Die drei !!!, 97, Rätsel der alten Eiche (drei Ausrufezeichen) - Maja von Vogel - E-Book

Die drei !!!, 97, Rätsel der alten Eiche (drei Ausrufezeichen) E-Book

Maja von Vogel

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Beschreibung

Die drei !!! knacken jeden Fall! Kim, Franzi und Marie nehmen an einer Wald-Erlebniswoche teil und sind begeistert von den tollen Aktionen wie Tierspuren erkennen, Outdoorküche und Lagerfeuer. Doch dann verschwindet Holz und sogar Franzis Lieblingspulli ist weg. Hat die geheimnisvolle Liv damit zu tun? Die Detektivinnen ermitteln und stoßen auf die Legende von einer uralten Eiche ...

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Rätsel der alten Eiche

Maja von Vogel

KOSMOS

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching unter Verwendung von Vorlagen

von iStock.com/denisik11 (Eiche), iStock.com/luliya Moshkareva (Farn)

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

Unser gesamtes lieferbares Programm und

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Büchern, Spielen, Experimentierkästen, Autoren

und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2022, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50515-1

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Ein Baum geht baden

Wie hatte es nur so weit kommen können?

Kim kniete auf dem kippeligen Brett und versuchte krampfhaft, das Gleichgewicht zu halten.

»Schließ die Augen und entspann dich«, säuselte eine sanfte Stimme. »Lass den Atem fließen.«

Doch das Einzige, was floss, war der Schweiß auf Kims Stirn. Sobald sie die Augen schloss, schien der Untergrund noch mehr zu schwanken. Ihr wurde schwindelig und sie riss die Augen wieder auf. Wie sollte sie sich entspannen, wenn sie vor Angst einen Knoten im Magen hatte? Eine einzige falsche Bewegung konnte ihren Untergang bedeuten. Und zwar wortwörtlich.

»Atme tief ein und aus. Genieß die Sonnenstrahlen auf deiner Haut und konzentrier dich auf das Plätschern der Wellen.«

Das Wasser schien spöttisch zu glucksen. Zum Glück war es fast windstill, sodass von Wellen eigentlich keine Rede sein konnte. Trotzdem hätte Kim alles dafür gegeben, festen Boden unter den Knien zu haben. Ihre Finger tasteten nach etwas, an dem sie sich festkrallen konnte, aber da war nichts.

Sie hätte Nein sagen können.

Verdammt, warum hatte sie es nicht getan?

Als ihre Mutter sie gefragt hatte, ob sie zusammen an einem ganz besonderen Yoga-Kurs teilnehmen wollten, hätte Kim gleich stutzig werden müssen. Zumal ihre Mutter dabei so merkwürdig grinste. Aber Kim hatte nur nichts ahnend genickt und ihren Freundinnen Marie und Franzi Bescheid gesagt. Marie praktizierte schon ewig Yoga und Franzi war superfit und liebte (fast) jede Art von körperlicher Betätigung. Ganz im Gegensatz zu Kim, die lieber auf ihrem Bett lag und einen guten Krimi las.

Genau dort wäre sie jetzt am liebsten gewesen. In ihrem gemütlichen Bett mit einem Krimi in der Hand und einer angebrochenen Schokoladentafel in Reichweite. Stattdessen kniete sie auf einem wackeligen Board mitten auf einem See und versuchte, die Panik niederzukämpfen.

Woher hätte sie auch wissen sollen, dass ihre Mutter sie zu einem SUP-Yoga-Kurs anmelden würde? Yoga auf einem Stand-up-Paddling-Board – wer dachte sich so was Bescheuertes aus? Das war kein Sport, das war Folter!

Allerdings war Kim offenbar die Einzige, die das so sah. Auf dem Nachbarboard kniete Marie mit geschlossenen Augen und einem verzückten Ausdruck auf dem Gesicht. Daneben machte Franzi lässig ein paar Dehnübungen. Sie wirkte völlig entspannt. Genau wie Frau Jülich, die links von Kim ihren Kopf kreisen ließ. Ihr Nacken war oft verspannt, weil sie als Lehrerin viel am Schreibtisch saß. Als hätte sie Kims Blick gespürt, öffnete sie die Augen und lächelte ihrer Tochter zu.

