Die drei !!!, 74, Rätsel der Vergangenheit (drei Ausrufezeichen) - Maja von Vogel - E-Book

Die drei !!!, 74, Rätsel der Vergangenheit (drei Ausrufezeichen) E-Book

Maja von Vogel

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Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen und sind jedem Fall gewachsen. Im Badesee finden Marie, Kim und Franzi einen bewusstlosen jungen Mann. Er kann sich weder an den Unfall noch an seinen Namen erinnern. Ist der geheimnisvolle Fremde vielleicht ein adliger Zeitreisender?

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Rätsel der Vergangenheit

Maja von Vogel

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

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Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50219-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Schock am See

»Lasst mich durch, das ist ein Notfall!« Marie beugte sich über den Fahrradlenker und trat kräftig in die Pedale. Erst überholte sie Kim, dann Franzi.

»Was ist denn los?«, rief Franzi hinter ihr.

»Ich krieg einen Hitzschlag, wenn ich nicht in den nächsten fünf Minuten eine Abkühlung bekomme!« Marie hörte auf zu treten und ließ sich den Hang hinabrollen.

Der Fahrtwind fuhr durch ihre langen blonden Haare und strich über ihre geröteten Wangen. Für den ersten Mai war es ungewöhnlich warm. Pünktlich zum langen Feiertagswochenende hatte die erste Hitzewelle des Jahres die Stadt erreicht und sorgte für schweißtreibende Temperaturen, lange Schlangen vor den Eisdielen und überfüllte Freibäder. Deshalb hatten die drei !!! beschlossen, nicht wie üblich ins Waldschwimmbad zu gehen, sondern eine Radtour zum Baggersee zu machen, der etwas außerhalb zwischen Wiesen und Feldern lag.

Nach einer Kurve kam der See in Sicht. Er war von hohen Bäumen umgeben und sein Wasser glitzerte verheißungsvoll in der Sonne. Marie konnte es kaum erwarten, endlich hineinzuspringen. Ihr Top klebte am Rücken und sie wischte sich mit einer schnellen Handbewegung den Schweiß von der Stirn.

»Gleich sind wir da!« Franzi setzte zum Endspurt an und sauste an Marie vorbei.

Marie versuchte gar nicht erst, mitzuhalten. Sie war zwar auch ziemlich fit, aber Franzi war eindeutig die Sportlichste der drei. Sie ritt regelmäßig auf ihrem Pony Tinka, skatete mit ihrem Freund Blake, spielte Fußball, joggte und schwamm.

»Müsst ihr so rasen?«, schimpfte Kim. »Zu viel körperliche Betätigung bei Temperaturen über achtundzwanzig Grad ist total ungesund!«

Marie grinste. »Wo hast du das denn her?«

»Irgendwo gelesen«, behauptete Kim.

Im Gegensatz zu Franzi kuschelte Kim sich lieber mit einem guten Buch aufs Sofa oder schrieb an ihren Krimigeschichten.

Am Fuß des Hügels bog Marie auf einen Schotterplatz ein, den die Badegäste zum Parken nutzten. Die Autos standen dicht an dicht und ein Fahrer manövrierte seinen Wagen gerade in die letzte freie Lücke.

Die drei !!! lehnten ihre Fahrräder an einen maroden Holzzaun und schlossen sie ab. Marie hängte sich ihre Badetasche über die Schulter, Kim nahm den Picknickkorb vom Gepäckträger und Franzi griff nach ihrem Rucksack. Über einen schmalen Pfad gelangten sie zum See.

Kim stöhnte. »Mann, ist das voll hier! Da hätten wir ja genauso gut ins Waldschwimmbad gehen können.«

»Offenbar hatten nicht nur wir die Idee mit dem Baggersee.« Franzi zog zwei Gummibänder aus der Tasche ihrer Shorts und band sich ihre kurzen roten Haare zu Zöpfen.

»Ist doch egal«, sagte Marie. »Wir finden bestimmt noch ein Plätzchen.«

Auf dem schmalen Sandstreifen am Seeufer tummelten sich Familien, kreischende Teenager, verliebte Pärchen und ein paar ältere Jugendliche, die laut Musik hörten. Auch die an den Strand angrenzende Wiese war voller Menschen.

»Lasst uns ein Stück um den See herumgehen«, schlug Franzi vor. »Dahinten gibt es ein paar nette kleine Buchten zwischen den Bäumen.«

Kim und Marie folgten Franzi, die schon öfter mit ihrer Familie hier gewesen war. Als sie an den Jugendlichen vorbeikamen, die mit ihren tragbaren Boxen den ganzen Strand beschallten, kreischte ein Mädchen auf.

