Die Farbe der Eifersucht - SteVe Katgeli - E-Book

Die Farbe der Eifersucht E-Book

SteVe Katgeli

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Beschreibung

Das Leben des jungen Aschaffenburger Künstlers Robin könnte nicht besser laufen: Der attraktive und erfolgreiche Maler lässt sich exklusiv von seinen Sponsoren unterstützen, zu denen er auch private Beziehungen pflegt. Auf einer eigens für ihn ausgerichteten Vernissage lernt er die aufregende Wanda kennen. Sie kauft nicht nur sein neues Meisterwerk („Das gelbe Tuch“), die betörende Frau verbringt mit Robin auch die Nacht – und wird am nächsten Morgen ermordet aufgefunden. Ihr wurde ein Messer ins Herz gestoßen und um das linke Handgelenk ein gelbes Tuch gebunden. Wandas Sohn, der junge Kriminalbeamte Julian Lichter, nimmt sich der Aufklärung am Mord an seiner Mutter an. Ist Robin in Wahrheit ein kaltblütiger Killer? Weitere Morde geschehen, und alle gleichen dem von Wanda. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem die Polizei auf der Jagd nach dem Mörder über Weibersbrunn, Miltenberg, Stockstadt und Alzenau geführt wird. Julian will den Täter unter allen Umständen zur Strecke zu bringen - koste es, was es wolle.

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Jetzt ist Schluss!
Die Vernissage
Ein unmoralisches Angebot
Der Anruf
Unter Mordverdacht
Spiel es noch einmal, Robin
Jetzt ist sie fort
Vergangenheitsbewältigung
Haben Sie eine Frage an die Geister?
Was auch immer notwendig ist
Ich möchte dich nicht zu Grabe tragen müssen
Ein grausiger Fund
Zwickmühle
Ein böser Streit
Ich bin unschuldig
Das könnte gefährlich werden
Die Festnahme
Das Schicksal der Sabine G.
Der Kreis schließt sich
Die letzte Runde
Danksagung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über das Buch:

Das Leben des jungen Aschaffenburger Künstlers Robin könnte nicht besser laufen: Der attraktive und erfolgreiche Maler lässt sich exklusiv von seinen Sponsoren unterstützen, zu denen er auch private Beziehungen pflegt. Auf einer eigens für ihn ausgerichteten Vernissage lernt er die aufregende Wanda kennen. Sie kauft nicht nur sein neues Meisterwerk („Das gelbe Tuch“), die betörende Frau verbringt mit Robin auch die Nacht – und wird am nächsten Morgen ermordet aufgefunden. Ihr wurde ein Messer ins Herz gestoßen und um das linke Handgelenk ein gelbes Tuch gebunden. Wandas Sohn, der junge Kriminalbeamte Julian Lichter, nimmt sich der Aufklärung am Mord an seiner Mutter an.

 

Ist Robin in Wahrheit ein kaltblütiger Killer? Weitere Morde geschehen, und alle gleichen dem von Wanda. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem die Polizei auf der Jagd nach dem Mörder über Weibersbrunn, Miltenberg, Stockstadt und Alzenau geführt wird. Julian will den Täter unter allen Umständen zur Strecke zu bringen - koste es, was es wolle.

 

 

Der Autor:

SteVe steht als Pseudonym für die Eheleute Stefan und Verena Katgeli. Verena ist Jahrgang 1981 und die Ideengeberin zum ersten Buch von SteVe Katgeli, welches dann als gemeinschaftliches Projekt entstand. Stefan, Jahrgang 1974, Autor und Verlagsgründer, veröffentliche im Juli 2020 seinen Debütroman "Endzeit-Träume". Gemeinsam schreiben sie Geschichten und betreiben den Verlag.