»Wie schön, dass wir mal wieder was zusammen machen«, flüsterte sie.

»Ja, total schön«, murmelte Kim.

Andere Mädchen gingen mit ihren Müttern shoppen, ins Kino oder ins Café. Warum musste ausgerechnet Kims Mutter komplett yogaverrückt sein?

Die Stimme der Trainerin, die sich als Mandy vorgestellt hatte, unterbrach Kims Gedanken.

»Öffne die Augen, leg das Kinn auf die Brust und mach einen hohen Katzenbuckel. Anschließend gehe in den Pferderücken.«

Seufzend und sehr, sehr langsam begann Kim, sich zu bewegen.

Bis kurz vor Ende der Stunde ging alles gut. Katze und Kuh, Kobra, Kind und Schmetterling waren kein Problem. Nur beim herabschauenden Hund wackelte das Board so heftig, dass Kim schnell wieder in den Vierfüßlerstand zurückkehrte.

»Vor der Tiefenentspannung habe ich noch eine kleine Herausforderung für euch«, verkündete Mandy und lächelte. »Den Baum! Stellt euch bitte auf euer Board und legt die Hände vor der Brust zusammen.«

Auch das noch! Die Übung bekam Kim schon an Land nicht hin. Wie sollte es dann hier auf dem Wasser klappen? Beim Aufstehen kippelte das Board, aber Kim schaffte es, die Bewegung auszugleichen. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt, als sie schließlich auf dem Brett stand und die Handflächen aneinanderlegte.

»Verlagere das Gewicht auf den rechten Fuß, hebe den linken Fuß an und wandere mit der Sohle an der Innenseite deines Standbeins nach oben.«

Mandy führte die Übung vor. Bei ihr sah es total leicht aus. Marie und Franzi machten es sofort nach. Sie hatten keinerlei Probleme. Frau Jülich schwankte leicht, fand ihre Balance aber schnell wieder.

Kim verlagerte das Gewicht und hob vorsichtig den linken Fuß. Das Board neigte sich zur Seite. Hektisch versuchte sie, mit den Armen das Gleichgewicht zu halten. Zu spät! Ehe sie »Om« sagen konnte, landete sie mit einem Platsch im See.

Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen. Igitt, war das kalt!

Und nass!

Und MEGA peinlich!!

Immerhin war der See nicht besonders tief. Kim stieß sich vom sandigen Grund ab und schoss nach oben. Ihr Kopf durchstieß die Wasseroberfläche und sie schnappte nach Luft.

»Kim! Alles in Ordnung?« Frau Jülich kniete auf ihrem Board und runzelte besorgt die Stirn.

»Alles bestens«, knurrte Kim. Während sie sich mit einer Hand an ihrem Brett festhielt, fischte sie mit der anderen eine Alge aus ihren Haaren.

Mandy lächelte verständnisvoll. »Mach dir nichts draus. Du bist nicht die Erste, die beim SUP-Yoga baden geht.«

»Vielleicht musst du noch etwas an deinem inneren Gleichgewicht arbeiten«, witzelte Marie.

»Haha!« Kim knirschte mit den Zähnen. »Vielleicht brauchst du mal eine Abkühlung.« Sie tauchte zu Maries Board und wackelte daran.

»He!« Erschrocken riss Marie die Augen auf, bevor sie rückwärts ins Wasser plumpste.

Die Wellen ließen auch Franzis Brett schwanken. Franzi ruderte mit den Armen, während sie wie in Zeitlupe in den See fiel.

Japsend tauchte Marie auf und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Spinnst du?«

Kim kicherte. »Manchmal muss man eben einfach ins kalte Wasser springen.«

»Na warte, das kriegst du zurück!« Franzi spritzte Kim eine Ladung Seewasser ins Gesicht. Kim spritzte zurück und im Nu war eine feuchtfröhliche Wasserschlacht im Gang.

