das, Shirlie!« Franzi wuschelte durch das karamellfarbene Fell des Mischlings. Sie hatte ihn auf einer Autobahnraststätte gefunden, wo er vermutlich von seinen vorherigen Besitzern ausgesetzt worden war. Zum Glück hatten ihre Eltern erlaubt, ihn zu behalten.
Die Tür ging auf und Franzis Vater betrat die Küche.
»Hallo allerseits«, grüßte er die Detektivinnen, während Sherlock schwanzwedelnd auf ihn zutapste.
»Möchtest du auch ein Stück Torte?«, fragte Franzi. »Schmeckt super!«
Ihr Vater kraulte den Hund zwischen den Ohren. »Nein, danke, ich schlage heute Nachmittag zu. Jetzt muss ich los.«
»Gibt es einen Notfall?«, fragte Frau Winkler.
Ihr Mann nickte. »Ein Schaf auf dem Hexenhof hat sich verletzt. Ich fahre gleich mal rüber und schau mir das an.«
Herr Winkler war Tierarzt und hatte eine eigene Praxis. Zu seinem Job gehörte es auch, im Wechsel mit seinen Kolleginnen an den Wochenenden Bereitschaftsdienst zu machen und sich um tierische Notfälle zu kümmern.
Marie horchte auf. »Hexenhof?«
»Ja, so nennt sich der Hof von Familie Ullmann. Ursula Ullmann hält dort Schafe und Hühner und baut Kräuter an. Ich glaube, es gibt auch einen kleinen Laden mit Café.«
»Klingt spannend.« Marie leckte sich etwas Frischkäsecreme aus dem Mundwinkel. Sie hatte eine Schwäche für alles, was mit Magie und übersinnlichen Phänomenen zu tun hatte. Manchmal legte sie sich und ihren Freundinnen die Karten oder probierte kleine Zauberrituale aus. Bisher hatte leider noch keins funktioniert, aber Spaß machte es trotzdem.
»Kommt doch mit«, schlug Herr Winkler vor. »Oder habt ihr schon etwas anderes vor?«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht.«
»Au ja!« Marie nickte begeistert. »Ich bin dabei.«
»Warum nicht?« Kim schob Frau Winkler ihren Teller hin. »Aber nur, wenn ich vorher noch ein Stück Torte bekomme.«
»Gleich sind wir da.« Herr Winkler setzte den Blinker und bog von der Landstraße ab.
Marie saß neben Kim auf der Rückbank. Als sie aus dem Fenster blickte, entdeckte sie einen Wegweiser, auf dem in bunten, leicht verblichenen Buchstaben Hexenhof Ullmann stand. Die Straße, die zum Hof führte, war schmal und voller Schlaglöcher. Nach etwa fünfzig Metern endete sie vor einem windschiefen Holzzaun. Dahinter erhob sich zwischen mehreren Ebereschen ein altes Bauernhaus, das aussah wie aus dem Bilderbuch: Neben der grünen Tür blühten Herbstastern, die kleinen Sprossenfenster blitzten in der Oktobersonne und im Vorgarten tummelten sich mystische Steinfiguren. Marie entdeckte zwei Kobolde, mehrere Elfen und einen Zwerg mit grün bemooster Zipfelmütze.
Herr Winkler parkte den Wagen und sie stiegen aus.
»Wie hübsch!« Kims Blick wanderte zu einer Elfe, die sich hinter einem Hortensienbusch zu verstecken schien.
Sie betraten den Garten durch ein kleines Tor und Herr Winkler steuerte die Haustür an. Doch bevor er sie erreicht hatte, schoss ein Schatten um die Hausecke und galoppierte direkt auf die drei !!! zu.
Kim schrie auf und blieb wie erstarrt stehen. Marie griff nach ihrem Arm und zog sie zur Seite, während sich Franzi mutig dem Angreifer entgegenstellte.
Marie blinzelte, als sie erkannte, wer sie da beinahe umgerannt hätte. »Ein Schaf!«
Franzi hatte die Arme ausgebreitet und redete beruhigend auf das Tier ein, das tatsächlich stehen blieb. »Keine Angst, wir tun dir nichts. Wo kommst du denn auf einmal her? Bist du ausgerissen?«
Das Schaf blökte, senkte den Kopf und knabberte an einem Löwenzahn, der im Beet zwischen den Herbstastern spross, während Franzi das Tier zwischen den Ohren kraulte.
Kim grinste. »Franzi, die Schafflüsterin.«
»Gut gemacht!«, lobte Herr Winkler. »Du hast wirklich eine beruhigende Wirkung auf Tiere.«
Franzi strahlte.
»Gustav!« Eine Frau tauchte hinter der Hausecke auf und blieb schwer atmend stehen. »Da bist du ja!« Sie warf Franzi einen erleichterten Blick zu. »Danke, dass du ihn eingefangen hast. Ich versuche schon seit einer halben Stunde, ihn zu erwischen, aber Gustav ist leider schneller als ich.«
Das Schaf wackelte ungerührt mit den Ohren und ließ sich weiter von Franzi kraulen, als könnte es kein Wässerchen trüben.
