Die Osternacht - Leopold Schefer - E-Book

Die Osternacht E-Book

Leopold Schefer

0,0

Beschreibung

Dieses eBook: "Die Osternacht" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Leopold Schefer (1784-1862) war ein deutscher Dichter und Komponist, Pseudonym Pandira. Schefer war als Schriftsteller von den 1820er Jahren bis zur Jahrhundertmitte ein berühmter Autor. Im Zuge der Begeisterung, die der griechische Aufstand 1821–1829 gegen das Osmanische Reich in Mitteleuropa auslöste, wurde er 1823 durch seine Griechennovelle "Palmerio" rasch bekannt. Seine durch Länder- und Menschenkenntnis und bildhafte Erinnerungen authentischen Novellen und Romane fanden sich in vielen Taschenbüchern und Almanachen. Aus dem Buch: "Jetzt blieben alle eine Weile still, denn es fiel ein Kanonenschuß von der Klubbistenschanze vor der, nur eine Viertelstunde von Zahlbach entfernten Festung Mainz; und als er verdonnert, und in den Thälern verhallt war, sahen sie sich an, Wecker aber fuhr fort: Kinder, das war seit langer Zeit der erste! Die blauröckigen Kinder drin werden wach, und schau . . . sie haben den Staub auch gesehen! Aber um hinauf zu dem alten Großvater Frommholz auf den Thurm zu kommen, seht nur, er läßt die Axt eingehackt und kriecht zum Loche hinein! Er wird herunter kommen, und uns berichten . . . oder kommt er bloß zum Abendessen? Das wäre besser!"

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 386

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leopold Schefer

Die Osternacht

e-artnow, 2016 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-5085-4

Inhaltsverzeichnis

Erste Abtheilung
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
Zweite Abtheilung
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII

Erste Abtheilung

Inhaltsverzeichnis

Sinnwort:

Erdennoth Keine Noth! Nur vom Herzen Kommen Leiden, Leben, Freuden, Tod und Schmerzen.

I

Inhaltsverzeichnis

Wer machte denn die Thür auf, Johannes? — Johannes, hörst Du! schlafe nur nicht so fest. Es weht die Kinder kalt in ihren Bettchen an. Geh’, mache sie zu! ich fürchte mich. Sieh’, guckt es nicht dort mit funkelnden Augen herein? hat es nicht Hörner? —

Christel fuhr unter die Bettdecke. Du bist ein furchtsames Kind, sprach Johannes; und das kommt daher, daß Deine Mutter Dich zehn Jahre nach ihrem vorletzten Kinde getragen und sich vor den Leuten geschämt und nur im Dunkel ausgegangen. War sie denn nicht eine eheliche Frau, noch ein Weib in ihren besten Jahren? Nun hab’ ich mein Leiden mit Deiner Furcht, und auch der ganz kleine Junge alterirt sich schon, wenn man ihn nur mit einem Hasenfuß anrührt. — Geh’; Daniel, stehe Du auf und mache die Thür zu und sperre die Ziege ein.

Der kleine Daniel sprang mit bloßen Füßen aus dem Bett, um zu gehen.

Vater, rief er, es ist Wasser in der Stube! Bis über die Kniee! Mutter, die Wiege ist schon zum Fenster geschwommen.

Du bist noch im Traume! Daniel, sprach die Mutter.

Nein, Mutter! wahrhaftig Wasser. Hörst Du? — Und nun rauschte er mit den Füßen darin.

Auch die Ziege kam gewatet. Die Mutter sprang aus dem Bett und eilte zum Kleinen in der Wiege. Der Vater sah zum Fenster hinaus.

Um des Himmels willen, was ist denn? fragte Christel. Hu, wie kalt ist das Wasser! —

Johannes antwortete nicht. Er hörte nur scharfes Läuten vom Kirchthurm, ein dumpfes Rauschen, ängstliche Stimmen im Dorfe, gerufene Namen, Geschrei der Kinder und hohles gedämpftes Gebrüll des Viehes. Männer und Weiber und Kinder fuhren wie im Schattenspiel in der Nacht, selbst wie Schatten in Kähnen vor dem Hause vorüber, wo Abends noch trockene Straße war. Ein Mann führte seine Kühe watend nahe am Zaune des Gärtchens vor seinem Fenster hin. — Was ist das? fragte er ihn. Keine Antwort. Ein Anderer ritt auf dem Pferde, einen Knaben vor sich. Ist denn das der Rhein hier? fragte er diesen. — Das Wasser hier im Hause der Rhein! wiederholte Christel. —

Das Mal ist er es! antwortete Jener draußen vom Pferde, vorüber eilend; macht, daß Ihr fort kommt, Johannes! der Damm ist gebrochen! —

Das hier der Rhein? das Wasser hier! Hat davon jemals im Dorfe ein alter Mann erzählt? fragte Christel.

Das Mal ist das der Rhein! Wir stehen hier im Rhein in der Stube! sagte Johannes. — Horch, wieder die Sturmglocke vom Thurm! das klingt ängstlich! Nimm die Kinder, die Kinder, und fort, fort!

Laß Dich nicht übereilen, Johannes! sagte Christel gefaßt. Einen Augenblick überlegt, was wir thun, was wir nehmen und lassen. Der Augenblick kommt nicht wieder! Das hat Dir Gott eingegeben, den Kahn noch gestern im Hofe fertig zu machen, selber die Ruder hab’ ich hineingelegt. — Das Erste ist die Nürnberger Bibel von meinem Vater, dann die Kinder und die Sonntagskleider! Weißt Du noch Etwas?

Geld haben wir nicht! seufzte Johannes mit gefalteten Händen. Unser Haus war das Beste — und der Garten. Die Fische werden doch leben bleiben! So bleiben wir Fischer! —

Nun in Gottes Namen! ich bin angezogen; trieb Christel.

So nahm sie denn das Kind in seinem Bettchen aus der Wiege, der kleine Daniel rief seinen Staar vom Ofen: du Dieb! du Dieb! dann nahm er den Vogel, der Vater den Daniel auf einen Arm, auf den andern das Mädchen, sein Sophiechen, und so wateten sie zum Kahn, der schon flott war. Christel stieg ein und blieb bei den Kindern. Der Vater holte noch die Nürnberger Bibel und die Federgebette und die Sonntagskleider aus der Lade, legte auch das hinein und fragte: haben wir sonst etwas Wichtiges vergessen? Daß ich nicht weiß! sagte Christel; ich habe Alles! Da sprang noch die Ziege in den Kahn, die Kuh war nicht mehr zu retten. Nun walte Gott! sprach Christel; und so fuhr denn Johannes sachte und vorsichtig über die niedrige, schon überschwemmte Mauer des Gehöftes mit dem Kahn voll seiner besten Habe hinüber nach den Bergen, über welchen ruhig, sicher und fern der Komet mit langem, weißem Schweife stand, der wie ein langes hinaufgestrecktes Schneckenhorn des Berges zum Himmel reichte und geisterhaft und doch gütig und freundlich den Menschen leuchtete.

Du hast gut da im Trocknen scheinen und steuern! sagte Johannes. Du bist an Allem schuld!

