Die drei Musketiere. Band III - Alexandre Dumas - E-Book

Die drei Musketiere. Band III E-Book

Dumas Alexandre

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Beschreibung

DIE DREI MUSKETIERE Der junge d´Artagnan trifft in Paris ein, um sich der Elitegarde des Königs anzuschließen. Aber kaum angekommen, fordert er durch eine Verkettung unglücklicher Umstände unmittelbar drei Männer gleichzeitig zum Duell: Porthos, Athos und Aramis. Diese drei sind unzertrennliche Freunde und gehören ausgerechnet zu der Garde, in deren Dienst sich d´Artagnan gerne begeben möchte. Das Duell wird jedoch jäh unterbrochen, und unvermittelt findet sich d´Artagnan Seite an Seite mit den drei Musketieren gegen einen neuen gemeinsamen Feind. Es gelingt ihnen, den Angriff abzuwehren. Die drei Musketiere sind durch d´Artagnans Fähigkeiten mit dem Degen und seinen Wagemut beeindruckt, und bald schon werden sie Freunde. Doch seine Loyalität gegenüber den neuen Verbündeten bringt d´Artagnan auf den tödlichen Pfad der Machenschaften des intriganten Kardinals Richelieu. Als sich der junge Held in die schöne, aber unzugängliche Constance verliebt, findet er sich endgültig in einer Welt von Mord, Verschwörungen und Lügen wieder, in der er sich nur auf die Musketiere verlassen kann. Und im Hintergrund webt die mysteriöse und undurchschaubare Lady de Winter ihre Fäden, um ganz eigene Ziele zu erreichen. »Die drei Musketiere« ist nach wie vor eines der einflussreichsten und beliebtesten Werke der französischen Literatur. Dieses ist der dritte von vier Bänden. Der Umfang des dritten Bandes entspricht ca. 300 Buchseiten. Die Reihe IM ZEICHEN DER MUSKETIERE Die vierbändige Reihe DIE DREI MUSKETIERE ist die erste eigenständige Sequenz der übergeordneten und insgesamt 18 Teile umfassenden Reihe IM ZEICHEN DER MUSKETIERE, die insgesamt aus drei solchen eigenständigen Sequenzen besteht: DIE DREI MUSKETIERE (4 Teile), ZWANZIG JAHRE NACHHER (4 Teile) und DER GRAF VON BRAGELONNE (10 Teile). Die Geschichte um die drei Musketiere wurde häufig verfilmt. Bekannt ist auch die Verfilmung eines Handlungsstrangs aus dem GRAF VON BRAGELONNE unter dem Titel »Der Mann mit der eisernen Maske«. Die Geschichte rankt um einen möglichen Zwillingsbruder des Königs Ludwig XIV., der in der Bastille gefangen gehalten wurde und eine eiserne Maske tragen musste, um seine wahre Identität zu verbergen. Insgesamt umfasst die komplette Reihe etwa 5.500 Seiten voller Abenteuer, Liebe und Heldenmut. Diese Reihe präsentiert die ungekürzte Übersetzung aus dem Französischen von August Zoller in einer sprachlich überarbeiteten und modernisierten Neuausgabe.

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ALEXANDRE DUMAS

 

DIE DREI MUSKETIERE

 

HISTORISCHER ROMAN

IN VIER BÄNDEN

 

 

BAND III

 

 

Ungekürzte, sprachlich überarbeitete und modernisierte Neuausgabe

auf Grundlage der Übertragung aus dem Französischen von August Zoller

 

 

 

 

 

 

 

DIE DREI MUSKETIERE wurde zuerst veröffentlicht in der Zeitung Le Siècle, Paris 1844.

 

 

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von: apebook

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2020

Sprachlich überarbeitete und modernisierte Neuausgabe der ungekürzten Übertragung

aus dem Französischen von August Zoller.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

Dieses Buch ist Teil der ApeBook Classics (Nr. 74): Klassische Meisterwerke der Literatur als Paperback und eBook.

Weitere Informationen am Ende des Buches und unter:

 

www.apebook.de

 

ISBN 978-3-96130-300-7

 

Buchgestaltung: SKRIPTART

 

www.skriptart.de

Alle verwendeten Bilder und Illustrationen sind – sofern nicht anders ausgewiesen – nach bestem Wissen und Gewissen frei von Rechten Dritter, bearbeitet von SKRIPTART.

Alle Rechte vorbehalten.

© apebook 2020

 

 

 

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DIE DREI MUSKETIERE

 

Band I

Band II

Band III

Band IV

 

 

ZWANZIG JAHRE NACHHER

 

Band I

Band II

Band III

Band IV

 

 

DER GRAF VON BRAGELONNE

 

Band I

Band II

Band III

Band IV

Band V

Band VI

Band VII

Band VIII

Band IX

Band X

 

 

 

 

 

 

KARTE

 

von

 

FRANKREICH IM 17. JAHRHUNDERT

 

 

Inhaltsverzeichnis

DIE DREI MUSKETIERE. Band III

Frontispiz

Impressum

Karte

Dritter Band

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

XIII.