 

 

 

 

Die Farbe der Eifersucht

 

Ein Spessartkrimi

 

von

 

SteVe Katgeli

 

 

 

 

Tuschel-Verlag, Stockstadt

 

 

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.tuschel-verlag.de

 

Taschenbuchausgabe

1. Auflage, Februar 2023

 

Alle Rechte vorbehalten

 

© 2023 Tuschel-Verlag, Stefan Katgeli, Wallstadter Str. 14a, 63811 Stockstadt am Main

 

Umschlag, Illustration: König-Design | Marcus König, Forsthausstraße 12, 36304 Alsfeld | www.koenig-design.com

 

Herkunft der Bildvorlage: © Stefan Katgeli

 

Motiv: Pompejanum, Schlossgarten Aschaffenburg

 

Umschlaggestaltung und Buchsatz: Tuschel-Verlag

 

Lektorat: Svenja Fieting | Lektorat, Korrektorat, Texte, Harburger Chaussee 73h, 20539 Hamburg | www.lektorat-fieting.de

 

 

Printed in EU

 

ISBN

Paperback 978-3-9823498-7-9

e-Book 978-3-9823498-8-6

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

 

 

 

 

 

Jetzt ist Schluss!

 

Die unterfränkische Stadt Aschaffenburg pulsierte unter einer Glocke aufgestauter Wärme. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Firmament. Passanten, überwiegend mit Sonnenbrillen, Hüten oder Kappen zum Schutz gegen das gleißende Sonnenlicht ausgestattet, eilten durch die Gassen, um der sengenden Augusthitze zu entfliehen. In einem Eiscafé am Fuße der Würzburger Straße saß ein Pärchen allein an einem der aufgestellten Tische unter einer Marquise.

„Ach, komm, bitte nicht schon wieder!“ Robin rollte genervt mit den Augen und fuhr sich mit einer Hand durch seine Lockenmähne. Der junge Mann blähte angewidert die Backen auf und blies die Luft durch die geschlossenen Lippen aus, die dabei vibrierten. Er legte den Kopf in den Nacken, die Arme ließ er an den Seiten hinunterbaumeln. An seinem linken Handgelenk trug er seinen Glücksbringer: ein gelbes Acryltuch, das er mit einer Schleife festgebunden hatte. Am rechten Arm drohte eine goldene Kette den Halt zu verlieren. Die Verachtung galt seiner Tischnachbarin Sabine Goldmann. Die zierliche Gestalt hielt ein Tempotaschentuch in der Hand und trocknete sich die verquollenen Augen. Ihre Stimme zitterte.

„Dirk, bitte!“, schluchzte sie.

„Nenn mich nicht so!“, brauste er auf. Der Klang des Geburtsnamens erzürnte den sportlichen Endzwanziger. „Niemand nennt Carlo Pedersoli bei seinem bürgerlichen Namen.“

„Wer?“

„Eben!“ Robin schnaufte. Er hatte sich geschworen Ruhe zu bewahren und das Gespräch mit Sabine auf sachliche Art und Weise über die Bühne zu bringen. Und jetzt packte sie wieder ihre Emotionen aus. Ihr theaterreifes Gehabe trieb ihn zur Weißglut. Er atmete tief durch, schloss für einige Sekunden die Augen und setzte anschließend ein sanftes Lächeln auf. „Warum musst du immer so eine Nummer abziehen, meine Liebe? Ich fand zu Beginn unserer Beziehung deine divenhaften Allüren noch recht unterhaltsam. Doch du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr du mich damit nervst. Ich brauche Abstand und Ruhe von dir. Das ist mir in den letzten Tagen ganz klar geworden. Und ich denke, es ist das Beste für uns beide, wenn wir unsere Zusammenarbeit beenden.“

Sabine riss die Augen auf. „Bitte nicht! Seitdem ich dich kenne, hat mein Leben endlich wieder einen Sinn, verstehst du das nicht? Du gibst mir den Halt, den ich nach all diesen schweren Schicksalsjahren so dringend brauche. Die vergangenen acht Monate waren großartig. Wir sind ein tolles Team. Du brauchst mich, und ich brauche dich. Ich muss mich doch um dich kümmern. Das weißt du doch, mein Junge.“

„Wir sind kein Team!“ Robin schlug erbost mit der flachen Hand auf den Tisch. Aus dem Augenwinkel konnte er erahnen, dass ein Gast am Nachbartisch seine Zeitung zusammenfaltete und mit strengem Blick seinen Augenkontakt suchte. Doch Robin ignorierte dies. „Du brauchst gar nicht versuchen, mich mit deiner Mitleidsmasche einzufangen. Nicht wieder die gleiche Leier. Das ist so erbärmlich. Du hast mir das jetzt schon mindestens tausendmal gesagt. Ich finde das einfach nur krank, verstehst du? Wie kannst du mich mit deinem verstorbenen Sohn vergleichen? Welche Mutter hätte denn bitte Sex mit ihrem eigenen Kind?“ Vom Ekel getrieben überrollte eine Gänsehaut seinen gesamten Körper. Er schüttelte sich kurz, so als ob er versuchte, diesen Gedanken aus seinem Geist zu verbannen. „Du bist einfach nur krank, meine Liebe. Welcher Therapeut hat dich denn bitte als geheilt entlassen?“