Spotte nicht! verwies ihm Christel; es ist ein Bote des Herrn mit seinem Stabe.

Es ward plötzlich still auf den verworrenen Lärm im Dorfe. Das Schreckliche war geschehen. Die sich retten konnten, waren gerettet und waren nun still, auch wo sie flohen; und die sich nicht gerettet; waren auch still; nur manchmal erscholl noch Hundegebell, oder Geschrei der Hähne, die den Morgen anriefen, oder Geläut aus benachbarten Dörfern, auch wohl ferner Schüsse Hall das Thal hinab und hinauf, und ein lauer Thauwind fiel in zuckenden Stößen vom Himmel.

So fuhr denn auch Johannes still an Mauern dahin, über Gärten und Wiesen, die zum See geworden. Nur zuweilen kam es ihnen vor, als hörten sie rufen: „Johannes!“ und dann wieder schwächer: „Johannes!“ aber es fiel ihnen nicht ein, daß sie ihre Dorothee vergessen, die auf dem Boden geschlafen. Sie waren froh, daß ein Kahn sie einholte. „Guten Morgen!“ grüßte es beklommen herüber. „Guten Morgen!“ dankten sie wehmüthig hinüber, und schweigend gelangten sie ans Ufer.

II

Inhaltsverzeichnis

Da! nimm mir das Kind ab, Dorothee! sagte Christel und hielt es ihr aus dem Kahn hin. Denn sie glaubte, das flinke Mädchen sei zuerst ans Ufer gesprungen. Dorothee! wo bist Du denn? rief sie noch einmal. Sie sahe sich um, sie überblickte den Kahn, da war keine Dorothee, und vor Schrecken hätte sie bald das Kind von den ausgestreckten Armen ins Wasser fallen lassen. Sie setzte sich aber und beugte sich über das Kind. —

Ich frug Dich ja noch, liebes Weib, sprach Johannes, ob wir Etwas vergessen.

Etwas ist kein Mensch, erwiederte sie.

Du sagtest, ich habe Alles! sprach er. —

Ach, ich habe Alles, das sagt’ ich, weil ich meine Kinder hatte! den Daniel, das Sophiechen und den kleinen Gotthelf. Kehre um, Johannes, das Mädchen ist Dir ja so lieb, wie ich und die Kinder! Sie hat Niemanden als Uns, wer denkt an sie? so ist sie denn Uns auf die Seele gebunden. Kehr’ um! Soll sie so mißlich umkommen? Wie viel Häuser sind schon eingestürzt. Johannes kehre um. „Johannes!“ rief sie, „Johannes!“ jetzt weiß ich, wer rief, und wen sie meinte — Dich, mein Johannes! —

Ich will! tröstete sie Johannes; nur wärmt Euch erst. So stiegen sie aus und richteten sich ein. Die Ziege weidete unbekümmert; Daniel las Holz zusammen, Johannes brachte einen Feuerbrand von dem Feuer des nächsten Unglücksgenossen, und während dessen erschien der Purpurstreif der Morgenröthe und beschimmerte das Thal und den Strom, und zuletzt kam auch die Sonne und schien sich umzusehen. Von Zeit zu Zeit läutete es noch im Dorfe vom Thurme. — Wer muß das sein? sagte der junge Prediger, der herzugetreten, denn dort steht der alte Küster mit allen den Seinigen. Die Kirche liegt tief, und dem wir die Rettung, nächst Gott, am meisten verdanken, der steht nun selber in Noth. Seht, ist nicht Jemand dort im geöffneten Kirchthurmfenster? — Es ist ein Mann! sagte Johannes, und keiner aus dem Dorfe; ich dächte, er trüge einen andern Rock, als wir Leute hier, jetzt weht er auch mit einem weißen Tuche. Nun geht er wieder läuten, horch!

Das ist gewiß der Reisende, der gestern bei mir war und mich nicht zu Hause fand. Er wollte heute wieder zu mir kommen, bemerkte der Prediger.

Ja, sagte der alte Küster. Als ich den Thurm aufschließen ließ, war er schon da und riß mir die Schlüssel aus der Hand, trieb mich fort und sprang selber zu läuten. Er ließ sich’s nicht nehmen. Ich sah ihn gestern Abend im Wirthshaus. Er hat auch ein Pferd.

Gehabt! sagte der Prediger; denn das ist nun ertrunken. Wir wohnen Alle dort tief.

Das war wohl ein Schreckliches!

Ach, es ist noch ein Schreckliches! seufzte Christel und deutete stumm und die Augen voll Thränen nach ihrem Hause, auf dessen Dache eine weiße Gestalt saß neben der Leiter.

Wer von Euch ist das? fragte der Prediger.

Unsere Dorothee, die meine Frau mit aus dem Vaterhause geerbt, sagte Johannes ihm leiser. Jetzt will ich hin. Das Dach hat sich schon gewandt, denn die Morgensonne bescheint den Giebel, was sie in ihrem Leben nicht gethan! —

Fahrt mit Gott! sagte der Prediger. Aber wer wird Euch begleiten außer ihm? Die Männer sind fort nach allerhand Hülfe, oder retten noch; ich verstehe es nicht, das Ruderscheit zu führen, und gehe denn lieber aus nach Zufuhr ins nächste Dorf, daß Ihr wenigstens Brot und Wein bekommt. So ging er.

Christel küßte ihren Johannes; er küßte die Kinder, dann fuhr er allein zurück. Er mußte zuerst an der Kirche vorüber, worauf der Fremde jetzt stärker geläutet und nun hinab in das Fenster getreten. Johannes hätte müssen kein Herz haben, wenn er ihn nicht zuerst in den Kahn genommen. Und nach einigen kurzen Worten des Dankes half er nun selber hinüber rudern zum Hause, von dem das Mädchen ihn mehr geängstet als er sich selbst über seine Lage. — So oft sie die Arme ausstreckte, riß ich wieder an der Glocke! erzählte er Johannes. Sie legten an das Dach an, aber sie mußten ihr laut zurufen, herabzusteigen, so erstarrt und versonnen saß sie da oben. Ja es erschien dann, als sie gleichgültig die Männer ansah, sogar ein Trotz, eine Rache, eine wehmüthige Lust, umzukommen, in ihrem Gesicht. Sie ward über und über roth. Sie wähnte sich vernachlässigt, als eine arme vater- und mutterlose Waise! nicht vergessen vor Angst; und auch jetzt hatte Johannes zuerst den Fremden eingenommen, und nicht erst auf der Rückfahrt! So blieb sie, und auf wiederholten Zuruf schluchzte sie vollends vor Thränen und kehrte sich ab. — Laßt das arme Mädchen erst ausweinen und sich die Thränen trocknen, damit sie die Sprossen der Leiter nicht fehlt, sagte der Fremde mitleidsvoll. Sie hat nicht mehr an das Leben geglaubt; und nun schlägt ihr das Herz auf einmal zu voll.

Und so stieg er selbst hinauf und geleitete Dorotheen hinab. Sie schwieg während der Fahrt nach den Bergen und sahe zurück auf die Fläche des Wassers, während die Männer hinüber ruderten. Sie brach voll brauner Knospen schimmernde Zweige von den Obstbäumen, an denen sie hinfuhren, und warf sie in das Wasser, ohne sie anzusehen.

