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Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Sport - Sportsoziologie, Note: 2,0, Universität Koblenz-Landau (Sport), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Ultras, eine Bewegung der Fankultur, welche Mitte der 1990er Jahre aus Italien nach Deutschland schwappte, sind in der heutigen Zeit nicht mehr aus den Stadien wegzudenken. Zahlreiche Choreografien, eigene jugendclubähnliche Räumlichkeiten, riesige Schwenkfahnen aber auch gewalttätige Auseinandersetzungen sind ein Teil dieser Bewegung. Die gängige Literatur ist sich in den meisten Fällen nicht einig ob es sich bei der Ultrabewegung um eine Jugendbewegung, Jugendkultur, oder eine eigenständige Subkultur handelt. Um dies zu klären, habe ich mich in der folgenden Arbeit damit beschäftigt, ob die Ultrabewegung eine eigenständige Subkultur darstellt. Hierzu habe ich im ersten Teil die geschichtliche Entwicklung der Fankultur in Deutschland, von den Anfängen des Zuschauersports bis hin zur heutigen Ultrabewegung, genauer beleuchtet. Um diese zu verstehen wird auch ein nötiger Exkurs nach Italien, dem Mutterland der Ultrabewegung, durchgeführt. Im zweiten Teil meiner Arbeit kommen in einer qualitativen Befragung Führungspersonen diverser Ultragruppierungen selbst zu Wort. Dies ist notwendig, um deren Auffassung der Ultrakultur dokumentieren zu können und abschließend den Versuch zu unternehmen, die Frage nach subkulturellen Zügen der Ultrabewegung zu klären.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Fankultur in Deutschland
1.1 Die Geschichte der Fankultur in Deutschland
1.2 Die Anfänge
1.3 Die Fankultur in Deutschland - Kutten
1.4 Die Fankultur in Deutschland - Hooligans
2. Die Ultras
2.1 Die Ultras – Italien
2.2 Die Ultras – Deutschland
2.3 Sozialarbeit durch Ultras
2.4 Politik in der Ultraszene
2.5 Gewalt in der Ultraszene
2.5.1 Steigende Gewalt im Fußball – Realität oder Fiktion?
2.5.2 Der ZIS – Jahresbericht, eine kritische Betrachtung
3. Protestformen
3.1 ProFans
3.2 Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren
4. Subkultur
4.1 Subkultur vs. Jugendkultur
4.2 Die Ultras – eine Subkultur
5. Befragung
5.1 Stichprobe und Durchführung
5.2 Hypothesen und Ergebnisse
5.2.1 Deutsche Ultragruppierungen unterscheiden sich sowohl in der Entstehung als auch in der Gegenwart von den italienischen Ultras (Hypothese 1)
5.2.2 Eine Ultragruppierung ist ein Zusammenschluss aus einer Vielzahl heterogener Individuen, welche ihre individuellen Ansichten der Gruppenmeinung unterordnen (Hypothese 2)
5.2.3 Ultragruppierungen leisten indirekte, kostenlose Jugendarbeit (Hypothese 3)
5.2.4 Zwischen den neuen und den alten Bundesländer gibt es relevante Unterschiede bei der Affinität von Gewalt im Rahmen der Ultragruppierungen (Hypothese 4)
5.2.5 Die Ultrabewegung kann als eigene Subkultur angesehen werden (Hypothese 5)
5.2.6 Ultras fühlen sich durch Repressionen, welche eigentlich als Präventivmaßnahmen vorgesehen sind, bestraft. Diese Vorkehrungen verschlechtern die Beziehungen zwischen Ultras und Sicherheitsorganen (Hypothese 6)
Fazit
Literaturverzeichnis:
Die Ultras, eine Bewegung der Fankultur, welche Mitte der 1990er Jahre aus Italien nach Deutschland schwappte, sind in der heutigen Zeit nicht mehr aus den Stadien wegzudenken.