»Frau Ullmann?« Franzis Vater trat auf die Frau zu und reichte ihr die Hand. »Ich bin Doktor Winkler, Sie hatten mich angerufen.«
Seufzend strich sich Frau Ullmann eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. »Wie schön, dass Sie so schnell kommen konnten.«
Die Hofbesitzerin wirkte etwas zerzaust. Sie war einen Kopf kleiner als Franzis Vater, trug ein weites weinrotes Kleid aus fließendem Stoff und grüne Gummistiefel, die voller Schlammspritzer waren. An ihren Handgelenken klirrten zahlreiche Armreifen und um den Hals trug sie eine lange Kette mit einem Halbedelsteinanhänger. Ihre langen dunklen Haare waren von grauen Strähnen durchzogen und zu einem verwuschelten Knoten aufgesteckt.
»Wo ist das verletzte Schaf?«, fragte Herr Winkler.
»Frieda ist hinten im Garten.« Frau Ullmann deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Die Schafe stehen eigentlich auf einer umzäunten Weide, aber sie sind ausgebüxt. Frieda muss sich dabei den Fuß verknackst haben, sie humpelt und scheint Schmerzen zu haben. Ich versuche schon seit einer Stunde, die Tiere einzufangen, aber sie haben sich offenbar in den Kopf gesetzt, vorher meinen Garten zu verwüsten. Vielleicht könnten Sie mir helfen? Gemeinsam geht es bestimmt leichter.« Hoffnungsvoll sah sie Herrn Winkler an.
Franzis Vater lächelte. »Natürlich, kein Problem.«
»Wir helfen auch mit«, sagte Franzi sofort.
Kim und Marie nickten.
»Prima!« Frau Ullmann seufzte erleichtert. »Ihr könnt mich übrigens gerne Ursula nennen.«
»Bist du eine echte Hexe?«, erkundigte sich Marie, während sie Ursula in den Garten hinter dem Haus folgte.
»Das kann man so sagen.« Ursula marschierte durch eine Pfütze, die vom letzten Regen übrig geblieben war.
Marie entging nicht, dass Kim und Franzi einen skeptischen Blick wechselten. Im Gegensatz zu ihr konnten ihre Freundinnen mit Hexen, Geistern und anderen übersinnlichen Phänomenen überhaupt nichts anfangen, was schon oft zu Diskussionen zwischen den dreien geführt hatte.
»Jetzt seht euch das an!« Hinter dem Haus blieb Ursula stehen und stemmte empört die Hände in die Hüften. »Ich glaub’s nicht! Seid ihr von allen guten Gartengeistern verlassen?«
Ihr Ärger galt zwei Schafen, die auf der Terrasse friedlich an den Blumen in einem Kübel knabberten. Drei weitere Schafe hatten sich im Garten verteilt und fraßen Gras oder Fallobst von den knorrigen Apfel- und Birnbäumen, die auf einer weitläufigen Rasenfläche standen.
»Am besten, wir treiben die Schafe zusammen und bringen sie zurück auf die Weide«, schlug Herr Winkler vor. »Welches der Tiere ist Frieda?«
»Dieser Vielfraß dort.« Ursula zeigte auf ein pummeliges Schaf, das in den Kräutergarten eingedrungen war und eifrig an der Petersilie zupfte. »Immerhin hat ihre Verletzung ihr nicht den Appetit verdorben.«
Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis Herr Winkler, Ursula und die drei !!! alle Schafe eingefangen hatten. Offenbar gefiel es ihnen im Garten wesentlich besser als auf der Weide, wo es weder Obstbäume noch frische Kräuter gab, sodass sie nur sehr unwillig dorthin zurückkehrten. Doch schließlich war auch das letzte Schaf wieder auf der Weide.
»Geschafft!« Seufzend schloss Franzi das Gatter. »Der Garten ist komplett schaffrei.«
»Danke für eure Hilfe.« Ursula strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. »Ohne euch wäre ich wahrscheinlich bis heute Abend hinter den verflixten Biestern hergerannt.«
»Wie sind die Schafe eigentlich ausgebüxt?«, fragte Kim. »Die Weide ist doch eingezäunt.«
Ursula zuckte mit den Schultern. »Gute Frage. Als ich nach dem Frühstück rausgegangen bin, um im Kräutergarten ein bisschen Unkraut zu zupfen, liefen sie schon im Garten herum.«
»Vielleicht war das Gatter nicht richtig zu«, vermutete Franzi.
»Eigentlich achte ich immer darauf, es sorgfältig zu schließen.« Ursula runzelte die Stirn. »Möglicherweise war meine Tochter Mia gestern Abend noch bei den Schafen, ich frag sie nachher mal.« Etwas leiser und eher an sich selbst gerichtet fügte sie hinzu: »Oder es war der Fluch.«
Marie spitzte die Ohren. »Wie bitte? Was für ein Fluch?«
Ursula winkte ab. »Nicht so wichtig.«
»Das Gatter scheint jedenfalls intakt zu sein.« Kim untersuchte den Riegel.