Am Ufer warf sie sich der weinenden Christel an die Brust und sagte: Nun seid Ihr so arm als ich!

Ist das Dir ein Trost! erwiederte Christel.

Nun werdet Ihr mich lieber haben! seufzte Dorothee. Ach, wie war mir diese zwei Jahre her zu Muthe, seit der Prediger gestorben; und auch bei ihm, wie oft hab’ ich geweint!

Was kannst Du für Deine betrogene Mutter! sprach Christel. Es hat ihr auch das Leben gekostet. Sei ruhig. Wir waren nicht reich, aber wir liebten Dich! wir lieben Dich und sind nun arm.

Gott sei Dank! seufzte Dorothee leise, nun ist mir wohl.

Der Fremde hatte das schöne, sechzehnjährige Mädchen mit Verwunderung betrachtet. Ihr habt da ein eigenes Kind! sagt’ er. Schöne Mädchen müssen nicht so stolz, so eigensinnig sein! drohte er ihr sanft mit dem Finger. Dorothee wollte ihn böse ansehen; aber es gelang ihr nicht: denn von einem freundlichen Blick getroffen, mußte sie endlich sogar auch lächeln, wie er lächelte.

Mir ist nicht wohl, sagte er, daß ich jetzt arm bin. Ich kann nicht einmal meinem Freunde hier anders als mit Worten danken!

Das ist nicht nöthig! sagte Dorothee. Er hat ja eigentlich mich geholt, wie er spricht. Oder nicht?

Freilich! sagte Johannes.

So schenkte der Fremde nur einige kleine Stücke Geld an die Kinder, schrieb sich Johannes Namen in seine Schreibtafel, drückte ihm die Hand, versicherte ihm, daß er sich werde vernehmen lassen, schnitt einen Stock aus dem Haselgesträuch, ließ sich den Weg nach Groß-Breitenthal weisen und wanderte in die Berge.

Während dessen hatte sich die Schlinge, womit Johannes den Kahn an einen Stein in der Eile und der Freude befestigt, abgezogen durch das Wiegen auf den Wellen — und jetzt war der Kahn schon unerreichbar, wandte in eine Strömung und schwamm fort. Daniel schrie; Johannes sah ihm nach und sagte dann: nun bin ich ein Fischer gewesen! nun ertrinken mir die Fische! — Christel schwieg; Dorothee lächelte verstohlen, rief die Ziege, setzte sich auf den Stein und melkte Milch zum Frühstück für die Kinder.

III

Inhaltsverzeichnis

Nun was sagt denn Deine Bibel? fragte Johannes nach Mittag seine Christel, die darin las; welches Winzerhäuschen in den Weinbergen ist denn noch leer? oder wohin sollen wir wandern? und was sollen wir anfangen?

Christel machte gelassen die Bibel zu, drückte die Schlösser fest, und eine Hand auf den Deckel gestützt, sah sie ihn ruhig an. Siehst Du nicht, fragte sie ihn, was darin steht? wenn Du auch die Schrift nicht lesen kannst: so kannst Du doch in meinem Gesicht lesen, was darin steht: Zufriedenheit und Vertrauen!

Aber können wir darin wohnen, wie in einer Hütte? können wir sie den Kindern geben als Brot?

Du bist wunderlich, lieber Johannes, erwiederte Christel. Dir muß man das anders sagen. Siehst Du, — zu deinem armen Vater Frommholz können wir einmal nicht, da fern auch über den angeschwollenen Main, aber unter dem Lesen ist mir nun eingekommen, daß mein Vater dem Herrn von Borromäus in guten Zeiten auf inständiges Bitten 1000 Gulden geliehen hat. Er war ein schwacher Mann und dachte, der Hase habe ihn geleckt, wenn ihm ein „Herr von“ die Hand gedrückt und sein erspartes Geld in eigner hoher Tasche nach Hause getragen. Doch das Geld hab’ ich ihm mit dem Voigt selber hinauf nach Breitenthal getragen, und ich bekam einen Dukaten Botenlohn, den unser Sophiechen da noch am Halse trägt, und einen Kuß, den ich mir hundert Mal abgewaschen. Ach, ich weiß noch wie heute, ich brach in seinen Armen vor Scham und Schande und Jammer, und wer weiß vor was allem in Thränen aus und war gar nicht zufrieden zu stellen. Ich kam mir vor, wie gestorben, verdorben, entweiht und entehrt auf immer. Das war eine Noth! Der alte Herr sogar war selber betreten und schrieb mir die Quittung. Und die 1000 Gulden gehören von Gott und Recht laut Testament nun mir. Darum wollen wir hinauf; denn unser Haus, das siehst Du, ist zerstört, und von dem Gelde bauen wir es neu auf.

Der Edelmann hat ja niemals nur einen Kreuzer Interessen entrichtet und behauptet, er hätt’ es dem Vater schon wieder bezahlt! lächelte Johannes.

Leider hat es der arme verschuldete Herr gethan — als wir noch Etwas hatten und ohne ihn lebten; aber, Johannes, nun wird er es nicht leugnen, nun wird er es gewiß bezahlen, gewiß! nun wir verarmt sind.

Du hast einen guten Glauben! meine Christel, sagte Johannes fast unmuthig.

Die Mutter aber rief ihr Sophiechen herbei, nahm sie auf dem Schooß in die Arme, wiegte sie und fragte sie liebkosend: Sage Du mir, Sophiechen, werden wir das Geld bekommen? Nein? oder Ja! Nicht wahr Sophiechen, sag’! werden wir das Geld bekommen?

Ja! sagte Sophiechen, mit der Post! —

Da hörst Du, Johannes! sagte die Mutter. Das Kind hat es gesagt.

Du hättest nur noch deutlicher zu ihr sprechen sollen: Sage ja! — Ist denn das Kind eine kluge Frau? oder bist Du eine kluge Frau? Du wirst schon abergläubisch; das macht das Unglück! meine gute Christel.

Du wirst sehen, Johannes! was die unschuldigen Kinder sagen, ist wahr.

Wenigstens unschuldig. Was wollen wir Anderes machen als hoffen. Im Dorfe kann uns Niemand helfen, Jeder braucht selber Hülfe. Es ist nicht zu weit hinauf, darum wollen wir noch vor Abend hinüber! hier haben wir uns satt gesehen an der lieben Gottesgabe, dem Wasser! Er wird doch irgend ein Häuschen, oder ein Stübchen haben der Borromäus. Es sind auch Wagen von Breitenthal da; Alles ist ausgetheilt, und sie fahren nun leer zurück, die nehmen die Kinder mit, und wir gehen.

Das war bald geordnet, und so zogen sie in die Berge hinauf durch den Fichtenwald. Johannes sah noch manchmal zurück und weinte dann, wenn er die Kinder auf dem Wagen fröhlich darüber sah, daß sie fuhren, und Daniel, daß er das Ende der Zügel halten durfte.

An der Waldkapelle mit dem Marienbilde aber war Christel heimlich zurück geblieben, hingekniet und dankte für die glückliche Rettung und betete für die Zukunft. Johannes hatte es gesehen, schlich hinzu und zog sie hinweg.