XIV.

XV.

XVI.

XVII.

XVIII.

Eine kleine Bitte

Direktlinks zu den einzelnen Bänden

Gesamtüberblick IM ZEICHEN DER MUSKETIERE

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Zu guter Letzt

 

 

DRITTER BAND

 

I.

Worin von der Equipirung von Aramis undPorthos die Rede ist.

Seitdem jeder dervier Freunde seiner Equipirung nachjagte, fand keine bestimmteZusammenkunft mehr unter ihnen statt; die Einen speisten ohne dieAndern, wo man sich traf, oder vielmehr man traf sich, wo man konnte.Der Dienst nahm auch einen Teil der so schnell verrinnenden Zeitweg. Nur hatte man sich verabredet, einmal wöchentlich gegen ein Uhrbei Athos zusammen zu kommen, weil der letztere seinem Schwure getreunicht mehr über seine Türschwelle ging.

Gerade der Tag, an welchem Ketty d'Artagnan aufgesucht hatte, war auch der Tag der Zusammenkunft. Kaum hatte Ketty das Haus verlassen, als sich d'Artagnan nach der Rue Ferou wandte.

Er fand Athos und Aramis, welche philosophierten. Aramis war halb Willens, zu der Sutane zurückzukehren. Athos riet ihm, seiner Gewohnheit gemäß, weder ab, noch ermutigte er ihn dazu. Athos war dafür, Jedem seinen freien Willen zu lassen. Er gab nur Ratschläge, die man von ihm forderte, und man mußte sie zweimal fordern.

»Im Allgemeinen fordert man Ratschläge nur,« sagte er, »um sie nicht zu befolgen, oder wenn man sie befolgt, um Jemand zu haben, dem man einen Vorwurf daraus machen kann, daß er sie gegeben.«

Porthos kam einen Augenblick nach d'Artagnan. Die Versammlung der vier Freunde war also vollzählig.

Die vier Gesichter drückten vier verschiedene Gefühle aus: das von Porthos Ruhe, das von d'Artagnan Hoffnung, das von Aramis Unruhe, das von Athos Sorglosigkeit.

Nach einem kurzen Gespräch, in welchem Porthos durchblicken ließ, eine sehr hochgestellte Person wolle es gütigst übernehmen, ihn aus der Verlegenheit zu ziehen, trat Mousqueton ein. Er bat Porthos, in seine Wohnung zu kommen, wo, wie er mit sehr kläglicher Miene sagte, seine Gegenwart dringend notwendig sei.

»Betrifft es meine Equipirung?« fragte Porthos.

»Ja und nein,« antwortete Mousqueton.

»Aber was willst Du denn? …«

»Kommt, gnädiger Herr!«

Porthos stand auf, grüßte seine Freunde und folgte Mousqueton.

Einen Augenblick später erschien Bazin auf der Türschwelle.

»Was willst Du von mir, mein Freund?« sagte Aramis mit jener Weichheit der Sprache, die man jedes Mal bei ihm bemerkte, so oft ihn seine Gedanken zu der Kirche zurückführten.

»Ein Mann erwartet den gnädigen Herrn zu Hause,« antwortete Bazin.

»Ein Mann! was für ein Mann?«

»Ein Bettler.«

»Gib ihm ein Almosen, Bazin, und sage ihm, er möge für einen armen Sünder beten.«

»Dieser Bettler will mit aller Gewalt Euch sprechen, und behauptet, Ihr würdet sehr erfreut sein, ihn zu sehen.«

»Hat er nichts Besonderes für mich?«

»Allerdings. ›Wenn Herr Aramis,‹ sagte er, ›mich nicht sogleich aufsuchen will, so meldet ihm, ich komme von Tours.‹

»Von Tours? ich gehe!« rief Aramis. »Meine Herren, ich bitte tausendmal um Vergebung, aber ohne Zweifel bringt mir dieser Mensch Nachrichten, welche ich erwarte.« So sprechend stand er auf und entfernte sich rasch.

Es blieben noch Athos und d'Artagnan.

»Ich glaube, daß diese Spitzbuben ihre Sachen gefunden haben. Was denkt Ihr davon, d'Artagnan?« sagte Athos.