»Hört sofort auf damit, Mädchen!«, schimpfte Frau Jülich. »Macht nicht solche Well…«

Weiter kam sie nicht, weil die Wogen ihr Board erreichten. Mit einem spitzen Schrei stürzte Kims Mutter in den See. Das hatte einen Dominoeffekt zur Folge. Eine nach der anderen gingen die Kursteilnehmerinnen baden. Als Letzte sprang Mandy mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser.

»Tja, ich schätze, die Tiefenentspannung fällt heute aus«, stellte Franzi grinsend fest.

Eine halbe Stunde später saßen die drei !!! auf einer Bank am Seeufer. In der Umkleide des Kanuclubs, die die Teilnehmerinnen des Yogakurses mitbenutzen durften, hatten sie schnell geduscht und trockene Sachen angezogen.

Kim lehnte sich zurück und genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Für Ende September war es ungewöhnlich warm. Nachdem sie die Yogastunde hinter sich hatte, fühlte sie sich so entspannt wie schon lange nicht mehr.

»Also, ich finde SUP-Yoga cool.« Marie zog eine Bürste aus ihrem Rucksack, um ihre feuchten Haare zu kämmen.

»Ich auch«, sagte Franzi. »Und unsere Wasserschlacht war richtig lustig.«

»Das fand Mama leider nicht.« Kim öffnete die Augen. Ihre Mutter trat gerade aus dem Vereinsheim. Mit energischen Schritten kam sie auf die Mädchen zu.

»Das war das erste und letzte Mal, dass ich dich zum SUP-Yoga mitgenommen habe, Kim Jülich!«, schimpfte sie.

Kim stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ein Glück!«

»Was soll das heißen?« Frau Jülich runzelte die Stirn. »Ich dachte, du freust dich, wenn wir etwas Mutter-Tochter-Zeit miteinander verbringen.«

»Das tue ich auch«, versicherte Kim schnell. »Aber ehrlich gesagt würde ich lieber etwas anderes machen. Wie wär’s, wenn wir nächstes Mal einen Kakao Spezial im Café Lomo trinken? Und danach ein bisschen in der Krimibuchhandlung stöbern?«

Frau Jülich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann nickte sie. »Gute Idee!« Sie zog die Autoschlüssel aus ihrer Umhängetasche. »Ich muss jetzt los und noch etwas arbeiten. Bald stehen die Projekttage mit meiner vierten Klasse an, da gibt es noch viel vorzubereiten.«

»Um welches Thema geht es denn?«, erkundigte sich Marie.

»Wald und Naturschutz«, erklärte Kims Mutter. »Ich möchte mit den Kindern in den Urwald fahren.«

»Sie fliegen nach Südamerika?«, fragte Franzi überrascht. »Mit Grundschülern?«

Frau Jülich lachte. »Nein, nur in den Firmbacher Forst. Das ist ungefähr eine Autostunde von hier entfernt. Urwald bedeutet in diesem Fall, dass der Wald seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet und komplett der Natur überlassen wurde.«

»Klingt spannend.« Franzi band sich ihre roten Haare zu zwei Zöpfen. »Da gibt es bestimmt viele seltene Tier- und Pflanzenarten.«

Frau Jülich nickte. »Ich will mit meiner Klasse in eine ehemalige Försterei fahren, die am Rand des Urwalds liegt. Dort werden naturkundliche Wanderungen und viele andere Aktivitäten für Schulklassen und Jugendgruppen angeboten.« Sie zog einen Flyer aus ihrer Umhängetasche und reichte ihn Franzi. »Schau doch mal rein, falls es dich interessiert.«

»Cool, danke!« Franzi liebte nicht nur Sport über alles, sondern auch Tiere und die Natur. Seit einer Weile war sie zusammen mit ihrer älteren Schwester Chrissie in einer Klimaschutzgruppe aktiv, die sich Friends for Future nannte. 

Frau Jülich winkte den Mädchen zu und ging zu ihrem Auto.