Ist das unsre Heilige! fragte er sie strafend.

— Auch unsre! sprach Christel gelassen. Sie stellt die Mutter des Heilandes vor, der doch unser Heiland ist, und sie bleibt ja auch seine Mutter. Ich bin auch eine Mutter, darum lasse mich nur! Mir war das Herz zu weich, und das Auge zu voll, ich dachte nur an den himmlischen Vater, das kann ich Dir sagen — und das Herz ist mir ganz leicht geworden, das kannst Du mir glauben.

Du bist ein Kind! sagte Johannes beruhigt. Aber er führte sie fort, und nach kurzer Zeit sahen sie halb im Gebüsch einen Jäger stehen, der dem Wagen nachsah.

Waren das Eure Kinder? fragte er sie, als sie ihm nahe gekommen.

Sie sind noch unser! Gott sei Dank! antwortete Johannes.

Ihr seid also mit verunglückt, sagte der Jäger mit halbem Frageton! und mit stillen Blicken auf dem hübschen jungen Weibe, den braunen Augen, den rothen Wangen, den vollen Armen ruhend, und dann in sich lächelnd, fragte er Johannes: Wo gedenkt Ihr denn hin? —

Christel entdeckte ihm nun ihr Vorhaben, sogar von wem sie Geld zu erwarten hätten.

Da kann ich Euch rathen! sagte der Jäger; ich heiße Niklas und bin in Diensten auf dem Edelhofe. Von Eurem Gelde weiß ich nun freilich nichts; aber daß der alte Herr Schulden hat, viele, was man sagt: Gläubiger, die an ihn geglaubt haben, das singen die Sperlinge auf dem Kirchdache, wie das eine und dasselbe Präludium des Schulmeisters Wecker, das sie alle Sonntage auf der Orgel hören. Was soll ich es Euch verschweigen! Ich habe selber einmal hinten auf dem Wagen, als wir zur Jagd fuhren, mit angehört, daß er zu seinem Herrn Sohne, dem gnädigen Gottlieb — denn so heißt er — und das ist er auch wirklich, einst sagte: Mein Sohn, lerne von mir! Ich spiele das chinesische Sackspiel, wo zehn, ja zwanzig mit Sand gefüllte Säcke im Zimmer von der Decke hängen, und der Spieler stellt sich mitten in die Säcke, setzt sie in Bewegung, daß sie alle gehen, wie geläutete Glocken: bim baum, bim baum! und nun besteht die ganze Kunst darin: jeden Sack, der ihn stoßen will, selber zuerst fortzustoßen, und weder von den groben Säcken allen zur Seite noch von vorn und von hinten tüchtig getroffen zu werden! Freilich bricht mir der Angstschweiß aus, von der unaufhörlichen Arbeit mit meinen sackgroben Gläubigern! aber ich stehe doch noch fest, wenn auch mit tüchtigen blauen Flecken, woher ich sie gar nicht vermuthet. — Doch ich bin Kreisrath! und halte den Gerichtshalter warm, mich kümmert nur das Proxeneticum! — so sagt’ er und lachte. — Aber laßt das nur gut sein, lieben Leutchen! Er hat jetzt eine furchtbare Brennerei angelegt, da das Getreide gar nicht gilt, und wenn er an den vielen Stückfässern sich nicht die Seligkeit an den Hals trinkt, weswegen er in seinem ewigen Taumel schon bei lebendigem Leibe nur der selige Herr im Dorfe heißt — und eine rothe Nase hat er sich auch schon bloß angekostet, und statt der Gradewage braucht er nur die Zunge, so ein Kenner ist er — wenn er noch lange der selige Herr bleibt: so hat er, wie er sagt, in wenigen Jahren alle seine Gläubiger sich vom Halse gebrannt und wegdestillirt! Darum habt nicht gerade die größte Sorge, aber desto größere Geduld. —

Wenn er das Sackspiel so gut spielt, meinte Johannes —

— so wird er Euch auch für einen ansehen, glaubt Ihr? Gedanken sind zollfrei. Aber dafür ist der gnädige Gottlieb; das ist ein prachtvoller Mann! dabei blickte er wieder auf Christel — und daß er eine Frau hat, das schadet nichts.

Das sollte ihm schaden? fragte Johannes.

Nun wie ich das meine! versetzt’ er. Die Frau ist so schön und brav, daß sie mir manchmal leid thut, aber auch wieder nicht, eben wenn ich bedenke, daß sie gar so brav ist! Da kommt es auf Eins hinaus. —

Diese Aeußerung des rohen Niklas bewog Christel, den Jäger das erste Mal freundlich anzusehen. —

Nun kommt nur, kommt! ermuntert’ er sie. Bei uns ist kein Raum, auch im Dorfe wüßt’ ich eben keinen. Aber ich getraue mich bei dem gnädigen Gottlieb es zu verantworten, wenn ich Euch in ein leeres Häuschen weise. Bewohnt ist es nie gewesen, aber es ist zu bewohnen. Denn in dem einen Stübchen ist auch ein Ofen, daß wir es aushalten konnten, wenn wir früh an kalten Wintermorgen auf die Vögel lauerten, und daß die Locken für den Heerd des Nachts nicht erfroren. Es fließt ein muntrer Bach dabei vorüber in den Main hinab. Aber jetzt kommt Niemand hin; die Vögel haben einen andern Strich genommen, das junge Holz ist zu hoch geworden, und auch der gnädige Gottlieb ist groß und hat nun andre Gedanken. Seht Ihr, dort drüben stehen noch die Krakelstangen für die Vögel, wo sonst in der Mitte der Heerd war; der Platz ist freilich mit Disteln besamt, aber er gäbe bald ein hübsches Gärtchen, und Ihr sitzt im Holze, und anstatt der Miethe thut Ihr ein paar Erntedienste mit der Hand, und ein paar Jagddienste mit den Füßen.

Ist das ein Vogelheerd, Vater? fragte Daniel; Vater, da wollen wir hin!

Der Jäger ging dem Wagen voraus, und so folgten sie ihm zu dem Heerde vom Wege ab.

IV

Inhaltsverzeichnis

Das Häuschen war nett. Christel öffnete die Thür, stieß die Fensterladen auf, musterte es und sahe, was daraus zu machen sei, und wie Alles eingerichtet werden müsse. Daniel brachte einiges bestaubte Werkzeug hervor, eine Axt, ein Schnittmesser und Stricke und Breter. Johannes stand mit gefalteten Händen noch draußen und hatte den Kopf gesenkt. Christel küßte ihn, lachte und sagte: Vater, mache einen Tisch; und Du, Dorothee, was sitzest Du auf der Schwelle und getraust Dich nicht hinein, oder schämst Du dich! rühre dich, Mädchen, und hole Wasser aus dem Bach, daß Alles wird, wie es soll. Ein Bett ist das Erste! Worin man beinahe das halbe Leben zubringt, das muß bequem und weich und immer gut gemacht sein.