Sabine blickte zu Boden. Sie wischte sich mit dem Handrücken eine aufblitzende Träne aus dem Augenwinkel und war sichtlich bemüht, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. „Du benimmst dich wie ein trotziges Kind, mein Lieber. Warum bist du so gezielt darauf aus, mich zu verletzen? Ich weiß doch, dass du mich brauchst.“

Sanftmütig grinsend antwortete er: „Das Einzige, das ich von dir brauchte, waren deine vollen, roten Lippen, die meinen kleinen Robin sanft umschlossen und liebevoll massierten, wenn ich an der Staffelei stand und die kreativen Säfte fließen ließ, verstehst du?“ Erregt biss er sich auf die Unterlippe und fuhr sich erneut durch das dichte, braune Haar. Dann räusperte er sich. „Und natürlich dein Geld, mit dem du mich unterstützt hast.“

Sabine lugte ihn durch ihre tränendurchtränkten Augen selig an und flüsterte aufgeregt. „Alles, was du brauchst, Geliebter. Ich fühle mich erhaben, zu wissen, dass du durch meinen unmittelbaren Einfluss so viele Kunstwerke erschaffen hast.“

Lüstern beäugte er Sabine, die ihn mit einem frivolen Grinsen bedachte. „Das neue Gemälde ist ein echtes Meisterwerk. Ich spüre es. ‚Das gelbe Tuch‘ wird der große Durchbruch. Ich kann es ganz deutlich sehen.“

Die schlanke Frau setzte sich in ihrem Stuhl auf und rückte ihren Sonnenhut zurecht, unter dem sie ihren wasserstoffblonden Kurzhaarschnitt verbarg. Der tiefe V-Ausschnitt ihres roten Sommerkleids ließ keinen Zweifel daran, warum sie jenes Kleidungsstück für ihr Treffen mit Robin ausgewählt hatte.

„Findest du nicht, dass du ohne meinen Einfluss dieses Werk gar nicht hättest erschaffen können? Ich bin deine Inspiration.“

„Das ist lächerlich, Sabine. Ich habe gut und viel gemalt, bevor wir uns kennenlernten. Ich habe einige Förderpreise gewonnen, das weißt du. Es ist Unsinn, meine Kreativität auf deinen Einfluss auf mich zu projizieren.“ Er hielt kurz inne und parkte seinen Blick auf ihrer Oberweite. Leicht erregt schnaufte er.

„Lass uns doch drinnen zusammen auf die Toilette gehen“, hauchte sie. „Oder noch besser: Wir huschen schnell hinüber in deine Wohnung in der Sandgasse. Da sind wir ungestört und ich kann dich verwöhnen, sooft du willst. Ich sehe dir an, dass du wieder meinen Körper spüren möchtest. Ich gebe dir, was du dringend brauchst. Du bist doch bestimmt schon ganz ausgehungert. Wir hatten seit drei Tagen keinen Sex mehr.“

„Nein!“ Robin legte seinen ausgestreckten Zeigefinger auf seine Lippen, fixierte sie mit starrem Blick und schüttelte den Kopf. „Sprich nicht weiter. Ich brauche und will deinen Körper nicht mehr. Ich habe da jemand anderen.“ Seine Kehle produzierte ein grunzendes Gelächter. „Sogar viele andere, verstehst du? Ich bin nicht länger auf dich angewiesen. Sex kann ich haben, so viel ich will. Und die neuen Geldquellen werden mich dorthin bringen, wo ich hingehöre. In die oberste Riege der abstrakten Malerei. Als der weltweit bekannteste lebende Künstler!“ Seine Hände zitterten, während seine Augen im Angesicht seiner Vision wässrig geworden waren.

