Die Eins im Großen Nichts - Petra Angelika Peick - E-Book

Die Eins im Großen Nichts E-Book

Petra Angelika Peick

0,0

Beschreibung

"Warum sind Zahlen so wichtig?" Jans Frage beantwortet die Autorin mit einer wunderbaren Geschichte über die verborgene Bedeutung der Zahlen: "Noch war die Eins nur ein unendlich winziger Punkt im Großen Nichts. Aber ihre Möglichkeit war es, alles zu werden, was du dir nur vorstellen kannst. Und noch das Unvorstellbare dazu. Ich vermute manchmal, dass die Eins ihr eigenes Geheimnis selbst noch nicht ganz verstanden hat.“ Jan erfährt, wie sich das ganze Universum aus einem Punkt heraus entwickelt. Auf geheimnisvolle Weise ist die Reihe der Zahlen mit der Evolution des Bewusstseins verwoben. Die spannende Erzählung offenbart den Weg vom unbewussten Egoismus über Mitgefühl zum inneren Frieden. Im Verlauf der Geschichte entfaltet sich die heilsame Wirkung symbolischer Erzählkunst. Ein Buch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 73

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Seit sich seine Eltern getrennt haben, ist Jan sehr traurig. Sein Vater hatte versprochen, ihn oft zu besuchen. Aber er wartet vergeblich darauf. Jans Vater ist Mathematiker und schreibt seit vielen Monaten an seiner Doktorarbeit. Er ist so sehr in seine Berechnungen vertieft, dass er vergisst, sich um Jan zu kümmern. Jan spielt und spricht kaum mehr. Er grübelt darüber nach, warum Zahlen für seinen Vater wichtiger sind als er selbst. Von einer Nachbarin erfährt er, dass es ein großes Geheimnis um die Zahlen gibt. Es wird nur von Menschen verstanden, die mit den inneren Augen sehen und mit den inneren Ohren hören können. Jan erfährt, wie sich das ganze Universum aus einem Punkt heraus entwickelt.

Auf geheimnisvolle Weise ist die Reihe der Zahlen mit der Evolution des Bewusstseins verwoben. Die spannende Erzählung offenbart den Weg vom unbewussten Egoismus über Mitgefühl zum inneren Frieden. Im Verlauf der Geschichte entfaltet sich die heilsame Wirkung symbolischer Erzählkunst. Ein Buch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.

Die Autorin Petra Angelika Peick veröffentlichte neben Fachbüchern zur Supervision und Spiritualität auch Kurzgeschichten und Lyrik.

Weitere Informationen:

www.papeick.com

www.lebensfunken.de

Inhalt

Jans Frage

Die Eins

Die Zwei

Die Drei

Die Vier

Die Fünf

Die Sechs

Die Sieben

Die Acht

Die Neun

Die Null

Nachwort

Über die Autorin

 

Am Anfang

ist das Nichts

in dem das Eine

erwacht

und alles erschafft.

?

Jans Frage

Vor kurzem ist Jan mit seiner Mutter in meine Nachbarschaft gezogen. Ich sehe ihn oft am Fenster stehen und hinaus schauen. Wenn ich ihm zuwinke, winkt er zögerlich zurück. Mein Lächeln beantwortet er aber nicht. Seine Mutter hat mir erzählt, dass er auf seinen Vater wartet, der versprochen hat, ihn abzuholen, um einen schönen Tag mit ihm zu verbringen. Tag für Tag steht Jan nun am Fenster und wartet. Aber sein Vater kommt nicht. In den ersten Tagen nach dem Umzug hat der Vater manchmal angerufen, aber seither vergehen die Tage, ohne dass er sich meldet.

Jans Vater ist Mathematiker und hat vor vielen Monaten begonnen, eine Doktorarbeit zu schreiben. Seine Arbeit hat mit Zahlen und Berechnungen zu tun. Dafür muss er viel lesen und nachdenken. Er versenkt sich so sehr in seine Berechnungen und Aufzeichnungen, dass er alles andere vergisst.

Von seiner Mutter weiß ich, dass Jan kaum noch ein Wort spricht, seit sich die Eltern getrennt haben. Weil sich der Vater mehr und mehr in seine Zahlenwelt zurückzieht und sich nicht mehr um ihn kümmert, wird Jan immer trauriger. Er ist schweigsam und in sich gekehrt. Das Verhalten seines Vaters verwirrt ihn, denn er versteht nicht, weshalb die Zahlen für seinen Vater wichtiger sind als er. Wenn er nicht zum Fenster hinaus schaut, liegt er auf seinem Bett und grübelt. Manchmal spricht er mit sich selbst, dann wieder tritt er zornig gegen seine Zimmertür oder schlägt sie mit lautem Krachen zu. Nachts wirft er sich in unruhigen Träumen wie im Fieber hin und her.

Jans Mutter ist besorgt darüber, dass er offenbar sehr unglücklich ist. Sie versucht, ihm die neue Situation zu erklären, so gut sie es vermag. Aber Jan will und kann nicht verstehen, warum Zahlen für seinen Vater so wichtig sind, dass er keine Zeit mehr für ihn findet. An jedem Tag fragte er: Warum sind Zahlen so wichtig?

Die Mutter ist ratlos und versteht selbst nicht, warum sich ihr Mann so lieblos verhält. Deshalb kann sie Jan keine Erklärung dafür geben. In der Schule, das verspricht sie ihm, wird er alles über die Zahlen lernen. Bis dahin müsse er sich gedulden. Aber Jan wartet ungeduldig auf seinen ersten Schultag. Die Zeit bis dahin scheint ihm unendlich lang. Er will unbedingt sofort und schnellstens wissen, warum Zahlen so wichtig sind.