Auch die Ziege bekam ihr Cabinet. Der Staar hatte wieder seinen Sitz auf dem Ofen erwählt. Der ausgetheilte Wein und das Brot langten noch morgen. Und als die Kinder, zeitig zu Bett gegangen, schliefen, als das Feuer auf dem Kamin loderte und in das Stübchen leuchtete, kniete Christel vor Johannes hin, stützte sich auf seine Kniee und sah ihm in die Augen. Bist Du mir gut? fragte sie ihn. — Du armer Schelm! sagte er und hielt die Hand auf ihrem Kopfe. Nun bin ich wieder froh, ich habe Alles! sagte sie fast weichmüthig. Sieh’ nur, wie herrlich die Kinder schlafen! und hast Du gehört, wie sie gebetet haben? so fromm wie immer. Nur Daniel weinte still und kehrte sich von mir, als er betete: „unser täglich Brot gieb uns heut’.“ Der fängt schon an zu verstehen, wie den Aeltern um’s Herz ist! Morgen haben sie Alles vergessen! Und wenn die Kinder dann fröhlich sind, was fehlt uns denn? Wir sind jung und gesund, und Arbeit ist hier überall; in den Weinbergen ist Plage vom Frühling bis Herbst, und die Ernte will auch geschnitten sein, und der Acker wieder bestellt. Das hört nicht auf, das heilige Jahr! und die Jahre hören nicht auf! Das geht so fort wie eine Mühle. Und muß denn die Mühle unser sein? Den meisten Menschen gehört sie ja nicht, sie gehört nur Einem, der Alle aufschütten läßt, was sie eben bringen. In der Welt nährt eigentlich doch nur die Arbeit mit Ehren, und Andern arbeiten, ist ja auch eigene Arbeit und bringt uns eigenes Brot. Nicht wahr, mein Johannes?

Johannes antwortete nicht, sondern hatte die Augen geschlossen, und so ruhte sie ein Weilchen mit dem Gesicht auf seinem Schooß. Und — fuhr sie dann lächelnd fort — wenn das Wasser verlaufen ist, gehen wir hinab und sehen, was uns noch etwa geblieben, und was für Fische auf unsern Bäumen hängen!

Du willst mich munter reden, Du armer Schelm, sagte Johannes; aber es ist Dir selber nicht recht um das Herz, sonst würdest Du mich nicht trösten. Das hast Du nicht gewußt. Nun geh’ nur auch zu Bett! sieh’, Dorothee hat sich schon fortgeschlichen. Die Zeit wird ihr lang bei uns, und nun erst recht lang werden.

Sie weiß, was sich schickt, lächelte Christel. Wir sind ja Eheleute! —

Versteh’ ich Dich recht, so bist Du ein Schelm! sagte Johannes. — Und Du mein lieber Schelm, flüsterte Christel. — Jugend ist doch Goldes werth! meinte Johannes; wer im Alter arm ist, der ist wirklich arm! Lege an, Christel! — Der Kien ist alle; meinte sie lächelnd. — Du bist mein gutes Weib, sagte er; denn Du meinst es nur gut mit mir, weil Du weißt, daß ich Dich lieb habe von Herzen.

Wie ich Dich! sagte Christel.

V

Inhaltsverzeichnis

Am nächsten Sonntage gingen sie schon früh hinab in das Dorf. Dorothee blieb bei den Kindern. Sie nahten sich mit klopfendem Herzen; aber ihr eigenes Leid ward gemäßigt, ja überwogen durch das Mitleid mit vielen, vielen Menschen! Sie hörten schon von Weitem Gesang vom Kirchhofe und Geläut von Begräbnissen, die fast kein Ende nahmen. Sie sahen kaum, daß ihre Obstbäume im Garten bis an die Kronen mit Erd’ und Sand verschwemmt waren, daß Stroh und Holz in den Aesten hing; sie bedauerten kaum, daß ihr Häuschen eingestürzt und der Boden ausgewühlt war, denn sie lebten, und ihre Kinder lebten alle! und drüben segnete der Pfarrer einen Todten nach dem Andern ein, um in geweihter Erde zu ruhen. Sie traten dann unter die Menge der Betrübten, Neugierigen und Weinenden und begrüßten sich still durch Kopfnicken und Lächeln mit ihren Bekannten. Dann hörten sie die Predigt unter freiem Himmel mit an. Aber Christel getraute sich kaum, ein Kind anzusehen, das seine Mutter verloren; und sie bejammerte nur still im Geiste den Schmerz ihrer Kinder um sie; — oder eine Mutter anzusehen, die ein Kind verloren, oder den Mann, oder Kind und Mann! und sie lächelte ihrem Johannes zu, erkannte ihn kaum und mußte ihn ordentlich bewundern, wie er so in der Sonne stand! Sie getraute sich kaum Gott zu danken, so bescheiden und gönnend schlug ihr das Herz. Und so war sie doppelt reich und beglückt.

Als sie Nachmittags nach Hause gehen wollten, suchten sie noch zuvor auf der Stätte ihrer Wohnung, und die Mutter las ein Körbchen voll allerhand Kleinigkeiten zusammen, die noch zu brauchen waren. Ihre Katze stellte sich ein, die Christel mitnahm, und Johannes fand ein kleines schwarzfleckiges Schweinchen auf, das sein gehörte. Auch von Sophiechens Puppen waren zwei in den Zweigen des großen Birnbaums hängen geblieben, ihr Gottlob und ihr Annaröschen; und die Mutter weinte fast vor Freuden. So gingen sie gestärkt durch die Ueberzeugung wieder heim, daß hier nichts mehr zu suchen sei, daß sie nicht das Beste verloren hätten.

Als sie nach Hause gekommen, fanden sie Dorotheen artig geputzt, die Haare geflochten, und Christel bemerkte auch ein kleines weißes Bündel, das Dorothee nun unter den Arm nahm, welche sie nur schien noch erwartet zu haben.

Du willst uns wohl verlassen, liebes Mädchen? fragte Christel betreten.

Ich bin Euch jetzt zur Last, antwortete Dorothee; und ich will sie Euch erleichtern.

Du erschwerst sie uns, wenn Du gehst, gute Dorothee, das glaube gewiß! Was Viele mit Geduld und Lust ertragen, das ist kaum ein Unglück, so schwer es zu sein scheint, und so schwer es den Einsamen drückt. Mit wem soll ich mich nun ausreden, wenn Du gingest, wenn Du selbst nicht einmal mehr Ja! sagtest, oder Nein! nach Deiner Art, oder gar nicht mehr zuhörtest! Und wie werd’ ich mich erst fürchten hier allein in der unheimlichen, schweigenden Mittagsstunde, und in der Dämmerung, ehe Johannes von der Arbeit kommt? Du meinst es nicht gut mit uns, nicht mit mir, noch den Kindern, Dorothee! sagte sie halb bittend.

Dorothee schwieg und wollte ihr zum Abschied die Hand reichen, ja sie küssen, um die feuchten Augen nicht erst sehen zu lassen.

Wo willst Du denn hin? Du thörichtes Kind, fragte Johannes. Muß es denn sein? — Uns gehst Du nichts an, wenn wir Dich nichts angehen, Dorothee!

Dorothee sah ihn an, wandte sich dann zu Christel und sagte: daß Niklas hier gewesen; daß die junge gnädige Frau eine Jungfer brauche, und so wolle sie bei ihr Jungfer werden im Schlosse.

