Die Gedichte von Sommer und Tod - Blass, Ernst - kostenlos E-Book

Die Gedichte von Sommer und Tod E-Book

Ernst, Blass

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Project Gutenberg's Die Gedichte von Sommer und Tod, by Ernst BlassThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Die Gedichte von Sommer und TodAuthor: Ernst BlassRelease Date: September 8, 2014 [EBook #46805]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE GEDICHTE VON SOMMER UND TOD ***Produced by Jens Sadowski

ERNST BLASS

DIE GEDICHTE VON SOMMER UND TOD

1918 KURT WOLFF VERLAG / LEIPZIG

BÜCHEREI »DER JÜNGSTE TAG« BAND 46 GEDRUCKT BEI DIETSCH & BRÜCKNER / WEIMAR

COPYRIGHT KURT WOLFF VERLAG / LEIPZIG, 1918

Der Tau fällt auf das Gras, wenn die Nacht am verschwiegensten ist.

Nietzsche.

I EINGANG

Was dir genommen auch ward, o suche nicht über die Erde!

Nimmer findet so deine Sehnsucht das Gut.

Wehre dem Troste nicht, ihn schickt der mächtige Herrscher

Aus dem Himmel herab, beuge dich Seinem Befehl!

Aber wandte sich nicht der göttlichen Mutter Demeter

Grenzenloser Schmerz? Kam nicht die Tochter zurück?

Geht nach dunkler Gewalt des abgestorbenen Jahres

Kore nicht aufs neu jedem Tode hervor?

Fühle, die Nächte des Landes sind von Gestorbenen bewohnet,

Ob auch der menschliche Sinn sich noch ihr Dasein verbirgt,

Ob er auch Hunderte Tage gewaltsamer Wache ertrage,

Schattenhafte bevölkern ringsum die Sommernacht.

Sind die grünen Wälder von bleicherem Schein überflogen,

Ist es Schimmer des Monds, der sie wie immer besucht,

Und vom rauchenden Tod die erlösten und leisen Gestalten

Wandeln entseelt und verkannt nun in Berg und in Tal.

Vorsprünge wissen von ihnen, es weiß von ihnen der Abgrund,

Der in den Tiefen des Walds sich ihren Spielen vereint.

Hohl, ohne Blick und seltsam, so mischt sich ihr Wesen der lieben,

Ihr, der erfüllten Nacht, die sie gastlich umschließt,

Die in heiligem Rauschen verlorene Scharen vollendet

Und, die durch Tod befreit, mächtig doppelt erlöst:

Auch das Leere, das Graun im Ewigen einst zu verwandeln,

Wenn wieder himmlische Sonne brennt im starken Azur.

Todes einziges Wesen ist auf die Männer gesenket,

Die in freudigem Lauf fielen oder verstört,

Die im warmen Empor zum großen Dunkel gestürzet,

Und die, irr und gequält, Tod der Erlösende nahm.

Ach, zog er sie denn nicht in seine milderen Räume,

Wo verblendend kein Licht auf die Leidenden fällt?

Wenn verklingender Tag ein seltenes Schweigen bereitet,

Fühlt das schlagende Herz seine Beruhigung vor.

Aber in Wildnis verstrickt und von Gewalt überfallen,

Trifft der sterbliche Mensch jäh das klaffende Mal,

Da ihn das Leben verläßt, das traute, innig gesellte,

Und in neues Gefühl stürzt er blindlings hinab.

Wolken kreisten ihm noch, noch trug ihn tapferes Wissen,

Doch die endliche Kraft kam zu tödlichem Fall.

Und im lichtlosen Reich, das dauernder Nebel durchwaltet,

Ist er, schwebend und leer, eine fremde Gestalt.

Nun auf dämmriger Höh erheben leise die Klagen

Ihrer Stimme Getön, ihre zarte Gewalt,

Und umschattet von Qual, von unendlichem Weh überwältigt,

Irrt der eigene Klang ins verlassene Tal.