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Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen. Im Viertel von Familie Grevenbroich geht die Angst um: Was bedeuten die geheimnisvollen Zeichen an Zäunen und Hauswänden? Sind hier Diebe am Werk, die die Wohnungen ausspionieren? Die drei !!! nehmen die Ermittlungen auf ...
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Seitenzahl: 144
Achtung, Gaunerzeichen!
Maja von Vogel
KOSMOS
»Du Mörder!«, schrie Kim ins Telefon.
»Ich … äh …«, stotterte David.
»Du hast Junos kaltblütig umgebracht.« Kims Stimme bebte. »Wie konntest du nur?«
»Ich wollte doch bloß …«, begann David, aber Kim ließ ihn nicht ausreden.
»Das werde ich dir nie verzeihen!«
Sie drückte das Gespräch weg und pfefferte das Handy auf ihr Bett, bevor sie sich mit beiden Händen durch die kurzen dunklen Haare fuhr. Ihre Wut ließ allmählich nach und machte einer tiefen Enttäuschung Platz. Sie hatte geglaubt, David zu kennen. Schließlich waren sie schon seit einer Weile ein Paar. Fehlanzeige. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, er könnte zu so einem feigen Verbrechen imstande sein.
Kim ließ sich auf die Bettkante nieder und seufzte. David, ein Mörder! Das war ein Schock. Okay, bei dem Mord war kein Blut geflossen. Er hatte nur auf dem Papier stattgefunden. Besser gesagt auf dem Bildschirm. Mit ein paar Klicks hatte David den armen Junos um die Ecke gebracht. Er hatte ihm nicht mal einen anständigen Heldentod gegönnt, sondern ihn am Stich einer außerirdischen Biene sterben lassen. Junos! Niedergestreckt von einer Biene!
Als Kim die Textstelle im Manuskript gelesen hatte, hätte sie vor Schreck fast ihren Honig-Zitronenmelisse-Tee über dem Laptop verschüttet. Zitronenmelisse sollte ja angeblich beruhigend wirken, aber das hatte bei Kim leider nicht geklappt. Wutentbrannt hatte sie nach ihrem Handy gegriffen und sofort bei David angerufen, um ihn zur Rede zu stellen.
Junos war eine der Hauptfiguren in dem Roman, den Kim und David gemeinsam schrieben. Es sollte ein Fantasykrimi werden – eine völlig neue Literaturgattung, denn David liebte Fantasyromane und Kim fand Krimis toll. Junos war ein junger Krieger, der sich für die Armen und Schwachen einsetzte (und die gleichen halbmondförmigen Augen wie David hatte, was natürlich ganz und gar kein Zufall war). Kim hatte Stunden damit verbracht, die Figur zu entwickeln. In ihrem Kopf war Junos so lebendig wie David oder sie selbst. Sie wusste, wie er aussah, wie er sprach, ging und lachte, dass er Sternzeichen Skorpion war und am liebsten Hammelkeule mit Kichererbsen aß. Sie wusste, dass er heimlich in Laurina verliebt war, seine Freundin seit Kindertagen, sich aber nicht traute, ihr seine Liebe zu gestehen. Ja, sie wusste sogar von der beinahe unsichtbaren Narbe über seinem linken Auge, wo ihn als kleiner Junge ein wilder Troll gebissen hatte. Und jetzt … war er tot.
Kims Handy piepste. Sie zuckte zusammen. Der Wecker! Sie hatte ihn extra gestellt, damit sie beim Schreiben nicht völlig die Zeit vergaß. Manchmal tauchte sie so in ihre Geschichten ab, dass sie hinterher eine Weile brauchte, um wieder in der Realität anzukommen. Einmal hatte sie ihre Zwillingsbrüder versehentlich als »Molkpopper« beschimpft, nachdem die beiden mitten in einer wichtigen Szene in ihr Zimmer geplatzt waren. Obwohl Ben und Lukas natürlich nicht wussten, dass Molkpopper kleine, rattenähnliche Gnome waren, die in Höhlen hausten, nach Schweißfüßen stanken und immer dann auftauchten, wenn man sie am wenigsten brauchen konnte, hatten sie ziemlich beleidigt reagiert und ihre Schwester – wenig originell – als Planschkuh bezeichnet.
Kim griff nach dem Handy und stand auf. Schon kurz nach halb zehn! Sie musste dringend los, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.
Um zehn waren Kim und Franzi zum Sonntagsfrühstück bei ihrer Freundin Marie Grevenbroich eingeladen. Die drei waren nicht nur Freundinnen, sondern auch Detektivinnen und hatten als Die drei !!! schon viele Fälle gelöst. Momentan war der Club allerdings arbeitslos, sodass sie alle Zeit der Welt zum Frühstücken, Quatschen und Entspannen haben würden. Rasch steckte Kim das Handy ein, fuhr den Laptop herunter und verließ ihr Zimmer.