Jungfer werden im Schlosse? fragte Johannes mit sonderbarem Lächeln und meinte: So ein Schloß, wo das einträte, wär’ heut zu Tage was werth! und kein verwünschtes! Ich weiß des Niklas Worte noch wohl. Ich seh’ nicht so dumm aus, als ich bin!

Auch nicht so böse, Johannes! verwies ihm Christel. Man muß keinem Mädchen und keiner Frau Furcht machen vor einem Manne! das ist der verkehrte Weg, kann ich Dir sagen; in der Furcht regt sich das Böse und wächst wie die stachlige Wassernuß im Teiche. — Will sie ziehen, so laß sie ziehen. Sie hat kein schwaches Gemüth, und was sie thut, das wird sie wollen. Darauf kenn’ ich sie.

Wird ihr das helfen? fragte Johannes.

Jetzt gerade will ich ziehen, sagte Dorothee entrüstet.

— Im Grunde betrachtet, thut sie so übel nicht, nahm Christel wieder das Wort. Bei uns hat sie nur Arbeit gehabt, selbst in guten Tagen; jetzt hat sie noch schlechte Tage dazu und kann eher bei uns nun das Essen verlernen, als Nähen lernen. Beim Prediger, der sie erzogen, hat sie Alles genug gehabt, Alles bequem, ja nett und schön, bis auf die Handschuh; mein Vater, der sie gleichsam von ihm geerbt, hat sie gehalten besser als mich, da ich in den Jahren war. Nun haben wir sie geerbt, und sie will vielleicht ihr eigen sein, da Niemand Anspruch an sie macht, und wir jetzt scheinen ihrer zu bedürfen. Und sie hat doch Anspruch vielleicht auf ein so schönes Glück als ihr Gesicht, wie irgend sonst ein Mädchen. Denn nicht die Reichen werden immer die Glücklichsten! selten! ja selten nur glücklich. Und Vieles braucht ein Mädchen einst zu wissen, was sie bei uns, bei mir nicht lernt.

Aber zu dienen hätte sie nicht nöthig! murrte Johannes. Im eignen Hause die Tochter auferzogen, und aus der Mutter Hand dem Manne anvertraut, das ist das Beste. — Ich habe keine Mutter und keinen Vater, sagte Dorothee und sahe Johannes dabei an.

Ist denn zu Dienste ziehen so etwas Schlimmes? meinte Christel. Niemand dient ja um das liebe Brot und die Schuh’ und die Kleider! Sondern ein Mädchen sieht in fremden Häusern besser als in dem eignen, und mehr und anderes, wie die Wirthschaft geht. Sie sieht und lernt die wichtigen und kleinen Geschäfte einer Hausfrau, sie lernt am Kinderzeug ihr Kinderzeug einst nähen, was zu Hause kaum mehr vorkommt; sie lernt Brot backen oder Kuchen zu kleinen Festen einst bei sich; sie lernt aufmerksam sein und denken, sich loben und sich tadeln lassen, sie lernt einem fremden Willen folgen, nicht bloß Speisen bereiten, die sie gern äße, nicht so zugerichtet, wie sie wollte, nicht sich kleiden, wie sie wünschte — früh aufstehen, spät zu Bette gehen, vertreten, wenn ein Topf zerbrochen wird, und nicht entgegen reden, wenn sie ein Versehen gemacht, und es entschuldigen will und könnte. Sie lernt schweigen, hören, sie lernt lernen, selbst Unrecht erdulden und sich auch für Böses bedanken; kurz sie lernt eine Frau, eine Mutter werden.

Das kann kommen! meinte Johannes. Ich bin arm, recht arm, und werde bei diesen Anstalten Gottes im Leben nicht reich; aber eh ich mein Kind von fremden Leuten — denn die eignen schämen sich — nur scheel ansehen, geschweige — — lieber noch schlagen und mit Füßen treten ließe, lieber soll sie ihren Vater nicht vor Gram in das Grab bringen, wie Deine Schwester Martha Deinen Vater. Von Grund’ aus muß man reden! Das Drüberhin ist Sünde, wenn man die Wahrheit im Herzen behält.

Christel wendete sich ab und weinte!

Johannes nahm Sophiechen auf den Arm und fragte sie: hast Du mich lieb? wie lieb denn? meine kleine Tochter! Und das Kind schlang die Händchen um seinen Hals und drückte ihn, daß es zitterte und keinen Athem hatte. — Der Vater weinte.

Da Niemand sprach, sagte Dorothee: So lebt denn wohl! ich gehe. Ich danke Euch für Alles, auch für das!

Christel aber sagte: komm her, noch einmal, meine Dorothee! sieh’, hier schlag’ ich Dir die Bibel auf, hier lies den Vers mir laut und ohne Beben mit der Stimme; und zu deinem Zeugniß sollst Du mir ihn immer lesen, wenn Du wieder zu uns kommst. Du kommst doch manchmal und siehst, ob wir noch leben?

Dorothee war weich; aber sie las ohne Beben mit der Stimme und laut den Vers:

„Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!“

Dann machte sie sich von den Kindern los, die sich an sie gehangen, und ging, ihr kleines Bündel unter dem Arm.

VI

Inhaltsverzeichnis

Auf dem Hofe war Alles in Thätigkeit, große Anstalten wurden gemacht, denn das Landesväterchen, oder der Ländchenvater sollte durch Breitenthal kommen und auf dem Schlosse übernachten. Niklas nämlich kam und nannte ihn so, weil ein Wolkenschatten sein Land schon überdecken konnte, und ladete Johannes ein, Theil an den Arbeiten zu nehmen und sich ein Stück Geld zusammen zu verdienen. Der selige Herr, sagte er, rechnet sich großen Vortheil von einem solchen Besuch, wenigstens eine nachgelassene schriftliche Sauve-garde gegen seine Ungläubigen, die Gläubiger. Das Memorial ist schon aufgesetzt. Er verschreibt den Juden, so viel Procent sie begehren; denn Alles soll kostbar sein, und das Bett ist auch ein Prachtstück, so daß dem Prinzen schaudern wird, sich hinein zu legen! Da sind goldne Fransen von massivem Holz an den Vorhängen, Quasten, Spiegel, kurz Alles im Zimmer, was ein Mensch gar nicht zu brauchen im Stande ist. Was aber die Zurüstungen zum Empfange betrifft, da sagt er: mit nichts Ernsthaftem kann man einem Großen das Herz rühren; die Thränen lieben sie nicht, lachen müssen sie! Lachen müssen wir! Wer sie zum Lachen bringt, der hat einen Stein in ihrem Brete. Und so hat Er mit dem gnädigen Gottlieb hin und her gesonnen, bis er eine Hauptwache nebst Nobelgarde sich ausgedacht, die dem Gefeierten an der Grenze das Gewehr und sich selbst präsentiren soll, wie noch keine andre Garde in der Welt. Wir haben ein Fichtenwäldchen niedergeschlagen bis auf 24 Stämme am Wege; je zwei und zwei, die dicht neben einander stehen, wie zwei Beine, bilden einen Mann, der ausgestopft wird; oben werden bloß die Wipfel abgeschlagen, die Aeste vom Stamm geputzt, und nun werden die Kerls in mannshohe Stiefeln gesteckt, ihnen Hosen und Westen und Röcke angezogen, Masken vor, und Halsbinden umgebunden, und große Chakos aufgesetzt, ein Seitengewehr umgeschnallt, und losbrennbare Flinten in die ungeheuern Bärentatzen gegeben. Im Rücken aber wird eine Leiter angesetzt, ein natürlicher Mensch steigt in den Corpus und exercirt, wie ein hineingefahrner Geist, den hohen Besessenen. Auch der Tambour darf nicht fehlen und das furchtbare Schilderhaus, wie ein separates Glockenthürmchen, noch der entsetzliche Flügelmann. Die rothbäckigen Masken dazu liegen schon im Tanzsaal; Tuch, Leder, Leinwand, Pappen, Alles ist da, und der Heuwagen voll Schneidergesellen ist gestern Abend, in zwei Etagen sitzend, ins Dorf gejubelt, welche die großen Christophe ausmeubliren und uniformiren sollen. Zum großen Glück haben wir einen wandernden Schuhmachergesellen, den Ronneburger, aufgegabelt, der die Stiefeln nach dem großen Stiefel machen soll, welcher, wenn die Gesellen in Ronneburg zampern zu Fastnacht, auf den Straßen wandert wie von sich selbst, einen Sporn am Absatz wie ein Steuerruder; der Wein trinkt, und die Gläser oben zum Schafte hinauswirft, wie ein Stiefel aus einer bessern Welt! Ich habe den lustigen Bruder arbeiten sehen, und so oft er Eins trinkt mit dem seligen Herrn, singt er auf den Helden und Schutz-Patron aller Herrnschuh-Macher und Flicker, den braven Hans von Sagan, den Ehrenvers:

