Die Düvecke - Die Leiden einer Königin - Leopold Schefer - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Düvecke - Die Leiden einer Königin E-Book

Leopold Schefer

0,0
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dieses eBook: "Die Düvecke - Die Leiden einer Königin" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Leopold Schefer (1784-1862) war ein deutscher Dichter und Komponist, Pseudonym Pandira. Schefer war als Schriftsteller von den 1820er Jahren bis zur Jahrhundertmitte ein berühmter Autor. Im Zuge der Begeisterung, die der griechische Aufstand 1821–1829 gegen das Osmanische Reich in Mitteleuropa auslöste, wurde er 1823 durch seine Griechennovelle "Palmerio" rasch bekannt. Seine durch Länder- und Menschenkenntnis und bildhafte Erinnerungen authentischen Novellen und Romane fanden sich in vielen Taschenbüchern und Almanachen. Aus dem Buch: "Düvecke sah beschämt in den Schooß und wagte kein Auge aufzuschlagen, damit nicht ihr Anblicken ihm zu verstehen geben möchte, sie fühle sich getroffen, sie werde ein braves Weib sein. Und doch war ihr so zu Muth. Aber eine bescheidene Jungfrau scheut nichts so sehr, als ihren Werth zu zeigen oder zu sagen; sie wäre lieber nicht da, und unsichtbar, und blos ihren Geist, den Geist der Liebe fände ein Mann liebenswerth, und er beschwüre sie aus ihrem geheimnißvollen Dasein in das schöne Leben, und dann erschiene sie ihm schön und unsterblich, reich ausgestattet mit allen Schätzen des Himmels und allen Reizen der Erde zugleich. So ein holder Widerspruch liegt in dem Herzen der Frauen; und ob die Gewöhnlichen unter ihnen gleich die Schönheit als ihren höchsten Werth sowohl sich und Andern anrechnen, so liegt doch noch ein Himmlisches in ihnen — nicht der Stolz, sondern das Gefühl: daß sie Natur sind, die sicher in ihrem Dasein ist, und ruhig in ihrer schönen Erscheinung."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leopold Schefer

Die Düvecke - Die Leiden einer Königin

Historischer Roman

e-artnow, 2016 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-5084-7

Inhaltsverzeichnis

Der goldene Elephant von Rothschild
Düveckes Flucht
Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen
Das Castrum Doloris
Das Brautgemach der jungen Königin
Die Kindtaufe
Die Kirschen
Der König soll Burgmeister werden

Der goldene Elephant von Rothschild

Inhaltsverzeichnis

Am Ufer und auf der Reede von Bergen in Norwegen wurde die seltsamste Doppelscene gespielt.

Eine davon war diese: Auf dem Schiffe, das vor dem Hafen lavirte und bei heftigem Morgenwinde ihm nur sehr allmählig näher zu kommen vermochte, stand der Herzog Christian, Kronprinz von Dänemark, mit seinem Kanzler, Erik Walkendorp, Probst von Rothschild, in vertrautem Gespräch, die Augen nach der Stadt gerichtet.

„Es ist eine Narrheit!“ sprach der Herzog.

„Hierherzugehen? Hoheit! Finden Sie auf einmal Bedenken? Es wird Sie nicht gereuen! So ein Schatz ist unschätzbar!”

„Nein! Hochwürdiger,“ entgegnete der Herzog; „ich meine, es ist eine Narrheit, daß wir unter dem Joche des Regierens nicht frei umherschauen, unter dem Wuste von Schein und Scheinen nicht das Wesen ergreifen, die Masse von Vergnügen, die uns so leicht und so gern auf goldenen Tellern überall von den sklavischen Seelen dargeboten wird! Es ist eine Narrheit, daß wir uns das Leben nicht gerade zu der Zeit süß machen, wenn man es uns sauer macht, nicht gerade das Vergnügen suchen, wenn uns die Unannehmlichkeiten bedrängen! Wir müssen ein Gegengewicht haben, um uns im Gleichgewicht zu halten! Also nur vorwärts, nur Land! Nur das schöne Mädchen! Laß Andere alljährlich nach Italien, nach Rom und Neapel, Palermo und Ischia, Nizza und den hierischen Inseln gehen — zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit — auch hier an dem nördlichen Strande waltet der Liebesgott, auch hier kann man seine Gesundheit herstellen! Aber der Wind ist rasend! widerwärtig, ein Feind, dem man den Hals brechen muß; laßt das Boot aussetzen, Hochwürdiger!“

