Die Frösche - Aristophanes - E-Book

Die Frösche E-Book

- Aristophanes

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Beschreibung

In dieser griechischen Komödie macht sich Dionysos, der Gott des Weins, auf den Weg in die Unterwelt, um Euripides, den großen klassischen Dramatiker, wieder in die Oberwelt zurückzuholen. In der Unterwelt muss Dionysos als Schiedsrichter bei einem Wettbewerb zwischen Euripides und dem anderen großen Dichter der Antike, Aischylos, fungieren. Nur einer der beiden wird nach diesem Wettbewerb die Erlaubnis erhalten, ins Diesseits zurückzukehren. -

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Aristophanes

Die Frösche

 

Saga

Die Frösche

 

Titel der Originalausgabe: Bátrachoi

 

Originalsprache: Altgriechisch

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © -405, 2021 Aristophanes und SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728214251

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Erste Szene

Dionysos, Xanthias, zu Esel. Später Herakles, Charon

Xanthias: Herr, fang' ich wohl mit Spaßen, von der Sorte

Der ordinären, stetsbelachten, an?

Dionysos: Meinthalb, soviel du willst, nur kein: »Das drückt!«

Das laß mir weg; ich hab's zum Ekel satt.

Xanthias: Doch sonst was Schnurriges?

Dionysos: Nur nicht: »Mein Rücken!«

Xanthias: 'nen Kapitalspaß also?

Dionysos: Ja, zum Henker,

Nur herzhaft los! – Doch hör, kein Wort –

Xanthias: Wovon?

Dionysos: Dich kackre und du woll'st dir's leichter machen!

Xanthias: Doch das: »Wenn ich mich länger mit dem Pack

Noch schleppen muß – so knarrt die Hintertür?«

Dionysos: Ums Himmels willen, nein, mir würde übel!

Xanthias: Warum denn muß ich die Bagage tragen,

Wenn mir verboten ist, was Phrynichos

Und Lykis und Ameipsias immer treibt,

Sooft bepackt im Stück ein Träger kommt?

Dionysos: Nein, laß du das! Denn spielt man im Theater

Mir solche Handwerkskniffe vor, da komm'

Ich älter um ein volles Jahr nach Haus.

Xanthias: O du mein armer, unglücksel'ger Hals,

So schwer gedrückt, und sollst den Spaß verschlucken!

Dionysos: Und dann, wie hast du's? Üppig und bequem!

Ich Dionysos, Humpens Sohn, ich geh'

Zu Fuß und lauf mich müd und lass' dich reiten,

Nur daß du nicht so schwer zu tragen hast!

Xanthias: So? Trag' ich nicht?

Dionysos: Du trägst? Du reitest ja!

Xanthias: Ich trage, sieh!

Dionysos: Wieso?

Xanthias: Entsetzlich schwer!

Dionysos: Was du da trägst, das trägt der Esel ja.

Xanthias: Der Esel? Was ich selbst belastet trage?

Dionysos: Wie kannst du tragen, wenn dich einer trägt?

Xanthiassich kratzend:

Das weiß ich nicht, doch beißt mich meine Schulter.

Dionysos: Nun gut, wenn dir der Esel doch nichts nützt,

So huck ihn auf und trag ihn auch einmal!

Xanthias: Daß Gott erbarm! Hätt' ich nur mitgefochten

Zur See! Ich wollte schon dich Mores lehren!

Dionysos: Steig ab, Halunke! Denn da bin ich ja

Schon an der Haustür, wo ich allererst

Vorsprechen muß. Heftig pochend

He, Junge, Jüngelchen!

Xanthias mit seinem Pack steigt vom Esel; Esel ab; Herakles erscheint unter der Tür

Herakles: Wer hat geklopft, wer ist wie ein Kentaur

Ans Tor geprallt? Sag an, was soll das sein?

Dionysosleise:

Mein Junge!

Xanthias: He?

Dionysos: Hast du bemerkt?

Xanthias: Bemerkt?

Dionysos: Wie der in Angst war?

Xanthias: Ja – du möchtest toll sein!

Herakles: Bei Gott, das Lachen halt' ich länger nicht;

Wie ich die Lippen beiß', es platzt heraus!

Dionysos: Mein Bester, komm, ich muß dich etwas bitten.

Herakles: Ich halt's nicht aus, ich berste noch vor Lachen!

Das Safrankleid, die Löwenhaut darüber,

Kothurn und Keule – paßt zusammen, prächtig!

Wo warst du?

Dionysos: Ich bestieg den Kleisthenes!

Herakles: So? Warst du bei der Seeschlacht?

Dionysos: Ja, wir bohrten

Ein Dutzend Schiff' und drüber in den Grund.

Herakles: Ihr zwei?

Dionysos: Beim Phoibos!

Herakles: Und – »da wacht' ich auf!«

Dionysos: Und wie zu Schiff ich die ›Andromeda‹

So für mich las, da klopfte plötzlich mir

Das Herz in großer Sehnsucht, denk dir nur!

Herakles: Wie groß war sie?

Dionysos: Hem, so von Molons Größe!

Herakles: Ein Weib war dein Gelüst?

Dionysosschüttelt verneinend den Kopf

Herakles: Ein Knab'?

Dionysos: O nein!

Herakles: Ein Mann?

Dionysos: Pfui, pfui!

Herakles: Du triebst's mit Kleisthenes?

Dionysos: Hör, Bruder, keinen Spaß! – 's ist schlimm genug,

»Daß solche Sehnsucht mir am Herzen frißt«.

Herakles: Wonach, mein Brüderchen?

Dionysos: Ich kann's nicht sagen,

Nur durch ein Gleichnis mach' ich's klar. Bekamst

Du nie auf einmal Lust nach Bohnenbrei?