Unserm Hans von Sagan zu Ehren Laßt die klingende Musicam hören!

Ihr müßt Euch einmal die Geschichte von dem Schutzpatron vom Ronneburger erzählen lassen, wenn Ihr bei ihm arbeiten wollt; wie der Hans von Sagan, ein Schuhmachergesell, in Königsberg, das belagert war, in der höchsten Noth einen Ausfall gethan mit seinem Gewerk, die Fahne getragen und als ihm das Eine Bein abgeschossen, noch auf dem andern mit fliegender Fahne unter klingender Musika in den Feind gehopst. Seit der Nacht führen die Herrnschuh-Macher seinen Fuß oder Stiefel beständig im Schilde. — Und auch eine neue Chaussee wird gemacht, ein gerader Weg durch Dick und Dünn, auf jeder Seite ein Graben gezogen, und der Sand und die Steine auf den Fahrweg geworfen. Wäre die Arbeit Euch nicht recht, so könnt’ Ihr mit an der Pyramide von Reisig mitten im Dorfe arbeiten, wozu der Schulmeister Wecker die Inschriften macht, und der Gärtner die großen Buchstaben darauf aus Blumen. Der Daniel kann schon Kränze winden, und wenn Eure Christel nähen will, so kann sie mit helfen Westen, Hosen und Röcke für die Mannschaft da draußen machen. Es ist nur ein wahres Glück, daß die Kerls nicht essen und trinken und nicht einmal einrücken, sonst äßen sie ganz Breitenthal auf und tränken die Keller des seligen Herrn bei einigen Frühstückchen aus.

Nun was Ihr wollt, Johannes! ich muß Alles anwerben, was Hände und Beine hat. Kommt mit, kommt nach, und leset Euch Arbeit aus, ich habe nicht Zeit dazu — Gott sei Dank!

So ging er. —

Siehst Du, mein Johannes, Gott schickt uns Arbeit! sagte Christel fröhlich, als Niklas fort war.

Aber was für welche! sagte Johannes halb lachend, halb erboßt. Ist das Arbeit? schickt die Gott? verdient man das Geld nicht mit Sünden? Und dazu lassen vernünftige Menschen sich brauchen und singen und jubeln dabei wie die Schneidergesellen und der Hans von Sagan! Dazu müssen die Pferde sich fast um das Leben ziehen und sich mißhandeln lassen, als retteten sie Israel. Ja ich konnte es gar nicht ansehen, wenn mein Pathe, der Leinweber, ein alter, sonst ehrwürdiger Mann, 6 bis 7, ja 8 Stunden lang bei der Sonntagstanzmusik im Weinhaus hinter der Baßgeige steht, und immer streicht „G. D.! — D. G.! — G. D.!“ denn so viel hab’ ich davon gelernt, und ernsthaft bleibt, wie der Baßgeigenkopf, dem er seine Perücke aufgesetzt, während die jungen Burschen um die Säule toben, daß man sein G. D.! — D. G.! kaum hört. Ei, so wollt’ ich die Baßgeige! Manchmal ward er aber auch selber wild und strich mit dem Bogen ganz unbarmherzig darein, daß es ein Grausen war. Das freute mich von ihm! Da ist nun gar keine Frage, daß die alte Baßgeige glücklicher ist als der arme Mann, und die hölzerne Säule fast verehrungswürdig gegen die Bürschlein, die mit den Mädchen darum tanzen, ja selber der Branntwein ist nobler, als wer ihn trinkt, und ist es der selige Herr von Borromäus! — Ich lerne die Welt ganz anders ansehen, viel geringer und schlechter, das will ich Dir nur sagen, Christel! Aber das seh’ ich auch, wenn sie denn gar so thöricht ist und alles Närrische in ihren Schutz nimmt, wie ein Kind die Puppen: so kommt keiner um, am wenigsten ein Thor und ein Hasenfuß, eher wir, und am liebsten — ich. Den Pathen mit der Baßgeige vergess’ ich in meinem Leben nicht, und nun soll ich gar gehen: pappene Stiefel machen! Näh’ Du, was Du willst, Christel, wenn Dich’s nicht erbarmt, das edle Tuch so zu verwüsten zu einer Weste, wovon wir Alle Rock, Hosen und Westen hätten, Jahre lang — ich bleibe zu Hause und warte auf den Rebenschnitt! —

Du bist ein Kind! sagte Christel. Aus aller Mühe und Arbeit wird ja die Freude! Im Weinberg — was wird denn aus den mühselig bestellten Reben? Nicht wahr Trauben! süße Trauben; und was wird aus den mühsam gelesenen, mühsam gekelterten Trauben? Nicht wahr Wein! lieblicher Wein! — Da hast Du’s! Nun schweig’ und besinne Dich. Denk’ an die Kinder, wenn Du am Wege schaufelst, denke, Du worfelst Korn für uns, flugs wird der Sand Dir von Golde sein! Die Großen verthun ihr Geld, wie sie nur können, und wie sie wollen, wenn sie es nur verthun. Aber das ist weislich schon so geordnet, sie können es nicht da droben halten, wie die Wolke den Regen nicht, und wir Armen fangen es auf mit der Schaufel, mit dem Hute, mit dem Pfriem, mit der Nadel, mit Säge und Hammer — was Jedem Gott in die Hände gegeben hat. Marsch, mache, daß Du zur Arbeit kommst! Willst Du fort! lachte sie und ergriff im Scherz die frischgemachte Kinderruthe.