Als sie durch den Flur zur Treppe ging, wurde plötzlich eine Tür aufgerissen und zwei Gestalten in schwarzen Umhängen sprangen ihr entgegen. Ihre Gesichter waren schneeweiß, die Augen blutunterlaufen und in den weit aufgerissenen Mündern prangten riesige, messerscharfe Eckzähne.
Kim zuckte zusammen. »Was zum Henker …«
»Wir sind keine Henker, sondern Vampire!«, unterbrach sie der eine Vampir – auch bekannt unter dem Namen Ben.
»Gib uns dein Blut!«, zischte Lukas und bleckte die Zähne.
»Keine Chance«, informierte Kim ihre Brüder. »Das brauch ich selbst. Was soll mir denn sonst in den Adern gefrieren, wenn ich euch sehe?«
»Findest du uns echt gruselig?«, fragte Ben.
»Geht so.« Kim grinste. »Ihr seid eben noch blutige Anfänger.«
Der Witz ging völlig an den Zwillingen vorbei.
»Ich hab doch gleich gesagt, Vampire sind öde«, sagte Lukas. »Zombies sind viel cooler!«
»Quatsch!« Ben schüttelte den Kopf. »Graf Dracula ist doch nicht öde!«
Die Zwillinge starrten einander wütend aus ihren blutunterlaufenen Augen an. Seit sie sich für die Kinder-Halloween-Party im Jugendzentrum als Erschrecker beworben hatten, probierten sie täglich andere Grusel-Kostümierungen aus und stellten damit die Nerven der ganzen Familie auf eine harte Probe. Zum Glück waren es nur noch drei Tage bis zum 31.Oktober.
»Könnt ihr mich vielleicht mal durchlassen?« Kim wurde allmählich ungeduldig. »Ich hab’s eilig.«
Ben und Lukas machten widerwillig Platz. »Viel Spaß noch beim Zähnepolieren. Und nicht vergessen«, fügte sie hinzu, während sie die Treppe hinunterlief, »immer ruhig Blut!«
Als Kim auf ihrem Fahrrad durch die Stadt rollte, schien ihr die Sonne warm ins Gesicht. Der Oktober gab noch einmal alles, obwohl er schon fast vorbei war. Die Blätter an den Bäumen leuchteten in den spektakulärsten Farben, die Temperaturen waren so mild wie im April und am Himmel war kein einziges Wölkchen zu sehen.
Kims Laune hob sich mit jedem Meter, den sie in Richtung Ostviertel radelte. Sie würde sich von David und seinem feigen Mordanschlag garantiert nicht diesen wunderschönen Sonntag verderben lassen, sondern das Frühstück mit ihren Freundinnen in vollen Zügen genießen. Heute Abend konnte sie immer noch um Junos trauern oder – noch besser – überlegen, ob es eine Möglichkeit gab, ihn wieder zum Leben zu erwecken.
Kim überquerte die Kreuzung, hinter der das Ostviertel begann, fuhr an der kleinen Chocolaterie vorbei, in der Marie Stammkundin war, und bog in die Straße der Grevenbroichs ein. Hinter gepflegten Hecken und hohen Bäumen erhoben sich alte Villen, die in den weitläufigen Gärten zu schlummern schienen. Es herrschte sonntägliche Stille. Nur das Zwitschern der Vögel war zu hören. Kim stieg der Duft nach frischen Brötchen in die Nase – oder bildete sie sich das nur ein? Sie leckte sich über die Lippen. Ob Marie diese wahnsinnig leckeren Schoko-Croissants aus der Chocolaterie besorgt hatte? Dazu die selbst gemachte Erdbeer-Rhabarber-Marmelade von Maries Stiefoma – mmh! Kim lief das Wasser im Mund zusammen …
Ein schriller Schrei zerriss die Stille und holte Kim unsanft aus ihren appetitlichen Träumereien. Ein Mädchen stolperte aus einer Einfahrt und lief Kim fast vors Fahrrad. Kim bremste und riss gleichzeitig den Lenker herum. Das Rad schlingerte, Kim verlor das Gleichgewicht und schaffte es in letzter Sekunde abzuspringen.
»Alles in Ordnung?« Kim lehnte ihr Rad gegen einen Zaun und lief zu dem Mädchen, das mitten auf der Straße stehen geblieben war. Es war beinahe so bleich wie die Vampir-Zwillinge und zitterte am ganzen Körper.