Schließlich bittet seine Mutter mich um Rat. Sie weiß, dass ich früher mit Kindern therapeutisch gearbeitet habe, und hofft, dass ich ihm helfen kann. Ich meine, er wird sich besser fühlen, wenn ihm jemand seine Frage beantwortet. Das will ich versuchen. Also verabreden wir, dass ich am nächsten Wochenende einen Tag mit ihm verbringe, um ihm die phantastische Geschichte der Zahlen zu erzählen. Denn ich weiß, diese Geschichte wird er in der Schule nicht erfahren.

Wir sind wohl beide etwas aufgeregt, Jan und ich, über unsere Verabredung. Er kann an nichts anderes mehr denken als daran, dass er endlich - endlich! - etwas über die Bedeutung der Zahlen erfährt. Und ich, ja ich bin mir gar nicht so sicher, ob er meine Geschichte verstehen wird. Denn die Zahlen tragen ein Geheimnis in sich, das sich vor Menschen verbirgt, deren innere Augen verschlossen sind.

Weil ich aber glaube, dass sich die inneren Augen der Menschen erst verschließen, wenn sie in der Schule mit dem Verstand statt mit dem Herzen denken lernen, will ich es mit Jan versuchen. Wir werden ja sehen, denke ich, ob er noch mit den inneren Augen sehen, mit den inneren Ohren hören und mit dem Herzen verstehen kann.

Es ist ein milder Frühlingsmorgen. Der Frühnebel hebt sich schnell und lässt die Sonne freundlich in mein Fenster schauen. Ich lege einen Zeichenblock und Buntstifte neben eine Schale mit kleinen bunten Glaskugeln auf den Tisch. Dort liegen bereits einige quadratische Bierdeckel, ein Kasten mit verschiedenen Utensilien und ein Korb mit Äpfeln und Apfelsinen.

Als Jan kommt, ist er genauso schweigsam, wie seine Mutter gesagt hat. Ich kenne Kinder wie ihn, denen ein schlimmes Erlebnis die Sprache verschlagen hat. Manche sprechen gar nicht mehr, andere sprechen nur noch mit Kindern, wieder andere sprechen nur mit einer sehr vertrauten Person, der Mutter oder dem Vater. Jan kennt mich kaum und deshalb kann ich nicht erwarten, dass er mit mir reden wird. Also werde ich unsere Unterhaltung allein führen müssen. Was gibt es da Besseres, als eine lange, spannende Geschichte zu erzählen!

Nachdem Jan seine Jacke abgelegt hat, setzen wir uns in meine gemütliche Sofaecke. Er versinkt fast in dem Berg von weichen bunten Kissen. Der von unserer Bewegung aufgewirbelte Staub tanzt in Millionen Pünktchen in den Strahlen der Morgensonne durch den Raum. Ich lehne mich in die Polster zurück und beginne meine Erzählung. Jans Blick ist verschlossen, aber er hört aufmerksam und sehr gespannt zu.

Es gibt viele Fragen, die bisher noch kein Mensch sicher beantworten kann. Und es gibt Menschen, die unbedingt eine Antwort auf eine dieser unbeantworteten Fragen finden wollen. So ein Mensch ist dein Vater, Jan. Er beschäftigt sich mit den Zahlen, um etwas herauszufinden, was noch niemand vor ihm herausgefunden hat. Leider dauert es manchmal sehr, sehr lange, bis eine Antwort auf eine ungelöste Frage gefunden wird. Es kann mehr als ein Menschenleben lang dauern - ach, was sage ich - es kann viele, viele Menschenleben dauern, bis eine ungelöste Frage endlich von einem Menschen geklärt wird.

Eine solche ungelöste Frage ist diese:

Was war zuerst da:

Das Huhn oder das Ei?

Du weißt ja, dass Küken aus Eiern ausschlüpfen, die von Hühnern gelegt werden. Nun muss sich aber jedes Huhn in einem Ei entwickeln, bevor es selbst Eier legen kann. Ein Huhn kann nicht ohne ein Ei existieren, aber das Ei kann auch nicht da sein, wenn es nicht zuvor ein Huhn gab, das es legte. Was also war zuerst da? Das weiß niemand so genau.

Solche Fragen sind sehr, sehr schwer zu beantworten. Viele Menschen haben ihren Kopf dafür genauso angestrengt, wie dein Vater es tut, um seine ungeklärte Frage endlich zu lösen. Dein Vater versucht, eine Antwort auf eine Frage zu errechnen. Dazu braucht er Zahlen, die er miteinander in Verbindung setzt. Er braucht manchmal auch Buchstaben, die er zur Beschreibung von Beziehungen zwischen den Zahlen benutzt.

Ich will versuchen, dir zu erklären, warum Zahlen für die Lösung von offenen Fragen wichtig sein können. Du weißt, dass uns die Zahlen, die auf der Uhr stehen, zeigen, wann es Zeit ist aufzustehen oder loszugehen, um den Bus zu erreichen. Mit den gleichen Zahlen können wir auch herausfinden, welche Menge von Äpfeln und Apfelsinen in diesem Korb dort liegen. Du hast sicher schon gelernt, eine Menge von drei Äpfeln von fünf Apfelsinen zu unterscheiden, und du kannst vermutlich schon bis über hundert zählen. Man nennt eine gezählte Menge von etwas auch: Quantität.

Aber ursprünglich war eine Zahl nicht zum Zählen bestimmt, sondern um eine Eigenschaft oder eine Erfahrung zu bezeichnen. Die Eigenschaft eines Apfels kann zum Beispiel groß oder klein, reif oder unreif sein, süß oder sauer, saftig oder mehlig. Eine Eigenschaft nennt man übrigens auch Merkmal oder Qualität. Wenn deine Mutter Äpfel kauft, achtet sie