»Ich weiß, daß Porthos im schönsten Zug ist,« erwiderte d'Artagnan, »und in Bezug auf Aramis bin ich in der Tat nie ernstlich in Unruhe gewesen. Aber Ihr, mein lieber Athos, der Ihr so edelmütig die Pistolen des Engländers ausgeteilt habt, die Euch von Rechts wegen zukamen, was gedenkt Ihr zu tun?«

»Ich bin sehr froh, daß ich diesen Schurken getötet habe, da er die alberne Neugierde hatte, meinen wahren Namen erfahren zu wollen; aber wenn ich seine Pistolen eingesackt hätte, so würden sie mich drücken, wie ein Gewissensbiß.«

»Ei, ei, mein lieber Athos, Ihr habt ein wahrhaft unbegreifliches Zartgefühl.«

»Lassen wir das! Apropos, Herr von Treville, der mich gestern mit seinem Besuch beehrte, sagte mir, daß Ihr sehr häufig die verdächtigen Engländer besuchet, welche der Kardinal beschützt.«

»Das heißt, daß ich einer Engländerin meinen Besuch mache, derjenigen, von welcher ich mit Euch gesprochen habe.«

»Ah, ja, die blonde Frau, in Bezug auf welche ich Euch Ratschläge gab, die Ihr natürlich nicht befolgt habt.«

»Ich habe Euch meine Gründe genannt. Ich bin jetzt fest überzeugt, daß diese Dame bei der Entführung der Frau Bonacieux mitgewirkt hat.«

»Ja, und ich begreife, daß Ihr, um eine Frau aufzufinden, einer andern den Hof macht. Das ist der längste Weg, aber der unterhaltendste.«

Wir wollen die zwei Freunde, die sich nichts Wichtiges zu sagen hatten, verlassen, um Aramis zu folgen.

Wir haben gesehen, mit welcher Geschwindigkeit der junge Mann, bei der Nachricht, daß sein Unbekannter von Tours komme, Bazin folgte, oder vielmehr ihm vorauslief. Er machte gleichsam nur einen Sprung von der Rue Ferou nach der Rue Vaugirard.

Beim Eintritt in seine Wohnung fand er wirklich einen Mann von kleinem Wuchs und gescheiten Augen, aber mit Lumpen bedeckt.

»Ihr verlangt nach mir,« sagte der Musketier.

»Das heißt, ich verlange nach Herrn Aramis. Heißt Ihr so?«

»Allerdings. Habt Ihr mir etwas zu übergeben?«

»Ja, wenn Ihr mir ein gewisses gesticktes Taschentuch zeigt.«

»Hier ist es,« sprach Aramis, indem er einen Schlüssel aus der Brust zog und ein kleines, mit Perlmutter inkrustiertes Kistchen von Ebenholz öffnete, »seht, hier ist es.«

»Gut,« sprach der Bettler, »schickt Euren Bedienten weg.«

Bazin hatte wirklich, um zu erfahren, was der Bettler von seinem Herrn wollte, gleichen Schritt mit ihm gehalten und war beinahe zugleich mit ihm angekommen. Aber diese Geschwindigkeit nützte ihn nicht sehr viel. Auf diese Aufforderung des Bettlers gab ihm sein Herr ein Zeichen, sich zu entfernen, und er mußte gehorchen.

Sobald Bazin sich entfernt hatte, warf der Bettler einen raschen Blick umher, um sich zu versichern, daß ihn Niemand hören oder sehen konnte, öffnete seine mit einem ledernen Gürtel nur schlecht verschlossene, zerlumpte Überweste, und fing an, sein Wams oben aufzutrennen, aus dem er einen Brief hervorzog.

Aramis stieß ein Freudengeschrei bei dem Anblick des Siegels aus und öffnete mit beinahe religiöser Ehrfurcht den Brief, welcher Folgendes enthielt:

»Freund! das Schicksal will, daß wir noch einige Zeit getrennt sein sollen; aber die schönen Tage der Jugend sind nicht unwiederbringlich verloren. Tut Eure Pflicht im Felde, ich tue die meinige anderswo. Nehmt, was der Überbringer Euch zustellen wird. Macht den Feldzug als schöner und braver Edelmann mit, und denkt an mich. Adieu, oder vielmehr auf Wiedersehen!«

Der Bettler trennte immer noch auf. Er zog aus seinen schmutzigen Kleidern hundert und fünfzig Doppelpistolen hervor, die er auf dem Tisch an einander reihte; dann öffnete er die Tür, grüßte und ging ab, ohne daß der erstaunte junge Mann ihm ein Wort hatte sagen können.

Aramis las den Brief noch einmal und bemerkte, daß derselbe eine Nachschrift hatte.

»N. S. Ihr könnt dem Überbringer einen guten Empfang zu Teil werden lassen. Er ist Graf und Grand von Spanien.«

»Goldene Träume!« rief Aramis, »oh! das schöne Leben! ja, wir sind jung! ja, wir werden noch schöne Tage haben! oh! Dir! Dir meine Liebe, mein Blut, mein Dasein! Alles, Alles, Alles, meine schöne Geliebte!«

Und er küßte den Brief leidenschaftlich, ohne nur das Gold anzuschauen, das auf dem Tische funkelte.

Bazin kratzte an der Tür, Aramis hatte keine Ursache mehr ihn entfernt zu halten, und erlaubte ihm einzutreten.

