Die Erbin des Kalten Feuers - Henrike Runge - E-Book

Die Erbin des Kalten Feuers E-Book

Henrike Runge

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Beschreibung

"Wenn du D'drans Tochter bist... Was bedeutet das dann für den Obersten Kreis?" Die Nachricht, dass Azuka eine Halbgöttin und die Erbin des Kalten Feuers ist, erschüttert nicht nur sie, sondern auch das Königshaus der Krieger. Azuka merkt schnell, dass sie sich in einer gefährlichen Lage befindet, doch ihre göttliche Abstammung beeinflusst auch das Leben ihrer Freunde. Während Jade, Fenris und Vincent sich sicher sind, der Kriegerprinzessin helfen zu wollen, hadert Cain mit seiner Entscheidung. Wie handelt man, wenn man sich beiden Seiten verpflichtet fühlt? Was bedeutet es für Azuka, eine Halbgöttin zu sein? Und wie wird der Oberste Kreis reagieren, wenn er von D'drans Tochter erfährt? Eine Zeit der Unsicherheit bricht an...

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Seitenzahl: 789

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Jade
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Jade
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Alfonso
Jade
Azuka
Epilog
Orawan – die Sprache der Drachen
Playlist zu „Die Erbin des Kalten Feuers“
Inhaltswarnung

Chronik einer Kriegerkönigin

Für alle, die manchmal lieber in Fantasiewelten leben als in der Realität.

Chronik einer Kriegerkönigin

Die Erbin des Kalten Feuers

von Henrike Runge

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich kurz jedem danken, der mich auf dem Weg zum zweiten Band dieser Reihe begleitet hat.

Dazu zählen alle Personen, die den Schreibprozess auf Social Media verfolgt, die den ersten Band der Reihe gelesen oder mir Rückmeldung zu meiner Arbeit gegeben haben. Der Kontakt zu euch – auch wenn er nur digital war – war eine große Motivation für mich!

Ebenfalls möchte ich natürlich meiner Familie, meinen Freunden und meinem Partner danken, da sie mich in vielen Punkten bei meiner Veröffentlichung im Selbstverlag von Anfang an unterstützt haben und auch auf meinem weiteren Weg als Autorin hinter mir stehen werden. Sei es nun das Lesen des ersten Bands, die Weiterempfehlung meines Buches, die Unterstützung bei der Steuererklärung oder das Testlesen einiger Textpassagen: Vielen Dank für eure Hilfe!

Inhaltswarnung auf Seite 783!

Jade

Heute war der Tag, an dem ich abreisen sollte, um den Königen und Königinnen der Anderen Welt die Frei- stellungen zu überbringen. Deshalb hatte Vincent mich auch extrem früh geweckt.

Ich sollte bei Sonnenaufgang bereit sein.

Anders als sonst frühstückten wir also zu zweit und suchten dann gemeinsam ein paar wenige Kleidungsstücke zusammen, die ich mitnehmen konnte. Unter anderem auch einen dünnen Mantel, der reichen musste, bis ich mir in Nieva wärmere Sachen kaufen konnte. Vince half mir dabei, Legend herzurichten, und wir packten die Kleidung in Satteltaschen, wobei er mir gleich noch erklärte, wie man diese richtig befestigte.

Außerdem gab er mir Proviant mit. Hauptsächlich Brot und ein paar Äpfel, doch da ich voraussichtlich bei den Königen und Königinnen Essen bekommen würde, reichte das wohl auch. Ansonsten konnte ich mir in den Städten etwas kaufen, Geld bekam ich schließlich auch noch mit. Man zahlte hier übrigens mit silbernen Münzen, die alle verschiedene Prägungen hatten. Drachen, Einhörner, irgendwelche Raubkatzen... Vince gab mir hauptsächlich diese Raubkatzen, da das wohl die gängigsten Münzen waren, die für Kleidung und Essen ausreichten. Ich meinte, mich sogar daran zu erinnern, dass ich damals auch mit den Katzenmünzen gezahlt hatte, als Fen und ich uns an unserem ersten Tag in der Anderen Welt Schuhe gekauft hatten. Damals hatte ich jedoch nicht auf die Prägung geachtet, ich war schließlich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, meinem alten Leben nachzutrauern.

Die Einhörner, meinte Vince, könne ich für das Gasthaus gebrauchen, und die Drachen sollte ich eigentlich gar nicht nutzen müssen, doch er wollte sichergehen, dass es mir an nichts mangelte.

Wie versprochen bekam ich auch eine Karte der Anderen Welt, an der ich mich bei meiner kleinen Reise orientieren konnte. Kleine Reise... Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine Weltreise, aber war ja auch egal.

Die Freistellungen des Königs hatte ich natürlich auch dabei, sie waren schließlich einer der Hauptgründe dafür, dass ich jetzt fortging. Außerdem hatte ich den kleinen Plan, den Vincent gestern für mich geschrieben hatte, in die Satteltasche gesteckt und dann war ich wirklich so weit. Ich war bereit.

Zumindest theoretisch.

Und pünktlich waren wir auch noch. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen. Eigentlich ein wunderschöner Anblick, auch wenn die Schlossmauern die Sicht natürlich behinderten.

Ach nö, ich wollte jetzt gar nicht von hier weg, um fünf oder sechs Tage allein in der Weltgeschichte herum- zureisen. Doch ich hatte keine Wahl. Und wirklich allein war ich ja auch nicht.

Ich hatte Legend.

Trotzdem hätte ich mich mit mehr Begleitung wesentlich besser gefühlt.

„Ich werde dich vermissen“, flüsterte ich Vince zu, während ich schon neben der – zum Abflug bereiten – Legend stand.

„Ich dich auch, Jade“, entgegnete er. „Du schaffst das.“

Und dann küsste er mich.

Mitten auf dem Vorhof.

Trotz der Krieger, die – obwohl es so früh noch recht wenige waren – hier ihrer Arbeit nachgingen und es auch durchaus mitbekamen.

Ich war unglaublich überrascht, doch irgendwie freute es mich auch wahnsinnig und ich erwiderte den Kuss einfach, als wäre es das Normalste der Welt.

Nicht in der Gegend rumschreien hatte ja lange funktioniert...

Spätestens jetzt war unsere Beziehung wohl öffentlich.

Es kostete mich unglaublich viel Überwindung, jetzt nicht einfach vollkommen dämlich vor mich hinzugrinsen, doch ich schaffte es, ernst zu bleiben. Wortlos ließ ich mir von Vince auf Legends Rücken helfen, auch wenn ich es mittlerweile ohne ihn konnte. Keine Ahnung, warum, doch es schien ihm irgendwie wichtig zu sein, dass er mir heute dabei half.

„Pass auf dich auf, ja?“, bat er mich zum Abschied.

Ich nickte. „Mach ich.“

„Na dann...“ Er entfernte sich ein Stück von Legend, damit meine Maus ihre Flügel ausbreiten konnte.

Sie hatte schon verstanden. Es ging jetzt los.

Und ohne noch einmal auf meinen Plan schauen zu müssen, wusste ich, wohin wir als Erstes mussten. Der Name des Ortes hatte sich einfach in mein Hirn gebrannt.

„Bring mich nach Goldhain, Süße“, sagte ich zu meinem Drachen.

Legend erhob sich, ohne zu zögern. Ich konnte noch nicht einmal tschüss sagen, aber ich ging auch davon aus, dass mein Freund sich nicht daran störte. Wir hatten uns schließlich verabschiedet und dass wir uns fünf oder sechs Tage lang nicht sahen, war zwar nicht schön, aber auch kein Weltuntergang.

Tja, dafür, dass ich erst ein einziges Mal geflogen war, ging es mir bis jetzt ziemlich gut. Ich meine, ich sah einfach nicht nach unten, dann passte das schon.

Nach dieser Reise würde wahrscheinlich wenigstens das Fliegen keinerlei Problem mehr für mich darstellen. Das war doch schon mal was Positives. Und ich würde ein bisschen was von der Anderen Welt sehen, bevor ich zurück nach Praeternaturalia kam. Reisen tat ich im Normalfall auch gerne, also war das eigentlich die perfekte Aufgabe für mich.

Ein bisschen mulmig war mir trotzdem nach wie vor.

Vor allem... Wie vertrieb ich mir die Zeit während des Fliegens? Sich für eine Weile die Landschaft anzuschauen, die sich vor einem erstreckte, war bestimmt okay, aber nach ein paar Stunden wurde das doch sicherlich ziemlich langweilig.

Und was machte ich dann? Hoffen, dass wir irgendwann da waren, ohne genau zu wissen, wie lange es überhaupt noch dauern würde? Oh Mann, ein wenig eintönig würde es mit Sicherheit werden.

Und mit dieser Vermutung behielt ich recht.

Lange waren es noch Felder und Wiesen, doch nach ein paar Stunden erblickte ich einen schier endlos wirkenden Wald. Im Ernst, vor uns war einfach alles grün und die Bäume schienen nicht mehr zu enden. Das war ein riesiges Waldgebiet. Ohne Städte oder andere größere Häuser- ansammlungen. Zumindest konnte ich von hier oben keine sehen und auch die Bäume schienen überall dicht zu stehen.

Aber Legend wusste, was sie tat. Immerhin war sie als ehemaliger Botendrache mit Sicherheit schon mal hier gewesen. Ich hinterfragte also nicht, wohin sie mich brachte. Wir würden schon ankommen.

