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Möglicherweise ist es Zufall, dass der sonst so sanfte Löwe George aus dem großen Tierpark plötzlich so unruhig ist . Aber wie kommt es, dass einige der wilden Tiere nicht mehr in ihren Käfigen sind, sondern frei herumstreifen? Und welche Rolle spielen die Diamanten dabei? Für Justus, Bob und Peter wird das ein ganz schön gefährlicher Auftrag werden ...
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Seitenzahl: 190
und der rasende Löwe
erzählt von Nick West nach einer Idee von Robert Arthur
Aus dem Amerikanischen übertragen von Leonore Puschert
Kosmos
Umschlagillustration von Aiga Rasch
Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage
der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
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© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur.
ISBN 978-3-440-14403-9
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Seid gegrüßt, seid willkommen! Es ist mir ein Vergnügen, mich beim neuen Abenteuer der drei ??? wiederum von euch begleitet zu wissen. Diesmal lockt ein allzu leicht erregbarer Löwe das Trio unserer Junior-Detektive in ein Dickicht aus Spannung und Geheimnis.
Ich möchte annehmen, dass die meisten meiner Leser den drei ??? – Justus Jonas, Bob Andrews und Peter Shaw aus Rocky Beach, Kalifornien – bereits begegnet sind. Wer jetzt erst die Bekanntschaft der drei Jungen aus dem Städtchen am Pazifik macht, der wisse, dass sie ihre Zentrale in einem ausgedienten Campinganhänger eingerichtet haben, der auf dem Lagerplatz der Firma »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas« steht, bedachtsam allen Blicken entzogen. Der gigantische Trödelmarkt gehört Justs Onkel und Tante, und dort betätigen sich die Jungen neben der Schule zur Aufbesserung ihrer Finanzen als Helfer, wenn sie nicht gerade mit irgendwelchen Ermittlungen beschäftigt sind.
Das dürfte als Einleitung genügen. Steigen wir also in den Fall ein – unser Löwe wird schon wieder unruhig!
Als es hupte, wandte Justus den Kopf und stöhnte: »Auch das noch! Da kommt Onkel Titus mit einer Wagenladung Schrott und Gerümpel an! Ihr wisst, was das heißt – arbeiten!«
Peter Shaw und Bob Andrews folgten Justs kummervollem Blick. Durch das große eiserne Hoftor kam ein kleiner Pritschenwagen in den Schrottplatz gefahren. Kenneth, einer der beiden irischen Brüder, die in der Firma arbeiteten, saß am Lenkrad, neben ihm Titus Jonas, ein kleiner Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart. Als der Wagen hielt, sprang Mr Jonas leichtfüßig herunter. Justus und seine Freunde konnten sehen, dass die Pritsche mit einer Menge rostiger Rohre und allerlei Schrott beladen war. Etliche Teile sahen nach zusammengebrochenen Tierkäfigen aus.
Justs Tante Mathilda, die vor der Bürobaracke in ihrem schmiedeeisernen Gartenstuhl gesessen hatte, sprang auf.
»Titus Jonas!«, schrie sie laut. »Bist du wahnsinnig geworden? Wie stellst du dir das vor, eine Wagenladung Rohre und Eisenstangen zu verkaufen?«
»Kein Problem, meine Liebe«, sagte Titus Jonas seelenruhig. Er wusste aus Erfahrung, dass beinahe alles, was ihm von Wert erschien, wieder einen Käufer fand. Und gewöhnlich machte er dabei noch ein gutes Geschäft. »Die Stangen gehören teilweise zu den Käfigen.«
»Käfige?«, wiederholte Mrs Jonas. Sie kam näher und beäugte die Ladung. »Für diese Käfige brauchst du schon Riesenkanarienvögel, Titus Jonas.«
»Das sind Käfige für große Tiere, Weib«, erklärte ihr Angetrauter. »Oder waren es wenigstens mal. Das überlasse ich Justus und seinen Freunden. Sieh dir das Zeug an, Justus. Könnte es sich irgendwie verwerten lassen?«
Justus besah sich das Material. »Na«, antwortete er bedächtig, »man könnte die Käfige reparieren, nehme ich an. Fehlende Gitterstäbe einsetzen, Abdeckplatten anmontieren, die Bodenplatten instand setzen, alles frisch anstreichen. Sicher, das könnten wir machen, aber was soll’s?«
»Was soll’s?«, fragte Titus Jonas mit dröhnender Stimme zurück. »Dann hätten wir Tierkäfige anzubieten, wenn sie welche brauchen, oder etwa nicht?«
»Wenn wer welche braucht, Onkel Titus?«, erkundigte sich Justus.