Zu Befehl! Jetzt ist mir wieder wohl,“ versetzte der Bischof aufathmend. „Aber keine Uebereilung, Gnädigster! Ich würde rathen, selbst morgen, ja sogar übermorgen noch nicht in das Haus zu gehen! Denn das herrliche Mädchen ist so spröde als — jung, so feinfühlend — wie die erste Liebe oder ihre Ahnung. Sie hört noch kaum der Mutter Sigbritte schlaue gewogene Worte an, aber im Stillen bedenkt sie sich wohl — denn die Mädchen sind nach Ehre, das heißt, nach Geehrtsein, begierig, und was sie mit einem König oder Königssohne verbrechen, das scheint ihnen löblich und wünschenswerth, denn es erregt der andern Thörinnen Neid; und mehr als beneidet sein will zuletzt Keine. Darum geht heute nicht gleich hin! Laßt eine Sinnesänderung in ihr vorgehen, nämlich, laßt sie denken: Ihr mögt sie nicht! laßt sie denken: Ihr kommt nicht! Und anstatt daß sie heut das ihrer Gesinnung angemessen und vielleicht lieb fände, fängt sie an, morgen Zweifel zu empfinden, ihren Unwerth einzusehen; und kommt Ihr noch eine Nacht, noch einen Tag und noch eine Nacht nicht, dann fängt sie wohl an zu weinen, sich zu sehnen, und dann kommt Ihr, dann seid Ihr da; nahe, Ihr wohnt ihr im Herzen. Durch verlorene Tage gewinnt man Jahre. Setzt die Nacht noch ein, Ihr gewinnt sie tausendfach, Gnädigster!“

„Ihr habt Recht, Hochwürdiger! Aber ist sie denn wirklich so schön?“ frug der fünfundzwanzigjährige Herzog, vor Ungeduld glühend.

„Ach, daß Eure Augen einen Augenblick Falken- oder Wildenaugen wären; denn — ich irre mich nicht, dort steht sie mit ihrer Mutter Sigbritte auf dem Altan, der in die See hinaussieht! Die Abendsonne beleuchtet gerade das Haus — ihr Gasthaus. Die Mutter hat es gekauft und mit lauter Aepfeln bezahlt, womit sie in Holland gehandelt; aber das schadet dem Mädchen nicht; denn wie heutige Aepfel noch so schön sind wie Wachs und so rothwangig wie einst im Paradiese — so schön und frisch, ja frischer ist das junge Mädchen hier, als Eva im Paradiese wäre! Ihr stoßt Euch daran nicht, Hoheit!“

„Narrheit!“ sprach der Herzog.

„Ihr seid sehr gnädig, und die Mutter wird außer sich sein vor Freuden.“

„Narrheit!“ sprach der Herzog noch einmal vor sich hin.

Die andere Scene war diese: Auf dem Altan des Gasthauses stand die Jungfrau Düvecke, ein ungemein schönes Mädchen, mit niedergesenkten Augen, und ein Anderer hätte gemeint, sie schlage sie vor dem kraftvollen goldenen Scheine der Abendsonne nieder; aber ihre Mutter wußte, ihre einzige liebe Tochter schlage sie vor dem Anblick des Schiffes nieder; denn Düvecke sprach leise und zaghaft zu ihrer Mutter: „Der Himmel will selber nicht, daß der leichtsinnige Herr zu uns kommt! Sein Wind drückt ihn zurück!