Ach ja, die Andere Welt war schon schön, aber nicht so magisch wie ich am Anfang vielleicht gedacht hätte. Deutlich natürlicher als die Gegend, in der ich aufgewachsen war, obwohl das ja auch ein Kaff gewesen war. Aber die Andere Welt schien absolut nicht dicht besiedelt zu sein und es gab keine Fabriken oder so, die viel Platz in Anspruch nehmen würden.

Das Einzige, was man – bevor dieser Wald gekommen war – gesehen hatte, waren Weiden für Kühe, Pferde sowie Schafe und Ziegen gewesen. Und die Felder wurden natürlich bestellt, aber es gab trotzdem deutlich mehr unberührte Landschaft hier, als es in meinem alten Dorf der Fall gewesen war.

Plötzlich merkte ich, dass Legend und ich schnell an Höhe verloren... Doch unter uns war immer noch Wald.

Ehm...

Wollte sie da etwa rein?!

War das wirklich eine gute Idee?

Doch ich hatte da kein Mitspracherecht, ich kannte mich schließlich nicht aus. Also beugte ich mich einfach nach vorne, um mit meinem Körper so nah wie möglich an Legends Hals zu sein, während diese sich gekonnt durch die Bäume manövrierte. Ich spürte die Äste und Blätter, durch die wir flogen, trotzdem über meinen Körper streifen, aber alles in allem schienen wir hier wirklich gut durch- zukommen.

Und schon bald landete sie auf dem Waldboden.

Waren wir da?

Ich richtete mich wieder auf, um sehen zu können, wo genau wir uns befanden.

Und es war bezaubernd.

Das war Goldhain? Das war... Das war wirklich irgendwie magisch.

Obwohl es von oben nicht so ausgesehen hatte, war der Wald vor uns gar nicht mal so dicht. Lediglich die mächtigen Baumkronen sorgten dafür, dass man von außen niemals erkennen würde, dass das hier schon fast als Lichtung durchgehen würde. Es war ein kleiner Platz, der frei von Baumstämmen war.

Bis Goldhain begann.

Goldhain schien irgendwie eine Fusion aus Dorf und Schloss zu sein. Es war schwierig einzelne Gebäude zu erkennen, da dieses ganze Konstrukt perfekt in den Wald integriert worden war.

Die Bäume gehörten dazu.

Sie bildeten den Torbogen, die Mauer war um sie herum errichtet worden, das Laub und der Efeu waren fester Bestandteil der Wände und wirkten wie eine Art Schutz.

Die Bewohner Goldhains schienen wirklich im perfekten Einklang mit der Natur zu leben. Es war faszinierend. Alles in Grün und Erdtönen. Ich war immer noch hin und weg.

Doch dann merkte ich, dass das alles viel zu klein für Legend sein musste, da sie nicht einmal durch das Tor passen würde.

„Sieht so aus, als müsstest du hier draußen auf mich warten“, sagte ich zu ihr.

Es würde ja hoffentlich nicht so lange dauern, ich musste schließlich nur etwas abgeben. Trotzdem ließ ich sie nur ungern allein hier stehen.

Aber da führte wohl kein Weg dran vorbei.

Ich nahm eine der Freistellungen aus der Satteltasche, ging – so selbstbewusst wie möglich – auf das unbewachte Tor zu und schritt ohne Probleme einfach hindurch.

Der Vorhof... oder Innenhof oder was genau das sein sollte, war bezaubernd. Goldhain war offenbar tatsächlich eine Art kleines Dorf. Der Platz hier wurde nicht nur durch die Mauer, sondern auch durch Gebäude begrenzt. Außerdem war er sehr belebt. Viele Personen, zahlreiche Pferde und auch einige Hühner konnte ich auf den ersten Blick sehen. Und soweit ich das beurteilen konnte, waren hier vor allem Frauen vertreten. Nicht ausschließlich, aber im Verhältnis gesehen eben doch auffällig viele.

Tja, und irgendwie sah ich dann erst das mit Abstand Magischste an Goldhain. Das, was ich auf den ersten Blick für Pferde gehalten hatte, waren keine einfachen Pferde.

Manche von ihnen trugen ein glänzendes silbernes Horn auf ihrer Stirn, die anderen hatten elegante Flügel, die man nur bewundern konnte, wenn sie diese auch bewegten.

Das waren Einhörner und Pegasi.

Ach ja, das hatte mir Vince ja erzählt, als es mir bei der Mutation so miserabel ergangen war.

Trotzdem stockte ich, als ich realisierte, dass es solche mystischen Wesen wirklich gab.

Aber gut, es gab ja auch Drachen und gerade ich sollte das mittlerweile wissen, ich arbeitete schließlich mit diesen. Manchmal musste ich mich wohl selber daran erinnern, dass es Fabelwesen in der Anderen Welt wirklich geben konnte.

Jedenfalls waren diese Tiere unfassbar hübsch, wenngleich sie sich von normalen Pferden eben nicht allzu sehr unterschieden. Es gab sie offenbar in allen Größen und Farben, manche wirkten so elegant, wie man sich diese Tiere immer vorstellte, andere sahen aus, als könnte man sie vor einen Brauereiwagen spannen. Stämmig, sportlich, klein und frech... Hier war wirklich alles vertreten.

Und das faszinierte mich irgendwie fast mehr als die Tatsache, dass es diese mystischen Wesen wirklich gab.

Diese Vielfalt war einfach schön.

Doch ich hatte gerade einmal ein paar Schritte in diesen Innenhof getan, da wurde ich bereits abgefangen.

Von einer Frau, die – anders als die meisten, die ich auf dem Hof gesehen hatte – kein Kleid trug. Sie trug erstaunlich unauffällige dunkelbraune Kleidung. Eine enge Hose und ein ebenso enges Oberteil, Lederstiefel und Handschuhe. Außerdem war sie die Einzige, die ihre dunklen Haare nicht offen trug.

Sie war irgendwie anders.

„Königin Samira erwartet Euch bereits im Thronsaal“, begrüßte sie mich ziemlich direkt. „Folgt mir, ich führe Euch dorthin.“

Ehm... Okay?

Woher wusste die Königin denn überhaupt, dass ich hier war? Ich war doch gerade erst angekommen. Und sie wollte mich schon empfangen?

Das war mir nicht ganz geheuer.

Doch was hatte ich schon für eine Wahl? Ich musste der Frau folgen, auch wenn ich nicht verstand, wie Samira mich bereits erwarten konnte.

Die Waldelfe führte mich durch die größte der Türen, die ich vom Innenhof aus sehen konnte. Das war dann wohl der Eingang zu dem Schloss, das ich nicht als solches zu erkennen vermochte. Nein, die Gebäude sahen in all ihrer organischen Vielfalt irgendwie gleich aus. Ich war mir zwar zu hundert Prozent sicher, dass hier keine der Mauern wirklich identisch waren, doch es gab trotzdem kein Haus, das sich von der Menge abheben würde.

Und auch das war irgendwie schön.

So unüblich es auch sein musste, dass man das Schloss nicht bereits von weitem erkannte, es gab mir ein einladendes Gefühl, dass es keinen Sonderstatus hatte. Es schien so, als würde Königin Samira eine besondere Nähe zu ihrem Volk haben.

Ob das wirklich so war, wusste ich natürlich nicht.

Aber das würde ich ja jetzt vielleicht erfahren.

Im Schloss selbst blieb diese organische Einzigartigkeit erhalten. Die hölzernen Möbel waren richtige Kunstwerke… Jedes einzelne von ihnen.

Hier gab es keine geraden Kanten, rechten Winkel oder irgendetwas anderes vollkommen Geometrisches. Es sah fast so aus, als wäre das Holz einzig und allein für die Bewohner Goldhains zu diesen einzigartigen Möbelstücken herangewachsen. Die Einrichtung war so einfach, doch in all dieser Natürlichkeit lag eine unbestreitbare Eleganz.

Ja, Goldhain war echt schön.

Der Weg zum Thronsaal war nicht weit. Er schien einer der ersten Räume zu sein, die man hier erreichte. Ebenfalls nicht symmetrisch und von Bäumen durchwachsen, doch zumindest im Aufbau ähnelte er dem Thronsaal Praeternaturalias: Ein beiger Teppich führte zu einer kleinen Erhöhung, auf welcher der Thron des Königs – oder in diesem Falle der Königin – stand.

Samira schien mir jünger als der Kriegerkönig zu sein. Sie war vielleicht gerade mal in ihren Dreißigern. Jünger als ich sie mir vorgestellt hatte auf jeden Fall. Sie hatte langes mittelblondes Haar, das sie offen trug. Auf ihrem Haupt ruhte eine zierliche, ungleichmäßige, hölzerne Krone, die perfekt zu all den anderen organischen Holzmöbeln hier passte. Ihr langes grünes Kleid war etwas aufwändiger als die Kleider der anderen Frauen, die ich draußen gesehen hatte, und mit weißen Mustern bestickt. Dennoch war es absolut nicht pompös.

Sie saß aufrecht auf ihrem Thron, hatte ihre Arme auf die Lehnen gelegt und sah mich auffordernd an.

Die Dame, die mich hierher geführt hatte, würdigte sie keines Blickes, trotzdem vollführte diese einen Knicks und ich tat es ihr einfach nach.

Vor der Königin zu knicksen, schien mir eine gute Idee zu sein.