»Ja … nein …«, stammelte es. »Ich … ich …«
Das Mädchen schien unter Schock zu stehen. Kim berührte sanft seinen Arm. »Ganz ruhig. Wie heißt du?«
»Elena.«
»Ich bin Kim. Was ist passiert, Elena?«
Elena fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. »Da … da ist jemand!« Sie zeigte auf die Einfahrt, aus der sie gerade gekommen war. »In unserem Haus!«
Kim runzelte die Stirn. »Wer?«
»Keine Ahnung!« Elena schluchzte auf. »Alles ist total verwüstet und im Flur liegen Scherben …«
Kim schob Elena zum Gehweg und drückte sie auf die Bordsteinkante. »Setz dich erst mal. Du bist ja völlig durcheinander. Willst du was trinken?« Sie zog eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack und reichte sie Elena.
»Danke.« Das Mädchen trank einen Schluck.
Kim nutzte den Moment, um Elena genauer zu betrachten und im Kopf eine kurze Personenbeschreibung anzufertigen, eine Angewohnheit, die sich bei ihrer Arbeit als Detektivin oft bewährt hatte: Elena war ungefähr sechzehn Jahre alt, zierlich, hatte dunkle, kinnlange Haare und trug Jeans und einen hellblauen Sweater. Sie war auffallend blass, wirkte erschöpft und hatte Ringe unter den Augen.
»Jetzt erzähl mir erst mal der Reihe nach, was passiert ist.« Kim setzte sich neben Elena auf die Bordsteinkante und nickte ihr aufmunternd zu.
Elena sammelte sich kurz, dann sprudelte es aus ihr heraus: »Meine Eltern sind übers Wochenende weggefahren. Ich hab bei einer Freundin übernachtet. Als ich nach Hause gekommen bin, hab ich die Tür aufgeschlossen und sofort gesehen, dass etwas nicht stimmt. Der große Spiegel im Flur ist zerbrochen. Überall liegen Scherben. Im Wohnzimmer herrscht totales Chaos. Es ist … einfach schrecklich!«
»Klingt nach einem Einbruch«, stellte Kim fest. »Bist du sicher, dass die Tür abgeschlossen war?«
Elena nickte. »Ganz sicher.«
»Hast du etwas gehört, als du ins Haus gekommen bist?«, fragte Kim weiter. »Schritte oder andere Geräusche?«
Elena überlegte. »Ich glaube nicht. Aber ich war ziemlich durcheinander und bin auch gleich wieder rausgelaufen.« Ihre Augen weiteten sich. »Glaubst du, die Einbrecher sind noch im Haus?«
»Wahrscheinlich nicht.« Kim wollte Elena nicht beunruhigen. »Aber so genau kann man das natürlich nie wissen.«
Elena warf Kim einen fragenden Blick zu. »Wurde bei euch auch schon mal eingebrochen oder wieso kennst du dich so gut aus?«
Kim schüttelte den Kopf. »Nein, zum Glück nicht. Aber ich bin Detektivin und habe oft mit Einbrechern und anderen Kriminellen zu tun.« Sie zog eine Visitenkarte aus der Jackentasche und reichte sie Elena.
»Die drei !!!«, murmelte Elena. »Du bist Kim Jülich?«
Kim nickte. »Ich rufe jetzt meine Freundinnen an, okay? Marie wohnt zum Glück nur ein paar Häuser weiter. Wir brauchen dringend Verstärkung!«
Keine fünf Minuten später waren Marie und Franzi zur Stelle.
»Was ist los?«, fragte Marie etwas atemlos. Ihre langen blonden Haare glänzten in der Sonne und sie war wie immer perfekt gestylt. Zu einer engen Jeans trug sie eine türkisfarbene Tunika und farblich passende Turnschuhe. Auch ihre Fingernägel leuchteten türkis. »Wir wollten gerade die Brötchen in den Ofen legen. Franzi ist schon etwas früher gekommen, um mir bei den Vorbereitungen zu helfen.«
»Wir müssen das Frühstück verschieben«, sagte Kim knapp. »Bei Elena wurde eingebrochen.« Sie berichtete, was geschehen war.
»Marie Grevenbroich!« Elena schien ihren Schreck für einen Moment zu vergessen. Sie starrte Marie mit unverhohlenem Interesse an. »Ich kenne dich vom Sehen. Dein Vater ist doch der Schauspieler, oder?«
Marie nickte. »Helmut Grevenbroich, genau.«
»Meine Mutter ist ein riesiger Fan der Vorstadtwache.«
»Freut mich.« Marie lächelte. Sie war es gewohnt, auf ihren Vater angesprochen zu werden. Er war ein bekannter Fernsehschauspieler, der durch seine Rolle als Kommissar Brockmeier in der Vorabendserie Vorstadtwache berühmt geworden war.