Kim warf einen Blick auf die Uhr. »David müsste auch gleich hier sein.« Sie war mit dem Fahrrad gekommen, statt mit ihrer Mutter zu fahren, weil sie nach dem Yoga mit ihrem Freund verabredet war.

»Was habt ihr vor?«, erkundigte sich Franzi.

Kim zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. David hat sich ganz kurzfristig gemeldet, weil ein Fotoshooting ausgefallen ist.«

»Ist er immer noch so beschäftigt mit seinem Model-Job?« Marie verstaute die Bürste wieder in ihrem Rucksack.

Davids Mutter arbeitete als Fotografin und ihr Sohn war eher unfreiwillig zu einem gefragten Model für Werbekampagnen aller Art geworden.

Kim nickte. »Hab ich eigentlich erzählt, dass die Zwillinge letztens bei einem Shooting mitgemacht haben?«

»Nein!« Marie riss die Augen auf. »Deine chaotischen Brüder als Models? Kann ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen.«

Kim kicherte. »Ging mir genauso. Es war auch eher Zufall. David hatte ein Fotoshooting für Sportklamotten. Es sollten noch zwei kleinere Jungs dabei sein, aber die sind kurzfristig krank geworden. Der Fotograf hat so schnell keinen Ersatz gefunden, deshalb hat David Ben und Lukas vorgeschlagen.«

»Der arme Fotograf!« Franzi grinste. »Wie lange haben deine Brüder gebraucht, um ihn in den Wahnsinn zu treiben?«

Kim lachte. »David meinte, sie hätten ihre Sache gar nicht so schlecht gemacht. Leider halten sie sich seitdem für Supermodels und sind noch unausstehlicher als sonst. Jedenfalls bin ich froh, dass ich David mal wieder zu Gesicht bekomme. In letzter Zeit hatte er so viele Termine, dass er völlig abgetaucht war.«

»Kommt mir bekannt vor.« Franzi seufzte. »Ich hab Blake eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen.«

»Ist er mal wieder verreist?«, fragte Marie.

Franzi nickte. »Dieses Wochenende leitet er einen WCMX-Workshop in Berlin. Nächste Woche ist er in Hamburg und in den Herbstferien fährt er zu einem Skate-Event nach Paris.«

»Wow!« Marie pfiff durch die Zähne. »Klingt ziemlich cool.«

Franzis Freund Blake war genauso sportlich wie sie. Seine Leidenschaft war Wheelchair Motocross (kurz WCMX), also Skaten im Rollstuhl. Um diese Sportart bekannter zu machen, war er als Botschafter in ganz Deutschland und manchmal sogar im Ausland unterwegs.

»Ist es auch.« Franzi versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht so recht.

»Hattet ihr wieder Stress?«, fragte Kim.

Franzi schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Wie auch, wenn wir uns nie treffen? In den letzten Wochen hatten wir hauptsächlich per Handy Kontakt.«

»Das ist bestimmt nur eine Phase«, tröstete Marie sie. »Sag Blake doch einfach, dass du mehr Zeit mit ihm verbringen möchtest.«

»Manchmal bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das wirklich will …«, murmelte Franzi.

»Was soll das heißen?« Kim runzelte die Stirn.

Franzi zuckte mit den Schultern. »Ach, nichts.«

Kim wollte gerade nachhaken, als sie David entdeckte, der neben dem Bootshaus vom Rad sprang und es an einem Laternenpfahl anschloss. Zwei Mädchen, die Arm in Arm zum See spazierten, blieben stehen und starrten ihn an, während sie miteinander tuschelten.

Kim verdrehte die Augen. »Achtung, Groupie-Alarm!«

Tatsächlich ging eins der Mädchen auf David zu und sprach ihn mit einem strahlenden Lächeln an. Davids Lächeln hingegen wirkte etwas gequält. Als das Mädchen ihm einen Zettel und einen Stift in die Hand drückte, kritzelte er etwas auf das Blatt und reichte es ihm. Das Mädchen bedankte sich und kehrte zufrieden zu seiner Freundin zurück.