Sabine funkelte ihn an. „Was soll die Nummer, Robin? Du weißt, dass du ohne mich ein Nichts bist. Ich verspreche dir, wenn du mich fortschickst, ist deine Karriere vorbei, bevor sie begonnen hat!“

„Versuchst du, mir Angst zu machen, oder was?“, fragte er mit sarkastischem Unterton und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er schlürfte an seinem Milchkaffee. Nach einigen Sekunden Bedenkzeit konterte er: „Wie armselig. Und genau das bist du eben. Du glaubst, mit deinem Geld lässt du mich als Marionette an den Bindfäden der Macht zappeln. Weißt du was? Die Bindfäden schneide ich hier und jetzt durch! Ein für alle Mal: Es ist Schluss, Sabine. Du kotzt mich an. Ich verbanne dich aus meiner Arbeit, aus meinem Leben. Deine Kohle kannst du behalten.“

Dann sprang er auf und stieß dabei seinen Stuhl um. Entschlossen kehrte er seiner Gesprächspartnerin den Rücken und stapfte fünf Schritte Richtung Ausgang. „Ach, übrigens.“ Robin blieb stehen und drehte sich noch einmal zu seiner einstigen Muse um. Mit fester Miene fixierte er ihre Augen und sprach mit entschiedener Stimme: „Wage es bloß nicht, auf meiner Vernissage morgen Abend aufzutauchen. Hast du mich verstanden? Falls du dort aufkreuzt, lasse ich dich wie einen räudigen Köter von der Security auf die Straße werfen!“ Seine Aussage untermauerte er mit hochgezogener Augenbraue und einem Kopfnicken. Sabines offen stehender Mund und ihre weit aufgerissenen Augen betrachtete er als Zustimmung. „Dann ist ja alles klar!“

Ohne ihr die Möglichkeit einer Antwort zu geben, verließ er das Eiscafé, überquerte den Zebrastreifen, hechtete die Treppenstufen zum historischen Park Schöntal hinauf und verschwand, aus dem Blickfeld von Sabine, in der Grünanlage.

 

Die Vernissage

 

Das Foyer Kirchner Saal im ersten Stock der Stadthalle am Schloss Aschaffenburg war festlich bunt geschmückt. Der „Neue Kunstverein e. V.“ der Stadt hatte zu Robins Ehren ein opulentes Bankett aufgefahren. Ein Buffet mit feinsten kalten und warmen Speisen wartete auf die Eröffnung der Veranstaltung. Einige Dutzend Kunstinteressierte spazierten durch die Reihen der von Robin insgesamt 20-gemalten und ausgestellten Gemälde. Er trug seinen Lieblingsanzug im Casual-Chic-Style, in einem hellgrauen Pastellton gehalten, und begutachtete seine Reflexion in der großen Fensterfront. Zufrieden prostete er sich zu und leerte beschwingt den Inhalt seines Sektglases. Siegessicher grinste er über das ganze Gesicht. Ein wohliger Schauer fuhr im durch die Glieder. Dies war sein großer Abend. Heute würden die Weichen in Richtung Zukunft gestellt werden, da gab es für ihn keinen Zweifel.

Die glutrote Abendsonne tauchte den Raum in ein malerisches Ambiente. Robin hatte die Eröffnungsrede des Oberbürgermeisters mit den Worten: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, werte Kunstliebhaber, liebe Gäste! Wir haben uns heute hier versammelt, um einen jungen und aufstrebenden Künstler zu feiern. Er verleiht der Kunstszene unserer wunderschönen Stadt einen neuen Glanz. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren noch viel von ihm zu hören und zu sehen bekommen werden. Ich möchte nicht zu viele Worte verlieren und darf an den ersten Vorsitzenden des neuen Kunstvereins Aschaffenburg e. V. übergeben, der uns den Künstler etwas genauer vorstellen wird“, wohlwollend über sich ergehen lassen. Er war bester Laune und sehnte die offizielle Eröffnung der Veranstaltung herbei.