Bazin blieb beim Anblick des Goldes ganz erstaunt stehen und vergaß d'Artagnan zu melden, der aus Neugierde in Betreff des Bettlers zu Aramis kam, nachdem er Athos verlassen hatte.

Da sich aber d'Artagnan bei Aramis keinen Zwang antat, so meldete er sich selbst, als er sah, daß ihn Bazin vergaß.

»Ah, Teufel, mein lieber Aramis,« sprach d'Artagnan, »wenn das die Pflaumen sind, die man Euch von Tours schickt, so macht dem Gärtner, der sie pflanzt, mein Kompliment.«

»Ihr täuscht Euch, mein Lieber,« erwiderte der allzeit verschwiegene Aramis. »Mein Buchhändler hat mir so eben das Honorar für das Gedicht in einsilbigen Versen geschickt, das ich da unten angefangen habe.«

»Ah, wahrhaftig?« rief d'Artagnan. »Nun wohl! Euer Buchhändler ist splendid, mein lieber Aramis; das ist Alles, was ich sagen kann.«

»Wie, gnädiger Herr,« rief Bazin, »ein Gedicht wird so hoch bezahlt? Das ist unglaublich! Oh, gnädiger Herr! Ihr macht Alles, was Ihr wollt, Ihr könnt es noch so weit bringen, wie Herr Voiture und Herr von Benserade.«

»Bazin, mein Freund,« sagte Aramis, »ich glaube, Du mischest Dich in das Gespräch.«

Bazin begriff, daß er Unrecht hatte, senkte den Kopf und trat ab.

»Wie?« sprach d'Artagnan lächelnd. »Ihr laßt Euch Eure Erzeugnisse mit Gold aufwiegen? Ihr seid sehr glücklich, mein Freund! Aber nehmt Euch in Acht, Ihr verliert den Brief, der aus Eurer Kasake hervorsieht und ohne Zweifel auch von Eurem Buchhändler kommt.«

Aramis errötete bis unter das Weiß der Augen, drückte seinen Brief tiefer hinein und knöpfte sein Wams wieder zu.

»Mein lieber d'Artagnan,« sagte er, »wir wollen, wenn es Euch genehm ist, unsere Freunde aufsuchen, und da ich jetzt reich bin, heute wieder anfangen mit einander zu dinieren, bis Ihr ebenfalls reich seid.«

»Meiner Treu!« erwiderte d'Artagnan, »mit großem Vergnügen. Wir haben seit geraumer Zeit kein anständiges Mittagsmahl mehr eingenommen, und da ich, für meinen Teil, diesen Abend ein etwas gewagtes Unternehmen auszuführen habe, so wäre es mir, ehrlich gestanden, nicht unangenehm, den Kopf mit einigen Flaschen altem Burgunder zu erwärmen.«

»Es mag sein, alter Burgunder, ich hasse ihn auch nicht,« sprach Aramis, dem der Anblick des Goldes die Gedanken an Zurückgezogenheit abgestreift hatte.

Er steckte drei bis vier Doppelpistolen in seine Tasche, um den Bedürfnissen des Augenblicks zu genügen, und schloß die übrigen in das mit Perlmutter inkrustierte Kistchen von Ebenholz, worin das bereits bekannte Taschentuch lag, das ihm als Talisman gedient hatte.

Die zwei Freunde begaben sich zuerst zu Athos, der es, getreu seinem Schwur nicht auszugehen, übernahm, das Mittagbrot in seine Wohnung bringen zu lassen. Da er sich sehr gut auf die gastronomischen Einzelheiten verstand, so machten d'Artagnan und Aramis keine Schwierigkeit, ihm diese wichtige Sorge zu überlassen.

Sie waren auf dem Wege zu Porthos, als sie an der Ecke der Rue du Bac Mousqueton begegneten, der mit kläglicher Miene ein Maultier und ein Pferd vor sich hertrieb.

D'Artagnan stieß einen Schrei des Erstaunens aus, dem es nicht an einer Beimischung von Freude fehlte.

»Ah! mein gelbes Pferd!« rief er, »seht dieses Pferd an!«

»Oh! die abscheuliche Mähre!« sagte Aramis.

»Was wollt Ihr, mein Lieber,« versetzte d'Artagnan, »das ist das Pferd, auf welchem ich nach Paris gekommen bin.«

»Wie, der gnädige Herr kennt dieses Pferd?« sprach Mousqueton.