Kopfschüttelnd kam David auf die drei !!! zu und begrüßte Kim mit einem Kuss.

»Wollte die echt ein Autogramm von dir?«, fragte Marie ungläubig.

David wurde rot. »Total bescheuert, oder?«

Eigentlich war er eher schüchtern. Deshalb war es ihm unangenehm, dass er ab und zu auf der Straße erkannt wurde, seit er regelmäßig modelte.

»Du bist eben eine Berühmtheit«, stellte Franzi fest.

»Quatsch.« David winkte ab. »Wenn hier jemand berühmt ist, dann ihr.«

Kim, Franzi und Marie waren nicht nur beste Freundinnen, sondern auch Detektivinnen. Als Die drei !!! hatten sie schon fast hundert Fälle gelöst und viele Verbrecher hinter Gitter gebracht. Ein paarmal hatte sogar die Zeitung darüber berichtet. Dass die Mädchen auf der Straße erkannt und um ein Autogramm gebeten wurden, kam allerdings eher selten vor.

»Ich muss los.« Franzi stand auf. »Hab Tinka noch einen Ausritt versprochen.«

Franzis Rappstute lebte in einer gemütlichen Box auf dem Winklerhof, verbrachte aber die meiste Zeit draußen auf der Weide. Franzi liebte sie über alles.

»Ich bin auch weg.« Marie erhob sich ebenfalls. »Viel Spaß, ihr zwei!« Sie zwinkerte Kim zu, bevor sie in Richtung Fahrradständer verschwand.

David legte Kim einen Arm um die Schulter. »Warum haben die beiden es denn plötzlich so eilig? Liegt das an mir?«

Kim schüttelte den Kopf. »Sie wollen uns nur etwas Privatsphäre lassen. So selten, wie wir uns gerade sehen, ist schließlich jede Minute kostbar.«

»Stimmt.« David zog sie an sich. »Ich hab dich vermisst.«

Kim lächelte. »Ich dich auch.« Glücklich schlang sie die Arme um Davids Taille und küsste ihn.

Klitzekleine Überraschung

»Aufmachen!« Energisch klopfte Kim an die Badezimmertür.

»Besetzt!«, rief Ben.

»Kann noch ein bisschen dauern«, fügte Lukas hinzu.

Kim stöhnte. Seit einer Dreiviertelstunde blockierten die Zwillinge das Bad. Was kein Problem gewesen wäre, wenn Kim eine Ausweichmöglichkeit gehabt hätte. Aber anders als bei Marie, die mit ihrer Familie in einer großzügigen Villa lebte, gab es bei Jülichs nur ein Bad, das sich alle teilen mussten. Was manchmal echt nervig war.

Kim schlug mit der Faust gegen die Tür. »Ihr seid nicht allein auf der Welt! Ich will ins Bad, und zwar sofort!«

»Geh doch unten aufs Klo«, schallte es durch die Tür.

Im Erdgeschoss befand sich ein kleines Gäste-WC, in dem es immer intensiv nach dem Basilikum-Thymian-Raumduft roch, den Frau Jülich dort aufstellte.

»Ich muss nicht aufs Klo«, informierte Kim ihre Brüder.

»Warum machst du dann so einen Stress?«

»Genau, hör endlich auf zu nerven!«

»Ich muss gleich los und will mich vorher noch frisch machen«, erklärte Kim.

Allmählich wurde sie sauer. Kim hasste es, zu spät zu kommen. Wenn sie nicht in fünf Minuten aufs Fahrrad stieg, würde sie es nicht mehr pünktlich zu Winklers schaffen. Franzi hatte ihre Freundinnen zum Abendessen eingeladen. Hinterher wollten sie es sich in Franzis Zimmer gemütlich machen und einen Film gucken. Endlich mal wieder ein entspannter Mädelsabend. Der jetzt leider völlig unentspannt begann. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Kim, Einzelkind zu sein.

»AUF-MA-CHEN!« Rhythmisch hämmerte sie gegen die Tür.