„Vielen Dank, Herr Oberbürgermeister. Liebe Kunstliebhaber“, begann der Erste Vorsitzende seine Rede. „Auch ich darf Sie auf das Herzlichste zur heutigen Ausstellung begrüßen. Es ist mir eine große Ehre, Ihnen Dirk Michael Koslowski näher vorzustellen.“

Angeekelt wandte Robin sich ab. Verdammt nochmal, wer hat dir erlaubt, diesen Namen auszusprechen!?, dachte er. Er hasste den Klang dieser drei Worte, ähnlich wie das Kreischen von Fingernägeln, die über eine Schiefertafel glitten. Er trottete zum Buffet hinüber, stellte sein leeres Glas ab, bewaffnete sich mit zwei frischen Sektgläsern und schüttete den Inhalt nacheinander seine Kehle hinunter. Ungeduldig schaute er zum Fenster auf den Schlossplatz hinaus und versuchte, sich abzulenken. Im Vorfeld der Vernissage hatte er den Pressevertretern von Funk und Fernsehen sowie einem lokalen Radiosender bereits brav Rede und Antwort gestanden und penibel darauf geachtet, dass in keinem der Gespräche sein Geburtsname erwähnt wurde.

Ein tosender Applaus riss ihn aus seiner Gedankenwelt. „Damit ist das Buffet eröffnet“, vernahm er die Worte des Ersten Vorsitzenden.

„Na endlich!“ Er atmete erleichtert aus und drehte sich herum. Sein Blick fiel auf eine unbekannte, üppige Frau mit blondgewellten, schulterlangen Haaren. Sie trug ein marineblaues Businesskostüm bestehend aus einem knielangen Bleistiftrock mit dazugehörigem Blazer über einer weißen Bluse. Sie stand mit verschränkten Armen vor der Staffelei, auf der ‚Das gelbe Tuch‘ aufgestellt war und schien das Gemälde ausgiebig zu studieren. Robin verschlug es den Atem. Dies war das aufregendste weibliche Wesen, das ihm jemals begegnet war. Wer mochte die Fremde sein? Ob ihre Oberweite echt ist oder ob sie dort Geldscheine hineingestopft hat?, dachte er. Seine Fantasie lief auf Hochtouren.

Die aufregende Unbekannte winkte den Galeristen herbei und wechselte einige Worte mit ihm. Der ältere Herr mit Haarkranz und Hornbrille nickte hastig, griff in seine Brusttasche, zückte ein präpariertes, sternförmiges Post-it in roter Farbe und klebte dieses behutsam auf den rechten Rand des Rahmens.

„Verkauft.“

Tonlos las Robin das in Großbuchstaben prangende Wort an seinem Gemälde. Was war gerade geschehen? In seinen kühnsten Fantasien hatte er sich nicht vorzustellen getraut, für sein Meisterwerk aus dem Stand einen Käufer zu finden. Und einen so Attraktiven noch dazu. Er musste diese Dame unbedingt kennenlernen, jetzt sofort.

„Halt, warten Sie!“, rief aus der Ferne eine aufgebrachte Frauenstimme.

„Ach, du Scheiße!“, flüsterte Robin entgeistert. Dieses schrille Organ war unverkennbar. Am Ende des Treppenaufgangs stöckelte eine schlanke Frau mit wasserstoffblondem Kurzhaarschnitt die Stufen hinauf und drehte hektisch ihren Kopf. Ein Mitarbeiter der engagierten Sicherheitsfirma, an dem sie sich vorbeimanövriert haben musste, hechtete hinter ihr her.

„Was habe ich dir gestern gesagt? Kannst du dich noch daran erinnern?“ Gezielt stellte sich Robin dem Eindringling in den Weg. Das Gemurmel der Gäste verstummte schlagartig.

„Robin, bitte. Hör mir doch zu“, versuchte Sabine sich zu verteidigen.

„Halt die Klappe! Halt einfach die Schnauze, verstehst du?“ Er gab sich keine Mühe leise zu sprechen. „Ich habe dir gesagt, es ist aus. Halt dich gefälligst raus aus meinem Leben. Was ist daran so schwer zu verstehen? Aber du kannst oder willst nicht zuhören.“ Angewidert schüttelte er den Kopf. „Und deshalb bist du heute Abend hier aufgetaucht, nicht wahr? Ich habe dir gesagt, was dann passiert!“

„Robin, wenn ich bitte auch mal etwas sagen dürfte?“

„Es gibt nichts, dass du mir noch sagen kannst!“, konterte er kalt und hob mahnend den Zeigefinger. „Schwirr ab! Du hattest deinen großen Auftritt. Jetzt haben dich alle gesehen. Mach einen Abgang und verschwinde aus meinem Leben. Du bist einfach nur widerlich.“