Herakles: Potz, Bohnenbrei! Schon hunderttausendmal!

Dionysos: Verstehst du? Oder »muß ich drehn mein Wort?«

Herakles: Brei, sagst du? Oh, das kenn' ich aus dem Grund!

Dionysos: Mit solcher Sehnsucht schnapp' ich jetzo nach

Euripides.

Herakles: Nach ihm? Der ist ja tot!

Dionysos: Ich muß zu ihm, das redet mir kein Mensch

Auf Erden aus!

Herakles: Hinunter in den Hades?

Dionysos: Beim Zeus, und wenn es sein muß, auch noch tiefer!

Herakles: Was suchst du drunten?

Dionysos: Einen guten Dichter;

»Tot sind die Besten; die da leben, schlecht!«

Herakles: Wie, lebt nicht Iophon?

Dionysos: Der ist allein

Was Tücht'ges noch, will's Gott, auch auf die Dauer.

Denn seiner auch bin ich noch nicht gewiß.

Herakles: So hole doch, wenn's sein muß, Sophokles,

Der ist doch größer als Euripides!

Dionysos: Nein, prüfen muß ich Iophons Metall,

Wie er allein klingt, ohne Sophokles.

Auch würd' Euripides, der Erzschelm, schon

Den Weg erspäh'n, mit mir davonzurennen.

Doch Sophokles ist hier, ist dort zufrieden.

Herakles: Wo ist denn Agathon?

Dionysos: Der lief mir fort: –

O ein Agath ist der, von hohem Wert!

Herakles: Weh! – Und wohin?

Dionysos: Zum Schmaus der Seligen.

Herakles: Xenokles aber?

Dionysos: Hol' der Henker den!

Herakles: Pythangelos?

Xanthiashalblaut für sich: Von mir ist nicht die Red',

Mit meiner armen, wund geriebnen Schulter!

Herakles: Ihr habt ja dort noch andre Bürschchen, nicht?

Die euch Tragödien machen, tausendweis,

Und Meilen breiter als Euripides!

Dionysos: 'ne saubre Stoppelernte! Schnatterenten!

»Ein Musenhain von Schwalben«, lauter Stümper,

Die weg sind, bringen sie mal einen Chor

Zusammen, die Tragödie zu bepissen;

Doch einen zeugungsfähigen Dichter suchst

Du jetzt umsonst, der was Gescheites schaffte.

Herakles: Wie, zeugungsfähig?

Dionysos: Einen, der noch keck

Sich nebenher zu solcher Sprach' erhebt:

»O Äther, Zeus' Behausung! – Fuß der Zeit!« –

»Das Herz, dem Schwur beim Heiligsten sich sträubend!« –

»Der Zunge Meineid, den das Herz nicht kennt!«

Herakles: Gefällt dir das?

Dionysos: Gefallen? Mich entzückt's!

Herakles: Schnurrpfeiferei'n, das mußt du doch gestehn!

Dionysos: »Herberg' in meinem Geist nicht«: – geh nach Haus!

Herakles: Nein, nein, das ist erbärmlich fad!

Dionysos: Du lehrst

Mich essen?

Xanthias: Und von mir ist nicht die Red'!

Dionysos: Indes, warum ich also kostümiert,

Dein Ebenbild, hierher kam: – sag mir deine

Bekannten, für den Notfall, bitt' ich, die

Du dort gesprochen, als den Kerberos

Du einst geholt, auch Häfen, Bäckerladen,

Lustgärten und Bordelle, Städte, Brunnen,

Gasthäuser, Nachtquartiere, wo der Wanzen

Nicht allzuviel –

Xanthias: Von mir ist nicht die Red'!

Herakles: Du armer Schelm willst auch hinab dich wagen?

Dionysos: Nichts mehr dawider! Nenne mir den Weg,

Der uns am schnellsten in den Hades führt;

Doch hätt' ich nicht gern heiß noch allzu kalt.

Herakles: Nun, welchen nenn' ich dir zuerst? Laß sehn!

Der eine, über Strick und Leiter, – wenn

Du dich erhängst.

Dionysos: Oh, der ist zum Ersticken!

Herakles: Ein Pfad sodann, nicht lang und wohlgestampft,

Der durch den Mörser.

Dionysos: Schierling meinst du?

Herakles: Ja!

Dionysos: Der ist mir doch zu kalt und winterlich:

Da werden einem starr wie Eis die Schenkel.

Herakles: Soll's einer sein, der rasch bergunter führt?

Dionysos: Nun ja, ich bin nicht eben gut zu Fuß.

Herakles: Zum Kerameikos schlendre hin!

Dionysos: Und dann!

Herakles: Steig auf den hohen Turm!

Dionysos: Was mach' ich dort?

Herakles: Gib Achtung, wenn der Fackellauf beginnt;

Und schreit das Publikum dann: ›Marsch!‹ – sofort

Auch Marsch mit dir!

Dionysos: Wohin?

Herakles: Den Turm hinab!

Dionysos: Das bräch' ein Hirn, auch dreifach eingewickelt!

Den Weg probier' ich nicht!

Herakles: Nun, welchen denn?

Dionysos: Den du gemacht.

Herakles: Das ist 'ne weite Fahrt!

Da kommst du gleich zu einem großen See,

Entsetzlich tief.

Dionysos: Wie komm' ich über den?

Herakles bildet mit den Fingern die Form einer Nußschale

Herakles: In einem winz'gen Kahne setzt dich über

Der alte Fährmann für zwei Obolen!

Dionysos: Der Tausend auch, zwei Obolen!

Was die doch überall gewaltig ziehn!

Wie kamen sie denn dorthin?

Herakles: Nun, durch Theseus!