VII

Inhaltsverzeichnis

Sophiechens Dukaten war verwechselt, und bei der Sparsamkeit der lieben häuslichen Frau langte er glücklich bis zum Feste, nach welchem das Lohn zusammen ausgezahlt werden sollte. An dem Morgen selbst mußte Christel mit helfen Blumen winden. Johannes arbeitete an der Pyramide und befestigte die bunten duftenden Buchstaben, die an den vier Seiten derselben auf dem grünen Rasen geordnet lagen. Der Schulmeister Wecker hatte die Aufsicht. Als er aber sein Werk so prangen sah, war er überglücklich, und wie ein junger Schriftsteller in dem ersten Probebogen seines, so Gott will berühmten, Werks keinen Druckfehler sieht vor Hast und Entzücken: so sah er auch die Fehler des Blumensetzers Johannes nicht, sondern lobte ihn sehr und war ganz begnügt, als er nur erst den Anfang der Schrift der ersten Seite, das SALU — — — gesehen. Richtig! sagt’ er, das wollt’ ich nur wissen! nun könnt’ Ihr gar nicht mehr fehlen, Johannes! Setzt nur die Buchstaben, wie sie geordnet liegen. Ich muß zu Hause nachsehen, mein Fritz schreibt das Carmina. Es ist in rothen Manschester gebunden, den ich aus Anstand von meiner Seligen Muffe auf dem Altar des Vaterlandes geopfert — der Mann bin ich! Denn werde ich auch nicht General-Schulmeister für die bedungene öffentliche Erwähnung, so wirft mir der selige Herr bei erwünschtem Resultate doch eine Klafter raupenfräßiges Schuldeputatholz an den Kopf, daß meine armen Herren Jungen im Winter — als wo sie bloß in die Schule gehen — nicht so klappern und summen vor Frost wie die Bienen im Stocke. Mit blauen Nägeln schreibt man schlecht, das muß ich wissen! und von zu vielen Knipseln oder Handschmissen, um die Hände zu wärmen, aus Liebe zu sauberer Schrift gegeben, laufen am Ende die Finger auf! bei Manchen gleich zu Anfang! Nun setzt nur Eure Buchstaben ohne Conrector.

Ich will redlich helfen, Euch warm zu machen! versicherte ihn Johannes.

Aber die lustige Dorfjugend buchstabirte darin umher mit Augen und Händen und Füßen. Die Kinder suchten sich den schönen großen wohlriechenden Anfangsbuchstaben ihres Namens; Einer hob ein V auf, ein Andrer ein H. Ein Mädchen hatte ein E und ein M in den Händen, ein andres ein E und ein R, und sie spiegelten damit in der Sonne, ließen sich an die Blumen riechen, ja sie neckten und haschten sich zuletzt um die Pyramide damit umher. Wollt’ Ihr die Buchstaben liegen lassen, Kinder, sagte Johannes, ich verschreibe mich ja sonst! Seht der gnädige Gottlieb kommt dort geritten! — So blieben denn plötzlich die Kinder stehen auf der Seite, wo jedes eben mit seinen Buchstaben war, legten sie still in die Reihe und die Lücken, wie es eben kam, und schlichen sich fort.

Der gnädige Gottlieb kam aber wirklich, um dem Prinzen entgegen zu reiten, und hinter ihm ritt Niklas und sein Jägerbursche in Galla, mit aufgesetzten Büchsen. Ein Blick von Niklas auf seinen Herrn, und dieser hielt vor Christel, die vor ihm auf dem Rasen saß und ganz rothgeworden war. Sie erhub sich aber nicht und sahe nicht auf. Der junge Herr lächelte nur, und sie ritten vorüber. Dann kam auch Dorothee, sehr lieblich gekleidet in ländlicher Tracht, das seidene Kissen für das Gedicht auf den Händen, und andere Mädchen begleiteten sie. Auch Clementine, die junge gnädige Frau, kam ein Augenblickchen, zu sehen, seufzte und schlich sich dann mit gesenktem Köpfchen hinweg. Dorothee aber grüßte kaum ihre Christel, ja es schien sie zu verdrießen, daß Johannes sie Du nannte, und sie fragte, wie es gehe?

Laß sie nur heut’, sagte Christel, sie kommt wohl wieder zu uns und spricht mit uns darüber im Hause, wenn sie den Vers liest.

Der Ronneburger und die Schneider schwärmten herbei, standen und gingen dann, ihrer Hände Arbeit in völligem Glanze en parade zu sehen.

Der Prinz kam erst spät gegen Abend. Er hatte befohlen, Schritt vor Schritt auf der neuen Chaussee zu fahren, denn die Pferde schwitzten wie aus dem Wasser gezogen. Der Wirbel der großen Trommel, aus einem Orhoft erdacht, war bis ins Dorf zu hören, die Wache hatte vortrefflich gefeuert und dem Ländchenvater glücklich ein Lächeln abgewonnen. Jetzt hielt er vor der Pyramide.

Aber der Kindertanz mit den Buchstaben hatte die auffallendsten Setzfehler bei Johannes veranlaßt, der nicht lesen und schreiben konnte. Er hatte, wie er angewiesen, die Buchstaben zwar pünktlich befestigt, auf jede Seite der Pyramide, was auf jeder Seite derselben gelegen; aber ein Durchreisender hatte auf schelmische Art die letzte Correctur gemacht und Niemand hatte hier die Schrift nachcensirt. Die zwei anzüglichsten Seiten waren zum Glück dem im Wagen haltenden Prinzen verborgen: nämlich, daß aus dem höflichen „SALUTEM“ ein im Zusammenhange mit dem folgenden Worte recht grobes „SALUTATE“ geworden, und daß das E M davon an das Ende des BOV gewandert war. Aus dem ursprünglichen BONO. A. H. war aber vollends das N in das EX VOTO hinum, und das V dafür herum gewandert mit den Kinderfüßen, und das zweite O darin mit dem H vertauscht worden, so daß den guten Herrn nun rührend anschimmerte: „EX NOTH.“ — Das letzte O aus dem „Bono,“ das nun abscheulich lautete, war aber durch denselben Tanz oder Corrector in das verwirrte „G Breitenthal“ gemischt, so viel davon noch übrig gewesen, und so flehte ihn nun hier auf dieser Seite an: O GIB THALER. Ja die mit römischen Buchstaben ausgedrückte Jahrzahl 1811, die durch das übrige M mit Tausend multiplicirt worden, gab sogar dem mitleidigen Herzen desselben die Summe von wenigstens Einer Million und achtmalhundert tausend Thalern an. —

Der Prinz ward roth, befahl auf die Pfarre zu fahren und hinterließ am andern Morgen ein gnädiges Handschreiben an den seligen Herrn, das er offen in die offenen Hände seines Wirthes gegeben, folgenden Inhalts:

Mein Herr Kreisrath von Borromäus! Ich habe Ihr papiernes und pyramidales Memorial gelesen. Resolution: „Abgeschlagen.“

Gründe:

Tausend, außer diesem!

Ich kenne keine bessern