»Wir müssen die Polizei rufen!« Franzi warf einen nervösen Blick zu dem hohen Zaun hinüber, hinter dem Elena wohnte. »Vielleicht sind die Einbrecher noch im Gebäude.«
»Daran hab ich auch schon gedacht«, sagte Kim. »Aber selbst wenn die Täter vorhin noch da waren, hat Elena sie bestimmt verscheucht, als sie nach Hause gekommen ist.«
»Brauchen wir wirklich Polizei?«, fragte Elena. »Ihr drei könnt den Fall doch übernehmen.«
»Das machen wir auch«, versicherte Kim. »Aber die Polizei müssen wir trotzdem informieren.«
»Ich sage Kommissar Peters Bescheid.« Marie zog ihr Smartphone aus der Hosentasche und suchte seine Nummer.
»Ihr kennt einen Kommissar?«, fragte Elena beeindruckt.
»Er ist ein Freund von uns«, erklärte Franzi. »Wir arbeiten oft mit ihm zusammen.«
Kommissar Peters hatte den Detektivinnen schon viele Male in brenzligen Situationen geholfen. Dafür waren ihm die drei !!! mehr als einmal eine Nasenlänge voraus gewesen und hatten ihm die Verbrecher auf dem Silbertablett serviert.
Marie war ein paar Schritte zur Seite gegangen, um in Ruhe telefonieren zu können. Jetzt trat sie mit gerunzelter Stirn wieder zu den anderen. »Stellt euch vor, der Kommissar ist nicht da. Er macht Urlaub!«
»Was?«, fragte Kim überrascht. »Wieso denn das?« Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sich Peters zuletzt freigenommen hatte. Er liebte seinen Beruf und war ein absolutes Arbeitstier.
Marie zuckte mit den Schultern. »Jeder braucht mal eine Auszeit. Ein Kollege von ihm kommt vorbei.«
»Was machen wir so lange?«, fragte Franzi. »Gehen wir schon mal rein? Oder ist das zu gefährlich?«
Kim kratzte sich unschlüssig am Kopf. Sie konnte es kaum erwarten, den Tatort unter die Lupe zu nehmen und nach Spuren zu suchen. Aber wenn doch noch jemand im Haus war, wäre das ziemlich riskant …
»Wir könnten uns ja zumindest draußen ein bisschen umsehen, bis die Polizei kommt«, schlug Marie vor.
Kim nickte. »Gute Idee!« Sie sah zu Elena, die immer noch auf dem Bordstein saß. »Möchtest du mitkommen?«
Elena schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Ich warte hier.«
Kim griff nach ihrem Rucksack und die drei !!! betraten das Grundstück. Hinter dem Sichtschutzzaun ragten Birken und Kiefern empor. Zwischen den Baumstämmen wuchs dichtes Gebüsch. Ein Weg schlängelte sich zum Haus, das weiter hinten lag und von der Straße aus nicht zu sehen war. Es war ein älteres Gebäude, das aber kürzlich renoviert worden sein musste, denn die Fassade strahlte in makellosem Zitronengelb. Die dunkelgrauen Fensterläden bildeten einen hübschen Kontrast dazu. In einem großen Topf neben der Haustür blühte eine üppige Herbstaster in leuchtendem Violett.
»Hübsch«, stellte Franzi fest.
Die Haustür stand sperrangelweit offen. Kim warf einen Blick hinein. Auf den hellen Fliesen im Flur funkelten scharfkantige Scherben im Sonnenschein, ein Bild war von der Wand gerissen worden und es lagen mehrere Paar Schuhe verstreut herum.
»Lasst uns einmal um das Haus herumgehen«, sagte Marie. »Vielleicht finden wir heraus, wie die Einbrecher reingekommen sind.«
»Okay.« Kim wollte sich schon abwenden, da fiel ihr Blick auf den Briefkasten neben der Tür. Sie runzelte die Stirn. »Was ist das?«
»Das ist ein Briefkasten«, stellte Franzi fest.
»Danke, das sehe ich selbst.« Kim ging näher heran.