»Es hat eine ganz originelle Farbe,« rief Aramis, »es ist das einzige, das ich mit einer solchen Haut gesehen habe.«

»Ich glaube wohl!« sagte d'Artagnan, »ich habe es auch um drei Taler verkauft, und das muß der Haut wegen gewesen sein, denn das Gerippe ist sicherlich keine achtzehn Livres wert. Aber wie kommt dieses Pferd in Deine Hände, Mousqueton?«

»Oh! sprecht mir nicht hievon, gnädiger Herr,« erwiderte der Bediente, »das ist ein abscheulicher Streich vom Gemahle unserer Herzogin.«

»Wie so, Mousqueton?«

»Ja, wir sind sehr wohl gelitten bei einer Frau von hohem Stande, bei der Herzogin von ... Doch um Vergebung, mein Herr hat mir Verschwiegenheit empfohlen. Sie hatte uns genötigt, ein kleines Andenken, ein spanisches Roß und ein andalusisches Maultier anzunehmen, und Beides war herrlich anzuschauen. Der Gemahl erfuhr die Sache, konfiscierte unterwegs die zwei prächtigen Tiers, die man uns schickte, und vertauschte sie mit diesen abscheulichen Bestien.«

»Die Du ihm zurückbringst?«

»Natürlich,« antwortete Mousqueton. »Ihr begreift, daß wir keine solchen Tiere für diejenigen annehmen können, welche uns versprochen waren.«

»Nein, bei Gott! obgleich ich Porthos gerne auf meinem gelben Pferde gesehen haben möchte. Das hätte mir eine Idee davon gegeben, wie ich aussah, als ich nach Paris kam. Aber wir wollen Dich nicht aufhalten, Mousqueton; geh und besorge den Auftrag Deines Herrn. Ist er zu Hause?«

»Ja, gnädiger Herr; aber in sehr verdrießlicher Laune,« sprach Mousqueton.

Und er setzte seinen Weg nach dem Quai des Grands-Augustins fort, während die zwei Freunde an der Tür des unglücklichen Porthos läuteten. Dieser hatte sie durch den Hof schreiten sehen, und war nicht Willens zu öffnen. Sie klopften also vergebens.

Mousqueton aber trieb seine zwei Mähren vor sich her über den Pont Neuf und erreichte die Rue aux Ours. Hier angelangt, band er, nach dem Befehle seines Herrn, Pferd und Maultier an den Türklopfer des Procurators und kehrte sodann, ohne sich um ihr ferneres Schicksal zu bekümmern, zu seinem Herrn zurück, um diesem zu melden, daß sein Auftrag vollzogen sei.

Nach einiger Zeit machten die unglücklichen Tiers, die seit dem Morgen nichts gefressen hatten, dadurch, daß sie den Klopfer aufhoben und wieder fallen ließen, einen solchen Lärm, daß der Procurator seinem Gassenjungen befahl, sich in der Nachbarschaft zu erkundigen, wem das Pferd und das Maultier gehörten.

Madame Coquenard erkannte ihr Geschenk und konnte Anfangs diese Zurücksendung gar nicht begreifen; aber bald bekam sie Licht durch den Besuch des Musketiers. Der Zorn, der in seinen Augen funkelte, obschon er an sich zu halten suchte, erschreckte die empfindsame Liebende. Mousqueton hatte seinem Herrn wirklich nicht verborgen, daß er d'Artagnan und Aramis begegnet war, und daß d'Artagnan in dem gelben Pferde die Bearner Mähre erkannt, auf der er nach Paris gekommen war und die er sodann um drei Taler verkauft hatte.

Porthos entfernte sich, nachdem er der Procuratorin im Kloster Saint-Magloire Rendezvous gegeben hatte. Als der Procurator Porthos gehen sah, lud er ihn zum Mittagessen ein, der Musketier aber schlug diese Einladung mit einer Miene voll Majestät aus.

Madame Coquenard begab sich ganz zitternd nach dem Kloster Saint-Magloire, denn sie ahnte die Vorwürfe, die ihrer harrten, aber sie wurde gänzlich geblendet durch die großartigen Manieren von Porthos.

Alles was ein in seiner Eitelkeit verletzter Mensch von Verwünschungen und Vorwürfen auf das Haupt einer Frau herabströmen lassen kann, ließ Porthos auf das gebeugte Haupt der Procuratorin strömen.

»Ach! ich glaubte äußerst klug zu Werke zu gehen,« sagte sie. »Einer von unsern Kunden ist Pferdehändler; er war der Schreibstube Geld schuldig und zeigte sich hartnäckig; ich nahm das Maultier und das Pferd für das, was wir von ihm zu fordern hatten. Er versprach mir zwei königliche Tiere.«

»Wohl! Madame,« erwiderte Porthos, »wenn er Euch mehr als fünf Taler schuldig war, so ist Euer Pferdehändler ein Dieb.«

»Es ist nicht verboten, das Wohlfeile zu suchen, Herr Porthos,« entgegnete die Procuratorsfrau, sich entschuldigend.

»Nein, Madame, aber diejenigen, welche das Wohlfeile suchen, müssen Anderen erlauben, sich nach edelmütigeren Freunden umzusehen.«

Hierauf wandte sich Porthos auf den Absätzen und machte einen Schritt um sich zu entfernen.