„Was kann ich für Euch tun?“, lautete ihre kühle Begrüßung, nachdem ich wieder aufrecht vor ihr stand.

Sie mochte keine Krieger... Hatte Vince das nicht mal erwähnt? Ihr Blick sprach Bände, sie war absolut nicht begeistert darüber, mich hier zu haben, auch wenn sie mich nicht kannte.

„Der Kriegerkönig gab mir den Auftrag, Euch eine Freistellung zu überbringen“, antwortete ich in der Hoffnung, dass meine Formulierung passte.

„Eine Freistellung?“ Samira wirkte überrascht, gab der Dame, die mich hergebracht hatte, aber ein Handzeichen, mir diese Freistellung abzunehmen.

Schweigend übergab ich das Formular, welches sie augenblicklich ihrer Königin brachte.

Diese brach das Sigel, öffnete den Umschlag und las die Nachricht des Kriegerkönigs. Nachdem Samira die Freistellung ausgiebig studiert zu haben schien, sah sie mich ein wenig zweifelnd an.

„Das war alles?“, hakte sie skeptisch nach. „Nur eine Freistellung? Kein Antrag auf eine Hinrichtung? Oder ähnlich Barbarisches?“

Was für eine Hinrichtung? Ich hatte keine Ahnung, wovon die Frau da gerade sprach, doch ich konnte es ja trotzdem guten Gewissens verneinen.

„Nein, lediglich die Freistellung“, bestätigte ich ruhig.

„Erfreulich.“ Sie sah mich noch kurz mit einem Blick an, den ich nicht ganz deuten konnte, bevor sie sich tatsächlich ein halbwegs freundlich wirkendes Lächeln abrang. „Nun, dann wünsche ich Euch eine gute Weiterreise. Es sei denn, ich kann Euch noch irgendetwas anbieten.“

Ehm... Meinte sie Essen? Kurz dachte ich darüber nach, tatsächlich um eine Kleinigkeit zu bitten, doch ich hatte ja Proviant dabei und für heute konnte ich damit bis zum Abendessen auskommen. Nein, ich machte mich lieber wieder auf den Weg.

Also lehnte ich dankend ab.

Dann verließ ich dieses süße Schloss wieder, stieg auf Legend, die brav draußen auf mich gewartet hatte, und teilte ihr unser nächstes Ziel mit: Grundfeste.

Wenn das überall so unkompliziert ablief, hatte ich mir echt umsonst Sorgen gemacht. Es war wirklich nicht viel dabei, die Freistellungen zu überbringen…

Doch dann ging der langweilige Flug wieder los.

Der Wald unter uns schwand irgendwann und wurde durch unzählige weite Felder ersetzt. Flaches Land begrüßte uns hier… Dörfer, Weiden, Flüsse… Das war der Inbegriff von Ländlichkeit.

Grundfeste konnte ich – im Gegensatz zu Goldhain – bereits von weitem sehen. Und es war kein Schloss. Es war eine Burg. Eine ziemlich einsame... In diesem Königreich waren zwar gefühlt überall ein paar hübsche Dörfer, doch in der unmittelbaren Umgebung von Grundfeste gab es nichts als Felder.

Auch ein interessanter Anblick. Irgendwie schienen alle Schlösser und Burgen der Anderen Welt etwas ganz Besonderes an sich zu haben.

Ich war gespannt, was ich die nächsten Tage noch sehen würde.

Legend landete ein paar Meter vom Tor entfernt. Hier wurden wir auch offensichtlich von einer Wache dabei beobachtet, wenngleich der Krieger nicht sonderlich beunruhigt wirkte. Nö, er stand ganz entspannt da und sah mir dabei zu, wie ich von Legends Rücken rutschte. Wieder nahm ich eine der Freistellungen aus der Satteltasche, dieses Mal warf ich jedoch noch einen Blick auf Vincents Plan. Ich wollte mir noch einmal die Namen der Königsfamilie anschauen.

König Thiago, Königin Aurelia, Kronprinzessin Nieves, Prinzessin Alenia und Prinzessin Mariola.

Gott, das würde ich mir nie merken können.

Aber ich versuchte natürlich trotzdem, keinen der Namen zu vergessen.

Dann schritt ich auf die Wache zu.

„Seid gegrüßt, Mylady“, begrüßte der Krieger mich freundlich. „Euer majestätisches Tier muss leider draußen bleiben, doch ich melde mich gerne freiwillig, falls Ihr jemanden sucht, der Euren Drachen während Eurer Abwesenheit bespaßt.“

Der Mann war ziemlich gut gelaunt, ich konnte nur leider überhaupt nicht einschätzen, woran das lag. Vielleicht war die Burg wirklich so einsam, dass er sich über die Anwesenheit eines Fremden freute. Oder es war der Drache, der sein Herz höher schlagen ließ.

Ich hatte keine Ahnung.

„Oh, gegen etwas Bespaßung wird Legend sicherlich nichts haben“, lachte ich. „Doch ich bräuchte vorher noch jemanden, der mich zu König Thiago bringt.“

Hoffentlich klang das nicht zu anmaßend. Aber ich wollte ja einigermaßen selbstsicher wirken, also wollte ich nicht um eine Wegbeschreibung betteln.

„Natürlich, Cleo wird Euch führen“, erwiderte die Wache ernst.

Cleo?

Sein Blick wanderte zum Tor und auch ich sah endlich mal dorthin. Zwischen den steinernen Mauern saß eine große schwarze Raubkatze, die mich ruhig aus goldenen Augen heraus ansah.

Panther.

Thiago besaß Panther, das hatte mir Vincent auch schon erzählt. Ja, ich erinnerte mich.

Also... war dieses zierliche und unglaublich geschmeidige, tiefschwarze Wesen Cleo?

Ich sah fragend zur Wache zurück. „Das ist Cleo?“

„Das ist Cleo“, bestätigte er.

Und schon sah ich wieder zu dem Panther, der mich noch immer nicht aus seinen goldenen Augen ließ.

Wow, folgte ich jetzt wirklich einem Panther, der mir den Weg zum König zeigte? Das war... speziell. Aber auch ziemlich cool.

Ich verabschiedete mich noch kurz von Legend, dann folgte ich der Raubkatze durch den belebten Innenhof ins Hauptgebäude. Und sie trabte ganz selbstverständlich vor mir her, wobei sie ganz genau wusste, wohin sie jetzt musste.

Sie wusste, wo Thiago sich aufhielt, und sie führte mich ohne Umschweife dorthin.

Ich hatte nicht einmal Zeit, die Burg zu bewundern. Doch soweit ich das sehen konnte, gab es hier auch nicht viel Außergewöhnliches, was man wirklich bewundern hätte können. Nur ein grünes Banner, das eine anmutige schwarze Raubkatze und irgendwelche gelben Sträucher zeigte. Vielleicht sollte das Weizen darstellen. Könnte hinkommen, wäre dann aber eine abstrakte Neuinterpretation dieser Pflanze.

Ansonsten schien das tatsächlich eine ganz normale Burg zu sein.

Das Außergewöhnliche waren wohl die Einsamkeit und die Panther, die hier frei herumliefen.

Irgendwann blieb Cleo vor einer hölzernen Tür sitzen und sah mich mit großen Augen auffordernd an.

Okay, ich wusste, was sie wollte.

Ein wenig widerwillig klopfte ich an der Tür.

Das hatte ich auch in der Schule immer gehasst... An Türen klopfen, ohne zu wissen, was genau einen eigentlich erwartete.

Doch es half ja nichts.

Kurz blieb es still.

„Herein“, bat mich dann eine – etwas verwundert klingende – männliche Stimme.

Und ich gehorchte. Als hätte ich eine andere Wahl... Ich konnte jetzt schlecht einfach wieder umdrehen.

Vorsichtig öffnete ich die Tür, trat langsam ein, wartete auf Cleo, die mich einfach mal mit herein begleitete, und schloss die Tür dann möglichst sanft wieder.

Mir war durchaus bewusst, dass ich dabei beobachtet wurde, aber da konnte ich gerade leider nichts gegen tun.

Es waren zwei Personen in diesem Raum. Nieves erkannte ich sofort und der Mann musste dann König Thiago sein.

Thiago war groß, schlank und mindestens so anmutig wie die elegante Cleo, die sich nun neben ihm niederließ. Er hatte langes tiefschwarzes Haar, welches ihm glatt über seine Schultern fiel. Nicht eine Strähne stand ab oder war verrutscht, es war alles genau dort, wo es sein sollte. Er trug keinen Bart, hatte relativ feine Gesichtszüge und dünne Lippen. Sein goldenes Gewand reichte bis zum Boden herunter, doch es war nicht mal ansatzweise protzig. Es war einfach nur elegant.

Der ganze Mann war einfach nur elegant.

„Oh, ich kenne Euch!“, war es jedoch Nieves, die mich zuerst ansprach. „Ihr wart die Begleitung von Eques Vincent auf dem Wunschtagsball!“

Eh, ja.

Wirklich, das war es, wodurch ich nun bekannt wurde? Großartig.

„Ach, Ihr seid die junge Dame, über die die halbe Adelsgesellschaft momentan spricht?“, stellte Thiago ein wenig verwundert fest, dann schenkte er mir ein charmantes Lächeln. „Nun, in einem Punkt haben sie auf jeden Fall recht: Ihr seid in der Tat bezaubernd.“

Schön, dann hatte mich die Adelsgesellschaft wohl für gut genug für den dritten Offizier der Krieger befunden. Immerhin das. Immerhin hatte ich auf dem Wunschtagsball einen guten Eindruck hinterlassen.