»He, sag mal, spinnst du?«, fuhr es Franzi an. »Latsch gefälligst nicht über mein Handtuch!«

»Sorry, war keine Absicht«, entschuldigte sich Franzi.

»Das wäre ja auch noch schöner!« Genervt zupfte das Mädchen sein Bikini-Oberteil zurecht. Es war etwas älter als die drei !!! und hatte pink gefärbte Haare, die an den Ansätzen dunkelblond nachwuchsen. »Pass auf, wo du hintrittst, klar?«

Franzi runzelte die Stirn. »Und du pass auf, was du sagst.«

Das Mädchen zog seine gepiercten Augenbrauen hoch. »Hört euch das an!«, rief es seinen Freunden zu. »Die Kleine wird frech.«

»Dann bring ihr doch Manieren bei, Marla!« Ein Junge mit dunklen Locken grinste spöttisch. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen. Er griff nach einer Colaflasche und trank einen großen Schluck.

»Das sind doch noch Kinder.« Ein Mädchen mit raspelkurzen schwarzen Haaren blinzelte träge in die Sonne. »Such lieber mal andere Musik aus, Sammi, ich kann diesen Song echt nicht mehr hören.«

»Lasst uns weitergehen«, sagte Kim leise. »Ich hab keine Lust auf Stress.«

»Und ich hab keine Lust, mich blöd anmachen zu lassen«, erklärte Franzi, ohne die Stimme zu senken. »Die dumme Kuh hat sie doch nicht mehr alle!«

»Wie hast du mich gerade genannt?« Marla sprang auf.

»DUMME KUH«, wiederholte Franzi laut und deutlich. »Und das ist noch das Netteste, was mir zu dir einfällt.«

»Nimm das sofort zurück, sonst …«

»Sonst was?« Marie stellte sich neben Franzi und sah Marla ruhig an.

Kim war zwar etwas blass um die Nase, postierte sich aber tapfer auf Franzis anderer Seite.

»Zwergenaufstand, oder was?« Sammi lachte. Er tippte auf seinem Smartphone herum und die Musik verstummte.

In der plötzlichen Stille kamen Marie alle anderen Geräusche doppelt so laut vor: das Kreischen der Kinder, die im flachen Wasser planschten, die Stimme einer Mutter, die nach ihrer Tochter rief, und das Bellen eines Hundes, der im nahen Gebüsch ein Entenpärchen aufgestöbert hatte, das laut quakend die Flucht ergriff.

Marla starrte Franzi aus zusammengekniffenen Augen an und Franzi starrte mindestens genauso düster zurück. Keine von beiden senkte den Blick. Die Szene erinnerte Marie an einen alten Western, in dem sich der Gute und der Böse kurz vor dem entscheidenden Duell gegenüberstehen.

Ein neuer Song dröhnte aus der Lautsprecherbox. Das Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren sprang auf und begann, sich zur Musik zu bewegen. Es reckte die Arme in die Luft und ließ die Hüften kreisen. Sammi und zwei andere Jungs pfiffen und johlten, aber das Mädchen ließ sich davon nicht stören. »Komm, lass uns tanzen!« Es griff nach Marlas Hand und zog sie zu sich.

Der Blickkontakt zwischen Franzi und Marla brach ab und die bedrohliche Stimmung löste sich auf. Marla legte ihrer Freundin beide Hände auf die Hüften und schob sie im Rhythmus der Musik über den Sand. Franzi schien sie völlig vergessen zu haben.

Marie grinste. »Tanzen kann sie, das muss man ihr lassen.«

»Und wenn schon.« Franzi wandte sich ab. »Kommt, wir gehen. Von den Idioten lasse ich mir bestimmt nicht den Tag verderben.«

Die drei !!! ließen den Strand hinter sich und liefen ein Stück um den See herum. Die Musik wurde leiser. Ein leichter Wind kam auf und raschelte in den Büschen und Bäumen, die das Seeufer auf dieser Seite vor Blicken abschirmten.

»Ich kann’s kaum erwarten, endlich ins Wasser zu springen.« Marie zeigte auf einen Pfad, der zwischen dichten Sträuchern zum See führte. »Sollen wir es hier mal probieren?«

Franzi nickte. »Vielleicht haben wir ja Glück und finden eine Bucht ganz für uns allein.«

Kim umfasste den Griff des Picknickkorbes fester. »Nach dem Baden gibt’s was zu futtern. Wehe, ihr haut nicht ordentlich rein. Ich hab keine Lust, den schweren Korb wieder zurückzuschleppen.«

Marie lachte. »Keine Sorge, das kriegen wir hin.«

Der Weg war so schmal, dass sie hintereinanderlaufen mussten und die Zweige der Büsche ihre Beine streiften. Nach wenigen Metern gelangten sie in eine kleine Bucht, die zum Wasser hin leicht abfiel.