»Herr Porthos! Herr Porthos!« rief die Procuratorin, »ich habe Unrecht, ich erkenne es; ich hätte nicht feilschen sollen, da es sich darum handelte, einen Kavalier, wie Ihr seid, zu equipieren.«

Porthos machte, ohne zu antworten, einen zweiten Schritt zum Rückzug.

Die Procuratorin glaubte ihn in einer glänzenden Wolke zu erblicken, umgeben von lauter Herzoginnen uns Marquisen, die ihm Säcke voll Gold vor die Füße warfen.

»Bleibt doch um's Himmels willen, Herr Porthos!« rief sie, »bleibt und laßt mit Euch sprechen.«

»Mit Euch sprechen bringt mir Unglück,« entgegnete Porthos.«

»Sagt mir doch, was wünscht Ihr?«

»Nichts; denn das kommt gerade auf dasselbe heraus, als wenn ich etwas wünschen würde.«

Die Procuratorin hing sich Porthos an den Arm und rief in überströmendem Schmerz:

»Herr Porthos, ich bin unwissend in allen diesen Dingen. Weiß ich, was ein Pferd ist! Weiß ich, was Equipirung heißt?«

»Dann müßt Ihr Euch an mich halten, der ich mich darauf verstehe; aber Ihr wolltet sparen und folglich auf Wucher leihen.«

»Das war Unrecht von mir, Herr Porthos, und ich werde es auf mein Ehrenwort wieder gut machen.«

»Und wie dies?« fragte der Musketier.

»Hört. Diesen Abend geht Coquenard zu dem Herrn Herzog von Chaulnes, der ihn hat rufen lassen. Es findet eine Beratung statt, welche wenigstens zwei Stunden dauert. Kommt zu mir, wir werden allein sein und unsere Angelegenheiten ordnen.«

»Gut. Das heiße ich vernünftig sprechen, meine Liebe.«

»Ihr verzeiht mir?«

»Wir werden sehen,« erwiderte Porthos majestätisch.

Und sie trennten sich nach wiederholtem: »Diesen Abend also.«

»Teufel!« dachte Porthos auf dem Rückweg, »es scheint mir, ich komme dem Geldkasten des Herrn Coquenard immer näher.

II.

Bei Nacht sind alle Katzen grau.

Der so ungeduldig von Porthos und von d'Artagnan erwartete Abend kam.

D'Artagnan fand sich wie gewöhnlich gegen neun Uhr bei Mylady ein. Er traf sie in der angenehmsten Laune, nie hatte sie ihn so gut empfangen. Unser Gascogner sah auf den ersten Blick, daß Ketty ihrer Gebieterin das vermeintliche Billet des Grafen von Wardes zugestellt hatte, und daß dieses Billet seine Wirkung hervorbrachte.

Ketty trat ein, um Sorbets zu reichen. Ihre Gebieterin machte ihr die freundlichste Miene, lächelte ihr auf das Anmutigste zu; aber die Arme war so traurig über die Anwesenheit d'Artagnans bei Mylady, daß sie das Wohlwollen der letzteren gar nicht gewahr wurde.

D'Artagnan schaute die zwei Frauen nach einander an und mußte sich gestehen, daß sich die Natur bei ihrer Hervorbringung getäuscht hatte; der vornehmen Dame hatte sie eine giftige, treulose Seele, der Zofe ein liebendes, treues Herz gegeben.

Um zehn Uhr fing Mylady an, unruhig zu scheinen; d'Artagnan erriet ihre Gedanken sehr wohl; sie schaute auf die Uhr, erhob sich, setzte sich wieder und lächelte d'Artagnan mit einer Miene zu, als wollte sie sagen; »Ihr seid allerdings liebenswürdig, aber Ihr wäret allerliebst, wenn Ihr Euch entferntet.«

D'Artagnan stand auf und nahm seinen Hut; Mylady reichte ihm die Hand zum Kusse. Der junge Mann fühlte, daß sie ihm seine Hand drückte, und begriff, daß er diese Gunst einem Gefühl, nicht der Koketterie, sondern der Dankbarkeit für seinen Aufbruch verdankte.

»Sie liebt ihn wahnsinnig!« murmelte er.

Diesmal erwartete ihn Ketty weder im Vorzimmer, noch auf der Flur, noch im Torweg. D'Artagnan mußte ganz allein die Treppe und das kleine Zimmer finden.

Ketty hatte an einem Tisch sitzend das Gesicht in den Händen verborgen und weinte.

Sie hörte d'Artagnan eintreten, aber sie hob den Kopf nicht in die Höhe. Der junge Mann näherte sich ihr und nahm sie bei der Hand; dann brach sie in ein Schluchzen aus.

Mylady hatte, wie d'Artagnan voraussetzte, als sie den Brief erhielt, den sie für eine Antwort des Grafen von Wardes hielt, im Übermaß der Freude der Zofe alles gesagt und ihr als Belohnung für die Art und Weise, wie sie sich ihres Auftrags entledigt, eine Börse geschenkt.