O, wenn er ihn doch verschlüge, fort, weit zurück nach Island oder unter die Eisschollen, wo— —“

„Wo ihn ein Eisbär zerrisse und fräße! nicht wahr, Du junge Närrin!“ sprach ihre Mutter Sigbritte vor Unmuth lachend.

„Närrin?“ frug Düvecke gleichsam den purpurnen Abendhimmel und die heilig und rein und groß und göttlich daherschauende Sonne mehr als ihre halsstarrige Mutter.

Sigbritte aber ergriff ihre Hand, drückte sie erst bis zum Wehthun, ließ dann allmählig nach und sprach sich bezwingend: „Siehe, mein Kind, Du bist mein Kind, meine einzige Tochter! Wir leben nicht im Himmel, sondern hier unter den Wolken auf Erden, am unwirthbaren Meer, in der Stadt Bergen, unter Menschen, die norwegisch sprechen und deren Zuspruch wir brauchen — sonst verhungern wir; denn Dein Vater hat uns durch kein nachgelassenes Vermögen über die Sorge der Millionen gemeiner Menschen erhoben, die ohne Hände und Füße den Magen verfluchen müßten, und die Mägen ihrer Kinder, und den Frost und den Schnee und den Regen und Wind!“

„Aber wir haben ja gesunde Hände und Füße!“ meinte Düvecke.

„Wir?“ frug die Mutter. „Du, ja; aber ich nicht. Mir kommen die berühmten Tage ganz leise geschlichen, die mir nicht gefallen und Dir nicht gefallen sollten an mir! Hast Du Sinn für die Wirthschaft im Hause? Schläfst Du gern morgens, oder bist Du die Erste auf? Geh’ ich Nachts zuletzt zu Bett, oder sitzest Du bis tief in die Nacht bei den Gästen, selbst bei den rohen Matrosen, die ihren Brei oder ihr elendes Leben in aller Welt hier mit Faustschlägen auf unseren Tischen aufthun. Muß ich nicht hören, sehen, riechen, kochen, essen, ja verschweigen, was ich nicht mag! Und wenn die hiesigen alten Götter Bier getrunken haben, so sind es gewiß derbe Flegel gewesen, wie unsere Gäste tagtäglich und nachtnächtlich beweisen, die leider nicht die Eigenschaft an sich haben, am Morgen mit gesunden Knochen und heiler Haut wieder aufzustehen, wenn sie sich bei ihrem zum Vergnügen geführten Streit in der Nacht die Hälse gebrochen! Hast Du denn gar kein Mitleiden mit mir, wenn ich Blut aufwasche, oder am Morgen nicht reden kann vor Heiserkeit, wenn ich am Abend zu viel geschrien und schreien und zutrinken müssen? Hast Du kein Mitleid mit mir, wenn ich mir die blauen Flecke einreibe, oder wenn ich im Winter am Fenster sitze, barme und den lieben Gott bitte: Wende doch den Paar Bauern da draußen das Herz, daß sie hereinkommen und ihre Paar Pfennige bei uns verzehren? Mögen sie doch einen Trödel machen; denn Krieg muß sein im Ganzen oder im Einzelnen, und der Krieg ist größer im Frieden als im nur sogenannten Krieg! Thut Dir das nicht leid? Sprich doch, rede etwas, meine gute Düvecke! Für Dich will ich ja eben nur sorgen — und willst Du nicht, je nun, ob ich ein Paar Jahre eher sterbe oder später, aus uns wird ja so nichts!“

„O Mutter!“ bat die Jungfrau.

