Palmerio - Leopold Schefer - E-Book

Palmerio E-Book

Leopold Schefer

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Beschreibung

Dieses eBook: "Palmerio" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Eine nach Griechenland verpflanzte Geschichte des Grafen von Gleichen, oder der Göthischen Stella. Die sehr zusammengesetzte, und mit Abenteuer zu Wasser und zu Lande, hinlänglich ausgestaltete Novelle blendet durch die reiche, wohlklingende Sprache, die klaren und lebendigen Schilderungen griechischer Natur und Sitte; durch die häufig uns begegnenden, wahrhaft dichterischen Aufschwünge; und endlich durch manche, des Welt und Menschenkunde bezeugende, Stellen. Leopold Schefer (1784-1862) war ein deutscher Dichter und Komponist. Er war als Schriftsteller von den 1820er Jahren bis zur Jahrhundertmitte ein berühmter Autor. Seine durch Länder- und Menschenkenntnis und bildhafte Erinnerungen authentischen Novellen und Romane fanden sich in vielen Taschenbüchern und Almanachen.

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Seitenzahl: 49

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Leopold Schefer

Palmerio

e-artnow, 2016 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-5081-6

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung
1. Wahl des Schicksals
2. Der Herzog von Athen
3. Die schöne Athenienserin und der Blumenname
4. Orakel aus dem Wein
5. Unsere Augen öffnet der Tod
6. Sonnenaufgang. Die Kapelle auf dem Anchesmus
7. Die Ringe und das Sieb
8. Die blassen Wangen und das rothe Mützchen
9. Die Inseln. Macht des Beispiels
10. Die Mädchen in Chio
11. Der Ring und der Kuß

Vorbemerkung:

Inhaltsverzeichnis

Da flüchtige Leser oder ungünstige Beurtheiler dem Verfasser dieser höchst interessanten Novelle leicht Unrecht thun könnten, und glauben, er habe sie erfunden, um dem neuerregten Interesse das Deutschen an Griechenland damit entgegenzukommen, so müssen wir bemerken, daß der Verf. nach einer wahren Begebenheit erzählt hat, die er auf einer Reise durch Griechenland und Italien vor zwei Jahren in Chio selbst gehört und, und mit Veränderung der Namen, poetisch angeordnet hat. Alles ist treu und mit frischen Localfarben geschildert, so z.B. die Sitten der Mädchen auf Chio; auch die Lieder sind aus dem Neugriechischen. (Note der REDAKTION zur Erstausgabe des PALMERIO; 1823)

1. Wahl des Schicksals

Inhaltsverzeichnis

Es ist etwas Reizendes um ein schönes italiänisches Mädchem, sie sey auch noch so munter und ausgelassen; denn von dem weiblichen Geschlechte verlangen wir nicht, daß es sich das Schicksal und die Sorge der Völker zu Herzen nehme, anders, als sie tragen zu helfen, zu lindern, und durch die ihm glücklich gegönnte Fröhlichkeit zu versüßen. Aber einen schönen italiänischen Jüngling schön zu finden, muß in seinen Zügen etwas Sehnsüchtiges, ja Melancholisches liegen, das ihm unsere Achtung gewinnt; denn sein Vaterland verlieren kann jedes Volk; auf Gräbern wohnen müssen viele Geschlechter; aber ob auch das noch würdig, oder verächtlich, dem Schickaal erlegen, oder darüber erhoben, das ist ein Unterschied, der die Menschen zum Staube wirft, oder zu Göttern macht.