In ihr Zimmer zurückkehrend hatte Ketty die Börse in einen Winkel geworfen, wo sie neben drei oder vier Goldstücken, welche herausgefallen waren, offen liegen blieb.

Bei der Stimme d'Artagnans schaute das arme Mädchen endlich empor. D'Artagnan erschrak über die Veränderung in ihren Gesichtszügen; sie faltete die Hände mit flehender Miene, aber ohne daß sie ein Wort zu sprechen vermochte.

So wenig empfindsam das Herz d'Artagnans war, so fühlte er sich doch gerührt durch diesen stummen Schmerz; aber er hing zu fest an seinen Entwürfen und besonders an diesem, als daß er es hätte über sich gewinnen können, etwas an dem Programm zu verändern, das er zum Voraus gemacht hatte. Er ließ Ketty keine Hoffnung, das von ihm beschlossene kecke Unternehmen zu verhindern. Nur stellte er ihr es als das dar, was es in Wirklichkeit war, das heißt als eine einfache Rache für die Koketterie Mylady's und als das einzige Mittel, von ihr die gewünschte Auskunft über Madame Bonacieux dadurch zu erlangen, daß er sie durch Furcht vor Skandal beherrschen würde.

Dieser Plan war um so leichter ausführbar, als Mylady aus Gründen, die man sich nicht erklären konnte, die jedoch von großem Gewichte zu sein schienen, Ketty den Befehl gegeben hatte, alle Lichter in ihrem Zimmer und sogar die im Zimmer der Zofe auszulöschen.

Bald hörte man Mylady, welche in ihr Gemach zurückkehrte. D'Artagnan stürzte sogleich in den Schrank; kaum war er hineingeschlüpft, als die Glocke ertönte.

Ketty ging zu ihrer Gebieterin hinein und ließ die Tür diesmal nicht offen, aber die Scheidewand war so dünn, daß man beinahe Alles hörte, was zwischen den zwei Frauen gesprochen wurde.

Mylady schien trunken vor Freude; sie ließ sich von Ketty die geringsten Einzelnheiten der angeblichen Zusammenkunft der Kammerjungfer mit dem Grafen von Wardes wiederholen, – wie er ihren Brief empfangen, wie er geantwortet, welchen Ausdruck sein Gesicht gezeigt habe, ob er sehr verliebt geschienen; auf alle diese Fragen antwortete die arme Ketty, welche sich keine Blöße geben durfte, mit einer erstickten Stimme, deren schmerzhaften Ton ihre Gebieterin nicht einmal bemerkte – so selbstsüchtig ist das Glück.

Als endlich die Stunde nahte, wo der Graf von Wardes erscheinen sollte, ließ Mylady in der Tat Alles bei sich auslöschen, und hieß Ketty in ihr Zimmer zurückkehren und den Grafen von Wardes bei ihr einführen, sobald er sich zeigen würde.

Ketty hatte nicht lange zu warten. Kaum hatte d'Artagnan durch das Schlüsselloch seines Schrankes gesehen, daß das ganze Zimmer in Finsternis gehüllt war, so sprang er in dem Augenblick, wo Ketty die Verbindungstüre wieder schloß, aus seinem Versteck hervor.

»Was soll dieses Geräusch bedeuten?« fragte Mylady.

»Ich bin es,« sagte d'Artagnan mit halber Stimme, »ich, der Graf von Wardes.«

»O, mein Gott, mein Gott!« murmelte Ketty, »er konnte nicht einmal die Stunde abwarten, die er selbst festgesetzt hatte.«

»Nun!« sprach Mylady mit zitternder Stimme, »warum tritt er nicht ein? Graf, Graf, Ihr wißt, daß ich Euch erwarte.«

Auf diesen Ruf schob d'Artagnan Ketty sachte bei Seite und eilte in das Zimmer von Mylady.

Müssen Wut und Schmerz eine Seele foltern, so ist dies im höchsten Grad bei einem Liebenden der Fall, welcher unter einem Namen, der nicht ihm gehört, Liebesbeteuerungen empfängt, die seinem glücklichen Nebenbuhler gelten.

D'Artagnan befand sich in einer peinvollen Lage, die er nicht vorhergesehen hatte; die Eifersucht marterte sein Herz, und er litt beinahe so sehr, wie die arme Ketty, welche in demselben Augenblick im anstoßenden Zimmer weinte.

»Ja, Graf,« sagte Mylady mit ihrer weichsten Stimme und drückte dabei eine seiner Hände, »ja, ich bin glücklich durch die Liebe, die mir Eure Blicke und Eure Worte ausdrückten. Aber ich liebe Euch auch. Morgen, morgen will ich irgend ein Pfand von Euch, das beweisen soll, daß Ihr an mich denkt, und da Ihr mich vergessen könntet, so nehmt.«

Und sie zog einen Ring von ihrem Finger und steckte ihn d'Artagnan an.