»Wir können uns ja mal ein bisschen umsehen«, schlug Franzi vor. »Vielleicht finden wir irgendwelche Hinweise. Und wir sollten überprüfen, ob der Zaun ein Loch hat.«
»Das würdet ihr tun?«, freute sich Ursula. »Ihr seid wirklich toll!«
»Kein Problem.« Marie winkte ab. »Wir sind Detektivinnen, darum interessieren wir uns für seltsame Phänomene.«
Ursula seufzte. »Davon gibt es hier jede Menge.« Ehe Marie nachhaken konnte, lächelte sie schon wieder. »Kommt doch bei mir im Laden vorbei, wenn ihr fertig seid, dann könnt ihr euch bei einem Tee aufwärmen.«
»Gerne.« Kim nickte.
Während Herr Winkler sich um die humpelnde Frieda kümmerte und Ursula zurück zum Haus stapfte, drehten die Detektivinnen eine Runde um die Weide.
»Der Zaun ist tipptopp in Ordnung«, stellte Franzi fest, als sie wieder beim Gatter ankamen.
»Seltsam.« Marie zog die Augenbrauen zusammen. »Wie sind die Schafe dann von der Weide gekommen? Und was sollte das mit dem Fluch heißen?«
Kim schnaubte. »Du glaubst doch nicht ernsthaft an böse Flüche, oder? So was gibt’s nur in Büchern oder Filmen, nicht im echten Leben.«
Marie zuckte mit den Schultern. »Wer weiß?«
Franzi grinste. »Du bist echt unverbesserlich, Marie.« Sie bückte sich und hob etwas vom Boden auf.
»Was hast du da?« Marie warf einen Blick auf den Gegenstand.
»Sieht aus wie so ein Ding, mit dem man einen Reißverschluss auf- und zumacht«, sagte Franzi.
»Ich glaube, das nennt man Schiebergriff.« Kim musterte das kleine blaue Metallteil.
»Den hat wohl jemand hier verloren.« Franzi steckte den Schiebergriff ein.
Die Detektivinnen schlenderten durch den Garten zurück zum Bauernhaus. Die Ebereschen, die das Gebäude einrahmten, hatten schon den Großteil ihrer Blätter verloren. Aber die leuchtend roten Beeren hingen noch an den Zweigen und lockten Vögel an, die eifrig an den Früchten pickten.
Über einer geöffneten Tür, die in den ehemaligen Stall führte, hing ein Schild, auf dem in schnörkeliger Schrift UrsulasHexenladen stand. Marie ging als Erste hinein und sah sich neugierig um. Der Raum war hell und freundlich und es duftete nach getrockneten Kräutern und Räucherstäbchen. In den Regalen entdeckte Marie verschiedene Kräuter- und Teemischungen, selbst gezogene Kerzen, Räuchermischungen, Amulette, Talismane, Edelsteine und Kristalle. Außerdem gab es einen Tisch, auf dem duftende Seifen in bunten Farben angeboten wurden, und einen Schrank mit Büchern zu magischen Ritualen, der Wirkung von Heilsteinen, Kräuterkunde und ähnlichen Themen. Von der Decke hingen Sträuße mit getrockneten Kräutern.
»Da seid ihr ja!« Ursula kam lächelnd auf die Mädchen zu. »Habt ihr was gefunden?«
Kim schüttelte den Kopf. »Der Zaun ist in Ordnung.«
Ursula wirkte nicht überrascht. »Das dachte ich mir.« Seltsamerweise schien sie sich über die Nachricht nicht zu freuen.
»Was riecht hier so gut?« Franzi schnupperte.
»Das ist der Kräutertee, den ich gerade gekocht habe.« Ursula deutete auf eine bauchige Kanne, die neben dem Tresen auf einem Stövchen stand. »Mit frischer Zitronenmelisse, Brombeerblättern und Apfelminze aus meinem Kräutergarten. Mögt ihr einen Schluck?«
Die Detektivinnen nickten und Ursula goss Tee in drei Becher.
Marie nippte an dem heißen Getränk. Der Tee prickelte auf ihrer Zunge. »Schmeckt gut! So frisch und fruchtig.«
»Ich mische alle Tees, die ich im Laden verkaufe, selbst an«, erklärte Ursula. »Dieser Tee wirkt belebend und macht gute Laune. Ich habe auch einen Entspannungs-, einen Gute-Nacht-Tee und eine Mischung, die die Konzentration fördert.«
»Spannend.« Franzi zeigte auf den Tisch mit den Seifen. »Stellst du die auch selbst her?«
Ursula nickte. »Für die Seifen verwende ich Sheabutter, Kokosöl und Olivenöl. Es gibt sie in verschiedenen Duftrichtungen. Etwas ganz Besonderes ist meine Mondseife Luna. Sie wird bei Vollmond gesiedet und hilft besonders gut gegen unreine Haut.«
»Das ist ja toll!« Marie griff nach einem der halbmondförmigen Seifenstücke. »Die brauche ich unbedingt.«
»Du hast doch gar keine unreine Haut«, bemerkte Franzi.