„Ich danke Euch“, erwiderte ich ein wenig schüchtern.

„Deswegen werdet Ihr den langen Weg nach Grundfeste jedoch nicht auf Euch genommen haben“, stellte Thiago leicht amüsiert fest. „Warum also hat der gute Bent Euch zu mir geschickt?“

„Ich soll eine Freistellung überbringen.“ Kurzentschlossen ging ich einfach auf den König zu. Sicher, er war unglaublich elegant gekleidet und seine Haltung war verdammt stolz, doch ich hielt ihn nicht für arrogant oder anderweitig abgehoben.

Anders als bei Samira hatte ich hier das Gefühl, dass er keine Probleme damit haben würde, direkt mit mir zu interagieren.

Allein das bisherige Gespräch war ja schon deutlich wärmer und offenherziger gewesen.

Und so übergab ich den Brief persönlich.

Mit langen, dünnen Fingern nahm er mir die Freistellung langsam ab. Leicht neidisch stellte ich dabei fest, dass er schönere Fingernägel als ich hatte. Keine Ahnung, ob das so etwas wie klarer Nagellack war, doch sie waren auf jeden Fall sehr gepflegt und sie glänzten.

Ah verdammt, ich könnte auch mal wieder eine Maniküre gebrauchen...

Ruhig beobachtete ich den König dabei, wie auch er das Siegel brach und den Inhalt des Briefes studierte. Dabei runzelte er langsam mehr und mehr seine Stirn, bevor er scheinbar fertig war und dann ein wenig überrascht zu mir aufsah.

„Prinzessin Azuka wird freigestellt?“, fasste er den Inhalt des Dokuments fragend zusammen.

Ich nickte bestätigend.

„Es ist auch langsam an der Zeit, nicht?“, klinkte Nieves sich ein wenig unsicher ein.

Ehm, keine Ahnung, dafür kannte ich mich in der Anderen Welt und den Sitten der Königshäuser nicht genug aus.

Doch ich brauchte gar nicht zu antworten, das übernahm Thiago für mich.

„Nun, eigentlich wäre es längst an der Zeit“, gab er seiner Tochter recht, doch er beließ es nicht dabei. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass Bent seine Tochter tatsächlich jemals freistellen würde. Es war ihm immer so wichtig, sie bei sich zu behalten. Dass er sie jetzt reisen lässt, kommt sehr unerwartet.“

Oh Mist, er war skeptisch.

Und eigentlich hatte er damit ja auch recht.

Der König hätte Azuka niemals einfach so reisen lassen, sie war halt einfach gegangen. Wahrscheinlich hätte es diese Freistellung nicht einmal gegeben, wenn Azuka darum gebeten hätte.

„Vielmehr hätte ich erwartet, dass sie momentan einfach vor dem jungen Lord Elric flieht“, scherzte Thiago dann jedoch einfach. Seiner Skepsis wollte er glücklicherweise wohl nicht weiter nachgehen. „Aber ich muss sagen, es freut mich, dass Bent seiner Tochter nun doch ein wenig mehr Freiheiten gewährt.“

Also hatte diese Sache mit der Zweckehe auch schon ihre Runde gemacht? Wusste man in der Adelsgesellschaft bereits davon?

Ich wusste es nicht.

Ich war mir jedoch auch nicht sicher, ob ich nachfragen sollte. Und so ließ ich es lieber bleiben.

Ich fragte lieber etwas anderes.

„Nun, Azuka ist von Lord Elric scheinbar wirklich nicht allzu begeistert“, ging ich auf seinen Scherz ein. „Ihr scheint sie echt gut einschätzen zu können.“

Ja, das war keine Frage gewesen, doch Thiago verstand, worauf ich hinauswollte, und antwortete entsprechend.

„Oh, ich mag Azuka“, erwiderte er bereitwillig. „Ich unterhalte mich gerne mit ihr, wenn ich mich in Praeternaturalia aufhalte, und ich bin einer der wenigen, der sie nicht für eine missratene Prinzessin hält. Ich schätze sie und ihren starken Charakter sehr und bin dementsprechend interessiert, an ihren Ansichten teilhaben zu können. Also ja, ich würde behaupten, dass ich Azuka tatsächlich recht gut kenne und dazu in der Lage bin, sie zumindest in manchen Bereichen einzuschätzen.“

Ey, dieser König war mir total sympathisch. Es war so schön, dass er nicht auf Azuka herabblickte, nur weil sie nicht das Klischee einer jungen Prinzessin erfüllte. Es war schön, dass er genau das bewunderte, was – soweit ich das bis jetzt mitbekommen hatte – sonst am meisten an ihr kritisiert wurde.

Ihr starker Charakter, den viele für verzogen, frech und respektlos hielten.

„Doch darüber können wir uns beim Abendessen weiter unterhalten, ja?“ Der König schenkte mir ein nettes Lächeln. „Ihr beehrt uns für diese Nacht doch mit Eurer Anwesenheit, richtig?“

Oh gut, das war wohl offensichtlich seine Einladung, die Vince gestern ja schon angesprochen hatte. Ich sollte über Nacht hierbleiben und dafür sorgen, dass Legend versorgt wurde.

„Ich würde mich sehr darüber freuen“, antwortete ich halbwegs demütig, um nicht zu anmaßend oder undankbar zu wirken.

Ich hatte ja keine Ahnung, wie solche Unterhaltungen eigentlich abliefen. Aber es schien zu passen, wie ich mich ausdrückte.

„Allerdings müsste ich auch um die Verpflegung meines Drachen bitten“, fügte ich ein wenig schüchterner hinzu.

Wie gesagt, ich hasste es, fremde Leute um etwas bitten zu müssen oder gar etwas von ihnen zu verlangen.

„Natürlich“, willigte Thiago jedoch sofort ein, dann wandte er sich an seine Tochter. „Würdest du...“

Er sah mich ein wenig fragend an.

Ehm... Oh! Ich hatte mich ja gar nicht richtig vorgestellt, ich war ja nur als Vincents Begleitung bekannt.

„Jade“, sagte ich schnell.

Er schenkte mir ein flüchtiges Lächeln, bevor er wieder zu Nieves blickte. „Würdest du Jade bitte begleiten? Sie soll alles bekommen, was sie benötigt. Ich werde derweil dafür sorgen, dass deine Schwestern ihr ein Zimmer herrichten. Wir sehen uns dann zum Abendessen.“

Klang nach einem Plan.

Und ich konnte mich damit sehr gut anfreunden. Ich war hier ziemlich gut aufgehoben, soweit ich das beurteilen konnte.

Nieves zeigte mir jedenfalls, wo Legend heute schlafen durfte und wo ich meine Ausrüstung unterbringen konnte. Wir gaben einem der Bediensteten die Anweisung, meinem Drachen Fleisch zu bringen, und gingen schlussendlich zum Abendessen, welches hier – wie in Praeternaturalia – im familiären Rahmen stattfand.

Hieß also, ich lernte jetzt auch Königin Aurelia und Nieves‘ jüngere Schwestern, Alenia und Mariola, kennen. Mariola hatte ich am Wunschtag ja auch schon mal gesehen und mir war da bereits aufgefallen, wie wenig Nieves und sie sich ähnelten. Aurelia und Alenia waren jedoch offensichtlich mit Mariola verwandt. Im Ernst, die jüngsten Töchter dieser Königsfamilie waren ihrer Mutter beide wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie alle hatten die schweren dunklen Locken, die etwas dunklere Haut, die großen braunen Augen, die vollen Lippen... Tja, nur der König und seine älteste Tochter passten rein optisch nicht dazu. Klar, Thiago hatte dunkle Haare, aber mehr hatte er mit seinen jüngsten Töchtern auch nicht gemein.

Und Nieves fiel mit ihrer Blässe, den schneeweißen Haaren und den hellblauen Augen halt komplett raus.

Aber dafür schienen sie ähnliche Prinzipien zu haben. Aussehen war hier offensichtlich wichtig. Jeder Einzelne von ihnen war bemerkenswert elegant gekleidet, alle trugen irgendeine Art von Schmuck, Alenia hatte sogar ihr goldenes Diadem auf ihrem Kopf. Sie drückten sich auch alle recht gehoben aus, Höflichkeit wurde offenbar groß geschrieben und sie bemühten sich, hilfsbereit zu sein.

Das Essen war im Großen und Ganzen jedenfalls sehr angenehm, wenngleich das Abendessen im Kriegerschloss doch noch mal ein Stück gemütlicher und intimer war.

Aber hey, ich bekam geiles Essen, wurde recht gut unterhalten und stellte erfreut fest, dass auch das Zimmer, welches mir für heute Nacht zur Verfügung gestellt wurde, ganz gemütlich war.

Ja, in Grundfeste unterzukommen, war toll. Goldhain war zwar auch schön gewesen, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich dort so freundlich behandelt worden wäre.

Thiago hingegen schien mich richtig gut leiden zu können, er vergewisserte sich das ein oder andere Mal, dass es mir auch tatsächlich an nichts mangelte.

Jade

Auch der nächste Tag begann früh, doch das störte mich nicht. Legend wurde gefüttert, ich bekam mein Frühstück und dann ging es auch schon wieder weiter.

Nieva.