»Na, der Zirkus, Junge«, erwiderte der Onkel. »Der Zirkus kommt alle Jahre in unsere Stadt, stimmt’s? Nun, und wenn er das nächste Mal kommt, wären wir gut vorbereitet, falls sie ein paar solide Käfige für ihre Biester brauchen sollten.«
Justus zuckte die Achseln. »Könnte sein«, sagte er nicht sehr überzeugt.
»Könnte sein!«, fuhr sein Onkel auf. »Vergiss nicht, dass ich in meinen Jugendjahren mit einem Zirkus unterwegs war. Da sollte ich wohl wissen, was man da braucht, oder was meinst du?«
Justus musste lachen. »Schon gut, Onkel Titus.« Er hatte vergessen, wie stolz sein Onkel auf seine Vergangenheit bei den Künstlern der Manege war.
»Na also!«, sagte Titus. »Patrick! Kenneth! Ladet jetzt das Zeug ab. Stellt die Käfige freistehend auf, damit wir bald dran arbeiten können.«
Kenneths Bruder Patrick kam vom hinteren Teil des Lagerplatzes herüber, und die beiden Iren machten sich ans Entladen des Lastwagens. Onkel Titus holte seine Pfeife hervor, fischte aus einer seiner Taschen ein Streichholz und begann zu paffen. »Die Käfige hier«, fing er an, »habe ich für ein Butterbrot dahinten im Tal bekommen. Auf einem Autofriedhof hab ich sie gefunden. Der Bursche dort machte sich nicht viel aus den Dingern, und da kriegte ich den Posten spottbillig. Später fahre ich noch mal hin. Könnte sein, dass wieder eine Ladung angekommen ist.«
Zufrieden paffend schritt er davon. Justus und seine Freunde blickten ihm müßig nach. Doch Mrs Jonas hatte für die Jungen eine andere Vorstellung von Zeitvertreib.
»Justus!«, rief sie laut. »Die Stäbe und das Profileisen auf dem Lastwagen sollten beim Abladen gleich sauber gestapelt werden. Vielleicht können wir den ganzen Posten zum Sonderpreis loswerden.«
»Machen wir, Tante Mathilda«, sagte Justus. Ein bisschen unbeholfen kletterte der stämmige Junge mit Peter und Bob auf die Pritsche. »Also, Freunde«, sagte er. »Ihr habt den Befehl vernommen.«
Peter Shaw starrte auf den Haufen rostiger Vierkanteisen und Stangen hinunter. »Es ist mir immer wieder ein Rätsel, Just, wo dein Onkel allemal das Zeug aufgabelt. Aber erst recht schleierhaft ist mir, wie er es fertigbekommt, alles wieder zu verkaufen.«
Justus grinste. »In diesem Punkt hat Onkel Titus schon immer Glück gehabt, Peter. Wenn er also sagt, er kann diesen Schrott verkaufen, dann glaube ich das.«
Bob meinte dazu: »Na, und auf alle Fälle bekommen wir ja unseren Lohn. Und das Geld können wir brauchen. Wir müssen für unsere Ausrüstung in der Zentrale einiges neu anschaffen.« Die Zentrale war ein beschädigter Campinganhänger, den Mr Jonas seinem Neffen für seine Zusammenkünfte mit den Freunden überlassen hatte. Der Anhänger stand in einer Ecke des Lagerplatzes hinter Schrottbergen versteckt, die die Jungen ringsum aufgehäuft hatten. Dicht daneben befand sich Justs Freiluftwerkstatt, wo die verschiedensten Werkzeuge und eine Druckerpresse verfügbar waren.
Im Innern der Zentrale hatten die Jungen ein kleines Büro mit Telefon, Schreibtisch, Tonbandgerät und Aktenschränken eingerichtet. Außerdem gab es da ein kleines Labor und eine Dunkelkammer für die Fotoarbeiten. Die Ausrüstung hatten Justus und seine Freunde zum größten Teil aus schrottreifem Material vom Trödellager zusammengebastelt.
Ganz zu Anfang hatten Bob, Peter und Justus einen Denksport-Klub gegründet, den sie später in ein Junior-Detektivbüro unter dem Namen »Die drei ???« umwandelten. Obwohl sie alles ursprünglich nur zum Spaß betrieben, hatten sie doch inzwischen einige wirklich rätselhafte Fälle gelöst, die ihnen begegnet waren. Und bald hatten sie beschlossen, sich mit größerem Ernst detektivischen Ermittlungen zu widmen.