»Was ist denn das?« Marie blieb wie angewurzelt stehen.

Kim schlug sich die Hand vor den Mund. »Verdammt!«

»Ist er … tot?«, fragte Franzi heiser.

Marie starrte auf den Körper, der nur ein paar Schritte entfernt auf dem sandigen Boden lag. Ohne es zu wollen, registrierte sie jedes Detail: männlich, etwa 19 oder 20 Jahre alt, dunkelblonde, halblange Haare. Der Junge trug Jeans und ein weißes T-Shirt, seine Füße waren nackt. Er lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen, die Arme ausgebreitet und die Beine leicht angewinkelt. Fast so, als würde er schlafen. Nur sein extrem blasses, beinahe porzellanweißes Gesicht wies darauf hin, dass er nicht bei Bewusstsein war.

Franzi erwachte als Erste aus ihrer Schockstarre. »Mist, er blutet!« Sie stürzte zu dem Jungen und betastete vorsichtig seinen Hinterkopf. Als sie die Hand zurückzog, war Blut an ihren Fingern.

»Ich glaub, mir wird schlecht.« Kim wandte sich ab.

Die Gedanken rasten durch Maries Kopf. Sie versuchte, sich an den Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern, den sie letztes Jahr in der Schule gemacht hatte. Was sollte man noch mal tun, wenn jemand ohnmächtig geworden war? Herzdruckmassage? Atemspende? Nein, erst mal stabile Seitenlage!

»Hallo? Kannst du mich hören?« Franzi presste ein Taschentuch auf die Wunde, während sie mit der anderen Hand nach der Schulter des Jungen griff und sie leicht drückte. Keine Reaktion.

»Atmet er?« Marie kniete sich neben den Verletzten und hielt ihr Ohr an dessen Mund und Nase. Zu hören war nichts, aber sie spürte einen Luftzug an ihrer Wange. »Er lebt!«

»Ich rufe einen Krankenwagen.« Kim zog ihr Handy aus der Tasche und wählte den Notruf.

Marie und Franzi brachten den Jungen vorsichtig in die stabile Seitenlage.

»Mehr können wir im Moment nicht tun«, sagte Franzi, nachdem sie den Kopf des Verletzten ein wenig nach hinten geneigt hatte, um die Atemwege frei zu machen.

»Sollten wir nicht vorsichtshalber einen Druckverband anlegen?«, überlegte Marie.

Franzi schüttelte den Kopf. »Die Wunde blutet kaum noch. Am besten, wir lassen sie in Ruhe.«

»Der Krankenwagen ist unterwegs.« Kim steckte das Handy ein. »Ich laufe zum Parkplatz und zeige den Sanitätern den Weg.«

Marie und Franzi blieben bei dem Verletzten, während Kim zwischen den Büschen verschwand. Marie deckte den Jungen mit ihrem Badehandtuch zu und kontrollierte immer wieder seine Atmung. Als in der Ferne die Sirene des Krankenwagens ertönte, schlug er plötzlich die Augen auf. Sie waren eisblau wie der Winterhimmel an einem besonders kalten Tag.

»Wie heißt du?«, fragte Marie.

Der Unbekannte starrte sie verständnislos an. Sein eisblauer Blick ließ sie trotz der Wärme frösteln.

»Mozart war ein Genie«, sagte er. »Genau wie ich.«

»Wie bitte?« Franzi runzelte die Stirn.

Die Augenlider des Jungen senkten sich wieder und er wimmerte leise.

»Ganz ruhig.« Marie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Gleich kommt Hilfe.«

»Hier entlang!« Kim tauchte zwischen den Büschen auf. Ein Notarzt und zwei Sanitäter mit einer Trage folgten ihr.

Der Arzt kniete sich neben den Verletzten und untersuchte ihn. »Was ist passiert?«

»Das wissen wir nicht.« Marie erhob sich. »Als wir den Jungen gefunden haben, war er ohnmächtig.«

»Er hat eine Kopfwunde«, ergänzte Franzi. »Seine Atmung ist normal und gerade war er kurz bei Bewusstsein.«

»Wir nehmen ihn mit ins Krankenhaus.« Der Arzt gab den Sanitätern einen Wink. Sie stellten die Trage neben dem Jungen ab und hoben ihn vorsichtig darauf.