Sabine schloss die Augen, senkte den Blick und nickte. „Ich werde heute Abend noch nach Berlin fahren“, murmelte sie. „Selbstverständlich respektiere ich deinen Wunsch mich von dir fernzuhalten. Das Einzige, das mir am Herzen liegt, ist dein Wohlergehen. Daher werde ich in meine alte Heimat zurückkehren. Das wollte ich dir nur persönlich mitteilen.“

„Und du musstest unbedingt in diese Veranstaltung platzen, wie?“ Robin schnaufte. „Eine Sprach- oder Textnachricht hätte da für dich nicht seinen Zweck erfüllt, richtig? Du heuchlerische Schlange. Zum allerletzten Mal: Verschwinde aus meinem Leben. Ich will dich nie wiedersehen!“ Robin verdrehte die Augen, atmete tief durch und bedeutete dem Sicherheitsbeamten, die Unruhestifterin vor die Tür zu begleiten.

„Leb wohl, mein Liebling.“ Sabine hauchte Robin einen Handkuss zu. Sie setzte sich nicht zur Wehr, als der Mitarbeiter der Sicherheit sie am Arm griff, die Treppe hinunterführte und anschließend hinausbegleitete.

Robin verharrte, bis die beiden aus seiner Sicht- und Hörweite verschwunden waren. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Dieses aufgesetzte Theater, dachte er. Das war einfach typisch für Sabine. Er hätte einen Zwischenfall dieser Art vorausahnen müssen. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte sich diese Frau stets in den Vordergrund gespielt. Wie eine Helikoptermutter hatte sie sich an seine Seite gedrängt. Nur, dass diese Person nicht seine Mutter war. „Die Schnepfe braucht dringend Hilfe“, flüsterte er. Robin wandte sich erneut dem Buffet zu und versuchte, mit zwei weiteren Gläsern Sekt das eben erfahrene Intermezzo zu ertränken. Mit dem dritten Glas in der Hand verzog er sich schließlich in eine freie Ecke, lehnte sich gegen die Wand und schloss seine Augen. Wie peinlich war nur diese Szene eben gewesen. Was die anderen Gäste denken mussten? Er würde sich nicht wundern, wenn sich dieser blamable Auftritt herumsprechen würde. Und in der Zeitung würde er bestimmt auch darüber lesen müssen. Sabine hatte es tatsächlich zustande gebracht, die Veranstaltung zu sprengen. Diese blöde …

„Guten Abend.“

Eine rauchige, weibliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken hob Robin den Blick. Vor ihm stand die unbekannte Schönheit, die vor wenigen Minuten sein Meisterwerk gekauft hatte.

„Mein Name ist Wanda Lichter“, stellte sich die Dame vor und streckte ihre Hand aus.

Einen kurzen Moment lang schien für Robin die Zeit still zu stehen. Welch eine aufregende Frau, schoss es ihm durch den Kopf. Das Gesicht der Dame wirkte makellos, er konnte keine Grübchen erkennen. Ihre vollen, rot geschminkten Lippen formten einen Halbmond, der ihn anstrahlte. Die stechend blauen Augen der Dame funkelten erwartungsvoll. Robins Atem stockte. Er schluckte, verbeugte sich leicht und schenkte ihr sein charmantestes Lächeln. Grazil ergriff er ihre Fingerspitzen und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Ich bin sprachlos“, murmelte er. „Sie sind das aufregendste Wesen, das ich je gesehen habe. Unsere Wege haben sich bis dato noch nicht gekreuzt, das wüsste ich. Eine solch wunderschöne Frau wie Sie würde ich niemals vergessen.“

„Enchanté“, erwiderte sie lächelnd und neigte den Kopf leicht zur Seite, so als würde sie eine weitere Salve an Komplimenten erwarten.

„Wer sind Sie?“, hauchte Robin kopfschüttelnd.

„Meinen Namen habe ich dir eben verraten, mein Lieber.“ Wanda grinste ihn süffisant an.