Unser nächstes Ziel. Dort würde ich auf König Leonidas, Königin La’Ira, Kronprinz Lorin und Prinzessin Lina treffen. Und ich musste mich um Kleidung kümmern.

Mittlerweile stresste ich mich gar nicht mehr. Gestern hatte ja alles super funktioniert und ich wusste, was ich zu tun hatte, also würde auch heute schon nichts schiefgehen.

Und so verabschiedeten Legend und ich uns von Grundfeste und auch das flache Land unter uns schwand nach einer Weile. Es wurde hügeliger und mir wurde schnell klar, dass wir langsam aber sicher auf irgendein Gebirge zuflogen.

Ich hatte heute mal auf die Karte geguckt, die Vince mir mitgegeben hatte. Goldhain war fast genauso südlich gelegen wie Praeternaturalia, wir waren lediglich nach Osten geflogen, um dorthin zu gelangen. Grundfeste hingegen lag relativ mittig in der Anderen Welt und so war es dort schon ein wenig kühler gewesen als in Goldhain, wobei auch Grundfeste eigentlich noch angenehm warm gewesen war. Aber es war Sommer, also konnte das auch an der Jahreszeit liegen.

Jetzt waren wir ein ganzes Stück nördlicher, wenn ich mich recht erinnerte, und flogen zurück in den Westen. Doch scheinbar lag hier wirklich alles ein wenig höher und vor uns tat sich bald ein Gebirge auf, dessen Gipfel sich schon vor einer ganzen Weile am Horizont abgezeichnet hatten.

Die Berge zu sehen, war schön. Ich hatte viele Urlaube mit meiner Familie in den Bergen verbracht und auch wenn ich die Wanderungen gehasst hatte, wurde ich gerade ein wenig nostalgisch. Gebirge waren unbestreitbar schön und vor allem die Aussicht war dort – von jedem erdenklichen Ort aus – immer unglaublich.

Tja, und unglaublich erschien mir als passende Be- schreibung von Nieva.

Nieva war riesig. Wirklich riesig. Unzählige Gebäude in den unterschiedlichsten Größen und Formen aus ver- schiedensten Steinen erbaut, wenngleich die meisten aus dem gleichen hellen Stein zu sein schienen. Von drei Seiten wurde diese Stadt durch das Gebirge begrenzt und man kam nur durch eine einzige große Straße durch die Mauer, die Nieva von der vierten Seite schützte.

Am anderen Ende dieser riesigen Stadt befand sich das Schloss. Zumindest ging ich einfach mal davon aus, dass dieses fast weiße Gebäude mit den eindrucksvollen steinernen Greifenstatuen, die es zu bewachen schienen, das Schloss Nievas war.

Eine prunkvolle Stadt...

Ich merkte, dass Legend an Höhe verlor. Okay, sie setzte zur Landung vor der Mauer an. War vielleicht besser als mitten in der Stadt, obwohl ich von hier sogar ein paar große Plätze innerhalb der Stadt sah, die locker für eine Landung ausgereicht hätten.

Wir betraten Nieva zu Fuß und ich war irgendwie froh drum. So konnte ich alles in Ruhe anschauen. Es gab hier einfach so viel zu sehen. Unzählige Läden, wunderschöne Brunnen, eindrucksvolle Tempel von den unterschied- lichsten Gottheiten, verschiedene hölzerne Obststände, an denen viele Leute etwas kauften.

In der Tat eine prunkvolle Stadt.

Und das Schloss wurde nur noch prunkvoller. Die Greifenstatuen hatte ich ja bereits von oben gesehen, doch es waren bei weitem nicht die einzigen eindrucksvollen Statuen, die hier errichtet worden waren. Eine parkähnliche Anlage gab es hier auch, den nächsten wunderschönen und viel zu großen Springbrunnen konnte ich ebenfalls schon sehen und das Eingangstor zum Schloss war so hoch wie manches Haus.

Meine Zeit hier war viel zu schnell vorbei.

König Leonidas schien ziemlich im Stress zu sein, als ich ihn traf. Es war nicht einmal nötig, eine Wache nach einer Audienz oder etwas Ähnlichem zu fragen, da ich den König von Nieva bereits in der riesigen Eingangshalle sah. Mit den ganzen Säulen, die die Decke der Halle stützen, erinnerte mich der Bau etwas an einen antiken griechischen Tempel. Doch ich sah auch große Tore, die in das Hauptschloss führen mussten, welches sich mit seinen strahlend hellen Steinen vor den Bergen erhob, die die Stadt eingrenzten.

Leonidas gab heute eine ähnliche Erscheinung ab, wie damals auf dem Wunschtagsball. Obwohl er sich nicht auf einem Ball oder einer ähnlich prunkvollen Veranstaltung befand, trug er auch heute seine schwere, juwelenbesetzte Krone, unzählige Goldringe zierten seine leicht ge- schwollenen Finger und ein langer, teuer aussehender Umhang schliff bei jedem seiner Schritte über den kalten Steinboden.

Anders als damals wurde er heute jedoch nicht von seiner Frau La’Ira, sondern von einem kleinen Jungen begleitet, den er sichtlich angestrengt an seinen Oberkörper presste. Das Kind war vielleicht drei oder vier Jahre alt. Also durchaus in einem Alter, in dem es nicht verwunderlich war, dass es getragen wurde, aber trotzdem bestimmt schon groß genug, um nach einer Zeit wirklich schwer zu werden.

War das Kronprinz Lorin? Irgendwie hätte ich erwartet, dass Leonidas‘ Kinder bereits älter waren, vielleicht sogar in meinem Alter. Doch als ich den kleinen Jungen mit der gebräunten Haut und dem schwarzen Lockenkopf so ansah, erinnerte er mich tatsächlich sehr an Königin La’Ira. Dann waren Lorin und seine kleine Schwester Lina wohl wirklich noch sehr jung.

Leonidas stockte, als er mich erblickte, kam aber schnell auf mich zu. Offensichtlich hatte er mich als Botin Praeternaturalias erkannt.

„Seid gegrüßt!“ Er schenkte mir ein freundliches Lächeln. „Jade, richtig? Eure Anwesenheit überrascht mich.“

Er wusste, wie ich hieß? Das schmeichelte mir ein bisschen.

Ich deutete eine kleine Verbeugung an. „Verzeiht die Störung, ich überbringe lediglich eine Freistellung.“

„Oh, gut.“ Sein Lächeln wurde entschuldigend, als er in Richtung seines Sohns nickte. „Ich wünschte, ich könnte Euch mehr meiner Zeit zukommen lassen, aber mein Sohn hat bald seine offizielle Krönung zum Prinzen Nievas und es gibt so viel zu organisieren.“

Es gab offizielle Krönungen für junge Prinzen? Ich musste zugeben, dass ich davon noch nie gehört hatte, doch ich lächelte einfach verstehend.

„Ich bleibe sowieso nicht lang, ich muss schließlich noch zum Obersten Kreis und zu Königin Masami“, erwiderte ich.

„Bei so einer langen Reise müsst Ihr Euch zumindest noch stärken“, entgegnete er augenblicklich. „Und ich dulde kein Nein, etwas Essen ist das Mindeste, was ich Euch für Eure Mühen anbieten kann.“

Wenn das so war, nahm ich diese Einladung gern an. Ich übergab ihm noch die Freistellung, bevor ich einem seiner Diener in den Speisesaal folgte und dort die leckerste Gemüsepfanne bekam, die ich je gegessen hatte.

Danach ging ich mir wärmere Kleidung kaufen, so wie Vince es mir geraten hatte, und schon machten Legend und ich uns wieder auf den Weg.

Wir mussten schließlich weiter zum autonomen Gebiet der Magier, wo wir nur an einem Wachposten an der Grenze landeten. Joa, aus dem Gebirge waren wir hier wieder draußen, es wurde mittlerweile immer kälter und die Sonne dürfte auch bald untergehen. Aber hier konnte ich nicht bleiben, ich musste mir also noch ein Gasthaus suchen. Dementsprechend blieb ich hier auch absolut nicht lang.

Ich übergab nur die Freistellung an eine der Wachen, dann setzte ich mich wieder auf Legend und ließ sie eine der größeren Straßen langtrotten. Wenn man irgendwo ein Gasthaus fand, dann doch wohl an einer Hauptstraße oder im nächsten Ort.

So oder so, die Straße war die beste Spur.

Und ich behielt recht. Wir kamen sogar ziemlich schnell an einem einladend aussehenden Hof an, an dessen Wand ein hölzernes Schild hing, welches durch ein darauf abgebildetes Bett verriet, dass man hier übernachten konnte. Ställe gab es hier ebenfalls, Pferde konnten also allem Anschein nach auch untergebracht werden.

Draußen wurde ich sofort von einer relativ jungen Frau begrüßt.

Ihre Kleider waren einfach und ein wenig dreckig, dunkle Flecken in ihrem Gesicht ließen ebenfalls darauf schließen, dass sie hier einiges zu tun hatte. Schnell stellte sich raus, dass sie sich hier um die Stallungen kümmerte. Mit ihr besprach ich, wo Legend unterkommen würde, und ich erklärte ihr, wie sie meinen Drachen füttern konnte.

Tja, und dann ließ ich meine kleine Maus draußen mit der netten jungen Dame zurück.