»Ist er schwer verletzt?«, fragte Kim besorgt.

»Das kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen.« Der Arzt stand auf. »Macht euch keine Sorgen, im Krankenhaus ist er in guten Händen.«

Die Sanitäter schnallten den Jungen fest und trugen ihn fort. Der Arzt folgte ihnen. Etwas später waren zuschlagende Türen und Motorengeräusche zu hören. Die Sirene jaulte auf und wurde allmählich leiser, als der Krankenwagen davonfuhr.

»Der Arme.« Kim war immer noch ziemlich blass. »Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser.«

»Ja, das hoffe ich auch.« Marie griff nach dem Handtuch, das zusammengeknüllt auf dem Boden lag, und stopfte es in ihre Badetasche. Ihre Hände zitterten leicht. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, was gerade geschehen war. Es war, als würde sich ein Schleier über die strahlende Maisonne legen. Maries unbeschwerte Feiertagslaune war dahin. Um sich abzulenken, schaltete sie in den Detektivmodus. »Ob der Junge schon lange hier gelegen hat? Woher hatte er die Kopfwunde?«

»Vielleicht ist er gestürzt«, meinte Franzi.

»Einfach so?« Marie sah sich um. Der sandige Boden der Bucht fiel zum Wasser hin leicht ab. Es gab weder Löcher noch herumliegende Zweige oder andere Stolperfallen.

»Du meinst …«, begann Kim.

Marie nickte. »Er könnte Opfer eines Verbrechens geworden sein. Vielleicht wurde er niedergeschlagen.«

»Aber warum?«, fragte Kim.

»Genau das sollten wir herausfinden.« Marie fröstelte trotz der Wärme. »Ich hab sowieso keine Lust mehr auf Baden.«

»Ich auch nicht.« Franzi schulterte ihren Rucksack. »Sollen wir ins Krankenhaus fahren? Ich will wissen, wie es dem Jungen geht.«

»Gute Idee!«, sagte Kim. »Vielleicht ist er ja schon wieder fit genug, um uns selbst zu erzählen, was passiert ist. Auf die Räder, Mädels!«

Der Junge ohne Namen

»Na endlich!«, stöhnte Kim, als das Krankenhaus in Sicht kam. »Ich spüre meinen Hintern kaum noch und meine Beine tun total weh. Das gibt bestimmt einen ordentlichen Muskelkater.«

»Stell dich nicht so an«, sagte Franzi ungerührt. »Du wirst es überleben.«

Kim streckte ihr die Zunge raus und murmelte etwas, das wie »Sport ist Mord« klang.

Marie grinste. In ihrer Abneigung gegen sportliche Betätigungen war Kim absolut konsequent, selbst wenn es nur um eine kleine Radtour zum anderen Ende der Stadt ging.

Die Detektivinnen betraten das Krankenhaus durch eine große Glastür, die sich geräuschlos hinter ihnen schloss.

»Am besten, wir fragen einfach beim Empfang nach.« Marie schob sich ihre Sonnenbrille ins Haar und steuerte den schneeweißen Tresen an, hinter dem eine Krankenschwester saß und etwas in einen Computer tippte.

Die Frau blickte auf. »Ja, bitte?«

»Guten Tag«, sagte Marie. »Wir möchten jemanden besuchen und wüssten gern, in welchem Zimmer er liegt.«

»Wie ist denn der Name?«, fragte die Krankenschwester.

»Äh, das wissen wir nicht«, antwortete Marie.

»Ohne Namen kann ich euch leider nicht weiterhelfen.«

»Er muss vorhin mit dem Krankenwagen eingeliefert worden sein«, erklärte Franzi. »Er hat eine Kopfwunde und war ohnmächtig. Wir haben ihn am See gefunden.«

»Tut mir leid, dazu darf ich keine Auskunft geben.« Die Krankenschwester wandte sich wieder ihrem Computer zu.

Marie biss sich frustriert auf die Unterlippe. So was Blödes! Ohne Zimmernummer hatten sie keine Chance, den Jungen in dem riesigen Gebäude zu finden.

»Was machen wir jetzt?«, zischte Franzi.

Kim zuckte ratlos mit den Schultern.

In diesem Moment gab der Pieper der Krankenschwester einen schrillen Alarmton von sich. Sie sprang auf, eilte den Gang hinunter und verschwand hinter einer Tür.