„Ich bin perplex“, gab Robin zu. „Sie kaufen mein neues Gemälde, einfach so? Wissen Sie denn, wer ich bin? Kennen Sie überhaupt meine Arbeit?“

„Nein - alles, was ich über dich weiß, habe ich in der Zeitung gelesen“, winkte sie lächelnd ab. „Dieses Gemälde ist der Superlativ. Doch ich habe das Bild nur gekauft, weil ich auch ein gelbes Tuch trage.“ Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihre Brusttasche und grinste über beide Wangen. „Aber im Ernst. Deine Arbeit ist außergewöhnlich. Dies ist mir im Augenblick allerdings nicht wichtig. Ich verfolge ein anderes Ziel.“ Wanda schenkte ihm ein laszives Lächeln, drängte ihn sanft gegen die Wand und näherte sich ihm, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Sie hob ihr Knie und tippte damit behutsam seinen Schritt. „Ich möchte herausfinden, wie gut du mit deinem Pinsel umgehen kannst“, flüsterte sie in sein Ohr.

Erregt stöhnte Robin leise auf. Der Duft ihres lieblichen Parfums umgarnte seinen Geruchssinn. Sanft spielte Wanda mit Lippen und Zunge an seinem Ohrläppchen. Er spürte, dass sich sein kleiner Robin versteifte. Während seine linke Hand auf ihrer Hüfte verweilte und er mit der rechten behutsam ihre Pobacke knetete, schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Im Geiste lieferten sich seine Lüsternheit und seine Gier ein Tauziehen. Wie viel Geld Wanda wohl besaß? Welche Position mochte sie beim Sex bevorzugen? Ob sie seine Inspiration zu stimulieren vermochte? Konnte sie die Geldquelle sein, die ihm weltweite Berühmtheit bescherte?

„Offensichtlich habe ich deine Neugierde erregt.“ Wandas sanfte Stimme riss Robin aus seinen Träumen. Er öffnete seine Lider und blickte in ihre funkelnden Augen. Sie nickte grinsend in Richtung seiner ausgebeulten Hose. „Vielleicht sollte ich mir das da erst einmal in Ruhe ansehen.“

Robin konnte sich seinerseits ein Grinsen nicht verkneifen und grunzte lüstern. „Verlockend“, raunte er. Ein wohliger Schauer fuhr über seinen Rücken.

Wanda nahm ihn an der Hand. „Lass uns zu mir nach Hause gehen. Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen.“

„Warte.“ Robin hielt inne, kniff für einige Sekunden angestrengt die Augen zu und verharrte, bis das Blut seine Genitalien aus seinem Würgegriff freigegeben hatte. „Du bist eine aufregende Frau. Keine Frage. Doch heute Abend muss ich den Fokus auf meine Karriere legen. Ich kann nicht einfach heimlich, still und leise von hier verschwinden - noch nicht. Ich habe diesem Abend so lange entgegengefiebert, ich muss erst ein paar Hände schütteln und Gespräche führen. Aber es wäre mir eine Ehre, wenn du an meiner Seite bleiben würdest.“

„Das verstehe ich selbstverständlich.“ Wanda lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Erst das Geschäft, dann das Vergnügen.“ Lüstern, aber zärtlich knetete er Wandas Pobacke und biss sich auf die Unterlippe.

„Du gefällst mir, Jungchen.“ Sie schloss ihre Augen. Offenbar schien sie auf seine Berührung zu reagieren.

„Okay“, sagte Robin nach einigen Sekunden des Schweigens. „Lass uns gemeinsam ins Getümmel stürzen. Danach gehöre ich ganz dir.“

 

 

Ein unmoralisches Angebot

 

Die Luft des Schlafzimmers roch nach glühender Leidenschaft und zügellosen Sex. Die seidigen Laken des 2 x 2 Meter großen Kingsize Bettes waren zerwühlt, die Kissen zu Boden gefallen. Die Kleidung war im Zuge der Ekstase der liebeshungrigen Sexpartner wild und achtlos durch den Raum geflogen und lag über den Boden zerstreut. Wanda verharrte in der Mitte der Schlafstätte regungslos auf Robins Becken. Beide atmeten schwer. Zitternd stütze sie sich mit ihren Handflächen auf der Matratze ab. Sein lautes Aufstöhnen hatte ihr verraten, dass ihre zuletzt ausgeführten und rhythmischen Bewegungen das angestrebte Ziel erreicht hatten.

Robin hielt seine Augen geschlossen und streckte beide Arme von sich. „Danke schön“, flüsterte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Ich danke dir“, hauchte sie und drückte ihm zärtlich einen Kuss auf die Lippen. Behutsam löste sie sich von ihm, rollte zur Seite ab und schmiegte sich in seinen Arm.

---ENDE DER LESEPROBE---