Zahlreiche Choreografien, eigene jugendclubähnliche Räumlichkeiten, riesige Schwenkfahnen aber auch gewalttätige Auseinandersetzungen sind ein Teil dieser Bewegung.
Die gängige Literatur ist sich in den meisten Fällen nicht einig ob es sich bei der Ultrabewegung um eine Jugendbewegung, Jugendkultur, oder eine eigenständige Subkultur handelt. Um dies zu klären, habe ich mich in der folgenden Arbeit damit beschäftigt, ob die Ultrabewegung eine eigenständige Subkultur darstellt.
Hierzu habe ich im ersten Teil die geschichtliche Entwicklung der Fankultur in Deutschland, von den Anfängen des Zuschauersports bis hin zur heutigen Ultrabewegung, genauer beleuchtet. Um diese zu verstehen wird auch ein nötiger Exkurs nach Italien, dem Mutterland der Ultrabewegung, durchgeführt.
Im zweiten Teil meiner Arbeit kommen in einer qualitativen Befragung Führungspersonen diverser Ultragruppierungen selbst zu Wort. Dies ist notwendig, um deren Auffassung der Ultrakultur dokumentieren zu können und abschließend den Versuch zu unternehmen, die Frage nach subkulturellen Zügen der Ultrabewegung zu klären.
Um das Auftreten der Ultras und ihr Selbstverständnis zu verstehen muss man sich zuerst einmal die Geschichte der Fankultur ansehen. Die unterschiedlichen sozialen Sicherheiten und Gegebenheiten sorgten für eine immer wechselnde Art der Fankultur. Dieser Wechsel führte in den 1990er Jahren dann schließlich auch zu dem Aufkeimen der Ultrakultur, welche von Italien nach Deutschland getragen wurde. Hierzu jedoch später mehr.
Der Fußball wie wir ihn heute kennen hat nur noch sehr wenig mit dem Fußball der Anfangsjahre zu tun. Nicht nur die Regeln, das Gehalt der Spieler und die Stadien haben sich verändert, sondern auch die Art und Weiße wie Zuschauer das Spiel auf den Rängen verfolgen.
Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert galt Fußball nicht als Zuschauersport, sondern einzig und allein als gespielte Freizeitbeschäftigung. Ebenfalls galt der Fußball zu Beginn auch noch nicht als der Sport der Arbeiterklasse, sondern ausschließlich als ein Sport für die Bevölkerung mit einem höheren Einkommen. Dies liegt darin begründet, dass die Arbeiterschicht in dieser Zeit einfach keine Freizeit besaß, in welcher sie einem Sport hätten nachgehen können. So sagt auch Fanforscher Gabler:
„Die ersten Fußballclubs (wurden) um die Jahrhundertwende gegründet, aber genau wie in Deutschland war der Fußball in Italien zur Anfangszeit ein Sport, der vorwiegend von den oberen Schichten praktiziert (...) wurde. Auch die italienischen Arbeiter hatten schlichtweg keine Zeit, die sie dem Fußball in irgendeiner Form hätten widmen können.“ (Gabler, 2010 S. 29).
Die spätere Bindung an einen Verein oder Stadtteil spielte vor 1914 keine Rolle, die Zuschauer stellten sich damals durch ihren gesellschaftlichen Status dar. Dies endete in den 1920er Jahren als sozialpolitische Reformen es ebenfalls der Arbeiterklasse ermöglichten die Fußballspiele der lokalen Vereine zu besuchen. Durch eine gemeinsame Bindung zu einem Verein konnten die Zuschauer eine gemeinsame Identität entwickeln (Oswald, 2013, S.32).
Nachdem durch die sozialpolitischen Reformen ebenfalls die Arbeiterklasse die Möglichkeit hatte, dem Fußballsport nachzugehen, entwickelte sich langsam der Fußball vom reinen gespielten Sport zu einem Zuschauersport.