Ich musste mich schließlich auch um mich kümmern, mir ein Zimmer mieten, Essen kaufen und – natürlich – zahlen. Aber hey, die Wirtin, die ebenfalls die Mutter der bezaubernden jungen Dame von draußen war, war echt gastfreundlich und verdammt unterhaltsam. Da hier heute nicht so viel los war, nahm sie sich mehr als genug Zeit für mich und erzählte mir, während ich aß, die ein oder andere durchgeknallte oder auch unglaubliche Anekdote aus ihrem Leben. Wobei auch viele Geschichten von Reisenden dabei gewesen waren, die sie in all den Jahren hier kennengelernt hatte.

Vor allem als sie mir die Geschichte der Meerjungfrau erzählt hatte, die hier in einem mit Wasser gefüllten Karren durch die Gegend gezogen worden war, musste ich sie schockiert angesehen haben, denn sie hatte das Ganze noch mit einem Ich schwöre Euch, manche Leute hier sind völlig verrückt kommentiert.

Dass ich eher von der Tatsache, dass es hier sogar gottverdammte Meerjungfrauen gab, so überrascht gewesen war, hatte ich dann mal lieber verschwiegen.

Aber naja, gut zu wissen, es gab hier offenbar auch Meerjungfrauen.

Abends gab sie mir Wein aus, sie bestand sogar darauf, dass ich diesen nicht zahlte. Scheinbar fand sie mich sympathisch.

Natürlich versuchte sie auch, mir die ein oder andere Information zu entlocken, doch wirklich viel konnte ich ihr ja eh nicht sagen. Ich war recht ehrlich, erzählte ihr, dass ich aus Praeternaturalia kam und auf persönlichen Wunsch des Königs unterwegs war, um einige Nachrichten zu über- bringen. Ich sagte ihr, ich könne nicht genauer darauf eingehen und ließ den Teil mit Azuka einfach gänzlich weg.

Und sie gab sich – wenn auch ein bisschen enttäuscht – damit zufrieden, dass ich hier nur die Botin war.

Musste echt was Besonderes sein, wenn jemand mit einem Drachen unterwegs war...

Naja, jedenfalls verbrachte ich hier die Nacht in einem kleinen rustikalen Zimmerchen, bevor ich am darauf- folgenden Tag zu meinem nächsten Ziel aufbrach.

Serpa.

Das nördlichste Schloss der Anderen Welt.

In weiser Voraussicht hatte ich natürlich die warme Kleidung angezogen, die ich mir gestern gekauft hatte. Nach meinem Frühstück richtete ich Legend gemütlich her, um mich dann in aller Ruhe auf den Weg zu Königin Masami zu machen.

Ich hatte heute schließlich den ganzen Tag dafür Zeit.

Tja, es wurde ziemlich schnell unangenehm kalt. Das Nördliche Gebirge tat sich rasch am Horizont auf und es war beeindruckender als all die anderen Berge, die ich in der Anderen Welt bis jetzt gesehen hatte.

Die Gipfel waren schneebedeckt, einzelne von ihnen ragten erstaunlich weit in den Himmel hinauf und... irgendwie war es so dunkel. So grau in grau.

Ein merkwürdiger Ort.

Viel wuchs hier offensichtlich nicht. Nein, es gab hier keine Hangwiesen, nur ein paar einsame Pflänzchen und ansonsten kahle Landschaft. Hier wollte ich, ehrlich gesagt, nicht leben. Es sah wenig einladend aus und ich konnte mir wirklich gut vorstellen, dass das Leben hier ziemlich hart war.

Hart und... nichts weiter. Mir würde gerade nichts einfallen, was hier positiv sein könnte.

Legend schien sich an dieser kalten Umgebung jedoch absolut nicht zu stören. Sie suchte sich einen Weg durch das Gebirge, bei dem sie möglichst niedrig fliegen konnte, auch wenn das bedeutete, dass es oftmals eng wurde oder sie nah am Boden vorbeifliegen musste.

Aber sie machte das gut. Ich fühlte mich nicht einen Augenblick lang unsicher. Und es fühlte sich auch nicht so an, als würde sie das hier mehr anstrengen als der gestrige Flug.

Sie war großartig.

Viele Bewohner schien dieser Teil der Welt nicht zu haben. Vereinzelt sah man mal ein Haus oder einen Hof, doch es gab in einem ziemlich großen Gebiet keine Dörfer und erst recht keine Städte. Tja, ich hatte Grundfeste als einsam bezeichnet, doch da hatte ich die Nördlichen Gebirge noch nicht gekannt.

Irgendwann erblickte ich an einem etwas tiefer gelegenen Teil dieser Gebirge tatsächlich ein recht großes Dorf. Vielleicht war es sogar schon eine kleine Stadt. Es war jedenfalls verdammt überraschend für mich, als es in mein Blickfeld geriet.

Nach all der kahlen Landschaft hatte ich nicht mehr damit gerechnet.

Doch da war sie. Und hinter ihr Serpa.

Ein Schloss mit auffällig vielen grauen Türmen, die in den Himmel ragten.

Aber ansonsten nichts Besonderes. Grau, schlicht, keine Banner, keine Verzierungen, keine Schlossanlagen. Nichts.

Aber Masami hatte ich ja auch eher als bescheidene Königin in Erinnerung, das könnte also eine typisch nördliche Charaktereigenschaft sein. Tradition, Werte, wie auch immer man es nennen wollte.

Ein bisschen wie in Praeternaturalia.

Legend landete hier direkt vor dem Schlosstor, es gab hier keinen Innenhof. Nicht einmal Mauern.

Doch auf den zweiten Blick sah ich immerhin ein paar Wachen, die Serpa wohl doch ein wenig schützten. Wirklich viele schienen es allerdings nicht zu sein und naja... Sie waren auch alles, was ich hier an lebendigen Wesen sah.

Einsam schien nicht einmal auszureichen, um Serpa zu beschreiben.

Die Wachen sahen mich, doch keiner von ihnen machte Anstalten, auf mich zuzukommen oder mich aufzuhalten. Und das war irgendwie verunsichernd.

Ich konnte doch schlecht einfach so in das Schloss spazieren.

Oder?

„Braucht Mylady Hilfe?“, vernahm ich jemanden hinter mir, während ich noch mit mir selbst darüber debattierte, ob ich einfach eintreten durfte oder nicht.

Überrascht – und auch ein wenig erschrocken – drehte ich mich augenblicklich um.

Ein junger Mann sah mich amüsiert an. Wahrscheinlich weil man mir deutlich ansehen konnte, dass er mich verdammt nochmal erschreckt hatte.

Er schien in Vincents Alter zu sein, vielleicht auch drei oder vier Jahre älter. Also Mitte zwanzig. Ja, das könnte hinkommen.

Er hatte eine wundervolle grüne Haarfarbe. Sie war nicht wirklich dunkel, es ging eher Richtung grasgrün… Vorne rechts tanzte jedoch eine einzelne dunkelgraue Strähne aus der Reihe. Seine Augenbrauen hatten sich irgendwie an diese Strähne angepasst, sie waren dunkelgrau und ein wenig buschig.

Tja, und ansonsten... Er war nicht hässlich, trug dunkle warme Kleidung, schien einigermaßen athletisch zu sein und besaß durchaus etwas Charisma. Aber bis auf seine Haarfarbe war er eigentlich ein absoluter Durchschnittstyp.

„Ehm, ja“, sagte ich schnell, als ich realisierte, dass ich ihn vielleicht ein wenig zu lange stumm gemustert hatte. „Ich habe eine Nachricht für Königin Masami.“

Er sah kurz zu meinem Drachen. „Lasst mich raten, von Kriegerkönig Bent?“

„Ja“, bestätigte ich, als er wieder mich anschaute.

„Nun gut, dann schauen wir doch mal, ob wir meine Mutter irgendwo ausfindig machen können“, beschloss er, dann öffnete er das Schlosstor und lud mich mit einer einfachen Handbewegung ein. „Wenn Mylady mir folgen möchte.“

Stopp, Masami war seine Mutter?!

Okay, okay, Masami hatte – laut Vincents Plan – genau einen Sohn. Kronprinz... Ich dachte fieberhaft nach. Scheiße, ich hätte mich mehr auf diese blöden Namen konzentrieren sollen!

Verdammt, es lag mir auf der Zunge.

Halvar!

Kronprinz Halvar!

Es fiel mir ein, während er mit mir ein Zimmer nach dem anderen nach seiner Mutter absuchte.

Und ganz ehrlich, diese Verplantheit war mir verdammt sympathisch. Und dass er sich langsam aber sicher ein wenig darüber aufregte, dass seine Mutter einfach unauffindbar war, machte es noch amüsanter.

„Diese Frau treibt einen ständig in den Wahnsinn“, teilte er mir mit, als wir schlussendlich irgendeine Treppe hinauf- gingen. „Wobei... das trifft wohl auf alle Nordlinge zu, wir sind so ein stures Volk.“

Joa, keine Ahnung, ich kannte bis jetzt nur Vincent und den hielt ich eigentlich nicht für stur. Er hatte einen starken Charakter und ließ sich nicht einschüchtern, sicher. Aber stur? Eher nicht.

„Wart Ihr schon einmal im Norden, Mylady?“, entschied er sich kurzerhand dazu, mit mir Konversation zu führen, während wir oben alles abklapperten.