Kims Gesicht hellte sich auf. »Das ist unsere Chance!« Sie sauste hinter den Tresen und tippte auf der Tastatur herum. »Mist, der Computer ist passwortgeschützt! Hätte ich mir eigentlich denken können …«

»Beeil dich!« Marie sah sich nervös um. Noch waren sie allein in der Eingangshalle, aber aus einem angrenzenden Flur näherten sich Schritte.

»Hey, was ist das?« Kim zog eine Mappe zu sich heran, die aufgeschlagen neben dem Computer lag. »Hier ist eine Liste mit den Neuzugängen! Der letzte Patient wurde um 12.03 Uhr eingeliefert. Mit einer Kopfverletzung!«

»Das muss er sein.« Franzi rieb sich zufrieden die Hände.

»Er liegt auf Station 4, Zimmer 401.« Kim kam wieder hinter dem Tresen hervor.

Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment bogen zwei Ärztinnen um die Ecke, die sich angeregt unterhielten.

»Das war knapp.« Marie klopfte Kim auf die Schulter. »Gute Arbeit!«

»Danke.« Kim grinste.

Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock und betraten die Station. Ein Krankenpfleger schob einen Essenswagen mit schmutzigem Geschirr an den drei !!! vorbei, ohne sie weiter zu beachten. Zimmer 401 lag ganz am Ende des Ganges.

Marie klopfte und öffnete die Tür. Es war ein Doppelzimmer, aber nur das Bett am Fenster war belegt. Sie erkannte den Jungen vom See sofort wieder. Er trug einen Kopfverband und sein Gesicht auf dem weißen Kissen wirkte sehr blass. Er schien zu schlafen, doch als die drei !!! das Zimmer betraten, öffnete er die Augen.

»Hallo.« Marie stellte sich neben das Bett. Der Blick aus den eisblauen Augen des Jungen verwirrte sie und plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie sagen wollte.

»Ich bin Franzi und das sind Kim und Marie«, sprang Franzi ein. »Wir haben dich am See gefunden und den Krankenwagen gerufen. Wie geht es dir?«

»Ganz okay.« Der Blick des Jungen wanderte unruhig zwischen den Detektivinnen hin und her. »Hab noch ein bisschen Kopfschmerzen, aber das geht vorbei, sagen die Ärzte.«

»Was ist am See passiert?«, fragte Kim. »Hat dich jemand angegriffen?«

»Ich weiß nicht.« Die Augen des Jungen flackerten nervös.

»Warum warst du am See?«, hakte Marie nach. »Wolltest du dich mit jemandem treffen?«

»Keine Ahnung.«

Kim zückte ihr Detektivtagebuch für unterwegs, ein abgegriffenes Heft mit Eselsohren, das sie immer bei sich trug. »Sollen wir irgendwen für dich anrufen? Deine Eltern? Wenn du uns sagst, wie du heißt, können wir das gerne für dich erledigen.«

»Ich … ich weiß meinen Namen nicht. Genauso wenig wie den meiner Eltern. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt eine Familie habe.«

»Wie meinst du das?«, fragte Marie vorsichtig.

»Ich kann mich an nichts erinnern. An gar nichts, versteht ihr?« Der Junge verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen. »Ich weiß weder, wie ich heiße, noch, wo ich wohne. Ich hab keine Ahnung, woher das Loch in meinem Kopf kommt und was am See passiert ist.«

Die drei !!! wechselten einen schockierten Blick.

»Das … das ist ja schrecklich!«, stammelte Kim.

»Aber dein Gedächtnis kommt doch irgendwann zurück, oder?«, fragte Marie.

»Das können die Ärzte noch nicht sagen.« Der Junge sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Er versuchte zu lächeln, was jedoch gründlich misslang. »Ihr seid momentan die einzigen Menschen auf der Welt, die ich kenne.«

»Keine Sorge, du kannst auf uns zählen.« Marie zückte eine Visitenkarte des Clubs. »Wir sind übrigens Detektivinnen.« Sie reichte dem Jungen die Karte.

»Cool, danke!« Sein Gesicht hellte sich auf.

»Wir haben schon über siebzig Fälle gelöst«, erklärte Kim. »Wenn du willst, versuchen wir zu ermitteln, was am See passiert ist.«

»Könnt ihr auch herausfinden, wer ich bin?«, wollte der Junge wissen.

»Wir tun unser Bestes«, versprach Franzi.

Es klopfte kurz und eine junge Ärztin kam ins Zimmer.

»Nanu, Besuch?« Sie warf den drei !!! einen misstrauischen Blick zu. »Wer seid ihr?«

Marie stellte sich und ihre Freundinnen vor.

»Die drei haben mich am See entdeckt und Erste Hilfe geleistet«, erklärte der Junge.