Diese Zuschauer benötigten natürlich auch Tribünen auf welchen sie das Spiel verfolgen konnten. So entstanden in ganz Deutschland neben den zahlreichen Sportplätzen, auf welchen überwiegend dem Turnsport nachgegangen wurde, auch die ersten Stadien.
„Mit Hacken und Schaufeln ziehen die Mitglieder auf den Betzen-berg, wo auf dem steinigen Gelände in Eigenarbeit [im Jahre 1920] ein Stadion mit Sandplatz und Zuschauerrängen sowie eine kleine Tribüne auf der Südseite gebaut werden.“ (Bold, 2013, S. 30).
Jetzt, wo auch die breite Masse die Stadien bevölkerte und die sozialen Strukturen aufgebrochen wurden, kam es auch zu den ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fans. Die Gründe für gewalttätige Auseinandersetzungen werden im späteren Verlauf näher beleuchtet.
Als ein Grund für die ersten Auseinandersetzungen zwischen Fans gilt die Übertragung von alten Konflikten zwischen unterschiedlichen Arbeitervierteln (Oswald, 2013, S.33.). Diese lokalen Aufeinandertreffen erhielten in der folgenden Zeit den Namen Derby. Ein Derby ist laut Duden ein „sportliches Spiel von besonderem Interesse, besonders zwischen Mannschaften aus der gleichen Region.“ (duden.de, „Derby“) was auf die Spiele der naheliegenden Arbeiterviertel sehr gut zutrifft. Betrachtet man diese Definition kritisch so akzeptieren in der heutigen Zeit nicht mehr alle Fans den zweiten Part der Definition. Nicht jedes räumlich nahegelegene Spiel wird demnach zeitgleich von den Fans beider Vereine als Derby verstanden. So schreibt die Generation-Luzifer, eine Ultragruppierung des 1.FC Kaiserslautern, in ihrem Kurvenheft
„Dass die Haltung zum Thema Derby / kein Derby nicht auf Gegenseitigkeit beruht, sollte bekannt sein, denn ein Derby benötigt nun einmal einen respektierten und ernstzunehmenden Gegner. Mainz ist das nicht!“ (Infoblättsche 12, 2011/2012, S.6).
Viel mehr rückt also die auf beiden Seiten respektierte Rivalität der Fanszenen in den Vordergrund. So können demnach auch Spiele mit größerer räumlicher Distanz durchaus den Charakter eines Derbys erlangen.
Durch den aufkommenden zweiten Weltkrieg fiel der Ligabetrieb in Deutschland zum Teil komplett aus, aber nach Gabler erfreute sich dieser Sport gerade an der Front großer Beliebtheit. Dies führte dazu, dass viele Soldaten sich auch nach der Rückkehr in die Heimat für Fußball interessierten, ihn ausübten oder wenigstens als Zuschauer begleiteten. (Gabler, 2013, S. 20).
Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs die Anzahl an Zuschauern immer mehr bis sie schließlich in den 1970er Jahren eine neue Form an Fans zur Schau brachte. Dies war auch die Zeit als die ersten Fanclubs in Deutschland gegründet wurden. Die Mitglieder dieser lernten sich meist in Kneipen kennen und so trugen auch die ersten Namen von Fanclubs meist den Namen der Stammkneipe der Mitglieder. In Nürnberg bildete sich zum Beispiel Ende der 1960er Jahre nach diesem Muster der Fanclub „Seerose“, welcher im Laufe der Zeit durch diverse Vorfälle weit über die fränkischen Grenzen an Bekanntheit erlangte.
Die Mitglieder dieses Fanclubs bildeten sich zu dieser Zeit aus einer neuen Art von Fankultur – der „Kutten“ (Thein, 2013, S. 44). Die „Kutte“ beschreibt im eigentlichen Sinne ein Kleidungsstück, da diese Jeansjacke – verziert mit Aufnähern und Ansteckern – jedoch von einer Vielzahl an Fans getragen wurde, erhielten selbige sehr schnell auch einen eigenen Namen, welcher sich bis heute im Sprachgebrauch vieler Fans gefestigt hat.