Der Briefkasten hing gleich neben dem Klingelschild. Er glänzte silbern in der Vormittagssonne und auf dem Deckel prangte ein Aufkleber mit der Aufschrift »Bitte keine Werbung einwerfen«. Aber das war es nicht, was Kims Aufmerksamkeit erregt hatte. Unter dem Briefkasten befand sich ein seltsames Zeichen. Es sah aus, als wäre es mit Kreide gezeichnet worden. Zwei waagerechte Linien, die von drei senkrechten Linien gekreuzt wurden:
Jetzt hatten Marie und Franzi es auch entdeckt. Franzi beugte sich vor. »Was soll das denn sein?«
Kim schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht ist es nur eine harmlose Kritzelei. Vielleicht aber auch nicht.« Sie zückte ihr Handy und machte ein Foto von dem Kreidezeichen.
Die Detektivinnen umrundeten das Haus. Hinten lag eine große Terrasse, die von rechteckigen Blumenkübeln eingerahmt wurde. Durch eine Glasfront konnte man ins Wohnzimmer sehen.
»Das gibt’s doch nicht!« Franzi schlug sich die Hand vor den Mund.
Marie schüttelte ungläubig den Kopf.
»Irgendjemand hat hier ganz schön gewütet«, stellte Kim fest.
Es sah genauso aus, wie Elena es beschrieben hatte. Nur noch schlimmer. Aus den weißen Regalen, die bis an die Decke reichten, waren jede Menge Bücher herausgerissen worden. Die Möbel standen kreuz und quer, mehrere Stühle waren umgeworfen worden und eine Lampe lag zerbrochen auf dem Parkettboden.
»Der Fernseher ist noch da.« Marie zeigte auf einen flachen Bildschirm, der gegenüber vom Sofa an der Wand hing.
»Die Musikanlage auch.« Kim hatte zwei große Boxen rechts und links von den Bücherregalen entdeckt.
»Vielleicht sind die Einbrecher gestört worden und konnten deshalb nicht alles mitnehmen«, vermutete Franzi.
Die Detektivinnen gingen weiter. Als sie um die Ecke bogen, schrie Franzi auf. »Da!«
Ein Kellerfenster war eingeschlagen worden. In der Scheibe klaffte ein großes Loch.
»Jetzt wissen wir, wie die Einbrecher ins Haus gelangt sind«, stellte Marie fest. Sie machte ein paar Fotos mit ihrem Handy.
»Ganz schön gefährlich, da durchzuklettern.« Kim betrachtete die scharfkantigen Splitter, die noch im Rahmen steckten.
»Was habt ihr hier zu suchen?« Hinter ihnen ertönte eine scharfe Stimme und die Detektivinnen fuhren herum. Ein junger Mann in Polizeiuniform stand mit in die Hüfte gestützten Armen auf dem Rasen und sah die Mädchen an.
Marie steckte ihr Handy ein. »Sind Sie Polizeimeister Wolters? Ich bin Marie Grevenbroich. Wir haben telefoniert.«
»Was fällt euch ein, einfach das Grundstück zu betreten?«, schimpfte der Polizeimeister. »Dabei könnt ihr wichtige Spuren zerstören.«
»Keine Sorge, wir waren vorsichtig«, sagte Franzi. »Gucken Sie mal, was wir entdeckt haben.« Sie zeigte auf das eingeschlagene Kellerfenster.
Der Polizist stapfte über den Rasen auf sie zu. »Das werden sich die Kollegen von der Spurensicherung gleich anschauen. Und ihr räumt jetzt bitte das Gelände. Dies ist ein Tatort!«
»Das wissen wir.« Marie runzelte die Stirn. »Sie kennen uns wohl nicht, oder? Wir sind Die drei !!!.« Sie reichte ihm eine Visitenkarte.
Wolters warf nur einen kurzen Blick darauf, bevor er sie Marie zurückgab. »Schön, schön. Als Junge hab ich auch gerne Detektiv gespielt. Aber ich sag’s euch, die Arbeit bei der Polizei ist etwas völlig anderes. Dafür braucht man ausgebildete Profis mit guten Nerven.«
»Wir sind Profis«, stellte Kim etwas beleidigt fest. »Wir haben schon über siebzig Fälle gelöst. Fragen Sie Kommissar Peters oder Polizeimeister Conrad.«
»Peters sitzt gerade auf Mallorca in der Sonne und Polizeimeister Conrad ist in Elternzeit.« Wolters nahm seine Mütze ab und wischte sich über die Stirn, auf der sich kleine Schweißperlen gebildet hatten. »Deshalb bin ich heute zuständig. Wenn ihr nicht sofort den Tatort verlasst, ist das Störung einer Amtshandlung und ich muss euch einen Platzverweis erteilen oder euch in Polizeigewahrsam nehmen.«
Franzi schüttelte den Kopf. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
»Doch, natürlich.« Der Polizeimeister reckte den Zeigefinger in die Luft, als wollte er die Windrichtung prüfen. »