„Nein, noch nie“, beantwortete ich seine Frage ehrlich. „Außerdem müsst Ihr mich nicht Mylady nennen, das steht mir nicht zu.“ So drückte Vince das doch auch immer aus. „Ich heiße Jade.“

Er blieb abrupt stehen, schob seinen rechten Ärmel etwas nach oben und hielt mir seine Hand hin. „Halvar.“

Okay, so hatte ich das jetzt eigentlich gar nicht gemeint, aber gut, dann waren wir wohl jetzt beim Du... Glaubte ich zumindest.

Keine Ahnung, ich drückte einfach seine Hand, weil es offensichtlich das war, was er von mir erwartete.

„Aber ich kann es dir nicht verdenken, der Norden ist jetzt nicht unbedingt etwas, was man gesehen haben muss“, sprach er weiter, als wir uns wieder in Bewegung setzten. „Da ist Praeternaturalia doch ein wesentlich schöneres Fleckchen Erde.“

„Oh, wart Ihr...“ Ich merkte, dass er mich ein wenig komisch ansah, und korrigierte mich augenblicklich. „Entschuldige, warst du schon mal in Praeternaturalia?“

„Ja, aber das ist lange her“, erzählte er. „Zu Studien- zwecken.“ Er blieb vor einer Tür stehen, betrachtete diese skeptisch und lehnte sich dann nach vorne, um etwas zu lauschen. „Na also!“, grinste er mich zufrieden an, nachdem er offenbar irgendwas gehört hatte.

Dann hatte er Königin Masami wohl gefunden.

Er klopfte an der Tür und begann augenblicklich zu sprechen. „Verehrte Mutter, wie wäre es, wenn Ihr eine Eurer Wachen dazu abbestellen würdet, Boten in Empfang zu nehmen, damit Euer geliebter Sohn nicht das ganze Schloss nach Euch absuchen muss?!“ Und mit diesen Worten öffnete er einfach die Tür und bedeutete mir voranzugehen.

Ehm, in Ordnung?

Tja, er war hier der Kronprinz und so tat ich einfach das, was er von mir wollte. Ich trat in den Raum. Ein kleines, dunkles Zimmer, nur durch wenige Kerzen beleuchtet. Königin Masami saß an einer wunderschön geschwungenen Harfe aus dunklem Holz und hatte wohl gerade gespielt, als ihr Sohn sie so charmant dabei unterbrochen hatte.

Ihr schwarzgraues Haar hatte sie ein wenig lieblos zurückgebunden, ihre dunkle Kleidung war mit Fell durchsetzt und relativ unförmig. Jede andere Person, die ich auf dieser Reise getroffen hatte, hatte sich schmeichelhaft gekleidet, fast jede Frau war sehr feminin gewesen. Masami hingegen schien sich aus so etwas nichts zu machen.

Aber ganz ehrlich? Brauchte sie auch nicht.

Ich mochte ihre Ausstrahlung, diese distanzierte Stärke. Ja, ich fand sie irgendwie bewundernswert.

„Ein wenig Bewegung wird meinem geliebten Sohn wohl kaum schaden“, stellte sie leicht amüsiert fest, bevor sie sich schließlich erhob und von der Harfe wegtrat. „Entschuldige, Halvar, ich brauchte Ruhe.“ Dann blickte sie zu mir. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass diese Botin ein vertrautes Gesicht ist. Euer Name war Jade, nicht?“

Oh, sie hatte meinen Namen mitbekommen?

Ich nickte. „Richtig.“

„Und was sollt Ihr mir überbringen?“, fragte sie weiter.

„Eine Freistellung“, antwortete ich, während ich ihr das Dokument bereits entgegenstreckte.

Tja, und wie jeder andere davor auch nahm sie es, öffnete es und las es sich durch.

Allerdings gab sie absolut keinen Kommentar dazu ab, sie nahm es einfach nur zur Kenntnis.

Halvar verdrehte ein wenig genervt seine Augen. „Und, willst du vielleicht mit mir teilen, wer freigestellt wurde?“

„Azuka“, erwiderte Masami knapp.

„Echt?“ Er wandte sich an mich. „Weißt du, wohin sie gereist ist? Ich würde sie liebend gerne nach Serpa einladen!“

Er wollte Azuka hier haben? Warum das?

Aber ich wusste doch gar nicht, wo sie war… Zumindest noch nicht. „Ich werde morgen auf meinem Rückweg nach Praeter- naturalia einen Umweg machen“, entgegnete ich vorsichtig. War zumindest die halbe Wahrheit. „Ich kann ihr deine Einladung ausrichten, wenn du das möchtest.“

„Das will ich“, stimmte er zu.

Und damit hatte ich wohl einen neuen Auftrag. Warum auch immer er das eigentlich wollte...

„Morgen?“, horchte Masami auf. „Das heißt, Ihr bleibt über Nacht hier?“

Oh, ehm.

„Nur wenn das keine Umstände macht“, entgegnete ich schnell.

Ich wollte mich ja nicht aufdrängen.

„So etwas macht immer Umstände.“ Zum ersten Mal lächelte sie mich an. Und ich mochte ihr Lächeln, es war so aufrichtig. „Doch ich nehme sie gerne auf mich, Jade. Fühlt Euch wie Zuhause.“

„Ich werde es versuchen“, erwiderte ich ihr Lächeln.

Und es fiel mir sogar einigermaßen leicht.

Ich verbrachte viel Zeit mit Halvar, er half mir mit Legend und zeigte mir die kleine Stadt, die vor dem Schloss lag. Immerhin hatten wir noch einen ganzen Nachmittag vor uns, bevor es ans Abendessen ging. Dort fand ich einen niedlichen kleinen Laden mit allerlei Andenken und ich konnte mir nicht helfen. Hier waren überall kleine Versionen des Banners von Serpa, einer violetten Schlange auf hellgrauem Grund. Ich musste einfach eine schlichte schwarze Halskette mitnehmen, deren Anhänger ebendiese Schlange darstellte. Okay, die Kette war nicht farbig, die Schlange war gänzlich schwarz, doch es war unverkennbar eine Anlehnung an das Banner Serpas.

Und auch wenn ich keine Ahnung hatte, ob Vince überhaupt jemals Ketten trug, war ich mir sicher, dass er sich über eine Kleinigkeit aus seiner Heimat freuen würde.

Ich konnte nicht anders, ich wollte ihm einfach etwas mitnehmen.

Und ich hoffte, dass es ihm gefiel!

Tja, und dann kam das Abendessen und irgendwann sprachen wir natürlich über Vince. Masami hatte am Wunschtag schließlich auch mitbekommen, dass ich seine Begleitung gewesen war. Sie mochte ihn, das zeigte sich heute wieder. Als sie erfuhr, dass wir mittlerweile ein Paar waren, freute sie sich für ihn… Ob sich das auch auf mich ausweitete, vermochte ich nicht zu sagen.

Aber war ja auch egal, Halvar freute sich für Vince und mich und das reichte mir auch.

Durch die Blume bekam ich dann auch irgendwann mal mit, dass Halvar gar nicht Masamis leiblicher Sohn war...

Und man musste mir ansehen können, wie überrascht ich darüber war.

Halvar schenkte mir einen verwirrten Blick. „Oh, du wusstest das gar nicht?“

„Nein, ich...“ Ich stockte. „Das ist wohl irgendwie an mir vorbeigegangen.“

„Ach, das war vor deiner Zeit“, winkte Masami ab. „Außerhalb der Nördlichen Gebirge wissen es nur die wenigen, die damals mit der Adelsgesellschaft zu tun gehabt haben.“

Oh, na Gott sei Dank. Das hätte mir sonst echt das Genick brechen können.

Aber wenn das wohl eh kaum jemand wusste, dann konnte ich doch sicherlich ein bisschen nachhaken.

Hoffentlich.

Ich war einfach so neugierig und da ich mich mit Halvar gut verstand, schaffte ich es, meine Unsicherheit etwas zu verdrängen.

„Darf ich fragen, warum...?“, begann ich vorsichtig.

Doch sie schnitt mir das Wort ab. „Mein Mann starb bereits kurz nach unserer Hochzeit und ich hatte kein Interesse daran, mir einen weiteren zu suchen, nur um die Thronfolge zu sichern.“ Oh.

Sie klang wenig bedauernd.

Ich sprach mein Beileid lieber trotzdem aus.

„Das tut mir sehr leid“, entgegnete ich mitfühlend.

Sie schüttelte den Kopf. „Er war so ein stolzer Sturkopf. Es war ein tragischer Unfall, doch seien wir ehrlich, es hätte uns alle gewundert, wenn er diese Welt auf einen anderen Weg verlassen hätte.“

Okay?

„Ich habe ihn geliebt.“ Sie seufzte. „Es war hart, ihn zu verlieren, doch ich kann allein leben... und ziehe das jedem anderen Mann der Welt vor.“

Eine tragische Geschichte, das hatte ich jetzt, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Das hatte ich sicher nicht lostreten wollen, doch sie hätte es mir ja auch nicht gleich erzählen müssen.

Sie hatte ja von sich aus alles einfach kurz und knapp gesagt.

„Also bitte, du lebst nicht allein“, stellte Halvar gespielt gekränkt fest.

„Stimmt, da stellt sich nur die Frage, ob deine Adoption wirklich die richtige Entscheidung war“, stichelte sie.

„Du hättest dir keinen charmanteren Sohn als mich wünschen können“, hielt er jedoch einfach nur mit einem hochmütigen Blick dagegen.

Das glaubte ich sogar.