Palmerio, schön wie der aus dem Himmel verbannte Hyperion, kam als Arzt nach Griechenland. Edle Wehmuth, doch vom Feuer der Jugend überglänzt, und süße Sehnsucht lag in seinen Zügen. Seine Vaterstadt Venedig war gefallen. Kein Edler Venezianer hatte mehr Aussicht auf Befehlshaberstellen und Aemter, auf Ehren und Reichthümer. Nichts war in den Provinzen zu erwerben, nichts zu Hause. Ein fremdes Leben durchzuckte die todten Glieder der bunten Amphibie; die Masken verloren sich aus den Hallen der Procurazien; die Wappen der drei Königreiche von den rothen Wappenträgern vor Sanct Markus; in den Sälen des Dogenpalastes hingen nur noch die großen stolzen Charten davon; in die Bleikammern wurde altes Geräth der Republik gestellt; die dumpfen Kerker am Canal sah nur das neugierige Auge des Fremden; die schwarzen Gondeln schienen eben so viele Charons-Nachen mit Todten, und die ehernen Riesen auf der Uhr der Merceria schlugen eine eherne Zeit. Der Engel auf der Spitze des hohen St. Markusthurmes, sonst golden mit goldenen Flügeln, durch Wetter und Sonne schwarz gebeizt, erschien nun als ein böser Geist, der die Handelsflotten, wie Schwärme von Seevögeln, von Malamocco hinweg scheuchte, und das Meer wüthete rastlos an der Riesenmauer des schiffleeren Hafens, ernstlich meinend sie zu zerstören, wie einst Poseidons Wall vor Ilion. Die reizenden Villen an der Brenta fülleten sich; die sonst nur als Sommergäste kamen, wurden jetzt ihre bleibenden Bewohner; dagegen sahen aus den Fenstern der Paläste in Venedig Schneider-, Schuhmacher- und Fischerweibergesichter; und wer edel und arm war, und bleiben mußte, streckte des Tages nur einmal nach den nothwendigsten Bedürfnissen des Lebens, ein Körbchen den Ausrufern aus dem Fenster herablassend, eine unwillige Hand heraus.

Palmerio’s Vater hatte Handelsschiffe besessen, und er selbst war Seit der Knabenzeit bis in sein achtzehntes Jahr öfter mit ihm nach den Ionischen Inseln, nach Malta, Sicilien, den mittäglichen Küsten von Frankreich und Spanien geschifft, und nicht unkundig des Seelebens, des Schifferhandwerks, sowie der Platz- und Waarenkunde.

Der Alte war sonst mit drei großen Brigantinen gefahren; darauf nur mit zweien; zuletzt gar nur mit Einem Trabaculo, um sich und die Seinigen zu erhalten, bis er selbst auch damit im Sturme umkam. Unser Palmerio hatte sich in Padua und Florenz zum Arzt gebildet, in Hoffnung, sich in der Levante ein Vermögen zu sammelm; denn diese Richtung war ihm, als einem Abkömmlinge der altem Venezianer, geblieben, welche stets von ihren, in der Christenheit erlittenen Unfällen sich dort zu erholen wußten. Die Neugriechische Sprache aber war ihm, bei der Leichtigkeit, sie in seiner Vaterstadt zu lernen, und bei der frühern Nothwendigkeit für einen Venezianer, Sie zu wissen, ziemlich geläufig geworden. — Noch zog ihn ein geheimes Etwas dahin. — Es wohnt in jedem Menschen vom Jugend auf ein stilles Gefühl seines ganzen Wesens, dessen was er ist, wie er ist, was er vermöge, und was ihm versagt sey. Dieses leitet, treibt oder hemmt ihn, stimmt ihn betrübt oder heiter. Dem dreiundzwanzigjährigen Palmerio schien im Gefühl der Kraft seines üppiggesunden Leibes nichts unmöglich; das aus betroffenen Mädchenaugen erworbene Bewußtseyn seiner schönen Bildung machte ihm Vieles wahrscheinlich, die männliche Eitelkeit machte es gewiß, die Hoffnung stellte es ihm schon nahe vor die Augen. Er glühte, er brannte. So zieht die Nachtigall in ferne Lande, gewiß, daß der Frühling schon dort sey, daß sie ihn bringe, ihn erschaffen helfe, ja daß sie selbst ein Theil davon sey! Und blühn die Gebüsche noch nicht, so setzt sie sich indeß in die nur kaum verbergenden Hecken, und schlägt sehnsüchtig; denn er kommt gewiß.

2. Der Herzog von Athen

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