Es war ein prächtiger Saphir, umgeben von Brillanten.

Die erste Regung d'Artagnans war, ihr denselben zurückzugeben; aber Mylady fügte bei:

»Nein, nein, behaltet diesen Ring, mir zu Liebe. Überdies leistet Ihr mir, indem Ihr ihn annehmt,« setzte sie mit bewegter Stimme hinzu, »einen größeren Dienst, als Ihr Euch vorstellen könnt.«

»Diese Frau ist doch voll von Geheimnissen,« dachte d'Artagnan.

In diesem Augenblick fühlte er sich geneigt, Alles zu enthüllen. Er öffnete den Mund, um Mylady zu sagen, wer er sei, und welcher Racheplan ihn herbeigeführt; aber sie fügte hinzu:

»Armer Engel, den dieses Ungeheuer von einem Gascogner beinahe getötet hätte!«

Das Ungeheuer war er.

»Oh!« fuhr Mylady fort, »habt Ihr noch an Euren Wunden zu leiden?«

»Ja, viel,« erwiderte d'Artagnan, der nicht wußte, was er sagen sollte.

»Seid ruhig,« antwortete Mylady, in einem für ihren Zuhörer wenig beruhigenden Ton, »ich werde Euch rächen, grausam rächen!«

»Pest,« sprach d'Artagnan zu sich selbst, »der Augenblick der Offenbarung ist noch nicht gekommen.«

D'Artagnan brauchte einige Zeit, um sich von diesem kleinen Dialog zu erholen: alle rachsüchtigen Gedanken, die er mitgebracht hatte, waren völlig verschwunden. Diese Frau übte eine unglaubliche Macht über ihn aus; er haßte sie und betete sie zugleich an; er hatte nie geglaubt, daß zwei so entgegengesetzte Gefühle in einem Herzen wohnen und ihrer Vereinigung eine seltsame, gleichsam teuflische Liebe bilden können.

Es hatte indessen ein Uhr geschlagen; man mußte sich zurückziehen. In dem Augenblick, wo d'Artagnan Mylady verließ, fühlte er nur ein lebhaftes Bedauern, sich von ihr entfernen zu müssen, und bei dem leidenschaftlichen Lebewohl, das sie an einander richteten, wurde eine neue Zusammenkunft für die nächste Woche verabredet.

Die arme Ketty hoffte einige Worte mit d'Artagnan sprechen zu können, wenn er durch ihr Zimmer gehen würde; aber Mylady geleitete ihn selbst in der Dunkelheit und verließ ihn erst auf der Treppe.

Am andern Morgen lief d'Artagnan zu Athos. Er war in ein so seltsames Abenteuer verwickelt, daß er ihn um seinen Rat bitten wollte, und erzählte ihm deßhalb Alles, was vorgefallen war. Athos runzelte wiederholt die Stirne.

»Eure Mylady,« sprach er, »scheint mir ein heilloses Geschöpf zu sein. Aber es war darum von Euch nicht minder unrecht, sie zu täuschen, und Ihr habt nun auf die eine oder auf die andere Weise eine Feindin auf dem Nacken.«

Während Athos sprach, schaute er beständig den mit Diamanten umgebenen Saphir an, der an d'Artagnan's Finger die Stelle des Ringes der Königin eingenommen hatte, welcher sorgfältig in ein Kästchen verschlossen worden war.

»Ihr schaut diesen Ring an,« sagte der Gascogner, stolz darauf, vor den Blicken des Freundes ein so reiches Geschenk glänzen lassen zu können.

»Ja,« sagte Athos, »er erinnert mich an ein Familienjuwel.«

»Der Ring ist schön, nicht wahr?« sprach d'Artagnan.

»Herrlich!« antwortete Athos, »ich glaubte nicht, daß zwei Saphire von so schönem Wasser vorhanden wären. Habt Ihr ihn gegen Euren Diamant ausgetauscht?«

»Nein,« sagte d'Artagnan, »es ist ein Geschenk von meiner schönen Engländerin oder vielmehr von meiner schönen Französin, denn, obgleich ich sie nicht darüber befragt habe, bin ich doch überzeugt, daß sie in Frankreich geboren ist.«

»Dieser Ring ist Euch von Mylady zugekommen?« rief Athos mit einer Stimme, in der sich leicht die große Gemütsbewegung erkennen ließ.

»Von ihr selbst, sie hat ihn mir heute Nacht gegeben.«

»Zeigt mir den Ring,« sprach Athos.

»Hier ist er,« antwortete d'Artagnan und zog ihn vom Finger.

Athos betrachtete denselben und wurde sehr bleich. Dann probierte er ihn an dem Ringfinger seiner linken Hand. Er ging so gut an diesen Finger, als ob er dafür gemacht worden wäre.

Eine Wolke des Zorns und der Rache zog über die gewöhnlich so ruhige Stirne des Edelmanns.