Halvar war charmant und bis jetzt konnte ich eigentlich keine schlechten Eigenschaften an ihm feststellen. Er war selbstbewusst, unterhaltsam und durchaus vernünftig. Zumindest war das mein Eindruck von heute Nachmittag gewesen.

Er hatte dafür gesorgt, dass ich mich in Serpa wohlfühlte.

Und so fiel es mir etwas leichter, bis morgen zu warten, um dann endlich nach Azuka suchen zu können.

Azuka

Tja, sie hatte sich von D’dran tatsächlich nicht von ihrem Plan abbringen lassen.

Sie war im Osten geblieben und hatte sich dort eine schöne Zeit gemacht. Bis heute hatte sie die Tage verschlafen, die Natur bewundert und die Nächte genossen. Sie hatte sorgenfrei gelebt. Kaum zu glauben, doch sie war wirklich dazu in der Lage, sorgenfrei zu sein.

Und auch heute war ein ganz normaler Tag gewesen, an dem sie durch ein paar kleine Dörfer spaziert war, bis sie sich abends dafür entschieden hatte, ihre Zeit in einer kleinen, gemütlichen Schenke zu verbringen. Assault hatte sie wie immer darum gebeten, abseits vom Dorf auf sie zu warten.

Es ging nicht unbedingt darum, den Drachen zu ver- stecken. Aber Azuka würde es bevorzugen, wenn sie nicht direkt mit diesem Tier in Verbindung gebracht wurde. Es musste nicht jeder wissen, dass sie eine Kriegerin aus Praeternaturalia war.

Gerade, als sie durch die Tür der Schenke treten wollte, eilte eine aufgebrachte junge Frau gehetzt an ihr vorbei.

Azuka beschwerte sich heute nicht einmal über diese Unhöflichkeit, sie war neugierig und schritt schnell hinter- her.

Die Aufmerksamkeit der Schenke lag einzig und allein auf der jungen Dame.

Die Dame hingegen hatte sich auf einen ganz bestimmten Tisch fixiert... und Azuka war nun noch gespannter. Unauffällig trat sie ein bisschen näher an die Männer, die an diesem Tisch saßen. Ihrer dunklen Kleidung, den einzelnen Rüstungsteilen und den Schwertern nach zu urteilen, handelte es sich bei ihnen um Söldner. Eine Personen- gruppe, an die man sich nur wandte, wenn man ein Problem hatte.

Und Azuka wollte erfahren, worum es hier ging.

Vielleicht war es reine Neugier, vielleicht auch Eingebung, aber irgendetwas riet ihr dazu, sich nicht von dieser Situation fernzuhalten.

„Ihr müsst mir helfen!“, war das Erste, was die junge Frau von sich gab. „Bitte! Ich... Ich wurde zu einem Ordal herausgefordert und ich brauche jemanden, der für mich kämpft!“

Ein Ordal? Ein Gottesurteil?

Das war absolut nicht rechtens. Also auf jeden Fall etwas für einen Söldner.

Das konnte wirklich interessant werden.

„Das lässt sich einrichten“, antwortete einer der beiden älteren Söldner. „Allerdings wird das nicht billig.“

Nicht billig dürfte eine maßlose Untertreibung sein. Bei einem Gottesurteil, einem Zweikampf, ging es um Leben und Tod. Genau deswegen war es ja auch verboten. Doch darum ging es nicht.

Kein Söldner der Welt würde sich einem solchen Risiko aussetzen, wenn die Belohnung nicht stimmte.

„Ich... Ich besitze nicht viel...“ Ja, darauf ließ ihre ausgewaschene Kleidung schließen. „Können wir uns nicht anders einigen?“

Anders?

Azuka musterte die junge Frau etwas genauer. Ja, sie war schon ganz hübsch. Vieles hätte man mit Sicherheit anders bezahlen können, doch bei einem Ordal reichte das wohl eher nicht aus.

„Tut mir leid, Schätzchen, aber ich riskiere mein Leben nicht für nichts.“ Der Söldner schüttelte seinen Kopf. „Selbst wenn du hier das Opfer bist, wird dir keiner aus Mitleid helfen.“

Jaja, Söldner eben. Es ging nur ums Geld.

Wie gut, dass Azuka kein Söldner war.

Wie gut, dass Azuka Konflikte liebte.

Sie wusste, dass sie sich aus diesem Konflikt am besten raushalten sollte. Aber irgendetwas drängte sie dazu, sich einzumischen. Sie würde es nicht als Mitleid mit der Frau bezeichnen, schließlich wusste sie gar nicht, wie es zu diesem Ordal gekommen war. Vielleicht war es das Gottes- urteil selbst, das sie anzog.

Bis heute hatte sie ganz gut verdrängen können, dass sie angeblich eine Halbgöttin war, doch das Wort Ordal hatte sie wieder daran erinnert.

Wenn jemand in so einem Urteil kämpfen sollte, dann doch wohl sie. Wenn jemand sich so ein Urteil wünschte, dann sollte er dazu bereit sein, einem Gott gegenüber- zustehen. Oder einer Halbgöttin.

Ja, wahrscheinlich ging es ihr nur darum, den Heraus- forderer zu demütigen.

Und so mischte sie sich nun ein. „Ich werde für Euch kämpfen.“

Das Lachen, das von dem Tisch der Söldner aus den Raum erfüllte, hatte sie erwartet. Sie wurde wieder einmal unter- schätzt. Aber gut, sie war ja nicht einmal bewaffnet. Darum musste sie sich wohl auch noch kümmern.

„Aus solchen Dingen solltest du dich vielleicht raushalten, Mädchen“, lachte nun einer der jüngeren Söldner.

Mädchen... Wie sie es hasste, so angesprochen zu werden. Als wäre es wichtig.

„Warum? Denkst du, mein Schwert interessiert sich dafür, ob ich einen Schwanz zwischen meinen Beinen habe?!“, entgegnete sie bissig.

Ach, es war schön, sich in einer Umgebung zu befinden, in der sie sich ausdrücken konnte, wie sie wollte. Diese gehobene Ausdrucksweise an einem königlichen Hof... Das passte nicht zu ihr.

„Naja, meiner Erfahrung nach sind Leute mit Schwanz zwischen ihren Beinen die besseren Kämpfer“, erwiderte er herablassend.

„Oh, lass mich dich vom Gegenteil überzeugen“, sagte sie, während sie bereits damit beschäftigt war, ihm einen arroganten Blick zu schenken.

Er würde seinen Augen nicht trauen können, wenn er sie kämpfen sehen würde. Und das wollte sie fast mehr als den Kampf selbst.

Sie wollte sehen, wie seine Überheblichkeit schwand und durch Ehrfurcht oder auch Angst ersetzt wurde.

Er hob seinen Becher und prostete ihr zu. „Nur zu.“ Dann trank er.

Nein, er traute ihr diesen Zweikampf nicht zu. Nicht zu vergessen, dass noch keiner von ihnen wusste, wer eigentlich der Herausforderer war... Das war eine unglaub- lich gefährliche Situation, also war Vorsicht wohl wirklich angebracht.

Zumindest für die Söldner.

Azuka machte sich nicht allzu viele Sorgen. Sie war die beste Kriegerin dieser Welt, sie hatte ihren gesegneten Drachenohrring, ihr Kontrahent würde ebenfalls den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Ihre Chancen standen ziemlich gut.

„Seid Ihr wirklich sicher?“, wandte sich nun die junge Frau zögerlich an sie, nachdem die Söldner sich wohl alle damit zufriedengaben, dass dieses verrückte kleine Mädchen einen Kampf auf Leben und Tod bestreiten wollte.

Die Frau versuchte wohl bescheiden und um Azukas Wohlergehen besorgt zu wirken, doch Azuka merkte, dass das nicht der Grund für ihre Frage gewesen war. Sie hatte nur Angst, dass Azuka diesen Zweikampf verlieren würde, was dann natürlich auch für die junge Frau selbst sehr schlecht ausgehen würde.

Es ging ihr nicht um Azukas Leben, es ging ihr um ihr eigenes.

Tja, Azuka würde in ihrer Situation ähnlich fühlen.

„Bin ich“, antwortete sie selbstbewusst. „Und was Euch angeht, so habt Ihr wohl kaum eine Wahl.“ Sie nickte zu den Söldnern, die das Ganze noch immer belustigt verfolgten. „Die Wichser dort werden Euch nicht helfen und Ihr habt kein Geld, jemand anderen zu bezahlen.“ Sie zuckte die Schultern. „Ihr selbst scheint Euch diesen Kampf nicht zuzutrauen und ich würde es, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, tun. Also bin ich wohl die beste Möglichkeit, die Ihr jetzt noch habt.“

Die beste und die einzige. Was für eine großartige Chance die Frau gerade bekommen hatte, würde sie spätestens beim Ordal dann auch selbst feststellen. Sie hätte niemand Besseren als Azuka finden können.

Doch die Frau zögerte noch immer.

Sie hoffte wohl darauf, dass sich doch noch einer der Söldner erbarmen würde. Aber das würde nicht passieren.

Und das realisierte sie schließlich auch.

„Nun gut“, akzeptierte sie, dass sie auf Azuka vertrauen musste. „Der Kampf soll morgen Früh hinter Verdes Feld stattfinden. In der Stunde nach Sonnenaufgang.“

Kein Problem, doch wer war Verde? Und wo lag sein Feld?! Das hier war ein kleines Dorf, ihnen musste doch wohl aufgefallen sein, dass sie Azuka hier noch nie gesehen hatten!