„Mutter hin, Mutter her!„ zürnte Frau Sigbritte; „was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt!“

„In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen — —“

„Weißt Du etwas von mir?“ frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. „Und wenn Du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest Du nicht desto eher des vornehmsten Mannes —“

„Frau sein — wollen Sie nicht sagen, gute Mutter, weil Sie es nicht können; denn der Herzog, dem ich zwar gehören soll, aber er mir nicht “„ „“

„Schweig!“ rief Frau Sigbritte. „Sieh lieber, er winkt Dir jetzt mit dem weißen Tuche, da er immer schräg fahrend uns jetzt gegenüber gekommen.“ — Sie verneigte sich tief und sprach dann zur Tochter: „Kind, welche Ehre!“

„O,“ lächelte Jungfrau Düvecke, „mit angethanm Ehren meinen die vornehmen Herrn ihre Lüste gar leicht zu kaufen und schwere Dienste gar leicht und gar reichlich zu bezahlen! Aber die falsche Münze gilt bei keinem redlichen oder vernünftigen Sinne. Eine arme Tagelöhnerfrau ist reicher und ehrenwerther in ihrer Armuth und höher in ihrem niedrigen Stande als ich — — “

„Du? Nun ja Du!“ trotzte Frau Sigbritte. „Herzogin oder Königin gar einmal wärest Du Närrchen freilich lieber, und so eine Närrin wäre ich auch, wenn ich’s nicht besser wüßte aus Holland und aller Welt Land her! Prinzessinnenblut und Thränen sind bloßer Staatenkitt. Zum Glück sind der Prinzessinnen nur wenige gegen die Unzahl der Mädchen auf Erden. Prinzessinnen heirathen nicht, sondern werdengeheirathet. Sie glauben nichts Bestimmtes, bis sie einen Gemahl haben; dann treten sie über zu dessen Glauben, des lieben albernen Volkes wegen, das da denkt: ein Herz ist ein Handschuh oder ein Polyp, der rechts und links gewandt, noch ein Handschuh oder Polyp ist und fortlebt; und wenn er umgekehrt ist — nicht mehr von dem vorigen Leder bleibt! Selbst die besten vernünftigsten Prinzessinnenväter sind des Glaubens, weil sie so thun; besonders auch dieses: daß schöne Töchter in die Ferne geschickt und den Mann regierend; wie die Weiber überall, ihm wie Delila dem Simson die Haare abschneiden, und daß man mit ihnen den fremden Boden pflügen könne. Sie haben nur Prinzen oder Prinzessinnen, aber keine Kinder; denn die Oberhofmeister und Meisterinnen haben sie. Sie verheirathen sie nicht, wie glückliche Bauern, auf das Nachbargut, wo sie an der Kinder und Kindeskinder Freuden und Leiden herzlichen Theil nehmen in allen Fällen des Lebens, sondern sie verlieren sie, hin über Länder oder Meere und sehen sie nicht wieder und hören höchstens wann und wie elend vor Gram sie gestorben sind mit gebrochenem Herzen, wie verkaufte Sklavinnen. Nun, da ist kein Rath, denn der Rang will behauptet sein. Aber die Männer, die Prinzen, wissen Rath. Da ist ihnen Eine die Liebe, Eine die Taube, die Krone, wie der weise Salomo sagt. Und die sollst Du sein! und kein Leid von ihm erfahren Dein Leben lang. Denn schöner und lieber wie Du kann Niemand sein, und für alles Andere laß mich sorgen und Gott im Himmel!“

„Gott im Himmel! sprach Jungfrau Düvecke mit gefalteten Händen seufzend nach. „Der hat schon gesorgt!“ fuhr sie weinend und bittend fort. „Der Torbern Oxe, der Schloßhauptmann, bestürmt mich seit gestern …“

„— Seit er weiß, daß der ihm gefährliche lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt!“ schaltete Frau Sigbritte ein.

„… und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als — —“

„Dem Oxe bin ich Dank schuldig, “ bemerkte Frau Sigbritte; „um mit Anstand in mein Haus zu kommen Dich und tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder Iaus Deo — er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich — aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth Danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst Du mit Deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! — Und mehr als Recht haben soll kein Mensch.“