Peter Shaw, der starke Mann der drei, sah sich missmutig den großen Haufen Eisen an, der noch übrig war, nachdem die zwei kräftigen Iren die Käfige abgeladen hatten. »Tja«, sagte er widerwillig, »machen wir uns eben dran.« Er zog ein paar lange Stangen von der Pritsche und wuchtete sie sich auf die Schulter. »Wo sollen die hin, Just?«, fragte er, unter der schweren Last schwankend. Justus zeigte auf den Platz neben einem Schuppen. »Dort stapeln wir das Zeug, Peter.«
Peter grunzte und stolperte mit seiner Ladung weiter. Justus und Bob wechselten sich dann dabei ab, Peter bei der Rückkehr immer neue Stangen zuzureichen. So ging die Arbeit flott voran, und bald lag von dem Haufen nur noch eine einzige Stange auf der Pritsche.
Händereibend kam Peter heran. »So, das wär’s«, sagte er. »Die kleine da kommt zuletzt dran.«
Justus beugte sich vor, um Peter die Stange zu reichen, zögerte dann aber. Abwägend hielt er das Stück nochmals hoch. »Die legen wir uns lieber beiseite. Sie hat genau die Größe, die ich schon gesucht hatte.«
Bob sah verblüfft aus. »Wozu denn? Willst du einen eigenen Schrotthandel aufziehen?«
»Die hier ist zufällig kürzer als die übrigen«, sagte Justus. »Wir können sie als Verriegelung innen an unserer Eingangstür zur Zentrale verwenden. Aus Gründen der Sicherheit.«
»Sicherheit?«, fragte Bob.
Justus wurde rot. »Ich mag nicht mehr jedes Mal durch den Tunnel in die Zentrale kriechen. Es sollte doch einen einfacheren Zugang geben. Ich dachte, wir könnten künftig die Tür benutzen.«
Peter und Bob lächelten bei dieser weitschweifigen Erklärung. Der wahre Grund war, dass Justus ein wenig zu dick war, um den Weg durch den Tunnel auf die Dauer bequem zu finden. Justus sprang von der Pritsche und ging auf die Schrotthaufen zu, von denen die Zentrale umgeben war. »Vielleicht braucht Onkel Titus das Ding nicht«, meinte er. »Oder wir können den Preis abarbeiten.«
Peter wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das dürfte bereits erledigt sein. Wenn ihr mich fragt: Wir haben in einer Stunde ein ganzes Tagespensum geschafft.«
»Genau, Just«, sagte Bob. »Und jetzt –?«
In diesem Augenblick begann das über der Druckerpresse angebrachte rote Licht zu blinken.
»Telefon!«, rief Peter.
Rasch schoben sie das Eisengitter neben der Druckerpresse zur Seite. Dann krochen sie durch die dahinter aufgestellte Kiste und gelangten so in Tunnel II. Das war ein weites Wellblechrohr, das zu einer Falltür im Fußboden ihres versteckten Anhängers führte. Auf allen vieren krabbelten die Jungen hastig hindurch und kamen in dem kleinen Büroraum ihrer Zentrale wieder heraus.
Justus riss den Hörer des heftig klingelnden Telefons an sich. »Hier Justus Jonas«, meldete er sich.
»Einen Augenblick, bitte.« Eine Frauenstimme drang klar vernehmlich aus dem Lautsprecher, den Justus ans Telefon angeschlossen hatte. »Mr Albert Hitfield möchte Sie sprechen.« Die drei Jungen tauschten überraschte und strahlende Blicke. Erfahrungsgemäß erwartete sie immer ein spannender Fall, wenn Albert Hitfield anrief.
»Hallo!«, kam dröhnend die Stimme des berühmten Regisseurs. »Ist dort Jonas junior?«
»Ja, Mr Hitfield«, sagte Justus.
»Ich hoffe, ihr drei seid im Augenblick nicht überlastet. Ich habe einen Freund, der Hilfe braucht, und ich glaube, ihr Burschen seid genau die Richtigen, um sein Problem zu lösen.«
»Wir werden es gern versuchen«, sagte Justus. »Können Sie uns in etwa sagen, um was für ein Problem es geht?«
»Gewiss«, sagte Mr Hitfield. »Wenn ihr morgen früh zu mir ins Büro kommen könnt, werde ich euch mit Vergnügen alles darüber berichten.«
Vor längerer Zeit hatten Justus und seine Freunde in einem Preisausschreiben eine Reihe Freifahrten in einem altertümlichen Rolls-Royce mit Chauffeur gewonnen. Das Guthaben an Freifahrten war nach einiger Zeit aufgezehrt; doch damals halfen sie gerade einem jugendlichen Klienten, in den Besitz einer ansehnlichen Erbschaft zu gelangen. Zum Dank sorgte der junge Mann dafür, dass der Rolls-Royce den Jungen weiterhin bei Bedarf zur Verfügung stand. Für ihre Ermittlungen war der Wagen von unschätzbarem Wert. Die Entfernungen in Südkalifornien sind gewaltig, und man kann sie schwerlich anders als im Auto überbrücken.
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